Sengas Geheimnis - Rowena Crane - E-Book

Sengas Geheimnis E-Book

Rowena Crane

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Beschreibung

Robben sind Marikes Leidenschaft. So oft es ihr möglich ist, fährt sie auf die Insel Texel, um dort die Tiere im Seehundebecken zu beobachten und zu fotografieren. Natürlich kennt Marike auch die Legenden der Selkies, der mystischen Wesen, doch daran glauben, dass diese wirklich existieren – nein, das kann sie nicht.
Als sie nach einem dieser Ausflüge zurückkommt, erfährt sie zufällig, dass Joris sie mit seiner neuen und sehr hübschen Mitarbeiterin betrügt. Nach der gelungenen Rache, die sie sich für ihn ausgedacht hat, entschließt sich Marike, ein paar Wochen Urlaub auf der schottischen Insel Mainland zu machen, denn es ist ihr größter Wunsch, endlich Robben in freier Wildbahn beobachten zu können.
Bei ihrer Ankunft verhalten sich ihre Gastgeber ziemlich merkwürdig. Vor allem Senga ist ihr ein Rätsel, denn sie will verhindern, dass Marike die kleine vorgelagerte Insel besucht …

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Rowena Crane

 

 

Sengas Geheimnis

 

 

 

 

 

Roman 

 

 

 

 

 

Impressum

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Sofia Steinbeck nach Motiven, 2024 

Korrektorat: Claudia Müller

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

www.baerenklauexklusiv.de

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Sengas Geheimnis 

Prolog 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 

26 

27 

28 

29 

30 

31 

32 

33 

34 

35 

36 

37 

38 

39 

40 

41 

42 

43 

44 

Epilog 

 

Das Buch

 

 

 

 

Robben sind Marikes Leidenschaft. So oft es ihr möglich ist, fährt sie auf die Insel Texel, um dort die Tiere im Seehundebecken zu beobachten und zu fotografieren. Natürlich kennt Marike auch die Legenden der Selkies, der mystischen Wesen, doch daran glauben, dass diese wirklich existieren – nein, das kann sie nicht.

Als sie nach einem dieser Ausflüge zurückkommt, erfährt sie zufällig, dass Joris sie mit seiner neuen und sehr hübschen Mitarbeiterin betrügt. Nach der gelungenen Rache, die sie sich für ihn ausgedacht hat, entschließt sich Marike, ein paar Wochen Urlaub auf der schottischen Insel Mainland zu machen, denn es ist ihr größter Wunsch, endlich Robben in freier Wildbahn beobachten zu können.

Bei ihrer Ankunft verhalten sich ihre Gastgeber ziemlich merkwürdig. Vor allem Senga ist ihr ein Rätsel, denn sie will verhindern, dass Marike die kleine vorgelagerte Insel besucht …

 

 

***

Sengas Geheimnis

 

Roman

 

 

Prolog

 

Das sagenhafte Volk der Selkies

Die Legenden beschreiben die Selkies als mystische Figuren, die als Robben im Meer leben, aber die Fähigkeit besitzen, ihr Fell abzulegen und dann zeitweise als Mensch zu leben.

In einer gälischen Sage wird erzählt: Als die Engel herabfielen, landeten einige von ihnen im Meer, andere auf dem Land. Die, die auf dem Land ankamen, wurden zu Feen, und die, die ins Meer fielen, wurden zu Seehunden. Schon vor Jahrhunderten erzählte man sich in Irland, Schottland und Norwegen Geschichten von diesem geheimnisvollen Volk.

Marike kennt diese Legenden, doch daran glauben, dass diese mystischen Gestalten wirklich existieren – nein, das kann sie nicht.

Bei ihren Besuchen auf der kleinen Insel erfüllt sich ihr Wunsch, denn eine Robbe taucht dort auf. Marike ist fasziniert von dem Tier, das von Tag zu Tag zutraulicher wird …

 

*

 

Marike und der Mann aus dem Meer

Mit ihren winzigen Füßchen läuft das kleine Mädchen über den warmen und feinen Sand des Strandes. Andere Kinder sind ebenfalls dort. Sie hört deren Lachen hinter sich. Gemeinsam spielen sie Fangen. Zuvor hatten sie kleine Sandburgen gebaut. Die Erwachsenen hatten ihnen dabei zugesehen.

Das Mädchen läuft und läuft …

Plötzlich ist sie allein. Es bleibt stehen, dreht sich langsam im Kreis.

Wo ist sie nur hingeraten?

Alles ist so still. Kein Lachen ist mehr zu hören.

Es will zurück, zurück zu ihrer Mama. Aber wo ist der Weg?

Die Kleine läuft los. Es ist der falsche Weg, doch das weiß sie nicht.

Sie läuft und läuft …

Das Mädchen ist allein, ganz allein.

Es weint und ruft nach seiner Mutter. Niemand antwortet.

Es ist dunkel. Es hat Angst.

Ein kleines Mädchen von drei Jahren in der Dunkelheit …

 

 

1

 

Schweißgebadet wachte Marike auf und stöhnte. Wieder plagte sie dieser Alptraum, wie schon so oft. Und es gab auch noch einen anderen – den fand sie viel zermürbender, denn der quält sie damit, dass sie ins dunkle Meer geht – immer weiter hinein –, und plötzlich verliert sie den Boden unter den Füßen. Sie sinkt immer tiefer und tiefer … und große dunkle unheimliche Schatten sind um sie herum.

Marike raffte sich auf, verließ das Schlafzimmer und ging ins Bad, um sich zu duschen und munter zu werden. Als sie sich angekleidet hatte, brühte sie sich einen starken Kaffee auf und nahm die Tasse mit der dampfenden, fast schwarzen Flüssigkeit mit auf den Balkon.

»Was für eine triste Aussicht«, flüsterte Marike und seufzte, als ihr zweiter Blick auf das Gelände fiel. Der erste hatte ihr einen strahlend blauen Himmel gezeigt. »Was mach ich hier bloß? Das gehört nicht zu mir. Das bin ich nicht«, murmelte sie bedrückt.

Wie so oft in letzter Zeit stand sie auf diesem großen Balkon und schaute auf das vor sich liegende Gelände. Es war noch eine riesige Baustelle. Auf der linken Seite bewegten sich die Kräne. Von den schweren Maschinen drang der Lärm zu ihr hoch. Erst in ein paar Jahren würde es hier einigermaßen wohnlich aussehen.

Aber das war es nicht allein, was sie störte, sie herunterzog.

Wieder einmal verlor sie sich in Erinnerungen …

Joris hatte diese Wohnung, die im obersten Stockwerk lag, für sich sofort reserviert, als sein Architektenbüro den Zuschlag für das Projekt, das er entwickelt hatte, zugesprochen bekam. Das war ein riesiger Auftrag, bei dem auch Marike mitgewirkt hatte – und für Joris ein gewaltiger Karrieresprung, den sie gemeinsam mit Freunden ausgiebig gefeiert hatten, später allein in ihrer Wohnung im modernen Doppelbett.

Marike hatte sich sehr über seinen Erfolg gefreut, doch als er sie am nächsten Abend informierte, dass er für eine supertolle Wohnung in der besten Lage den Vertrag unterschrieben und sie bereits angezahlt hatte, eine Wohnung, die Teil des Projekts war und er somit diese mit entworfen hatte – für sie beide, wie er betonte –, war ihre Freude erheblich gedämpft worden.

Vor nun einem halben Jahr hatte jeder noch sein eigenes Reich besessen – obwohl, sie hatte ihres ja immer noch. Marike wollte diesen Schritt noch nicht vollständig gehen – immer noch nicht.

Sie hatte sich von seiner Handlung, seinem Alleingang übergangen gefühlt.

Warum hatte er eine derartige Entscheidung nicht mit ihr abgesprochen?

Das hatte sie ihn auch gefragt, worauf er etwas pikiert reagierte: »Es sollte eine Überraschung für dich sein.«

Und dann hatte Joris ihr immer wieder die vielen Vorteile aufgezählt, so dass sie schließlich doch eingewilligt hatte. Er wollte für sie sogar ein Arbeitszimmer einrichten.

Und dann war es soweit. Joris holte sie nach der Arbeit ab, um ihr sein Meisterstück zu zeigen.

»Du wirst begeistert sein«, hatte er gemeint.

Ja, die Wohnung war schön, vor allem groß und geräumig. Alles auf das Modernste eingerichtet – aber Marike fand sie zu kalt, zu steril, nicht gerade gemütlich. Es fehlte der Wohnung die Wärme.

Die Wände waren alle in Weiß gehalten, die von einigen großen gerahmten Schwarzweißfotos geziert wurden. Die Möbel waren schwarz und anthrazit. Nur ein paar Grünpflanzen, die zu ihrem Ärgernis auch noch künstlich waren, gaben dem Ganzen etwas Auflockerung.

Sie hätte ihrem Freund nicht alle Entscheidungen überlassen dürfen. Aber wie hätte sie auch ahnen können, dass das Ergebnis so ausfallen würde?

Vor Entsetzen und mit einem Gefühl des Unbehagens stand sie wie erstarrt.

Joris war so überschwänglich in seiner Begeisterung für dieses Etablissement, dass er gar nicht bemerkte, als er sie herumführte, dass sie seine Begeisterung nicht teilte. Er nahm an, dass sie vor Staunen schwieg, denn er bildete sich ein, dass er alles auch in ihrem Sinne und nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte.

Ein wirklich fataler Irrtum.

Als Marike nach einer Weile immer noch keinen Kommentar zu allem abgegeben hatte, fragte er sie: »Und – was sagst du? Überwältigend, nicht wahr?«

»Oh ja, so kann man es auch ausdrücken«, hatte sie mit kratziger Stimme geantwortet.

»Wunderbar! Es gefällt dir! Dies ist ja auch eine der schönsten Wohnungen. Und die können wir uns nur leisten, weil ich den Auftrag für den ganzen Bauabschnitt erhalten habe. Komm! Lass uns darauf anstoßen!«

Er war auf eine Ecke des großen Wohnraums zugestrebt, wo sich sage und schreibe eine kleine Bar mit Tresen und drei Barhockern befand – natürlich alles in Schwarz gehalten. Aus dem Kühlfach hatte er sogleich eine Flasche teuren Champagners hervorgezaubert, ließ dann den Korken knallen und füllte zwei Schalen, von denen er eine Marike reichte. Wortlos hatte sie das Glas entgegengenommen, und er kickte seines an ihres.

»Auf diese tolle Wohnung! Wir werden es uns hier schon schnuckelig machen, Schatz«, grinste er und zwinkerte ihr zu.

Schnuckelig?, hatte Marike gedacht und hätte da am liebsten ärgerlich geschnauft. Doch das hatte sie sich verkniffen. Sollte er noch glauben, alles sei perfekt. Sie würde schon noch ihren eigenen Schliff in diese Wohnung mit einbringen, denn in diesen kalten Räumen würde sie es nie schnuckelig finden.

Joris hatte ihre leeren Gläser nachgefüllt und sie mit einem triumphierenden Blick angesehen.

»Ich habe noch eine tolle Neuigkeit«, hatte er ihr verschwörerisch mitgeteilt.

»Ja?« Marike hatte ihn abwartend angesehen und sich zynisch gefragt: Was das wohl für eine Neuigkeit ist? Noch mehr schwarz?

»Ich habe einen neuen Auftrag für ein riesiges Projekt«, hatte er ihr sogleich eröffnet. »Der bringt richtig Kohle, Baby. Du hast nun einen reichen Mann an deiner Seite.«

»Das freut mich«, hatte sie gemurmelt und von dem Champagner getrunken, den sie eigentlich gar nicht mochte. Sein Eigenlob war ihr da so langsam auf den Geist gegangen.

»Dass ich einen neuen Auftrag habe? Oder, dass du mit mir einen guten Fang gemacht hast«, hatte er mit einem hintergründigen Grinsen gefragt.

»Joris, was soll das?« Nun hatte sie doch gezeigt, dass sie sich ärgerte, aber er schien das nicht zu bemerken.

»Schatz, ehrlich jetzt – habe ich nicht recht? Es ist doch fantastisch.«

»Hm, ja, das ist es«, hatte sie geantwortet und gedacht: Abwarten! Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen.

Das hatte sie ihm natürlich nicht gewünscht, denn sie liebte diesen gutaussehenden Mann doch. Nur war er ihr da gerade mit seinen Sprüchen mächtig auf die Nerven gegangen.

Ja, Joris van Doorn war schon ein hübscher Kerl. Er war groß und schlank, hatte einen durchtrainierten Körper. Sein mittelblondes Haar trug er immer kurz geschnitten. Dafür zierte sein Gesicht ein Dreitagebart. Wenn man ihn ansah, schaute man in ein Paar graue Augen. Und wie es sich zeigte, war der kluge Joris auch erfolgreich in seinem Beruf.

Marike liebte an ihm seinen Fleiß. Ja, auch seinen Ehrgeiz. So manches Mal hatte er sie mit guten Ideen überrascht. Seine Spontanität war zumeist erfrischend. Und im Schlafzimmer – na ja, sie konnte sich eigentlich nicht beklagen.

Doch im Fall neue und gemeinsame Wohnung hatte sie sich nicht für seine im Alleingang umgesetzten Ideen begeistern können.

Nach ihrem Einzug hatte Marike nun versucht, Farbtupfer in die steril wirkende Wohnung zu setzen. Zuerst hatte sie einen Blumenladen aufgesucht und kaufte dort ein paar echte Grünpflanzen. Zusätzlich hatte sie auch noch einen Strauß mit Sommerblumen mitgenommen. Eine Kristallvase holte sie aus ihrer Wohnung.

Als Joris kurz nach ihr in der Wohnung eintraf, bemerkte er sofort die Veränderung.

»Wo hast du denn meine teuren Pflanzen gelassen?«, hatte er ziemlich aufgebracht gefragt, nach dem Motto: Wie kann sie es wagen … »Doch nicht etwa entsorgt?!«

Diese Reaktion von ihm hatte Marike nun doch nicht erwartet. Sie hatte gehofft, dass er diese kleine Veränderung positiv werten würde.

»Nein, hab’ ich nicht. Deine teuren Pflanzen stehen in der kleinen Kammer«, hatte sie ärgerlich geantwortet. »Ich hatte gehofft, dass es dir gefallen würde, wenn ich auch etwas zur Verschönerung der Wohnung beitrage. Ich jedenfalls mag echte Pflanzen.«

Joris hatte sehr schnell gemerkt, dass er seine Freundin gekränkt hat und lenkte ein.

»Entschuldige, war ein harter Tag. Natürlich ist es nett, dass du die besorgt hast.«

Aber er hatte das in einem Ton gesagt, so dass Marike das Gefühl beschlich, dass er es nicht ehrlich meinte. Er hatte wohl nur einen Streit vermeiden wollen.

Doch nach ein paar Tagen war es dann zu einem richtigen Krach zwischen den beiden gekommen.

Marike hatte ein paar hübsche, nicht zu sehr farbauffällige Gefäße aus handgefertigter Keramik gekauft und sie im Wohnzimmer auf der schwarzen Schrankwand angeordnet. Ja, so hatte ihr das schon besser gefallen. Doch die Freude darüber wurde ihr am Abend durch Joris wieder genommen.

»Was soll dieser Plunder hier?«, hatte er aufgebracht gefragt.

»Plunder?« Marike hatte erbost nach Luft geschnappt. »Plunder?«

»Ja, Plunder. Das Zeug passt da überhaupt nicht hin. Es verschandelt die ganze Ansicht, zieht das Auge des Betrachters nur auf diesen Tand«, hatte er ihre Bemühungen heftig kritisiert.

Das hatte sie noch wütender gemacht.

»Verdammt! Joris, in dieser Wohnung erfriert man. Sie macht mich krank. Alles nur schwarz-weiß. Da bekommt man ja Depressionen. Wenn du möchtest, dass ich mich hier wohlfühle, dann musst du mir auch gestatten, etwas für mein Wohlbefinden tun zu können. Oder könnte es sein, dass ich in deiner Wohnung auch nur Plunder bin? Dann sag es mir jetzt ehrlich ins Gesicht«, hatte sie ihn angefaucht, worauf er ebenfalls ungehalten reagierte.

»Spinnst du? Wegen so einem Mist«, er hatte auf die Gefäße gezeigt, »so einen Aufstand zu machen? Ich hab’ dir nur gesagt, was ich davon halte. Aber wenn du diesen Kitsch da stehen haben willst – bitte – von mir aus.«

»Das ist kein Kitsch«, hatte sie erregt geschimpft. »Das ist alles Handarbeit und nicht gerade billig. Aber in deinen Augen scheint wohl nur deine Arbeit von Wert zu sein.«

»Quatsch! Natürlich weiß ich gute Arbeiten zu schätzen. Aber das ist doch Billigschrott aus China oder Taiwan«, hatte er gespottet.

»Nein, aus einer Töpferei hier in den Niederlanden, die ziemlich bekannt ist. Aber derartige Dinge interessieren dich ja nicht. Für dich sind nur perfekte Linien und die Farben Schwarz und Weiß interessant. Etwas anderes wird von dir nicht toleriert«, hatte Marike ihm giftig vorgehalten.

»Unsinn!«, hatte er zurückgeblafft.

»Das ist kein Unsinn. Sieh dich doch mal an! Du kleidest dich sogar so – und das ständig.«

»Im Büro muss ich so angezogen sein. Du weißt, dass ich mit ziemlich angesehenen Kunden zu tun habe. Da kann ich nicht in zerschlissenen Jeans und T-Shirt auftreten.«

»Tsss, red dich nicht heraus! In deinem Kleiderschrank findet man nur diese beiden Farben. Sogar das Bettzeug ist schwarz. Das Bad ist schwarz, fast alle Handtücher auch. Die ganze Wohnung …« Sie hatte tief eingeatmet und die Luft geräuschvoll wieder ausgestoßen. »Joris, wenn du weiter auf deiner farblichen Abstinenz bestehst, werde ich in meine Wohnung zurückgehen. Wir müssen uns hier beide wohlfühlen können. Da muss es doch einen Weg geben«, hatte sie dann im ruhigen Ton gesprochen, obwohl der Ärger über seine Meinung in ihr noch rumorte.

Ihr Freund hatte an Marike vorbeigeblickt, als würde er nachdenken, um eine Entscheidung zu treffen.

»Okay, lass das da stehen! Du sagst ja, dass es von Wert ist«, hatte er nach einer Weile gemurrt.

»Ach, weil es plötzlich von Wert ist, wird es gnädigst geduldet?«, hatte sie spitz gefragt.

»Ich bin eben nicht für derartigen Klimbim.«

»Tja, dann hättest du mich nicht mit hierherholen dürfen«, hatte sie hart gemeint.

Ja, und dann hatte sie sich umgedreht, das Zimmer verlassen, Mantel und Stiefel angezogen, die Handtasche genommen und die Wohnung wortlos verlassen.

Gut, dass sie ihre Zweiraumwohnung noch nicht aufgegeben hatte. Dort war sie zwei Tage geblieben.

Dann hatte Joris am Abend vor ihrer Tür mit einem Blumenstrauß gestanden und sie gebeten, wieder zu ihm in die Wohnung zu kommen. Sie könne auch ein paar Farbtupfer setzen. Er hätte nichts mehr dagegen. Aber er bat sich aus, dass sie ihm vorher von ihren Plänen erzählte.

Okay, damit konnte sie umgehen, auch wenn sie da gewisse Einwände hatte. Schließlich hatte er, ohne sie zu fragen, ob seine Art Einrichtung ihr zusagen würde, die Wohnung ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen eingerichtet.

Das war vor fast fünf Monaten gewesen.

 

 

3

 

Marike hatte – mit seiner Zustimmung – noch ein paar Farbtupfer in die Wohnung gebracht, so dass sie nicht mehr ganz so kalt und steril wirkte.

---ENDE DER LESEPROBE---