Todesursache: Vernichtung durch Arbeit - Hahmann Ernst-Ulrich - E-Book

Todesursache: Vernichtung durch Arbeit E-Book

Hahmann Ernst-Ulrich

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Beschreibung

Im August 1943 erfolgte die Aufstellung der IV. SS-Baubrigade, eine von insgesamt fünf SS-Baubrigaden. Diese mobilen Kommandos der Konzentrationslager wurden im Wesentlichen zu Bau- und Aufräumungsarbeiten sowie zur Bergung von Leichen in den zerstörten Städten nach alliierten Bombenangriffen eingesetzt. Nach dem Einsatz der IV. SS-Baubrigade in Wuppertal, im KZ Außenlager Königshöher Weg fand deren Verlegung im Mai 1944 nach Ellrich statt und richtete hier mit 1.200 Häftlingen in der Gaststätte Bürgergarten in der Spiegelstraße am Schwanenteich ein Außenkommando ein. Die im Lager Ellrich-Stadt, also die im Bürgergarten untergebrachten Häftlinge wurden mitten in der Stadt Nordhausen zum Bau eines Wasserspeichers eingesetzt, führten aber auch Schachtarbeiten an Bohrstellen in der Aue bei Ellrich aus. Konkret hieß es aber für die Häftlinge kräftezehrender Arbeitseinsatz beim Bau der Helmetalbahn. Entgegen der Befehle führte SS-Untersturmführer Erich Scholz die IV. SS-Baubrigade im April 1945, ca. sechs Kilometer westlich Harzgerode den Amerikanern zu. Dadurch wurde die Auflösung der Baubrigade, nicht wie bei anderen SS-Baubrigaden, zu einem Todesmarsch und er rettet diesen Häftlingen das Leben.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das „kleine Lager“ in Ellrich, Standort der SS-Baubrigade IV

Evakuierung des Bürgergartens

Anstelle eines Epilogs

Dokumente

Abkürzungen

Quellenverzeichnis der Bilder

Genutzte und weiterführende Literatur

Autorenbild

Im gleichen Verlag erschienen:

Die menschliche Natur endet dort,

wo das Unmenschliche seine Geburt beginnt.

(Christa Schyboll)

Vorwort

Der erfolgreiche Luftkrieg der Alliierten erreichte in den letzten Wochen und Tagen des 2. Weltkrieges in ganz Deutschland eine unzweideutige Wirkung. Bombenangriffe auf die Großstädte hatten die Zerstörung der städtische Infrastruktur zur Folge. Angehörige wurden getötet, Engpässe bei der Versorgung der Bürger traten auf und die Obdachlosigkeit machte sich breit.

Bild 1: Dresden wurde am 12. und 13. Februar 1945 durch einen Terrorangriff von amerikanischen Bomben sinnlos zerstört. In der Stadt befanden sich Hundertausende Zwangsevakuierte aus dem Osten.

Die Stadtverwaltungen waren nicht mehr in der Lage, aus eigenen Kräften die Folgen der Bombardements zu bewältigen.

Daher wurden ergänzend zu den stationären Außenlagern der KZ mobile SS-Baubrigaden aufgestellt. Sie wurden auch fliegende Trupps mit ständigen Standort bezeichnet.

Die Aufstellung der ersten von insgesamt fünf SS-Baubrigaden erfolgte im September und Oktober 1942.

Die SS-Baubrigade I mit Stammlager Sachsenhausen erhielt ihren Sitz in Düsseldorf, die SS-Baubrigade III mit Stammlager Buchenwald den Sitz in Köln.

Im Oktober 1942 wurde im Konzentrationslager Neugamme die 1.000 Häftlinge umfassende II. SS-Baubrigade aufgestellt. Ihr Einsatz erfolgte in Bremen und Osnabrück.

Im August 1943 kam schließlich die IV. SS-Baubrigade hinzu, die ihr Stammlager ebenfalls in Buchenwald hatte.

Diese mobilen Kommandos der Konzentrationslager wurden im Wesentlichen zu Bau- und Aufräumungsarbeiten sowie zur Bergung von Leichen in den zerstörten Städten nach alliierten Bombenangriffen eingesetzt.

Da die Arbeitsleistungen der KZ-Häftlinge sehr preiswert war, waren sie den Städten ausgesprochen Willkommen. Hinzu kam, dass man keine Rücksicht auf die physische Verfassung der Häftlinge nehmen musste.

Neben den SS-Baubrigaden gab es ab Herbst 1944 noch acht SS-Eisenbahnbaubrigaden (KZ auf Schienen). Sie waren noch mobiler als die „normalen“ Baubrigaden.

Ihre Arbeitseinsätze erfolgten naturgemäß an jedem Ort relativ kurz.

Jede SS-Eisenbahnbaubrigade bestand aus 504 Häftlingen, die mit samt dem Wachpersonal jeweils in Zügen mit 50 Waggons untergebracht waren und darin auch zu ihren Einsatzorten transportiert wurden.

Der Einsatz dieser Häftlinge erfolgte speziell zur Aufrechterhaltung des Eisenbahnwesens. Es ging um die Instandsetzung zerstörter Gleisanlagen und das Herrichten von Lokomotiven und Waggons in den Ausbesserungswerken.

Das Konzentrationslagersystem wurde damit nicht nur erheblich ausgeweitet, sondern die KZ-Häftlinge erstmals auch massenhaft im öffentlichen Raum eingesetzt.

Die SS-Baubrigaden unterstanden dem Amtsleiter der Amtsgruppe C im SS-Wirtschafts- und Verwaltungsamt (SS-WVHA) Hans Kammler, der die Aufstellung von mobilen Häftlingsarbeitskommandos auch angeregt hatte. Der Einsatz dieser Baubrigaden erfolgte in enger Abstimmung mit Rüstungsminister Albert Speer.

Im Oktober 1944 wurde Gerhard Weigel zum Inspektor sämtliche SS-Baubrigaden ernannt.

Die Todesrate in den einzelnen SS-Baubrigaden war sehr unterschiedlich und betrug von einigen wenigen Toden bis zu einem Drittel der Häftlingszahl.

Aus dem KZ Buchenwald wurde ein Vorkommando von 50 Häftlingen verschiedener Nationalitäten nach Wuppertal deportiert, das ab den 24. August 1943 das Außenlager Wuppertal für die SS-Baubrigade IV einrichtete.

Dieses Kommando setzte das Schulgebäude instand, richtete dort Unterkünfte ein und umzäunte das Lager mit Stacheldraht.

Bis Ende November 1943 trafen weitere 592 Häftlinge zur Verstärkung der Baubrigade ein, die in dem nahe gelegenen erheblich zerstörten Vieh- und Schlachthof in Elberfeld, bei Instandsetzungsarbeiten an den Versorgungsnetzen der Stadt und der Beseitigung von Bombenschäden sowie bei allgemeinen Aufräumungsarbeiten und Leichenbergungen zum Einsatz kamen.

Diese SS-Baubrigade wurde anfänglich von SS-Obersturmführer Arthur Knaust befehligt, dann ab Oktober 1943 von dem SS-Obersturmführer Otto Diembt.

Den Einsatz der KZ-Häftlinge koordinierte die städtische Bauverwaltung unter der Führung des SS-Standartenführers Kurt Benn. Die Wachmannschaft bestand aus SS-Angehörigen und Polizisten des Arrenberger Polizeibezirk, untergebracht in einer Baracke auf dem Schulhof.

1944 wurde der Pole Jozef Lytka Woszczyk in die SS-Baubrigade IV gesteckt und musste in Wuppertal nach Bombenangriffen Trümmer räumen. Dieser Pole gehörte nicht zu den aus dem KZ eingesetzten Häftlingen, sondern arbeitete bei einem Bauern der Umgebung von Wuppertal auf dessen Hof.

Was war geschehen?

Ein heftiger Wortwechsel zwischen dem Polen und dem Sohn des Bauern endete mit einer tätlichen Auseinandersetzung. Nach dem Jozef vom Sohn des Bauern mit der Peitsche geschlagen wurde lief dieser davon.

Der Bauer, der alles mitangesehen hatte lief laut schimpfend hinter dem Flüchtenden her um ihn aufzuhalten. Dabei kam er ins Stolpern, stürzte der Länge nach auf die Pflastersteine des Hofes und zog sich eine stark blutende Verletzung zu.

Der Bauer konnte dies natürlich nicht durchgehen lassen, dass er sich wegen eines Polen eine Verletzung zu gezogen hatte. Er verständigte sofort die nächste Polizeistation. Der zuständige Beamte eilte hurtig herbei, verhaftete Jozef und veranlasste seine Überführung zur Gestapo nach Göttingen. Anschließend erfolgte dessen Überführung nach Hildesheim.

Hier folgte eine Befragung nach der anderen, bei denen die Gestapobeamten den Inhaftierte rücksichtslos schlugen und misshandelten.

Die Schläge und Misshandlungen waren so brutal das Josef wochenlang nicht auf dem Rücken liegen konnte.

Letztendlich landete er in Buchenwald als Versuchskaninchen für medizinische Experimente. Von hier führte ihn dann sein weiterer Weg zur SS-Baubrigade IV.

Bis zum Mai 1944 erfolgte der Einsatz von etwa 600 Häftlinge der SS-Baubrigade IV in Wuppertal.

Im Vergleich der Baubrigaden untereinander fiel Wuppertal völlig aus dem üblichen Bild der Baubrigaden heraus. In den neun Monaten des Bestehens des Lagers, von 24. August 1943 bis 07. Mai 1944, war nur einer von insgesamt sechshundert dorthin überstellten Häftlingen verstorben. Zum großen Teil war dies auf die Person des Lagerführers Otto Diembt zurückzuführen, der die Baubrigade im Oktober 1943 übernommen hatte. Es gab weder Misshandlungen noch Tötungen. 58 kranke und nicht arbeitsfähige Häftlinge wurden jedoch zurück nach Buchenwald transportiert, von denen sieben kurz nach ihrem Eintreffen verstarben.

Im Frühjahr 1944 erging von Kammler die persönliche Mitteilung an die Oberbürgermeister der von den alliierten Bomberflotten zerstörten Großstädte, dass die zur Trümmerbeseitigung eingesetzten Baubrigaden für einen anderweitigen dringenden Einsatz abberufen werden.

Die Umleitung der SS-Baubrigaden aus dem zivilen Sektor in militärische und rüstungsrelevante Bereiche geschah in Zusammenarbeit des SS-WVHA mit dem Rüstungsministerium und der Wehrmacht, die angesichts der Eskalation des Bombenkrieges gemeinsame Projekte vorantrieben, die die alliierte Lufthoheit brechen sollten: unterirdische Verlagerung der Luftfahrtindustrie und die Entwicklung von Fernraketen.

Dies hatte zur Folge, dass die SS-Baubrigade IV, die im August 1943 mit 500 Häftlingen aus dem KZ Buchenwald in Wuppertal gebildet wurde, in den Südharz verlegte. Sie richtete dort das KZ Außenlager Königshöher Weg her.

Die Überstellung, der vom KZ Buchenwald ohnehin als mobiles Arbeitskommando eingerichtete Baubrigade und deren Angliederung an das KZ Mittelbau-Dora erfolgte im Mai 1944. Das KZ Außenlager in Wuppertal wurde am 7. Mai 1944 aufgelöst und die Häftlinge in das KZ-Außenlager Ellrich-Bürgergarten verlegt. So wurde Mitte Mai 1944 die SS-Baubrigade IV nach Ellrich überführt.

Zu nächst war geplant, die SS-Baubrigade IV ebenfalls im Lager Ellrich-Juliushütte unterzubringen. Nach Rücksprache des SS-Lagerführers Otto Diembt mit der Kommandantur im Lager Mittelbau-Dora erfolgte für die Brigade, die Zuweisung der Gaststätte Bürgergarten in Ellrich.

Als Nebenlager von Ellrich-Bürgergarten wurde Anfang September 1944 das KZ Günzerode eingerichtet.

In den zwei Lagern Ellrich-Bürgergarten und Günzerode, beide dem KZ Mittelbau-Dora unterstellt, mussten jeweils bis zu 950 Häftlinge Gleisbauarbeiten für die Helmetalbahn verrichten, die sich 20-30 Kilometer vom KZ Außenlager Ellrich-Bürgergarten entfernt befand. Hier sollte eine 22 Kilometer lange Reichsbahnhauptstrecke verlegt werden.

Die Notwendigkeit zur Errichtung dieser Eisenbahnstrecke ergab sich aus der Verlegung der gesamten Produktion der Raketen aus Peenemünde in den Südharz, in den Kohnstein.

Es konnte ja nicht angehen das die Bahnlinie zwischen Ellrich und Nordhausen, die Hauptverbindungsachse Nord-West, die für den zivilen Güterverkehr betrieben werden musste, durch ein hochschutzbedürftiges Sicherheitsareal führte. So fällte man im Mai 1944 die Entscheidung eine neue Bahn durch das Helmetal, zwischen Osterhagen und Nordhausen zu bauen.

Den Bauauftrag erteilte die Mittelwerk GmbH aus Halle, mit der Bauausführung wurden von der Reichsbahn die Fa. Berger aus Berlin-Lichtenberg und die III. und IV. SS-Baubrigade betraut.

Mit der Baubrigade IV waren damit im Frühjahr 1944 alle Baubrigaden aus den Städten abgezogen.

Das „kleine Lager“ in Ellrich, Standort der SS-Baubrigade IV

Die SS-Baubrigade IV mit 1.200 Häftlingen richtete in der Ellricher Gaststätte Bürgergarten in der Spiegelstraße am Schwanenteich ein Außenkommando ein. Dieses unterstand zunächst dem KZ Buchenwald und ab Oktober 1944 dem KZ Mittelbau Dora.

Bild 2: Bereich (eingezeichnet) wo das Kleine Lager der IV. SS-Baubrigade untergebracht war.

Damit entstand am 17. Mai 1944 in den Räumen des ehemals beliebten Ausflugslokals Bürgergarten