Welf Weslwey - Der Weltraumkadett - Hahmann Ernst-Ulrich - E-Book

Welf Weslwey - Der Weltraumkadett E-Book

Hahmann Ernst-Ulrich

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Beschreibung

Bedeutet die Entdeckung des erdähnlichen Planeten im Sternbild Centaurus die Rettung für die Astronauten? Wie aber soll die Landung auf diesem erfolgen, wenn sie mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch das All rasen. Neue unbekannte Gefahren gilt es für die Besatzung fern vom heimatlichen Planeten Erde zu bestehen. Nach erfolgreicher Landung auf den Planeten, den Sie den Namen Hope, die Hoffnung gaben, im Sternbild des Centaurus geht es um das Überleben der Besatzungsmitglieder. Im Kampf gegen die Unbilden der Natur, bei der Begegnung mit Sauriern und anderen Urzeittieren, den Ureinwohnern des Planeten müssen Sie ihren Mann stehen. Durch die Entdeckung des verlassenen Sternenschiffes Scout, eines gigantischen Kugelraumers wächst die Hoffnung zur Rückkehr auf die Erde. Wird der menschliche Geist einen Weg zurück zur Erde finden? Für die Erdbevölkerung gilt jedoch die TIMPERWIND als im Weltall verschollen.

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Im Jahre 2064 wurde der deutsch-amerikaner Welf Wesley in die Reihen der Weltraumkadetten aufgenommen. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung erhielt er seine Kommandierung zum Nordeuropäischen Raketenstartplatz Peenemünde. Hier durfte er an einer dramatischen Rettungsaktion im Asteroidengürtel teilnehmen.

Nach der Rückkehr zur Erde verbrachte Wesley mit seiner Freundin einen erlebnisreichen Urlaub in Afrika. Auf dem Rückflug mit der Kuriermaschine AX-05 nach Europa wurden sie in ein Abenteuer hineingezogen. Nach einem kurzweiligen Zwangsaufenthalt auf dem Gelände der 1.Internationalen Thermonuklearen Reaktoranlage erreichten sie ohne weiteren Zwischenfall Europa und für Wesley begann wieder der Alltag des Weltraumkadetten.

Das Auftauchen eines unbekannten Flugkörpers in der Erdatmosphäre und dessen verschwinden im Weltraum, Richtung Venus, erforderte den Einsatz des Photonenweltraumkreuzers Timperwind.

Sollte es ein außerirdischer Flugkörper gewesen sein?

Diese Frage galt es zu klären.

Seltsame Dinge geschahen dann beim Flug zur Venus an Bord des Photonenweltraumkreuzers. Rätselhafte Ereignisse spielten sich zur gleichen Zeit auf dem Nordeuropäischen Raketenstartplatz ab. Sie ließen nur einen Schluss zu, Kräfte waren am Werk, die Interesse an der Technik der Außerirdischen hatten und verhindern wollten, dass sie in die Hände der Allgemeinheit gelangten.

Durch einen Sabotageakt am Photonentriebwerk der Timperwind raste der Weltraumkreuzer mit zunehmender Geschwindigkeit in die grenzenlose Weite des Alls hinaus.

Hilflos musste die Besatzung zusehen, wie sich der Photonenkreuzer immer weiter von der Erde entfernte, aus dem Sonnensystem hinaus - Richtung des Centaurus Systems.

Auf dem Bildschirm stand das Doppelgestirn des Centaurus und leuchtete wie ein drohendes Fanal, voller Warnung und zur Vorsicht mahnend. Wesley versuchte vergeblich, sich des beängstigenden Gefühls zu erwehren, das ihn jedes Mal überkam, wenn er den Alpha Centauri auf dem Bildschirm betrachtete. Die gute alte Sonne erschien ihm viel freundlicher als dieser fremde Doppelstern.

Der Photonenweltraumkreuzer Timperwind raste wie ein flammenspeiendes Ungeheuer mit 290.000 Sekundenkilometer durch die schwarze Leere des Weltalls.

Aber diese Öde war nicht total schwarz und dunkel. Ein schwach schimmernder Lichtstreifen zog sich quer durch das Blickfeld. Ganz links verdichtete er sich zu einem hellstrahlenden Gewirr unzähliger Sterne, dem Zentrum der Milchstraße.

In der Unendlichkeit schwammen ferne Galaxien wie verwaschene Nebelflecke.

Vor der lichtdurchlässigen Frontkuppel der Kommandozentrale saßen drei Besatzungsmitglieder.

Gontor fehlte. Er schien irgendeiner Tätigkeit im Inneren des Weltraunkreuzers nachzugehen.

Spannung lag auf den Gesichtern der Männer. Sie blickten auf das großartige Schauspiel, das sich ihnen nach dem endlos scheinenden Flug jetzt bot. Plastisch und farbgetreu sahen sie, was sich vor dem Bug des Schiffes befand. Es war als blicke man hinein in den unendlichen Raum und sei von ihm nur noch wenige Schritte getrennt. In Wirklichkeit befanden sie sich hinter der stabilen fast unzerstörbaren Hülle der Timperwind.

Sörensen starrte auf das großartige Bild. Er kniff die Augen zusammen und blinzelte in die helle, weiße Sonne.

„Alpha Centauri“, kommentierte er. Sein Blick wanderte von der hellen Sonne weg zum Plasmabildschirm mit dem rötlich, leuchtenden Sonnenball. Es war eine purpurn glühende Dunkelsonne, die ihre Energie verstrahlt hatte und sich in Auflösung befand.

Wesley folgte den Blicken Sörensens und sprach mit bebender Stimme: „Proxima Centauri?“

Sörensen nickte grimmig. Er starrte auf die Spektralanalyse. „Es gibt keinen Zweifel, wir fliegen mitten in das System der Centaurisonnen!“

Der Bordfunk sprach an. Gontor meldete sich aus dem Energieraum: „Kommandant ich habe es geschafft! … Endlich! … Wir sind in der Lage die Geschwindigkeit der Timperwind zu verringern. Aber …“

„Was heißt hier aber“, wollte Sörensen sofort wissen.

„Wir sind weiterhin nur bedingt manövrierfähig.“

„Was soll das bedeuten?“

„Es bedeutet, wir können keine großen Kursänderungen durchführen.“

„Müssen eben zusehen, wie wir damit fertig werden. Hast eine hervorragende Arbeit geleistet James.“

Aufatmend lehnten sich die Dreie in ihren Sesseln zurück. Endlich gab es am fernen Horizont einen Lichtschimmer der Hoffnung.

Sie konnten sich noch gut an die Zeit vor knapp viereinhalb Jahren erinnern. Harry Lommel hatte damals versucht den Energieschaltraum zu zerstören und die Timperwind am Rückflug zur Erde zu hindern. Der Aufmerksamkeit der beiden Weltraumkadetten war es zu verdanken, dass sein Sabotageakt nur zum Teil gelang. Durch die plötzliche Beschleunigung auf annähernde Lichtgeschwindigkeit und aufgrund der nur bedingten Manövrierfähigkeit waren sie aus dem heimatlichen Sonnensystem hinausgeschleudert worden. Im Verlaufe weniger Sekunden schrumpfte die Sonne zu einem Stern erster Größe zusammen.

Fassungslosigkeit ergriff die Besatzung und es dauerte lange, ehe sie sich der Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst wurden. Schließlich fanden sie sich mit der Tatsache ab, dass die Timperwind mit rasender Geschwindigkeit in Richtung des Sternbildes Centaurus flog. Dazu kam noch, dass die Reparatur der beschädigten Teile komplizierter wurde als erst angenommen.

Das Gute an der ganzen Sache war dabei noch, dass die Antigravitoren bei der plötzlichen Beschleunigung anliefen. Sie verhinderten jeglichen Andruck und hielten die Schwerkraft im Schiff konstant.

Faszination und ungläubiges Erstaunen rief immer wieder die Tatsache hervor, dass von der annähernden Lichtgeschwindigkeit absolut nichts zu bemerken war. Sie hatten mit einer Farbänderung der Sterne gerechnet, ja, sogar mit einer enormen Verschiebung. Vielleicht würden die Sterne sogar vollkommen unsichtbar werden.

Aber nichts dergleichen geschah.

Alles dies interessierte Gontor weniger. Er arbeitete, die ganzen Jahre, fieberhaft im Energieraum an der Beseitigung der Schäden. Nur zum Essen und zum Schöpfen neuer Kräfte, durch erquickenden Schlaf, verließ er den Arbeitsplatz.

Ja, zu Beginn der Reparatur hatte alles noch so einfach ausgesehen.

Beim Durchsuchen des Ersatzteillagers nach geeigneten Austauschteilen vergaß Gontor sogar das Essen. Er musste erst durch Wesley ermahnt werden, der ihm bei der Sucherei hin und wieder half.

Die komplizierten Berechnungen für das Plasmatriebwerk nahmen die meiste Zeit in Anspruch.

Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate und aus Monaten waren Jahre geworden.

Vor einem Jahr dachten sie es schon geschafft zu haben. Fiebernd vor Erwartung schaltete Gontor damals das Bremstriebwerk ein. Als er Sörensens besorgten Blick in der spiegelnden Plasteverkleidung eines Messinstrumentes wahrnahm, war es bereits zu spät.

Leichter Rauch züngelte zwischen den Bauteilen hervor, stechender Geruch verbreitete sich.

Gontor ballte die Fäuste, die Knöchel traten weiß heraus. Er spürte die beruhigende Hand Sörensens auf seinem Arm.

„Nicht doch bleib ruhig. Uns ist doch nichts passiert. Wir müssen eben von vorn Anfangen.“

Der Misserfolg entmutigte Gontor nicht, erneut vertiefte er sich in seine Formeln und er hatte es endlich nach einem weiteren Jahr geschafft.

Sörensen, der das Bremsmanöver einleitete, bemerkte: „Es gibt keinen Zweifel, wir landen mitten im System der Centaurisonnen.“

Die Geschwindigkeit der Timperwind begann sich rapide zu verlangsamen. Sie schwenkte in eine Spirale, die sich immer enger um das Doppelgestirn zog.

„Während unseres viereinhalbjährenden Fluges haben wir nie die Hoffnung auf eine etwaige Rettung aufgegeben. Hoffentlich gelingt es uns jetzt auf einen möglicherweise vorhandenen Planeten von Alpha Centauri, Beta Centauri oder auf einer Dunkelwelt des Proxima Centauri zu landen. Es ist die reinste Verrücktheit, Kommandant!“ meinte Gontor.

Hinter dem Sternbild des Centaurus verbarg sich ein Dreifachsystem. Zwei Sterne, der Alpha- und Beta-Centauri drehen sich umeinander, während der dritte, der Proxima Centauri das Paar in taktvollen Abstand umkreiste. Die Verbindung zwischen Alpha und Beta Centauri führte weiter in Richtung Crux, dem Kreuz des Südens. Im Centaurus lag ferner eine der stärksten Radioquellen, die mit der Galaxie NGC 5128 verbunden war.

„Da kann ich euch beruhigen“ wandte Wesley sich an beide. „Ich habe während des Fluges Zeit genug gehabt mich mit dem spindelförmigen Gegenstand zu beschäftigen, den wir auf der Venus im Raumschiff der Außerirdischen fanden ... Ich habe herausgefunden, dass es tatsächlich ein Speicherkristall ist. Es gelang mir die entschlüsselten Informationen auf einen Datenträger zu überspielen.“

Ungläubig schauten sie Wesley an, der den Datenträger in das Abspielgerät legte. Er zögerte einen Moment, schaltete dann aber das Gerät ein.

Eine sonore Stimme erklang: „Hier spricht der Prokurator des Sternenschiffes Ranger! Befinden uns zurzeit auf einem Planeten des Centaurus. Setzen die Suchexpedition nach mehrjähriger Unterbrechung fort. Das Sternenschiff Scout lassen wir zurück. Bis zur Flugzeit 1199 verlief alles reibungslos.“

Die folgenden Meldungen bestätigten das bisherig Bekannte, aber dann horchten die Anwesenden auf.

„Morgen erreichen wir unser Zielgebiet. Die Suche nach unseren verschollenen Brüdern kann beginnen. Einziger Anhaltspunkt ist das Sol-System…“

Leises Rauschen.

„… Heute haben wir Kurs auf den Blauen Planeten des Systems genommen, dort vermuten wir unsere Leute …“

Wieder leises Rauschen.

„… Die Landung verlief reibungslos. Wir befinden uns in der Nähe des Äquators. Die ersten Suchtrupps sind schon wieder zurückgekehrt und berichteten von vernunftbegabten Lebewesen. Sie besitzen bereits einen gewissen Intelligenzgrad. Aber keine Spur von den Verschollenen …“

Knacken und Knistern.

„… Heute sind plötzlich zwei Besatzungsmitglieder an einer unerklärlichen Krankheit gestorben ...“

Der Rest des Satzes ging in leiser werdendes Gemurmel über, das schließlich ganz verstummte. Plötzlich stand die Stimme des Prokurators wieder im Raum.

„Ich bin noch der einzige Überlebende. Wir waren unvorsichtig. Die Mannschaft ist an einer Vergiftung durch den Schimmelpilz Aspergillees gestorben. Meine Tage sind ebenfalls gezählt ... Starte zum zweiten Planeten des Sol-Systems, auf dem wir einen Stützpunkt der Verschollenen gefunden haben.“

Wieder Pause.

„Bin gelandet ... Ich kann nicht mehr ... Schalte auf automatischen Betrieb um ... Vielleicht werde ich gefunden, aber dann wird es für mich bereits zu spät sein ...“

Die Umdrehungen des Datenträgers wurden immer langsamer, bis er ganz stehen blieb. Das Gerät schaltete sich ab.

Kopfschüttelnd sagte Sörensen: „Unbegreiflich, was da vor sich gegangen sein muss, eine Tragödie! Sie müssen äußerst unvorsichtig oder überheblich in ihrer Intelligenz gewesen sein ... Anders kann ich mir das nicht erklären.“

Die Geschwindigkeit der Timperwind sank rapide.

Erste Lichtpunkte tauchten auf dem Bildschirm auf.

Waren es Planeten?

Wesley konnte sechs leuchtende Pünktchen ausmachen. Wenn es noch mehr geben sollte, standen diese auf der anderen Seite der Sonnen.

Optimismus sprach aus Sörensens Stimme, als er sagte: „Es sind Planeten.“

Der Bordfunk war eingeschaltet, sodass niemand seinen Platz verlassen brauchte. Jeder konnte mithören, was der eine zum anderen sagte. Man war so diszipliniert, dass man den anderen immer aussprechen ließ.

„Bis jetzt also drei Planeten“, unterstrich noch einmal Sörensen seine Meinung. „Eine hübsche Anzahl würde ich sagen ... Welchen wollen wir denn nun anfliegen?“

„Von wegen anfliegen“, meldete sich Gontor. „Wir sind in unserer Manövrierfähigkeit eingeschränkt. Hast du das Vergessen Kommandant. Uns kann nur die Gravitation, von einem der Planeten, helfen.“

Als wenn die Triebwerke die Worte Gontors gehört hätten, versagten sie erneut.

„Was ... jetzt ...?“ stotterte Wesley.

Sörensen starrte durch die lichtdurchlässige Frontkuppel auf einen Planeten, der ihnen entgegenkam. Er stand zwischen den beiden Sonnen Alpha Centauri und Proxima Centauri, schien aber Proxima Centauri zugehörig zu sein, da er die rötliche Sonne umkreiste und sein Licht von dieser Dunkelsonne erhielt. Außer dem violetten Licht, das der Planet zurückstrahlte, war von der Oberfläche nichts zu erkennen.

Die Timperwind schoss an dem Planeten vorbei.

In der immer enger werdenden Spirale des Fluges passierte der Photonenkreuzer nach geraumer Zeit erneut den Planeten. Raste mit einer noch immer wahnsinnigen Geschwindigkeit, aber doch schon bedeutend langsamer als vorher, an ihm vorbei und bog, von der Gravitation der Sonne gehalten, in eine Kreisbahn. Die Geschwindigkeit der Timperwind betrug noch 40 Kilometer pro Sekunde, eine Geschwindigkeit, die bei dieser Entfernung die Schwerkraft der Sonnen neutralisiert.

Die Timperwind war zu einem Planeten geworden.

Das schrille Läuten des Rotalarms schreckte sie hoch. Das FMR registrierte ein Hindernis direkt in der Flugrichtung des Weltraumkreuzers.

Sörensen starrte entsetzt auf die gewaltige Kugel. Violette, purpurne und dunkelgelbe Wolken umhüllten den Planeten.

Sollte jetzt noch alles schief gehen?

Sörensen schüttelte alle Bedenken ab. So ein Unsinn! Das fehlte noch: ein pessimistischer Kommandant.

Aber auch Peer Weick schien sich nicht recht wohlzufühlen in seiner Haut. Er vermied es tunlichst, das Bild länger als unbedingt notwendig zu betrachten und beschäftigte sich intensiv mit den navigatorischen Instrumenten. War er sonst schon fast sprichwörtlich wortkarg, so hatte er sich nun in einen Taubstummen verwandelt.

Wesley und Weick starrten mit der größten Spannung, die sie je in ihrem Leben erlebt hatten, durch die lichtdurchlässige Frontkuppel auf den immer näher kommenden fremden Planeten. Ein schwaches Angstgefühl spiegelte sich in ihren Augen wider.

„Dort unten kann doch niemand leben!“, fluchte Gontor. „Niemals kann es dort intelligente Lebewesen geben!“

Gontor mochte wohl recht haben, denn dieser geheimnisvolle Planet unter ihnen konnte keine Lebensmöglichkeiten bieten.

Im Weltraumkreuzer herrschte eine Stimmung der Anspannung, der Ungewissheit und der Unsicherheit.

Sörensen starrte auf die dünnen, violett strahlenden Wolkengebilde.

Wesley bemerkte als Erster die steigende Hitze in der Kommandozentrale.

Die Timperwind berührte die oberen Schichten der Hülle des Planeten und begann zu vibrieren.

„40.000 Meter Bodenhöhe“, rief Peer vom Höhenmesser her.

„Der Planet hat eine Atmosphäre“, antwortete erregt Wesley.

„Ja, der Planet musste eine Atmosphäre haben“, war auch Sörensens Meinung.

Die Temperatur im Inneren des Raumschiffes stieg.

Die ersten Schweißperlen bildeten sich auf den Gesichtern der Männer.

Die Außenhülle aus Starlite hielt. Sie hatte im Test ganz andere Beanspruchungen aushalten müssen, so bildeten diese Temperaturen, die durch die Reibung mit der äußeren Lufthülle des Planeten entstand, kein außergewöhnliches Problem.

Gleich einem Kometen rauschte die Timperwind durch die oberen Schichten der Atmosphäre, ehe sie wieder in das All hinausschoss.

„Noch einmal Glück gehabt“ wandte sich aufatmend Sörensen an Wesley.

Die Geschwindigkeit des Weltraumkreuzers war soweit gesunken, dass er auf einer elliptischen Bahn zu der gewaltigen Kugel zurückkehrte.

Sörensen erteilte Peer Weick den Auftrag, Dichte, Größe und atmosphärische Verhältnisse zu bestimmen, soweit es bei der großen Entfernung, sie hatten gerade den Scheitelpunkt der elliptischen Flugbahn überschritten, schon möglich war.

Als der Planet, wieder die scheinbare Größe eines Fußballs annahm, lagen die Ergebnisse vor.

„Die Messwerte zeigen eine verblüffende Übereinstimmung mit den Daten der Erde“, berichtete Weick der überraschten Besatzung.

„Unglaublich? Die Messgeräte sind doch nicht etwa defekt?“ äußerte sich Sörensen ungläubig.

„Keineswegs! Ich war auch erst skeptisch. Nach wiederholten Messungen kam ich immer wieder zu dem gleichen Ergebnis.“

„Das heißt die Messergebnisse stimmen?“

„Jawohl, Kommandant!“

Die Timperwind schoss erneut an dem Planeten vorbei, in den Raum hinaus. Zwar entfernte sie sich ungeheuer weit, kehrte aber aufgrund der Schwerkraft des Planeten wieder zu ihm zurück.

Die Gravitation des Planeten hatte die Timperwind eingefangen.

So wie sie um den Planeten kreisten, so kreisten die Gedanken der Besatzung jetzt um zwei Probleme. Es ging zum einen um die Möglichkeit einer Landung und zum andern um das, was sie da unten erwarten würde.

Sörensen fühlte, dass die Besatzung eine ständig wachsende Unruhe befallen hatte. Er bemühte sich daher, sie abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Kurzer Hand wandte er sich an die Besatzungsmitglieder und sprach: „Dort, der Himmelskörper gibt uns wieder ein Stück Hoffnung einigermaßen heil aus der ganzen Sache herauszukommen oder seit ihr anderer Meinung?“

Schweigen.

„Ich schätze wir nennen den Planeten Hope oder wollen wir ihn lieber eine Registriernummer verpassen.“

Schweigen.

Ab nun hieß der Planet Hope - Hoffnung. Dabei war es mit der Hoffnung nicht weit her ...

30.000 Meter.

Der Weltraumkreuzer war in eine gewaltige Spirale um den Riesenplaneten eingeschwenkt.

„Wenn wir nur bessere Sicht hätten“, bemerkte Sörensen, „dann wissen wir wenigstens, was uns da unten erwartet.“

Bei 25.000 Meter weiteten sich erstaunt Wesleys Augen und über seine Lippen kam die Bemerkung: „Kommandant, das gibt es doch nicht. Der Planet hat nur einen Kontinent.“

In der Tat zeigte sich, dass ein Viertel der gesamten Oberfläche von einem einzigen Kontinent eingenommen wurde, der Rest bestand aus Wasser und vereinzelte Inseln.

„Wesley, das sieht aus wie vor grauer Vorzeit auf der Erde. Damals gab es auch nur einen Kontinent, den Urkontinent.“

In 20.000 Meter Höhe umkreiste jetzt die Timperwind den Planeten Hope, wobei sie langsam, aber ständig, tiefer und tiefer sank.

Wieder glitt der Kontinent unter ihnen dahin.

Bei einer Höhe von 18.000 Meter über Bodenhöhe waren unübersehbare Gebirge, Urwälder, Steppen, Wüsten und Flüsse zu erkennen.

Es gab Pflanzenwuchs.

„Wo es Vegetation gibt, musste es auch Leben in irgendeiner Form geben“, stellte Sörensen fest, der besorgt auf den Höhenmesser schaute. Sie waren jetzt nur noch 10.000 Meter von der Planetenoberfläche entfernt. Er kam sich richtig hilflos vor, hoffentlich würden sie nicht aufgrund der eingeschränkten Manövrierfähigkeit wie eine Sternschnuppe in der Atmosphäre des Planeten verglühen. Hin und her grübelnd suchte er nach einem Ausweg. Es musste ihm doch etwas einfallen.

Soeben überflogen sie eine vegetationslose Hochgebirgskette. Dahinter begann eine dünenbedeckte Sandwüste.

„Männer“, wandte er sich entschlossen an die Besatzung. „Wir müssen die Timperwind verlassen, ob es euch gefällt oder nicht. Die Geschwindigkeit des Weltraumkreuzers nimmt trotz der Bremswirkung der Atmosphäre ständig zu und die Wahrscheinlichkeit, dass er zu Asche verglüht ist nicht ausgeschlossen. Aber mit den Landefähren könnten wir es schaffen auf dem Planeten zu landen.“ Er wies auf den Höhenmesser, der jetzt nur noch eine Entfernung von 8.000 Meter zum Planeten anzeigte.

Dies war überzeugender als alle weiteren Worte und Argumente.

Die Männer beeilten sich den Anweisungen des Kommandanten nachzukommen, und bereits nach kurzer Zeit waren die notwendigsten Ausrüstungsgegenstände in den Landfähren verstaut.

Unter ihnen glitt eine bewachsene Tiefebene, von unzähligen Flüssen und Flussarmen durchzogen, dahin.

Es wurde Zeit die Timperwind zu verlassen, denn sie war bereits auf eine Höhe von 6.000 Meter gesunken und die Außenhaut begann einen rötlichen Schimmer anzunehmen.

„Landefähre Alpha 1 …, startbereit!“

„Landefähre Alpha 2 …, startbereit!“

„Na, dann los!“

Die hydraulische Einrichtung schleuderte die diskusförmigen Fähren aus dem Hangar der Timperwind hinaus ins All. Der Brennstoffzellenantrieb begann sofort den Sturz auf den Planeten hinab abzubremsen.

Gerade noch rechtzeitig hatten sie den Weltraumkreuzer verlassen.

Mit rotglühender Hülle raste die Timperwind, einen feurigen Schweif hinter sich herziehend durch die dichten Schichten der Atmosphäre. Wie als wenn der Himmel barst, explodierte sie über der riesigen Wasserfläche des Planeten.

Die durch die Atmosphäre rasende Druckwelle erreichte die Landefähre Alpha 1 in dem Moment als Sörensen gerade die Zusammensetzung der unteren Luftschichten analysierte.

„Es ist die gleiche Atmosphäre wie auf der Erde. Solch ein Zufall ist doch unmöglich, das gibt es nur in diesen utopischen Romanen“, wandte sich Sörensen an Wesley.

„Nur gut, dass dieser utopische Roman Realität ist, da haben wir wenigstens Überlebenschancen …“ weiter kam Wesley nicht.

Die heranrasende Druckwelle ergriff die Landefähre und schleuderte sie hin und her. Nur mit Mühe konnte das automatische Stabilisierungssystem der Lage Herr werden.

Als die Schlingerbewegungen aufhörten, empfand Wesley das bis zur Übelkeit süßliche Gefühl der Schwerelosigkeit.

Das Bremstriebwerk der Landefähre begann auf Hochtouren zu arbeiten.

Bei 5.000 Meter ließ Sörensen die metallenen Schutzblenden in die Wandungshohlräume zurückgleiten. Durch die Quarzglaskuppel waren Gebirgszüge zu erkennen, die Wolkenfelder teilweise verdeckten.

4.000 …, 3.000 Meter ...

2.000 Meter … In der Ferne tauchten weitere Gebirgszüge auf. Sie waren flacher. Festes Land lag unter ihnen.

Verschwunden war die Wolkendecke.

Sörensen hatte krampfhaft auf den Höhenmesser gesehen und dann die Augen geschlossen. Sein Gesicht war blutleer und mit den Fingern krallte er sich an der Lehne seines Sitzes fest.

Der Skalenzeiger des Höhenmessers sank unerbittlich.

1.000 Meter …

Plötzlich kippte die Landefähre nach unten und jagte mehr in Fallrichtung als im schrägen Gleitflug der Oberfläche des unbekannten Planeten entgegen.

Noch 500 Meter …, 400 Meter …

Erschreckend wurde Wesley bewusst, in welcher Lage sie sich befanden. Für den Augenblick vergaß er den phantastischen Anblick, der sich ihm bot. Er hielt sich krampfhaft an der Sessellehne fest, zwang sich eisern die Augen geschlossen zu halten und legte im gleichen Moment die Arme schützend vor den Helm seines Schutzanzuges.

„Centaurus sei uns gnädig“, stöhnte Sörensen und deutete hinab auf die unwirkliche Landschaft, auf die sie zu jagten. „Mammutbäume? ... Tropische Riesen?“

100 Meter …, 50 Meter …

Alpha 1 glitt über die riesigen Baumkronen, bis ein wuchtiger Anprall gegen die Spitze eines Riesenbaumes erfolgte.

30 Meter …

Weitere Stöße und heftige Erschütterungen. Die Landefähre glitt krachend zu Boden, die mickrigen Kronen zahlreicher Bäume umknickend. Durch den Rumpf der Fähre ging ein nervenaufreibendes Kreischen und Jaulen.

Wesley spürte einen brennenden Schmerz im rechten Arm.

Die Landefähre Alpha 1 berührte den Boden einer flachen Senke und glitt weiter, eine tiefe Furche hinter sich herziehend. Ein Felsbrocken gab dem Metall nicht nach, und teilte die Fähre wie ein Wassertropfen, wenn er auf eine glatte Fläche fiel.

Der folgende unglaublich heftige Knall betäubte Wesleys Gehör und ließ ihm nicht mehr das Dröhnen und Krachen wahrnehmen, mit dem der stählerne Leib über die harte Oberfläche schlitterte.

Splittern, Krachen, tosendes Bersten.

Einzelteile lösten sich und flogen, schwarzen Flecken gleich über die flache Senke.

Wieder und immer wieder bäumte sich die Landefähre auf, als wolle sie nochmals in die Höhe steigen, um dann mit einem letzten Ruck zur Ruhe zu kommen.

Am samtfarbenen Himmel hing der Proxima Centauri, gleich einer purpurn glühenden Dunkelsonne. Er tauchte den Planeten Hope in dämmriges Licht.

Die Dunkelheit der hereinbrechenden Planetennacht kroch bereits durch den dichten Blätterwald des undurchdringlich scheinenden Urwaldes.

Die Schwüle hing wie eine Glocke über den Spitzen der Riesenbäume und trieb fünf Gestalten in geflickter Fellkleidung den Schweiß aus den Poren.

Faulig roch die Luft.

Ulawa, der Anführer der Wilden spürte greifbar die von Feuchtigkeit geschwängerte Atmosphäre, die tausendfältige Gerüche mit sich führte. Der Wilde hockte zwischen den langen prächtigen Fiederblättern, die auf einem kurzen, dicken Stamm wuchsen. Seinen Speer hielt er zwischen den Knien. Im Gürtelbund steckte griffbereit ein langes Messer. Aufmerksam lauschte er den vielstimmigen Geräuschen der Nacht.

Von ferne hallte das Brüllen wilder Tiere herüber, und ganz in der Nähe, zwischen den Bäumen und Pflanzen, ertönte ein vielstimmiger Chor aus seltsamen Gezwitscher, Pfeifen, Piepen und Grunzen.

Ulawa liebte die nächtlichen Wachstunden und er liebte die Geräusche des Waldes. Im unwirklichen Licht der Nacht verschmolzen Bäume, Sträucher und Pflanzen zu bizarren Schatten. Für einen Augenblick wollte Ulawa der alte Kinderglaube an Geister und Dämonen wieder ankommen. Da, jener Strauch, glich er nicht einem Kobold, der zur nächtlichen Zeit durch den Wald schlich. Und dort die eigenartige langstielige Pflanze, mit den zweilappigen Blättern war sie nicht in Wahrheit ein bösartiges Ungeheuer?

Ulawa hatte den Glauben an Geister und Dämonen erst mit dem Heranwachsen zum Mannesalter überwunden. Die ungezählten Nächte in der freien Natur hatten ihn davon überzeugt, dass die scheinbaren Ungeheuer in Wirklichkeit ganz natürliche Dinge waren. Sein Blick glitt zu den vier Gestalten, die zusammengerollt auf dem harten Boden lagen. Die sonnengebräunten, wind- und regengewohnten Körper waren vollkommen behaart. Die Narben der furchtbaren Wunden aus den zahlreichen Kämpfen bilden unbewachsene Flecke. Auch im Schlaf hielten die Männer ihre Speere und Keulen festumklammert.

Vor zwei Tagen waren sie zur Jagd aufgebrochen, die Sippe brauchte dringend frisches Fleisch.

Die Nacht begann dahin zu schwinden und ein trüber Tag dämmerte herauf. Dichte Nebel wallten über dem Boden, der langsam nach oben stieg. Er wandte sich um gigantische milchig weiße Gewächse, um gewaltige schmutziggraue Pilze und um zitternde fleischfressende Pflanzen.

Eine der fleischfressenden Pflanzen riss eine sich verzweifelt wehrende riesige Raupe in Stücke.

Aus dem weißen Dunst drangen abgehackte Schreie.

Als die purpurn glühende Dunkelsonne Proxima Centauri hinter dem Horizont verschwand und die helle Sonne Alpha Centauri, der gelbe Zwerg am Himmel aufzog, bewegten sich die Gestalten in der geflickten Fellkleidung. Einer nach den andern richtete sich auf und schaute abwartend auf Ulawa, der immer noch zwischen den prächtigen Fiederblättern hockte.

Eine buntschimmernde Libelle, groß wie eine Hand, umschwirrte seinen Kopf. Das Surren riss ihn aus seinen Gedanken und er gab durch das Heben der Hand, das Zeichen zum Aufbruch.

Nach fast zwei Stunden Fußmarsch unter dem breitblättrigen Dach hochgewachsener Urwaldpflanzen hinweg erreichten sie den Waldrand. Ulawa blieb stehen und hinter ihm die ganze Horde. Vor ihnen lag eine unübersichtliche Hochebene, auf der das hohe Gras wie die Wellen des Meeres hin und her wog. In weiter Ferne leuchtete der Alpha Centauri über der langgestreckten Gebirgskette.

Weiter ging es.

Das Marschieren durch das hohe, dichte Gras bereitete erhebliche Mühen.

Die flache Hochebene begann sich zu verändern. Kleine Bodenerhebungen versperrten das Blickfeld. Oftmals lagen jetzt zahlreiche Felsentrümmer auf dem Weg, der im Gänsemarsch laufenden Wilden.

Sie brannten vor Jagdfieber.