Welt der Heimatsagen - Ernst-Ulrich Hahmann - E-Book

Welt der Heimatsagen E-Book

Hahmann Ernst-Ulrich

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Beschreibung

Die Geschichten von Feen, Kobolden und anderen mystischen Wesen verleihen der Thüringer Rhön eine besondere Magie und lassen den Menschen die Natur mit anderen Augen sehen. Sie erinnern uns daran, dass die Welt um uns herum voller Wunder und Geheimnisse steckt, die darauf warten, entdeckt zu werden. Bis heute erzählt man sich in der Thüringer Rhön diese Geschichten und bewahrt damit die mystische Tradition der Region. Sagen haben zum Gegensatz zum Märchen erkennbare historische Bezüge. Sie sind an bestimmte Orte angesiedelt. Manche haben ein großes Verbreitungsgebiet und haben an mehreren Orten Heimatrecht erworben. Sagen und Märchen sind Teile der Volksdichtung, aber das Märchen ist sicher poetischer, sein Charakter optimistischer, es träumt sozusagen in eine schöne Zukunft. Der sage haftet die harte Wirklichkeit besonders der Feudalzeit an, oft ist sie ernst, ja düster, und der soziale Protest ist nicht zu überhören: Der ungerechte Herr, der Unterdrücker wird bestraft, Kriege werden verdamm, ethische und moralische Urteile werden gefällt. Willkommen zurück in die faszinierende Welt, in die Welt der Heimatssagen der Thüringer Rhön. In diesem dritten Band der fesselnden Sagensammlung werden sie erneut in die tiefen Wälder und geheimnisvollen Täler der Region entführt. Begleite mutige Helden und unerschrockene Abenteurer auf ihren gefährlichen Pfaden durch eine Welt voller Legenden und Mysterien. Von alten Ritterburgen bis hin zu vergessenen Kultstätten, die Thüringer Rhön birgt unzählige Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Tauche ein in die fesselnden Geschichten von tapferen Kämpfer, verführerischen Nixen und unheimlichen Wesen, die zwischen Licht und Schatten wandeln. Spannung, Magie und unvergessliche Momente warten in diesem Buch auf alle, die sich von den Sagen der Thüringer Rhön verzaubern lassen möchten. Ein Muss für alle Liebhaber von regionalen Geschichten und mystischen Welten. Tauche ein in die mystische Welt der Thüringer Welt.

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Seitenzahl: 183

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Die fliegenden Knaben

Von den Riesen auf dem Dolmar und der Geba

Das Gespenst von der Ulsterquelle

Die arme alte Frau Agatha und ihr Birnenbaum

Der böse Wunsch

Die Sage vom Moorweib

Der Bermbacher Hirte und der Otterkönig

Kloster Allendorf und Burg Frankenstein

Zerstörung der Burg auf dem Frankenstein

Die schwarze Katze von Empfertshausen

Vom Kesselchen

Die vom Blumenberg

Die Wasserkuppe und der Teufel

Die Sage von der Hexenlinde

Von der weißen Frau im Grafenstein

Die Sibylle

Die Salzunger Seen

Von dem Spuk in dem Schloß und Wirtshaus zu Rosa

Zwerge und Zinselmännchen

Der feurige Mann und die Mädchen von Rosa

Kinderandacht

Der eingemauerte Mönch

Der kleine Junge Johannes und sein Hund Bello

Der alte Pfarrer von Rosa

Der böse Jäger von Rosa

Das Zauberbuch von Glattbach

Vom Bilsenstein

Die Sage von der Empfertshäuser Hexe und ihrer Hinrichtung

Entstehung der Propstei Zella

Die kämpfenden Feuermänner zwischen Gehaus und Oechsen

Das „Aap“ (Alp) in Rosa

Das Näpfchen

Das Diebsmelken der Hexen

Die Frau am Röhrberg bei Rosa

Vom wütenden Heer bei Glattbach

Der ungeheure Acker auf dem Röhrberg

Die schwarzen Katzen und der Pfarrer von Friedelshausen

Die Sage vom Drachenstein bei Dermbach

Die drei schwarzen Männer im Eckardtser Tal

Das „Flates“ (Flattich)

Die Rache der Moorhexe

Von der Quelle der Rosa

Die Roßdorfer Knaben an der Stoffelskuppe

Das ausgehöhlte Brot

Wie ein Frevler von Oechsen durch die weiße Jungfer von der Schöneburg bestraft wurde

Die Männlein auf der Stoffelskuppe

Warnung der Moorweiber

Der Polizist von Bernshausen an der Kirschau

Der Hexentanzplatz bei Römhild

Von der Bernshäuser Kutte, „Gründschloch“ genannt

Das Schloß am Baier

Drei Wünsche

Die drei weißen Fräuleins an der Baierskuppe und die Förster von Lengsfeld

Vom Schatz auf dem Herrenacker

Vom gottlosen Pächter von Hämbach

Von den Schatzgräbern auf der Schöneburg

Spukgestalten in und bei Oechsen

Vom gespenstischen Schreiber am Stadtberg

Die zwei weißen Frauen am Oechsenberg

Vom roten Männerpfädchen am Oechsenberg

Vom Werwolf zu Stadtlengsfeld

Der Wagen der Frau Holle

Die Sage über die weiße Frau von der alten Camburg

Die Schatzgräber am Oechsenberg

Die goldenen Erbsen

Die Braut vom Schloß Rhönstein

Das Geheimnis der Zwergenhöhle

Die Sage des Ritters bei Dermbach

Der „Kreuzstein“ im Walde über Merkers

Der Fluch des Hohen Meißners

Die Wassermühle im Mühltal

Die Wasserkuppe und der Riese Guckuck

Die Sage von der Heidelsteinhexe

Sage von den Feen und Kobolden der Thüringer Rhön

Die Fräuleins von Boineburg

Der Richter und der Teufel

Die Sage von der roten Hilde

Sage vom Schneider und dem Schatz

Wettlauf zwischen einen streitsüchtigen Hahn und einem stolzen Hund

Die weiße Frau von Leimbach

Der Schatz der Krayenburg

Die Gräfin von der Krayenburg

Die alte Braut

Abkürzungen / Erläuterungen

Genutzte und weiterführende Literatur

Die Thüringer Rhön ist geprägt von einer abwechslungsreichen Landschaft mit sanften Hügeln, weiten Hochflächen und malerischen Tälern.

Sie ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch für ihre vielfältige Flora und Fauna bekannt.

Es gibt Naturschutzgebiete und Biosphärenreservate, die dazu beitragen, die einzigartige Natur zu erhalten. Wanderwege und Aussichtspunkte ermöglichen es Besuchern, die Schönheit der Thüringer Rhön zu erkunden und die Natur in vollen Zügen zu genießen.

Die Thüringer Rhön ist auch kulturell interessant, da sie von verschiedenen historischen und rationellen Elementen geprägt ist.

Historische Dörfer, Burgen und Schlößer, die das kulturelle Erbe der Thüringer Rhön gestalten, können besichtigt werden, um einen Einblick in die Geschichte der Region zu bekommen.

Insgesamt ist die Thüringer Rhön eine faszinierende Region, die Naturfreunden, Wanderer und kulturinteressierte Besucher gleichermaßen anspricht.

Ein markantes Merkmal der Thüringer Rhön ist die Hohe Geba, ein Berg mit einer Höhe von etwa 750 Metern, der zu den höchsten Erhebungen in diesem Gebiet gehört. Er bietet eine beeindruckende Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Die Region ist geprägt von abwechslungsreichem Landschaften, bestehend aus Hügeln, Wäldern, Wiesen und kleinen Flüssen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genaue Abgrenzung eines Gebietes unterschiedlich interpretiert werden kann, und die Thüringer Rhön bildet hier keine Ausnahme.

Die Region ist jedoch allgemein als Teil des Rhön-Gebirges anerkannt und zeichnet sich durch ihre natürliche Schönheit und Vielfalt aus.

Die thüringische Rhön bietet nicht nur eine reiche Natur, sondern auch historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten, die die Geschichte der Region widerspiegeln.

Ja, die Thüringer Rhön ist auch reich an Sagen und Legenden, dies zeigt das es nicht nur einen Band, einen zweiten Band, sondern diesen dritten Band gibt, der versucht die Reihe „Welt der Heimatsagen - Thüringer Röhn“ zu vervollständigen.

Die Sagen und Legenden der Thüringer Rhön sind ein Teil des kulturellen Erbes und der mystischen Atmosphäre dieser Region. Sie tragen zur kulturellen Identität eines Volkes bei, da sie Geschichten sind, die von Generationen zu Generationen weitergegeben werden.

Sagen und Legenden spielen an realen Orten, aber sie können auch fantastische Schauplätze beinhalten.

Sie haben oft eine moralische oder symbolische Bedeutung und können Elemente von Wundern oder übernatürliche Kräfte enthalten, aber auch zur Erklärung von Naturerscheinungen oder zur Veranschaulichung kultureller Werte dienen.

Es geht hier um die Sagen und Geschichten, die bereits seit Jahrhunderten weitererzählt werden, immer einen wahren Kern besitzen und uns verzaubern mit ihren Geschichten über fantastische Wesen und Reisen in ferne Länder.

Lass dich verzaubern beim Lesen dieses Buches und tauche dabei ein, in die Welt der Mythen und Sagen aus dieser Region.

Die fliegenden Knaben.

Es geschah am Ende des 17. Jahrhunderts, als an einem Spätherbsttag drei muntere Knaben unweit der Ortschaft Lengsfeld, zwischen diesem und dem Baier auf einer immergrünen Waldwiese eine Herde von Rindern hüteten.

Kaum begann die Sonne zu sinken, die noch ihre letzten goldenen Strahlen auf den hohen nachbarlichen Berg warf, da zündeten die Knaben auf ihrer Weise ein Feuer an.

Um sich setzen zu können, stachen sie große Patzen von Rasen ab, und bauten sich eine Bank.

Sie ließen sich auf der Bank nieder.

Die zuckenden Flammen, des rot glühenden Feuers strahlten eine anheimelnde Wärme aus.

Eine Zeit lang vertieften sich die Knaben in einem vertraulichen Gespräch.

Wie es nun einmal so ist bei Jugendlichen, dauerte dieses Gespräch nicht allzu lange.

„Wollen wir nicht mal etwas anderes machen, als uns hier über ungelegte Eier zu unterhalten?“ meinte einer von ihnen.

Sofort wollte jeder seinen Wunsch darlegen.

Sie redeten wild durcheinander.

Wie es so oft zu geschehen pflegte, dass heitere unbekümmerte Jugendliche in lächerliche Wünsche ausbrechen, deren Erfüllung schier unmöglich dünken, so war es auch hier.

Einer sprach: „Wäre doch dieses Stück Rasen ein Stück Eisenkuchen!“

Ein in jener Gegend beliebtes Backwerk aus Mehl, Fett und Eiern, das auf einem erhitzten Eisen von runder Form gebacken wurde.

Kaum war dieser Wunsch laut geworden, da trat ein unbekannter Mann auf die Waldwiese, begrüßte die jungen Hirten und sprach: „Hört, ihr habt Eisenkuchen gewünscht! Hier habt ich welchen, lasst ihn euch schmecken!“

Der Mann teilte Eisenkuchen unter ihnen aus.

Freudig und begierig ward die Spende angenommen und verzehrt.

Als der Mann sah, wie der Kuchen den Buben schmeckte, sagte er mit schmunzelnder Miene im Gesicht: „Ich würde euch gerne jeden Tag mit solchen Kuchen erfreuen, aber ich weiß nicht, auf welchen Hüteplatz ich euch dann immer antreffen würde!“

Die Knaben nannten den Platz, wo sie am nächsten Tag hüten würden.

Der Unbekannte hielt sein Wort und brachte am nächsten Abend wieder, dass für die Knaben so leckere Mahl.

Kaum hatten die Knaben alles verzehrt, war der Mann auch schon wieder verschwunden.

Da kam eine alte Frau aus Lengsfeld des Weges und schritt zu den Knaben hin.

„Kommt bitte mit, ich möchte euch etwas zeigen, am nahen Talbrunnen“, sprach sie mit freundlicher Stimme.

„Was willst du uns den zeigen?“

„Kommt nur mit. Ihr werdet es schon sehen.“

Und die Knaben gingen mit.

Als sie an den Brunnen ankamen, schauten sie sich um. Konnten aber nichts Ungewöhnliches feststellen.

Vor lauter umhersehen in der Umgebung bekamen sie nichts dav0n mit, dass die Alte Wasser aus dem Brunnen holte und die Knaben damit besprengte.

„Was soll das, du alte Hexe, du machst uns ja ganz nass?“ riefen die Knaben übermütig.

Die unverständlichen Worte, die die Alte dann murmelte, bekamen sie nicht mit.

„Das wolltest du uns wohl zeigen, wie du uns mit Wasser bespritzen kannst?“, rief einer.

Ein anderer lachte dabei laut, als er sagte: „Das soll schon alles gewesen sein?“

„Kommt, lasst die Alte hier am Brunnen. Wir gehen. Soll sie mit ihrem Wasser glücklich werden“, meinte ein anderer von den Jungens.

Mit Gelächter entfernten sie sich von dem Brunnen.

Kehrten dann zu ihrer kleinen Herde zurück, um diese wohlgemutes nach Hause zu treiben.

Danach, am dritten Tag trafen sich die Knaben früh morgens auf dem Wege zur Schule, grüßten sich munter.

„Höre, ich fühle mich heute so federleicht, dass ich meine, ich müsste fliegen können, wie ein Vogel!“, sprach der eine zum anderen.

„Ich auch! Ich auch!“ riefen die beiden anderen.

Alle drei hoben die Arme empor und flogen.

Sie flogen auf die kleine runde Steinmauer, die den Marktplatz umzog.

Sie flogen über dieser hin und her, zum größten Erstaunen aller ihrer indes sich zahlreich versammelnden Schulkameraden.

Die Kunde dieses wunderbaren Ereignisses verbreitete sich blitzschnell über das Städtchen hinaus und kam zuletzt zu den Ohren des Kantors.

Dieser forderte die drei Knaben auf, ihre Kunst doch mal in der geräumigen Schulstube, zu zeigen.

Diese ließen sich nicht lange bitten.

Sie stiegen auf den Tisch, flatterten von ihm herab und schwebten in der Schulstube auf und nieder.

Dem Kantor überfiel ein Grausen und er entsendete einen Boten zum Oberpfarrer und Inspektor.

Er ließ den geistlichen Hirten bitten, zur Schule sich zu bemühen und selbst Zeuge eines nie erhörten Wunders zu sein.

Der Geistliche kam, staunte und nahm die Knaben scharf in das Verhör, denn er witterte Satans Trug und Tücke.

Diese erzählten, was sie erlebt hatten.

Einer von den Jungens fügte dann noch hinzu: „In der vergangenen Nacht machten wir uns den Spaß, und setzten uns zu dritt auf einem Schimmel, der in unseres Nachbarn Scheune stand. Kaum spürte uns das Pferd, setzte sich dieses gegen unseren Willen in Trab und brachte uns an einen Ort, allwo es uns sehr wohl gefiel, dann brachte es uns wieder nach Hause, und darauf fühlten wir uns so leicht.“

Der Oberprediger ging bestürzt hinweg, um dem Gericht das Gehörte und das Gesehene anzuzeigen, damit dieses sich der sicherlich Behexten bemächtige, und ihnen den Prozess machte, denn fliegen zu können, schien ihm ein arges Verbrechen.

Mittlerweile kamen die Knaben arg- und sorglos, ihrer Fliegekraft glücklich, nach Hause, den ihrigen das Wunder selbst zu verkünden oder zu bestätigen.

Der Vater des einen der Knaben war der Scharfrichter, hieß Michael Weber.

Er erzürnte sich sehr über die Kunde, die er vernahm.

Das konnte nicht wahr sein, dass sein Kind mit dem Teufel im Bunde sei, so glaubte er es jeden Falls.

Er beschloss, es zu opfern.

Sein Sohn musste vor ihn treten.

Er verband ihm die Augen und fesselte seine Hände hinter dem Rücken.

Dann musste der Knabe niederknien.

Mit ausladender Geste zog der Scharfrichter sein Schwert aus der Scheide, um seinen Sohn mit einem Hieb zu enthaupten.

Ein Hieb, um Kopf und Rumpf zu trennen.

Es war ein Hieb!

Der abgeschlagene Kopf fiel mit dumpfen Aufschlag zu Boden.

Zwei weiße Ströme Milch sprangen statt des Blutes zur Decke und den Scharfrichter entsank das Schwert.

Die zwei anderen fliegenden Knaben, als sie das gesehen hatten, eilten davon und erhoben sich in die Luft um auf und davon zu fliegen.

Niemand hat sie jemals wieder erblickt, und so erfolgte auch keine Aufklärung über den tiefrätselhaften Vorfall dieser Tage.

Das Geschehen verklang zu einer Sage, und der Brunnen, wo das alte Weib die Knaben besprengte, heißt von jener Zeit an der Hexenbrunnen.

Von den Riesen auf dem Dolmar und der Geba.

Vor langer Zeit erzählte man sich überall im Werragrund von ungeheuerlich großen Leuten, die auf dem Dolmar und auf der Geba wohnten.

Es war ein Riesengeschlecht, das hier hauste.

Die Riesen hatten eine sehr laute Aussprache.

Wenn sie etwas von den anderen wollten, brauchten sie nur von dem einen Berg zu dem anderen hinüber zurufen, um verstanden zu werden.

Man erzählte sich aber auch, dass die Weiber der Unmenschen fleißige Spinnerinnen gewesen seien.

Das Garn, das sie dabei verarbeiteten, hätten sie vorher in der Werra ausgewaschen.

Dabei standen sie mit einem Bein hüben, mit den anderen drüben auf dem Ufer.

Während des Auswaschens machten sie einen solchen Heidenspektakel im Gewässer und das Wasser spritzte hoch auf, dass selbst die Fische aus dem Fluss heraus ans Ufer gesprungen wären.

Viele der Zuhörer haben natürlich nicht an diese Geschichte so recht glauben können und hielte sie für eine der vielen Studentenlügen.

Das Gespenst von der Ulsterquelle.

Vor langer Zeit, als die Wälder der Thüringer Rhön noch dunkel und unergründlich waren und die Menschen in den Dörfern am Rande dieser Wälder ein einfaches, aber achtsames Leben führten, entspringt die Ulster.

In der Nähe der Ulsterquelle wird die Geschichte eines Gespenstes erzählt, das in den Wäldern umherstreift und an der Quelle sein Unwesen trieb.

Dieses Gespenst, so erzählte man sich, war einst der Wächter des Waldes, ein Mann von großer Ehre und Weisheit, der die Wälder und ihre Geheimnisse mehr als sein eigenes Leben liebte.

Doch er fiel einem tragischen Schicksal zum Opfer.

Verliebt in eine Nymphe des Waldes, die ebenso schön wie flüchtig war, schwor er, die Quelle, an der sie sich zum ersten Mal gezeigt hatte, für immer zu bewachen.

Doch die Nymphe war ein Kind der Natur, frei und ungebunden, und eines Tages verschwand sie, wie der Nebel im Morgenlicht.

Zurück blieb der Wächter, gebrochenen Herzens und unfähig sein Versprechen zu vergessen.

Über die Jahre verwandelte sich sein Schmerz in Verbitterung, und so wurde er zu einem Gespenst, das jeden, der es wagte, sich der Quelle zu nähern, mit unerklärlichen Geräuschen und Erscheinungen in Angst und Schrecken versetzte.

Er soll auch die Seelen derjenigen Heimsuchen, die sich nachts in die Nähe der Quelle wagen.

Sein Geist konnte keine Ruhe finden, gefangen zwischen seiner unerfüllten Liebe und der Pflicht, die er einst so ernst genommen hatte.

Es heißt, dass er in stürmischen Nächten, wenn der Wind durch die Bäume heult und die Dunkelheit fast greifbar scheint, er als das Gespenst an der Ulsterquelle besonders rastlos ist.

Wanderer berichteten von flüsternden Stimmen, die durch das Rauschen des Wassers drangen, und von einer Gestalt, die aus dem Nichts heraus erschien, um im nächsten Moment sich wieder aufzulösen.

Die Dorfältesten rieten dazu, die Quelle in solchen Nächten zu meiden und dem Gespenst seinen Frieden zu lassen.

Doch es gab auch jene, die glaubten, dass das Gespenst nicht eher ruhen würde, bis jemand die Nymphe findet und sie bittet, zu ihm zurückzukehren, damit sein gebrochenes Herz geheilt und sein Geist endlich Frieden finden kann.

Die arme alte Frau Agatha und ihr Birnenbaum.

Agatha hatte es im Leben nicht leicht gehabt. Ihr Mann war vor vielen Jahren gestorben, und sie hatte keine Kinder.

Ihr einziger Begleiter war ein alter Hund, den sie Fritzchen nannte und der sie mit seiner Hingabe und Treue erfreute.

Trotz ihrer Bescheidenheit und ihrer harten Arbeit, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hatte Agatha ein Problem, das sie schwer belastete.

Sie besaß einen Birnenbaum, der er mehr Ärger als nutzen brachte.

Jedes Jahr, wenn die Birnen reif waren, wurden sie gestohlen. Es war, als würde jemand in der Nacht kommen und die süßen Früchte stehlen, noch bevor sie Agatha ernten konnte.

Es waren die Jungens des Dorfes, die jeden Tag, die schönsten Birnen stahlen.

Dieser Diebstahl verursachte ihr nicht nur finanzielle Probleme, sondern auch viel Kummer und Verzweiflung.

Das ging lange Zeit so.

Eines Tages, als Agatha wieder einmal traurig unter dem Birnenbaum stand und seine kargen Früchte betrachtete, trat ein seltsames, kleines Männchen auf sie zu. Es hatte einen zottigen Bart und funkelnde Augen, und seine Kleidung wirkte altmodisch und abgetragen.

„Ach, Mütterchen“, bettelte es, „ich habe solchen Hunger, gib mir doch was zu essen!“

„Du meine Güte! Du armer Schlucker“, sagte Agatha, denn so arm sie auch war, sie hatte Mitleid mit anderen armen Menschen. „Sie her. Alles, was ich habe, ein halbes Roggenbrot. Iß es nur und lass es dir schmecken. Für mich und meinen Hund findet sich wohl was anderes.“

„Weil du ein so gutes Herz hast“, sagte das Kerlchen, „darfs du einen Wunsch äußern.“

Agatha erzählte von ihrem Leid mit den gestohlenen Birnen und wie sehr es sie belastete.

Das Männchen hörte geduldig zu und nickte mitfühlend.

„Och“, sagte Agatha zum Schluss, „ich wünsche mir nur eins, dass jeder, der meinen Birnenbaum anrührt, daran fest kleben bleib, bis ich ihn wieder losmache. Denn es geht über die Hutschnur, wie die mich bestehlen.“

„Dafür gibt es eine Lösung, Agatha“, sagte das Männchen schließlich. „Ich kann dir helfen, deinen Birnenbaum zu schützen, aber es wird einen Preis haben.“

Agatha zögerte einen Moment, doch dann nickte sie entschlossen. Sie hatte nichts zu verlieren und sehnte sich so sehr nach einer Lösung des Problems.

„Ich wünsche mir“, begann Agatha zögerlich, „dass jeder, der es wagt, meine Birnen zu stehlen, an meinen Birnenbaum kleben bleibt, bis ich sie befreie.“

Das alte Männchen lächelte, nickte und sprach: „Es sei, wie du es wünschst, Agatha.“

Und so geschah es.

Zwei Tage später ging Agatha nach ihren Baum, um nachzuschauen.

Und siehe da!

Der Birnenbaum hing wirklich voller Jungens und Mädchens. Mütter waren dabei, die ihre Kinder losmachen wollten, und Väter, die ihren Frauen helfen wollten.

Voll von Vögeln und Hunden war er.

Sogar Flurschützer waren dabei, die all die anderen ins Gefängnis stecken wollten.

Wie Agatha das erblickte, musste sie so lachen, dass ihr Bauch wackelte.

Agatha erkannte keine Gnade.

Ein ganzes Jahr mussten sie alle an den Baum hängen bleiben und wurden auf wundersame Weise in den Ästen des Birnenbaumes gefangen gehalten.

Da war ihnen das Birnenstehlen vergangen.

Nicht lange danach, da klopfte es wieder an der Tür.

„Herein!“, rief Agatha.

Und ratet, wer es war?!

Das seltsame Männchen war zurückgekehrt und offenbarte diesmal seine wahre Identität.

Es war der Tod selbst, der gekommen war, um Agatha und ihren Hund zu holen.

„Hör mal, Mütterchen“, sagte er, „ich finde, du und dein Hund, ihr habt lang genug gelebt. Ich will euch holen.“

Doch Agatha war klug und listig.

„Das Recht hast du dazu“, antwortete Agatha. „Ich sträube mich auch nicht dagegen. Aber ehe ich meine wenigen Sachsen zusammen backe, tu mir einen kleinen Gefallen. Da auf dem Baum hängen Birnen, so lecker hast du noch keine gegessen, süß wie Wein. Wäre es nicht Sünde, die da alle hängen zu lassen?“

„Weil du so hübsch bittest“, sagte der Tod, der selbst Appetit bekommen hatte, und ging zum Birnenbaum hin.

Aber, o weh, er blieb mit seiner Knochenhand am Baum hängen und verfing sich in den unsichtbaren Fesseln, die Agathas Wunsch erschaffen hatte.

„Sieh“, sagte Agatha, „da hängst du schön hoch und trocken, du.“

„Du hast mich überlistet, Agatha“, sagte der Tod mit einem milden Lächeln. „Doch ich werde nicht gegen deinen Wunsch verstoßen. Von nun an wird niemand mehr sterben, solange der Birnbaum steht und ich darin gefangen bin.“

Und was geschah?

Agatha lebte fortan in Frieden und Glück, ohne Angst vor dem Tod.

Ihr Birnenbaum blieb unberührt, und die Menschen in der Umgebung wurden gesegnet mit einem langen und erfüllten Leben, so lange der Birnbaum stand und der Tod in seinen Ästen gefangen blieb.

Wenn man ins Wasser fiel, ertrank man nicht.

Wurde man überfahren, spürte man nicht einmal etwas davon.

Man konnte sich den Kopf abschneiden und blieb am Leben.

Als der Tod nun zehn volle Jahre, Sommer und Winter, in Wind und Wetter im Birnenbaum gehangen hatte, da bekam Agatha Mitleid mit dem Tod und sagte: „Wenn du mir versprichst, dass ich und mein Hund so lange am Leben bleiben, wie wir es wollen, dann las ich dich los.“

Das versprach ihr der Tod, aber sie ließ es sich erst schriftlich von ihm geben, und gab ihn dann seine Freiheit.

Und so kommt es, dass die anderen Menschen seitdem sterben wie die Fliegen und das Agatha immer noch auf der Welt ist und sicherlich bleiben wird, so lange die Welt besteht.

Der böse Wunsch.

Einstmals reiste Landgraf Philipp, wie er gern tat, ohne sonderlichen Gefolge durch sein Land, trug dabei auch schlechte Kleider und offenbarte seinem Stand keinem, der ihn nicht kannte.

Wie würden wir heute dazu sagen: „Der Landgraf reiste Inkognito über sein Grund und Boden“.

Auf seinem Weg begegnete er einer Bauersfrau, die trug ein Bund Garn auf dem Rücken, und er fragte sie: „Wohin des Wegs, mit der Wolle, liebe Frau?“

Da fing das Weib an, jämmerlich zu klagen und zu lamentieren: „Ich will und muss das Garn verkaufen, denn ich muss an zehn Stellen, die hohe Schatzung und Steuer entrichten, die der Landgraf hatt ausschreiben lassen. Es ist eine schlimme Zeit und ein schmählicher Druck der auf meiner Person lastet.“

Darauf fragte Philippus das Weib: „ Wie hoch belaufen sich den eure Steuern, die sie zu entrichten haben?“

„Einen Ortsgulden“, antwortete die Frau.

Da griff der Landgraf in sein Säckel und gab ihr einen ganzen Ortstaler.

Darüber wurde das arme Weib vor Freude rot, ihr Gesicht schien förmlich zu glühen.

Vor lauter Aufregung steckte sie den Taler rasch in die eigene Tasche und übersah dabei, dass auf dem Taler Philipps Bildnis geprägt war.

Auf der Vorderseite stand er im vollen Stahlharnisch und auf der Rückseite befanden sich in voller Pracht sein Helm und der schöne Spruch: Was Gott beschert, bleibt ungewehrt.

Die Frau rief: „Lohns Gott! Lohns Gott, edler Junker! Dass doch dieses Euer Geld dem Landgrafen, in dessen Schatz ich es liefern muss, es auf der Seele brenne wie das höllische Feuer.“