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Humorvolle Fantasy-Romance-Reihe
Die Puma-Wandlerin Yasmeen und ihr kettenrauchender Zombie-Kater rennen um ihr Leben. Da sie eine andere Wandlerin getötet haben soll, ist ihr ein Lynch-Mob auf den Fersen.
Nur beim berüchtigten und gefürchteten Warlock Byron kann sie Unterschlupf finden, da selbst die gefährlichsten Wandler sein Gebiet nicht betreten. Von dort aus will sie ihre Unschuld beweisen.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Scarlett Draven
Evelyne Amara
Verrückt nach dem Warlock
Crazy Magic Serie Teil 1
Impressum
Copyright und Urheberrecht März 2017 Scarlett Draven, Evelyne Amara
Copyright Coverabbildungen: rdrgraphe / Fotolia /Adobe Stock,
Subbotina / Shotshop.com
Copyright Hello Vienna 2005 (Black Cat) by Manfred Klein
Coverdesign: Scarlett Draven
www.Evelyne-Amara.com
Scarlett Draven/Evelyne Amara
c/o Autorenservice Gorischek
Am Rinnersgrund 14/5
8101 Gratkorn
Österreich
•Kapitel 1
Yasmeen
Im Sommer in den frühen Morgenstunden unweit von Elephant Butt auf dem Ozark-Plateau in Arkansas
Sie sind hinter mir her und bereiten mir eine Hetzjagd. Wilde Truthähne, Elche, Hasen, Rehe und andere Viecher rennen aufgescheucht davon, als ich an ihnen vorbei durch den Wald hetze. Ich kann meine eigene Angst riechen.
Wenn sie mich finden, werden sie mich töten, das ist gewiss. Meine einstigen Freunde, Leute, mit denen ich zur Schule gegangen bin ... Verdammt, meine eigene Cousine würde mich zur Hölle jagen.
Meine Eltern rotieren wahrscheinlich im Grab aufgrund meines angeblichen Verbrechens. Zum Glück sind sie tot, sonst würden die mich vermutlich auch noch töten wollen. Verdammt, praktisch über Nacht bin ich zur unbeliebtesten Person von Elephant Butt geworden, einer Außenseiterin, einer Gejagten.
In den letzten paar Stunden hat sich eine ganze Meute zusammengerottet. Natürlich verfolgt mich nicht die ganze Stadt. Den Wolfswandler Rain und die Puma-Wandler Ellen und Lenny beispielsweise konnte ich nicht unter meinen Verfolgern entdecken, aber es sind wirklich genügend.
Ich weiß nicht, was bizarrer ist: dass ich gestern noch an der Bar des mexikanischen Restaurants Hasta La Vista in Elephant Butt gestanden habe, mir schwindelig wurde und ich dann neben der Leiche der neuen Flamme meines Ex-Freundes aufgewacht bin oder dass mein einziger verbliebener Freund eine tote Katze ist. Teutobald nennt sich das Biest.
Im Moment habe ich den schwarzen Zombie-Kater aus den Augen verloren, aber ich weiß, dass er immer wieder zu mir zurückkehrt. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass an den Gerüchten, dass Zombies Lebende fressen, zumindest im Falle von Katzen nichts dran ist. Er saugt ihnen nicht mal das Hirn aus. Wie langweilig.
Jedenfalls ist das, was ich vorhabe, noch irrer als obige Tatsache. Was auch immer man mir in meine Jacky Cola getan hat, muss ein ziemlich heftiges Zeug gewesen sein.
Ich hoffe nur, ich habe mich nicht längst verirrt während dieser kopflosen Flucht. Normalerweise passiert Gestaltwandlern so etwas nicht so einfach, und als Puma-Wandlerin habe ich ohnehin einen relativ guten Orientierungssinn, aber ich bin bereits orientierungslos und mit Kopfschmerzen aufgewacht und musste sofort fliehen. Hinzu kommt noch Harpers Blut, der Geruch nach Altöl und einem widerlichen Parfum, um meine Sinne vollends zu verwirren. Ich könnte kotzen, wenn ich die Zeit dazu hätte.
Über meinen verzweifelten Plan kann ich später noch nachdenken – falls ich dann überhaupt noch lebe. Ich habe nichts zu verlieren, also renne ich weiter.
Ob ich mich verwandeln sollte? In meiner Puma-Form wäre ich nämlich schneller. Doch ich müsste mir die Zeit nehmen, mich auszuziehen, und diese Zeit habe ich einfach nicht, denn meine Verfolger sind leider viel zu nahe.
Kurz überlege ich, ob ich mich nicht trotz des Kleides verwandeln sollte, doch verwerfe ich diesen Gedanken sofort. Ich habe eindeutig zu viele von diesen paranormalen Liebesromanen gelesen, in denen der Hauptcharakter aufgrund der Kraft seiner Umwandlung seine Kleidung schreddert. In der Realität sieht das leider so aus, dass man sich als eine Wurst aus in Kleidung verhedderten Krallen und Gliedern hilflos im Schlamm wälzend wiederfindet. In meinem Fall würde das wohl unweigerlich tödlich enden.
Dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde, erkenne ich daran, dass sie mich nicht mehr verfolgen. Dieser Teil des Waldes wirkt unheimlich auf mich, was sonst so gut wie gar nicht passiert. Für mich als Wandlerin ist der Wald schließlich meine zweite Heimat. Aber hier ist es ruhiger, und auch die Ausstrahlung des Ortes hat sich geändert. Sie ist jetzt irgendwie düsterer, auch wenn ich das rein optisch nicht erklären kann.
Es besteht kein Zweifel daran: Ich befinde mich auf dem Gebiet des bösen, berüchtigten Vampir-Warlocks. Sein Haus kann also gar nicht mehr weit von hier entfernt sein.
Ein Warlock ist ein abtrünniger Hexer, mit dem andere Hexen nichts zu schaffen haben wollen, und ich täte gut daran, mich von ihm fernzuhalten. Aber welche Wahl habe ich schon? Der Warlock ist das geringere Übel. Zumindest rede ich mir das ein ...
Hexen, Vampire und Wandler sind Feinde. Welcher Wahnsinnige ihn zu einem Vampir gemacht hat, ist mir unbekannt. Der Warlock soll ihn dazu gezwungen haben. Es hat schon früher Gewalt von Hexen gegenüber Vampiren und umgekehrt gegeben. Jedenfalls gibt es Gerüchte dahingehend, dass er seinen Erschaffer kurz nach seiner Erschaffung beseitigt haben soll. Zumindest wurde der ziemlich alte Vampir niemals wieder erblickt. Der Gedanke daran jagt mir einen eiskalten Schauder über den Rücken.
Trotzdem gibt es derzeit keinen Ort, an dem ich jetzt sicherer bin. Vielleicht lässt er mich leben, weil er denkt, ich wäre genauso wie er. Eine Mörderin. Oder er schenkt mir die Gnade eines schnellen Todes, den der Lynch-Mob mir wohl eher nicht gönnen würde.
Jedenfalls muss ich verrückt geworden sein, was vermutlich an dem Betäubungsmittel liegt, das mir jemand in mein Getränk getan hat. Ich frage mich, was das gewesen sein mag, denn so etwas schmecke ich für gewöhnlich raus. Na ja, Jacky Cola hat schon einen starken Eigengeschmack. So ganz sicher kann ich mir also nicht sein. Jedenfalls werde ich so schnell nicht mehr in einer Bar was trinken und wenn, dann werde ich mein Getränk hüten wie Bill, der schrullige, schwarzbrennende Bär-Wandler, seinen rosa Trailer. Den hatte damals seine Schwester so angestrichen. Was er getan hat, um sie aus Ärger zu dieser Tat zu treiben, weiß ich bis heute nicht.
Da ist ja schon die Hütte dieses gefährlichen, ruchlosen Warlocks, vor dem sie alle zittern. Sie ist nur einstöckig, aber soweit ich weiß, wohnt der Typ allein darin, da sie ihn alle fürchten. Das Haus besitzt auf der gegenüberliegenden Seite eine Terrasse und eine Treppe am Eingang, da das umgebende Gelände leicht uneben ist, wie ich von Weitem erkennen kann.
Wahrscheinlich pennt der Typ, nein, der ist ja ein Vampir und wird daher mitten in der Nacht vermutlich wach sein. Hoffentlich hat er heute bereits getrunken, denn ich habe keine Lust, ausgesaugt zu werden. Andererseits soll das ein ziemlich schöner Tod sein, wenn man den Mythen Glauben schenken will. Vermutlich ist das allemal besser, als von einem wütenden Mob gelyncht zu werden ...
Ich blicke an mir herunter. Mein langes, glattes, mittelbraunes Haar ist vollkommen wirr. Von einer Frisur kann man nicht mehr reden. Mein schwarzes Mini-Kleid ist bisher relativ unversehrt geblieben von ein, zwei Rissen mal abgesehen. Meine Schuhe habe ich unterwegs verloren, als ich damit im Matsch versunken bin. Die müssen irgendwo im Wald liegen.
Meine Chanel-Handtasche, für die ich mich monatelang nur von Suppe und geklauten Äpfeln ernährt habe, war schon früher verschwunden. Ich habe keine Ahnung, wo die sein könnte.
Kurz gesagt: Ich bin völlig abgebrannt und sehe scheiße aus. Davon abgesehen rieche ich nach Blut. Harpers Blut. Mistmistmist. Vorzeigbar bin ich wirklich nicht, doch im Moment habe ich wirklich andere Probleme und darf froh sein, überhaupt noch am Leben zu sein.
Solch eine Hysterie habe ich ja noch nie erlebt. Die Puma-Wandler sind heißblütig und eindeutig die Wandler-Art, die am impulsivsten reagiert, aber das übertrifft ja wohl alles. Haben deren Gehirne kollektiv ausgesetzt oder was?
Ich schreie auf, als mich etwas Schwarzes aus einem Gebüsch anspringt.
»Verdammt nochmal, musst du mich so erschrecken«, sage ich zu Teutobald, meinem Zombie-Kater, und beeile mich, ihn auf dem Boden abzusetzen. Mehrmals würge ich, es gelingt mir jedoch, weiterzulaufen, ohne mich zu übergeben. Sein Geruch stört meine empfindlichen Geruchsknospen schon sehr. Er stinkt wie ein toter Skunk, der wochenlang in der Sonne gelegen hat.
Ich zucke zusammen, als die Tür des Bungalows aufgerissen wird und ein Mann herauskommt, äh torkelt. Ob das der Warlock ist? Gut sieht der Typ aus, aber gefährlich wohl eher nicht.
»Wer ischt da?«, fragt er. Da er so lallt, habe ich Schwierigkeiten, ihn zu verstehen.
Er ist groß, schlank und gutaussehend mit dem kurzen dunklen, leicht welligen Haar. Zu seinen Bluejeans trägt er ein dunkelblaues T-Shirt. Nein, gefährlich sieht der nicht aus. Vor allem aber ist er sturzbetrunken.
»Ich dachte, Vampire können sich nicht betrinken«, rutscht es mir heraus. Vielleicht hat er kürzlich einen Alkoholiker überfallen ... Zumindest müsste er mich dann nicht mehr aussaugen.
»Isch bin kein Vampiiir, hick. Aber duh. Wie schiehst du denn ausch?«
Oh, ja, Harpers Blut ... Auch wenn es bereits angetrocknet ist, ich bin über und über damit voll. Damit sehe ich aus wie der Schlächter von Wolfenbüttel, ein irrer Axtmörder, und sicherlich gefährlicher als der Warlock selbst. Was der Typ wohl von mir denken mag?
Oder er fällt gleich über mich her, um mich auszusaugen, angeregt durch den Blutgeruch. Ich schlage mir vor den Kopf. Daran hätte ich wirklich denken können. Hätte ich unterwegs allerdings gestoppt, um ein Bad zu nehmen, dann wäre ich jetzt zwar sauber, aber wahrscheinlich bereits tot. Manchmal müssen sanitäre Bedürfnisse einfach zurückstehen ...
»Ich hatte einen kleinen Unfall«, sage ich.
»Deine Katzschee schieht auch – hick – ausch wie wasch, dasch man überfahren von der Schtraßche gekratscht hat.«
Wut steigt in mir auf. »Von einem besoffenen Möchtegern-Vampir muss ich mich nicht beleidigen lassen!«, schreie ich.
Ja, klar, beleidige ihn, dann brauchst du dir über dein Weiterleben keine Gedanken mehr zu machen. Was für ein Glück, dass Teutobald bereits tot ist, so kann ihn wenigstens niemand mehr töten.
»Was ist da los?«, fragt ein weiterer Mann, der soeben das Haus verlassen hat.
Verdammte Kacke, ist der Typ attraktiv. Er ist groß, muskulös und besitzt schulterlange, dunkelbraune, lockige Haare. Er trägt schwarze Hosen, Stiefel und ein schwarzes Rüschenhemd, als hätte er einmal zu oft Interview mit einem Vampir gesehen. Doch besonders angetan hat es mir sein bezwingender Blick. Diese dunklen Augen ... Meine Knie werden weich, mein Herz schlägt wie verrückt, und ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden.
Ich lächle ihn an. »Hi, ich suche Schutz. Sind Sie der Warlock?« Das klingt wirklich bescheuert wie aus einem der alten Mafia-Filme, außer dass es in denen keine Blut trinkenden Warlocks gibt, wenn auch die Protagonisten kaum netter sind. Der muss denken, ich habe sie nicht mehr alle.
Überrascht, ungläubig, aber auch misstrauisch sieht er mich an. »Schutz? Von mir? Das ist unwahrscheinlich.« Er verengt die Augen zu Schlitzen. »Und warum sind Sie voller Blut?«
»Sie können mich ruhig duzen, wie ihr besoffener Kumpel es bereits getan hat. Hi, ich bin Yasmeen. Ich kann putzen, waschen, Rasen mähen und kochen.« Letzteres ist leicht übertrieben, aber meine mangelnden Kochkünste fallen einem Vampir ganz bestimmt nicht auf.
»Wenn du einen Job suchst, bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich stelle niemanden ein.« Seine Nasenflügel blähen sich. Er schnuppert, als würde er meine Witterung aufnehmen.
»Hier sind meine Augen!«, sage ich, als er in meinen Ausschnitt starrt ... oder auf das viele Blut. Sein Blick ist dunkel vor Begierde ... oder Blutlust. So genau weiß ich das nicht.
Ich schlucke. Keineswegs werde ich mich von ihm einschüchtern lassen.
Sofort bohrt sich sein Blick wieder in meinen. »Ich sagte, ich stelle niemanden ein.«
»Und ich sagte, ich suche Schutz und keinen Job. Ich wollte mich nur nützlich machen. Natürlich können wir auf das Rasenmähen, putzen und kochen auch verzichten.«
»Ich habe keinen verdammten Rasen, und als Vampir esse ich nichts. Und reinigen solltest du dich erst mal selbst. Das ist doch wirklich Blut, oder? So heftig, wie du parfümiert bist, bin ich mir nicht ganz sicher. Und du riechst noch nach was anderem. Öl?«
Natürlich ist es mir bereits zuvor aufgefallen, dass ich seltsam rieche, aber ich frage mich, wer mich einparfümiert hat und warum.
»Komm her und finde es heraus!«, provoziere ich ihn. Warum muss mein Mund oft schneller sein als mein Gehirn? Verdammt.
»Das lässt sich einrichten.« Der Warlock kommt böse lächelnd tatsächlich wie ein Raubtier auf mich zu geschritten und packt mich am Arm, bevor ich zurückweichen kann. Für einen Nicht-Wandler ist er überraschend schnell, und ich stehe regelrecht unter seinem Bann. Die Berührung elektrifiziert mich. Offenbar besitzen Vampire eine besondere Anziehungskraft, der man sich kaum entziehen kann.
Er beugt sich über mich und schnuppert so dicht an meinem Dekolletee, dass seine Nase mich dort beinahe berührt. Jedenfalls streichelt mich sein Atem an dieser Stelle wie eine Liebkosung. Seine Nähe ist eindeutig berauschend.
Dann sieht er mich mit seinen dunklen, bezwingenden Augen an. »Es ist tatsächlich Blut.«
»Was sollte es sonst sein? Pudding, Farbe oder rote Grütze?« Ich muss das Zeug unbedingt baldmöglichst abwaschen.
»Du hast ein ganz loses Mundwerk, Yasmeen. Was willst du hier?«
Ich senke meine Stimme für den Fall, dass sich von den anderen Wandlern doch noch welche hier in der Nähe herumtreiben. »Man verfolgt mich und will mich töten. Ich soll eine andere Wandlerin getötet haben, aber das stimmt nicht. Das hier ist ihr Blut.«
»Du bist also eine Puma-Wandlerin?«
»Woher weißt du das?« Kann er das etwa riechen?
»Du musst nicht alles wissen. Komm rein«, sagt er und hält mir die Tür auf. Das erscheint mir seltsam, da es offensichtlich ist, dass er mir nicht traut. Allerdings beruht sich das auf Gegenseitigkeit. Vielleicht will er mich lieber im Haus aussaugen als draußen.
»Meine Katze kommt mit rein«, sage ich.
»Deine Katze?« Sein Blick fällt auf Teutobald, der gerade ausgiebig seine Eier leckt. Ich hoffe nur, ihm fällt nicht versehentlich eines dabei ab. Das ist nämlich schon einmal passiert. Ich habe es mit Sekundenkleber wieder ankleben müssen, weil Teutobald der Meinung war, dass er mit nur dem linken Hoden eindeutig einen Linksdrall hat beim Gehen. Als hätte das Vieh Bullenklöten ...
Nachdenklich wirkend runzelt der Warlock die Stirn. »Das Tier sieht aus, als wäre es schon tot, wüsste das aber noch nicht.«
»Das musst gerade du sagen, Vampir. Teutobald ist ein Zombie-Kater. Ich habe ihn von einer Voodoo-Priesterin fürs Rasenmähen bekommen.«
»Das würde erklären, warum er wie eine Mülltonne riecht.«
Indigniert sieht Teutobald ihn an. »Wenn du mal so lange tot bist wie ich, riechst du auch nicht besser, wohl eher schlechter.«
»Zumindest wird er mir daher nicht gestohlen. Ich brauche kein Katzenfutter zu schleppen und spare mir die ganzen Tierarztkosten. Es hat auch seine Vorteile, einen untoten Kater zu haben.«
»Also kommt endlich rein.« Er hält mir die Tür auf, und ich gehe an ihm vorbei ins Haus, gefolgt von Teutobald und dem gutaussehenden, besoffenen Typen.
»Er ist aber kein Vampir?«, frage ich den Warlock mit einem Blick auf seinen Kumpel.
»Isch bin der Hexscher Aidan. Hick.«
Verwundert sehe ich beide an. »Aber ich dachte, kein Hexer gibt sich mit einem Warlock oder Vampir ab? Oder ist er auch ein Warlock?«
»Nein, er ist mein einziger verbliebener Freund unter den Hexern. Mein Name ist Byron.«
Misstrauisch beäuge ich die etwas altmodische, düstere Einrichtung. Muss der Typ wirklich alle Klischees erfüllen?
»Und wo ist dein Sarg?«, frage ich.
»Auf dem Dachboden.«
»Aber dort ist es doch zu hell. Wäre nicht der Keller ...«
Er unterbricht mich. »Ich besitze gar keinen Sarg. Auf dumme Fragen gibt es dumme Antworten.«
Der Typ mag zwar heiß sein wie die Hölle, aber trotzdem ist er ein arroganter Arsch. Außerdem besitzt er eine gewisse düstere Ausstrahlung. Wenn nur diese verflixte Anziehungskraft nicht wäre, die er auf mich ausübt.
Ob die Gerüchte stimmen, dass er die alten Blutopfer der früheren Hexen noch praktiziert? Immerhin stammt er aus jener dunklen Zeit, in der diese tatsächlich vorgekommen sein sollen. Allein der Gedanke daran versetzt mich in Panik. Der Lynch-Mob draußen ist allerdings auch alles andere als harmlos.
Vielleicht sollte ich mich ihm als dauerhafte Blutquelle anbieten. Das könnte ihn möglicherweise daran hindern, mir nach dem Leben zu trachten. Wandler haben bessere Selbstheilungskräfte, wodurch Blutverlust bei ihnen auch viel schneller ersetzt wird als bei den Menschen. Daher sind sie bei einigen Vampiren begehrt. Nur wollen die meisten mit den Vampiren nichts zu tun haben. Und auch ich werde ihm das nur als allerletzten Notnagel anbieten. Zwar würde mich der Gedanke seiner Lippen auf meiner Haut – egal wo – erregen, aber ich vertraue ihm nicht.
•Kapitel 2
»Setz dich«, sagt der Warlock.
»Aber das Blut auf meiner Kleidung ...«
»Auf Burgunderrot sieht man Blutflecken nicht. Außerdem ist das schon eingetrocknet.«
Würg. Wer weiß, wie viele Leute er schon auf diesem Sofa ausgesaugt hat. Vermutlich suchen sich Vampire ihre Möbel farblich passend zu ihren Bluträuschen aus. Womöglich ist an den Gerüchten doch was dran.
Vorsichtig lasse ich mich auf der burgunderfarbenen Couch nieder, während er eine verstaubte Phiole aus dem Regal nimmt und den grünlichen Inhalt in ein Glas kippt, das er aus einer Vitrine entnommen hat.
Dieses reicht er mir. »Trink das.«
Misstrauisch beäuge ich das tiefgrüne Gebräu. »Das sieht aber aus wie schon mal gekotzt. Kann ich nicht lieber ein Bier haben?« Ich schiele zu Aidan rüber, der gerade einen Schluck aus einer Flasche Budweiser nimmt.
»Trink es, wenn du hierbleiben willst. Du wirst nicht daran sterben. Das verspreche ich dir.«
»Aber mich in eine schleimige Kröte, einen Oktopus oder einen grünen Maulwurf verwandeln?«
Er lacht laut heraus. Das Lachen lässt den verflixten Mistkerl noch attraktiver wirken. Er hat feingeschnittene Gesichtszüge, die jedoch keineswegs weiblich wirken. »Nein, es ist ein Wahrheitsserum.«
»Du glaubst mir also nicht, dass ich die Wahrheit sage?«, frage ich.
»Warum sollte ich?«
»Und warum sollte ich dir vertrauen?«, frage ich.