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Mich in einen Polizisten zu verlieben, obwohl mein Vater ein gesuchter Krimineller ist, dürfte nicht zu meinen besten Ideen gehören. Dabei fing alles so vielversprechend an. Zum ersten Mal sah ich Kieran im Drive-In eines Wacko Tacos, wo ich mich versehentlich mit einer Mülltonne unterhalten habe, anstatt der Gegensprechanlage. So etwas kann jeder Frau mal passieren, wenn sie ein Pferd mit Rücklicht sieht. Denn natürlich habe ich auf den Hintern des Pferdes gestarrt und nicht auf den des heißesten Polizisten, den ich jemals gesehen habe. Kieran taufte mich prompt die »Mülltonnen-Flüsterin«. Selbstverständlich schrie das nach Rache… Heiße Leidenschaft entbrannte. Trotzdem ändert das nichts daran, dass dieser Mann total falsch für mich ist. Dass es so enden würde, habe ich nicht vorhersehen können.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Polizist zu verschenken
Evelyne Amara
Impressum
Copyright April 2023 Evelyne Amara
Fotos: CURAphotography/Fotolia (by Adobe Stocks),
Ziegenbock: Ricardo Gomez Angel, Switzerland/unsplash, rgaleria.com
Hintergrund: Mick Haupt, Orlando. FL/unsplash
Coverdesign: Evelyne Amara
Evelyne Amara
c/o Autorenservice Gorischek
Am Rinnersgrund 14/5
8101 Gratkorn
Österreich
www.Evelyne-Amara.com
Kapitel 1
Aurora
Ich biege mit meinem kobaltblauen 1958er Lincoln Continental, an dem vorne die riesigen Bullenhörner eines Texas Longhorns befestigt sind, in den Drive-in von Wacko Taco ein.
Als ich mich in der Warteschlange einfüge, fällt mein Blick auf den Kunden vor mir auf seinem … Pferd. Gerade eben nimmt er seine Bestellung entgegen.
Ich blinzle, weil ich meinen Augen nicht traue. Der dunkelhaarige, breitschultrige Polizist, der auf dem Braunen sitzt, sieht echt toll aus, aber er muss einen Dachschaden haben.
Das Pferd hat ein Rücklicht! Selbst für die Verhältnisse in der Kleinstadt El Lobo ist das ziemlich schräg, und das will was heißen.
Richtig peinlich wird es, als der Mann mich beim Starren erwischt und das Ganze offenbar völlig missinterpretiert. Er schenkt mir ein umwerfendes Lächeln, das meine Knie weich werden lässt.
Ich gebe zu, dass ich ihn absolut heiß finde, aber kein Mann, der noch ganz bei Trost ist, befestigt ein Rücklicht an die Hinterseite seines Pferdes. Noch schlimmer ist, dass es sich um einen Gesetzeshüter handelt. Ich weiß auch nicht warum, aber immer, wenn ich die sehe, habe ich ein schlechtes Gewissen, als hätte ich etwas ausgefressen. Dabei habe ich gar nichts Unrechtes getan.
Womöglich liegt das daran, dass mein Vater Joe ein einschlägig bekannter Krimineller ist. Seine Verwandten kann man sich bekannterweise nicht aussuchen. Nicht dass ich viel Kontakt mit diesem dubiosen Mann hätte …
Schnell wende ich meinen Blick von dem Polizisten ab, zumal ich über den Lautsprecher der Gegensprechanlage die Stimme einer Mitarbeiterin von Wacko Taco vernehme, die mich fragt, was ich haben möchte.
Ich fahre ein Stück vor und wende mich dem silbernen Aufbau zu, um ihr meinen Bestellwunsch mitzuteilen, doch sie scheint mich nicht zu verstehen. Das liegt vermutlich daran, dass ich den südtexanischen Slang nicht beherrsche.
»Es könnte hilfreich sein, wenn Sie sich mit der Gegensprechanlage anstatt der Mülltonne unterhalten würden«, vernehme ich eine tiefe Männerstimme, die mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt. Warum muss ausgerechnet dieser verrückte Polizist solch eine erotische Stimme besitzen?
Tatsächlich habe ich die Mülltonne mit der Gegensprechanlage verwechselt. Das kann passieren, vor allem wenn man so abgelenkt ist wie ich soeben.
Ich spüre, wie mein Gesicht vor Scham heiß wird. Sicherlich bin ich inzwischen so rot, dass ich im Dunkeln leuchte. Ich fahre ein weiteres Stück vor, bis ich direkt vor der Gegensprechanlage stehe. Dadurch befinde ich mich näher bei dem Polizisten, dessen Pferd keinen Mucks macht. Obwohl er die Tüte mit seinem Essen bereits in der Hand hält, reitet er nicht davon.
Nachdem ich meine Bestellung aufgegeben habe, blicke ich in seine braunen Augen. Er ist wirklich umwerfend, vielleicht sogar der anziehendste Mann, der mir seit langem begegnet ist. Auf dem Schild an seiner Brust steht der Name ›McCarthy‹. Seinem Lächeln und dem Blickkontakt nach zu urteilen, flirtet er soeben mit mir.
»Ihr Pferd hat ein Rücklicht«, sage ich, als wäre das nicht völlig offensichtlich.
»Das ist in El Lobo Vorschrift.«
Oh, mein Gott, er ist nicht nur verrückt, sondern auch noch ein Paragrafenreiter.
Amüsiert grinst er mich an. »Ihr Auto hat sich mit einem Longhorn angelegt und dabei den Kürzeren gezogen, was?«
»Das habe ich von meinem Großonkel Ted geerbt.«
Nachdenklich runzelt er die Stirn. »Meinen Sie Ted Blake? Dachte ich mir doch, dass mir das Auto bekannt vorkommt.«
»Sie kannten meinen Onkel?«
»Wer kannte ihn nicht? Sie hören sich nicht wie eine US-Amerikanerin an.«
»Ich bin Halb-Deutsche. Er war der Onkel meines Vaters.«
Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Ein Ausdruck des Misstrauens ist darin zu erkennen. »Sagen Sie bloß, Sie sind die Tochter von Drug Lab Joe?«
Ich hasse diesen Spitznamen. »Ja, er ist mein Vater.«
An seinem Blick erkenne ich, dass ich jetzt eine potenzielle Verdächtige bin. »Sie werden hoffentlich nicht in die Fußstapfen Ihres Vaters treten wollen?«
Warum nimmt das fast jeder von mir an? »Nein, natürlich nicht. Ich will nur ein paar Tacos kaufen, und die bezahle ich auch, wie es sich anständig gehört.«
»Ihre Bestellung ist fertig, Ma’am.«
Der Polizist schenkt mir ein Lächeln. »Lassen Sie es sich schmecken, Ma’am. So long.« Grüßend tippt er sich an die Hutkrempe und reitet davon.
Ma’am … Jetzt fühle ich mich gleich ein, zwei Jahrhunderte älter, aber das ist offenbar etwas Texas-typisches. Das habe ich schon so oft hier gehört.
Zu Hause angekommen treffe ich vor dem Haus auf meinen fünfzehnjährigen Bruder Nathan, den ich an seiner besonderen Art, sich zu bewegen identifiziere. Würde er an einem öffentlichen Ort herumstehen, könnte ich ihn womöglich nicht erkennen, weil ich eine Gesichtserkennungsschwäche habe, die sogenannte Prosopagnosie.
Das bedeutet, ich erkenne zwar die Einzelheiten des Gesichts, kann sie aber als Gesamtbild nicht in meinem Gedächtnis abspeichern und dadurch später auch nicht abrufen, wenn ich die Leute wieder treffe. Allzu oft erkenne ich sie nicht, wenn sie keine sonstigen auffälligen Merkmale aufweisen. Leute, die ich häufiger treffe, erkenne ich oft an ihrem Gang, Körperbau, ihrer Frisur, der Stimme, dem Klang ihrer Schritte und vielem mehr. Da mein Bruder dasselbe Problem hat, vermute ich, dass es erblich ist.
Aus dem Haus vernehme ich lautes Getrommel. Das wird der Grund sein, warum mein gamingsüchtiger Bruder sich draußen herumtreibt.
»Hallo, du Kind!«, sage ich, um ihn zu ärgern, denn er fühlt sich schon sehr erwachsen, zumal er seit Kurzem größer ist als ich. Im Gegensatz zu mir hat er Moms mittelbraune Haare geerbt, während ich die rotblonden unseres Vaters besitze.
Er grinst frech. »Hi, Aurora. Ich dachte, du wärst noch zu jung für ein Midlife-Crisis-Auto. Aber offenbar fängt das bei Frauen früher an.«
Empört blicke ich ihn an. »Ich bin erst dreiundzwanzig! Du willst offenbar keine Tacos.«
»Doch natürlich will ich welche. Die esse ich gleich im Garten. Danke.«
Noch bevor ich die Tüten mit dem Fastfood ins Haus tragen kann, fehlt schon ein guter Teil davon, und Nathan setzt sich damit auf eine Picknickdecke, die er auf der Wiese vor dem Haus ausgebreitet hat.
Wir wohnen erst seit einer Woche in El Lobo, einer sehr aufreibenden Woche, was nicht allein an den vielen Veränderungen liegt, sondern auch am Schlafmangel.
Als ich das Haus betrete, ertönt aus gefühlt sämtlichen Richtungen das laute Getrommel. Gestern ist unsere Mutter mit ihrer Klangschale durchs Haus gelaufen, weil sie der Auffassung ist, dass es hier spukt. Schließlich rauben uns seit dem Einzug seltsame, aus dem Dachboden stammende Geräusche den Schlaf. Sobald wir diesen betreten, ist jedoch nichts zu sehen oder zu hören.
Heute will sie die Geister offenbar mit Trommeln vertreiben. Es riecht nach verräuchertem weißem Salbei. Ich sehe zwei Frauen mit Trommeln, gefolgt von meiner Mutter mit ihrem Räucherwerk, durchs Haus laufen. Vermutlich hat sie über ihr Esoterik-Forum im Internet ein paar Gleichgesinnte aufgetrieben.
Lächelnd blickt sie mich an. »Hallo, Aurora. Ich esse später, wenn wir fertig sind. Danke fürs Mitbringen.« Schon geht sie mit den anderen weiter in den nächsten Raum.
Ich ziehe meine Schuhe aus, räume sie in das kleine Schuhregal und laufe, weil es so heiß ist, barfuß weiter. Die Tüten mit dem Essen lege ich in der Küche auf den Esstisch.
Hustend betritt meine Oma die Küche. Ihr silbergrauer Pagenkopf sieht etwas unordentlich aus, als wäre sie mehrfach mit den Händen hindurchgefahren. »Du meine Güte. Die bringt uns noch um, wenn es die angeblichen Geister nicht zuvor schaffen. Was für ein Lärm und Gestank! Das hält ja keiner aus.«
Aus Richtung der Haustür ertönt ein lautes Klopfen. Seltsam. Soweit ich weiß, funktioniert die Klingel. Bevor die Person noch die Tür einschlägt, gehe ich hin und öffne ich sie.
Vor der Haustür steht ein Mann von etwa Mitte fünfzig mit Bauchansatz. Ich glaube, es handelt sich um einen der Nachbarn. »Howdy! Ich war heute schon zweimal hier und habe um Ruhe gebeten.«
»Hören Sie, das dauert sicherlich nicht mehr lange. Darf ich Ihnen einen Kaffee oder Tee anbieten?« Zum Glück habe ich erst welchen gekauft.
»Nein, danke. Ich hätte lieber meine Ruhe.« Er dreht sich um und geht davon.
Ich sehe, wie er die Straße überquert und dann das Haus schräg gegenüber betritt. Na toll, wir haben nicht mal eine Woche gebraucht, um es uns mit den Nachbarn zu verderben.
Hustend öffne ich ein paar Fenster, damit der Qualm herausziehen kann. Meine Mutter hat es mal wieder übertrieben.
»Bei Ihnen brennt es wohl?«, fragt die Nachbarin nebenan, eine ältere Dame mit langem, blondem Haar, die gerade in ihrem Garten zugange ist.
»Nein, wir räuchern nur.«
»Sie räuchern Ihren Schinken selbst? Sollte man dafür nicht eine separate Räucherhütte verwenden?«
»Ich habe keine Ahnung. Das macht meine Mutter.«
»Verkauft sie den auch?«
»Eigentlich nicht.« Die falsche Vermutung der Nachbarin nicht zu berichtigen ist einfacher, als die Wahrheit zu erklären. Die meisten Leute reagieren auf die esoterische Ader meiner Mutter eher ablehnend.
»Doch wozu dient das Getrommel? Das muss man beim Räuchern doch nicht machen?«
»Nein. Das ist die musikalische Untermalung.«
»Es steht übrigens die Polizei vor Ihrer Tür. Sie sollten vielleicht mal nachschauen«, rät mir die freundliche Nachbarin.
»Ja, vielen Dank.«
»Gern geschehen.«
Ich verabschiede mich rasch und gehe zur Tür. Als ich diese öffne, stehe ich direkt vor dem verrückten Gesetzeshüter vom Drive-in. An dem Schild auf seiner Brust und seinem Körperbau erkenne ich ihn. Es gibt nicht viele sehr durchtrainierte Männer.
Hinter ihm entdecke ich Nathan, der ihn interessiert betrachtet.
In dem Moment tauchen auch meine Oma und meine Mutter auf. Die beiden anderen Damen scheinen sich schon abgesetzt zu haben. Als hätten sie es gerochen …
Der Polizist grinst frech. »Ah, die Mülltonnen-Flüsterin. Howdy!«
Mein Bruder wirkt ratlos. »Die Mülltonnen-Flüsterin?«
Der Gesetzeshüter nickt. »Ja, sie hatte vorhin ein sehr anregendes Gespräch mit einer Mülltonne.«
Kommt man eigentlich in den Knast, wenn man einen Polizisten verprügelt? Ich vermute mal ja.
»Das kann jedem mal passieren.«
Er lacht. »Nur, wenn diejenige zu sehr auf die Hinterteile von Pferden schaut. Sie haben doch auf den Hintern meines Pferdes geschaut, oder etwa nicht?« Der Mistkerl schenkt mir ein zweideutiges Grinsen.
Als hätte ich stattdessen auf seinen Hintern gestarrt … Das hätte dieser eingebildete Kerl wohl gerne. »Da, wo ich herkomme, tragen Pferde keine Rücklichter am Hinterteil. Das ist nicht normal.«
»Hier in El Lobo schon. Sie tragen vorne zusätzlich Reflektoren. Gewöhnen Sie sich dran. In Texas haben wir unsere eigenen Gesetze.«
»Äußerst seltsame Gesetze.«
»Sie haben durchaus ihren Sinn. Zumindest die meisten davon.« Sein Blick fällt auf meine Füße. »Ich hoffe, Sie haben nicht barfuß das Grundstück verlassen.«
»Nein.«
»In Texas ist Barfußlaufen außerhalb des eigenen Grundstücks nämlich verboten. Es sei denn, Sie holen sich eine Sondergenehmigung. Die kostet Sie fünf Dollar.«
»Das ist jetzt aber ein Scherz, oder?« Seiner Miene nach zu urteilen, ist das jedoch sein absoluter Ernst. »Kann ich das von der Steuer absetzen?«
Er zuckt mit den Schultern. »Sie können es mal versuchen.«
Ich zücke eine Fünf-Dollar-Note. »Ich brauche eine Quittung.«
»Dafür bin ich nicht zuständig.«
»Wo bekomme ich diese Genehmigung dann?«
»Keine Ahnung. Fragen Sie mal in der County-Verwaltung nach.«
Erstaunt blicke ich ihn an. »Sie wissen es also nicht?«
»Nein, weil ich nicht barfuß herumlaufe.«
»Dieses Gesetz ist vollkommen absurd!«
Er verengt die Augen zu Schlitzen. Offenbar habe ich seine Polizistenehre infrage gestellt. »Das ist es nicht. In Texas ist absolut davon abzuraten, barfuß herumzulaufen wegen der ganzen Viecher, die hier herumkriechen.
Denken Sie nur an die braune Einsiedlerspinne. Zwar sind die Tiere sehr friedlich, aber wenn Sie versehentlich drauftreten, dann wird sie sich bedroht fühlen und zubeißen. Der Biss ist kaum schmerzhaft, kann aber in schlimmen Fällen zu einer Nekrose oder ganz selten zum Tod führen.«
»Sie wollen mir wohl unbedingt Angst einjagen? Diese Spinne ist nachtaktiv. Daher werde ich tagsüber wohl kaum auf sie treten, denn sie wird sicherlich nicht mitten auf irgendwelchen Gehwegen schlafen. Ein mexikanisches Unternehmen hat außerdem kürzlich ein Gegengift der vierten Generation entwickelt.
Es wird viel zu viel Angst und Schrecken vor Spinnen verbreitet. Dabei sind von mehr als 47.000 Arten nur 147 für den Menschen potenziell gefährlich. Wobei Einsiedlerspinnenbisse sehr selten vorkommen, weil die Tiere friedlich sind.«
Er lächelt schief. »Netter Vortrag, aber mit vernünftigem Schuhwerk schützen Sie sich auch vor dem Arizona-Rindenskorpion.«
Ich verenge die Augen zu Schlitzen. Will der mich unbedingt einschüchtern oder sonst wie aus der Reserve locken, nur um die Sinnhaftigkeit der hiesigen Gesetzgebung zu beweisen? »Mit Skorpionen kenne ich mich nicht so aus, aber ich weiß zufällig, dass dieses Exemplar kein gefährliches Gift besitzt.« Bevor wir nach Texas gezogen sind, habe ich mich über die Gifttiere dort erkundigt.
»Das mag sein, aber man hat stundenlang Schmerzen, Juckreiz, Schwellungen und ein Taubheitsgefühl.«
»Denk nur an die ganzen Schlangen«, wirft mein jüngerer Bruder sehr hilfreich ein. »Zum Beispiel die Diamant-Klapperschlange, die Baumwollmund-Schlange und die Kupferkopf-Schlange.«
Irritiert sehe ich Nathan an. Will der sich etwa mit dem Feind verbünden?
Ich seufze. »Wie nett. Ein Wunder, dass bisher jemand das Barfußlaufen überlebt hat. Ihr wollt es mir wirklich unbedingt madig machen, oder?«
Der Polizist grinst. »Ich rate immer dazu, hier in Texas vor dem Anziehen die Kleidung zu kontrollieren. Ich schüttle sie immer gründlich aus. Ich heiße übrigens Kieran McCarthy. Es war unhöflich von mir, mich Ihnen nicht gleich vorzustellen, Ma’am.«
»Hallo, Mr. McCarthy. Mein Name ist Aurora Blake.«
Er lächelt. »Ein schöner Name. Der gefällt mir.«
»Ihrer ist auch nicht schlecht. Sie stammen also aus Irland?«
»Meine Eltern waren beide irische Einwanderer. Meine Mutter gewann in der Greencard-Lotterie. Durch die Heirat durfte mein Vater ebenfalls einwandern. Sie stammen aus Kilkenny im Südosten Irlands.«
»Meine Mutter stammt aus Bayern. Mein Vater war in der Army und damals in Heidelberg stationiert gewesen. Sie haben sich auf der Geburtstagsfeier seines Kollegen kennengelernt, der mit einer Freundin meiner Mutter verheiratet war.«
Er lächelt. »Dann haben wir beide Verwandte in Europa.«
»Sieht wohl so aus.«
Sein Lächeln schwindet. »Um auf den Grund meines Besuchs zu sprechen zu kommen: Es liegt für Sie eine Beschwerde wegen Lärmbelästigung vor.«
»Das war der Nachbar schräg gegenüber, oder?«
»Es ist irrelevant, wer es war. Leider muss ich Sie verwarnen. Sie müssen Rücksicht auf Ihre Nachbarn nehmen.«
Ich ringe mit den Worten, denn wie soll ich ihm erklären, dass meine Mutter glaubt, dass auf dem Dachboden Geister ihr Unwesen treiben? »Seit unserem Einzug vor einer Woche haben wir ein Problem mit nächtlichem Lärm.«
Nun wirkt Kieran McCarthy alarmiert. Stirnrunzelnd blickt er mich an. »Nächtlicher Lärm? Davon hat Ihr Nachbar gar nichts erwähnt.«
»Das betrifft nur unser Haus. Irgendetwas treibt sich auf dem Dachboden herum, doch jedes Mal, wenn meine Oma oder ich dort nachschauen, finden wir nichts. Was auch immer es war, ist wie vom Erdboden verschluckt, als wäre es ein Geist.«
»Das werde ich mir gleich mal ansehen. Ich darf doch?« Fragend blickt er mich an.
»Ja, warum nicht?«
Er läuft vor mir die beiden Treppen hoch, bis wir uns vor der Tür des Dachbodens befinden. Ohne zu zögern, öffnet er die Tür und sieht sich in dem verstaubten Raum um, in dem sich noch ein paar Dinge von Großonkel Ted befinden, wie etwa alte Wagenräder aus Holz, eine Kommode, ein paar Regale und selbst gebundene Reisigbesen.
»Auf den ersten Blick ist hier nichts auffällig.« Er überprüft die beiden Dachfenster, die Möbel, die Kaminöffnung und die Dämmung. »Es könnte sich um Tiere handeln.«
Erschrocken blicke ich ihn an. »Mäuse oder Ratten?«
»Oder Waschbären. Die sind nachtaktiv und gute Kletterer, sodass sie hier hereinkämen, zumal die Dämmung nicht besonders gut ist und die Äste der umliegenden Bäume weit hinauf ragen. Falls Sie einen Waschbären entdecken, halten Sie sich von ihm fern. Die sehen zwar süß aus, sind aber hier in Texas die reinste Pest.
Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele von ihnen schwere Schäden an Häusern verursacht haben. Da habe ich schon einiges gesehen. Außerdem verhalten sie sich sehr aggressiv, wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen, was in geschlossenen Räumen schnell der Fall ist. Es wurden schon einige Haustiere durch sie verletzt. Zudem sind sie oft die Überträger von Tollwut und Waschbär-Spulwürmern.«
Ich schüttle mich. »So etwas kann ich natürlich nicht gebrauchen. Das werde ich mir zu Herzen nehmen.«
»Opossums sind ebenfalls nachtaktiv. Die halten sich öfter mit ihren Schwänzen fest und hängen kopfüber. Dann sehen sie aus wie riesige Ratten.«
»Das sind ja schöne Aussichten.«
»Die können auch sehr aggressiv sein. Halten Sie sich von ihnen fern. Sollten Sie eines dieser Tiere hier entdecken, wenden Sie sich an die entsprechenden Fachleute. Es ist am besten, ich rufe die sofort an, damit sie sich darum kümmern. Sicherlich wollen Sie bald wieder gut schlafen können.«
Erleichtert atme ich auf. »Natürlich. Vielen Dank.«
Warum sind wir nicht selbst darauf gekommen?
Er zückt sein Smartphone, wählt eine Nummer und unterhält sich rasch mit jemanden.
»Übermorgen gegen acht Uhr abends?«, fragt er mich.
Ich nicke. »Ja, das geht klar.« Ich bin froh, dass so bald jemand bei uns vorbeikommen kann und das Problem hoffentlich gelöst wird.
Er bestätigt den Termin, beendet das Gespräch und blickt mich an.
Ich lächle. »Vielen Dank.«
»Gern geschehen.« Er sieht mich nachdenklich an. »Haben Sie Lust, mit mir auszugehen?«
Der ist direkt. Ich will mit niemandem ausgehen, schon gar nicht mit einem Gesetzeshüter.
»Danke für die Einladung, aber ich bin noch nicht so weit. Ich will mich erst mal hier einleben.«
Er lächelt. »Schon okay. Auf manches lohnt es sich, zu warten.«
Ich bin noch nicht bereit dazu, mich nach der letzten enttäuschenden Beziehung wieder in etwas zu stürzen. Des Weiteren habe ich hier noch keine Freundinnen gefunden. Ich sollte mir welche suchen, die unabhängig sind von einer späteren Beziehung.
Außerdem ist er ein Polizist, und ich bin die Tochter eines berüchtigten Kriminellen. Die Leute hier schauen mich deswegen seltsam genug an. Ich weiß nicht, ob das gut ausgehen kann, wenn ich mich mit einem Gesetzeshüter einlasse.
Kieran
Wie schade, dass ich das Haus der Familie Blake bereits verlassen muss. Es gibt keinen Grund mehr, länger zu bleiben.
Nie hätte ich gedacht, dass es so etwas wirklich gibt. Als richtige Liebe will ich es noch nicht bezeichnen, aber es ist eine immense Anziehungskraft, die ich auf den ersten Blick erlebt habe.
In den bisherigen neunundzwanzig Jahren meines Lebens ist mir das zuvor noch nicht widerfahren, und ich hielt mich auch nicht für den Typ Mann, dem es so ergehen könnte. Schließlich bin ich ein Realist und kein Träumer. Ich kenne Aurora Blake nicht, und das wenige, das ich über sie weiß, macht sie nicht gerade zur aussichtsreichsten Kandidatin für eine feste Beziehung.
Das Schicksal hat manchmal einen sehr ironischen Humor. Warum muss Auroras Vater ausgerechnet Drug Lab Joe oder Crystal Meth Joe, wie ihn einige nennen, sein? Der Typ ist einer der größten Drogenbarone der Gegend. Oder besser gesagt, er war es …
Sicherlich wird Aurora eine Abneigung gegen Polizisten haben, was ich verstehen kann. Nicht dass ich jemand wäre, der leicht aufgibt, denn obwohl sie meine Einladung schnell abgelehnt hat, so sind mir ihre Blicke und weiteren Reaktionen nicht entgangen. Sie findet mich sehr attraktiv. Dessen bin ich mir sicher.
Ich fühle mich stark zu ihr hingezogen, stärker als jemals zuvor zu einer anderen Frau.
Einerseits behagt mir das nicht, weil es etwas von einem Abhängigkeitsverhältnis an sich hat, und ich bin nicht gerne abhängig. Andererseits würde ich diese ungewöhnlich krassen Empfindungen erforschen, die sie in mir hervorruft.
Kapitel 2
Aurora
»Bring Klopapier mit. Damit kannst du nichts falsch machen, denn geschissen wird immer«, ruft mir meine Oma zu, als ich das Haus verlasse, um einkaufen zu fahren.
Ich bin die Hauptnutzerin des Autos, was vielleicht ganz gut so ist, denn meine Mutter ist eine ziemlich unsichere Fahrerin, und meine Oma besitzt keinen Führerschein.
Ich fahre zum nächsten H-E-B und kaufe Lebensmittel, Waschmittel und ein paar Drogerieartikel. Das alles lade ich in den Kofferraum. Ist das eine Hitze!
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und bringe den Einkaufswagen zurück. Anschließend öffne ich das Verdeck des Fahrzeugs, steige ein und fahre los. Über den von Großonkel Ted nachgerüsteten und irgendwie mit dem Radio verbundenen MP3-Player läuft das Lied ›Brokkoli‹ von ›Muffelwild‹.
Ich düse gerade die Straße entlang, da werde ich plötzlich von einem Polizisten herausgewunken. Missmutig fahre ich an den Straßenrand.
»Howdy!« An seiner Stimme und dem Körperbau erkenne ich Kieran McCarthy. Der hat mir gerade noch gefehlt. Mein Blick fällt auf sein Polizeiauto.
Verwundert runzle ich die Stirn. »Sie haben ein Auto? Ich dachte, Sie reiten nur.«
Er lächelt. »Ja, das besitze ich tatsächlich. Und was ist mit Ihnen? Haben Sie einen Tacho?«
»Natürlich habe ich einen Tacho.«
»Warum fahren Sie dann zu schnell?«
»Das liegt an diesem Midlife-Crisis-Mobil. Es ist so groß und gemütlich, dass man gar nicht bemerkt, wie schnell man fährt. Ich glaube, mit dem kann man sich gar nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten.«
Kieran grinst. »Interessante Ausrede. Gefällt mir. Ich könnte ausnahmsweise mal beide Augen zudrücken und von einer Gebühr für die Geschwindigkeitsüberschreitung absehen, wenn Sie mit mir ausgehen.«
Er ist ein korrupter Bulle, ganz klar, zumal ich außerdem an einem seiner Oberarme ein Tribal-Tattoo unter dem kurzärmeligen Polizeihemd hervorblitzen sehe. Tattoos, Muskeln und dann dieses Verhalten. Wenn der kein Bad Boy ist … Auf jeden Fall scheint er trotz seines Berufs moralisch grau zu sein.
»Ich dachte, Sie beharren so auf die bestehenden Gesetze und Regeln«, kann ich es mir nicht verkneifen zu sagen, auch wenn das für mich möglicherweise von Nachteil ist.
Stirnrunzelnd blickt er mich an. »Sie sind neu in der Stadt und keine Texanerin. Daher kennen Sie sich noch nicht so mit den hiesigen Gesetzen aus.«
Ich weiß zwar nicht, was für Frauen der sonst so trifft, aber ein Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung kann ich gerade noch so lesen.
»Da kann man schon mal ein Auge zudrücken, Ma’am.«
Ich schenke ihm mein schönstes Lächeln. »Das ist aber nett von Ihnen, Officer. Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.« Noch bevor ich ganz zu Ende gesprochen habe, steige ich blitzschnell in mein Auto und fahre davon.
Im Rückspiegel sehe ich Kieran McCarthys verdutzten und entgeisterten Gesichtsausdruck. Das versüßt mir wirklich den Tag.
Zum Abschied drücke ich auf die Hupe, doch anstatt des erwarteten Hupgeräusches muht das Auto plötzlich. Eine Kuh-Hupe also. In Deutschland käme ich damit nie durch den TÜV, geschweige denn mit diesen Hörnern. Ich lache.
Kieran
Entgeistert blicke ich Auroras Lincoln Continental nach. Sie besitzt tatsächlich die Frechheit, mich einfach stehenzulassen und davonzubrausen. Na, die kriege ich noch.
Plötzlich muht das Auto. Das muss die Hupe sein. Auroras Großonkel Ted Blake hatte eindeutig zu oft ›Zwei bärenstarke Typen‹ mit Bud Spencer und Terrence Hill geschaut, die in dem Film ein ähnliches Auto mit goldener Lackierung gefahren sind.
Wie der Rest der Familie Blake war auch er ziemlich exzentrisch. Daher sollte es mich nicht wundern, dass ich es mit Aurora nicht leicht habe.
Die Frau hat es faustdick hinter den Ohren. Dass mich jemand austrickst, ist mir schon lange nicht mehr widerfahren.
Ob es daran liegt, dass sie die Tochter von Drug Lab Joe ist? Der war auch ganz schön gewieft. Jahrelang hat er die Polizei an der Nase herumgeführt.
Ob es eine gute Idee ist, mich mit seiner Tochter einzulassen? Nein, ganz eindeutig nicht, aber ich konnte noch nie einer Herausforderung widerstehen, und Aurora Blake ist die ultimative Herausforderung.
Dabei sollte gerade ich es besser wissen …
Aurora
Zu Hause angekommen, trage ich zusammen mit Nathan die Einkäufe ins Haus. Mein Bruder soll ruhig mit anpacken. Seit er in der Pubertät ist, frisst er uns die Haare vom Kopf.
Oma kommt aus dem Wohnzimmer. »Also, was meine Hochzeit betrifft, sehe ich schwarz.« Ihr Gesicht ist gerötet, und sie wirkt ziemlich aufgebracht.
Stirnrunzelnd blicke ich sie an. »Du willst heiraten?«
Sie nickt. »Aber natürlich.«
»Warum denn? Du bist jetzt neunundsechzig und die ganzen Jahre gut ohne einen Ehemann ausgekommen.«
Mein Opa war nämlich ein Hallodri, sodass Oma Katrin davon abgesehen hat, ihn zu heiraten.
Sie seufzt. »Einmal im Leben sollte man geheiratet haben. Ich will nicht allein sterben.«
»Aber du hast doch uns.«
»Irgendwann heiratet eure Mutter wieder, und ihr Kinder werdet ausziehen und auch Partner finden. Wo bleibe ich dann?«
»Du wirst immer einen Platz bei uns haben. Was ist denn passiert? Du siehst ganz aufgebracht aus.« Besorgt lasse ich meinen Blick über sie gleiten.
»Ich lerne nur Freaks kennen. Auf Facebook hatte ich einen Stalker. Man sollte meinen, Typen wie der sind auf Tinder oder so. Facebook ist doch keine Dating-Plattform. Jedenfalls hat der nicht locker gelassen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich viel zu weit weg wohne und keine Fernbeziehung möchte, was beides auch stimmt. Der Typ ist aus Nebraska. Er meinte, kein Problem, es sind nur acht- bis neunhundert Meilen. Das sei fast um die Ecke. Er würde am Wochenende zu mir fahren, und unter der Woche könnten wir skypen.«
»Der lässt wirklich nicht locker. Du hast ihm doch hoffentlich nicht deine Adresse genannt?«
»Nein, natürlich nicht. Ich habe ihm gesagt, ich würde in der Nähe von San Antonio wohnen. Ich erzählte ihm, dass ich auf die neunzig zugehe und zwölf Kinder, fünfzehn Enkel und zehn Urenkel hätte, die öfter bei mir zu Besuch sind. Er meinte nur: null Problemo. Außerdem sähe ich jünger aus.«
»Aber das war doch gelogen.«
»Ja, aber in dem Fall sind das Notlügen. Viele hätte das abgeschreckt, weil sie einen nur für sich haben wollen. Ein vermutlich Sechzigjähriger, der von sich ausschließlich in der dritten Person spricht, ist unheimlich. So ungefähr: ›Timmi will mit dir ins Bett gehen.‹ Ist das nicht gruselig?«
Ich lache. »Ich weiß nicht, was unheimlicher ist: dass er derart mit der Tür ins Haus fällt, von sich in der dritten Person spricht oder dass er sich in dem Alter Timmi nennt. So heißen doch Vorschüler.«
Oma nickt. »Ganz genau. Der Typ war voll unheimlich. Dann habe ich ihm von meinen Hämorrhoiden und meiner Neigung zu hartem Femdom mit Peitschen, Handschellen, Erniedrigung und so etwas erzählt. Auch das hat ihn nicht gestört. Er meinte, er sei flexibel.«
»Bist du ihn dann überhaupt losgeworden?«
Sie nickt. »Ja. Ich habe ihm erzählt, dass ich die Republikaner wähle. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Das scheint ihn nachhaltig abgeschreckt zu haben.«
»Wir haben doch noch gar kein Wahlrecht.« Ich lache, bis mir die Tränen in die Augen schießen.
Kapitel 3
Kieran
Aurora Blakes nerviger, superspießiger Nachbar Billie ruft mal wieder bei uns in der Polizeidienststelle an, um sich über sie zu beschweren.
Meine Kollegin Molly rollt mit den dunklen Augen, während sie mit ihm spricht. Die anderen Kollegen schließen derweil Wetten darauf ab, was für absurde Forderungen der Kerl diesmal wieder stellen wird.
Molly legt den Hörer auf. »Ihr werdet es nicht glauben, aber Billie Gacilly hat sich wieder bei uns beschwert.«
Patricia grinst. »Darauf wäre doch keiner von uns gekommen.«
Mein Kollege Jonathan streckt sich. »Lass mich raten. Seine Nachbarin hat schon wieder ihre anzügliche Unterwäsche an die Leine gehängt, um ihn zu provozieren. Seine Seele soll durch die Zurschaustellung ihrer unzüchtigen Dessous dem Höllenschlund anheimfallen. Das sei laut ihm ihr diabolischer Plan.«
Molly schüttelt den Kopf, sodass ihre dunklen Afrolocken wippen. »Nein, das hatten wir schon vorgestern. Sie wäscht ihre Unterwäsche nur einmal in der Woche.«
»Sein Nachbar Wesley trägt wieder mal sein Trumpinator-Shirt, und Billie ist der Ansicht, das würde die Wähler abschrecken. Außerdem hätte Ex-Präsident Trump das Tragen dieser T-Shirts nicht offiziell genehmigt.«
Molly schüttelt abermals den Kopf »Nein, das hatten wir letzten Dienstag. Wobei ich den Verdacht habe, dass Wesley mehr als nur ein Trumpinator-Shirt besitzt mit der aufgedruckten Drohung ›Ich komme wieder‹.«
»Drohung? So etwas solltest du in Texas nicht zu laut sagen. Hier sind Republikaner, so weit das Auge reicht, und das Auge reicht weit in der Prärie«, wirft Robert amüsiert ein und kaut sogleich wieder auf seinem Zahnstocher herum.
Molly verzieht das Gesicht. »Ich mag den Typen nicht.«
»Er ist nicht der größte Sympathieträger, das gebe ich zu, aber er war das geringere Übel.«
»Bevor wir hier in eine politische Diskussion verfallen, solltest du dich um Billie Gacilly kümmern, bevor er wieder anruft.«
»Du hast uns immer noch nicht gesagt, worum es geht.«
»Lärmbelästigung durch die neuen Nachbarn schräg gegenüber. Drake oder Blake heißen die.« Sie nennt die Adresse.
Robert spuckt seinen Zahnstocher aus. »Das ist doch die Familie von Joe Blake, bekannter als Drug Lab Joe oder Crystal Meth Joe. Wie kannst du den Namen nicht kennen oder verwechseln?«
»Kann schon mal passieren, wenn der Mann hauptsächlich mit seinem Vornamen bekannt ist. Schau dort vorbei, damit Billie Ruhe gibt. Das letzte Mal hat er alle fünf Minuten angerufen, weil wir angeblich nicht schnell genug reagiert hätten.«
Ich trinke meine Cola aus und erhebe mich. »Ich mache mich gleich auf die Socken.«
Wenig später stehe ich vor dem Haus der Blakes. Auf mein Klingeln reagiert niemand. Da ich laute Musik und Geschrei vernehme, folge ich diesen Geräuschen und umrunde das Haus.
Hier bin ich eindeutig richtig, denn der Lärm dringt durch die offen stehende Hintertür, die direkt in die Küche führt.
»Geh endlich raus, hörst du? Verzieh dich!«, schimpft eine mir bekannte Frauenstimme.
Aus einem Lautsprecher dröhnt eine Mischung aus Metal und Polka. Was der Sänger schreit, kann ich glücklicherweise nicht verstehen, da es irgendetwas Ausländisches ist.
Der sich mir bietende Anblick bringt mich zum Lachen. Aurora gibt dem schwarzen Ziegenbock Sir Elliott gerade einen Klaps auf den Hintern, was diesen jedoch überhaupt nicht beeindruckt. Was auch immer der in ihrer Küche treibt …
Amüsiert grinsend lehne ich mich gegen den Türstock. »Howdy. Das dürfen Sie nicht!«
Aurora fährt erschrocken zu mir herum und starrt mich an, während der Ziegenbock sich an einem kleinen Bierfässchen zu schaffen macht. Das Bier sprudelt in Strömen daraus hervor, und er säuft schneller als der schlimmste Quartalssäufer, den ich jemals gesehen habe.
Sie wirkt gestresst. »Hallo. Was machen Sie hier?«
»Ihr Nachbar hat bei uns angerufen und sich über den Lärm beschwert.«
Missmutig dreht sie die Musik leiser. »Dieser Hill-Billie also schon wieder.«
»Billie Gacilly.«
Verzweifelt blickt sie mich an. »Dieser Ziegenbock hat es irgendwie geschafft, hier hereinzukommen und den Zapfhahn zu betätigen. Nun lässt er sich hemmungslos volllaufen. Offenbar hat meine Oma sich vorhin schon ein Bier genommen, sodass er ihn nur noch herumdrehen brauchte. Jetzt kriege ich ihn nicht von dem Fass weg und auch nicht aus der Küche raus.«
»Sie haben soeben eine Straftat begangen.«
Ungläubig starrt sie mich an. »Wie bitte? Darf man in Texas Ziegenböcken etwa kein Bier geben? Ich habe es ihm nicht gegeben, sondern er hat es sich genommen. Wenn sein Besitzer mich also verklagen will, weil sein Tier besoffen ist oder einen Leberschaden kriegt, kann ich nichts dafür.«
Ich lächle. »Aurora, das ist Sir Elliott, unser Bürgermeister. Sie haben ihm auf den Hintern gehauen. Das könnte er als sexuelle Belästigung auslegen. Da er ein hochrangiger Politiker ist, könnte das noch schlimmer geahndet werden.«
Entgeistert starrt sie mich an. »Das ist absurd.«
»Sie meinen also, nur weil er ein Mann ist, kann er nicht sexuell belästigt werden? Das ist sexistisch.« Ich muss mein Lachen unterdrücken, damit sie denkt, dass ich es ernst meine. Das ist meine Rache für ihr unverschämtes Verhalten, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Auch Männer haben das Recht, nicht einfach von Frauen an den Hintern gefasst zu werden. Gleiches Recht für alle.«
Die Zornesröte schießt ihr ins Gesicht. »Aber er ist ein verdammter Ziegenbock!«
»Sie beleidigen gerade einen höhergestellten politischen Amtsinhaber.«
Ungläubig schüttelt sie den Kopf. »Wie bitte? Ich glaube es einfach nicht!«
»Nun tun Sie nicht so, als hätten Sie es nicht verstanden. Vorgetäuschtes Nichtwissen schützt nicht vor der Strafe.«
»Aber er ist tatsächlich ein Ziegenbock! Was soll daran eine Beleidigung sein?«
»Sie hatten das Wort ›verdammt‹ verwendet, um ihn zu beschreiben.«
»Das hat er auch verdient. Meine Mutter wird mich umbringen, wenn er das ganze Bier wegsäuft. Dann haben wir nämlich nichts mehr für die Feier heute Abend. Wir haben noch keine Jobs hier gefunden. Das Geld wächst auch in Texas nicht auf den Bäumen.«
Verzweifelt versucht sie, den schwarzen Ziegenbock aus der Küche zu ziehen, doch er erweist sich als äußerst schwer und hartnäckig.
»Keine Sorge, die Polizei, Ihr Freund und Helfer, weiß Rat.« Ich dränge mich an der Frau und dem Ziegenbock vorbei, schnappe mir das Fässchen und renne, vom plötzlich sehr verärgert wirkenden Bürgermeister verfolgt, aus dem Haus.
Im Garten lasse ich das Fässchen ein gutes Stück von der Hintertür entfernt fallen. Der Bürgermeister stürzt sich sogleich darauf und schlürft mit glückseligem Gesichtsausdruck das Bier.
Aurora wirkt erschöpft und resigniert. Sie seufzt. »Der hat eindeutig ein Alkoholproblem. Wer hätte denn gedacht, dass es hier biersüchtige Ziegenböcke gibt, die Türen öffnen können?«
»Machen Sie sich nichts daraus. Eine der beiden Katzen einer Freundin meiner Schwester kann auch Türen öffnen.«
»Aber wenigstens säuft sie ihr nicht das Bier weg. Zumindest hoffe ich das.« Zweifelnd blickt sie mich an.
Ich lache. »Nein, das tut sie nicht. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich bringe Ihnen heute Abend ein neues Fässchen und eine Schüssel vom berühmten Nudelsalat meiner Schwester mit. Was wird überhaupt gefeiert, und wann geht es los?«
Auroras Unterkiefer klappt nach unten. Sie starrt mich sprachlos an. Nach einigen Sekunden hat sie sich wieder gefangen. »Wir wollten die Nachbarn einladen, weil wir neu in der Stadt sind. Sie können sich doch nicht einfach selbst einladen.«
»Kann ich nicht? Das habe ich doch soeben getan.«
Ihre Augen quellen fast über. Sie wirkt, als könne sie meine Worte nicht glauben. »Warum wollen Sie als Mann, der für Recht und Ordnung einsteht, überhaupt mit einer potenziellen Verbrecherin wie mir den Abend verbringen?«
Sie ist zäh, das muss man ihr lassen.
»Wer sagt, dass ich Sie als potenzielle Verbrecherin ansehe? Und selbst wenn, vielleicht sehe ich in Ihnen ein gewisses Potenzial. Es ist durchaus möglich, dass es mir gelingt, Sie auf den Pfad der Tugend zurückzubringen.«
Sie schenkt mir einen Blick, der ganz eindeutig zeigt, dass sie mich für verrückt hält.
Resigniert seufzt sie. »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als Sie einzuladen. Gegen halb sieben geht es los.«
Ich lache. »Etwas mehr Enthusiasmus hätte ich schon erwartet. Immerhin bin ich einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt.«
»Das mag sein, aber immerhin handelt es sich um eine Kleinstadt, die El Lobo heißt, also ›der Verrückte‹, und ihr habt einen Ziegenbock zum Bürgermeister gewählt! Wenn das nicht alles sagt …«
Ich verenge die Augen zu Schlitzen. »Sie wollen doch nicht etwa die Bürger unserer Stadt beleidigen? Dass wir einen Ziegenbock zum Bürgermeister gewählt haben, ist ein Spiegelbild der politischen Situation unseres Landes. Wir haben eine Nichtwählerquote von vierunddreißig Prozent, und der jährliche Demokratie-Index hat uns erneut als fehlerbehaftete Demokratie bewertet.
Nachdem bei uns der Frust betreffend den bisherigen Bürgermeister sehr groß war, entschieden sich mehr als achtzig Prozent der Wähler für Sir Elliott. Ich kann Ihnen versichern, dass die Politik bei uns seitdem nicht merklich schlechter geworden ist.«
Sie wirkt resigniert. »Genau das hatte ich befürchtet. Wie kam die Stadt eigentlich zu diesem Namen?«
»Viele herausragende Historiker haben sich dieser Frage bereits angenommen, sind jedoch zu keiner Antwort gelangt. Das wird wohl für immer im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben.«
»Wie tragisch. Der Menschheit wird die Antwort auf eine ihrer bedeutendsten Fragen auf immer vorenthalten bleiben.«
»Ich muss nun leider los. Wir sehen uns heute Abend. Also, bis dann, Aurora. Nenn mich bitte Kieran. Es wäre seltsam, dich bei unserem Date als Ms. Blake anzusprechen.«
Aurora
Sprachlos starre ich ihm nach. Das darf doch alles nicht wahr sein. Er hat sich ein Date mit mir erschlichen, dieses Schlitzohr!
Kieran hat mich nicht nur überrumpelt, sondern auch verarscht. Es kann gar nicht anders sein. Kein Mensch wählt einen Ziegenbock zum Bürgermeister.
Lachend über diese Absurdität und die Tatsache, dass ich Kieran im ersten Moment geglaubt habe – immerhin kann er sehr überzeugend sein – google ich, während ich einen Kartoffelsalat für die Feier zubereite, auf meinem Smartphone nach dem Bürgermeister von El Lobo. An den Stadtnamen werde ich mich wohl nie gewöhnen.
Ich traue meinen Augen nicht, als ich auf der offiziellen Seite der Stadtverwaltung tatsächlich ein Foto von dem schwarzen, schielenden Viech sehe.
Das kann nicht sein! Die sind alle verrückt geworden. Vor Schreck fällt mir das Smartphone aus der Hand. Gleichzeitig strömen mir die Lachtränen übers Gesicht.
»Warum liegt dein Smartphone im Kartoffelsalat? Ist das ein neues Rezept?«, fragt mich meine Oma, die soeben den Raum betritt.
Ich fische es aus dem Kartoffelsalat und säubere es. »Es ist mir vor Schreck aus der Hand gefallen, als ich festgestellt habe, dass die hier tatsächlich einen Ziegenbock zum Bürgermeister gewählt haben.«
Oma winkt ab. »Der wird auch nicht schlimmer sein als viele andere Politiker. Ich kann mir vorstellen, dass der unter denen nicht mal auffällt.«
»Er war heute Mittag übrigens hier bei uns in der Küche und hat unser Bier weggesoffen. Das Fässchen mussten wir opfern. Sonst hätten wir ihn nicht mehr aus dem Haus gekriegt.«
Oma grinst. »Das macht nichts. Das Zeug hat ohnehin wie Spülwasser geschmeckt. Ich frage mich, wie die Amis so etwas saufen können. Sie haben wohl noch nie ein gutes bayrisches Bier getrunken, die Ärmsten.«
»Kieran will heute Abend ein neues Fässchen mitbringen.«
Ihre Augen leuchten. »Kieran? Sag bloß, du hast heute ein Date?«
Ich nicke. »Sieht wohl so aus. Das ist dieser Polizist.«
Ihr Lächeln erlischt. »Ach so. Das ist der, der dich als die Mülltonnen-Flüsterin bezeichnet hat. Also hattest du doch keinen so schlechten Eindruck hinterlassen. Aber muss es ausgerechnet ein Polizist sein? Ist das eine so gute Idee im Hinblick auf unsere Vergangenheit?«
Hilflos zucke ich mit den Schultern. »Er hat sich quasi selbst eingeladen.«
»Na, dann soll er aber ein gutes Bier mitbringen und nicht so eine Plörrbrühe. Wenigstens hast du ein Date. Bei mir läuft derzeit nichts. Ich lerne nur Stalker, Scammer und andere Freaks kennen, aber zumindest sind die unterhaltsam. Man darf nur nicht auf ihre Tränendrüsenstorys hereinfallen.
Beruflich sieht es bei mir nicht viel besser aus. Die suchen Reinigungskräfte in der Tierkörperverwertungsanlage und Darmsortierer im Schlachthof. Das sind wahre Traumjobs! Etwas anderes ist derzeit leider nicht zu bekommen. Vielleicht sollte ich mich selbständig machen.«
»Als was denn?«
»Keine Ahnung. Mir fällt schon etwas ein. Vielleicht werde ich Bier- oder Matratzentesterin. Netflix sucht professionelle Tagger.« Sie probiert vom Kartoffelsalat. »Da gehört noch etwas Petersilie rein.«
Am Abend kommt Kieran tatsächlich vorbei. Bereits in der Polizeiuniform hat er eine gute Figur gemacht, doch in Jeans und einem T-Shirt, das sich über seine Muskeln spannt, sieht er atemberaubend aus. Dazu trägt er die unvermeidlichen Cowboystiefel.
In den Händen hält er das versprochene Fässchen Bier und eine Schüssel mit Nudelsalat. Beides stellt er im Garten auf einen der Tische und sieht sich um. »Howdy, y’all. Schön habt ihr es hier.«
Wir haben ein paar Bierbänke und Tische aufgestellt. Meine Mom und mein Bruder stehen am Grill, während Oma sich mit einer Nachbarin unterhält. Wir haben nur die direkten Nachbarn eingeladen, indem wir bei ihnen geklingelt oder ihnen Karten in den Briefkasten geworfen haben. Auf Billie Gacilly hatte keiner von uns Lust, sodass wir ihn ›vergessen‹ haben.
Ich wende mich ihm zu. »Hi, Kieran, hoffentlich kommt der Bürgermeister heute nicht vorbei.«
Er lachte. »Das ist eher unwahrscheinlich. Der hat es auf Drusilla abgesehen, das Schaf vom alten Johnson. Offenbar hat er sich in es verliebt. Zumindest heute sollten wir unsere Ruhe haben.«
»Du meine Güte.«
»Was ist eigentlich aus eurer Dachboden-Geschichte geworden?«
»Das war tatsächlich ein Waschbär. Immer wenn wir in den Dachboden gingen, ist er blitzschnell durch einen Spalt hinausgekrochen. Die Leute von der Schädlingsbekämpfung vermuteten, dass es sich um eine Mutter mit Nachwuchs handelte. Aus diesem Grund sahen sie davon ab, sie mit einer Lebendfalle zu fangen. Die Nester befinden sich meist sehr gut versteckt an für Menschen schwer zugänglichen Stellen des Dachbodens.
Deshalb haben sie eine Flüssigkeit eingesetzt, die wie ein männlicher Waschbär riecht. Die töten nämlich den Nachwuchs der anderen Männchen. Wir hatten das Glück, dass der weibliche Waschbär die Kleinen daraufhin schnell in ein neues Nest brachte. Jetzt haben wir unsere Ruhe.«
»Das freut mich für euch.«
»Hast du eigentlich meinen Großonkel Ted gut gekannt?«
»Wir haben ab und zu miteinander geplaudert. Ich mochte ihn sehr. Er war immer sehr freundlich und ist in so einem seltsamen blauen Gefährt mit Bullenhörnern vorne dran herumgefahren.«
Er will mich nur aufziehen. Das ist mir klar.
»Kennst du meinen Vater?«
Kurz zögert er. »Ja.«
»Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Meine Mom meint, er würde irgendwo in der Prärie in einem Wohnwagen leben. Ich dachte, du weißt vielleicht, wo der aktuell steht.«
Da mein Vater meiner Mutter schon vor einiger Zeit versprochen hat, fortan gesetzestreu zu leben, ist es sicherlich in Ordnung, wenn ich diese Informationen einem Polizisten gebe.
»Willst du ihn denn besuchen?«
»Ich denke schon.«
Eine blonde Frau von Ende dreißig kommt lächelnd auf mich zu. »Howdy, y’all. Sie müssen Aurora sein, Joes Tochter. Ihr Großonkel Ted hatte mir damals viel von Ihnen erzählt. Wir beide haben uns letztens kurz gesehen, aber ich habe mich Ihnen noch nicht richtig vorgestellt. Ich bin ihre Nachbarin Tracy Jones. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Spätestens, als ich ihre Stimme vernehme, bin ich mir sicher, dass sie die Nachbarin ist, mit der ich letztens kurz geplaudert habe, als Kieran das erste Mal vor unserer Haustür aufgetaucht ist.
Gerne hätte ich Kieran noch ein paar Fragen über meinen Vater gestellt, aber er scheint ohnehin nichts über ihn zu wissen. Daher ist es nicht so schlimm, dass ich von der Nachbarin in ein Gespräch verwickelt werde.
Ich lächle sie an. »Die Freude ist ganz meinerseits.«
»Billie Gacilly kommt heute aber nicht?«
Als ich den Kopf schüttle, bemerke ich, wie die Anspannung von meiner Nachbarin sichtlich abfällt. »Wie kann man Billie Gacilly heißen? Was haben sich seine Eltern nur dabei gedacht?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht ist er deswegen so geworden. So etwas kann einen Komplex fürs Leben verursachen.«
»In ›Eine schreckliche nette Familie‹ heißt die Nachbarin Marcie D’Arcy. Warum sollte er also nicht so heißen?«
Meine Nachbarin lacht. »Weil wir nicht die Protagonisten in einer Sitcom oder einem seltsamen Liebesroman sind. Dieser Billie Gacilly ist ein ganz Schlimmer. Abends spannt er immer bei mir. Er steht mit dem Fernglas am Fenster. Eigentlich sollte ich die Polizei benachrichtigen. Die ruft er dann immer an, um sich über meine auf der Leine zum Trocknen aufgehängte Unterwäsche zu beschweren. Unfassbar, dieser Typ.«
»Allerdings. Uns hat er auch schon ein paar Mal die Polizei auf den Hals gehetzt.«
»Wie unangenehm. Ich glaube, der hat den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als nachzuschauen, was die Nachbarn machen. Jedenfalls scheint es für Sie nicht das Schlechteste gewesen zu sein, wenn Sie jetzt dafür mit Kieran McCarthy zusammen sind.« Sie lächelt mit einem vielsagenden Blick in den hellgrünen Augen.
»Wir sind nicht zusammen.«
Tracy zwinkert mir zu.