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Als ich angetrunken spontan einen Fremden geküsst habe, konnte ich nicht ahnen, dass er mein neuer Boss sein würde. Der Gründer eines der größten britischen Finanzimperien. Sein Temperament ist berüchtigt. Einer der Gründe dafür mag sein, dass seine linke Gesichtshälfte verwüstet ist. Der Rest von ihm ist pure, atemberaubende, männliche Perfektion. Obwohl er sich mir gegenüber abweisend verhält, kann ich den Kuss nicht vergessen und manchmal, wenn seine emotionale Maske verrutscht, habe ich den Eindruck, dass ich ihn nicht kaltlasse und er ein sehr heißblütiger Mann ist. Doch ich sollte es besser wissen, als zu glauben, dass das gut enden könnte.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Evelyne Amara
Audrey J. Adams
Big Bad Boss
London Billionaires Standalones Serie 2
Kapitel 1
Calista
Es ist voll hier am Freitagabend in der Rooftop-Bar im Londoner Stadtteil Canary Wharf, als ich mich durch die Menge schlängele. Ich war auf der Toilette. Der eine Vesper Martini, der vom Bond-Autor Ian Fleming nach dem Geheimagenten Vesper Lynd benannt wurde, ist mir zu Kopf gestiegen. Daher wollte ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht werfen.
Wo befindet sich nur unser Tisch? Alles um mich herum fängt plötzlich an, sich zu drehen. Ich hätte, als ich nach Hause gekommen bin, etwas essen sollen. Vielleicht liegt es auch an der Schmerztablette, die ich vor zwei, drei Stunden genommen habe. An die habe ich gar nicht mehr gedacht. Ich hätte lieber ein Wasser trinken sollen.
Vor allem aber hätte ich keine Highheels wählen sollen an diesem Abend, stelle ich mit Entsetzen fest, als es mir plötzlich die Füße unter dem Körper wegzieht.
Ich drohe zu fallen, doch im letzten Moment umfangen mich starke Männerarme. Und mit stark meine ich, dass die wirklich durchtrainiert sind, genau wie der Rest von ihm.
Mein eigener Schwung wirft mich nämlich gegen eine harte Brust. Daher weiß ich das. Sein Herz schlägt schnell und gleichmäßig. Dieser Mann riecht so unheimlich gut. Es ist mehr als nur ein raffiniertes Eau de Toilette. Das ist er selbst. Er hat diese Wirkung auf mich. Ein Kribbeln durchfährt meinen Körper.
Es ist lange her, dass mich ein Mann so gehalten hat. Es fühlt sich einfach zu gut an.
Als er mich loslässt, schwanke ich leicht, sodass er mich erneut festhält. Er soll mich nicht loslassen, nein, auf gar keinen Fall. Es ist einfach zu schön in seinen Armen.
Ich hebe meinen Kopf, um ihm ins Gesicht zu blicken, und werde nicht enttäuscht. Er besitzt dichtes, dunkles Haar. Ein Dreitagebart umschattet sein ausdrucksstarkes Gesicht und umrandet die sinnlichsten Männerlippen, die ich jemals gesehen habe. Der Blick dunkler, mesmerisierender Augen bohrt sich in meine.
Ich runzle die Stirn, denn seine linke Gesichtshälfte ist irgendwie seltsam. Sie wirkt eingefallen und schief, doch lässt ihn das nicht weniger attraktiv auf mich wirken.
Ich kann meinen Blick nicht von seinen Lippen abwenden. Einem plötzlichen Impuls folgend, presse ich meinen Mund darauf. Sie fühlen sich weich und warm an. Das Kribbeln in mir intensiviert sich und nimmt unermessliche Ausmaße an.
Zuerst ist er stockstill. Doch dann erwidert er plötzlich meinen Kuss, und die Welt um mich herum versinkt in einem Strudel der Leidenschaft. Sein Dreitagebart kitzelt mein Kinn auf erotische Weise.
So wurde ich in den ganzen siebenundzwanzig Jahren meines Lebens noch nie geküsst. Ich schlinge meine Arme um ihn und vergrabe die Finger meiner rechten Hand in seinem dichten, dunklen Haar.
Ich spüre die harten Konturen seines Körpers und seine Erregung. Eigentlich sollte mich das abstoßen, denn er ist ein Fremder und ich gehe nie mit Fremden ins Bett. Das ist einfach nichts für mich. Was ihn betrifft, weiß ich auch nicht, was mich überkommen hat. Martini Vesper, genau das hat mich überkommen!
Erschrocken löse ich mich von ihm und senke den Blick. Ich denke an die Mee-too-Bewegung und den ungewollten Kuss. Was für Männer gilt, gilt dann sicherlich auch für Frauen. In meinem alkoholvernebelten Gehirn überschlagen sich wirre Gedanken.
»Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen«, sage ich.
»Nein, das hätten Sie wohl nicht.« Seine Stimme klingt sexy, erotisch, tief und ungeheuer kalt.
Er schiebt mich von sich. »Wenn Sie mich bitte jetzt entschuldigen würden.«
»Es tut mir leid«, wiederhole ich.
»Das macht es nicht besser.« Er wendet sich von mir ab und geht davon.
Ich starre ihm nach, seinen Geschmack und das Gefühl seiner Lippen noch auf den meinen und bedaure sein Verschwinden. Er mag mich nicht. Ich habe seine persönlichen Grenzen überschritten.
Aber warum hat er den Kuss dann erwidert? Weil ich ihn überrumpelt habe. Genau deshalb. Ich habe mich danebenbenommen.
Ich nehme meine innere Kraft zusammen und suche nach unserem Tisch, wo meine Freundin Luna auf mich wartet.
Vor ihr steht noch ihr Glas mit einem winzigen Rest Vesper Martini, den wir zur Feier des Tages zusammen genossen haben. Doch nach Feiern ist mir jetzt nicht mehr zumute. Und das, obwohl ich den besten Kuss meines Lebens bekommen habe. Gerade weil ich den besten Kuss meines Lebens bekommen habe, denn ich weiß genau, dass ich niemals wieder so einen Kuss erleben werde.
Adrien
Ich hätte nicht hierherkommen sollen. Es war ein Fehler, aber mein Zwillingsbruder Dean ist so hartnäckig gewesen. Er tut so viel für mich. Ich konnte ihm die Bitte einfach nicht abschlagen.
Mein Herz krampft sich zusammen, wenn ich an die Fremde in dem aufregenden ultramarinblauen Kleid denken, deren Kuss noch immer auf meinen Lippen brennt. Ein Kuss, den ich niemals vergessen werde.
Als ich jünger war und die linke Hälfte meines Gesichtes noch nicht so verwüstet aussah, habe ich einige Mädchen geküsst, aber nichts konnte mich auf das vorbereiten, was ich fühlen würde, wenn diese Fremde in meinen Armen liegen würde.
Sie ist eine ätherische, blonde Schönheit und mit ihren 1,75 m groß für eine Frau und von schlanker Gestalt. Ihre Gesichtszüge sind etwas härter, als es dem gängigen Schönheitsideal entspricht, aber von hinreißender Eleganz. Ihre Lippen sind weich und voll und laden zum Küssen ein.
Mit anderen Worten: Sie ist genau mein Typ, nur dass ich bisher noch nicht wusste, dass ich überhaupt einen Typ habe.
Sie hat sich an mich geschmiegt. Ihr zarter Körper ist fast mit meinem verschmolzen. Es fühlte sich einfach richtig an, sie festzuhalten und in unserem Kuss zu vergehen.
Tiefe Erregung, aber auch zärtlichere Empfindungen durchströmten mich. Am liebsten hätte ich sie niemals wieder losgelassen. Es war ein wahr gewordener Traum, fast zu schön, um wahr zu sein, bis zu dem Moment, an dem meine Seifenblase zerplatzte.
Dem Moment, an dem sie merkte, wen sie überhaupt küsste. Was will eine Schönheit wie sie mit einem missgestalteten Mann wie mir? Natürlich hat sie es bereut, mich zu küssen.
Sie hat nach Martini geschmeckt. Ohne den Alkohol wäre ich wohl nie in den Genuss ihres Kusses gekommen. Es ist falsch von mir, das weiß ich, aber ich habe jede Sekunde davon genossen. Ich kann sie nicht vergessen und wünschte, alles wäre anders und ich könnte der Mann sein, den sie wirklich begehrt.
Aber das wird niemals geschehen. Daher verlasse ich die Rooftop-Bar und fahre nach Hause. Außerdem muss ich am Montag wieder früh raus. Ich kann mir keine Ablenkungen erlauben. Mein Job ist anspruchsvoll genug.
Kapitel 2
Adrien
Am Montagmorgen bin ich früh im Büro. Zwar öffnet der Aktienmarkt in Großbritannien erst um acht Uhr, aber es lohnt sich oft, die globalen Märkte zu beobachten, um herauszufinden, wie bestimmte Ereignisse sich auf diesen auswirken.
Zudem bin ich auf diese Weise fit und bereit, sobald der Markt öffnet, um zuzuschlagen. Als Börsenmakler arbeite ich sowohl für Unternehmen als auch größere Privatanleger.
Aufgrund unserer Erfolgsstatistik ist die Rutherford Brothers Financial Services Limited einer der gefragtesten Finanzdienstleister Europas. Zusammen mit meinem Zwillingsbruder habe ich das Unternehmen nach unserem Studium und drei Jahren Praxis gegründet. Seitdem haben wir einen kometenhaften Aufstieg hingelegt.
Die neue Mitarbeiterin, die Jayden im Auftrag meines Bruders eingestellt hat, müsste jeden Moment kommen. Jayden hat sie gebeten, früher zu erscheinen, sodass ich sie vor der Öffnung des Marktes einweisen kann.
Calista
Ich bin ganz aufgeregt. Heute ist mein erster Arbeitstag bei Rutherford Brothers Financial Services Limited in Canary Wharf, London. Der Finanzdienstleister ist eines der Top-Unternehmen des gesamten Vereinigten Königreichs und inzwischen sogar über dessen Grenzen hinaus bekannt.
Hauptsächlich arbeiten die beiden Gründer, die Brüder Dean und Adrien Rutherford als Online-Broker. Auf der Unternehmenswebsite konnte ich keine Fotos von ihnen finden, aber ich werde sie ja in Kürze in Person kennenlernen.
Ich bin gespannt, wie die Zusammenarbeit verlaufen wird. Ich werde als Traderin für einen der Gründer selbst arbeiten, hat Jayden mir gesagt. Für mich in meinem jungen Alter ist das ein unglaublich großer Aufstieg.
Daher war das Auswahlverfahren so rigoros. Ich musste mehrere Vorstellungsgespräche, eine Eignungsprüfung und einen psychometrischen Test über mich ergehen lassen. Man prüfte mein Wissen ebenso wie meine Belastbarkeit in Stresssituationen.
An der Pforte bekomme ich eine auf mich ausgestellte Schlüsselkarte mit meinem Foto darauf ausgehändigt. Ich durchquere das weitläufige Foyer, das mit hellgrauem, schimmerndem Granit ausgekleidet ist, um den Aufzug zu erreichen. In der Mitte der Halle gibt es einen Springbrunnen, der von zwei großen Palmen in dekorativen, silber-türkisfarbenen Töpfen gesäumt ist.
Als ich oben im fünfundzwanzigsten Stock den Aufzug verlasse, kommt Jayden Campbell mir bereits lächelnd entgegen. »Guten Morgen, Calista. Schön, dass du früher da bist. Ich zeige dir gleich dein Büro.«
Nachdem ich die Zusage bekommen habe, hat Jayden mich darauf hingewiesen, dass wir uns im Büro mit den Vornamen ansprechen. In einer Umgebung, in der so viel Druck und Stress herrscht, ist es sehr sinnvoll, dass man sich nicht noch um die Umgangsformen viele Gedanken machen muss. Die Hierarchien gibt es natürlich auch hier. Das ist mir vollkommen bewusst.
Jayden trägt sein langes, rotes Haar offen. Trotz des Vollbartes wirkt er sehr feminin. Das ist mir bereits, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, aufgefallen. Er ist ein freundlicher, offener Mensch, der viel redet.
Auch hier ist alles mit edlem, hellgrauen Granit ausgekleidet. Am Empfang sitzen zwei Damen, die uns freundlich grüßen.
»Das sind Ivy und Mari.«
Dann wendet er sich an die beiden Damen. »Das ist unsere neue Mitarbeiterin Calista Montrose.«
Ich grüße die beiden, die mich zurückgrüßen. Dann laufen wir an den Damen vorbei durch einen hellen, langen Flur, von dem zahlreiche Türen abzweigen.
»Das hier ist unser Pausenraum.« Er öffnet eine der Türen. Dahinter verbirgt sich eine modern eingerichtete Küche, die in Mittelblau, Silber und Granit gehalten ist.
Er grinst schelmisch. »Und das ist der automatische Kaffeeautomat. Ganz wichtig.«
Ich bin davon überzeugt, dass es hier eine ganze Menge Kaffeejunkies gibt.
»Eine Etage unter uns ist die Kantine. Dort findest du alles, was das Herz begehrt. Das geht viel schneller, als etwas außerhalb zu bestellen oder zu einem der Foodtrucks zu laufen. Es gibt dort die Möglichkeit, sich hinzusetzen. Allerdings haben wir in der Küche auch einen Lebensmittelaufzug, mit dem das telefonisch dort bestellte Essen relativ schnell zu uns transportiert wird.«
»Wie praktisch. Das ist sehr fortschrittlich.«
Er grinst. »Das finde ich auch. Nur wird man dadurch immer fauler.«
Er führt mich in ein Großraumbüro. »Das sind unsere anderen Trader Elijah, Marc, Jonah …«, er rattert eine Reihe von Namen herunter, die sich kein Mensch merken kann. »Diese unterstützen unsere Broker. Bei uns hat jeder Broker seinen eigenen Kundenstamm, für den er zuständig ist. Wenn die Börse schließt, werden einige von diesen Kunden kontaktiert. Einige Trader arbeiten unter Fondsmanagern. Ein paar sind auf Devisenhandel spezialisiert, aber die befinden sich in einer anderen Etage. Die sind ja auch nicht an die Öffnungszeiten der London Stock Exchange gebunden.«
Er deutet auf eine gläserne Trennwand. »Hier sitzen die Handelsanalysten. Links die Buy-Side-Analysten, rechts die Sell-Side-Analysten. Wir haben auch ein paar Daytrader. Von Swingtrading hält Adrien allerdings nichts.«
»Okay, danke, Jayden.« Er ist sehr nett. Mit ihm werde ich gewiss sehr gut auskommen.
»Willow kennst du ja noch von einem der Vorstellungsgespräche. Falls du es vergessen haben solltest, ihr unterstehen die Buy-Side-Analysten.«
Ich grüße die hochgewachsene, schwarze Frau mit dem ausdrucksstarken Gesicht und den kurzen Haaren, die mir freundlich zunickt, bevor sie wieder auf ihre Statistik schaut.
Die meisten anderen sind Männer, daher bin ich froh, eine Frau anzutreffen, noch dazu in einer leitenden Position. Eigentlich ist es seltsam, dass sich in solchen Berufen nicht mehr Frauen befinden, denn die meisten Buchhalter sind Frauen, haben also ein Händchen für Finanzen. Vielleicht liegt es an dem hohen Risiko, das mehr Männer anlockt. Die Jobs hier sind eindeutig eher was für Adrenalinjunkies.
»Ich bringe dich dann mal zum Chef. Der kann dir noch das eine oder andere erklären. Hol dir am besten gleich einen Kaffee. Wer weiß, wann du sonst dazu kommst.«
»Danke für den Hinweis.« Ich hoffe, sie haben hier keine so eklige Brühe. Von manchem Zeug, das aus Kaffeevollautomaten kommt, rollen sich einem die Fußnägel auf.
Jayden folgt mir in die Küche. »Nimm für Adrien auch gleich eine mit. Er trinkt ihn schwarz wie seine Seele. Es ist nie zu früh, sich bei ihm einzuschleimen. Du hast eindeutig den schwierigeren der Zwillinge erwischt.«
Erschrocken atme ich tief ein. »Aber er ist doch kein schlechter Chef, oder?« Das hätte mir gerade noch gefehlt. Gerade in dieser Arbeitsumgebung ist so etwas tödlich.
Jayden winkt ab. »Nein, nein. Er ist kein schlechter Mensch, nur eben, wie gesagt, schwierig. Er verlangt viel, gibt aber auch viel. Ehrlich gesagt, hätte ich selbst Schwierigkeiten, wenn ich so aussehen würde wie er und damit dann auch noch diese schlechten Erfahrungen gemacht haben würde. Ich meine, er sieht nicht schlecht aus. Im Gegenteil. Er sieht toll aus, aber die linke Seite seines Gesichts … Er hat das Parry-Romberg-Syndrom. Armer Kerl. Er wäre schöner als die meisten Models, wenn er das nicht hätte. Muss schlimm sein so etwas.«
»Tratschst du wieder?«, ertönt eine weibliche Stimme von der Tür her.
Ich fahre herum, um eine grinsende Willow zu sehen, die sich ein Iso-Getränk aus dem Kühlschrank holt, das so intensiv neongrün ist, dass ich davon überzeugt bin, dass es im Dunkeln leuchtet.
»Nein, ich weise Calista nur ein.«
Sie wirkt äußerst skeptisch. »Wer’s glaubt …«
Jayden deutet nach unten, nachdem unsere Kollegin die Küche verlassen hat. »Adrien trainiert auch sehr viel. Davon können sich viele von uns eine Scheibe abschneiden. Im Keller gibt es ein Fitnessstudio und ein Schwimmbad. Es gibt sogar Billard. Jedenfalls steht das für alle Mitarbeiter frei zur Verfügung, auch wenn es bisher nur wenige nutzen. Natürlich mussten wir unterschreiben, dass die Benutzung auf eigene Gefahr ist, aber die hat man auch, wenn man einen eigenen Pool betreibt.«
Er blickt auf die Uhr, die an der Wand über einem der Tische hängt. »Ich glaube, es ist besser, ich bringe dich jetzt zum Boss.«
»Vielen Dank.« Ich eile in die Küche und befülle zwei Tassen mit Kaffee. In eine davon gebe ich Milch und einen Hauch von Zucker. Den anderen Kaffee lasse ich schwarz, wie hoffentlich Adriens Seele nicht ist.
Dann folge ich Jayden.
Er klopft an die Tür von einem der Büros, wartet einen Moment und öffnet diese dann. »Boss, Calista ist da.«
»Lass sie hereinkommen. Ich hoffe, sie hat Kaffee mitgebracht.« Er hört sich nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich an. Sicher ist jedoch, dass bereits seine tiefe, männliche Stimme eine gewisse Autorität und Dominanz erkennen lässt. Solange er fair ist, komme ich damit zurecht.
Da meine Hände mit dem Kaffee beladen sind, hält Jayden mir die Tür auf.
Ich sehe den breitschultrigen, in einen eleganten, schwarzen Anzug gekleideten Mann an, der auf dem hohen, schwarzen Ledersessel vor dem Panorama der unnachahmlichen Skyline von Canary Wharf sitzt, das mit seinen vielen hohen Wolkenkratzern an New York City erinnert, und erstarre sogleich.
Er kann es nicht sein. Er darf es nicht sein. Ausgerechnet er, der Mann, den ich geküsst habe. Der Fremde, der mir seit zwei Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht, dessen Geschmack ich noch immer glaube, auf meinen Lippen zu haben und dessen Hände ich an meiner Hüfte zu spüren glaube. Ich habe sogar an ihn gedacht, als ich mich abends unter der Bettdecke selbst angefasst und zum Höhepunkt gebracht habe …
Mit offenem Mund starre ich ihn an, bis Jayden mir einen diskreten Stups gibt. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen denkt Jayden, dass ich den Boss wegen seiner linken Gesichtshälfte so anstarre. Im ersten Moment habe ich den Eindruck, dass Adrien das auch glaubt, doch dann verschließt sich seine Miene.
Ich räuspere mich. »Guten Morgen.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln, das mein neuer Boss nicht erwidert.
»Guten Morgen. Du bist spät dran.«
»Das liegt an mir«, beeilt Jayden sich, zu sagen, was ich ihm hoch anrechne. »Ich habe sie vollgequatscht und aufgehalten.«
Ich lächle. »Es handelte sich ausschließlich um nützliche Informationen.«
Adrien blickt Jayden an. »Du wirst sicherlich an deinem Arbeitsplatz gebraucht.«
Dieser schluckt. »Ja, natürlich.« Jayden geht hinaus und schließt die Tür hinter sich. Im Gegensatz zu vielen anderen Türen besteht diese nicht aus durchsichtigem, sondern satiniertem Glas.
»Ich mag es nicht, angestarrt zu werden.«
Meine Hände zittern, als ich näher zum Tisch herantrete. »Es tut mir leid. Das wollte ich nicht.«
Ich stelle die Tassen auf dem Tisch ab und verstaue meine Handtasche seitlich des Schreibtisches.
»Danke für den Kaffee. Setz dich.« Er deutet auf den Stuhl neben sich. »Wir fangen gleich an. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich muss mich jederzeit auf dich verlassen können. Leider war ich krank und mein Bruder im Ausland, sonst wären wir bei den Vorstellungsgesprächen anwesend gewesen.«
Irgendetwas sagt mir, dass er mich nicht eingestellt hätte. Aber warum? Ist es wegen des Kusses?
Ich schlucke. »Ja, natürlich.« Dann setze ich mich neben ihn. Mein Computer ist bereits hochgefahren.
»Du bist also jetzt meine persönliche Traderin und Assistentin. Das bedeutet, du wirst Kundenkontakte haben und bist auch für ein paar zusätzliche Aufgaben zuständig, wie etwa, meine Kleidung aus der Reinigung zu holen.«
»Das wurde mir während der Vorstellungsgespräche gesagt.« Vermutlich liegt es daran, dass er den imposanten Unternehmenssitz nur selten verlässt. Zumindest hatte Jayden das angedeutet.
Ich nippe an meinem Kaffee, der wirklich gut schmeckt.
Adrien blickt auf seine teure Armbanduhr. »Da wir noch ein wenig Zeit haben, werde ich dich jetzt testen. Du hast dreißig Sekunden Zeit, jede Frage zu beantworten. Was ist ein Contango?«
»Das ist, wenn auf dem Future-Markt die Spot-Preise niedriger sind als die langfristigen Future-Preise.«
»Wie nennt man die gegenteilige Situation?« Er feuert die Fragen in einem wahnsinnigen Tempo ab. Offenbar will er meine Stressresistenz testen.
»Backwardation.«
»Welche Bereiche muss das Studium eines Handelsanalysten mindestens abdecken?«
Ich beginne zu schwitzen, weil er mich so unter Druck setzt. Will er mich etwa scheitern sehen? Ist das ein nachgeholtes Vorstellungsgespräch mit dem Boss aus der Hölle? Es macht genau diesen Eindruck.
»Statistik, Makro- und Mikroökonomik.« Ich hoffe, ich habe nichts vergessen.
»Was sind die Öffnungszeiten der New York Stock Exchange in unserer Zeitzone?«
»Halb drei Uhr nachmittags bis neun Uhr abends.«
»Was ist die AMEX und was unterscheidet sie von der New York Stock Exchange?«
Natürlich meint er mit AMEX nicht die geläufige Abkürzung für American Express.
»Das ist die New Yorker Börse American Stock Exchange. Ihr Handelsvolumen ist deutlich geringer, und es werden dort hauptsächlich kleinere Unternehmen und Indexoptionen gehandelt.«
»Warum hast du mich am Freitagabend geküsst?«
Ich starre ihn sprachlos an.
Er blickt auf seine Uhr. »Dreißig Sekunden!«
»Weil ich es wollte. Ich habe mich entschuldigt! Es war ein Fehler. Ich hatte eine Schmerztablette genommen, nichts gegessen und einen Martini Vesper getrunken. Der Alkohol stieg mir zu Kopf.«
»Es ist also deine Angewohnheit, in der Öffentlichkeit angetrunken fremde Männer zu küssen?«
»Ich wüsste nicht, was diese Frage mit meinem Beschäftigungsverhältnis zu tun haben sollte.«
»Gar nichts, es sei denn, du küsst deinen Boss. Außerdem ist es nicht im Sinne eines Unternehmens, wenn die Mitarbeiter von der Syphilis dahingerafft werden.« Sein Gesichtsausdruck ist alles andere als freundlich. Ich komme mir kurz vor wie die Hure Babylon, nur ziehe ich mir diesen Schuh nicht an.
»Also, was ist? Küsst du öfter in der Öffentlichkeit fremde Männer?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Trinkst du häufig?«
»Absolut nicht. Was soll diese Frage?« Der stellt es so dar, als wäre ich eine Quartalssäuferin.
»Gelegentlich kommt es nämlich vor, dass wir Mitarbeiter kündigen müssen aufgrund von Alkohol- und Drogenmissbrauch.«
Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Ich habe keine Alkohol- oder Drogenprobleme.«
»Dann ist es gut.«
»Und was ist mit dir? Bist du wirklich so davon überzeugt, dass dich eine Frau nur unter Drogen- oder Alkoholeinfluss, wenn sie erpresst wurde oder eine Wette verloren hat, küsst?« Noch bevor die Worte meinen Mund verlassen haben, weiß ich, dass ich in meinem Zorn einen Fehler begangen habe.
Er verengt die Augen zu Schlitzen. Ein gefährlicher Ausdruck liegt darin. »Gehört das nicht zu den zehn Fragen, die man nicht stellen sollte, wenn man länger in seinem Beschäftigungsverhältnis bleiben will?« Seine Stimme besitzt einen warnenden Unterton.
Doch ich bin niemand, der sich so leicht einschüchtern lässt. »Ich glaube schon.«
»Sieht ganz danach aus, als würde das ein interessantes Beschäftigungsverhältnis werden. Zumindest hast du ein dickes Fell. Das bedeutet, dass du vielleicht nicht nach einem oder zwei Monaten das Handtuch wirfst wie die Versager vor dir.«
Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe. »Die Versager vor mir?«
»Die keinen Fokus und kein Durchhaltevermögen hatten. Sonst wären sie jetzt noch hier.«
»Und das hat überhaupt nichts mit dir zu tun, indem du maßlos, fordernd und arrogant bist?«
»Ich tue den Leuten damit einen Gefallen. Wir sind in einem Business, in dem niemand mit Samthandschuhen angefasst wird. Wenn sie hierin erfolgreich sein wollen, müssen sie Nerven wie Stahl haben.«
»Willst du mit der höchsten Anzahl an Mitarbeiterfluktuationen ins Guinness-Buch der Rekorde kommen?« Ich kann mir einfach nicht verkneifen, das zu fragen.
»Eigentlich nicht. Ich will nur, dass die Arbeit ordnungsgemäß erledigt wird. Weniger dulde ich nicht. Ich erwarte von anderen nicht mehr als von mir selbst.«
Dieser Mann teilt gerne aus, verträgt aber auch selbst einen Stiefel. Das dürfte in der Tat interessant werden.
Als die London Stock Exchange öffnet, bricht natürlich die Hölle los. Das ist nichts Neues.
Doch ich habe meinen eigenen persönlichen Teufel direkt neben mir sitzen. Mit blitzenden Augen und einer düsteren Ausstrahlung gibt er mir stakkatoartig Anweisungen, die ich, so schnell ich kann, befolge. Seine Stimme klingt dabei kalt und arrogant. Mich schreckt so etwas nicht ab, weil ich es nicht persönlich nehme.
Leider ist mein PC ziemlich langsam, was mir den einen oder anderen Rüffel meines Bosses aus der Hölle einbringt. Als das gute Teil dann auch noch absäuft, steigt er aus.
Vorwurfsvoll blickt er mich an. »Musste das sein?«
Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe Adrien unter hochgezogenen Brauen an. »Wie alt ist der PC?«
»Vier Jahre, vielleicht fünf. Könnten auch sechs sein. Das weiß ich nicht so genau.«
»Du kannst nicht erwarten, dass ich dauerhaft mit einem solch vorsintflutlichen Ding schneller arbeiten soll als eine KI.«
»Vermutlich bist du nur nicht besonders sicher im Umgang damit.«
»Weil ich eine Frau bin?«
»Das habe ich nicht gesagt. Du bist noch ziemlich jung.«
»Aber ich bin gut.«
»Du bist sehr von dir eingenommen.«
»Nein, ich bin nur selbstbewusst, aber das muss ich sein, sonst gehe ich in diesem Job unter. Dann tauschen wir doch einfach mal die Geräte.«
»Das ist völlig ausgeschlossen. Ich habe sensible Daten auf meinem PC und ein anderes Nutzerprofil.«
»Dann will ich einen anderen PC.«
»Wollen kannst du viel, luv. Deine Vorgänger haben auch mit diesem Gerät gearbeitet.« Er verwendet das britische Slangwort für love, das durchaus in vielen Situationen im Alltag gebräuchlich ist.
»Ja, genau. Deshalb sind sie noch hier.«
»Das lag an ihrer Leistung.«
»Es steht mir zu, geeignetes Arbeitsmaterial zu fordern. Ohne dieses werde ich nicht die volle Leistung bringen können, was nicht an mir oder meinen Qualifikationen liegt. Das möchte ich betonen.«
»Jetzt fahr das verdammte Teil wieder hoch. Wir müssen weitermachen. Die Börse wartet nicht auf uns.«
Sieh an, sie wartet nicht mal auf den großen Adrien C. Rutherford. Wer hätte das gedacht?
Calista
Gegen Mittag geht es auf der Handelsplattform etwas ruhiger zu, sodass vermehrt die Handelssoftware und die Algorithmen zum Einsatz kommen. Ich überprüfe die eingegebenen Daten und aktualisiere die Parameter.
Jayden bringt uns Sandwiches, die mein Boss wohl bereits am Morgen für uns in der Kantine bestellt hat. Dass er dabei an mich gedacht hat, berührt mich. Es lässt ihn menschlicher wirken.
»Vielen Dank, Boss.«
»Ich wusste nicht, was du magst. Daher habe ich Thunfisch mit Emmentaler genommen.«
»Ich hätte auch Veganerin sein können.«
»Das nächste Mal kann ich dir Marmite bestellen, falls dir das lieber ist.«
Marmite ist ein superklebriger, gewürzter Hefeextrakt, den es, soweit ich weiß, nur in Großbritannien gibt und den nur die Briten auf ihre Sandwiches klatschen. Die anderen Nationen sind dafür einfach nicht mutig genug.
»Nein, lieber nicht.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja, bin ich mir. Das Zeug schmeckt nicht schlecht, aber es klebt so gut, dass man es fast nicht mehr von den Fingern wegkriegt, und es quillt immer etwas davon aus dem Sandwich.«
»Wenn du es nicht wegkriegst, bist du keine richtige Britin. Nur die Weicheier von Ausländern haben damit Probleme.«
»Ja, klar. Du kennst sicherlich alle zehn Möglichkeiten, dein Sandwich mit Marmite zu ruinieren. Sehr britisch.«
Adrien lacht laut los. Wie schon beim ersten Mal fällt mir auch diesmal auf, dass das Lachen sein Gesicht verändert. Die düstere Miene, die er sonst so oft zur Schau stellt, ist völlig verschwunden. Er wirkt jünger, unbeschwerter und noch attraktiver. Mein Herz klopft schneller, weil mich das unweigerlich an unseren Kuss erinnert.
Nach dem Essen geht es gleich weiter ohne eine weitere Pause bis halb fünf Uhr nachmittags, weil da die London Stock Exchange schließt. Natürlich wird es in der Stunde zuvor noch mal besonders hektisch, weil es jeder notwendig findet, alles noch auf den letzten Drücker zu erledigen.
Anschließend trinke ich etwas, gehe auf die Toilette und lasse mich von meinem Boss in den Kundenstamm einweisen, denn einige von ihnen müssen kontaktiert werden. Auch für die Kundenakquise wird der Abend gerne verwendet.
Mein Boss jedoch stürzt sich auf die New York Stock Exchange, auf der er ebenfalls tätig ist. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum er mich als Traderin braucht. Er kann nicht überall gleichzeitig sein, auch wenn er das mit Sicherheit gerne wäre.
Gegen neun Uhr abends schleppe ich mich aus dem Gebäude und bis zur Haltestation der Elizabeth Line, mit der ich bis zu den Royal Victoria Docks fahre. Dann lege ich einen kleinen Fußmarsch bis zu der Wohnung zurück, die ich mir mit meiner Freundin Luna teile.
Dort schleppe ich mich bis zum Sofa, lasse mich drauf fallen und ächze. »Ich bin tot!«
Luna hebt schmunzelnd ihre dunklen Augenbrauen. »War es so schlimm?«
»Nein, schlimmer.«
»Dein neuer Boss ist also ein Sklaventreiber?«
»Absolut, aber das bringt der Beruf mit sich. Er hat mich ausgefragt, als wäre ich an der Uni oder in einem dieser Tests des CFA-Programms, nur dass du für das Beantworten einer Frage nur dreißig Sekunden Zeit hast. Dann hat er auch noch die Unverschämtheit besessen, mich zu fragen, ob ich öfter fremde Männer küsse.«
»Wie kommt er denn auf so etwas?«
Ich ächze. »Ich hatte wohl vergessen, zu erwähnen, dass sich herausgestellt hat, dass der Typ, den ich am Freitagabend spontan geküsst habe, niemand anders als mein neuer Boss Adrien Christopher Rutherford ist, einer der Gründer von Rutherford Brothers Financial Services Limited. Das ist immerhin einer der größten Finanzdienstleister des Vereinigten Königreichs.«
Meine Freundin pfeift durch ihre Zähne. »Die Welt ist klein. Schade, dass ich ihn am Freitag nicht gesehen habe. Du hast so etwas noch nie gemacht. Ich frage mich, was dich dazu bewogen hat.«
»Der Alkohol, hun, nur der Alkohol war es.« Hun ist das britische Slangwort für das Kosewort honey.
Sie schüttelt den Kopf. »Das glaube ich einfach nicht.«
»Er hat mich gefragt, ob ich ein Alkoholproblem habe.«
»Der hat sie wohl nicht mehr alle?«
»Ich denke, dass er wegen seines Aussehens so aggressiv reagiert.« Ich gebe einige Anekdoten des heutigen Arbeitstags des Grauens zum Besten. »Er hat irgend so ein komisches Syndrom. Romberg- oder Pomberg-Syndrom, weswegen die linke Hälfte seines Gesichts so eingesunken und verformt aussieht. Die rechte ist wunderschön. Er ist wirklich ein sehr attraktiver Mann, groß, breitschultrig, muskulös, dunkelhaarig, und er riecht so unheimlich gut.«
»Dass mit seinem Gesicht etwas anders ist, hast du mir am Freitagabend gar nicht gesagt.«
»Weil es für mich keine Rolle spielt. Außerdem dachte ich, dass ich ihn ohnehin nie wiedersehen würde. Wer hätte denn gedacht, dass ausgerechnet er mein neuer Boss sein würde? Und der war gar nicht amüsiert darüber, dass ich diejenige war, die ihn geküsst hat.«
»Nach diesem komischen Syndrom googeln wir jetzt mal gleich.«
Ich zucke mit den Schultern. »Wenn du meinst. Solange ich mich nicht vom Sofa erheben muss, soll es mir recht sein.«
Luna lacht kopfschüttelnd. »Dir ist nicht mehr zu helfen.« Sie greift nach ihrem Smartphone und gibt etwas darin ein. »Also … Das Parry-Romberg-Syndrom ist sehr selten und nicht vererblich. Weltweit gibt es ungefähr 250.000 Fälle, wobei die Dunkelziffer höher ist, weil man davon ausgeht, dass es häufig fehldiagnostiziert wird. Es ist durch eine langsame Atrophie, also dem Zerfall von Haut- und Fettgewebe des Gesichts, oft auch der Muskeln, des Knorpels und der Knochen, gekennzeichnet. Meist ist die linke Hälfte, sehr selten das gesamte Gesicht betroffen.
Die Ursachen dafür sind unbekannt, aber es wird eine Autoimmunbeteiligung vermutet. Der Beginn der Erkrankung findet immer im Kinder- oder Jugendalter vor dem zwanzigsten Lebensjahr statt. Die Erkrankung dauert ungefähr zehn bis zwanzig Jahre, bis sich der Zustand irgendwann stabilisiert, weswegen sie nicht lebensbedrohlich ist. In seltenen Fällen geht sie mit dem Verlust eines Auges einher. Das ist kein einfaches Schicksal, würde ich sagen.«
Ich nicke. »Ja, vor allem, da er einen Zwillingsbruder hat. Den habe ich noch nicht gesehen, aber ich stelle es mir schwer vor, ständig jemanden um mich zu haben, der so aussieht, wie ich aussehen würde ohne die blöde Erkrankung, auch wenn der Zerfall irgendwann aufhört.«
Ich schüttle mich. »Hört sich irgendwie gruselig an.