Vier schwarze Pfötchen und ein langer Schwanz - Brigitta Rudolf - E-Book

Vier schwarze Pfötchen und ein langer Schwanz E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Siebenundfünfzig Tiergeschichten, in denen es überwiegend um Katzen und Hunde geht, allerdings gibt es auch Ausnahmen. Die Geschichten sind authentisch und wurden der Autorin von ihren Zuhörern berichtet.

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Inhaltsverzeichnis

Igor

Charlie

Lady

Mimi und Max

Der kleine Muck

Die dicke Bertha

Neo

Jimmy, der Wanderkater

Max

Pitti

Micky

Katzi

Marek und Mimi

Andi

Lucky

Die White Socks Gang

Felipe

Django

Lara und Leo

Milly

Jonny hat ein Alibi

Minka

Popcorn

Fritz, Catussa und Rambo

Mikesch

Otto´s Geschichte

Felix

Teddy Krallmann

Lilja

Monty

Jonny hat 1000 Namen

Lissy

Pelle und Naila

Babou und seine Frauen

Rambo

Karlchen

Mutz und Gundi

Pinkie

Moritz

Andra

Ilja Igel

Mucky und Wladimir

Tiger

Immer wieder Jonny...

Die Stubentiger-Combo

Griffi´s neue Familie

Frechdachs

Tybalt

Norvin

Nicki und Möppel

Schlingel

Tobi

Bonnie und Clyde

Poldi

Merlin

Chico´s Apell

Mira

Igor

Brigitta sagt, im Grunde habe ich alles ins Rollen gebracht, denn wenn ich nicht bei ihr und Manfred Urlaub gemacht hätte, als meine Leute in Amerika waren, dann wären die beiden höchstwahrscheinlich noch lange nicht „auf den Kater gekommen“, wie man so sagt. Vier Wochen lang war ich bei ihnen, und wir hatten eine richtig schöne Zeit zusammen! Als ich dann wieder abgeholt wurde, waren beide traurig, und Brigitta hat sogar ein paar Tränchen verdrückt. Stellt Euch das bloß vor, die haben mich echt vermisst, als ich wieder fort war, aber Sonja und Frank wollten mich natürlich wieder zuhause haben, das war ja keine Frage!

Danach stand für Brigitta und Manfred fest, dass sie sich eine eigene Katze ins Haus holen wollten, und so ist dann ist ihr erster Kater Teddy Krallmann zu ihnen gekommen. Der war vorher im Tierheim, so wie ich. Die Sache hatte später nur einen kleinen Haken, weil ich dann nicht mehr zu ihnen kommen konnte, wenn meine Leute wieder verreisen wollten. Aber da hat sich eine andere Lösung gefunden, und die gefällt mir auch sehr gut. Jetzt gehe ich in der Zeit nämlich immer zu Frank´s Eltern, wenn die Familie, vor einigen Jahren ist ja mein Kumpel Tim dazu gekommen, mal wieder wegfahren will. Dort geht es mir auch prima, und ich darf im ganzen Haus rumtoben, wenn ich will. Aber ich komme natürlich immer wieder gern nach Hause, da ist und bleibt es doch am allerschönsten!

Brigitta hat inzwischen sogar schon mehrere Bücher über uns Katzen geschrieben. Ihr fällt immer wieder etwas Neues zu dem Thema ein, aber nicht nur dazu, sie hat auch sonst ganz viel Phantasie und ist kaum noch zu bremsen. Sie schreibt wirklich alles kurz und klein. Wer hätte das gedacht, dass sie mal unter die Autoren geht? Auch das hat sie letztlich mir zu verdanken, wie Manfred sagt, und ich nehme das mal als Kompliment, weil ich weiß, wie glücklich Brigitta die Schreiberei macht. Deshalb hat sie sogar gelernt ein bisschen mit dem Computer umzugehen, da wollte sie erst gar nicht ran und hat sie sich lange Zeit dagegen gesträubt den zu benutzen. Seiher ist sie mit Manfred auch oft abends unterwegs, um den Leuten ihre Bücher vorzustellen – nur gut, dass ihr jetziger Kater nicht mit dabei sein muss. Der wartet lieber zuhause auf die beiden, ist auch besser so. Wenn Brigitta und Manfred dann zurück kommen, kann sie immer noch mit Jonny auf dem Sofa kuscheln – wir Katzen lieben es nun mal gemütlich. Und wenn die beiden da erst mal zusammen sitzen, dann kriegt sie nichts und niemand mehr hoch, sagt Manfred.

Schaut Euch die folgenden Geschichten mal an, soweit ich weiß sollen die sogar wahr sein – ich hoffe, sie gefallen Euch!

Charlie

Moin, so begrüßt man sich hier bei uns im Norden. Ich sollte mich Euch aber wohl erst mal vorstellen. Ich bin der schwarze Charlie; obwohl - ein paar weiße Flecken habe ich auch im Gesicht, so um die Augen rum. Eine weiße Schwanzspitze und weiße Söckchen kann ich ebenfalls mein eigen nennen. Bei den Katzendamen habe ich Schlag, wie man bei uns so sagt; Ihr wisst doch was das heißt, oder? Also, die Frauen lieben mich alle, und sicher nicht zuletzt deswegen, weil ein Abenteuer mit mir ohne Folgen bleibt. Das ist gut so, denn die Tierheime sind alle voll von ungeliebten Tierkindern - leider! Von da komme ich nämlich auch, deshalb weiß ich das so genau. Ich hatte Glück, meine Familie hat mich da raus geholt, da war ich noch ganz klein. Aber die alten und womöglich auch noch kranken Tiere, die bleiben oft ganz lange dort. Das ist sehr schade, denn alle Tiere da wollen nur eines, ein schönes Zuhause! Die meisten sind nicht freiwillig dort und auch traurig, weil sie nicht bei ihrer Familie bleiben konnten, warum auch immer. Dafür kann es ja viele Gründe geben. Wie gesagt, ich bin da geboren und nicht lange geblieben. Das war auch gut so!

Meine Familie fand ich gleich klasse und mein Revier auch. Das ist sehr groß und auch ergiebig - mäusemäßig, meine ich. Für einen Jäger wie mich, gibt es da immer viel zu tun. Sogar Ratten jage ich, und ab und zu verirrt sich auch mal ein Kaninchen her, aber das immer nur einmal. Wenn ich es erwische, dann war`s das! Meine Beute schenke ich zum allergrößten Teil meiner Familie - die sollen schließlich merken, wie lieb ich sie habe! Ab und zu ist mein Katzenpapa sogar schon darüber gestolpert, aber das fand er nicht so toll, denke ich jedenfalls. Er musste zu der Zeit morgens immer früh raus, um zur Arbeit zu kommen, und wenn es noch dunkel war, dann konnte er natürlich nicht sehen, wenn ich ihm mal wieder etwas von meiner Beute abgegeben und vor die Haustür gelegt hatte.

Irgendwann kam er dann auf die Idee, mir einen kahlen Baumstamm an das Geländer zum Balkon hoch zu legen. Wir Katzen klettern ja alle gern, und deshalb habe ich mich ganz schnell daran gewöhnt meine Geschenke, statt vor der Haustür, dort abzulegen. Da kriegt meine Katzenmama auch was davon mit. Die lobt mich immer, weil ich das große Gelände so schön aufräume, das ist doch schließlich meine Aufgabe, das weiß ich ganz genau. Früher war das hier ein großer Bauernhof, aber jetzt sind keine Tiere mehr da - nur ich, und daher sorge ich eben allein für Ordnung!

Gelegentlich gehe ich auch mal auf die Vogeljagd, und einmal ist sogar ein kleines Vögelchen aus dem Nest gefallen. Das ist leichte Beute, dachte ich, aber weit gefehlt. Der Kleine hatte eine Riesenfamilie hinter sich. Die haben sich doch glatt alle auf mich gestürzt, damit ich den kleinen Flattermann wieder rausrücke. Ehrlich, es waren einfach zu viele, sonst wäre sein Schicksal besiegelt gewesen. Aber, wenn ein Dutzend oder mehr große Vögel auf einmal angreifen, dann hat selbst so ein mutiger Kampfkater wie ich keine Chance. Also habe ich kapituliert und den kleinen Flatterer eben wieder frei gelassen. Ruck zuck waren die Eltern da und haben ihn schnell wieder ins Nest geholt. Die waren noch eine ganze Weile ganz aufgeregt und sind immer hin und her geflattert. Ich habe natürlich aufgepasst, ob wieder eines ihrer Vogelkinder ausbüxen wollte, aber die haben sich wohl nicht mehr getraut. Schade, wäre eine sooo gute Gelegenheit gewesen!

Aber den großen Hund, der sich neulich hierher verirrt hat, dem habe ich erst mal gezeigt wer hier auf dem Resthof das Sagen hat. Unser Garten ist von einer hohen Buchenhecke umschlossen, die allerdings hier und da ein paar Lücken hat. Der Hund war zwar mit seinem Herrchen unterwegs, aber nicht angeleint. Plötzlich sah ich, wie er sich durch ein Loch in der Hecke zwängte und auf mich zugelaufen kam. Was sollte das denn, was hatte der hier zu suchen? Da habe ich mich erst mal ganz dick aufgeplustert, damit er richtig Angst vor mir bekommen sollte. Das hat aber nicht gereicht, und deshalb habe ich dann richtig los gelegt und bin zum Angriff übergegangen - jawoll! Ich bin auf seinen Rücken gesprungen, und habe meine Krallen ganz tief in sein Fell geschlagen. Gebissen habe ich ihn gleich mehrfach. Seine Nase, das ist ja eine ganz besonders empfindliche Stelle, hat auch einiges abgekriegt. Der große Hund hat erst laut gebellt, dann gejault und auch ganz schön geblutet, aber ich konnte einfach nicht so schnell aufhören ihn zu attackieren. Der hat mich so in Rage gebracht, der blöde Kerl! Selbst schuld, warum dringt der auch uneingeladen hier ein. Das konnte ich mir doch nicht gefallen lassen, so wahr ich Charlie heiße! Mein Katzenpapa hatte dann aber doch Mitleid mit dem Hund und hat mich von seinem Rücken runter geholt, sonst hätte der noch viel mehr Prügel von mir bezogen, glaubt es nur! Aber der Hund hat seine Lektion gelernt, der ist nie wieder gekommen! Nur sein Herrchen, das wollte die teure Rechnung vom Tierarzt, der den Hund am Ende dann doch wieder zusammengeflickt hat, von uns bezahlt haben. Da ist er aber bei meinem Katzenpapa an den Falschen geraten, der hat zu mir gehalten, und das fand ich auch richtig so! Ich habe schließlich nur mein Revier verteidigt, und das ist doch mein gutes Recht!

Ab und zu kommen ja schon mal Hunde zu uns, und wenn meine Familie die auch willkommen heißen will, dann habe ich nichts dagegen einzuwenden, aber so ohne Einladung hier einfach eindringen, nee, das gibt`s bei mir nicht! Ich passe gut auf meine Familie auf, und wenn es nötig ist, kann ich sie auch beschützen, das habe ich ja wohl eindeutig bewiesen!

Lady

Mein Name ist Programm - sozusagen. Ich heiße so und bin auch eine Lady, also eine Hündin. Noch bin ich ein Welpe, aber ich wachse ganz schnell, und dann werde ich meinem schönen Namen bald alle Ehre machen - versprochen!

Mein Herrchen Josef ist arm dran, weil er auf ein neues Herz wartet. Hätte ich zwei davon, dann gäbe ich ihm gern eins ab, weil ich ihn wirklich sehr lieb habe. Mein Frauchen Karin sagt, sie hat ihm ihres schon lange geschenkt, aber daran kann etwas nicht stimmen, denke ich. Hatte sie etwa zwei Herzen, und warum wartet Josef dann immer noch auf ein neues? Das verstehe ich nicht so richtig.

Es gibt überhaupt noch vieles was ich lernen muss. Aber eine ganze Menge haben sie mir auch schon beigebracht. Zum Beispiel, an der Leine zu laufen. Vor allem in der Stadt, da wo immer die vielen Autos fahren. Finde ich zwar doof, aber Frauchen Karin und Herrchen Josef meinen beide, das geht nicht anders. Dem muss ich mich dann fügen. Aber im Park, der ist nicht weit weg von zuhause, da darf ich es ohne die dumme Leine versuchen. Da üben wir immer, wenn ich Platz machen und sitzen bleiben soll und auch noch andere Sachen. Wenn ich das gut mache, dann gibt`s immer eine Belohnung. Schon deshalb tue ich was ich kann, um die zu verdienen.

Aber manchmal vergesse ich das auch und komme nicht, wenn Herrchen mich ruft und trödle etwas, bevor ich dann irgendwann doch zu ihm laufe. Dann holt er zur Strafe die Leine ganz schnell wieder raus, aber er schimpft nie mit mir. Er war ja auch mal klein und musste vieles erst lernen. So einfach ist das nämlich gar nicht für mich, das dürft Ihr nicht vergessen!

Demnächst wollen sie mit mir zur Hundeschule gehen, da kriege ich richtig gute Manieren beigebracht, sagt Herrchen Josef, aber er lacht dabei. Deshalb hoffe ich, es wird nicht so schlimm werden. Was bedeuten eigentlich gute Manieren? Klar, mache ich manchmal schon Dummheiten; dann verstecke ich Herrchens Hausschuhe und auch andere Dinge, und ich habe auch schon mal was kaputt gemacht. Das tun doch alle kleinen Hunde. Aber ich bin nicht böse oder ärgere sie mit Absicht, das würde ich nie tun! Wenn ich eine richtige Lady werden will, so wie Frauchen Karin, dann muss ich auch zur Hundeschule, sagt mein Herrchen Josef. Da hilft wohl alles nix.

Mein Frauchen Karin geht morgens immer für ein paar Stunden aus dem Haus. Sie will Geld verdienen, sagt sie. Davon wird auch mein Futter bezahlt, und ich rechne ihr das hoch an, dass sie das für mich tut! Herrchen und ich, wir freuen uns beide immer ganz tüchtig, wenn sie mittags nach Hause kommt. Dann begrüße ich sie immer ganz stürmisch - sie soll doch wissen, wie sehr ich sie vermisst habe!

Ich bin ja noch nicht so lange hier, aber zu Weihnachten, da war hier vielleicht was los. Zuerst haben sie einen großen Baum in die Wohnung geschleppt, und ich dachte schon, der wäre für mich, damit ich daran mein Geschäft verrichten könnte. Das war allerdings leider ein Irrtum. Den grünen Nadelbaum haben sie dann erst mal für ein paar Tage schick gemacht. Mit bunten Kugeln und vielen Lichtern. Sah wirklich gut aus, unser Weihnachtsbaum! Dann kam die ganze übrige Familie zu Besuch, und es wurde richtig voll. Alle haben gesungen, bekamen Geschenke und waren sehr fröhlich. Für mich gab es auch neues Hundespielzeug, das fand ich super!

Einige Tage später war der Jahreswechsel angesagt, und dann ging es erst so richtig rund. Wir sind vom Spaziergang schon ziemlich früh nach Hause gekommen. Später hat es gekracht und gedonnert, und ich dachte, die ganze Welt geht unter. Ist sie aber nicht, zum Glück! Frauchen Karin und Herrchen Josef waren ja bei mir und haben mich beschützt. Jetzt ist vorläufig hier erst mal wieder Ruhe eingekehrt, aber am nächsten Silvester wird es wohl wieder so sein, hat Frauchen Karin gesagt. Schiet, darauf kann ich verzichten, was bedeutet es für mich ob es noch das alte oder schon ein neues Jahr ist? Aber das gehört wohl zu den Sachen, die ich einfach hinnehmen muss. Na meinetwegen, wenn ich dann nicht allein bleiben muss, dann werde ich es wohl noch einige Male überstehen.

Aber andere Abenteuer sind mir bei weitem lieber. Davon werde ich, mit Frauchen und Herrchen zusammen, bestimmt noch viele erleben, und darauf freue ich mich jetzt schon sehr! Dann bin ich bestimmt schon eine richtige Lady geworden, denn das ist schließlich mein wichtigstes Ziel!

Mimi und Max

Wer von Euch schon die „Pfötchenspuren“ gelesen hat, der kennt meine Erlebnisse zum größten Teil schon, aber in dem Buch haben sie eine ganz wichtige Passage vergessen, deshalb könnt Ihr das hier nachlesen. Außerdem hatte ich in der Zwischenzeit ja auch noch einen Zusammenstoß mit einem Auto – diese Unfallgeschichte hat Ulla dann Brigitta noch erzählt, und deshalb könnte Ihr das hier auch nachlesen. Einige andere Katzen kommen ja auch noch mal zu Wort, wie der Jonny oder Motte zum Beispiel. Aber keine Angst, die erzählen ganz andere Sachen als in dem ersten Buch mit den Hunde- und Katzengeschichten. Nur meine ist sozusagen doppelt und auch noch ein bisschen ausführlicher geworden.

Ich bin die Mimi von Usedom. Nein, adelig bin ich wohl nicht, aber auf der Insel Usedom geboren. Von der sagt man doch, es gäbe da die meisten Sonnenstunden im Jahr. Weiß nicht, ob das stimmt - wart Ihr schon mal da? Im Sommer sind immer sehr viele Fremde hier. Deshalb gibt es bei uns auch ganz viele Hotels und Pensionen. Privat kann man auch schlafen, wie zum Beispiel beim Bauern Harms in seinem „Heuhotel“, wie er es nennt. Das ist vor allem bei den Kindern sehr beliebt, Ferien auf dem Bauernhof. Viele Kinder, die in der Stadt wohnen, kennen uns Tiere ja nur aus dem Bilderbuch. Die finden es dann toll, im Stall herum zu laufen und vielleicht mal eine Runde auf dem Trecker mitfahren zu dürfen.

Auf so einem Bauernhof bin ich geboren, und ich hatte auch noch zwei Geschwister. Sobald wir die Augen offen hatten, ist unsere Katzenmama mit uns nach draußen gegangen, und da ist es dann passiert. Eine große Möwe hat sich von oben herab gestürzt, mich geschnappt und regelrecht entführt. Ich war so erschrocken, dass ich mich zuerst gar nicht dagegen gewehrt habe. Ich glaube, dass sie ausgerechnet mich verschleppt hat, war sicher deshalb, weil ich das kleinste und schwächste Katzenkind war. Sie hat mich einfach weggetragen, und das ging so schnell, da konnte mir gar keiner helfen. Irgendwann habe ich aber doch angefangen zu zappeln und so tüchtig ich nur konnte zu strampeln, und da hat mich die böse Möwe endlich wieder fallen gelassen.

So verletzt, und immer noch ganz ängstlich, haben Ulla und Karola mich zum ersten Mal gesehen, als sie zum Strand wollten. Da haben die aber noch gedacht, dass meine Katzenmama gleich wiederkommen und mich holen würde, deshalb sind sie erst mal weitergegangen. Auf dem Rückweg haben sie aber zum Glück doch noch mal geguckt, ob ich wohl noch in dem Gebüsch saß - und dann haben sie mich mitgenommen - endlich!

Sie sind mit mir zum Tierarzt gegangen. Der hat dann meine blutenden Wunden behandelt, ihnen einen kleinen Karton gegeben und gesagt, sie sollten mich doch mitnehmen, weil ich es ohne Hilfe nicht schaffen würde. Hätte ich auch nicht, das weiß ich! Als sie dann mit mir zurückkamen, haben Anika und Martin nicht schlecht gestaunt! Die Anika ist ein ganz liebes Mädchen und hat sich sofort sehr liebevoll um mich gekümmert!

Martin war erst etwas brummig und wollte mich nicht mitnehmen, aber seine drei Frauen Ulla, Karola und Anika haben ihm gedroht, allein ohne ihn, aber mit mir, nach Hause zu fahren. Geballte Frauen-Power also, danke Mädels! Dem hatte er nicht viel entgegenzusetzen, also durfte ich doch mitkommen .Das war mein Glück!

Auf dem Heimweg im Auto hat Anika mich die ganze Zeit im Arm gehalten, mit mir gesprochen und mich getröstet! Sogar als die anderen eine Pause gemacht haben, weil sie etwas essen wollten, ist sie mit mir im Auto sitzen geblieben und hat mich die ganze Zeit unter ihrer Jacke gewärmt. Es hat ziemlich lange gedauert, bis wir endlich am Ziel waren.

Daheim angekommen wurde ich von Ulla und Karola in ein weiches, buntes Handtuch gewickelt, und Anika hat versucht, mir mit einer ganz kleinen Puppenflasche die erste Katzenmilch einzuflößen. Das war gar nicht so einfach, weil ich kaum schlucken konnte. Anika und die anderen haben aber nicht aufgegeben! Sie haben mich dann noch mal zum Tierarzt und danach zu einer anderen Frau gebracht, die schon mehrmals verletzte Tiere wieder gesund gepflegt hat.

Da war ich ganz schön lange, bis ich endlich wieder nach Hause durfte. Das war aber gut, weil da eine Hündin war, die hat der netten Frau geholfen, und mir auch! Sie hat meinen Bauch ganz oft und sehr vorsichtig geleckt. Das hat mir gut getan, und schließlich kam dadurch auch innen drin bei mir langsam alles wieder in Ordnung. Als Ulla und Martin mich endlich wieder abholen konnten, war ich zwar noch immer ziemlich wacklig auf den Pfötchen, aber ich wollte mein neues Zuhause endlich richtig kennenlernen. Mir egal, ob ich durch die Bude getorkelt bin, das hat ja nur meine Familie gesehen. Außerdem wurde das von Tag zu Tag besser – kein Wunder, bei dem guten Futter, das ich gekriegt habe! Am Anfang musste ich ganz schön aufgepäppelt werden! Alle haben mich verwöhnt und sich ganz prima um mich gekümmert

Sogar getauft haben sie mich - stellt Euch das mal vor! Für Menschen ist sowas wichtig; das machen sie mit ihren Babys auch. Dabei haben sie mich reihum auf den Arm genommen und mir ein paar Tropfen Wasser über den Pelz gekippt - brrr! Musste das wohl sein? Damit habe ich dann auch offiziell den Namen Mimi bekommen. Gleich zwei liebe Patentanten habe ich noch dazu gekriegt. Antonia und Rebecca heißen die beiden. Das sind Freundinnen von Anika und jetzt auch meine. Das war ein besonderes Ereignis in meinem Leben und ich glaube, die beiden Mädchen fanden es auch toll jetzt ein Patenkind zu haben - mich!

Hier habe ich auch einen großen Bruder bekommen, der heißt Max und ist ein großer Kater, mit einem wunderschönen hellen, cremefarbenen, fast weißen Fell. Der hat vielleicht verdutzt aus der Wäsche geguckt, als ich, auf Anikas Arm, mit aus dem Auto geklettert bin. Patentanten hat der auch nicht, er braucht keine, meint er, aber ich glaube, das sagt er nur so. Vielleicht fände er es doch ganz gut, wenn er nachträglich noch welche bekäme. Aber Antonia und Rebecca, die streicheln ihn natürlich auch beide immer, wenn er sich sehen lässt, das ist doch klar! Und wenn sie mir was mitbringen, dann gebe ich ihm immer etwas davon ab, er ist schließlich mein Katzenbruder!

Bis ich kam, war er ja der alleinige Herrscher hier im Haus, und ich glaube, er war am Anfang ganz schön eifersüchtig auf mich, weil ich ihm diese Vormachtstellung weggenommen habe. Aber irgendwann hat er kapiert, dass ich ihm gar nichts wegnehmen will. Jetzt ist er erst richtig zu meinem Freund und Beschützer geworden.

Max war auch noch ganz klein, als er in die Familie kam, genauso wie ich. Er sagt nicht viel darüber, aber ich habe doch rausgekriegt, dass er keine Mama mehr hatte, als Martin ihn damals gefunden hat. Martin hat ihm sofort seine Hand entgegengestreckt, und Max ist auch gleich hineingeschlüpft, weil er sofort gewusst hat, dass es gute Hände sind! Dann hat Martin ihn mit zu sich nach Hause genommen, und seitdem lebt er hier.

Er hat mir das Revier gezeigt und vieles beigebracht, der Max. Vor allem, dass in unserer Straße zu bestimmten Zeiten viele Autos fahren, und die nehmen keine Rücksicht, das dürft Ihr nicht denken - leider! Da muss man ganz schön aufpassen und sich rechtzeitig verdrücken, wie Max sagt. So ein großer Bruder ist manchmal recht nützlich, finde ich. Ich mag ihn eigentlich richtig gern!

Wisst Ihr was? Etwas habe ich ihm auch beibringen können - jawoll! Nämlich, dass es großen Spaß macht, Mäuse zu jagen. Das hat Max vorher nur ganz selten getan, aber ich finde, ein echter Kater muss auch ein Jäger sein! Seitdem wetteifern wir beide darum, wer die meisten Mäuse fängt, aber nur aus Spaß. Hungern muss hier im Hause keiner!

Max und ich erleben täglich viele Abenteuer; oben auf der großen Wiese, hinter dem Haus oder im Wald, der sich daran anschließt. Nur, wenn wieder so ein großer Vogel kommt, dann gehe ich immer ganz schnell in Deckung, weil ich Angst habe! Max hat gesagt, dass ich jetzt zu groß geworden bin für so einen Angriff, und deshalb werde ich von Tag zu Tag mutiger.

Wahrscheinlich ist mir deswegen auch die Sache mit dem großen Schuppen passiert. Ulla und Karola haben einen Spaziergang gemacht, und ich bin mitgelaufen. Dann begegnete uns ein Mann mit einem großen Hund. Der war aber nicht angeleint und kam bellend auf mich losgestürmt. Da bin ich ganz schnell weggerannt und mit einem Riesensatz auf dem Schuppendach gelandet. Ehrlich, wie das geklappt hat, weiß ich selber nicht! Der Mann und der Hund waren weg, und Ulla und Karola haben ganz laut nach mir gerufen. Die haben natürlich auch einen Riesenschreck gekriegt!

„Hier bin ich, Hilfe!“ habe ich gemaunzt und dann haben sie gesehen, dass ich ganz oben, hoch über ihren Köpfen, auf dem Schuppendach saß.

„Los, komm runter, Mimi“, hat Karola gesagt und Ulla wollte das auch, aber das Dach war so hoch, da konnte ich nicht so einfach wieder runter klettern. Als alles Rufen und Locken nichts genützt hat, ist Karola dann zu mir aufs Dach gestiegen und hat mich da wieder runter geholt. Das war ziemlich mutig von ihr; findet Ihr nicht auch? Ulla hat mich dann den ganzen Weg zurück getragen, weil sie Angst hatte, ich könnte noch mal erschrecken und wieder abhauen.

Ich war richtig froh, als wir endlich wieder zuhause bei Martin und Max waren. Max hat mir erklärt, dass ich beim nächsten Mal besser einen großen Buckel machen und fauchen soll, anstatt fortzulaufen, und das hat auch geklappt, als ich einen anderen Hund getroffen habe. Na also, geht doch. Man lernt ja nie aus!

Aber als dann das Auto kam, da hat mir das alles nix genützt; das war einfach schneller und viel stärker als ich. Das war einige Wochen vor dem großen Fest im Winter, ich glaube, die Menschen nennen das Weihnachten. Dann drehen sie alle mächtig auf und schmücken ihre Häuser und Wohnungen mit ganz viel Flitterkram, brennenden Kerzen und holen sich sogar für einige Zeit einen echten Baum aus dem Wald ins Wohnzimmer. Da hängen sie dann bunte Kugeln in die Äste und befestigen Kerzen an den Zweigen. Wie gern würde ich da mal drin rumklettern, aber das ist natürlich allerstrengstens verboten! Vor allem, wenn die Kerzen brennen, denn dann wäre das für uns sogar höchst gefährlich. An so einer brennenden Kerze hat sich schon manche Katze ihre Schnurbarthaare versengt, sagt Martin. Aber wie gesagt, die Sache mit meinem Unfall war einige Wochen vorher, zu Weihnachten ging es mir schon wieder viel besser. Jedenfalls hatte der Autofahrer mächtig Tempo drauf, als es passierte. Ich habe noch versucht mich zu retten, das hat der Tierarzt später auch gesagt, als er meine aufgesplitterten Krallen gesehen hat, aber das hat leider nicht geklappt. Das Auto hat mich erwischt, und mit letzter Kraft habe ich es geschafft mich nach Hause zu schleppen. Bin durch unsere Katzenklappe gekrochen und wollte in mein Körbchen hüpfen, aber dazu war ich zu schwer verletzt. Das hat Ulla gleich gesehen, als sie später kam. Sie wollte mich auf den Arm nehmen und richtig reinsetzen, aber das tat mir sooo weh, deshalb habe ich laut aufgejault. Das tue ich sonst nie, deshalb hat sie gleich gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte und hat nach Martin gerufen. Der sagte, das sei bestimmt ein Fall für unsere Tierärztin und hat sie angerufen. Sie war allerdings nicht da, deshalb sind sie mit mir in eine andere Praxis gefahren. Der Arzt da war auch sehr lieb und hat mich ganz vorsichtig untersucht. Dabei hat er festgestellt, dass ich einen Hüftspalt abbekommen habe. Ich habe meine Öhrchen weit aufgesperrt, als er das gesagt hat, und es mir genau gemerkt; man will schließlich Bescheid wissen! Daraufhin hat er mir ein paar Wochen „Hausarrest“ aufgebrummt, damit der kaputte Knochen dann von selbst wieder zusammenwachsen sollte. Schöner Mist, habe ich gedacht und genau so war`s dann auch! Ulla und Martin haben mir in ihrem Bad, weil es da immer so schön warm ist, ein Körbchen hineingestellt, und da sollte ich vorerst mal bleiben und mich ausruhen. Mein Futter und Wasser haben sie mir da auch serviert, aber ich hatte nur ganz wenig Appetit, und bin meistens ganz schnell freiwillig wieder zurück gegangen in mein Körbchen. Wenn man so starke Schmerzen hat, dann schmecken einem auch die allerfeinsten Leckerbissen nicht. Einige Tage habe ich das auch brav mitgemacht, aber sobald es mir ein bisschen besser ging, wollte ich da nicht mehr bleiben. Um aus dem Körbchen raus zu klettern brauchte ich allerdings immer noch Hilfe, ausgerechnet mir musste das passieren! Ich springe und klettere doch so gern, aber es half ja alles nix. Später haben sie mir dann eine schöne, weiche Decke auf ihre Couch im Wohnzimmer gelegt, da konnte ich wenigstens bei ihnen sein, wenn sie abends vor der Flimmerkiste saßen oder sich unterhalten wollten. Ich sollte möglichst ganz still liegen, hat Ulla gesagt, und raus durfte ich auch immer noch nicht, aber irgendwann bin ich Martin dann doch entwischt, als er die Tür einen Spalt breit offen gelassen hatte. Ach, wie habe ich diesen ersten Freigang seit langer Zeit wieder genossen! Irgendwann bin ich aber freiwillig wieder rein gekommen, weil ich selbst gemerkt habe, es tat mir gar nicht gut in der Kälte so lange draußen zu sein. Aber danach wurde es endlich spürbar besser – jeden Tag ein bisschen mehr. Nach diesem Erlebnis bin ich aber noch vorsichtiger geworden, wenn ich am Straßenrand entlang laufe. Und wenn ich ein Auto sehe, gehe ich immer so weit an die Seite wie ich nur kann. Max habe ich das auch eingeschärft! Der soll bloß gut auf sich aufpassen, damit ihm nicht das Gleiche passiert wie mir.

Max und ich haben ein wunderbares Katzenleben hier und ich bin so froh, dass Ulla und Karola mich damals gefunden und mitgenommen haben! Das war wirklich das Allerbeste, was mir passieren konnte - Max findet das übrigens auch.