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Wie der Titel schon sagt, handelt das Buch "Von Menschen, die die Welt ein wenig besser gemacht haben". Es sind Menschen, deren Tun und Handeln dem Autor großen Respekt abverlangten, Menschen, deren innerer Kompass immer ihr Herz war und die dies dafür in einem Fall sogar mit ihm ihrem Leben bezahlt haben. Menschen, die für ihre Vision einer besseren Welt gegen Widerstände angekämpft haben. Und schlussendlich sind es Vorbilder für eine Welt, die Frieden und Versöhnung mehr denn je nötig hat. Im Einzelnen werden die Geschichten erzählt von: Stanislaw Petrow († 2017) - ehemaliger sowjetischer Oberst, der die Welt vor einem drohenden Atomkrieg bewahrte Don Guiseppe "Pino" Puglisi († 1993) - sizilianischer Pfarrer, der sein Leben lang gegen die Mafia kämpfte Mevluede Genc († 2022) - verlor durch den ausländerfeindlichen Brandanschlag von Solingen fünf Familienmitglieder und setzte sich trotzdem zeitlebens für eine Völkerverständigung und für Frieden ein Margot Friedländer (102 J.) - Holocaust-Überlebende, die selbst im hohen Alter noch Lesungen und Diskussionsrunden in Schulen abhält und damit dazu beiträgt, dass dies hoffentlich nie wieder passiert
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Seitenzahl: 139
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Udo Fehring
Eine Widmung
„Dä beste Kompass, dä dich führt, dat is di Hätz“
(Der beste Kompass,
der der führt, das ist dein Herz)
…aus dem Songtext zu „Die schönste Stroß“ von „De Höhner“
Impressum
Das vorliegende Buch besteht zu einem großen Teil aus Texten, die anderen Quellen entnommen wurden. Der Autor ist dafür verantwortlich, dass die Aussagen dieser seriösen Quellen nicht verfälscht wurden.
Texte: © 2024 Copyright by Udo Fehring
Umschlag: Eric Kinting
Verantwortlich
für den Inhalt:Udo Fehring
51373 Leverkusen
Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Mit diesem Buch will ich Menschen in den Mittelpunkt stellen, die durch ihr Handeln als Vorbilder für heutige Generationen dienen können.
Die beschriebenen Menschen haben durch ihr Wirken sehr viel Gutes getan und die Welt ein Stück besser gemacht.
Vorwort
Zu dieser Erzählung von Don Pino inspirierte mich unser Diakon Antonio „Toni“ Rizza mit seiner Predigt am 2. Weihnachtstag 2023, dem Gedenktag des Heiligen Stephanus.Toni Rizza schilderte sehr lebendig, wie sich Guiseppe Puglisi, seines Zeichens Don Pino, in Brancaccio, einem Armenviertel Palermos u.a. in seiner Jugendarbeit einen erbitterten Kampf gegen die scheinbar übermächtige Cosa Nostra, die sizilianische Mafia, lieferte, den er schließlich mit seinem Leben bezahlte.Diese Geschichte hat mich sehr berührt und schlussendlich dazu geführt, sie nun niederzuschreiben.Wie oftmals in meinen Geschichten, orientiert sie sich an Fakten, aber es werden auch fiktive Passagen eingestreut, um das Ganze „rund“ zu machen.
Giuseppe Puglisi wurde am 15. September 1937 in Brancaccio, einem ärmlichen Stadtteil Palermos, als Sohn einer Zuschneiderin und eines Schusters geboren.
Guiseppe wurde schon seit frühester Kindheit nur „Pino“ genannt. Pino war allgemein die Kurzform für Guiseppe.
Seine Eltern waren sehr gläubige Menschen wie auch der Großteil der auf Sizilien Lebenden.Trotz der starken Kirche in Sizilien hatte aber auch die Cosa Nostra, die sizilianische Mafia, Palermo und speziell die ärmeren Stadtteile fest im Griff. Ja, Kirche und Mafia pflegten sogar ein freundschaftliches Verhältnis, getreu dem Motto: Eine Hand wäscht die andere.Giuseppe war schon seit frühester Kindheit angewidert von den Machenschaften der Mafia. Seine Eltern warnten ihn, sich nicht mit Fremden einzulassen. Er sagte, die Mafiosi versuchten immer und überall, das Vertrauen schon jüngster Kinder zu gewinnen, um diese früh für „Ihre“ Sache zu nutzen.
Pino war intelligent und durchschaute schnell deren Spiel. Die ersten Berührungspunkte mit den Handlangern der Mafia hatte er beim Spielen mit Murmeln, als er gerade zur Schule ging.Da stand ein Mann, der hatte sehr schöne und bunte Murmeln, viel schöner als die von Pino und seinen Freunden. Aber Pino erinnerte sich an die Worte seiner Eltern und sagte zu dem Fremden: „Wir wollen Deine Murmeln nicht, auch wenn sie noch so schön sind“.
Aber am nächsten Tag erschien der Fremde wieder, diesmal mit leckerer Schokolade. Und, obwohl Pino Schokolade über alles mochte, aber diese ob ihrer ärmlichen Verhältnisse nur selten bekam, schickte er den Fremdem wieder weg: „Los hau ab, sonst rufe ich meinen Vater!“
Pino wusste, dass der Fremde einfach nur ein, zwei Straßen weiter ging und es dort bei anderen Kindern wieder versuchte. Und wahrscheinlich war er dort auch schnell erfolgreich, denn viele durchschauten eben nicht deren Spiel.
In der folgenden Woche fiel Pino ein Mitschüler auf, der sehr schöne neue Schuhe trug. Pino wusste, dass dessen Eltern sich solche Schuhe eigentlich nicht leisten konnten, denn alle seine Mitschüler stammten aus ärmlichen Verhältnissen.
Und so fragte er ihn in der Pause, woher er denn die schönen neuen Schuhe hatte. Der Mitschüler antwortete mit Stolz in seiner Stimme: „Die hat mir ein netter Herr besorgt, der uns sonst auch schon mal Süßigkeiten vorbeibringt.“
Da wusste Pino Bescheid. Er erzählte das mit dem fremden Mann und den Verlockungen natürlich auch seinem Vater. Der war stolz auf Pino, dass dieser so tapfer dem widerstanden hatte und sagte: „Pino, die versuchen es mit allen Tricks, Euch gefügig zu machen. Und wenn Sie das geschafft haben, missbrauchen sie Euch für ihre Zwecke und Ihr kommt da nicht mehr raus.“
Pino entgegnete: „Alles klar, hab verstanden.“
Sein Vater strich ihm über den blonden Schopf. Pino war ein guter Schüler. Seine Eltern trichterten Pino bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein, wie wichtig es war, gut zu lernen.Obwohl Pino noch sehr jung war und noch ziemlich am Anfang seiner Schulzeit stand, hörte er den Geschichten seiner Eltern dazu mit Interesse zu.Beide stammten ebenfalls aus eher ärmlichen Verhältnissen. Seine Mutter war noch sehr jung, als sie geheiratet und Pino geboren hatte. Sie sagte, dass dies üblich war unter ihren Freundinnen. Auch ihre Eltern hatten eine große Familie und waren froh, wenn ein Kind auszog und auf eigenen Füßen stand und so nicht mehr auf der Liste derer stand, die Zuhause satt werden mussten.Sein Vater kam ebenfalls aus einer Großfamilie mit sechs Geschwistern. Er war vom Alter her genau in deren Mitte. Seine Eltern waren Bauern und hatten ein paar kleinere Äcker in einem Dorf etwas westlich von Palermo. Und auch sie lebten von der Hand in den Mund, wie man so schön sagte. An einen Wechsel aufs Gymnasium war deshalb nicht zu denken, denn die Kinder mussten so früh wie möglich zum Familieneinkommen beitragen, um so einigermaßen über die Runden zu kommen.Sein Vater versprach Pino, dass er aber alles dafür tun würde, dass dieser eine gute Schulbildung bekommen würde.Dennoch waren die Lebensumstände in Pinos Familie nicht einfach. Pino hatte noch zwei jüngere Schwestern, die Zwillinge waren.Das Essen war oft sehr einseitig. Es kam desöfteren vor, dass es mehrere Tage am Stück nur Nudeln mit Soße gab. Für mehr reichte das Geld nicht, wie Pinos Eltern erklärten.Nur sonntags gab es manchmal ein kleines Stück Braten. Darauf freuten sich dann alle und in diesen Momenten schienen die finanziellen Probleme der Familie für einen Moment etwas weiter weg.
Es war nun Sommer und Pinos zweites Schuljahr neigte sich so langsam dem Ende entgegen.
Er freute sich schon auf die großen Ferien. Dann würde er oft mit seinen Freunden, Salvatore und Beppo, zum Strand runtergehen zum Schwimmen. Pino liebte das Meer an der sizilianischen Ostküste. Die Wellen waren hier nicht so hoch wie vielleicht am Atlantik und der Wind am Strand brachte immer ein wenig Abkühlung, wenn die Sonne mal wieder brannte.
Aber auch am Strand ließen sie die ominösen Herren von der Mafia nicht in Ruhe und lockten sie mit Eis am Stiel und eisgekühlter Orangenlimonade. Doch auch davon ließ sich Pino nicht verführen und schickte sie mit vehementem Ton wieder von dannen.
Nach den Sommerferien fing auch Pinos und der anderen Kommunionunterricht an. Pino ging mit seinen Eltern regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst, aber mehr aus Gewohnheit als aus innerem Antrieb und weil seine Eltern darauf bestanden.
Doch der Kommunionunterricht machte etwas mit Pino. Er bekam das Gefühl, dass da oben jemand auf ihn aufpasste und seine Hand über ihn hielt. Mit jeder Kommunionstunde wurde dieses Gefühl intensiver. Seine Freunde waren noch nicht wirklich davon überzeugt, aber bei Pino war das Gefühl ganz tief im Herzen.
Er freute sich auch immer mehr auf den Weißen Sonntag. Er stellte sich schon Monate vorher vor, wie ihre Kirche San Gaetano festlich mit Blumen geschmückt sein würde und er einen schönen Anzug tragen würde mit einer leuchtend weißen Kerze.
Und so kam es dann auch. Für Pino war es ein erhabener Moment, als Ihr Pater Don Pasquale ihm die Erste Heilige Kommunion überreichte. Es war eine schöne Feier und Pino spürte während des Gottesdienstes auch wirklich Gottes Nähe.Und so zogen die Jahre ins Land.
Pino war froh, dass er und seine Freunde sich den Verlockungen der Mafia-Leute bis dato so gut widersetzt hatten. Er sah nämlich auch andere Jungs in seinem Alter, die mit Ihren Fahrrädern scheinbar Kurierdienste für die Mafia durchführten. Wie er mitbekam, wurden sie auf für die Mafia clevere Weise in Drogen entlohnt und so wohl bis auf weiteres an die Organisation gebunden. Das war dieser Teufelskreis, vor dem ihn sein Vater gewarnt hatte.
Irgendwann stand nun die Entscheidung an, ob Pino Abitur machen wollte.Er war sich da ziemlich sicher, aber er wusste nicht, ob das eine zu große finanzielle Belastung für die Familie wäre, wenn seine Eltern ihn noch drei Jahre "mit durchfüttern" mussten. Und so fragte er seinen Vater deshalb, welcher prompt antwortete: "Pino, erinnerst Du Dich noch, als Du noch ein kleiner Junge warst? Da hatte ich Dir das Versprechen gegeben, dass ich alles Erdenkliche tun werde, um euch eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Und dieses Versprechen möchte ich heute nochmal bekräftigen."Pino war sehr glücklich über die Entscheidung seiner Eltern und fiel Beiden vor Dankbarkeit um den Hals.
Pino hatte gehofft, dass auch Beppo und Salvatore mit ihm zusammen Abitur machen würden. Beide waren aber keine Granaten in ihrer bisherigen Schullaufbahn und Pino hatte ihnen oft genug Nachhilfe geben müssen.Sie entschieden sich beide für eine handwerkliche Ausbildung und so verlor Pino seine besten Schulkameraden und musste sich nach anderen Kontakten umschauen.Generell war Pino ein kontaktfreudiger Mensch und es fiel ihm nicht schwer, auf andere Menschen zuzugehen, aber es war doch ein komisches Gefühl für ihn, plötzlich in der Schule ohne seine besten Freunde dazustehen.
Aber Pino kam klar: Er fand neue Freunde. Vielleicht nicht so gute und innige wie Beppo und Salvatore, aber doch welche, wo man sich gegenseitig unterstützte und wertschätzte.Indem das Ende seiner Schullaufbahn näher rückte, rückte natürlich für Pino auch die Berufswahl näher.In ihm wuchs der Wunsch, etwas mit und für die Menschen zu machen.Und so ging er ein weiteres Mal zu seinem Vater und tat ihm seinen Wunsch kund: Pino wollte Priester werden!
Davor stand allerdings ein Studium der Theologie, welches mit durchschnittlich 10 Semestern und einem einjährigen Priesterseminar zu den längsten gehörte.Und wieder antwortete sein Vater: "Pino, auch diese fünf Jahre werden Dich deine Mutter und ich weiter unterstützen, da kannst Du sicher sein.“Und wieder fiel Pino ihnen einfach nur um den Hals.
Nachdem Pino ein wirklich besonders gutes Abitur abgelegt hatte, fing er danach zum Wintersemester das Theologiestudium an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Palermo an. Glücklicherweise musste er nicht umziehen, die Fakultät war mit dem Linienbus von seinem Elternhaus in 20 min. zu erreichen.
Pino merkte schnell, dass das Theologiestudium teilweise schon recht hohe Anforderungen stellte und das, obwohl dafür kein Numerus Clausus verlangt wurde.
Insbesondere die Sprachen Hebräisch und Griechisch nötigten Pino einiges ab, da er nicht unbedingt ein Sprachtalent war.
Ein Thema während des ersten Semesters an der Universität war unter anderem das Verhältnis von katholischer Kirche und Mafia. Dieses war zu dieser Zeit noch eng und freundschaftlich, was Pino gehörig gegen den Strich ging. Diese Meinung vertrat er auch vehement während der entsprechenden Seminare und wie sehr oft bei diesem Thema, fand er Unterstützer aber auch Gegner seiner Meinung. Und so wurden sehr heftige Debatten über den Umgang mit der Mafia geführt.
Pino war stolz drauf, dass seine Eltern ihn gelehrt hatten, sich immer wieder kritischen Diskussionen zu stellen und seine Meinung auch gegen andere zu vertreten. Hierzu hatte er bei einigen Themen im Studium hinsichtlich der Mafia aber auch anderer Punkte genügend Gelegenheit.
Pino ging in seinem Studium wirklich auf. Er spürte, wie er weiter den Weg zu Gott fand und sein Glaube stärker wurde. Auch wurde ihm klar, dass er eine Mission hatte, gerade auch in seiner Heimatstadt. Er durfte hier das Feld nicht der Mafia überlassen. Ihm wurde klar, dass er gerade die Jugend in den Fokus nehmen musste. Denn in diesem Alter entschied sich meist, wohin der Weg gehen würde. Ihm war klar, dass diese Mission eine sehr schwierige war, denn die Perspektivlosigkeit der Jugend war oft schon hoch. Viele hatten keine oder nur eine geringe Bildung, keine Jobs und waren so natürlich empfänglich für irgendwelche verlockenden Angebote der Mafia, die sie aber nur in schlimme Abhängigkeiten stürzten.
Pino fand einen sehr guten Freund unter seinen Kommilitonen: Pietro. Pietro nahm den gleichen Bus zur und von der Uni. Er stieg morgens zwei Haltestellen nach Pino ein.
Pietro und Pino verstanden sich von Anfang an sehr gut. Pietro war ein ziemlicher Überflieger, was den Lernstoff betraf. Er war in allen Fächern einfach nur herausragend. Und so kam es auch, dass Pino nun selbst Nachhilfe in Hebräisch und Griechisch bei Pietro nahm. Und mit seiner Hilfe schaffte er es wirklich durch die einzelnen Prüfungen. Dafür war er ihm sehr dankbar. Pino versprach, sich auf eine Art zu revanchieren und bot seine Hilfe an, falls Pietro diese benötigte. Bzgl. des Lernens würde er diese aber bestimmt nicht in Anspruch nehmen, dachte Pino so bei sich.
Uns so zogen die Semester ins Land. Neben dem Zugewinn an theologischem Wissen entwickelte Pino auch nach und nach eine starke Persönlichkeit, was nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit den persönlichen Einschränkungen des Priesterdaseins mit sich brachte. Dies fiel insbesondere seinen Eltern aber auch den Dozenten der Universität auf und brachte Pino großen Respekt ein.Die Prüfungen an den Semesterenden empfand Pino als sehr herausfordernd, aber mit viel Lernen und auch der Unterstützung seines Freundes Pietro kam er irgendwie durch.
Nach dem Regelstudium stand das einjährige Priesterseminar an, wo der Fokus auf der Vorbereitung auf die anschließende Priesterarbeit lag. Dieses Priesterseminar führte Pino mit seinen Kommilitonen an einer Einrichtung in Palermo durch, wo sie auch das komplette Jahr untergebracht waren. Es schweißte sie als Gruppe noch stärker zusammen. Sie besuchten mit ihrer Gruppe dabei auch regelmäßig verschiedene karitative Einrichtungen. Pino wie auch seinen Freund Pietro interessierten dabei am meisten Einrichtungen zur Jugendarbeit, denn beide waren der Meinung, dass es am sinnvollsten wäre, für durchgreifende gesellschaftliche Änderungen und somit auch beim Kampf gegen die Mafia bei der Jugend anzusetzen.
Mit großen Schritten ging es nun auf die Priesterweihe zu. Pino erinnerte sich dabei auch an seine Kommunionzeit, in der er ebenfalls auf ein religiöses Ereignis stark hin gefiebert hatte, auch wenn die Weihe natürlich eine ganz andere Dimension darstellte. Die Priesterweihe sollte vom sizilianischen Kardinal Ernesto Ruffini gespendet werden, was deren Bedeutung nochmal heraushob, aber auch etwas Nervosität bei Pino erzeugte. Aber die Vorfreude auf das Ereignis und den damit verbundenen Start der Priesterarbeit überwog.
Pino betete viel vor der Priesterweihe und so kam es, dass er bei diesen Gebeten auch einen, wie er es nannte, „Deal mit Gott“ abschloss. Er versprach demnach Gott gegenüber, alles in seiner Macht stehende zu tun, um in seiner Mission als Priester das Beste für seine „Schäfchen“ zu geben, wenn sich Gott im Gegenzug bereiterklärte, ihn dabei zu unterstützen. Er war sich sicher, dass sie beide dann ein unschlagbares Team wären.
Dann war Pinos großer Tag gekommen. Seine Priesterweihe fand in der Kathedrale von Palermo statt. Mit ihm wurden noch neun weitere Anwärter seines Jahrgangs geweiht. Die Kathedrale war noch voller als sie Pino von der Weihnachtsmesse her kannte: Seine komplette Familie und viele Bekannte und Freunde waren gekommen, um diesem für Pino besonderen Ereignis beizuwohnen.
Die Weihezeremonie hatte für Pino mehrere Highlights: da war zum einen das eigentliche Sakrament, die Weihe, die durch die Handauflegung des Kardinals auf die Köpfe der Anwärter vollzogen wurde.
Daneben gab es noch das Symbol des Hinlegens aller vor dem Altar, womit sie zum Ausdruck brachten, dass sie nur kleine Räder der Kirche und im Vergleich zu Gott waren. Und last not least, das Überstreifen der roten Priestergewänder als äußeres Zeichen. Dabei war es Pino, als würde Gott in diesem Moment seinen ausgemachten Deal mit Pino nochmals bekräftigen.
Anschließend gab es noch eine große Feier im Familienkreis. Die Familie eines Onkel und einer Tante hatten extra ihren schönen großen Garten am Stadtrand von Palermo für diese Feier zur Verfügung gestellt. Pinos Eltern und Pino selbst waren natürlich einverstanden, denn ihre wohnlichen Verhältnisse hätten nie für solch eine große Feier gereicht.
Pino bekam auch nun einen offiziellen Namen als Priester und wurde fortan von allen "Don Pino" genannt.Seine erste Station war unweit seines Heimatsorts, nämlich in Settecannoli. Dort wurde er zum Vikar, also Stellvertreter des dortigen Priesters, ernannt. Er fand natürlich das gleiche Bild vor wie seinerzeit in Brancaccio: Die Mafia dominierte das tägliche Leben: Die Leute waren arm und lebten zum größten Teil von einfachen Handwerksberufen, wenn sie überhaupt ein regelmäßiges Einkommen hatten. Die Bildung war niedrig und es gab für die Jugend nur wenig Perspektiven, aus diesem Teufelskreis aus Armut und Kriminalität herauszukommen.Don Pino war sich dessen bewusst. Er wusste, seine Aufgabe würde keine leichte werden, aber er hatte ja einen Deal mit Gott, auf den er vertraute und somit einen starken Mitstreiter an seiner Seite.
Er stieß in Settecannoli ein paar kleinere Initiativen an, wurde aber recht bald auch schon wieder abberufen und dann zwei Jahre später Kaplan im Waisenhaus “Roosevelt” in Valdesi, was etwas außerhalb, nördlich von Palermo, lag.