Western Legenden 18: Walkers Rückkehr - R.S. Stone - E-Book

Western Legenden 18: Walkers Rückkehr E-Book

R. S. Stone

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Walker wird aus dem Gefängnis entlassen. Er darf keine Waffen mehr tragen. Doch das Alltagsleben auf der Ranch ist kaum ohne seine Colts zu bewältigen.Zeitgleich zieht ein berüchtigter Killer mit seiner Bande mordend durch das Land. Er nähert sich der Ranch und der kleinen Stadt Corundo Hills. Deren Sheriff ist machtlos. Der Killer hat noch alte Rechnungen offen. Nur ein Mann wie Walker kann helfen, doch der ist an seinen Schwur gebunden. Bricht er ihn, muss er zurück ins Gefängnis.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 161

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



WESTERN LEGENDEN

In dieser Reihe bisher erschienen

9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache

9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato

9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen

9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen

9005 Dietmar Kuegler Tombstone

9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang

9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod

9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin

9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana

9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas

9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs

9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk

9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition

9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen

9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer

9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen

9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell

9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr

9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee

9020 R. S. Stone Die Hand am Colt

9021 Dietmar Kuegler San Pedro River

9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen

R. S. Stone

Walkers Rückkehr

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2020 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-418-3Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

1. Kapitel

„Nummer 463!“

Der bullige Sergeant Slim Bully Burnsbille ruft es scharf und mitleidlos von seinem Posten aus hinunter zu den Gefangenen, die wie Ameisen in der Glut der Hitze schwere Knochenarbeit im Steinbruch verrichten. Die Luft ist erfüllt von Staub und Hitze. Es ist heiß wie in der Hölle. Kein Lüftchen regt sich. Die Strafgefangenen schwitzen, stöhnen, keuchen und treiben unermüdlich ihre Spitzhacken in das steinige Geröll.

Nicht selten fällt dabei jemand um und steht einfach nicht wieder auf.

Buck Walker rammt noch einmal die Spitzhacke in den steinigen Boden. Dann erst dreht er sich herum.

Nummer 463, das ist er!

Walker sieht den stiernackigen Sergeant breitbeinig auf seinem Posten stehen, die Hände in die Hüften gestemmt.

Das aufgeschwemmte Gesicht des Wächters glänzt schweißnass in der Sonne und blickt mit verächtlichem Ausdruck auf ihn herunter.

Walker wischt sich den Schweiß von der Stirn und lässt die Spitzhacke im steinigen Geröll stecken.

„Was gibt es, Sergeant?“

Burnsbille kratzt sich hinter dem linken Ohr, spuckt zur Seite aus und brüllt: „Beweg deinen Arsch, 463. Der Direktor will dich sprechen. Sofort!“

Mühselig klettert Walker über das steinige Geröll des Steinbruchs rauf zum Wachposten. Burnsbille beobachtet dabei grinsend, wie die schwere Kugel an Walkers Fußgelenk dem Gefangenen erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Und das noch nach zwei Jahren, die Buck ­Walker bislang hier im Staatsgefängnis von Yuma zugebracht hat.

Als Walker endlich Burnsbille erreicht, kann er nur mühsam seine Atemnot unterdrücken. Er will diesem sadistischen Fettgesicht nicht die Blöße geben. Denn trotz der Qualen, die er hier in Yuma zu erleiden hat, ist Buck Walker ein ungebrochener Mann.

Nein, Yuma konnte ihn nicht kleinkriegen. Und dieser fettgesichtige Aufpasser von Sergeant Burnsbille erst recht nicht. Es gelingt Walker sogar ein freches Grinsen, als er fragt: „Was will der Direktor von mir, Sergeant Bully? Was habe ich nun schon wieder angestellt? Willst du es mir verraten? Sag schon, Bully: Was will er von mir?“

Die Faust des schwergewichtigen Burnsbille rast vor und trifft Walker genau unters Kinn. Dieser hat plötzlich das Gefühl, man reiße ihm den Kopf ab. Walker taumelt nach hinten und landet hart auf dem steinigen Boden.

„Nenn mich nie wieder so, Sträfling. Hast du verstanden? Nenn mich nie wieder Bully. Sonst schlage ich dir beim nächsten Mal mit meinem Stock deinen Schädel ein, klar? Für dich bin ich SergeantBurnsbille, Sträfling.“

Burnsbille hatte, während er diese Worte sprach, seinen Schlagstock gezogen. Und den richtet er nun auf Walker. Dieser schüttelt benommen den Kopf. Stöhnend erhebt er sich vom Boden und reibt sich das Kinn.

„Hast’n mächtigen Bums, Sergeant Burnsbille. Alle Achtung. Ich stelle es immer wieder fest, nach all der langen Zeit hier in Yuma. Und du hast mächtiges Glück, Sergeant Burnsbille. Denn du bist hier so eine Art Gott in diesem verdammten Knast. Ja, und das gibt dir die Möglichkeit, mit uns Jungs rau umspringen zu dürfen. Aber sei dir gewiss: Irgendwann bin ich draußen. Und dann werde ich auf dich warten.“

So spricht Buck Walker. Und Burnsbille erkennt langsam, dass er diesen hartbeinigen Sträfling nicht mehr brechen wird. Dennoch verspürt der bullige Sergeant, der wahrhaftig so aussieht wie einer jener Preisboxer vom Missouri, immer wieder eine sadistische Freude, seine Gefangenen zu quälen, sie zu züchtigen, wie er stets diese Behandlungen zu nennen pflegt. Und so ist es eigentlich schon selbstverständlich, dass – ganz wie automatisch – sein Schlagstock niedersaust. Doch Buck Walker ist darauf vorbereitet. Er kennt diesen skrupellosen Sergeant nun schon zwei Jahre und weiß zu reagieren. Walker sieht den Schlagstock kommen und duckt sich unter dem Hieb weg. So trifft dieser mächtige Hieb nur seine Schulter, statt seinen Kopf. Aber dennoch ist der jähe Schmerz so groß, dass Buck Walker aufschreit.

„Dich mach ich fertig, verdammtes Schwein von einem Sträfling. Ich werde dir die Eingeweide ...“

Burnsbille ist noch nicht fertig, will nachsetzen, als eine scharfe Stimme vom Hauptgebäude herausruft:

„Okay, Sergeant, es reicht. Bringen Sie den Mann zu mir! Sofort! Und hören Sie auf, ihn zu schlagen. Ich will kein Blut in meinem Büro. Verstanden, Sergeant?“

Dies spricht der Gefängnisdirektor Duane Rhonstedt, der von seinem Fenster aus alles beobachten konnte. Burnsbille lässt unverzüglich seinen Schlagstock verschwinden, dreht sich herum und ruft gepresst durch die Zähne: „In Ordnung, Sir.“

Dann wendet sich der brutale Aufseher wieder Walker zu, der mit schmerzverzerrtem Gesicht seine getroffene Schulter massiert.

„Wir beide sind noch nicht fertig, du gottverdammter Sträfling! Los, beweg deinen Arsch vorwärts!“

Walker setzt sich langsam in Bewegung. Die schwere Kugel an seinem Bein schleift dabei scharrend über den steinigen Boden.

Burnsbille spuckt aus und folgt dem Gefangenen. Die Ansammlung von Flüchen, die der Sergeant dabei von sich gibt, versetzt selbst einen Hartgesottenen wie Buck Walker mächtig ins Staunen.

Im Büro des Direktors salutiert Burnsbille zackig und meldet: „Der Gefangene 463, Buck Walker, Sir!“

Rhonstedt sitzt hinter einem riesigen, eichenbeschlagenen Schreibtisch. Wie ein kleiner König thront er in seinem großen Ledersessel. Ein kleines, schmächtiges Männchen mit kahlem Haupt und zwei starren Fisch­augen, die fast schwarz sind. Und diese blicken zuerst auf den Sergeant, dann auf Walker. Und den betrachtet Rhonstedt dann ziemlich intensiv. Walker steht etwa zwei Meter hinter ­Burnsbille. Fast armselig wirkt dieser Buck Walker in seiner verschwitzten Sträflingskluft und der schweren Eisenkugel am Bein. Und das, obwohl er ein Mann ist, der mindestens einsneunzig misst und einst 180 Pfund wog.

Ja, wog! Denn im Laufe der zwei harten Jahre hier in Yuma hat Buck Walker gewiss sehr an Gewicht abgenommen. Walkers scharf geschnittenes Gesicht wirkt eingefallen und ist von Bartstoppeln übersät. Die graugrünen Augen sind blutunterlaufen von Sand und Hitze.

„Der berühmte und berüchtigte Revolvermann Buck Twin-guns Walker. Verurteilt des Mordes an den beiden Dunn-Brüdern im August 1889. Waren zähe Burschen, die Dunn-Brüder. Und kein wirklicher Verlust für die Gesellschaft. Weder der eine noch der andere. Dennoch: Mord bleibt Mord. Dabei siehst du eigentlich gar nicht zum Fürchten aus, so, wie du jetzt hier vor mir stehst. Eher wie ein Haufen Elend“

Die Worte des Gefängnisdirektors triefen vor Zynismus und unverhohlener Abneigung, während er den Gefangenen von oben bis unten inspiziert.

Walker grinst schief.

„Das liegt an der hiesigen Hausmannskost, Mister Rhonstedt. Ist nicht jedermanns Sache.“

Burnsbille macht einen Satz auf Walker zu. „Dir werde ich dein verdammtes, freches Schandmaul stopfen, du ...“

Der Sergeant hat die Faust bereits erhoben, als ihn abermals die scharfe Stimme des Direktors zurückhält. „Lassen Sie das, Sergeant. Damit erreichen wir auch nichts mehr.“

Burnsbille sieht Rhonstedt verständnislos an: „Wie meinen Sie das, Sir?“

Rhonstedts schmale Finger greifen ein Schriftstück vom prunkvollen Schreibtisch. Der Direktor wiegt es in den Händen und sagt daraufhin: „Du hast ausgesprochenes Glück, Nummer 463. Wahrlich unheimlich viel Glück. Du hast ja mächtige Freunde in New Mexico. Verdammt mächtige Freunde, denn die haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dich hier rauszuholen. Sogar an Senatoren haben sie geschrieben, um deine gottverdammte Freilassung durchzusetzen. Nun, wie dem auch sei: In New Mexico liebt man wahrscheinlich Revolverhelden wie dich.“

Rhonstedt wedelt mit dem Schriftstück in seinen Händen. Sein vogelartiges Gesicht ist dabei freudlos.

„Hier sind also deine Entlassungspapiere. Du kommst auf Bewährung raus, Revolverheld. Wenn es nach mir gehen würde, dürftest du deine restliche verbleibende Zeit hier in der Hölle schmoren. Aber ich habe es nicht zu entscheiden. Glück für dich, Killer.“

In Buck Walkers Augen beginnt es zu leuchten. Zuerst will er es gar nicht so recht glauben. Er hält es für einen der üblichen Scherze hier im Gefängnis. Aber als ­Rhonstedt ihm widerwillig das Schriftstück reicht und Walker es mit eigenen Augen lesen kann, ist sicher, dass er die längste Zeit in Yuma gewesen ist.

Mit diesem Schreiben ist Buck Walker ein freier Mann, denn es sind tatsächlich seine Entlassungspapiere. In den Gesichtern von Rhonstedt und Burnsbille erkennt Walker deutlichen Unwillen gegen diese Entscheidung. Walker aber grinst breit. Und während er den Freifahrtschein in die Tasche seiner verschlissenen und schmutzigen Hose verstaut, sagt er: „Ist ’n mächtiger Glückstag für mich heute. Pech für dich, Bully, denn von jetzt an musst du dir einen neuen Spielkameraden suchen. Aber ich bin zuversichtlich: Hier im Bau gibt es bestimmt genügend davon. Auswahl ist ja reichlich vorhanden.“

Walker sieht, wie tausend Teufel in Burnsbilles Augen tanzen. Ja, dieser sadistische Sergeant ist fast verrückt vor Wut. Aber er hält sich zurück.

„Ich würde mich an deiner Stelle nicht zu sehr und nicht zu früh freuen“, verkündet der Direktor, „denn es kommt der Tag, an dem du da draußen einen Fehler machen wirst. Typen wie du ändern sich nie. Ja, und deshalb weiß ich ganz gewiss, dass du da draußen nicht durchhalten wirst. Irgendwann wird es dir zu Kopf steigen. Du wirst übermütig werden und wieder zu deinem verdammten Schießeisen greifen! Typen wie du, die können nicht anders. Und ehe du dich versiehst, bist du sofort wieder hier bei uns. Ja, Buck Walker, durch deine einflussreichen Freunde und der Zustimmung der Senatoren bist du auf Bewährung raus. Aber deine Freude wird nicht von langer Dauer sein. Du kommst zurück. Und wir werden dich hier sehnlichst empfangen.“

Immer mehr steigert sich der kleine, schmächtige Rhonstedt in seine Worte hinein. Zu guter Letzt katapultiert er sich aus dem schweren Ledersessel und beugt sich drohend über seinen Schreibtisch. „Denk an meine Worte, 463! Wir sehen uns wieder!“

Aber auf einen Mann wie Walker macht dieser schmächtige Papiertiger mit seinen Drohungen keinen Eindruck. Nur Burnsbille wirkt nach wie vor gefährlich. Es ist etwas Lauerndes, Bösartiges in diesem Mann.

Doch selbst dieser grobschlächtige, sadistische Bursche kann Buck Walker nun nichts mehr anhaben. Der schweinsgesichtige Sergeant hat keinen Zugriff mehr auf ihn. Denn Buck Walker ist dank des Schreibens nun ein freier Mann. Kein Sträfling mehr.

Und er kann zum ersten Mal seit zwei Jahren täglicher Qual wieder wahre Freude empfinden.

Buck Walker weiß genau, was in den Köpfen dieser beiden Männer nun vorgeht. Und das steigert seine Freude noch mehr.

Wenige Stunden später schon kann er diese Freiheit auch richtig genießen. Denn er trägt nun keine schmutzige Sträflingskleidung mehr, sondern steckt nun wieder in vernünftiger Hose, Hemd, Weste und Stiefeln. Selbst seinen breitkrempigen, schwarzen Stetson trägt er wieder auf dem Kopf. Allerdings fehlen die beiden schweren 44er an seiner Seite, die er vor Antritt der Haftstrafe stets im Kreuzgurt zu tragen pflegte. Auf die wird er wohl oder übel verzichten müssen. Denn dies ist ja die Bedingung für die vorzeitige Entlassung aus der Haft.

Aber den Tausch seiner Waffen gegen die Freiheit nimmt Buck Walker gern in Kauf.

Er wäre ein Narr, würde er es nicht so ansehen.

Und Buck Walker ist alles andere als ein Narr!

Als die schwere Eisentür hinter Walker ins Schloss fällt, ist das grausame Staatsgefängnis von Yuma Geschichte für ihn.

Ein für alle Mal!

Und verdammt, so soll es auch bleiben!

Vor ihm steht die Kutsche, welche ihn in die Stadt bringen soll.

Walker dreht sich noch einmal um und sieht Burnsbille hinter der schweren Eisentür durch die Gitter glotzen. Und der ruft ihm zu: „Du wirst wiederkommen, Walker. Ganz bestimmt wirst du das. Und dann werden wir mächtig viel Spaß miteinander haben!“

„Zur Hölle mit dir, Schweinsgesicht Bully! Wenn ich dich jemals draußen in freier Wildbahn treffe, ziehe ich dir das Fell ab. Dort drinnen im Jail, da magst du ein kleiner König sein. Aber hier draußen nicht. Vergiss das nicht.“

Burnsbille ruft ihm noch etwas zu, aber das hört Walker nicht mehr.

Buck Walker ahnt, dass er diesen Schinder irgendwann einmal wiedertreffen wird. Und das wird nicht im Gefängnis von Yuma sein. Er grinst hart. Burnsbille in freier Wildbahn noch einmal über dem Weg zu laufen, wäre eine wahre Freude. Und bei dieser Vorstellung juckt es ihn schon mächtig in den Fäusten. Burnsbille hatte ihm zwei Jahre lang die Hölle auf Erden bereitet. So etwas vergisst ein Mann wie Buck Walker nicht.

Und für die Genugtuung einer Wiederbegegnung außerhalb der Gefängnismauern wären gewiss keine Colts erforderlich.

Aber dann verdrängt er die Gedanken an diesen Mann.

„Wenn du hier noch lange rumstehen willst, fahre ich ohne dich in die Stadt“, ruft der Kutscher unfreundlich vom Bock zu Walker herunter. Walker bleibt dicht vor der Kutsche stehen, blickt zu dem Mann hoch und sagt: „Hör zu, Freund! Ich gehöre nicht mehr zu denen da drinnen.“ Mit dem Daumen weist er in Richtung des Jails. „Also sei gefälligst ein bisschen freundlicher zu mir. Haben wir uns verstanden?“

Der Kutscher will aufbegehren. Aber da sieht er etwas in Walkers Blick, das ihn dazu treibt, lieber den Mund zu halten. Walker wirft sein Gepäck auf das Dach der Kutsche. Dann steigt er ein. Er ist der einzige Fahrgast. Außer ihm will anscheinend niemand von hier in die Stadt. Er legt seine langen Beine auf den gegenüberliegenden Sitz, schlägt sie übereinander und stößt ein erleichtertes Seufzen aus. Dann greift er in die Brusttasche seines dunkelblauen Flanellhemdes und angelt sein Rauchzeug hervor. Während er sich eine dünne Zigarette zu drehen beginnt, hört er den scharfen Peitschenknall. Die Kutsche ruckt an und fährt los. Ein zufriedenes Grinsen huscht über sein verwegenes Gesicht. Schon bald wird das gottverdammte Jail in der Entfernung kleiner und kleiner. Bis Walker es dann gar nicht mehr sieht, das Höllen-Jail von Yuma, in dem er zwei Jahre lang eine üble Zeit verbringen musste ...

2. Kapitel

Als Buck Walker aus der Kutsche steigt, verharrt er einen Augenblick auf der staubigen Mainstreet. Die Luft hier ist heiß und stickig. Er sieht einem regen Treiben zu. Ja, es ist mächtig viel Leben hier in der Stadt und auf der Straße. Reiter kommen in die Stadt oder verlassen sie. Überall stehen Frachtwagen, die be- oder entladen werden. Männer und Frauen stehen auf den Gehsteigen und unterhalten sich.

Walker schüttelt wie benommen den Kopf. Für einen Mann, der zwei Jahre lang nichts anderes erlebte als das monotone und beschwerliche Leben innerhalb der Mauern im Jail von Yuma, grenzt dies alles hier fast wie an ein Wunder. Wie ein großer Jahrmarkt kommt ihm hier alles vor.

Und dann taucht er in dieses Leben ein. Er will teilhaben an diesem Rummel.

Walker überquert die Straße, lässt seine wachsamen Augen nach links und rechts wandern. Dabei saugt er förmlich jegliche Eindrücke auf. Wie ein Durstiger in der Wüste, der plötzlich vor einer Oase steht.

Und weil Walker glaubt, der üble Geruch des Staats­gefängnisses würde noch an ihm haften, sucht er zunächst ein Badehaus auf und nimmt dort ein ausgiebiges Bad. Dabei probiert er die verschiedensten Düfte von Badeölen und verlässt erst zwei Stunden später mit großem Wohlbefinden dieses Etablissement.

Er erkundigt sich nach dem nächsten Zug nach Corundo Hills und gibt gleichzeitig ein Telegramm auf, adressiert an Gordon Halloran, Corundo Hills, New Mexico.

Hallo, Boss,

Dank Ihres unermüdlichen Einsatzes habe ich gerade das Jail von Yuma verlassen. Nehme den nächsten Zug nach Corundo Hills. Ist ein verdammt gutes Gefühl, wieder auf freien Füßen zu sein. Bin froh, bald wieder auf der Ranch zu sein.

Gruß an Sadie!

Buck Walker

Der alte, schnauzbärtige Bursche im Telegrafenbüro mustert den hochgewachsenen, hageren Burschen mit den dunklen Haaren und den graugrünen Augen von oben bis unten, während er das Telegramm aufnimmt und dieses weiterleitet.

„Sie sehen eigentlich gar nicht aus wie ein Sträfling. Diese Jungs dort oben sehen eigentlich gewöhnlich anders aus.“

Walker misst den alten Mann mit dem grauen Dragoner­bart und fragt lauernd: „So? Wie sehen die denn sonst aus?“

„Wer aus diesem Knast kommt, der ist fürs Leben gebrandmarkt. Die haben bislang jeden Burschen kleingekriegt. Jemand, der es schafft, dort wieder lebend raus zu kommen, ist entweder gebrochen oder fürs Leben gezeichnet. Sie müssen schon ein harter Bursche sein, dass man Ihnen das Jail nicht anmerken kann.“

Der Alte kichert und macht dabei einige Zahnlücken frei.

Walker grinst hart.

„Mag schon sein. Hab ja auch noch nie was anderes behauptet.“

Dann wendet er sich ab, ohne dem Alten noch weitere Beachtung zu schenken. Der nächste Zug nach Corundo Hills verlässt die Stadt Yuma erst am kommenden Morgen. Zeit also für Walker, sich ein paar Freuden des Lebens zu gönnen, bevor er endgültig aus Arizona verschwinden wird. In seiner rechten Hosentasche klimpert noch ein bisschen Hartgeld. Es ist nicht viel. Aber genug für ein ausreichendes Abendmahl, ein paar Bier und vielleicht sogar für ein bisschen Liebe mit einer schönen Lady. Wenn ein Mann zwei Jahre unter harten Bedingungen keine Frau mehr gehabt hat, verhält es sich mitunter so, dass die Gedanken ihn daran fast bis an den Rand des Wahnsinns treiben können.

Nun, Buck Walker ist nicht wahnsinnig. Aber er ist ausgehungert. Ja, er sehnt sich mächtig nach einer Frau, denn zwei Jahre sind wahrhaftig eine sehr lange Zeit. Diese Zeit der Entbehrungen lässt ihn seine Phantasie bis aufs Äußerste beflügeln. Und so schlägt er die Schwingtüren des Pendelton Oak Saloons nach innen und tritt voller Erwartungen ein. Der Saloon ist erfüllt von Tabakrauch, Alkohol und Parfüm. Männer sitzen an Tischen, lümmeln an der Bar. Sie trinken, pokern oder unterhalten sich. Es sind Cowboys, Frachtfahrer, Minenarbeiter und Geschäftsmänner. Auch Handelsreisende, Grenzgänger oder Glücksjäger jeglicher Art erkennt Walker, während er lässig in Richtung Theke schlendert.

Hier in diesem Saloon ist fast jede Kategorie vertreten. Vom Guten bis zum Schlechten. Und überall laufen die Mädchen mit ihren bunten und schrillen Kleidern herum. Sie servieren, lachen und flirten. Kurz: Sie halten die Stimmung und Laune jedes Einzelnen hier mächtig gut in Gang.

Ja, hier rollt der Rubel, blüht das Geschäft. Walker gibt eine üppige Bestellung auf und setzt sich an einen noch freien Tisch. Von hier aus hat er einen guten Überblick auf das Geschehen im Saloon. Und als dann eine der hübschen Ladys ihm seine Mahlzeit serviert, fällt er darüber her wie ein hungriger Wolf über seine Beute.