Wussten Sie, dass Dornröschen eine Katze hatte? - Brigitta Rudolf - E-Book

Wussten Sie, dass Dornröschen eine Katze hatte? E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Wussten Sie, dass Dornröschen eine Katzehatte? 30 traditionelle oder moderne Katzenmärchen, geeignet für Leser jeden Alters.

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Für Jonny

Inhaltsverzeichnis:

Das bunte Katzenvolk

Der Geisterkater

Katze im Weltall

Die Katzenfee

Die Katze des Malers

Kater Titus und die kleine Hexe

DornröschenKatze

Die Museumskatzen

Fußballkater Mirko

Die Paillettenkatze

Supercatman

Lilly, die Schokokatze

Dschinnie

Die Wiederkehr

Die Katze und der Teddybär

Die blaue Katze

Ein Schutzengel auf vier Pfötchen

Kaspar, der Mühlenkater

Die Spooky-Family

Der unsichtbare Kater

Das Kätzchen und der Teufel

Pelle, der Schulkater

Die Katzenschule

Der Kater, der aus dem Rahmen fiel

Nein, meine Katze kriegt Ihr nicht…

Kater Fritzl trifft den Weihnachtsmann

Maunz und Mizzi

Roxy

Maxim, der Vampirkater

Im Zauberwald

Das bunte Katzenvolk

Ihr Menschen unterteilt Euch doch ebenfalls in Rassen, genau wie wir. Bei Euch gibt es weiße, schwarze, gelbe und auch Rothäute. Bei uns Katzen gibt es allerdings viel mehr Rassen. Wie die mit dem langen Fell, die Perser, die Main Coon-Katzen oder die Siamkatzen mit den blauen Augen zum Beispiel. Viele von ihnen haben erst durch Züchtungen der Menschen ihre jetzige Gestalt erhalten.

Den größten Teil der Katzen auf der Welt aber stellt das „bunte Volk“, wie wir uns selbst nennen, denn wir sehen auch alle sehr unterschiedlich aus. Natürlich gibt es bei uns auch heute noch ganz schwarze, schneeweiße, rot getigerte oder gefleckte Katzen, eben alle Fellfarben, die man sich nur vorstellen kann. Viele haben mehrere große und kleine Flecken im Pelz oder eine interessante Maske, es gibt unendlich viele Spielarten. Das bunte Volk ist überall auf der ganzen Welt vertreten und ist wohl, im Lauf der vielen Jahre, die robusteste Rasse von allen geworden. Manchmal schauen leider die sogenannten Edelkatzen ein wenig verächtlich auf ihre Artgenossen herab, aber das ist nicht gerechtfertigt, denn sie könnten ohne die Hilfe der Menschen nicht überleben, wir, das bunte Volk, hingegen schon. Wir sind seit jeher Selbstversorger, und schließen uns nur den Menschen an, wenn wir es auch wirklich wollen!

Früher waren fast alle Katzen schwarz, weiß oder viele einfach grau. Nur wenige hatten Farbe im Fell. Vor sehr langer Zeit wollte einer unserer Vorfahren das gründlich ändern. Er suchte sich immer nur die allerschönsten Katzendamen mit dem buntesten Fell aus und beglückte sie, um mit ihnen viele Kinder zu bekommen. Auf diese Weise bereiste er fast die ganze Welt, und überall fand er hübsche Katzenmädchen, für die es sich lohnte, eine Weile zu bleiben. Immer, wenn er seinen Nachwuchs gesehen hatte, zog er weiter – zum nächsten Abenteuer. Er lief viele Kilometer weit, obwohl seine Pfötchen ihm unterwegs häufig weh taten. Ab und zu fand sich auch ein netter Bauer, der ihn auf seinem Wagen mitnahm, und einige Male schmuggelte er sich sogar auf ein Schiff und freundete sich dort mit den Matrosen an. So kam er im Lauf der Zeit in die unterschiedlichsten Länder, und viele Jahre war er auf diese Weise sehr fleißig. Es heißt, seine selbst auferlegte Mission soll ihm viel Spaß gemacht haben! Kann ich mir gut vorstellen – Ihr sicher auch. Manchmal wurde er gefragt, wo es ihm denn am allerbesten gefallen habe, aber darauf wusste er keine Antwort, er fand es überall interessant und schön! Deshalb wollte er sich auch nirgends niederlassen und für immer bleiben. Und ständig schärfte er allen Müttern seiner schönen Kinder ein, dass sie möglichst so weitermachen und sich in der Welt umsehen sollten, wenn sie sich vermehren wollten. Viele seiner Nachkommen hielten sich daran, und deshalb werden wir inzwischen das bunte Volk genannt, weil wir alle völlig unterschiedlich aussehen und inzwischen ganz viele Farben in unserem Pelz vertreten sind.

Wie ich aussehe? Na, ratet doch mal...

Der Geisterkater

Marlon, so heiße ich, und ich lebe in der Geisterwelt; jedenfalls so lange, bis mich jemand daraus erlösen wird, aber das ist gar nicht so leicht. Das kann nämlich nur eine andere Geisterkatze tun, die vorher auch ein Mensch gewesen ist, so wie ich. Auf der Suche nach diesem Katzenmädchen bin ich schon um die halbe Welt gegeistert, aber bisher ohne Erfolg – leider!

Wieso ich überhaupt ein Geisterkater geworden bin, wollt Ihr wissen? Ach, das ist eine dumme Geschichte, soll ich sie wirklich erzählten? Na gut, dann macht es Euch bequem und hört zu:

Das Königreich meines Vaters grenzte im Süden an einen großen Wald. Der gehörte einem bösen alten Zauberer. Mir und uns allen war es eigentlich verboten, diesen Zauberwald zu betreten. Aber jung und übermütig, wie ich damals war, habe ich es trotzdem getan; das war ein dummer Fehler, den ich schnell bereut habe. Aber es war eine blöde Mutprobe. Ich wollte nämlich einem Mädchen, in das ich sehr verliebt war, imponieren. Sie hat mich sogar noch gewarnt, zu tief in den Zauberwald hinein zu gehen, aber ich wollte nicht auf sie hören, ich dumme Nuss, hätte ich es doch nur getan!

Bianca, so hieß meine Freundin, und sie hatte die allerschönsten blauen Augen, die ich je bei einem Mädchen gesehen habe. Außerdem war sie sehr lieb, aber ich darf mich nicht zu sehr in Erinnerungen verlieren, sonst werde ich noch trübsinnig. Jedenfalls blieb sie an der Grenze zurück, weil sie Angst hatte, und ich habe sie deswegen noch ausgelacht, bevor ich weiter gegangen bin. Da stand plötzlich der alte Zauberer vor mir, und er war furchtbar böse über diese Grenzverletzung. Ich wollte mich noch bei ihm entschuldigen, aber er hörte mir gar nicht richtig zu, sondern erklärte mir sofort, wie er mich bestrafen würde, und kaum hatte er es ausgesprochen, da stand ich schon auf vier statt auf zwei Beinen, nein, natürlich auf vier Pfoten. Als Geisterkater sollte ich so lange leben, bis mich ein Katzenmädchen erlösen würde, das waren seine letzten Worte, bevor er verschwand.

Seither kann ich zwar alles verstehen was die Menschen sagen, aber mit ihnen reden oder auf andere Weise mit ihnen in Kontakt treten, das kann ich nicht. Die meisten können mich nicht einmal wahrnehmen. Egal ob ich ihnen auf den Schoß oder gar auf den Kopf springe, die merken nix! Das ist schlimm für mich, und es macht mich sehr einsam. Einmal habe ich es bisher erlebt, da konnte mich ein kleiner Junge tatsächlich sehen – für eine Weile jedenfalls. Das war eine schöne Zeit für uns beide, aber er wurde viel zu schnell älter und fand andere Freunde, dann hatte er immer weniger Zeit für mich, und schließlich hat er mich ganz vergessen. Seither bin ich wieder allein. Ich konnte mich nur sehr schwer mit meinem Schicksal abfinden, deshalb habe ich sogar einmal versucht, vor ein Auto zu laufen. Ich wollte meinem unwürdigen Leben ein Ende setzen. Aber das Auto ist einfach durch mich hindurch gefahren, und ich habe nichts, rein gar nichts davon gespürt. Seither mache ich solche dummen Sachen nicht mehr. Ich hoffe schon so lange Zeit darauf, diese eine Geisterkatze zu finden, die uns beide erlösen und wieder in Menschen zurückverwandeln kann! Ach Bianca, hätte ich doch nur auf Dich gehört! -

Bianca, so hieß ich als Menschenmädchen und ich war sehr verliebt in den schönen Prinzen Marlon. Ich glaube, er hatte mich auch sehr gern, aber das ist lange vorbei. Um genau zu sein, seitdem er auf die Idee kam, unbedingt seinen Mut im Zauberwald unter Beweis zu stellen. Er wollte partout nicht auf mich hören und ist nie wieder heraus gekommen. Lange Zeit habe ich gewartet und ihn überall gesucht, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Schließlich habe ich auch all meinen Mut zusammengenommen und bin auch in den Zauberwald gegangen, obwohl ich mich sehr davor gefürchtet habe. Es dauerte auch nicht lange, bis der alte, sehr böse Zauberer auftauchte.

„Wo ist Marlon, was hast Du mit ihm gemacht?“, habe ich ihn gefragt.

Da hat er es mir gesagt und auch, dass er aus mir ebenfalls eine Geisterkatze machen würde, weil ich ihn in seiner Ruhe gestört hatte. Aber er hat versprochen, dass Marlon und ich wieder erlöst werden, wenn wir uns je wiederfinden sollten und uns immer noch lieb haben. Das war das Letzte, an das ich mich erinnern kann, bevor ich in Ohnmacht fiel. Als ich später wieder zu mir kam, da war ich auch eine Geisterkatze, genau wie der Zauberer es mir gesagt hatte. Seit dieser Zeit suche ich Marlon in der Geisterwelt. Ob ich ihn jemals wiederfinden werde? Ich habe Marlon nie vergessen, im Gegenteil; seit einiger Zeit träume ich wieder fast jede Nacht von ihm. Ob er mich wohl noch lieb hat, ein kleines bisschen wenigstens? Ich habe ihn schon an so vielen Orten vergebens gesucht. Ich glaube fast, ich sollte noch einmal in den Zauberwald gehen, denn dort hat unser Unglück schließlich begonnen. -

Ich bin´s wieder, Marlon. Inzwischen habe ich schon so viele Orte auf der ganzen Welt gesehen, aber nirgends fühle ich mich zuhause. Außerdem denke ich oft an Bianca. Wie es ihr wohl gehen mag? Vielleicht hat sie längst geheiratet und mich vergessen. Auch, wenn sie mich nicht wahrnehmen kann, ich möchte in ihrer Nähe sein, deshalb mache ich mich jetzt auf den Weg nach Hause.

Lange bin ich gewandert, aber jetzt werde ich bald wieder in meiner Heimat sein. Ich hoffe, es geht es mir dort besser, und ich finde endlich meine Ruhe. Vielleicht sollte ich sogar wieder in den Zauberwald gehen und den bösen Zauberer um Gnade bitten, denn so ist das doch kein Leben. Meine Pfoten sind schon ganz wund geworden auf dem langen Weg, komisch, das habe ich doch sonst nie gespürt. Was ist denn das? Da drüben, am Wegesrand sitzt eine kleine Katze, und sie sieht sehr traurig aus. Ob sie mich wohl sehen kann? Bei so vielen habe ich mein Glück schon probiert, aber sie haben mich genau so wenig bemerkt wie die Menschen. Jetzt schaut die kleine Katze in meine Richtung, himmelblaue Augen hat sie, die Kleine. Himmelblaue Augen? Genauso wie meine Bianca – kann das denn wahr sein? Ist das etwa …?

„Marlon“, haucht die Schöne.

„Bianca? Bist Du es wirklich? Wieso bist Du jetzt auch eine Katze? Und Du kannst mich sehen?“

Dann liegen wir uns plötzlich in den Armen, wir zwei – als Menschen – der Zauber ist gebrochen, aber unsere Liebe ist geblieben!

Katze im Weltall

Die Menschen kommen wirklich auf seltsame Ideen. Sie wollen bis zum Mond und zurück fliegen, aber sie selbst trauen sich nicht, deshalb haben sie mich in eine Rakete gesetzt und hoch geschossen. Alle möglichen Apparate habe ich hier in meiner Raumkapsel und alles geht automatisch, so heißt es. Kunststück, ich kann diese ganzen Knöpfe und Drähte ja ohnehin nicht bedienen. Will ich auch gar nicht; mich hat schließlich niemand gefragt, ob ich wirklich zum Mond fliegen wollte. -

Lange Zeit habe ich nun geschlafen, genauso, wie der Mensch, der mich hierher verfrachtet hat, es mir gesagt hat, als er mich in dieses blöde Ding gesteckt hat. Jetzt bin ich aber wieder wach und will endlich raus! Hunger habe ich inzwischen auch gekriegt. Kein Wunder, denn wer weiß denn, wie lange sie mich schon schlafen gelegt haben. Außerdem verspüre ich auch ein anderes, dringendes Bedürfnis, Ihr wisst schon was ich meine. Die Rakete hat offenbar ihr Ziel erreicht, denn wenn ich durch die großen Glasfenster an der Seite blicke, sehe ich einen wunderschönen Sternenhimmel. Aber der erscheint mir hier viel heller als auf der Erde, und die Sterne sind ganz nah. Das will ich mir genauer ansehen. Toll sieht das aus, das muss ich schon zugeben! Trotzdem, ich will endlich hier raus und mich auf dem Mond umsehen. Ob es sich gelohnt hat, hierher zu fliegen, und ob es hier was Leckeres für mich zu fressen gibt? Das werde ich jetzt sofort feststellen. Durch den gläsernen Boden meines Raumfahrzeuges kann ich jetzt die Oberfläche des Mondes sehen. Sieht aus, wie eine einsame, steinige Landschaft, und das gefällt mir weniger als der strahlende Himmel. Kein Gras, wie wir es auf der Erde kennen, keine Tiere, überhaupt keine Seele außer mir, so scheint es. Bin ich hier etwa ganz allein? Das kann ja heiter werden! Wir Katzen sind ja Einzelgänger, aber ich brauche doch jemanden, der mir hier erst mal alles zeigt, verflixt noch mal!

Zum Glück sehe ich da hinten eine Gestalt langsam auf mein Raumschiff zusteuern. Vielleicht ist das der Mann im Mond, von dem wir auf der Erde gehört haben. Na endlich, die Gestalt, es scheint wirklich ein Mann zu sein, kommt näher. Jetzt macht er die Luke auf und steckt seinen Kopf zu mir herein.

„Hallo, wie kommst Du denn hierher?“, fragt mich der Mann im Mond.

„Na, von der Erde, aber bestimmt nicht freiwillig“, gebe ich ihm Auskunft und hoffe, dass er mich verstehen kann.

„Ich freue mich jedenfalls, dass Du hier bei mir bist, so allein fand ich es schon lange etwas einsam“, sagt der Mondmann freundlich zu mir. Ich bin also tatsächlich auf dem ganzen großen Mond mit diesem Mann allein, das sind ja schöne Aussichten, denke ich. Dann nimmt mich der Mann im Mond auf den Arm und sagt, dass er mir mein neues Zuhause zeigen will. Na gut, was bleibt mir auch anderes übrig. Er verspricht mir, sich immer gut um mich zu kümmern. Na hoffentlich, denke ich noch. Eigentlich möchte ich ja doch lieber wieder zurück zur Erde, aber wenn das nicht geht, dann muss ich wohl hier bleiben. Außerdem, wenn ich ehrlich bin, dann bin ich immer noch ziemlich böse auf die Menschen, die mich hierher geschickt haben; na ja mit uns Tieren können sie es ja machen – leider! Für was mussten wir nicht schon alles herhalten in der Vergangenheit. Damit die Menschen ihre Medikamente vertragen oder noch schlimmer ihre Gesichtscremes testen können, für so vieles mussten zuerst wir Versuchstiere unsere Gesundheit oder sogar unser Leben riskieren. Nee, wenn ihr mich fragt, ganz in Ordnung ist das sicher nicht! Vielleicht ist es ja sogar besser, dass ich hier gelandet bin, wer weiß.

Das ist jetzt schon ziemlich lange her, und ich habe mich an dieses Leben gewöhnt. Der Mann im Mond und ich, wir beide wollen inzwischen gar nicht mehr zurück auf die Erde. Hier oben ist es viel friedlicher und so schön still. Wenn wir sehen, was die Menschen mit der einstmals so schönen Erde angestellt haben, dann sind wir beide sehr traurig. Aber uns geht es hier gut, und wir genießen unsere Ruhe.

Manchmal, wenn auf der Erde der Vollmond scheint, dann könnt Ihr vielleicht sehen, wie wir beide Euch von da oben zuwinken, mein Freund und ich. Schaut einfach in einer klaren Vollmondnacht mal zum Himmel hoch.

Ach ja, kümmert Euch in Zukunft mehr um Eure Erde, bevor sie ganz vor die Hunde geht, denn alle könnt Ihr nicht zu uns kommen, das steht fest!

Die Katzenfee

In den Zeiten als das Wünschen noch geholfen hat, gab es eine Frau, die nicht mehr jung, aber dennoch voller Träume war. Das Schicksal hatte es bis dahin leider nicht sonderlich gut mit ihr gemeint, aber in den letzten Jahren war es mit ihr immer mehr bergab gegangen, so sehr sie sich auch darum bemühte, ihr Leben nach der Trennung von ihrem Mann, wieder in den Griff zu bekommen. So vieles hatte sie schon vergebens versucht, bis sie eines Tages das Glück hatte, die Katzenfee zu treffen – allerdings wusste sie nicht, das dieses kleine, schneeweiße Kätzchen ihr Leben verändern und ihr helfen würde.

Sie war wieder einmal unterwegs und hatte von ihrem letzten Kleingeld etwas Katzenfutter für ihren Kater Felix gekauft, der zuhause auf sie wartete. Sie liebte diesen alten Kater über alles und wollte lieber selbst hungern, als ihrem Felix nichts zu fressen zu geben. So ging sie, in Gedanken versunken, mit ihrem Einkaufskorb, in dem sich nur ein paar Dosen Katzenfutter befanden, nach Hause, als am Wegesrand vor ihr plötzlich diese kleine, schneeweiße Katze auftauchte. Diese kleine Katze maunzte ganz jämmerlich und sah die Frau dabei aus ihrem großen Augen flehend an. „Kannst Du mir helfen?“, so schienen ihre Augen ängstlich zu fragen. Es kam der Frau so vor, als habe sie diese Worte deutlich vernommen, aber das konnte doch gar nicht sein oder doch?

Sie bückte sich zu der kleinen Katze hinunter und streichelte sie sehr vorsichtig. Daraufhin schnurrte das Kätzchen und leckte ihr liebevoll die Hand.

„Du bist ja eine ganz Süße, aber bestimmt bist Du sehr hungrig“, meinte die Frau, und mit diesen Worten nahm die eine der Dosen aus ihrem Korb und öffnete sie an Ort und Stelle für die fremde kleine Katze. Eigentlich hatte sie die Dosen ja für Felix gekauft, aber dieses zarte Wesen schien es in dem Moment viel nötiger zu haben. Wie recht sie mit dieser Annahme hatte, zeigte sich, als das kleine Kätzchen sofort gierig über das dargebotene Futter herfiel. Ihr Herz zerfloss vor Mitleid für das kleine Kätzchen, und als die Frau sich zum Gehen wenden wollte, lief die kleine Katze hinter ihr her und war nicht abzuschütteln. So lange, bis die Frau sich schließlich doch erbarmte und die Kleine in ihren fast leeren Einkaufkorb setzte und mitnahm. Diese kleine, schneeweiße und so hübsche Katze tat ihr ja von Herzen leid, aber was würde Felix nur dazu sagen? Er war sehr ängstlich, und ging den Nachbarkatzen meistens aus dem Weg, aber vielleicht würde er sich an dieses kleine Katzenmädchen gewöhnen oder es zumindest tolerieren, so hoffte die Frau.

Zuhause angekommen kam ihr, wie üblich, wenn sie nach Hause kam, ihr lieber Felix freudig entgegengelaufen, um sie zu begrüßen. Als sie den Einkaufskorb absetzte, und die kleine Katze daraus hervor lugte, erschrak Felix. Wie erwartet wich er zunächst ängstlich zurück, aber als die kleine Katze leise miaute und aus dem Korb sprang, direkt vor seine Pfoten, da wurde er doch neugierig. Die Kleine gab einige weitere Laute von sich, und Felix kam wieder etwas näher. Dann beschnupperte er das kleine Kätzchen vorsichtig, und damit war die Freundschaft zwischen den beiden geschlossen. Zur großen Erleichterung seiner Katzenmama hatte ihr Kater Felix diesen Familienzuwachs doch ganz unerwartet schnell akzeptiert.

In dieser Nacht träumte die Frau von ihrer neuen Katze, die sie Junia genannt hatte. Im Traum versprach ihr die Katze, das sich jetzt bald alles ändern und bessern würde.

„Ich will doch nur mein altes Leben wieder haben, ab und zu einen Urlaub und nicht mehr jeden Pfennig umdrehen müssen, das wünsche ich mir so!“, schluchzte die Frau im Traum, und die kleine Katze schnurrte tröstend. Als die Frau am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich seltsam beschwingt, und dieses Gefühl verstärkte sich jedes Mal, wenn sie Junia ansah.

Schnell war für Felix und die Frau ihre neue Katze Junia gar nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken. Abends saßen die drei nun zusammen auf dem Sofa und kuschelten miteinander. Mehr als einmal erzählte die Frau ihren Lieblingen von ihren Sorgen, und dabei liefen ihr dicke Tränen über die Wangen. Beide Katzen schmiegten sich an ihre Katzenmama, so lange bis deren Tränen versiegten. Plötzlich meinte sie wieder diese feine Stimme zu hören, die ihr versprach, dass nun bald alles besser werden würde. War sie etwa eingeschlafen und hatte wieder geträumt?

„Nein, hast Du nicht, und ich werde mein Versprechen auch halten, Du wirst schon sehen“, versprach ihr Junia erneut. „Ich bin eine Katzenfee und werde so lange bei Dir bleiben, bis es Dir wieder besser geht. Du hast mir geholfen, und jetzt helfe ich Dir, Du musst nur daran glauben!“, bekräftigte die kleine Katze ihre Worte noch einmal; und so geschah es.

Eines Tages hatte die Frau eine tolle Geschäftsidee und hatte bald den Erfolg, den sie sich schon so lange gewünscht hatte. Als die kleine, schneeweiße Katzenfee das sah, verschwand sie wieder aus dem Leben der Frau. Es war beinahe so, als hätte es sie nie gegeben, denn mit ihrem Fortgang war auch die Erinnerung an sie bei der Frau und Kater Felix ausgelöscht. Aber immer, wenn die Frau irgendwo ein Bild von einer kleinen, hübschen und schneeweißen Katze sah, dann beschlich sie jedes Mal eine leise Wehmut, allerdings ahnte sie niemals, warum das so war.

Die Katzenfee hatte sich bei der Frau und Felix wirklich sehr wohl gefühlt, aber sie musste weiterziehen, weil noch ganz viele Menschen auf ihre Hilfe warten, und vielleicht kommt sie ja eines Tages auch zu Dir, wer weiß?

Die Katze des Malers

Vor langer Zeit lebte eine schneeweiße Katze bei einem Kunstmaler. Er hatte ihr den Namen Mimamau gegeben. Der Maler liebte seine kleine Katze über alles und verwöhnte sie nach Kräften, so gut er konnte, was die Katze sich nur zu gern gefallen ließ. So kaufte er für sie möglichst ihr Lieblingsfutter, selbst wenn sein Budget mal wieder fast aufgebraucht war. Gelegentlich bekam er deswegen sogar Ärger mit seiner Frau, die ab und zu fast ein wenig eifersüchtig auf seine kleine Freundin war. Viele seiner Bilder waren recht farbenfroh und voller Lebensfreude. Sie zeigten romantische Landschaften oder wunderschöne, und in den zartesten Farben fein abgestimmt, hübsche Blumensträuße. Auch Menschen oder Tiere konnte der Maler durch sein Geschick auf der Leinwand zum Leben erwecken und so für die Nachwelt festhalten. Natürlich wählte er auch seine eigene Katze öfter als Motiv. Er malte sie im Garten, auf dem Arm seiner Frau oder einfach nur als Tierportrait. Da er noch keinen bekannten Namen hatte, verkauften sich seine Bilder leider nicht so gut, aber wenn er eines unterbringen konnte, dann war es oft ein Werk, auf dem auch seine Katze zu sehen war.

„Du bist mein allerliebstes Maskottchen“, pflegte er dann zu sagen und schmunzelte dabei. Das machte die kleine Katze sehr froh!

Aber sie wollte so gern noch mehr für ihren lieben Freund tun. Lange dachte sie darüber nach, bis ihr eine glänzende Idee kam. Sie fand, der Maler sollte sich zunächst für eine Kunstrichtung entscheiden und auf ein Motiv konzentrieren, anstatt alles zu malen, was ihm gerade in den Sinn kam. Vielleicht gab es ja sogar die Möglichkeit, mit einem ganz bestimmten Thema, eine eigene Ausstellung zu machen. Am besten natürlich mit Bildern von ihr und ihren Artgenossen, so entschied die kleine Katze für sich. Aber wie sollte sie ihm das nur verständlich machen?

Sie leistete ihm sehr oft in seinem Atelier Gesellschaft und sah ihm auch gern bei der Arbeit zu. Da standen viele Pinsel in Gläsern, lagen Farbtuben auf dem Tisch und überall standen fertige oder angefangene Bilder, da der Maler oft an mehreren Werken gleichzeitig arbeitete. Alles war ein wenig chaotisch in diesem hellen Raum, aber trotzdem recht gemütlich fanden der Maler und seine Katze; und beide liebten dieses Zimmer sehr. Die kleine Katze wusste, sie durfte darin nichts durcheinander bringen, aber vor allem die Farbtöpfe waren für sie Tabu, auch das wusste sie nur zu gut. Sie mochte eigentlich ihre eigene Fellfarbe ganz gern, aber ein wenig mehr Farbe hier und da hätte ihr vielleicht doch gut gestanden überlegte sie, und dann hatte sie einen weiteren Einfall. Einige der bunten Farbtiegel, die der Maler gerade benutzt hatte, standen noch offen neben der Staffelei. Die warf die kleine Katze einfach um und wälzte sich in einer Farbe nach der anderen. Schließlich leuchteten zwei ihrer eben noch hellen Pfötchen plötzlich in kräftigem Rot, das Köpfchen hatte einen blauen Scheitel erhalten, ihr Bauch glänzte grünlich, und der Rücken hatte etliche lila und auch pinkfarbene Flecken abbekommen. Die Schwanzspitze tauchte sie abschließend noch in die schwarze Farbe. An der einen Wand des Ateliers hing ein sehr großer Spiegel, der bis zum Boden reichte, in dem konnte sich die kleine Katze anschauen. Also lief sie dorthin um ihr Werk zu betrachten. Was sie sah, das gefiel ihr gar nicht so schlecht, obgleich sie sich auf dem ersten Blick kaum wiedererkannte. Eine völlig andere, sehr farbenfrohe Katze sah ihr aus dem Spiegel entgegen. Fröhlich sprang die kleine Katze noch einmal in mehrere Farbtöpfe und schließlich hatte sie die ganzen Farben auf dem Fußboden und auch in ihrem Fell verteilt. Sie war ja sooo gespannt, was ihr Malerfreund wohl dazu sagen würde. -

Wie erwartet, betrat er kurze Zeit später erneut sein Arbeitszimmer. Wie angewurzelt blieb er im Türrahmen stehen, als er das Durcheinander sah. Dann fiel sein Blick auf die kleine Katze, und er erschrak noch mehr. Was war denn bloß in sie gefahren, sie hatte doch noch nie in seinem Atelier solche Dummheiten gemacht! Seine schöne Mimamau mit einem Fell, so rein wie frisch gefallener Schnee – wie sah sie nur aus? Außerdem musste er die Farbe so schnell wie möglich wieder aus ihrem Pelz entfernen, bevor sie gänzlich trocknete und es noch schwerer wurde, sie heraus zu bekommen. Außerdem hätte die getrocknete Farbe seiner lieben Kleinen das Fell ja völlig verklebt, das wusste der Maler nur zu gut. Also machte er sich, trotz Mimamau´s heftiger Proteste, gleich an die Arbeit. Aber er erklärte ihr genau, warum er ihr die Freude an ihrem eigenen Kunstwerk leider verderben musste. Nur mit äußerster Mühe, und zu Mimamau´s Kummer, bekam er die vielen bunten Farbflecke aus ihrem Fell einigermaßen wieder heraus. Ein Hauch von jeder Farbe allerdings blieb dennoch erhalten, aber das würde sich beim nächsten Fellwechsel wieder ändern. Danach bekäme sie ihr eigentliches, schneeweißes Aussehen zurück, versprach er ihr. Außerdem meinte er, dass sie ihm so ohnehin am allerbesten gefallen hätte, und das tröstete Mimamau ein wenig.

Aber ihre Vorstellung hatte den Maler trotzdem inspiriert. So malte er eine ganze Serie bunter Katzenbilder und brachte sie sogar in einer Bildergalerie unter. Die Besucher dieser Ausstellung zeigten sich absolut begeistert. So verkaufte er ziemlich schnell gleich mehrere seiner bunten Kunstwerke, sehr zur Freude seiner kleinen Katzenfreundin, der er natürlich von seinem Erfolg berichtete. Zum Dank bekam sie von ihm lebenslang nur noch ihr Lieblingsfutter, was ihr mehr bedeutete, als die Tatsache, dass ihr Bild bis heute in einer der berühmtesten Galerien der Welt hängt – das Portrait der kleinen Mimamau!

Kater Titus und die kleine Hexe

Schwarz bin ich, pechschwarz, und ich habe den Namen Titus bekommen. Bis hierher ist das noch nichts Außergewöhnliches, ich weiß, aber Euch verrate ich mein größtes Geheimnis – ich bin nämlich ein Hexenkater, jawohl! Eben, weil ich dunkelbunt bin, hat Sybilla, das ist meine Katzenmama, und sie ist eine kleine Hexe, mich ausgesucht.