Der Krieg der Gottesmacher - Don Pendleton - E-Book

Der Krieg der Gottesmacher E-Book

Don Pendleton

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Beschreibung

Science Fiction Roman von Don Pendleton Der Umfang dieses Buchs entspricht 208 Taschenbuchseiten. Die "Inter-Agentur-Geheimdienst-Gruppe" kurz IAGG der amerikanischen Regierung hat die CIA als Werkzeug des Präsidenten ersetzt. Patrick Honor, ein Mitglied dieser Gruppe, ist intelligent und fähig genug, um Antworten auf gewisse mysteriöse Vorfälle zu finden, bei denen die Zahl 9 eine große Bedeutung spielt. Mitglieder eines Teams, das an PPS forscht, Psychischen Energiequellen, wollen offenbar dem Präsidenten schaden - angetrieben von einem übermächtig erscheinenden Wesen. Zusammen mit einer Mitarbeiterin des Forschungsteams, Barbara Thompson, und seinem Vorgesetzten, Milt Clinton, sowie dessen Frau Dorothy, begibt er sich auf eine Reise durch uralte Geheimnisse und Mysterien, um alle sich turmhoch aufragenden Rätsel zu lösen. Dabei entdeckt er, dass nicht nur die Sicherheit des Präsidenten auf dem Spiel steht, sondern auch die der ganzen Menschheit.

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Don Pendleton

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Inhaltsverzeichnis

Der Krieg der Gottesmacher

Copyright

Vorwort – Das Maß

Buch I : Erdbeben

1. Die Neun

2. Bekehrung

3. Kapitulation

4. Jenseits des Sex

5. Verständnis

6. Die Straße in die Unendlichkeit

7. Die Wahl

8. Anspannung

Buch II: Offenbarung

1. Zwischen den Geschlechtern

2. Das Abbild

3. Ein Eindruck

4. Arbeitsraum

5. Umgekehrte Ordnung

Buch III: Lösung

1. Auftritt des Bösen

2. Die sich entwickeln

3. Die fleischliche Wahrheit

4. Meister der Geometrie

5. Die Rekruten

6. Der Plan

7. Der Geometer der Hölle

8. Der Oberton

Nachwort – Das volle Maß

Der Krieg der Gottesmacher

Science Fiction Roman von Don Pendleton

Der Umfang dieses Buchs entspricht 208 Taschenbuchseiten.

Die „Inter-Agentur-Geheimdienst-Gruppe“ kurz IAGG der amerikanischen Regierung hat die CIA als Werkzeug des Präsidenten ersetzt. Patrick Honor, ein Mitglied dieser Gruppe, ist intelligent und fähig genug, um Antworten auf gewisse mysteriöse Vorfälle zu finden, bei denen die Zahl 9 eine große Bedeutung spielt. Mitglieder eines Teams, das an PPS forscht, Psychischen Energiequellen, wollen offenbar dem Präsidenten schaden – angetrieben von einem übermächtig erscheinenden Wesen.

Zusammen mit einer Mitarbeiterin des Forschungsteams, Barbara Thompson, und seinem Vorgesetzten, Milt Clinton, sowie dessen Frau Dorothy, begibt er sich auf eine Reise durch uralte Geheimnisse und Mysterien, um alle sich turmhoch aufragenden Rätsel zu lösen. Dabei entdeckt er, dass nicht nur die Sicherheit des Präsidenten auf dem Spiel steht, sondern auch die der ganzen Menschheit.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / Titelbild: Nach Motiven von Pixabay mit Steve Mayer, 2019

Originaltitel: The Godmaker, 1970

Deutsche Erstveröffentlichung

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags geht es hier:

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Für Greg und alle Gottesmacher überall

Hüte dich vor dem Menschen, dessen Gott im Himmel ist.

 George Bernard Shaw (Mensch und Übermensch)

Vorwort – Das Maß

Hadrin, der perfekte Mann, stand zusammen mit Octavia, der perfekten Frau, am Ufer des unendlichen Meers.

„Du hast einige Zeit nicht gelacht“, bemerkte Octavia. Sie schob ihren nackten Bauch vor und rieb ihn an Hadrins Hüfte.

„Ich habe mir Gedanken gemacht“, entgegnete Hadrin.

„Wenn der Gedanke vollendet ist, wirst du ihn mir dann mitteilen?“

Abwesend streichelte Hadrin eine anmutige, steil aufgerichtete Brust und seufzte. „Er ist so vollendet, wie es mir zur Zeit nur möglich ist.“

„Dann teile ihn mir mit, Hadrin.“

Hadrin lächelte. „Gott ist das Maß aller Menschen“, sagte er ernst.

Octavia lachte.

Hadrin fiel in ihr Gelächter ein. Dann wurde er wieder ernst und fragte: „Warum lachst du über meinen Gedanken?“

„Weil etwas sehr Trauriges daran ist.“ Wiederum lachte sie. „Etwas Trauriges ... und auch etwas sehr Falsches.“

„Ja, das sehe ich.“ Hadrin beugte sich vor und spähte durch eine blühenden Geometer. „Aber mehr bekomme ich im Augenblick nicht hin.“

„Die Wahrheit will heraus“, versicherte ihm Octavia und rieb ihren nackten Bauch an seinem.

„Ja.“ Hadrin spähte weiterhin resolut durch den Geometer. „Sie will heraus. Und zwar recht bald, würde ich sagen.“

„Ach, nee“, sagte Octavia begeistert und spähte ebenfalls in den Geometer. „Das wird sehr interessant.“

Buch I : Erdbeben

1. Die Neun

Patrick Honor ging durch die offene Tür und durchquerte das Büro mit dem effizienten Schritt sportlich konditionierter Reflexe. Obwohl seit einunddreißig und noch etwas mehr Jahren nicht mehr im Schatten des Elfenbeinturms, war sein Kleidungsstil weiterhin vom topmodischen akademischen Stil beeinflusst. Nur sein lockiges, blondes Haar, das er kurz geschnitten trug, so dass nichts von der schroffen Schönheit der kantigen Kinnlinie ablenkte, widersprach dem Image des „jungen Mannes vom Campus“, das er sorgfältig aufrecht hielt. Zwei weibliche Angestellte, die in der Nähe der Tür arbeiteten, hielten in ihrer Tätigkeit inne und sahen ihm zu, wie er durch das Büro ging. Dann tauschten sie wissende Blicke aus, eine von ihnen bildete ein lautloses „hmmm“ mit den Lippen, und die andere kicherte verlegten. Honor war sich des weiblichen Interesses bewusst. Tatsächlich war er seit langem daran gewöhnt, hatte es akzeptiert und gelernt, es so gut wie möglich für seine eigenen Interessen auszunutzen.

Er blieb vor der geschlossenen Tür zum Privatbüro des Chefs stehen, grinste Clintons Sekretärin an, fragte: „Und nun?“, und trat ein, nachdem er lediglich ein Lächeln und ein Kopfschütteln zur Antwort erhalten hatte. Clinton saß hinter dem Schreibtisch, hatte im Drehstuhl zurückgelehnt und starrte nachdenklich eine junge Frau an, die am Fenster stand. Den Rücken hielt sie Honor zugekehrt. Er bekam einen flüchtigen Eindruck fließender weiblicher Kurven, langer Beine, die unter einem Minirock verschwanden, ausladender Hüften, enger Taille und weiterer angenehmer Kurven darüber. Dann wandte sie sich zu ihm um, und der Anblick rüttelte ihn auf. Nachlässig zurückgeworfenes dunkles Haar fiel weich über glänzende Haut und zierlich geformte Wangen. Außerdem hatte sie einen gefühlvoll-üppigen Mund und weit auseinander liegende Augen, die, Honor hätte es schwören können, nur violett sein konnten.

Widerstrebend brach er die Musterung ab und wandte sich an seinen Boss. „Freut mich, dass du mich eingeladen hast“, sagte er grinsend.

Clinton zeigte Honor einen leicht finsteren Gesichtsausdruck und rückte zurecht, so dass der Stuhl wieder waagerecht stand. Er beugte sich vor, stützte sich mit beiden Unterarmen ab und sagte: „Pat, diese junge Dame hat, oh, entschuldigen Sie ... Patrick Honor, Miss Barbara Thompson ... Mr Honor leitet unsere akademische Abteilung, Miss Thompson ... äh ...“

Honor war zum Fenster gegangen und hatte die Hand der jungen Dame ergriffen. Er drückte sie sanft und gab sich alle Mühe, nicht allzu sehr „ranzugehen“, und zeigte ihr ein leicht interessiertes Lächeln. Er erhielt etwas ziemlich Ähnliches von ihrer Seite, dazu eine gemurmelte Begrüßung, dann zog sie die Hand zurück und ging zu einem Sessel neben dem Schreibtisch. Honor sah zu Clinton, und in seinem Blick lag die Frage: „Was ist los?“ Clinton zeigte wiederum bloß ein finsteres Gesicht. Honor trat hinter den Stuhl der jungen Frau und zog einen für sich selbst heran, wie zu einer Besprechung im engsten Kreis. Er drehte ihn um und setzte sich breitbeinig darauf, die Arme über die Lehne des Sessel gelegt.

Clinton kam gleich zur Sache. „Miss Thompson hat eine interessante Geschichte zu erzählen, Pat“, sagte er. „Würden Sie sie bitte für Honor wiederholen, Miss Thompson?“

Die Frau runzelte die Stirn und zeigte Honor dann ein gequältes Lächeln. „Haben Sie jemals ein Wort ständig wiederholt, bis es allmählich unwirklich klang?“, fragte sie. Ihre Stimme war weich und melodiös und von einer Höhe, der man leicht folgen konnte. Honor kam zum Entschluss, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn sie ihre Worte für ihn wiederholen würde. „So empfinde ich allmählich bei dieser 'Geschichte'. Ich habe sie jetzt in den beiden vergangenen Tagen in ganz Washington erzählt. Ist Ihnen klar, wie viele Büros ...“

Verständnisvoll unterbrach Clinton: „Ich fürchte, das ist halt die Bürokratie, Miss Thompson. Ich möchte Ihnen jedoch versichern, dass dies hier das Ende der Reihe ist ... und Mr. Honor ist derjenige, der die entsprechenden Maßnahmen ergreifen wird. Also, bitte, nur noch einmal.“

Innerlich musste Honor grinsen. Er wusste, welche Last es für Milt Clinton war, diplomatisch zu sein. Der einundvierzig Jahre alte Chef der Inter-Agentur-Geheimdienst-Gruppe hatte zu viele Jahre draußen im Feld gearbeitet und war an direkte Aktion und positive Geheimdienstbemühungen gewöhnt. Vor zwei Jahren hatte er das Placet seitens des Präsidenten erhalten und war zum Leiter der neuen IAGG-Operation befördert worden. Seitdem war er diese Herausforderung eifrig angegangen. Die Gruppe, inzwischen inoffiziell „die Eierköpfe“ genannt, war rasch zur präsidialen Gruppe an vorderster Front der immer schwieriger werdenden Sammlung geheimdienstlicher Informationen geworden und hatte größtenteils die schwerfällige und übereifrige Maschinerie der CIA als direktes Werkzeug des Präsidenten abgelöst. Clinton war hauptsächlich wegen seiner Direktheit und einer Ungeduld hinsichtlich des Protokolls und diplomatischer Nettigkeiten auf diesem Posten erfolgreich gewesen, jedoch hatte die Entwicklung der Idee sich gegen den alten Veteranen gewandt und ihn innerhalb der bürokratischen Struktur eingesperrt. Schlank und hart, sowohl im Geiste als auch im Körper, war Milt Clinton alles andere als ein Bürokrat. Patrick Honor wusste das, schließlich kannte er seinen Chef, und er kannte die Windungen der Psyche unter diesem bürokratischen Hut.

Die junge Frau beobachtete Honor nachdenklich. Ihre Blicke begegneten sich, und Honor ließ sein Geheimnis durchscheinen. Der Ausdruck, den er ihr zeigte, sprach von einer beträchtlichen Spannung und bekundete unverblümt die männlichen Vorstellungen, die hinter den Augen wogten. Sie errötete leicht und senkte den Blick unter geschwungenen Wimpern. „Ist Ihnen das Regierungsprogramm im Antlantic Institute ein Begriff?“, fragte sie ihn mit leiser Stimme.

„Ja und nein“, erwiderte er, ebenso leise. „Mir ist die Tatsache bekannt, dass wir ein Pilotprojekt da drüben unterstützen. Die Einzelheiten habe ich mir nicht genau angesehen.“

Sie holte tief Luft, sah kurz zu Clinton und erwiderte Honors durchdringenden Blick direkt. „Wir forschen auf dem Gebiet der PPS – Psychic Power Sources, Psychische Energiequellen.“

Honors Blick blieb ungerührt auf ihr liegen, auch verriet sein Gesicht keinerlei Emotion. „Ja, mir ist diese Arbeit flüchtig bekannt.“

„Ein paar sehr merkwürdige Dinge sind in Atlantic vorgefallen, Mr. Honor“, sagte mit beherrschter Lebhaftigkeit.

Honor sah zu Clinton hinüber. Der Chef starrte auf seine Hände. „Wie zum Beispiel?“, drängte Honor sie.

„Der Leiter des Psychologischen Instituts, Professor Curt Wenssler, ist für das PPS-Programm verantwortlich“, erwiderte die junge Frau. „Er hat eine ... Persönlichkeitsveränderung durchgemacht. Ich meine, eine sehr deutliche. Vor fünf Monaten, als wir mit dieser Studie anfingen, war er ein absolut liebenswürdiger Mann. Jetzt ist er ... nun ja, reizbar, er explodiert leicht, er ist unstet, höchst emotional und und und ...“

„Sie sagen 'wir', Miss Thompson. Wie viele sind Sie in Atlantic?“

„Ich bin Doktorandin an der Atlantic und habe ein Stipendium. Ich assistiere Professor Wenssler.“

„Ah-ha.“ Honor lächelte freundlich. „Und wie alt ist der Professor?“

Sie verstand, was er mit diesen Worten ausdrücken wollte. „Alt genug, um mein Vater zu sein“, erwiderte sie gleichmütig. „Ich sehe in ihm einen solchen, und ich bewundere ihn. Aber wie einen Vater. Sonst noch irgendwelche anderen Fragen persönlicher Art, die Sie jetzt beantwortet haben möchten, Mr. Honor?“

„Gut gekontert“, sagte Honor grinsend. „Entschuldigen Sie die Unterbrechung.“

„Fahren Sie bitte Fort, Miss Thompson“, sagte Clinton schwer und mit einem Blick auf seine Uhr.

Sie hielt den Blick stetig auf Honor gerichtet. „Zu mehreren verschiedenen Gelegenheiten in den vergangen Wochen bin ich früh am Morgen ins Labor gekommen und habe entdeckt, dass Professor Wenssler die ganze Nacht dort verbrachte. Jedes Mal habe ich ihn völlig verwirrt vorgefunden.“ Sie senkte den Blick. „Beim letzten Mal, gerade erst vor kurzem, habe ich das Labor aufgemacht und ihn vorgefunden, wie er darin umherging ... nackt. Ich meine, völlig.“

„Klingt nach einem medizinischen Problem“, bemerkte Honor.

„Lass sie ihre Geschichte erzählen, Pat“, sagte Clinton leicht gereizt.

„Es ist zweifelsohne ein medizinisches Problem“, sagte die junge Frau und ignorierte Clinton völlig. „Ich habe den Professor in dieser Richtung zu überzeugen versucht, aber jedes Mal, wenn ich es erwähnte, gerät er aus der Fassung.“

„Ich sehe nicht ...“

„Zeigen Sie ihm das Zeug von der Wandtafel, Miss Thompson.“

Die junge Frau fummelte in ihrer Handtasche herum und holte ein paar zusammengefaltete Blätter hervor. „Ja ... auch ... bei jeder dieser Gelegenheiten ... hatte er etwas auf die Tafeln gekritzelt, die an einer Wand des Labors hängen. Alle möglichen merkwürdigen Zeichen, mathematische Gleichungen ...“

Ihr Blick fuhr zu Honor hoch. „Professor Wenssler ist kein Mathematiker. Er hat sich immer über seine Schwäche in Mathematik lustig gemacht und behauptet, dass der einzige Grund, weswegen er Psychologe und kein Arzt geworden sei, der war, dass er über die Grundlagen der Algebra nicht hinausgekommen ist. Aber sehen Sie sich diese Gleichungen an ... ich habe sie kopiert.“ Sie entfaltete die Blätter und reichte Honor eines.

Er studierte es kurz und brummte: „Ich bin auch nicht gut in Mathematik“, und reichte es ihr zurück.

Sie wollte das Blatt nicht annehmen. „Ist Ihnen an diesen Gleichungen nichts Ungewöhnliches aufgefallen?“

Honor entfaltete das Blatt und musterte es pflichtschuldig noch einmal. Dann grinste er und sagte: „Sieht aus, als wäre er bei den Neunen hängengeblieben.“

Die junge Frau beugte sich zu Honors Stuhl vor, so dass ihr Kopf gleich neben seinem war. Er entspannte sich und genoss es. „Genau“, sagte sie und zog den Finger über eine Reihe nummerischer Werte. „Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie erkennen, dass jede Berechnung eine Potenz von 9 ergibt. Sogar bei den Kehrwerten ... sehen Sie sich diese Minuszahlen an.“

Honor betrachtete Barbara Thompsons volle Lippen und glänzende Zähne. Er fragte sich, wie ein so entzückendes Stückchen Weiblichkeit sich so wegen eines verrückten Professors aufregen konnte. „Ah ha“, murmelte er. „Das ist sehr interessant.“ Er legte eine Hand auf ihre Stuhllehne und half ihr, sich näher heranzulehnen.

Die Frau entfaltete ein weiteres Blatt. Sie sah Honor jetzt direkt ins Auge. „Hier ist das Schockierende“, sagte sie.

Honor warf einen Blick auf das neue Blatt. „Weitere Neunen“, beobachtete er und gab sich Mühe, interessiert zu klingen. Seine Augen zuckten zu Clinton hinüber. Er erhielt eine strenge, missbilligende Botschaft, und fügte hinzu: „Aber worauf wollen Sie hinaus, Miss Thompson?“

„Sie sehen nicht hin“, erwiderte sie.

Er sah hin. Versteifte sich plötzlich. Beugte sich vor, um genauer hinzusehen. „Also ...“ Er nahm der jungen Frau das Blatt aus der Hand und ging damit zum Fenster. „Sie sagen, Sie haben das von einer Tafel in Wensslers Labor kopiert?“, fragte er angespannt.

„Ja, habe ich.“

Honor glättete das Blatt und musterte es verzückt. Neun Gleichungen waren über das Blatt verteilt, und jede füllte eine ganze Linie. Jede begann entweder mit einem positiven oder negativen Exponenten oder einem Faktor der Zahl Neun und umfasste über die gesamte Gleichung hinweg mehrere verschiedene Manipulationen dieser Werte, aber jede dieser neun Gleichungen endete mit einem Namen und einem Datum.

Überrascht sah Honor zu seinem Chef hinüber. „Sie haben das gesehen?“, fragte er.

Mit gedämpfter Stimme entgegnete Clinton: „Ich habe es gesehen.“ Er sprach durch die hohle Hand und starrte direkt auf die junge Frau. „Beachte die absteigende Anordnung der neun Reihen, Pat. Sie sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet. Lies sie mir vor!“

„Cartwright“, las Honor mit hohler Stimme, „14. Februar 1974. Dann folgt ...“

„General Earl Cartwright. Vorsitzender des Vereinten Generalstabs, starb am 14. Februar 1974“, sagte Clinton. „Ich hab's bereits überprüft. Mach weiter, Pat.“

„Helgendeisen“, fuhr Honor fort. „6. Mai 1974.“ Er sah erneut zu Clinton hinüber. „Der wissenschaftliche Berater des Präsidenten?“

Clinton nickte. „An diesem Tag im Potomac ertrunken.“

„Genau 81 Tage nach dem Tod von General Cartwright“, fügte die junge Frau hinzu.

„Der nächste muss Senator Vaught sein“, murmelte Honor. „26. Juli, selbes Jahr.“

„Stimmt“, bestätigte Clinton. „Ist an diesem Tag aus dem Fenster seines Krankenhauszimmers gesprungen, 17 Stockwerke tief. Tot. Spar dir die Mühe, den Rest laut vorzulesen. Inzwischen hast du bestimmt verstanden, worauf das hinaus soll.“

„Achten Sie bitte darauf“, warf die junge Frau ein, „dass jeder Vorfall in genau 81 Tagen Abstand folgt ... oder neun hoch zwei.“

Honor knurrte interessiert, während er den Papierstapel durchforstete. „Diese Häkchen“, fauchte er, „rechts von jeder der ersten paar Gleichungen. Wer hat die dorthin gesetzt?“

„Ich“, erwiderte die Frau. „Dieselben Häkchen waren auf Professor Wensslers Tafel.“

„Ist wie eine Zähltafel“, bemerkte er düster. Er sah Clinton an. „Die ersten sechs reichen bis zum 26. März dieses Jahres. Und dieses spezielle Ereignis unterliegt immer noch höchster Geheimhaltung, der Fall vom 26. März.“ Sein Blick glitt zu der jungen Frau. „Sagt Ihnen der Name Bogan etwas, Miss Thompson?“

Sie schüttelte den Kopf in einer nachdrücklichen Verneinung.

„Nun ...“ Um Anweisung heischend sah Honor zu Clinton hinüber.

Clinton nahm den Faden mit einem Seufzer auf. „Es ist immer noch Top Secet, und ich verpflichte Sie dahingehend zur Geheimhaltung, Miss Thompson.“ Er räusperte sich und beugte sich zu ihr. „Donald Bogan war ein spezieller Kurier des Präsidenten. Ich kann Ihnen keine Einzelheiten aufdecken, aber er hat das Weiße Haus am Morgen des 26. März auf einer Mission für den Präsidenten verlassen. Sein Ziel hat er nie erreicht. Er wurde aufgefunden, wie er an einer Landebahn des Dulles International entlangwanderte, kurz nach Mittag. Er wusste nicht, wer er war, wo er war, und hatte offensichtlich einen völligen geistigen Zusammenbruch erlitten. Seit diesem Tag steht er unter sehr geheim gehaltener Beobachtung in Bethesda. Dieser Mann trägt Informationen in seinem Kopf, die absolut wichtig für die nationale Sicherheit sind. Er ...“

„Die Sache ist die“, knurrte Honor, „diesen Vorfall umgibt die größte Geheimhaltung. Nur seine Frau weiß davon, und sie wird seit diesen Vorfall praktisch selbst abgeschirmt ...“

„Das ist natürlich der Clou“, überlegte Clinton. „Die anderen Vorfälle sind in jedem Fall der Öffentlichkeit bekannt geworden. Das Ding ist, woher hat Wenssler sein Wissen über den Vorfall mit Bogan? Eine weitere Sache ist, dass jeder Vorfall durch die Tatsache miteinander in Verbindung steht, dass alle diese Männer wichtige Positionen innerhalb der Regierung innehielten. Eine weitere Sache ist, und ich gebe zu, das ist etwas Besonderes, der Zeitraum von 81 Tagen zwischen den Vorfällen.“ Er seufzte und richtete den düsteren Blick auf Patrick Honor. „Und dann ist da natürlich dieser siebte Vorfall ... die siebte Gleichung.“

„Ja.“ Honor starrte das Papier an. Er betrachtete diese Thompson nachdenklich von der Seite. „Was wird am 15. Juni mit unserem Präsidenten geschehen, Miss Thomposon?“, fragte er hölzern.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie und senkte den Blick. „Deswegen bin ich hier. Ich dachte, das irgendwer auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden müsste.“

„Das ist Ihre eigene, persönliche Einschätzung der Sache?“, fragte Honor und wedelte sanft mit den Blättern in der Luft. „Dass Präsident Wilkins in Gefahr ist?“

Sie nickte und hob dann den Blick zu ihm. „Ja. Da bin ich mir sicher.“

Honor fuhr herum und starrte zum Fenster hinaus. Der Präsident und seine zwölfjährige Tochter Angie schlenderten über den südlichen Rasen, wobei ein Schwarm von Sicherheitsleuten sie nahezu abschirmte. Honor biss die Zähne zusammen und sagte: „Ich habe etwas gegen verrückte Geheimnisse. Worum geht das Ganze eigentlich, Milt?“

„Das“, erwiderte Clinton düster, „ist genau das, was du herausfinden sollst.“

„Einfach, weil ich die akademische Abteilung leite? Was haben Akademiker mit ... mit dem zu tun, was es auch immer ist?“ Er strich sich mit einer Hand durch die Haare und beobachtete den Präsidenten, der im Blumengarten in der südwestlichen Ecke vornüber gebeugt stand, eine Blume pflückte und sie Angie sorgfältig hinter das Ohr steckte. „Sehen Sie, ich habe mich um Studentenrevolten und Campusaufstände zu sorgen ... und das reicht mir völlig. Ich bin nicht einmal dafür ausgestattet, um ... na ja, verdammt, die anderen Behörden werden mit einbezogen, oder?“

Clinton nickte bestätigend. „Ich habe bereits für zwei Uhr eine Besprechung angesetzt. Mach dir keine Sorgen um die Sicherheit des Präsidenten, Pat. Um diese Seite wird man sich kümmern. Ich möchte, dass du zu Wenssler gehst und herausfindest, was er über Bogan weiß. Wirf einen Blick in diese mathematische Sache, finde heraus, worum es da geht. Besorge dir gute Literatur über dieses PPS-Programm, finde heraus, wie es in diese ganze Sache hineinpasst.“ Clinton warf der jungen Frau einen Blick zu.

„Aus dem, was Miss Thompson mir über Wensslers Aktionen berichtet hat, schließe ich, dass er an einer leichten Form dessen leidet, was Bogan zugestoßen ist. Sieh es dir aus diesem Blickwinkel an. Ziehe an sämtlichen dir notwendig erscheinenden Strippen, aber höre dir ein paar Ansichten von Top-Medizinern zu Wensslers Zustand an. Miss Thompson hat sich bereits einverstanden erklärt, mit uns in jeder Hinsicht zu kooperieren, also wirst du eng mit ihr zusammenarbeiten.“

„Bis zum 15. Juni sind es bloß noch neun Tage“, knurrte Honor. „Was haben Sie gesagt?“, fragte die junge Frau atemlos.

Honor sah sie düster an. „Ich habe gesagt, uns bleiben nur noch neun Tage“, sagte er zu ihr.

„Ja“, flüsterte sie. „Wiederum neun, nicht wahr?“

Honor funkelte die junge Frau an. Sie begegnete seinem Blick unverwandt. Clinton durchbrach das unheilschwangere Schweigen, öffnete eine Aktenmappe und holte ein paar Papiere heraus. „Hier ist der Sicherheitsbericht zu Miss Thompson, Pat“, sagte er. „Nur, um dich zufrieden zu stellen. Sie hat die höchste Unbedenklichkeitsbescheinigung Stufe bekommen, bevor sie zum PPS-Team in Atlantic stoßen durfte.“ Er schloss die Mappe und schob sie über den Tisch zu Honor hinüber. „Nimm die mit und sieh sie durch, wenn du möchtest. Bereite alles für eine einwöchige Abwesenheit vor. Hol dir die Spesenvordrucke bei Betty, sie liegen bereit und warten auf dich.“

„Verstehe“, sagte Honor etwas missmutig. „Es war schon alles eingefädelt, noch bevor du mich gerufen hast.“

„Was passt dir denn nicht?“, fauchte Clinton.

„Ich kaufe dir diese Sache mit diesen verdammten psychischen Phänomen nicht ab, das passt mir nicht“, schoss Honor zurück.

„Oh, ist das nicht großartig“, schnaubte die junge Frau. „Also fangen wir echt bei Null an.“ Ihre Stimme klang ausgesprochen angewidert.

„Und ich kaufe dir diesen achten Vorfall nicht ab!“, sagte Honor wütend.

„Also, du hast das bemerkt“, brummelte Clinton.

Miss Thompsons Blicke huschten zwischen den beiden Männern hin und her, dann sagte sie: „Ich ... ich kenne nicht mal diesen achten Namen. Hat Honorkir irgendwelche Bedeutung? Ich meine, ja, er ist ähnlich, aber ...“

Wiederum sah Honor funkelt auf das Blatt hinab. „Honorkir“, las er ab, „4. September 1975.“ Sein Blick ging zu Barbara Thompson. „Das ist mein alter Familienname, Miss Thompson“, fuhr er fort, und seine Stimme klang bei der Erklärung weicher. „Mein Vater hat ihn wenige Monate vor meiner Geburt zu Honor abgekürzt. Und dieses Wissen ist nicht gerade, äh, Allgemeingut.“

„Also“, entgegnete sie mit einem abrupten Seufzer, „fangen wir nicht bei Null an. Wir fangen bei einer Hochzahl von Neun an.“

„Verdammt, wenn das so ist“, brummte Honor. Er schnappte sich den Aktenordner, warf der jungen Frau das zusammengefaltete Blatt in den Schoß und stürmte aus dem Büro. Er merkte jedoch, dass sein Ärger nichts weiter war als ein Pfeifen im Wald. Er verspürte eine Eiseskälte bis hinab ins Mark, und das nicht bloß wegen des Zahlen-Zaubers, obwohl das, wie er sich eingestand, wahrscheinlich Teil davon war. Die Sache, die an den Nerven von Honors Rückgrat zerrte, war das sichere Wissen, dass er nie zuvor von dieser Miss Thompson gehört und sie auch noch nie gesehen hatte, bis gerade eben ... und dennoch ... er kannte, und zwar bis aufs I-Tüpfelchen, den Inhalt dieser Aktenmappe über die Sicherheitseinstufung. Er kannte alles – Zeit und Ort ihrer Geburt, Namen der Eltern, Ausbildungsgang, Anschriften, Telefonnummer und die verschiedenen Vitalparameter. Er konnte sogar die Bemerkungen von Nachbarn und Kollegen „sehen“, die von den Untersuchungsbeamten notiert worden waren. Innerlich zitternd marschierte Honor durch das Büro, ignorierte die offen interessierten Blick der weiblichen Angestellten und eilte zu seinem eigenen Büro hinab, den Ordner fest an die Brust gedrückt. Er schloss die Tür und ließ sich an seinem Schreibtisch in den Bürostuhl fallen, öffnete den Ordner und überflog rasch die Daten. Daraufhin schloss er ihn und lehnte sich im Stuhl zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. „Na, soll mich doch einer am ...“, brummte er laut. Buchstabengetreu. Er hatte es buchstabengetreu im Kopf. Er fuhr zum Fenster herum und starrte mit glasigen Augen hinaus auf die Schönheit des Geländes vom Weißen Haus. Der Präsident und Angie waren, angemessen eskortiert, auf dem Weg zurück zur südlichen Veranda. „Ihren auch“, seufzte Honor.

2. Bekehrung

Jemand folgte ihm. Dessen war er sich sicher, bald nachdem er die Arlington Bridge überquert hatte, und er war stinkwütend auf sich selbst, dass er es nicht früher kapiert hatte. Honor musste jedoch ehrlicherweise eines anerkennen: Der Typ verhielt sich geschickt. Nur ein äußerst wachsamer Verstand hätte das Spiel entdeckt, das auf den Straßen Washingtons gespielt worden war. Vom Lincoln Circle an wäre es hingegen eine andere Geschichte gewesen, weil von dort aus der Verkehr am frühen Morgen schwächer gewesen war, und Honors früherer vager Verdacht wurde rasch bestätigt. Der dunkelblaue Hardtop im Rückspiegel war ein Verfolgungsfahrzeug.

Honor ergriff die Gelegenheit beim Schopf und salutierte im Geiste den Leuten drüben bei der GPO. Er hatte geglaubt, sie hätten den Verstand verloren, als sie entschieden, sämtliche Regierungsfahrzeuge auf Dampfbasis umzustellen. Okay, hatte er gedacht, macht nur weiter und fördert eine sauberere Atmosphäre, aber gebt die Dampfsache den Bürokraten und überlasst der arbeitenden Truppe ihre alten, zuverlässigen Verbrennungsfahrzeuge. Aber Honor hatte den Steamer allmählich lieben gelernt. Leicht, lautlos und extrem reaktionsschnell, übertraf er bei weitem jeden Benziner, den er bisher besessen hatte. Was die Zuverlässigkeit betraf, nun ja ... bei einem Steamer konnte nicht viel schief gehen.

Er drückte den Hauptschalthebel für die Dampfzufuhr in den oberen Bereich und schaltete die Drosselung der Antriebsdüse auf freie Fahrt, als er auf den Jeff Davis Highway bog. Die rasche Beschleunigung drückte ihn kurz mit einem jähen, fast explosiven Zischen in den Sitz, dann verlor sich das gedämpfte Zischen in dem leisen Summen von Reifen auf Asphalt, während er in der unwirklichen Stille des Volldampfs dahinjagte. Der blaue Hardtop verschwand rasch in der Ferne. Honor lächelte, entspannte sich und jagte an den Ausfahrten zum Pentagon vorüber. Daraufhin verlangsamte er und fädelte sich in die wirbelnden Verkehrsströme ein, die sich von den verschiedenen Fernstraßen vereinten. Mehrere Minuten später hatte er die richtige Abfahrt ausgewählt und fuhr locker in das stille Land Virginias hinaus. Automatisch warf er einen Blick in den Rückspiegel, versteifte sich, um näher hinzusehen, und fluchte unterdrückt. Der blaue Hardtop war wieder da.

Honor dachte über das Unausweichliche nach. Er entschloss sich zu einem neuen Versuch, schaltete erneut auf rasche Beschleunigung, wodurch er das blaue Verfolgerfahrzeug weit hinter sich ließ, bog dann auf eine Landstraße ab und fuhr in ein flaches Tal in den Ausläufern des Gebirges. Fünf Minuten später traf er auf eine weitere Fernstraße, kam durch einen kleinen Ort, der sich gerade erst zu regen begann, und fuhr daraufhin auf eine weitere Landstraße, die ihn auf seinen ursprünglichen Weg zurückbringen würde. Als die kleine Stadt in seinem Rückspiegel verschwand, löste sich der blaue Hardtop aus dem Hintergrund und hängte sich grimmig weiter an ihn.

Verwundert schüttelte Honor den Kopf. Es war einfach nicht möglich, sagte er sich. Selbst wenn er elektronisch verfolgt wurde, konnte derselbe Wagen die Lücken nicht so rasch schließen, die Honor zwischen ihnen hinterließ. Wiederum schaltete er den Dampf hoch und beschleunigte, bis der Verfolger außer Sicht war, dann blieb er abrupt und mit quietschenden Reifen stehen, wendete wütend und schoss auf der Gegenfahrbahn zurück. Er warf einen Blick in seinen Rückspiegel, halb in der Erwartung, dort einen kleinen blauen Hardtop zu sehen. Er bemerkte jedoch nichts außer dem rasch sich entfaltenden Band aus schwarzem Asphalt. Honor grinste selbstbewusst und machte sich auf den Zusammenstoß bereit. Er erfolgte auf der Kuppe eines kleinen Hügels, als der blaue Wagen plötzlich vor Honor auftauchte. Er erhaschte einen Blick auf ein dunkles und besorgtes Gesicht hinter dem Lenkrad des anderen Wagens, und dann waren sie in entgegengesetzte Richtungen der Hügelkuppe aneinander vorbeigeflitzt.

Sogleich bremste Honor hart ab und lenkte in eine unbefestigte Nebenstraße, kehrte dann auf den Asphalt zurück und nahm daraufhin eine heiße Verfolgungsjagd auf. Allmählich genoss er das Spiel und freute sich auf die Reaktion des anderen, wenn der entdeckte, dass die Rollen vertauscht waren.

Der Fahrer des blauen Wagens war nicht so glücklich gewesen wie Honor. Nirgendwo gab es eine Abfahrt, um ein rasch zu wenden, und Honor erwischte ihn, wie er auf der schmale Straße vor und zurück setzte, ein ungeschickter Versuch, wieder in Gegenrichtung zu fahren.

Honor wirbelte herum, stellte seinen Wagen quer über die Fahrbahn und sprang hinaus, bevor das schaukelnde Fahrzeug zur Ruhe gekommen war. In zwei schnellen Schritten war er bei dem Hardtop, zog die Tür auf und holte den Fahrer hinter dem Lenkrad hervor. Er wirbelte ihn herum, schob ihn gegen die Seite des Wagens, schleuderte grob seine Hände aufs Dach und tastete ihn nach Waffen ab. Er fand keine. Tatsächlich fand er überhaupt nichts – keine Brieftasche, nicht einmal einen Fetzen Papier.

„Keine Bewegung“, warnte Honor. „Einfach nur reden. Was soll der Mist?“

Der dunkle Mann zeigte nicht das geringste Anzeichen, etwas zu verstehen. Er wirkte wie erstarrt und blickte nur eisern vor sich auf das Dach des Wagens. Honor legte dem Mann schwer eine Hand auf den Hinterkopf und drückte ihm das Gesicht hart auf das Metall des Dachs. Der Mann wehrte sich schwach. Honor setzte ihm ein Knie ins Kreuz und nagelte ihn dadurch fest, dann verstärkte er den Druck auf den Kopf. Knorpel knirschten, Blut sickerte aus beiden Nasenlöchern. Honor gab nach, lockerte den Druck. „Noch eine Chance“, verkündete er unheilvoll.