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Der kleine Sunny aus Hollywood ist nicht nur stolz auf seine wunderschöne Stadt Los Angeles. Er ist auch ein Kämpfer, ein Bandit, ein richtiger Desperado! Das beweist er in allen Geschichten, die hier zu lesen sind. Mutig und manchmal auch recht wagemutig stellt er sich den oftmals übermächtigen Herausforderungen und meistert sie, als wenn sie gar nicht so schlimm seien. Kann das jeder? Eigentlich schon, wenn Ihr so mutig seid wie Sunny. Denn es gibt immer einen Weg, auch, wenn er manchmal nicht gleich zu sehen sein mag. Man muss eben nur mit offenen Augen durch seine Welt spazieren und immer für neue Abenteuer bereit sein, wie Sunny eben.
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Seitenzahl: 125
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Sunny und die weiße Taube
Sunny und der Geistersee
Sunny und Leuchtturm
Sunny und die Stimme
Sunny in Mexiko
Sunny und der Hexenwald
Sunny und der Geist
Sunny und der Indianer
Sunny und das weiße Pferd
Sunny und der Wolf
Sunnys Halloween
Sunnys Blutspende
Sunny und die Giftfässer
Sunny und die Vorahnung
Sunny im Bermudadreieck
Sunny der Kommissar
Sunny und die Sonnenfinsternis
Es war ein solch friedvolles Leben, welches der kleine Sunny aus Hollywood mit seiner lieben Mami führte. Den beiden fehlte es ja auch an nichts, denn sie brauchten keine prunkvollen Wertsachen oder sagenhaft viel Geld. Sie hatten sich ja einander und das war so viel mehr wert als alle Schätze dieser Welt. Und manchmal sah Sunny seinen Papa, der eigentlich vor einigen Jahren in den Himmel gehen musste. Dann wusste Sunny, dass er niemals allein war, nicht eine Sekunde! Nur eines bereitete ihm große Sorgen – warum konnte seine Mami den Papa nicht sehen? Oder sah sie ihn am Ende doch und sprach nur nicht darüber? Manchmal hatte er es geglaubt, denn sie äußerte sich dann sehr seltsam. Er wollte die Mami danach fragen, doch immer wieder wich sie seiner Frage aus. Sunny wollte aber unbedingt eine Antwort und so wollte er hinaus in die Welt ziehen, um diese Antwort zu finden. Eines Tages ging er nach der Schule einfach nicht nach Hause, sondern in die kleine Kirche, die er schon so oft mit seiner lieben Mami besucht hatte. Der Pfarrer kannte Sunny und auch seine Mami und er wollte von Sunny wissen, warum er an diesem Tage so mutterseelenallein zu ihm käme. Sunny wusste nicht so genau, ob er dem Pfarrer von seinem Anliegen erzählen sollte. Er tat es und der Pfarrer strich dem kleinen Jungen übers Haar. Dann sagte er mit beruhigender Stimme: „Tja, weißt Du mein Junge, das weiß ich nicht, ob Deine Mami den Papa sehen kann.
Aber wenn sie es kann, dann wird sie es vielleicht nicht erzählen. Wenn sie es jedoch nicht kann, dann kann ich ihr nicht helfen. Manchmal hilft allein der Glaube, dass man es kann und dann kann man es auch.
Manchmal eben nur.“ Sunny war traurig, denn er wusste, dass er eigentlich ganz fest an den lieben Gott glaubte. Und er wusste auch, dass der Papa immer wieder nach ihm sah. Und deswegen wollte er mit dem lieben Gott sprechen. Vielleicht konnte er machen, dass die Mami immer den Papa sehen konnte. Er kniete sich vor den goldglänzenden Altar und schaute lange in die Flamme der großen Altarkerze hinein. Und ihm war, als wäre Gott ganz nah bei ihm. Doch er konnte ihn ja nicht sehen und er wusste nicht, ob er in diesem Moment seinen Wunsch äußern sollte oder nicht. Er schaute auf das hölzerne Kreuz am Altar und bemerkte eine kleine weiße Taube. Sie schaute immerfort zu ihm herab und schien wohl zu meinen: „Nun sprich schon, Sunny, sprich.“ Leise brabbelte Sunny vor sich hin: „Ach lieber Gott, wenn Du mir immer wieder den Papa zeigst, dann zeige ihn doch auch der Mami. Sie ist manchmal so allein und braucht den Papa so sehr. Vielleicht kannst Du da was machen.“ Dicke Tränen liefen ihm übers Gesicht und als er geendet hatte, flog die kleine Taube in die hohe Kirchenkuppel hinauf und verschwand. Sunny suchte die ganze Kirche nach ihr ab, doch er fand sie nirgends mehr. Traurig lief er aus der Kirche und schaute in den blankgeputzten blauen Himmel hinauf.
Und da war sie wieder, diese weiße Taube. Sie flog lustig durch die Gegend und Sunny war froh, sie zu sehen. Und er wollte ihr folgen. Vielleicht konnte sie ihm helfen, mit dem lieben Gott in Kontakt zu treten? So schnell er konnte rannte er hinter der Taube her. Er rannte und rannte und blieb erst am Strand des Ozeans wieder stehen. Die weiße Taube aber flog immer weiter hinaus. Und schon bald war sie am Horizont verschwunden. Sunny konnte ihr nicht aufs weite Meer hinaus folgen und er setzte sich traurig in den weißen Sand und weinte bitterlich. Seine Tränen bildeten eine große Lache im Sand.
Sie war beinahe größer als die Pfützen des Meerwassers, welches bei jeder Welle bis zum Strand vordrang. Niemand war zu sehen, nur er saß im Sand und starrte sehnsüchtig in die Ferne des Ozeans hinaus. Ob dort vielleicht der liebe Gott lebte? Oder ob er ganz weit draußen im Universum einen traumhaft schönen Palast besaß? Und als er so im Sande kniete, stand plötzlich ein alter Mann neben ihm. Er hatte einen weißen Bart und sah irgendwie aus wie Großvater, als der noch lebte. Mit warmer und ungewohnt vertrauter Stimme sprach er zu Sunny: „Warum bist Du so traurig mein Junge? Siehst Du denn den wunderschönen Sonnenschein nicht? Es ist ein herrlicher Tag und Du solltest im Meerwasser baden.“
Sunny schaute dem Alten ins Gesicht und spürte eine unglaubliche Wärme in seinem Herzen. Sollte er dem alten Mann von seinen Sorgen erzählen? Er sagte, dass er den lieben Gott bitten wollte, dass seine Mami den Papa endlich sehen könnte. Der alte Mann schwieg eine ganze Weile und sagte dann: „Ach Du armer kleiner Junge. Dein Papa ist doch immer bei Euch, bei Dir und auch bei Deiner lieben Mami. Er lässt Euch ganz sicher niemals allein, glaube mir. Und Gott ist auch immer bei Euch, bei jedem von Euch, für immer. Das wird sich auch nie mehr ändern. Also gehe zurück zu Deiner Mami, dann wird alles gut.“ Sunny wischte sich die Tränen aus seinen Augen und spürte, dass der alte Mann recht hatte. Vielleicht war es wirklich besser, wieder nach Hause zu gehen, denn die Mami würde sich ganz sicher schon große Sorgen um ihren kleinen Sohn machen. Und er verabschiedete sich von dem alten Mann. Der wünschte dem kleinen Sunny recht viel Glück und winkte ihm noch lange nach. Dabei hatte er Tränen in seinen Augen, denn irgendwie mochte er diesen kleinen mutigen Jungen. Und als Sunny einige Zeit unterwegs war, sah er wieder diese seltsame weiße Taube über sich. Und ehe er sich’s versah, war er auch schon zu Hause in Hollywood. Wie war das nur möglich? So schnell war er doch gar nicht gelaufen. Doch die weiße Taube, die nicht von ihm wich, flatterte nur lustig über seinen Kopf und gurrte dabei, dass sich Sunny einfach nicht mehr wunderte. Vorm Haus in den Hollywood Hills blieb er stehen und sah seine Mami, die aus dem Hause kam. Die beiden fielen sich in die Arme und weinten, dass sie wieder zusammen waren. Sunny entschuldigte sich, dass er einfach davongelaufen war. Doch die Mami schaute nach oben zu der weißen Taube und lächelte dabei so merkwürdig. Dann drückte sie ihren kleinen Sohn an ihr Herz und sagte nur leise: „Ist doch nicht so schlimm, Papa hat mir gesagt, dass Du und die kleine weiße Taube gleich wieder Zuhause seid …“
Fieberhaft suchte die Polizei nach Jason, der schon seit zwei Wochen als „Verschwunden“ galt. Der kleine Sunny aus Hollywood sollte deswegen nach der Schule immer sofort nach Hause kommen und nicht noch stundenlang durch die Stadt laufen. Seine Mami hatte Angst um ihren Sohn, so, wie viele Eltern und sie holte ihn sogar von der Schule ab. So ging sie sicher, dass Sunny nach dem Unterricht auch wirklich nirgends mehr hingehen würde. Sunny aber fand das mehr als schlecht. Immerhin wollte er sich nicht kontrollieren lassen. Dennoch war es kein schöner Gedanke, dass ausgerechnet Jason, mit dem er in eine Schulklasse ging, ein solches Schicksal erleiden musste. Eines Tages endete die Schule schon sehr zeitig, denn Mrs. Simms musste kurzfristig zur Polizei, um einige wichtige Fragen zu beantworten. So wusste Sunnys Mami nicht, dass ihr kleiner Sohn schon viel früher aus der Schule kam. Als sie ihn abholen wollte, war er längst fort.
Sie sorgte sich sehr und hoffte, dass Sunny schnellstens nach Hause gehen wurde. Doch dem war nicht so. Den einzigen Tag, den er unbeobachtet bleiben konnte, wollte er nutzen, um allein nach Jason zu suchen. Er lief durch halb Hollywood, doch von Jason fehlte jede Spur. Irgendwann bog er in eine verlassene Seitenstraße ein. Dort entdeckte er einen kleinen idyllischen Park. Er konnte sich gar nicht erinnern, an dieser Stelle je einen solch verlassenen Park gesehen zu haben. Er setzte sich auf eine der einsam stehenden Bänke und dachte nach. Wo konnte er noch nach Jason suchen? Wo konnte sein Klassenkamerad noch stecken? Dessen Eltern waren längst nicht mehr in der Lage, selbstständig nach ihrem Sohn suchen zu können. Ihnen ging es nicht gut und Sunny hatte sie weinend und völlig fertig in der Schule gesehen. Was konnte er nur tun, um Jasons Eltern zu helfen? Stöhnend lehnte er sich zurück und schaute auf den kleinen See, der von dutzenden Bäumen umsäumt vor ihm lag. Gedankenlos beobachtete er den seltsamen Nebel, der sich über der Wasseroberfläche des Sees gebildet hatte und dachte: „Komisch, dass ich diesen See hier noch nie bemerkt habe.“ Immer stärker wurde der Nebel und hüllte schon bald den gesamten Park in sich ein. Sunny wusste gar nicht mehr, aus welcher Richtung er gekommen war und blieb erst einmal auf seiner Bank sitzen. Vielleicht zog der Nebel ja schon bald wieder ab. Doch er irrte sich. Der Nebel wurde noch dichter und seltsame Geräusche drangen an seine Ohren. Es knackte und rauschte und Sunny war, als würden sich Leute miteinander unterhalten. „Hallo!“, rief er laut, „Ist da jemand?“ Doch es antwortete keiner. Plötzlich verfärbte sich der mysteriöse Nebel. Er war nicht mehr grau sondern nahm eine grünlich rote Färbung an. Er begann sogar zu flimmern und Sunny bekam große Angst. Was konnte das nur sein? Er versteckte sich hinter einem dichten Busch neben der Bank. Von dort beobachtete er, wie sich der Nebel über dem See ein klein wenig lichtete. Das Wasser begann aufzuschäumen und Sunny spürte, wie sein Herze bis zum Halse schlug. Er wollte schon die Luft anhalten, da teilte sich die Wasseroberfläche und irgendetwas stieg aus der Tiefe empor. Unterdessen wurde es immer kälter.
Ein kalter Hauch, der wie der Atem des Todes schien, wehte um Sunnys Nase. Der saß hinter seinem Busch und begann zu zittern.
Was geschah da vor seinen Augen? Der eiskalte Hauch ließ Eiszapfen an Sunnys Busch wachsen. „Oh mein Gott“, schoss es Sunny durch den Sinn. Aber zum Fliehen war es zu spät. Er würde den Weg aus dem Park ohnehin nicht finden. Denn noch immer wurde das Gelände von dichten Nebelbänken umsäumt. Sunny starrte wie gebannt auf die Wasseroberfläche. Doch was sich da aus dem Wasser emporhob, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Es waren mehrere feuerrote Gesichter, die aussahen wie die Köpfe toter Menschen. Doch diese Gesichter lebten, ihre roten Augen traten aus den tiefen Augenhöhlen hervor und stachen durch den wabernden Nebel wie die Scheinwerfer eines Autos. Dabei ertönten bedrohliche Geräusche. Sunny wollte eigentlich gar nicht sehen, was da vor ihm passierte, doch er konnte seinen Blick nicht abwenden. Wie gebannt starrte er dorthin. Plötzlich ertönte erneut dieses seltsame Stimmengemurmel. Und ehe er noch seine Augen schließen konnte, sah er, wie zwischen den furchterregenden Gesichtern der Geister ein lebloser Körper aus den Tiefen des Sees emporstieg. Sunny blinzelte, konnte zunächst nicht erkennen, wer das war. Doch seine Ahnung wurde zur grausamen Gewissheit, denn der leblose Körper war niemand anderes als Jason! Sunny bekam einen gehörigen Schrecken. Denn Jason rührte sich nicht. War er etwa tot? Aber das wäre ja … nein, das durfte nicht sein! Und ehe er noch einen klaren Gedanken fassen konnte, stand Jason am Ufer, genau vor seinem Busch. Doch er sah fürchterlich aus. Seine leblosen Augen traten aus den tiefen Augenhöhlen hervor und schienen keinerlei Anzeichen von Leben in sich zu tragen. Sein Gesicht war kalkweiß und er schien vor dem Busch zu schweben. Sunny bekam eine Gänsehaut und konnte sich das alles nicht erklären. Er wollte Jason etwas fragen, doch er traute sich nicht aus seinem Versteck. Dafür sprach Jason mit monotoner Stimme: „Rette mich. Ich werde gefangen gehalten. Nicht weit von hier. Wenn Du nicht kommst, werde ich sterben. Bitte hilf mir.“ Und während Jason das wimmerte, fächelte ein eiskalter Wind um Sunny herum.
Jason verschwand und mit ihm die gruseligen Gesichter über dem See. Und es dauerte auch nicht mehr lange, da begann sich auch der dichte Nebel aufzulösen. Sunny wartete jedoch noch eine ganze Weile ab, bevor er sein sicheres Versteck verließ. Immer wieder schaute er sich um, war sich nicht sicher, dass ihm nicht einer dieser grässlichen Geistergesichter folgte. Aber so oft er sich auch umschaute, es folgte ihm niemand. Als er die Stadt wieder erreichte, atmete er auf. Wo war er nur gewesen? Was war das für ein See? Und vor allem - wo war Jason? Fest stand nur, dass er lebte und irgendwo gefangen gehalten wurde. Aber wo? Konnte er mit seinem Wissen schon zur Polizei gehen? Die Beamten würden ihm nicht glauben, würden ihm die Geschichte mit den furchterregenden Gesichtern und Jasons Erscheinen am See nicht abnehmen. Er musste also selbst nach Jason suchen. Nachdenklich blieb er stehen und setzte sich auf einen Stein. Er sah die vielen Menschen und die Autos, die wie immer durch die Straßen eilten. Keiner schien Notiz von Jasons Verschwinden zu nehmen. Und doch gab es da die kleine Familie, die Eltern von Jason, die in diesen Minuten vor Angst und Hilflosigkeit bald vergingen. Sunny musste etwas tun! Ihm fiel ein, dass Jasons Jacke so seltsam staubig war.
War Jason auf einer Baustelle? Oder in einem Keller? Aber dann musste dort Bauschutt herumliegen. Wo wurden derzeit Häuser gebaut? Sunny schaute sich um. Und ihm fiel ein, dass sich an seinem Schulweg eine große Baustelle befand. Da standen Kräne und dutzende Baufahrzeuge brummten durch die Straßen. Sollte Jason dort vielleicht … Sunny musste der Sache auf den Grund gehen! Entschlossen lief er los und kam schnell zu dieser Baustelle. Glücklicherweise waren keine Arbeiter mehr da. Sie mussten wohl schon ihre Arbeit beendet haben. Vorsichtig lief er durch die Absperrungen und betrat das Haus. Nicht überall an den neu eingebauten Treppen waren Geländer angebracht, so das Sunny aufpassen musste, nicht in die Tiefe zu fallen. Doch er wollte ja in den Keller. Er durchsuchte das gesamte Areal und fand doch nichts. Es gab einfach keine Spuren von Jason. Nichts deutete darauf hin, dass er in diesem Haus, auf dieser Baustelle gefangen gehalten wurde. Was konnte noch den Staub auf Jasons Jacke erzeugt haben? Sunny lehnte sich an eine Mauer und starrte hinaus.