Sunny - Independence Day - Nick Living - E-Book

Sunny - Independence Day E-Book

Nick Living

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Beschreibung

Es ist der 4. Juli, Independence Day, ein ganz besonderer Feiertag in Hollywood. Und bei Sunny ist so richtig was los! Es sind die schönsten und verrücktesten Abenteuer, die unser kleiner Freund erlebt. Da mag es schon egal sein, ob da ein sonderbarer Clown auf der Bildfläche erscheint oder ein rätselhafter Mondfisch durchs Wasser des Ozeans schwimmt. Jedenfalls fliegt Sunny ins All, sogar zum Mars, lernt einen merkwürdigen Pinguin kennen und entdeckt seine geheimnisvollen X-Akten. Was es allerdings mit dem Bermuda-Dreieck und dem unbekannten Atlantis auf sich hat, erfahrt ihr, wenn ihr neugierig bleibt. Sunny hat wie immer Spannung und schier unglaubliche Abenteuer für euch und lädt euch ein, denn es ist ja Unabhängigkeitstag, Independence Day.

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INHALTSVERZEICHNIS

Sunny und der 4. Juli

Sunny und der Clown

Sunny und der Schauspieler

Sunny und die verrückte Reise ins All

Sunny und das kleine Karussell

Sunny und die kranke Lehrerin

Sunny und das Lied der Träume

Sunny und die Stadt der Engel

Sunny auf dem Mars

Sunny und der kleine Vampir

Sunny und der Stern der Träume

Sunny und der total verrückte Spielplatz

Sunny und das verlorene Singen

Sunny und das rote Auto

Sunny und das Schulfest

Sunny und der Märchenerzähler …

Sunny und die Monsterwelle

Sunny und das Märchenschloss

Sunny und der Kühlschrankkobold

Sunny und das Spukhaus von Ellis Point

Sunny und der Laden des Grauens

Sunny und die Mumien

Sunny und die Angst der Mrs. Simms

Sunny und der Troll

Sunny und der Mondfisch

Sunny und die Truthähne

Sunny und der Tränenbrunnen

Sunny und der Waisenjunge

Sunny und die Sternensuppe

Sunny – ein Geschenk für Mami

Sunny und der Geist in der Gruft

Sunny und der Fluch von Hollywood

Sunny und der King

Sunnys X-Akte 1

Sunnys X-Akte 2

Sunny im Bermudadreieck

Sunnys Märchen von Atlantis 1

Sunnys Märchen von Atlantis 2

Sunny und der Regenbogen

Sunny und der verschwundene …

Sunnys verrückte Reise mit dem Pinguin

Sunnys Tafel

SUNNY UND DER 4. JULI INDEPENDENCE DAY

Eigentlich hatte der kleine Sunny aus Hollywood an diesen Tagen nichts Weltbewegendes vor, doch Mrs. Simms wollte unbedingt, dass er sich etwas ganz Tolles einfallen ließ. Bald war der 4. Juli und an jenem Unabhängigkeitstag sollte die Stadt, aber vor allem die Schule etwas ganz Wunderbares erleben. Sunny war ratlos, denn es gab wohl kaum etwas, dass er nicht schon für die Stadt getan hatte. Und seine Mami hatte ihm immer dabei geholfen. Aber diesmal … was konnte so verrückt sein, dass es für den Unabhängigkeitstag taugte? Lange dachte er nach, doch er fand kein rechtes Thema. So nahm er sich vor, anderswo nach etwas so richtig Verrücktem zu suchen. Denn in Hollywood kannte er ja schon alles und in einer anderen Stadt würde er ganz sicher etwas ganz Außergewöhnliches finden können. Außerdem wollte er endlich einmal etwas ganz anderes sehen. Eine neue Stadt wäre vielleicht auch gleich eine neue Herausforderung für ihn sein. Und dort würde er ganz bestimmt auch eine ganz neue Sensation finden. So machte er sich schließlich eines Nachts auf den Weg, um nach einer solchen Sensation zu suchen. Er packte sich einige Lebensmittel und etwas zu trinken in seinen Rucksack und radelte los. Stundenlang war er unterwegs und wurde schließlich so müde, dass er sich ein Plätzchen suchen musste, um ein wenig auszuruhen und zu schlafen. Doch wo sollte das schon sein in dieser dunklen Einöde? Da traf er auf eine Clique junger Männer, die um ein Lagerfeuer herum saßen. Sie hatten ein Spanferkel gebraten, das überm Feuer hing und sie tranken Wein und Bier dabei. Irgendwie schienen sie dunkle Pläne zu schmieden und ab und zu standen sie auf und schrien seltsame Parolen durch die Nacht. Sunny erschrak sich natürlich tüchtig und wusste nicht, was er sagen sollte. Doch vielleicht wussten sie, wie man am Unabhängigkeitstag etwas ganz Verrücktes anstellen könnte. Mutig fasste er sich ein Herz und trat aus seinem Versteck hinter einem Baum hervor. Sofort stürmten die Fremden auf ihn zu und reagierten ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte. Sie glaubten wohl, er sei ein Eindringling und wollte nur spionieren. Hatten sie tatsächlich etwas zu verbergen? Sie ließen sich nicht auf seine Erklärungen und Fragen ein und fesselten ihn stattdessen. Dann brachten sie ihn ans Feuer und legten ihn dort ab. Sunny schaute sich ängstlich um und fragte dann, ob sie ihn doch besser wieder befreien könnten und nicht etwas ganz Verrücktes wüssten, dass man am vierten Juli zum Unabhängigkeitstag tun könnte. Einer der Fremden musterte den kleinen neugierigen Jungen und lachte dann laut. Scheinbar war er der Anführer der Gang und er rief: Na klar haben wir etwas! Wir werden erst die Banken überfallen und dann werden wir Lösegeld für Dich fordern. Ist das nicht verrückt genug, haha!? Sunny verzog sein Gesicht zu einem grässlichen Flunsch und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. So hatte er sich das Verrückte natürlich nicht vorgestellt. Er wollte doch nur etwas richtig Großes veranstalten und nun … sollte das schon alles gewesen sein … gefesselt auf dem Boden liegen? Er konnte es nicht begreifen. Doch die Gang grölte laut, so, als wollte sie sagen, dass es ganz genau so sein sollte. Der kleine Sunny und dessen Gerede ließen sie völlig kalt. Sunny wurde schließlich am Feuer zurückgelassen, während die schwarz bekleideten Männer mit ihren Motorrädern davonbrausten. Es war ziemlich kalt und nur der Mond schien vom düsteren Nachthimmel herab. Und wenn das Feuer nicht wäre, dann würde er ganz bestimmt erfrieren. Sunny fiel ein großer Wagen auf, der unter einem Baum abgestellt war. Was da wohl drin sein mochte? Irgendein magisches Gefühl schien ihn dorthin zu ziehen. Aber er war ja noch gefesselt und konnte sich kaum bewegen. Allerdings entdeckte er nicht weit von sich entfernt einige Glasscherben. Die rührten wohl von einer Schnapsflasche, welche die Gang im Suff zerschlagen hatte. Sunny musste unbedingt an die Scherben gelangen, um seine Fesseln zu durchtrennen. Aber er lag wie eine fest verschnürte Wurst zu weit von ihnen entfernt vorm langsam erlöschenden Lagerfeuer und konnte sich kaum rühren. Da frischte der Wind plötzlich auf und verwandelte sich ziemlich schnell in einen tobenden Orkan. Die Glasscherben wurden herumgewirbelt und eine landete genau hinter Sunny. Er schaffte es, die Scherbe zu ergreifen und bewegte sie geschickt mit den Fingern am Seil entlang. Irgendwann hatte er es geschafft und das Seil war durchgeschnitten. Vorsichtig lockerte Sunny die Fesseln und die fielen schließlich herunter in den vom aufkommenden Regen durchnässten Sandboden. Er warf die Reste des Seils ins Feuer, welches allerdings kurz danach gänzlich erlosch. Es wurde stockdunkel und Sunny suchte nach seinem Fahrrad, welches irgendwo liegen musste. Als er vor dem seltsamen Anhänger stand, überlegte er kurz. Er wollte hineinsehen, was wohl darin war und er machte sich an der Türklinke zu schaffen. Die gab irgendwann nach und er stieg über eine Stufe in den Wagen hinauf. Dort fand er auch sein Fahrrad – es lag inmitten dutzen-der Holzkisten, die verschlossen auf dem Boden standen. Was konnte da nur drinnen sein? Sunny wollte nachsehen, da vernahm er laute Stimmen. „Die Fremden kommen zurück!“, schoss es ihm durch den Kopf. Schnell verbarg er sich zwischen den Kisten und hörte, wie die Männer tobten und schrien. Es schien um ihn zu gehen und er verstand die Worte: „Leute, der Junge ist fort! Wir müssen ihn suchen, damit wir das Geld erpressen können!“

Sunny rutschte das Herz schon in die Hose und als die Tür zum Hänger aufgerissen wurde, schien alles vorbei zu sein. Doch der Mann entdeckte den kleinen Sunny nicht, der sich zwischen die großen Kisten schmiegte. Er knallte die Tür wieder zu und rief laut: „Der Junge muss ohne sein Rad verschwunden sein. Lassen wir ihn ziehen, er kommt eh nicht weit. Wir sollten aufbrechen, um die Stadt noch in der Nacht zu überfallen!“ Sunny konnte nicht fassen, was er da hörte. Es konnte sich nur um sein geliebtes Hollywood handeln, welches die Fremden überfallen wollten. Und als er so nachdachte, was er tun könnte, rüttelte und schüttelte der ganze Anhänger hin und her. Sunny erschrak fürchterlich, was hatten die Fremden jetzt schon wieder vor? Ängstlich schaute er aus einem kleinen Fenster und bemerkte, dass der Wagen fuhr. Ja, die Fremden mussten aufgebrochen sein, um in die Stadt zu kommen. Und den Anhänger hatten sie natürlich mitgenommen. Sunny überlegte und versuchte, eine der Kisten zu öffnen. Endlich gab eines der Vorhängeschlösser nach und er konnte hinein schauen. Was er darin fand, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren! In der Kiste lagen sorgfältig übereinander gestapelt dutzende von Raketen und Granaten. Wie kam all dieser Sprengstoff hierher und was hatten die Fremden damit vor? Er ahnte es und er wusste, dass er seine Stadt vor diesem furchtbaren Angriff bewahren musste. Nervös kramte er nach seinem Handy, doch das hatte über die lange Zeit seiner Gefangennahme am Lagerfeuer längst keine Energie mehr. Dafür fand er ein Feuerzeug, welches er mal irgendwo eingesteckt hatte. Er musste aber noch abwarten, bis sie die Stadt erreichten und dann am Fenster Feuerzeichen geben. Rufen konnte er ja nicht, das würde die Fremden sofort auf ihn aufmerksam machen. Und so setzte er sich zwischen seine Kisten zurück und wartete ab. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, doch das nächste Schlagloch ließ ihn glücklicherweise wieder wach werden. So erreichten sie Hollywood. Sunny hatte sich am Fenster postiert und entzündete das Feuerzeug. Eine Stichflamme loderte heraus und Sunny erschrak. Gleichzeitig sauste das Gespann durch ein tiefes Schlagloch und Sunny fiel das Feuerzeug aus der Hand. Er konnte es nicht mehr finden, denn es war unter eine der Kisten gerutscht. Was dann geschah, konnte er allerdings nicht mehr steuern. Die Kiste hatte Feuer gefangen und ließ sich auch durch Sunnys sofortiges Eingreifen nicht mehr löschen. Nun war schnelles Handeln erforderlich, denn er konnte nicht länger in dem Anhänger bleiben, weil das Feuer wahnsinnig schnell um sich griff. Er trat die Tür auf, schnappte sich sein Fahrrad und sprang aus dem Anhänger. Der stand schon nach kurzer Zeit in Flammen. Plötzlich knallte und polterte es derart laut, dass Sunny sich erschrocken umdrehte. Er sah, wie der Anhänger regelrecht in die Luft flog. Aber es war keine Kriegsmunition, die sich entzündet hatte. Nein, es waren Feuerwerkskörper und Silvesterraketen, die da in die Luft flogen. Bunte Lichter und die allerschönsten Gebilde und Muster entstanden da gleißend hell am Himmelszelt, sogar die Schrift „Great Independence Day“ war da zu lesen. Sunny stand einfach nur regungslos da und staunte. Doch auch jemand anderes wurde auf den Plan gerufen: der Sheriff! Zusammen mit seinen Hilfssheriffs kam er auf die Straße gerannt und nahm sofort die Männer fest. Es handelte sich nämlich um eine gesuchte Gang, die erst kürzlich Silvesterknaller und Raketen in beträchtlichem Ausmaß aus einem Lager in Los Angeles entwendet hatte. Als sich Sunny bemerkbar machte, brüllten ihm die Gangster einige unschöne Worte entgegen. Aber sie konnten ihm nichts mehr anhaben, denn die Polizei war ja vor Ort und außerdem war er es schließlich, der die Bande zur Strecke gebracht hatte. Der Sheriff nahm Sunnys Aussage über seine Gefangennahme auf und setzte die Gauner in eine seiner schönsten Zellen. Von dort hatten sie einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Und sie mussten mit ansehen, wie ihre gesamte Beute, die sie eigentlich zu Geld machen wollten, gnadenlos in den Himmel sauste. Was für ein faszinierendes Feuerwerk das doch war. Selbst Mrs. Simms schaute von ihrer Terrasse auf die bunt erstrahlende Stadt. Und Sunny? Der war irgendwann wieder zu Hause bei seiner Mami. Er wurde sogar für einen Orden vorgeschlagen, weil er so tapfer war und die Diebe, denen man noch viele andere Diebstähle nachweisen konnte, gestellt hatte. Aber für Sunny war das alles nichts. Er war wieder Zuhause und nur das zählte! Und das Feuerwerk der gestohlenen Raketen erleuchtete den Himmel, als sei Weihnachten. In diesem märchenhaften Schein lag seine wunderschöne Stadt, die nun noch viel schöner aussah als sonst. Da wusste er, was ihm so gefehlt hatte und was das Außergewöhnlichste war. Es war seine Heimat, sein Zuhause, wo er alles hatte, was ihm am Herzen lag. Es war seine Mami, sein Papa und Mrs. Simms, seine Lehrerin, der er immer wieder einen Streich spielte. In seinem Herzen spürte er etwas, dass ihm irgendwie abhandengekommen schien, das wirkliche Glück. Ja, es war eben die Stadt der Träume, die er so sehr vermisst hatte. Und nun läuteten alle Kirchenglocken und aus allen Häusern traten die Menschen auf die Straßen und spürten diese wunderbare Wärme in ihren Herzen. Einige sprachen Gebete, die sie in den Himmel richteten, denn sie waren glücklich. Und als Sunny auf die Datumsanzeige seiner Uhr schaute, wusste er, welcher Tag angebrochen war. Und er schaute zum Himmel hinauf und dankte für dieses große Geschenk, welches er jeden Tag genießen durfte. Ja, es war Frieden und er war Zuhause bei seiner Mami. Ach so, und es war der vierte Juli, Unabhängigkeitstag …

INDEPENDENCE DAY

SUNNY UND DER CLOWN

Der kleine siebenjährige Sunny konnte es einfach nicht verwinden, dass sein geliebter Papa vor einigen Jahren starb. Ohne ihn fühlte er sich so allein und er wusste manchmal gar nicht so genau, was er tun sollte. Zwar ging er oft auf den Friedhof und fühlte sich dort seinem Papa sehr nah, doch er konnte ja nicht mehr mit ihm spielen. Und das schmerzte Sunny schon sehr. Daheim bei seiner Mami wollte er nicht herumjammern. Denn er wusste, dass die Mami sehr oft weinte und dennoch alles für ihren Sohn tat. Sie war immer für ihn da und tröstete ihn, wie es ihr möglich war. Doch so manches Mal reichten auch ihre Kräfte nicht mehr aus. Dann lag sie einfach nur im Bett und brauchte selbst Ruhe. Sie sprach aber nie darüber, wollte Sunny nicht beunruhigen. Trotzdem gab es Tage, da konnte Sunny einfach nicht mehr lachen. Dann zog auch er sich zurück und schaute sich die Bilder an, die er von seinem Papa noch hatte. Zusammen hatten sie so viel erlebt und waren an Orte gereist, die er später nie mehr besuchen konnte. Denn seine Mami hatte ja auch nicht so viel Geld, um die teuren Reisen bezahlen zu können. Außerdem konnte sie die Erinnerung noch nicht ertragen, wenn sie die Orte besuchte, an denen sie mit Papa damals war. Das Glück der kleinen Familie schien so unendlich weit und jeder Tag war eine Herausforderung, besonders für die Mami.

Darum wünschte sich Sunny, dass das Lachen zu ihm und zu seiner Mami zurückkehren würde. Doch dieser Wunsch schien wohl nicht in Erfüllung zu gehen. Da half selbst alles Beten nicht viel.

Es war eine lange Reise, die die Mami ihrem kleinen Sunny zum Geburtstag schenkte. Es ging nach Las Vegas und Sunny war schon sehr gespannt auf diese Stadt, die einst mitten in der Wüste von Nevada errichtet wurde. Und die Mami hatte wahrlich nicht zu viel versprochen. Die imposanten Bauten dieser riesigen Stadt und die Spielcasinos, die die beiden nur von außen bewunderten, waren schon sehr eindrucksvoll. So etwas hatte Sunny wirklich noch nie gesehen, obwohl er schon etliche tolle Städte kannte. Alles erschien ihm so fremd und doch fühlte er sich so richtig gut bei dieser Reise. Seine Mami tat wirklich alles, um ihren Sohn auf andere Gedanken zu bringen. Dennoch war es gerade die Einöde um diese riesige Stadt herum, welche Sunny dann doch wieder ins Nachdenken versetzte. Und ausgerechnet auf einer der Ausfallstraßen geschah es schließlich: ganz plötzlich hatten sie sich mit ihrem gemieteten Jeep verirrt. Nicht einmal ein Mobiltelefon hatten sie dabei und die Mami befürchtete schon das Schlimmste. Irgendwie hatte sie mal etwas von der verlassenen Geisterstadt „Ryolite“ gehört. Diese musste sich ganz in der Nähe befinden. Und die gruseligsten Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Wie nur sollten sie wieder zurück finden? Die Mami fuhr den Wagen in eine kleine Schneise. Und dann stiegen die beiden aus und schauten sich um, doch in der endlosen Ferne und in der kargen Einöde verloren sich ihre suchenden Blicke. Die niedrigen Sträucher boten keinen Schutz und auf dieser einsamen Straße kam wohl nur aller hundert Tage mal jemand vorbei, wenn überhaupt. Schlagartig wurde den beiden klar, dass sie verloren wären, wenn sie den Heimweg nicht mehr fänden. Sollten sie warten, bis jemand käme? Sie beschlossen, im Wagen abzuwarten und nachzudenken, was das Beste in dieser Situation war. Lange unterhielten sie sich und am Ende sprachen sie doch wieder über den Papa, der nicht mehr da war. Die Mami hatte noch einige Flaschen Mineralwasser dabei und im Hotel zum Glück etliche belegte Brote eingepackt. So konnten sie vielleicht zwei, drei Tage durchhalten. Als es dämmerte, stiegen sie aus und gingen ein Stück um den Wagen spazieren. Gerade in dieser Einöde, wo nichts war, an das man sich halten konnte, flogen die Gedanken und die Erinnerungen durch die Zeiten. Immer und überall sahen sie den Papa und die vielen schönen Erlebnisse, die sie mit ihm hatten. Ja, er war schon ein ganz besonderer Mensch, der immer nur an seine kleine Familie gedacht hatte. Als es dunkel war, gingen sie zurück zum Wagen und die Mami klappte die Sitze um. So hatten die beiden Platz zum Schlafen. Viel gab es nicht, nur noch ein belegtes Brot und ein bisschen Wasser aus der Mineralwasserflasche. Dann drehten sie sich um und schliefen ein. Gegen Mitternacht allerdings wurde Sunny wach.

Ein seltsames Knistern hatte ihn geweckt. Er schaute zu seiner Mami. Doch die schlief tief und fest. Dennoch machte sich Sunny Sorgen, dass ihnen nur ja nichts passiert. Keiner konnte wissen, was da draußen in der Wüste herumlief. Und er tat gut daran, denn das Knistern wurde immer stärker. Es schien, als sei jemand ganz in ihrer Nähe. Vorsichtig öffnete Sunny die Wagentür und versuchte irgendetwas zu erkennen. Doch da draußen war es so dunkel, dass er nicht einmal die Hand vor Augen erkennen konnte. Er hatte ein bisschen Angst, versuchte aber, diese so schnell wie möglich zu verdrängen. Und obwohl es draußen so dunkel war, hielt es Sunny vor Neugierde einfach nicht länger aus. Noch einmal öffnete er die Wagentür und rutschte vorsichtig nach draußen. Dann lehnte er die Tür an und atmete die kühle Luft tief in sich hinein. Wie eine funkelnde Kuppel breitete sich das riesige Sternenmeer über ihm aus. Wie prächtig die Sterne von hier aussahen. Ganz anders als in der Stadt. Auf einmal fühlte er sich wie ein Astronaut, der durch die Galaxis flog. Einige Sternenbilder kannte er ja schon. Und der verschwommene Bogen der Milchstraße war ganz deutlich zu erkennen. Was für ein märchenhafter Anblick. Stundenlang hätte Sunny so in die Sterne gucken können, wenn da nicht dieses befremdliche Geräusch wäre. Es knisterte und Sunny wusste nicht, woher es kam. Doch plötzlich stand jemand hinter ihm. Erschrocken fuhr er herum! Irgendjemand hatte eine Taschenlampe eingeschaltet und sich unters Kinn gehalten. Bedrohlich starrte der Fremde zu Sunny und der hätte beinahe den Schock seines Lebens bekommen. Doch da lachte der Fremde und Sunny fiel ein Stein vom Herzen. „Hallo kleiner Mann!“, sagte der Fremde, „Ich bin ein Clown! Und ich ziehe durch die Welt, ganz ohne Geld!“ Sunny wusste im ersten Augenblick gar nicht, was er sagen sollte. Schnell sagte er seinen Namen und wartete ab. Der Clown stellte die Taschenlampe auf den Boden und nun konnte Sunny etwas genauer sehen, wie der fremde Mann aussah. Er trug wohl bunte Kleidung und hatte einen merkwürdigen Hut auf. Außerdem war er recht lustig geschminkt und hatte eine dicke runde Clownsnase mitten im Gesicht. Ja, es war ein Clown, kein Zweifel! Erleichtert lehnte sich Sunny gegen den Wagen und hatte Angst, seine Mami könnte erwachen und sich möglicherweise erschrecken. Doch die schlief noch immer tief und fest. Und der Clown setzte sich auf einen großen Stein. Dann erzählte er von seiner Reise in den Süden. Er meinte, dass es dort so warm sei, dass er sich sogar ausziehen musste. Sunny musste lachen und auch der Clown hatte eine Menge Spaß an dem, was er sagte. Sunny aber wurde wieder ganz traurig und der Clown fragte ihn, warum er nicht mehr lachte. „Ach“ entgegnete Sunny, „Mein Papa lebt nicht mehr und meine Mami ist genauso wie ich immer traurig. Wir erinnern uns so oft an ihn, denn er war so lieb. Er fehlt mir sehr und ohne ihn macht gar nichts mehr so richtig Spaß.“ Der Clown schwieg eine ganze Weile. Doch dann sagte er leise: „Da kann man leider gar nichts machen. Aber glaube mir, vielen Menschen geht das so. Sie haben einen ganz lieben Menschen verloren, den sie vermissen. Und es wird ihnen klar, dass sie ohne ihn einfach nicht mehr lachen können. Dabei haben sie sich nie gefragt, ob das der Vermisste auch so wollte.“ Sunny fragte, wie das der Clown gemeint habe, und der antwortete: „Na pass mal auf, hätte sich Dein Papa gefreut wenn er gewusst hätte, dass Du nicht mehr lachst, wenn er nicht mehr da ist?“ Sunny dachte kurz nach und wusste auf einmal, das sein Papa da sehr traurig geworden wäre. Denn der wollte ja immer, dass sein kleiner Sohn und die Mami immer fröhlich waren. Er konnte es nie aushalten, wenn einer von beiden traurig war oder sogar weinte. Und zu dem Clown sagte er schließlich: „Nein, Papa wollte nie, dass ich traurig bin. Er wollte immer, dass ich und meine Mami lachen können.“

„Siehst Du“, entgegnete der Clown, „Du hast eben selbst und ganz allein heraus gefunden, wie man dieser verzwickten Situation Herr werden kann. Stell Dir einfach vor, der Papa wäre hier und würde Euch beide weinen sehen. Dann wirst Du wissen, was Du zu tun hast. Lache, denn Du lebst und Deine Mami auch. Sei einfach froh, dass Ihr so viel miteinander erleben könnt. Dann wirst Du sehen, wie einfach alles wieder ist.“ Sunny hatte es begriffen. Und es war ja auch ganz leicht. Denn nur, wenn er wieder fröhlich war, konnte auch seine Mami wieder glücklich sein und dann würde sein Papa da oben im Himmel erleichtert herunter schauen können und sich keine Sorgen mehr um seine Familie auf der Erde machen. Plötzlich spürte er, wie sich sein trauriges Gesicht in ein lächelndes Gesicht verwandelte. Und er fühlte die Wärme, die durch sein Herze zog. Der Clown lachte wieder und Sunny schien es, als habe er Tränen in seinem Gesicht. Denn irgendetwas glänzte so merkwürdig auf seinen Wangen. Doch es konnten nur Tränen der Freude sein, die er da vermutete. Und dann sagte der Clown: „Ich muss jetzt wieder weiterziehen, denn meine Reise ist noch sehr lang. Also dann, verlerne das Lachen nicht, denn das ist es, was Dein Papa will, Du und Deine Mami sollen wieder fröhlich sein, ihr müsst lachen. Adieu kleiner Mann!“ Sunny wollte ebenfalls Adieu sagen, doch ein seltsamer kühler Wind fegte plötzlich durch die Wüste und wirbelte eine Menge Staub auf. Als er wieder nachließ, konnte Sunny den Clown nirgends mehr sehen, denn auch die Taschenlampe war fort. Schnell stieg Sunny ins Fahrzeug zurück und schlief schließlich ein.

Am nächsten Tag wachten die beiden schon sehr zeitig auf. Die Sonne schien und es versprach, ein schöner Tag zu werden. Sunny strahlte seine Mami an diesem Morgen so seltsam an, dass diese ihn schließlich fragte, was mit ihrem Sohn über Nacht geschehen war. Doch Sunny schwieg nur und meinte dann, dass er sich unterm Sternenzelt mit einem Clown unterhalten habe. Die Mami musste plötzlich lachen. „Mit einem Clown?“, rief sie erstaunt. Sie hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht mit einer solch verrückten Antwort. Wieso sollte sich ihr kleiner Sohn ausgerechnet mit einem Clown in dieser Wüste unterhalten haben?

Doch Sunny wusste, dass es gut war, dass er dieses einzigartige Erlebnis hatte. Warum sollte man sich eigentlich nicht mit einem Clown in der Wüste unterhalten? War das so verkehrt? Selbst, wenn es ein Wunder war oder nur Einbildung, dann war es doch gut, dass er noch so viel Fantasie und so viel Kraft hatte, einen Clown sehen zu können. Immerhin mochte er Clowns sehr. Denn die lachten immer, auch wenn sie manchmal so traurig waren. Und als sich Sunny aus dem Auto schob, entdeckte er etwas vor ihm im Sand liegen, es war eine rote Clownsnase. Er hob sie auf und steckte sie auf seine kleine Knubbel Nase. Dann schaute er zur Mami und die musste plötzlich weinen. „Du siehst aus, wie der Papa, wenn er einen Clown gespielt hatte. Und glaube mir, das hat er sehr oft und wirklich sehr gern getan.“

Sunny wurde sehr nachdenklich, sein Papa hatte selbst einen Clown gespielt, seltsam.

Doch dann lachten die beiden wieder und die Mami setzte sich hinters Steuer und meinte nur, dass sie den Weg schon finden würde. Allerdings brauchte sie gar nicht mehr lange zu raten, denn aus der Ferne raste ein Motorrad heran. Der Biker ahnte bereits, dass sich mal wieder jemand in der Wüste verirrt hatte. Er bot sich an, die beiden zurück in die Stadt zu lotsen. Das taten sie dann auch. Und als sie schließlich wieder in ihrem Hotelzimmer saßen und sich an diese abenteuerliche Fahrt erinnerten, dachte Sunny andauernd an den sonderbaren Clown. Der hatte ihm geraten, immer zu lachen. Denn das war es, was sein Papa glücklich machte. Und er freute sich und steckte sich wieder die rote Clownsnase auf seine Nase. Und die beiden hatten eine Menge Spaß. Als Sunny bei der Heimreise aus dem Flugzeugfenster sah, glaubte er zwischen den Wolken das bunte Gesicht des Clowns zu erkennen. Der lächelte ihn an und bevor er verschwand winkte er Sunny noch einmal zu. Und Sunny war es, als habe er eben seinen Papa lachen gehört …

SUNNY UND DER SCHAUSPIELER

Sunny war mal wieder recht frech zu seiner Lehrerin Mrs. Simms. Deswegen musste er auch nachsitzen, was ihm natürlich überhaupt nicht passte. Doch Mrs. Simms war untröstlich und ließ einfach nicht mit sich reden. Er versprach ihr zwar hoch und heilig, dass er ab sofort artig und nett sei, doch Mrs. Simms war so gestrickt, dass sie kleinen Jungs nichts glaubte. Und so saß Sunny auf seiner Bank und musste den Satz: „Ich will mich bessern“ zwanzig Mal schreiben. Natürlich erfuhr seine Mami ziemlich schnell von seinem Extra-Gastspiel bei Mrs. Simms und zeigte nicht sehr viel Verständnis für Sunnys neueste Streiche. Sie meinte, dass er endlich etwas Vernünftiges tun sollte und strich ihm an diesem Tag kurzerhand die Schokoriegel. Sunny war darüber zwar sehr traurig, doch insgeheim ärgerte ihn viel mehr, dass seine Mami zu ihm sagte, dass er etwas Vernünftiges tun möge. Denn eigentlich fand er, dass er immer lieb zu seiner Mami war und nur manchmal Mrs. Simms ärgerte. Er hatte ihr in der letzten Woche sogar viel weniger Streiche gespielt als sonst. Wenn das nichts Vernünftiges sein sollte, wusste er auch nicht mehr weiter. Und doch, nachts brachte er einfach kein Auge zu. Er müsste endlich einmal etwas ganz Großes zustande bringen, was bei Mrs. Simms einen riesigen Eindruck hinterlassen würde. Aber was konnte das sein? Gute Taten hatte er ja eigentlich schon vollbracht. Nicht umsonst war auf dem Hollywoodboulevard ein Stern von ihm zu bewundern. Doch reichte das wirklich schon aus? Sollte er nicht etwas Dauerhaftes leisten? Etwas, das die Menschen bewegte und so richtig in den Köpfen der Menschen hängenblieb? Ihm fiel einfach nichts ein und am nächsten Tag, als der Unterricht bei Mrs. Simms vorüber war, schlenderte er noch lange durch die Straßen. Da sah er ein Plakat an der Wand eines Kinos und las: Schauspieler gesucht! Und plötzlich wusste er, was er tun wollte. Er wollte Schauspieler werden! Das war genau das, was die Menschen bewegte. Er selbst kannte die tollsten Actionfilme und bewunderte die großen Stars, die dort mitspielten. So wollte nun auch er werden. Als er heim kam, berichtete er seiner Mami von dem Plakat und meinte, dass er sich als Schauspieler im Kino melden würde. Die Mami nahm ihren kleinen Sohn irgendwie nicht so recht ernst und musste lachen, als er davon erzählte. Doch Sunny wollte es ihr und allen anderen Leuten beweisen. Vor allem wollte er Mrs. Simms zeigen, was wirklich in ihm steckte. Als er abends in seinem Bettchen lag, träumte er davon, wie er auf einer riesigen Bühne stand und von tausenden Scheinwerfern angeleuchtet wurde. Er sah sich in einem weißen Anzug agieren und hörte den tosenden Applaus, als er sich vor den Millionen von Zuschauern verneigte. Ja, er war Sunny, der große Leinwandstar aus Hollywood! Genauso sollte es sein! Die hübschesten Mädchen warfen ihm rote Rosensträuße zu und gaben ihm unzählige Küsse auf die Wangen. Ach, wäre das schön. Am nächsten Tag, als er vom Unterricht kam, ging er sofort in das Kino und wollte sich als Schauspieler melden. Doch als er sich beim Regisseur vorstellte, fing der herzhaft an zu lachen. Er meinte, dass er noch nie solch einen Spaß hatte, denn natürlich war Sunny noch viel zu klein für diese Rolle. Sunny aber ließ sich nicht so leicht wegschicken. Er wusste genau, dass man kämpfen musste, wenn man etwas wollte und dass die meisten großen Stars nicht auf Anhieb berühmt wurden. So ließ er nicht locker und fragte einfach erneut nach. Und nachdem er dem Regisseur mit seiner Litanei derart auf die Nerven ging, ließ der sich tatsächlich auf eine Probeaufnahme mit ihm ein. Sunny sollte sich ein Kostüm überziehen und dann auf die Bühne, gleich hinter der nächsten Ecke kommen. Sunny tat dies und erhielt von einer netten Dame mit einer riesigen Brille das Kostüm auf die Arme gelegt. So schnell er konnte lief er in die Garderobe, die ihm die Dame zeigte und breitete das Kostüm aus. Doch was war das? Weder der Anzug von James Bond noch die coole Lederkombination von irgendeinem X-Men erblickte er da vor sich. Das, was er anziehen sollte, war das Kostüm einer Banane. Quittegelb lag es vor ihm und er wusste nicht, ob er lachen oder doch besser weinen sollte.

Ihm kamen die Tränen und er sah bereits all seine wunderschönen und großen Träume in weiter Ferne entschwinden. In diesem Kostüm würde ihn doch kein Mensch erkennen.

Außerdem würden alle lachen, wenn er auf die Bühne käme … Sunny, die Banane! Nein, das ging einfach nicht. Doch andererseits, vielleicht musste er erst einmal als Banane anfangen, damit er dann vielleicht doch noch die ganz große Rolle bekäme? Und so schlüpfte er umständlich in das Kostüm und zog sich den langen Reißverschluss bis über den Kopf. Schließlich lief er dort hinaus, wo es ihm der Regisseur beschrieben hatte. Schließlich stand er auf der Bühne. Doch viel konnte er gar nicht sehen, denn die Sehschlitze seines Bananenkostüms waren nur ganz schmal und Sunny musste sich schon sehr anstrengen, damit er den Regisseur im Publikumsraum auch sah. Plötzlich wurde es hell. Und Sunny schoss es durch den Kopf, dass das wohl die Scheinwerfer sein mussten. Jetzt stand er, oder besser gesagt die Banane, im Scheinwerferlicht. Er hörte den Regisseur rufen: „Sunny, hörst Du mich?“, Sunny rief so laut er konnte: „Ja!“ Daraufhin rief der Regisseur: „Du bleibst dort stehen und sagst einfach nur: „Ich bin die Banane und schmecke so wunderbar, besser geht´s nicht! Alles klar?“ Da Sunny sich auch die Gedichte sehr gut merken konnte, war das natürlich ein Kinderspiel für ihn und er rief ganz laut und selbstbewusst: „Ja, alles klar!“

Dann begann die Probe. Sunny war wirklich brillant und unschlagbar. Wie couragiert und engagiert er die Banane darstellte, ließ selbst den Regisseur staunen. Und es dauerte auch gar nicht lange, da meinte der Regisseur, dass er Sunny nehmen würde. Allerdings handelte es sich bei dem Satz, den Sunny als Banane sprechen musste, um einen winzigen Werbespot. Und der sollte nun am Nachmittag aufgezeichnet werden. So schickte der Regisseur Sunny erst einmal wieder nach Hause. Dort schaltete Sunny schnellstens den Fernseher ein und musste gar nicht lange warten. Die Werbung begann und irgendwann kam ein ähnlicher Spot, diesmal allerdings mit einer Apfelsine. Auch das, was diese lustige kugelrunde Apfelsine da von sich gab, war nicht lang, nur ein Satz, doch der überzeugte. Sunny jedoch wurde sehr traurig. Er hatte sich seinen ersten Auftritt als Schauspieler doch ganz anders vorgestellt. Er wollte ein Star sein und jeder sollte sehen, dass es Sunny war, der da auf der Bühne stand. Und nun? Nun sollte er eine lächerliche Banane spielen. So etwas Albernes konnte er Mrs. Simms nie im Leben erzählen. Die würde ihn glatt auslachen. Sunny, die Banane, sehr komisch. Nein, er konnte das einfach nicht tun und lief noch einmal ins Kino, um abzusagen. Doch der Regisseur war einfach nirgendwo zu sehen. Sunny ging durchs Foyer und in die Räume, die er noch am Vormittag aufgesucht hatte. Doch nirgends fand er den Regisseur. Er verlief sich schließlich in dem verschlungen Gewirr der vielen Gänge und fand sich vor einer großen Stahltür wieder. Da stand in roter Schrift zu lesen: Nicht öffnen …! Das Wort dahinter war abgekratzt und Sunny konnte es nicht entziffern. Aber er musste diesem Regisseur unbedingt sagen, dass er diese Rolle nicht annahm. Das war ihm sehr wichtig, denn er war ja schon groß und wollte für seine Dinge selbst einstehen. Hinter der Tür vernahm er Stimmen, doch er verstand nicht, worum es ging. Aber es war jemand da, nur das war wichtig. Er öffnete die Tür und erschrak. Dutzende Scheinwerfer drehten sich urplötzlich auf ihn. Er konnte nichts mehr sehen, wusste nicht, wo er gelandet war. Die Scheinwerfer waren so grell und so heiß, dass Sunny sich nicht mehr von der Stelle rührte. Doch dann geschah etwas, dass er bisher nur aus dem Fernsehen und aus seinem Traum von neulich kannte. Es setzte ein tosender Applaus ein. Irgendwo da vorn, wo die Scheinwerfer standen und ihr helles Licht auf Sunny warfen, mussten unzählige Menschen sein. Aber wo befand er sich? Da griff eine Hand nach ihm und zog ihn hinter sich her. Zunächst vermochte er gar nichts mehr denken, doch dann sah er einen Mann in einem Anzug, der mit einem Mikrofon in der Hand vor ihm herlief. Und plötzlich begriff Sunny, wo er sich da gerade befand. Er stand auf einer riesigen Bühne! Vergessen war der Regisseur und vergessen war auch die lächerliche Banane! Sunny stand auf einer richtigen Bühne und vor ihm starrten dutzende Leute nur auf ihn. Er konnte es einfach nicht fassen.

Jetzt war er dort, wo er immer sein wollte und ausgerechnet in diesem Moment rutschte ihm das Herz in die Hosentasche. War das schon Lampenfieber? Oder war es einfach nur Angst? Sunny wusste es nicht und bekam von dem Mann im Anzug ein Mikrofon in die Hand gedrückt. Dann sollte er über sich sprechen. Und weil Sunny ein ganz aufgeweckter Junge war, begann er zu erzählen. Er sprach von seiner Mami und von seinem Papa, der im Himmel immer bei ihm war. Und er sprach von Mrs. Simms, die er so oft geärgert hatte und sich sehr gern bei ihr entschuldigen würde. Doch dann sprach er davon, dass er einen Stern auf dem Hollywoodboulevard hatte. Und da wurden die Leute so still, dass Sunny seinen Herzschlag hören konnte. Alle hatten Tränen in den Augen und als Sunny nichts mehr einfiel, begannen sie wie wild zu applaudieren. Sie riefen laut: „Bravo!“ und wollten noch mehr von Sunny hören. Doch der wusste vor Verlegenheit nicht, was er noch sagen sollte und lächelte einfach nur. Der Mann im Anzug ergriff das Wort und dankte Sunny für die Ausführungen. Dann nahm er ihn wieder an die Hand und geleitete ihn nach draußen. Als sich die Stahltür hinter dem Mann schloss, atmete Sunny erst einmal tief durch. Was war das nur für eine riesige Aufregung. Er zitterte noch immer am ganzen Leib. Doch er freute sich auch. Denn nun hatte er auf einer richtigen Bühne gestanden und brauchte sich nicht erst in eine Banane zu verwandeln. Stolz suchte er den Weg nach draußen und trottete dann vergnügt nach Hause zu seiner Mami. Die war ganz aus dem Häuschen, als sie ihren Sohn sah. Nun hatte ihr kleiner Sunny nicht nur einen Stern auf dem „Walk-of-Fame“, nein, er war auch noch Gast in einer großen Talkshow. Sie war so begeistert, dass sie gar nicht mehr über die Strafarbeit bei Mrs. Simms sprechen wollte. Im Gegenteil, sie sprach nur noch von Sunnys großen Auftritt. Und der erwähnte nichts davon, dass alles nur ein großer Zufall war, denn er wollte ja den Bananenspot absagen und hatte sich dann lediglich in der Tür geirrt, mehr war´s ja gar nicht. Doch für Mami und am nächsten Tag auch für Mrs. Simms und die anderen Schüler war das eine riesige Attraktion. Ihr Sunny war der gefeierte Gaststar in einer TV-Show. Unfassbar! Und Sunny verstand gar nicht, wie einfach doch alles war. Er brauchte sich gar nicht zu verstellen, brauchte keine Banane zu spielen und auch niemanden zu betteln, endlich auftreten zu dürfen. Er war einfach nur auf einer Bühne gelandet, rein zufällig. Da verstand er plötzlich, dass es gar nicht so verrückt sei, nur auf einer Bühne zu stehen. Und es ging auch nicht darum, dass man von den Leuten geliebt wurde oder auch nicht. Zwar war es sehr schön, wenn man im Rampenlicht stand. Aber viel wichtiger ist es, das Leben selbst zu meistern. Denn erst dann ist man ein großer Star. Seine Mami, Mrs. Simms und auch die Verkäuferin im Supermarkt, die sah man zwar nicht im Fernsehen, doch sie waren alle Stars. Denn sie mussten sich tagtäglich aufs Neue beweisen und durften nicht versagen. Denn sie waren sehr wichtig. Ohne sie ging es nämlich nicht. Und Sunny entschloss sich, kein so großer Star zu werden, der nur auf der Bühne steht und bewundert wird. Nein, er wollte erst einmal sein Leben meistern und mit seiner Mami die Welt kennen lernen. Der Rest würde sich dann schon finden. Außerdem war er ja schon ein Star, denn er hatte einen Stern auf dem „Walk-of-Fame“, weil er ein Menschenleben gerettet hatte. Und das machte ihn sehr stolz. Als er abends wieder in seinem Bettchen lag, träumte er nicht mehr von der riesigen Bühne, auf welcher er als großer glitzernder Star gefeiert wurde. Er sah seine Mami und seinen Papa. Und er war glücklich, denn er liebte die beiden sehr. Und ansonsten freute er sich immer diebisch, wenn er der armen Mrs. Simms einen neuen Streich spielen konnte. Doch diesmal wartete er damit noch ein bisschen, denn noch galt er ja bei ihr als Star, und das wollte er vorerst auch dabei belassen. Wer wusste schon, wozu das noch gut sein könnte …

SUNNY UND DIE VERRUECKTE REISE INS ALL

Und wieder stand das Weihnachtsfest vor der Tür. Überall in der Stadt hatte man die glamouröse Weihnachtbeleuchtung hervor geholt und die Stadt erstrahlte in weihnachtlichem Glanze. Nur der kleine Sunny war traurig. Er wollte doch so gern alle Häuser mit Lichterketten schmücken. Doch seine Mami wollte nicht, dass er nun auch noch den Nachbarn auf die Nerven ging. Denn gerade vor Weihnachten war ihr Sohn immer sehr aufgeregt und hatte wirklich die unmöglichsten Ideen. Deswegen verwunderte sie es auch nicht, als er den Gedanken hatte, die Welt mit einer riesigen Lichterkette zu schmücken. Denn er war der Meinung, dass die Kinder auf der ganzen Welt genauso ein schönes Weihnachtsfest haben sollten wie er. Und so nahm er der Mami die Lichterkette aus der Hand, die sie gerade über den Baum im Vorgarten legen wollte und betrachtete sie kritisch. Leider war sie viel zu klein und sie reichte bei weitem nicht aus, um sie um die Weltkugel zu legen. Was sollte er da tun? Ratlos ging er ins Haus zurück und wünschte sich so sehr, mit einer unendlich langen Lichterkette hinauf ins All zu fliegen, um diese dann von oben um die Erde zu schlingen. Die Mami schüttelte nur noch mit dem Kopf und drückte Sunny sieben kleine Engelchen in die Hand, die er an den Baum hängen sollte. Und Sunny erledigte schweigend die neue Aufgabe. Doch heimlich überlegte er, wie er seinen Plan in die Wirklichkeit umsetzen konnte. Am Abend lag er lange wach, doch eingefallen war ihm noch nichts. Da stand er wieder auf und schaute hinaus in den Vorgarten, wo das kleine Weihnachtsbäumchen stand. „Ach“, stöhnte er vor sich hin, „Der Papa hätte bestimmt gewusst, wie man so etwas machen könnte.“ Doch der war ja nicht da und Sunny schaute zu den lustigen Engelchen, die er am Nachmittag an den Baum gehangen hatte. Sie pendelten hin und her und leuchteten im schwachen Licht der Lichterkette. Plötzlich löste sich eines der Engelchen und fiel zu Boden. Doch bevor es im Gras landete, erhob es sich und flog geradewegs zu Sunny ans Fenster. Auf dem Fensterbrett blieb es stehen und schaute Sunny mit lustigen Augen an. Der konnte gar nicht fassen, was da gerade geschehen war. Dieses kleine Engelchen konnte ja fliegen. Und ohne weiter nachzudenken, öffnete er das Fenster. Draußen war es ziemlich kalt und seine Mami würde sicher schimpfen, wenn er nur mit dem Schlafanzug bekleidet aus dem offenen Fenster schaute. Doch das Engelchen sprach plötzlich zu ihm: „Hallo Sunny! Na, wollen wir eine Runde zusammen fliegen?“ Und Sunny, der seinen Augen und Ohren nicht mehr traute, nickte eifrig. Natürlich wollte er mit dem Engel fliegen, nur wohin? Als ob das Engelchen seine Frage gehört hätte, sagte es schnell: „Na raus ins All, wohin denn sonst!“ Sunny konnte seine Freude kaum noch zügeln. Er war selbstverständlich einverstanden und kletterte auf das Fensterbrett. Das Engelchen wurde plötzlich so groß wie Sunny und wies ihn an, sich auf seinen Rücken, gleich hinter die Flügel zu setzen. Sunny tat, wie ihm der Engel geheißen hatte und schon ging es los. Sie stiegen in den nachtschwarzen Himmel hinauf und Sunny schaute zurück auf seine hell erleuchtete Stadt. Ach, wie märchenhaft Hollywood doch von so weit oben aussah. Es war eine richtige Traumstadt. Und sie flogen immer höher. Schließlich durchbrachen sie die dichte Wolkendecke und unter ihnen formte sich die Erde so langsam zu einer riesigen blauen Kugel. Sunny kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So märchenhaft hatte er sich das am Nachmittag gar nicht vorgestellt. Und nun flog er bereits in dieses geheimnisvolle All und unter ihm lag die große Erdkugel. Nur, wo war die Lichterkette, die er um die Welt legen wollte? Der Engel schien auch das geahnt zu haben. Er meinte, dass es so eine lange Lichterkette nicht gab und das es etwas noch viel schöneres als diese Lichterkette gäbe. Sie flogen dem Morgenrot entgegen und plötzlich flirrte hinter der Erde buntes Licht. Was war das? Etwa doch eine Lichterkette? Nein, es war die Sonne, die langsam aus dem Erdschatten hervortrat. Dabei streifte sie die Erdatmosphäre und es entstanden die intensivsten und buntesten Farben. Sie schillerten und flirrten so imposant, dass Sunny wie gebannt dieses fantastische Schauspiel beobachtete. So etwas hatte er ja noch nie gesehen.

Die Farben breiteten sich über der gesamten Wolkendecke aus und tauchten sie in merkwürdige Schattierungen. Und aus dem Dunkel des Weltalls tauchte plötzlich etwas ganz Seltsames auf. Als die beiden näher kamen sahen sie die Weltraumstation, die wie ein stiller Beobachter ihre Bahn zog. Der Engel meinte, dass er so etwas sehr oft zu sehen bekäme und sich jedes Mal daran erfreute. Denn dieses Licht wäre für alle da. Immer, wenn es Tag wurde und wenn das Wetter schön war, konnte man es sehen. Und nun sah es auch Sunny. Warum war ihm das von unten noch nie aufgefallen? Er fragte den Engel danach. Der entgegnete ihm: „Weil Du nie darauf geachtet hast. Dabei ist es doch ganz einfach und es ist kostenlos.“

Sunny wusste, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte, um nach so etwas Schönem zu sehen. Und manchmal blieb er einfach viel zu lange im Bett. Aber von hier oben war alles so beeindruckend, wie es vielleicht von unten gar nicht sein konnte. Die beiden flogen einmal um die Welt und immer hatten sie dieses bunte Morgenlicht vor sich. Irgendwann meinte der Engel, dass es nun genug sei. Und er flog zurück. Sunny wollte sich gar nicht mehr lösen von diesem unfassbaren Anblick. Zu sehr war er von alledem verzaubert worden. Als sie die dichte Wolkendecke durchflogen hatten und sich Hollywood näherten, entdeckte Sunny schon von weitem das kleine leuchtende Weihnachtsbäumchen vor seinem Haus. Noch immer stand das Fenster weit offen und die Mami schien nichts bemerkt zu haben. Die beiden landeten auf dem Fensterbrett und Sunny stieg schnell ab. Ganz leise hopste er ins Zimmer und der Engel lächelte ihm noch einmal zu. Dann sagte er leise: „Schau nur immer genau hin, dann siehst Du auch die Farben dieser wunderschönen Welt. Und dann brauchst Du auch keine Lichterkette. Mach´s gut!“ Der Engel wurde wieder ganz klein und flog an das Weihnachtsbäumchen. Schließlich hing er wie vorher an einem Ast, so, als sei gar nichts gewesen. Sunny schloss schnell das Fenster und klapperte dabei ein wenig. Gerade noch rechtzeitig sprang er in sein Bett, da wurde die Tür geöffnet. Die Mami schaute nach ihm und wollte wissen, ob alles in Ordnung war. Da sah sie ihren Sunny friedlich in seinem Bettchen liegen. Sie konnte nicht wissen, dass Sunny gerade aus dem Weltall zurückgekehrt war und noch gar nicht schlief. Er hatte nur seine Augen ganz fest zusammen gekniffen, sodass die Mami beruhigt zum Fenster ging und hinausschaute. Da sah sie die Engelchen am Baume hängen und freute sich, denn bald war Weihnachten. Am nächsten Morgen war Sunny schon zeitig auf den Beinen und die Mami wunderte sich, dass ihr Sohn noch vor dem Frühstück durch Haus turnte. Er wollte nach den bunten Farben am Himmel sehen. Und tatsächlich, am Horizont sah der Himmel aus wie eine riesige Farbpalette. Schnell holte er seine Mami und zeigte ihr dieses märchenhafte Schauspiel. Die fand gar nichts Besonderes dabei, doch Sunny meinte, dass das die Lichterkette sei, die alle Kinder auf der Welt sehen könnten.

Da nahm die Mami ihren Sunny ganz fest in den Arm und sagte: „Na, das ist doch toll. Dann haben alle Kinder ja ein schönes Weihnachten, vielleicht.“

Und als sie Sunny fragte, wie er geschlafen habe, antwortete der nur: „Klasse! Es war ein wunderschöner Traum, den ich hatte.“

Die beiden setzten sich an den Frühstückstisch und in den Nachrichten brachte man gerade eine sonderbare Meldung: „Am heutigen Morgen wurde von der Weltraumstation gemeldet, dass man in der Nacht eine seltsame Lichterscheinung beobachten konnte. Es sah aus, als ob ein leuchtender Engel mit einem kleinen Jungen auf seinem Rücken durchs All flog, immer dem Morgenlicht entgegen …“

SUNNY UND DAS KLEINE KARUSSELL

Sunny ging sehr gern auf den Rummelplatz. Und immer, wenn die bunten Wagen in die Stadt kamen, wurde Sunny schon ganz ungeduldig. Seine Mami wusste das und so oft es ging liefen die beiden dann zu den vielen lustigen Karussells. Am liebsten saß Sunny in der kleinen feuerroten Feuerwehr, die hatte es ihm ganz besonders angetan. Doch wenn eines Tages die bunten Wagen wieder aus der Stadt rollten, wurde er ganz traurig.

Es war schon einige Monate her, dass ein Karussell auf der kleinen Wiese, in den Hollywood-Hills stand. Sunny wollte so gern mal wieder Karussell fahren, aber so sehr er sich das auch wünschte, nirgends konnte er einen solch bunten Wagen sehen.

Schließlich war Weihnachten nicht mehr weit und eines Nachts wurde Sunny von einem merkwürdigen Klappern geweckt. Erst schaute er sich in seinem Zimmer um, doch da konnte er nichts sehen, was dieses Geräusch hätte verursachen können. Er stand auf und lief zum Fenster und da sah er ihn: ein hell erleuchteter bunter Wagen fuhr gerade an seinem Fenster vorbei. Und als hätte der Fahrer in der Zugmaschine Sunnys neugieriges Gesicht gesehen, hielt er an und