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Am 14. Mai 1610 wird der gute König von Frankreich und Navara, Heinrich IV. von Francois Ravaillac in Paris ermordet. Es war das 18. Attentat auf dem Monarchen, was schließlich glückte. Das Motiv des Mörders war einen erneuten Bürgerkrieg hervorzurufen und das Edikt von Nantes abzuschaffen. Der verwirrte katholische Ravaillac dachte, dass die Calvinisten sich, insgeheim unterstützt vom König, für die "Bartholomäusnacht" rächen wollten, das Hugenottenmassaker des Jahres 1572. Sie wollten, so die Überzeugung des Attentäters, alle Katholiken zu ermorden. Das wollte er durch seinen Mordanschlag verhindern. Die Hintergründe der Tat sollen hier dargestellt werden.
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Seitenzahl: 32
Walter Brendel
Die Ermordung des guten Königs
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Übersetzer: © Copyrigh by Walter Brendel
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
Inhalt
Impressum
Einleitung
Die Bartolomäusnacht
Das Edikt von Nantes
Das Attentat und seine Folgen
Bestattung und Nachruf
Prozess und Hinrichtung von François Ravaillac
Schlussbemerkungen
Quellen
Der 1553 geborene Heinrich von Navarra, selbst aufgewachsen im reformierten Glauben und insgesamt sechsmal in seinem Leben konvertiert, war 1593 in den Schoß der römisch-katholischen Kirche zurückgekehrt, um seine Legitimation zu stärken. Als Führer der Hugenotten, der mit Mühe das Massaker der Bartholomäusnacht 1572 überlebt hatte, war Heinrich 1589 auf den Thron gelangt, doch die Religionskonflikte zwischen Katholiken und Protestanten tobten weiter.
Wie aber war Heinrich IV. wirklich? Er stammte auch einer Nebenlinie der französischen Dynastie der Valois, den Bourbonen. Da König Heinrich II. gleich vier Söhne hatte, die das Erwachsenenalter erreichten, schien es äußerst unwahrscheinlich, dass der am 13. Dezember 1553 geborene Sohn des Antoine von Bourbon und der Königin Johanna von Navarra je in die Nähe der französischen Krone kommen würde.
Doch die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts war eine bewegte Zeit: Heinrich II. starb schon mit 40 Jahren, sein ältester Sohn und Nachfolger Franz II. nach nur anderthalb Jahren auf dem Thron 1560 und dessen jüngere Brüder Karl IX. mit 24 Jahren 1574 und Heinrich III. durch die Klinge eines Mörders 1589 mit knapp 38 Jahren. Da alle drei Brüder (der vierte, Franz Herkules, starb mit 29 Jahren 1584) kinderlos blieben, zumindest was legitime männliche Nachkommen anging, rückte Heinrich von Navarra immer weiter nach vorne in der Thronfolge.
Frankreich war Anfang des 17. Jahrhunderts ein konsolidierter Staat. Nach jahrzehntelangem opferreichem Religionskrieg hatte König Heinrich IV. durch eine tolerante Innenpolitik das Land geeint und wirtschaftlich gestärkt. Jeder Bauer, so der König, solle sonntags „sein Huhn im Kochtopf“ haben. Nun begann ein Phänomen, das sich öfter in Frankreichs Geschichte zeigt: Immer wenn eine Revolution oder einen Bürgerkrieg überstanden waren, richtete sich die Aggressivität des Staates nach außen.
Als Betätigungsfeld bot sich das Deutsche Reich an, wo die religiösen Gegensätze besonders hart aufeinanderprallten. Die evangelischen Fürsten hatten sich 1608 zur „Union“ zusammengeschlossen, um ihre Interessen durchzusetzen. Als Gegenbewegung gründeten 1609 die katholischen Fürsten um Kaiser Rudolf II. die „Liga“. In dieser brisanten Situation starb Ende März 1609 Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve in Düsseldorf. Sein etwa 7000 Quadratkilometer großes Territorium am Niederrhein besaß große strategische Bedeutung, weshalb sofort ein Streit losbrach.
Johann Wilhelm war kinderlos gestorben, hinterließ aber vier verheiratete Schwestern, deren Ehemänner und Anverwandten ihre Ansprüche geltend machten. An der Spitze standen Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Pfalzgraf Philipp von Neuburg. Beide gehörten zur evangelischen „Union“.
Kaiser Rudolf II. handelte entgegen seinem Naturell diesmal ohne Zögern. Er ließ Truppen aus den Spanischen Niederlanden (etwa das heutige Belgien) nach Jülich-Kleve einmarschieren und erklärte das Land zum kaiserlichen Eigentum. Formell war der Habsburger damit im Recht, denn ein Land, dessen Fürst ohne Erben gestorben war, fiel als „erledigtes Lehen“ an den Kaiser zurück.
Der Brandenburger und der Pfalzgraf wollten sich damit natürlich nicht abfinden. König Heinrich IV., dem eine Ausweitung der kaiserlichen Macht am Rhein nicht ins Konzept passte, bot der „Union“ militärischen Beistand an. Dabei steuerte er zielbewusst auf einen gesamteuropäischen Konflikt hin, denn Frankreichs Diplomaten verhandelten nicht nur mit den evangelischen Fürsten Deutschlands, sondern auch mit England und den Niederlanden, die das Habsburgerreich von Norden angreifen sollten, während der Herzog von Savoyen die Rolle des Angreifers von Italien aus übernahm.