Die UFO-Akten 28 - Earl Warren - E-Book

Die UFO-Akten 28 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

In Las Vegas wird in einem Casino ein grünlich leuchtender Mann gesehen, der offenbar durch Wände gehen und Einfluss auf die Spielautomaten ausüben kann. Nur wenige Casinobesucher bekommen ihn aus der Nähe zu Gesicht. Doch genauso plötzlich, wie der Leuchtende aufgetaucht ist, verschwindet er auch wieder. Gleichzeitig erscheinen drei UFOs über dem Strip.
Besteht zwischen diesen Ereignissen womöglich ein Zusammenhang? Um dem Phänomen auf den Grund zu gehen, werden Cliff Conroy und Judy Davenport von Senator Campbell in Marsch gesetzt. Bereits die Anreise nach Nevada erweist sich als gefährlich: Jemand verübt einen Mordanschlag auf die beiden Bundesmarshals! Doch das ist erst der Anfang eines Abenteuers, das sie mehr als einmal in Lebensgefahr bringt ...


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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Der leuchtende Mann

UFO-Archiv

Vorschau

Impressum

Earl Warren

Der leuchtende Mann

Flamingo Hotel

Las Vegas, Nevada, 25. September 2022, 15:45 Uhr

Im hoteleigenen Casino fütterte die verwitwete und zweifach geschiedene Mrs. Oprah C. Turner unermüdlich die Spielautomaten. Ihren geröteten Wangen und dem fokussierten Blick konnte man deutlich die Konzentration ansehen, mit der sie sich ihrer P‍a‍s‍s‍i‍o‍n widmete. Immerzu warf sie neue Münzen ein und betätigte die Hebel. Fast schien es so, als wollte sie die bunten Glitzerkästen hypnotisieren.

Bis sie selbst unter einen hypnotischen Bann zu fallen schien – denn plötzlich hielt die alte Dame inne und wandte sich wie unter Zwang um. Ihre Miene zeigte panischen Schrecken, und in ihren Pupillen spiegelte sich ein grünlicher Schimmer ...

Im Vergleich zum Mandala Bay mit seinen 4.766 Zimmern und vielen Casinosälen war das Flamingo gut tausend Zimmer kleiner. Doch es hatte sein eigenes Flair und galt als altehrwürdig für die Begriffe der Superlativ-Spielerstadt Las Vegas. Bugsy Siegel, First-Class-Mafioso, Schönling und Playboy seines Zeichens hatte die Glücksspielindustrie in Las Vegas gleich nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Boden gestampft.

Das Flamingo war sein erstes Projekt gewesen. Seit Bugsy sich eine Kugel durchs Auge und sämtliche Hirnwindungen einfing, war das Gebäude mehrfach um- und ausgebaut, aber auch restauriert worden.

Mrs. Turner interessierte die Historie der Luxusimmobilie wenig. Sie war eine große, hagere Frau von achtundsechzig Jahren, die sie nie zugab. Mehrfach geliftet, die Haut solariumgedörrt und -gebräunt, modisch und schrill gekleidet, mit silbergrau-lila getönten Haaren.

An ihren krallenartigen Fingern glitzerten etliche große Ringe. Sie trug überhaupt sehr viel Schmuck. Ihre Leidenschaft galt dem Glücksspiel. Besonders im Flamingo war sie eine bekannte Erscheinung und gehörte schon zum Inventar.

Sie brachte täglich im Schnitt sechs bis acht Stunden hauptsächlich bei den Automaten zu. Das Geld, das sie bei zwei Scheidungen und als Erbschaft aus ihren Ehemännern herausgeholt hatte, versuchte sie in die Automatenrachen zu stopfen.

Auch jetzt spielte sie an drei Automaten gleichzeitig. Einer davon war ans Megabucks-System angeschlossen, also mit über einhundertfünfzig Casinos in Nevada digital verknüpft. Das ermöglichte riesige Gewinne – in Millionenhöhe. Neununddreißig Millionen Dollar war der bisher erzielte Höchstgewinn gewesen – mit drei Dollar Einsatz.

Jeweils drei Dollar einzuwerfen, damit hielt sich die geizige und zugleich spielsüchtige Witwe zurück. Die beiden anderen Automaten, die sie spielte, hatten Einsätze von fünfzig und fünfundzwanzig Cent. Dafür rappelte es dort tatsächlich und es kamen Münzen heraus, wenn man gewann. Auf dieses konservative Erlebnis wollte Mrs. Turner nicht verzichten. Es törnte sie an.

Sie warf also ihre Münzen ein und betätigte die Hebel der Slot Machines. So wie sie spielte, hätte sie eine Sehnenscheidenentzündung oder einen Tennisarm befürchten müssen. Bisher war das zum Glück noch nicht der Fall gewesen. Es ratterte, blinkte und rasselte. Bis jetzt hatte sie nur sehr bescheiden gewonnen, doch zumindest keine hohen Verluste erzielt.

Wie viele Spieler träumte sie vom Megabucks-Jackpot. Er fiel zwar tatsächlich mal an, doch äußerst selten. Im Prinzip fraßen die Slot Machines mehr als sie auszahlten. Die Menge machte es.

Allerdings gab es unglaubliche Zufälle und Kapriolen des Glücks.

Ein gewisser Elmer Sherwin, ein Weltkriegsveteran, hatte 1998 im zarten Alter von sechsundsiebzig Jahren im Mirage Casino satte 4,6 Millionen Dollar gewonnen. Und 2005 noch einmal 21 Millionen Dollar eingesackt, als er an den Ort seines Triumphes zurückkehrte. Da war er zweiundneunzig gewesen. Einen Großteil des Geldes spendete er den Opfern des Hurrikans Katrina – mitnehmen konnte er nichts.

Solche Legenden wurden erzählt.

An diesem Nachmittag, bei sehr flauem Betrieb, hielt sich außer Mrs. Turner nur eine einzige weitere Person, eine Spielerin, in der glitzernden Halle auf, in der die Spielautomaten ein eigenes Leben zu führen schienen. Die beiden Frauen begegneten sich öfter, sie teilten die gleiche Leidenschaft. Doch sie hatten nie auch nur ein einziges Wort miteinander gewechselt, stattdessen nickten sie sich bloß zu, wenn sie sich sahen.

Sie waren Schwestern, Vertraute – unterschiedlicher Herkunft, mit verschiedenen Namen, aber wesensgleich.

Oprah Turner bediente virtuos ihre Automaten. Dass es nur eine bestimmte Auszahlungsquote gab und die Maschine mathematisch gesehen immer mehr einbehielt als sie auszahlte, konnte ihr niemand glaubhaft machen. Sie vertraute fest auf ein Glück, das schon längst mechanisiert und computergesteuert war.

Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung neben sich. Sie dachte zuerst, einer vom Aufsichtspersonal des Casinos würde ihr über die Schulter sehen.

Dann sah sie das grüne Leuchten. Irritiert drehte sie sich um und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Da stand nämlich ein grün leuchtender Mann.

Er hatte eine normale Größe, war etwa einssiebzig groß und schlank. Was für eine Kleidung er trug, registrierte die Witwe nicht. Das grüne Leuchten brachte sie völlig aus dem Konzept. Sie zwinkerte, kniff die Augen zusammen – die Erscheinung blieb.

Mit ernstem Gesichtsausdruck betrachtete der leuchtende Mann die hagere Witwe mit der großen Handtasche, in der sie ihre Münzgewinne wegtrug, wenn sie welche hatte.

Der Leuchtende lächelte. Er öffnete den Mund und bewegte die Lippen, doch es kam kein Ton heraus.

Mrs. Turner nahm einiges an Tabletten und Vitaminpräparaten ein. Uppers und Downers, um die jeweilige Stimmung zu heben oder zu senken. Sie fragte sich nun, ob sie vielleicht eine falsche Pille erwischt hatte – LSD? Jedenfalls war so ein grünlich Leuchtender nicht normal.

»Was soll das?«, fragte sie streng. Angst hatte sie nicht direkt, dafür war sie zu egozentrisch. Aber unerwartete Ereignisse jagten auch ihr hin und wieder einen Schrecken ein. So wie jetzt. »Gehören Sie zum Casinopersonal? Soll das ein Gag sein?«

Der leuchtende Mann schwieg.

»Ist das ein Zaubertrick? Handelt es sich hierbei um eine Showeinlage von David Copperfield oder den Ehrlich Brothers? Werde ich jetzt gefilmt? Ist etwa die Versteckte Kamera vor Ort?«

Wieder erhielt sie keine Antwort.

»Sir, ich rede mit Ihnen! Geben Sie sich zu erkennen! Sonst...« Sie griff in die Handtasche und holte eine kleine Spraydose hervor. »Wissen Sie, was das ist? Tränengasspray. Soll ich Ihnen eine Ladung verpassen? Ich fühle mich nämlich bedroht von Ihnen.«

Der Leuchtende gab immer noch keinen Ton von sich. Er bewegte nur abwehrend den Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand horizontal hin und her. Lass das, bedeutete es.

Er zeigte auf die Automaten, an denen Mrs. Turner spielte, nickte dann und bewegte wieder die Lippen.

Mrs. Turner hatte als sie noch jung gewesen war, vor ihrer ersten Ehe, als Synchronsprecherin gearbeitet. Dabei musste sie von den Lippen derer ablesen, die sie synchronisierte, um die Aussprache zu koordinieren. Alles hatte sie nicht verlernt.

Jackpot, las sie von den Lippen des Leuchtenden ab. Und: Super Bowl.

Das genügte. Die hagere Witwe mit dem geierartigen Gesicht erstarrte. Ein Schauder durchzuckte sie. Sie staunte. Der Jackpot, die Serie, der Hauptgewinn, wenn sich der Automat seine Münzenseele aus dem Leib spuckte? Allerdings war das kein Megabucks mit digitaler Vernetzung. Im Vergleich zu den hohen Gewinnen dort also marginal.

Sie spitzte die Lippen über den nikotingelben Zähnen.

»Gib mir den Megabucks!«, verlangte sie.

Raffgierig und entschlossen war sie immer gewesen.

Der Leuchtende machte eine verneinende Geste.

Mrs. Turner bedrohte ihn mit dem Tränengasspray.

»Den Megabucks – oder ...«

Der leuchtende Mann ging einfach weiter, schwebte fort. Er glitt lautlos über den Boden und beachtete sie nicht mehr.

Sie schaute ihm nach. Konnte das sein? Kanten und Metall gingen durch dessen Körper hindurch. Hinter diesen fügte er sich wieder zusammen. Was war das? Ein Hologramm? Träumte sie, hatte sie eine Halluzination?

Mrs. Turner hätte die Erscheinung gerne verfolgt, aus purer Neugierde, um mehr zu erfahren. Doch sie wollte ihre Automaten nicht im Stich lassen. Verblüfft stellte sie fest, dass die drei Spielautomaten allesamt stillgestanden hatten. Jetzt setzten sich die Walzen wieder in Bewegung. Die Laufzeit war kurz.

Der Leuchtende entschwand aus dem Blickfeld der völlig verblüfften Witwe.

Dann geschah es. Die beiden Spielautomaten, die sie mit Fünfzig- und Fünfundzwanzig-Cent-Münzen gefüttert hatte, zeigten beide drei gleiche Symbole an. Mit goldenen Kronen – zweimal der Jackpot. Hauptgewinn, die Serie. Mit einem Jauchzer stürzte sich Oprah Turner auf die Automaten. Sie hebelte immer wieder.

»Jackpot!«, jubelte sie.

Dann fiel ihr auf, dass es nicht der Megabucks war. Sie fauchte wie eine Wildkatze und trommelte mit beiden Fäusten auf die Slot Machines, schlug auf sie ein.

Sie kreischte.

»Du leuchtender Bastard, du Arschloch! Warum hast du mir nicht den Megabucks gegeben, wenn du das kannst? In der tiefsten Hölle sollst du schmoren.«

Doch sie nahm ihren Gewinn. Eine Münzenflut quoll aus den Automaten. Silberdollars fielen auf den Boden. Mrs. Turner würde Hilfe brauchen, um den Gewinn fortzuschleppen, trotzdem war sie sehr unzufrieden.

Im nächsten Augenblick kam die andere Spielerin auf Oprah Turner zu. Es handelte sich ebenfalls um eine ältere Frau. Als sie Mrs. Turner ihre Hand zur Beglückwünschung entgegenstreckte, schnitt diese nur ein saures Gesicht.

»Wie schaust du denn drein? Bist du nicht glücklich? Du hast bestimmt dreitausend Dollar gewonnen. Oder noch mehr! – Oh! An zwei Automaten gleichzeitig Jackpot. Das gibt es doch nicht. Wie hast du das gemacht, Honey?«

»Ein leuchtender Mann war hier. Er hat das bewirkt. Hast du ihn nicht gesehen?«

»Nein. Ein leuchtender Mann? Bist du high? Was soll das sein?«

»Wenn ich es dir sage.«

Die beiden Frauen redeten vertraut miteinander, obwohl keine den Namen der anderen kannte oder sonst Näheres von dem Gegenüber wusste.

»Wo ist er hin? Kannst du ihn mal zu mir schicken? – Nein, so etwas. Das Geld sprudelt nur so heraus. Wie ein Sturzbach ist das, und noch immer kein Ende. – Was willst du denn mehr?«

»Den Megabucks. Den gab er mir nicht, dieser Hund.«

Oprah C. Turner blieb bei ihren Automaten. Die andere Frau leistete ihr dabei Gesellschaft. Den Leuchtenden wollte die Witwe nicht verfolgen. Ihr, wenn auch im Vergleich zum Megabucks kleiner Jackpot, war ihr stattdessen lieber. Auch Kleinvieh machte Mist. Sie würde dem Leuchtenden jedoch bis ans Ende ihrer Tage übel nehmen, dass er sie nicht den Megabucks hatte gewinnen lassen.

Casino des Flamingo Hotels

Las Vegas, Nevada, 25. September 2022, 16:04 Uhr

Der leuchtende Mann tauchte auch anderswo im Casino auf. In den Roulettesälen mit der gedämpften Atmosphäre, die etwas Unwirkliches hatte. Dort flutschten die Jetons im Wert bis hoch zu zehntausend Dollars über die Tische, stapelten sich und schnarrten die Elfenbeinkugeln in den Roulettekesseln über die Zahlen.

Die Croupiers und die Chefs de Tables machten ihre Ansagen. Vier Männer oder Frauen standen zur Bedienung des Roulettes an jedem Tisch. Alles fand in einem gemäßigten Tonfall statt. Die Kugel schnarrte dahin. Aller Augen waren gebannt auf sie gerichtet, voller Hoffnung, dass sie ihnen den Gewinn bringen sollte.

Die Ansagen der Croupiers erfolgten in Englisch. Es gab die Doppelnull.

»Make your bets!«, hieß es.

Einfache, mehrfache und niedrige Chancen konnten gesetzt werden. Kolonnen, Kesselspiele und Finalen. Auf dem grünen Tableau stapelten sich die Chips. Hier konnte man auch mit privaten Chips spielen, deren Wert jeweils nur für den betreffenden Tisch galt und die zu keinem anderen mitgenommen werden konnten.

Die vielfachen Kombinationen waren für Neulinge verwirrend. Man konnte sich in sie vertiefen. Manch einer hatte sich schon den Kopf über ein todsicheres Roulettesystem zerbrochen, das letztendlich immer scheiterte. Es war eine Welt für sich, in deren Faszination man sich verlieren konnte. Letztendlich gewann immer die Bank.

Der Leuchtende schwebte herein. Durch die Menge und durch die Roulettetische. Er gab keinen Ton von sich und war einfach da. Besondere Bewegungen machte er nicht. Abgesehen davon, dass er grünlich schimmerte, sah er durchschnittlich aus.

Er war mittelgroß und von mittlerer Gestalt. Er trug eine Brille, auch die war grün leuchtend gewesen. Seine ethnische Zugehörigkeit konnte keiner bestimmen. Grün war schließlich keine menschliche Hautfarbe. Seine Haare waren glatt.

Alle schauten verblüfft umher. Die Roulettekessel schnurrten, die Kugeln kreisten und kamen zum Stillstand. Der Leuchtende verschwand durch die Wand.

Atemlose Stille herrschte. Dann brach ein Tumult aus. Alle redeten durcheinander. Das Roulette war vergessen.

»Was war das? Wer war das?«

»Eine Reklame für Star Wars?«

»Ein Gespenst?«

»Ein Hinweis auf eine Show, die heute im Casino stattfindet.«

Von einer Show, auf die ein grüner Mann hinweisen sollte, wusste niemand etwas.

»Nein, ein Hologramm. Das ist eine Überraschung von der Geschäftsleitung. Was die sich immer ausdenkt, um die Leute in ihr Casino zu locken.«

Ein im Saal anwesender Psychiater erklärte: »Es handelt sich zweifelsohne um eine Massensuggestion. Es gibt keine grün leuchtenden Männer.«

Als er seinen Satz gerade beendet hatte, schallten ihm unmittelbar Einwände entgegen.

»Wir haben ihn alle gesehen.«

»Deshalb ist es ja eine Massensuggestion.«

»Weshalb sollte die im Flamingo Hotel nachmittags auftreten?«

»Woher soll ich denn das wissen? Las Vegas ist immer für eine Überraschung gut.«

Ein stämmiger, glatzköpfiger Casinobesucher in legerer Kleidung tippte sich an die Stirn.

»Der Strip lockt Besucher aus aller Welt an.«

»Vielleicht auch vom Mars. Das kann nur ein Alien gewesen sein.«

Verschiedene Vermutungen wurden geäußert. Die Croupiers hatten das Sicherheitspersonal verständigt. Die Ausgänge wurden sofort geschlossen. Es gab jedoch keine Panik, schließlich wurde nicht geschossen. Ein Amoklauf, wie sie in den USA regelmäßig vorkamen, war es nicht.

Der leuchtende Mann war unbewaffnet. Er wurde dann noch an den Baccara-Tischen zwei Stockwerke höher gesehen. Dort schwebte er zügig hindurch, ohne sich aufzuhalten und verschwand durch die Wand in einem Aufzugsschacht.

Kurz darauf meldete ein Casinoangestellter der Security, dass der Grüne bei dem Flamingoteich auf dem Außengelände gesichtet worden sei. Der Chef der Security und drei seiner Mitarbeiter rannten unverzüglich hinaus aufs Gelände, drei Männer und eine Frau in Uniform. Sie waren mit Taser und Pistolen ausgerüstet.

Im Hotel hatte man keinen Alarm gegeben. Abgesehen von den direkten Augenzeugen war bisher niemand involviert.

Die Security-Mitarbeiter sahen den Leuchtenden im Park bei den rosa Flamingos stehen. Etwa drei Dutzend Zuschauer betrachteten diese grazilen Tiere im Innenhof des Casino-Hotels. Unter der Menschentraube befanden sich auch Ehepaare mit Kindern.

»Mom!«, rief ein kleines Mädchen. »Da ist ein grüner Mann. Wie putzig.«

Die Mutter telefonierte gerade mit dem Smartphone und war abgelenkt.

»Erzähle nicht solchen Unsinn, Sharon. Was denkst du dir immer aus?«

Rufe von anderen zeigten der Mutter, dass es kein Unsinn war. Ihrem Gesicht war die Verblüffung anzusehen. Dann reagierte sie schnell und nahm den leuchtenden Mann mit dem Mobiltelefon per Video-App auf. So entstand eine authentische Aufzeichnung.

Die Flamingos ließen sich von dem Leuchtenden nicht stören. Gravitätisch wateten sie durchs Wasser oder standen auf einem Bein. Manchmal tauchten sie den Schnabel ein, um Futterbrocken hervorzuholen. Es gab kein Netz und keine Kuppel über dem Teich. Die Flamingos wussten, wo sie hingehörten.

Sie flogen nicht weg. Und wenn es doch mal welche taten, kehrten sie nach kurzer Zeit wieder zurück oder konnten mittels Peilsender am Bein problemlos eingesammelt werden.

Der Security Chief, ein Schwarzer, und seine Kollegen stürmten ans Ufer.

Sie zogen ihre Pistolen und richteten sie auf den Grünen.

»Ergeben Sie sich! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«, rief der Chief.

Der leuchtende Mann reagierte nicht.

Der Chief feuerte einen Schuss ins Wasser. Eine Fontäne spritzte hoch auf.

»Rauskommen!«

Der Schuss war ein Fehler. Der Chief hätte sich besser mit seinen Leuten ins Wasser hineinbegeben und den leuchtenden Mann umzingeln sollen. Stattdessen entstand nun eine Panik, kaum nachdem der Schuss gefallen war. Die Zuschauer am Flamingosee flüchteten schreiend oder kauerten sich nieder, warfen sich auf den Boden und suchten Deckung.

Ein Schwarm von Flamingos flog kreischend umher und stob davon. Der grüne Mann verschwand, als ob es ihn nie gegeben hätte. Von einem Moment zum anderen löste er sich auf.

»Chief, du hast ihn erschossen!«, rief eine Kollegin entsetzt.

»Das ist gar nicht möglich. Ich habe ins Wasser geschossen. Ihn habe ich nicht getroffen.«

Der Chief war verdattert. Das ging über seinen Verstand.

»Wo ist er denn nur?«

Als sich nichts mehr regte, rief der Chief übers Handy per Kurzwahl den Casino-Manager an. Die Zuschauer waren schon längst weggerannt oder erhoben sich gerade wieder aus ihrer Deckung. Die Flamingos waren bis auf einen fort.

»Bob!«, wandte er sich an seinen Vorgesetzten, denn beim Personal ging es vom Ton her leger zu. »Wir haben ein Problem.«

»Was ist mit dem Grünen?«

»Er ist weg.«

Der Chief schilderte kurz, was geschehen war.

»Well, das klingt seltsam«, antwortete ihm der Manager trocken.

»Was soll ich tun?«

»Den Sheriff verständigen. Das Police Department.«

»Okay.«

Zur gleichen Zeit waren über dem Strip von Las Vegas drei UFOs gesichtet worden. Sie tauchten ganz plötzlich auf, hingen wie hingezaubert in mehreren hundert Metern Höhe in der Luft. Untertassenförmige Körper von unbekannter Bauart. Eines stand leicht schräg, die beiden anderen schwebten waagerecht in der Luft.

Passanten und Einwohner wurden auf die Flugobjekte aufmerksam. Man wies sich gegenseitig darauf hin.

»UFOs über Las Vegas!«

Foto- und Videoaufnahmen wurden gemacht. Später sollte sich herausstellen, dass sie alle verwaschen und unscharf waren, und alle möglichen Interpretationen zuließen. Noch bevor diese UFOs eine hohe Aufmerksamkeit erregten, rasten sie abrupt mit einem Tempo, das allen Naturgesetzen widersprach, weg.

Sie teleportierten sich förmlich fort. Erst schwebten sie noch am Himmel, dann waren sie schlagartig hunderte Meter weiter. Und dann rasten sie in einem steilen Winkel in einer nicht nachvollziehbaren Geschwindigkeit davon. Sie wurden nicht mehr gesehen.

Zwischen ihrer Präsenz und dem Erscheinen des leuchtenden Mannes schien es zunächst keinen Zusammenhang zu geben.

Mojave-Wüste

Nevada, 27. September 2022, 11:25 Uhr

Der Winnebago fuhr mit gemächlichen fünfundfünfzig Meilen auf dem Highway 93 von Norden her in Richtung Las Vegas und den dazugehörigen, mit Vegas verschmolzenen Städten North Las Vegas, Sunrise Manor, Spring Valley, Paradise und Henderson.

Insgesamt hatte die Metropolitan Area fast zwei Millionen Einwohner, ein Drittel davon verfiel auf das weltberühmte Spielerparadies Las Vegas mit seinen fantastischen, luxuriösen Casino-Hotelbauten. Die meisten davon lagen am markanten 4,2 Meilen langen Las Vegas Strip.

Schrill, bunt, alle Rekorde brechend. Nur Hongkong und Tokio konnten in Bezug darauf in ihrem Zentrum mithalten. Der Strom von Touristen flutete über drei Airports täglich und stündlich nach Vegas hinein und aus der Stadt wieder hinaus.