Dorian Hunter 77 - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 77 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Junge und alte Männer und Frauen tanzten. Viele waren mit weißen Symbolen bemalt. Ein bildhübsches schwarzes Mädchen wand sich vor Boumba. »Azaka-Tonnerre! Ich spüre dich, großer Gott des Donners und des Blitzes, Schutzherr der Felder und der keimenden Saat. Du hast deine unwürdige Dienerin Ambaka erwählt.«
Daraufhin fiel eine hässliche alte Vettel mit verdrehten Augen zu Boden und blieb zuckend liegen. Niemand kümmerte sich um sie ...


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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE NACHT DER ZOMBIES

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält. Ihre Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auftaucht: Hekate hat Dorian einst in seinem Leben als Georg Rudolf Speyer abgöttisch geliebt. Dass sie ihn jetzt ebenso abgrundtief hasst, ist nicht allein auf ihre Krönung zum neuen Oberhaupt der Schwarzen Familie zurückzuführen. Dorian hat sie in seinem vierten Leben Michele da Mosto verraten und dem Verderben preisgegeben. Als Donald Chapman verschwindet, folgt Dorian der Fährte ins Baskenland, während Coco ihren Sohn besucht und auf dem Rückweg an einem magischen Kongress teilnimmt ...

DIE NACHT DER ZOMBIES

von Earl Warren

»Papa Legba, öffne die Schranke für mich, öffne die Schranke, auf dass ich eintreten kann! Voodoo Legba, öffne die Schranke für mich! Wenn ich zurückkehre, werde ich den Göttern danken.«

Papaloa Boumba, der oberste Priester des Voodoo-Kults, leitete selbst die Zeremonie und sprach die traditionellen Worte. Der zwei Meter große Mann mit dem weißen Umhang stand vor dem hoch lodernden Feuer. Seine Augen leuchteten fanatisch. Er hatte die Arme ausgebreitet.

Zwei Hungans, einfache Priester des Kults, schwenkten die Kürbisrasseln. Am Rande des Lichtkreises schlugen Mambos – Priesterinnen – auf die Trommeln. Genau wie die Hungans trugen sie eng anliegende, schwarze Kleidung. Schweiß strömte über ihre entrückten Gesichter und über die fast nackten Körper der Tanzenden.

Es war eine besondere Feier, die auf der alten Pflanzung nördlich von Port-au-Prince stattfand. Nur Auserwählte hatten Zu‍tritt. Unbefugte wurden von mit Schnellfeuergewehren bewaff‍neten Wachtposten außerhalb der wuchtigen Mauern gehalten.

1. Kapitel

Doch diese Wachtposten wären eigentlich gar nicht nötig gewesen. Papaloa Boumbas Ruf und Einfluss genügten, um die Menschen abzuschrecken. Selbst die berüchtigte Geheimpolizei zitterte vor Papaloa Boumba, der mit seinem Geburtsnamen Guulf de Sylvain hieß.

Der schlanke, sehnige Mischling mit dem weißen Gewand nahm nun den Krug mit dem weißen Zuckerrohrschnaps von dem wackeligen Tisch am Feuer. Er war ein Könner seines Metiers. Er verstand es, seine Anhänger anzustacheln und in Ekstase zu versetzen.

Nun war es Zeit für den nächsten Schritt.

Papaloa Boumba füllte seinen Mund mit dem scharfen, mit Pfeffer versetzten Schnaps und spie ihn über die Tanzenden. Er schritt durch den Reigen der halb nackten Männer und Frauen mit den verzückten Gesichtern, sprach seine Beschwörungen und füllte dabei immer wieder den Mund mit Schnaps, den er ausspie.

Junge und alte Männer und Frauen tanzten. Viele waren mit weißen Symbolen bemalt. Ein bildhübsches schwarzes Mädchen, nur mit einem kurzen bedruckten Rock bekleidet, wand sich stehend vor Boumba. Er bemerkte ihre Schönheit in diesem Augenblick ebenso wenig wie den unförmigen Bauch eines Mannes oder die Hängebrüste einer hässlichen alten Vettel.

»Azaka-Tonnerre!«, schrie sie mit schriller Stimme. »Ich spüre dich, großer Gott des Donners und des Blitzes, Schutzherr der Felder und der keimenden Saat. Du hast deine unwürdige Dienerin Ambaka erwählt.«

Mit verdrehten Augen fiel die Alte zu Boden und blieb zuckend liegen. Niemand kümmerte sich um sie.

Papaloa Boumba bespie die Mambos, die fast auf ihren langen, schmalen Trommeln ritten, weiter mit Schnaps. Gesänge hallten zum Sternenhimmel empor, an dem das Kreuz des Südens prangte. Nackte Füße stampften auf den festgetretenen Boden. Es roch scharf nach dem verdunstenden Alkohol, und eine leichte Brise wehte von den versumpften Zuckerrohrfeldern herüber.

»Schlachtet die Opfertiere!«, rief Papaloa Boumba.

Ein paar seiner Anhänger, die am Rande des Feuerscheins warteten, führten den schwarzen Stier herbei und brachten die Körbe mit den weißen Hühnern und Tauben. Der Stier wurde an dem Strick, der durch seinen Nasenring gezogen war, zum Feuer geführt. Er war unruhig. Zwei Männer mussten all ihre Kraft aufbieten, um ihn festzuhalten.

Papaloa Boumba warf den leeren Schnapskrug in die hoch lodernden Flammen. Seine Augen schienen zu glühen, sein Mund war zu einem grausamen, fanatischen Lächeln erstarrt.

Er war der König des Voodoo, der Oberste aller Magier und größte Hexer der Welt. Nichts waren sie alle gegen ihn, die Herrscher und Mächtigen der Staaten dieser Erde und der Schwarzen Familie der Dämonen. Und weniger als nichts waren jene anderen armen Narren, die sich anmaßten, wie er Papaloi des Voodoo zu sein.

Viele Zweige des Kultes gab es, doch die Zeit war gekommen, dass sie alle geeint wurden, durch ihn, Papaloa Boumba. Das würde eine seiner ersten großen Taten sein.

Ein Hungan hielt dem Stier ein paar Krautblätter hin. Wenn das Tier sie fraß, war es mit seiner Opferung einverstanden – so sagte es die Regel. Wenn es sie verschmähte, musste ein anderes Opfer gesucht werden.

Aber der Stier, der seit Langem gehungert hatte, fraß trotz seiner Nervosität das Kraut. Die Tanzenden und die unteren Priester, die Hungans und Mambos, schrien erfreut auf. Über zweihundert Menschen waren im Innenhof der alten Pflanzung versammelt.

Viel Blut hatte der Boden der Pflanzung getrunken, seit sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts von einem Franzosen gegründet worden war. Aufständische Sklaven hatten Großgrundbesitzer Jacques du Luc mit einer Lanze ans Tor eines Zuckerrohrsilos festgenagelt. Er starb unter Qualen, während sie über seine Frau und seine Töchter herfielen und sie anschließend abschlachteten.

Die du Lucs waren nur die ersten einer langen, langen Reihe von Opfern gewesen. Jetzt war die Plantage seit drei Jahrzehnten verwaist. Sie galt als verflucht. Zombies und die Geister der Toten sollten hier umgehen.

Aus diesem Grund hielt Papaloa Boumba die Zeremonie hier ab. Er wollte seinen Ruf noch mehr festigen, sein Ansehen bei seinen verschworenen Anhängern noch mehr stärken. Er, Papaloa Boumba, bot den Mächten der verfluchten Plantage die Stirn.

Er nahm nun das lange Opfermesser aus der Hand seines Hungan entgegen und stieß es dem Stier in die Halsschlagader. Blut spritzte hervor. Wieder und wieder stieß Papaloa mit dem Messer zu, und sein weißer Umhang wurde besudelt.

Die Tänzer schrien und heulten ekstatisch, sie zuckten, als bohre sich die Messerklinge in ihre Körper. Der Stier brüllte. Er wollte sich losreißen. Acht Männer hielten ihn jetzt am Strick, und er schleifte sie über den Boden.

Dann ließ seine Kraft nach. Seine Knie knickten ein. Eine Weile kauerte er. Seine Blase versagte. Er nässte den Sand, und Blut kam aus seinem Maul. Papaloa Boumba stützte die linke Hand auf das eine Horn des Stiers und reckte das blutige Messer hoch empor.

»Papa Legba!«, schrie er. »Mittler zwischen Göttern und Menschen, nimm dieses erste Opfer! Schicke sie alle! Damballa, Agwe, Azaka-Tonnerre, Ogun Ferraile, Ogun Badagri und Ezili, die Göttin der Liebe. Lass sie in die Körper ihrer Diener fahren! Lass uns ihre Pferde sein, ihre Chevals, lass sie uns reiten!«

»Lass sie uns reiten, Papa Legba!«, schrien die Tänzer. »Lass sie uns reiten, Papa Legba!«

Immer wieder riefen sie die Worte im Takt der Trommeln, untermalten die Anrufung mit schrillen oder dumpfen Lauten.

Das Blut des Stiers wurde von einem Hungan mit einer Schale aufgefangen. Weitere Hungans waren hinzugekommen. Sie schlachteten nun rasch die weißen Hühner und Tauben. Federn wirbelten auf, und Blut tropfte zu Boden.

Ein Hungan und eine Mambo hielten Papaloa Boumba die große, mit Ziselierungen verzierte Kupferschale mit dem Blut hin. Er ergriff einen Palmwedel, tauchte ihn in die Flüssigkeit ein und besprengte damit die Tanzenden. »Voodoo Legba!«

Ein rasender Trommelwirbel folgte. Die Kürbisrasseln wurden wie toll geschüttelt. Die Tänzer schrien sich die Kehlen heiser, stampften mit den Füßen auf und verdrehten die Augen. Die wilde exotische Zeremonie erreichte ihren Höhepunkt.

»Voodoo Loa!«, schrie Papaloa Boumba noch einmal.

Er schnitt die Augen des toten Stieres heraus und warf sie ins Feuer. Seine Anhänger heulten verzückt auf, und das Kreuz mit dem waagerechten Querbalken im Hintergrund, das Symbol Papa Legbas, wurde in Brand gesteckt. Manche der Voodoo-Tänzer wurden nun von ihren Göttern geritten. Sie waren besessen, waren davon überzeugt, dass ein Gott in sie gefahren war. Mit Bewegungen und Gesten versuchten sie, Eigenart und Rang dieses Gottes darzustellen.

Die anderen Tänzer betrachteten sie neidvoll, denn es galt als hohe Ehre, von einer Gottheit geritten zu werden. Sie umtanzten die Chevals, die Pferde. Manche stellten ihnen Fragen.

Papaloa Boumba betrachtete das Treiben mit verschränkten Armen. Viele Loas – Gottheiten – hatten ihm die Ehre gegeben.

Ein kräftiger Mann saß auf dem Boden und machte Ruderbewegungen. Er hatte die Augen geschlossen, und Schaum stand in seinen Mundwinkeln. Er sang ein Seefahrerlied in einem afrikanischen Stammesdialekt, den er nie gehört hatte. Agwe, der Herr der Meere, war in ihn gefahren.

Eine dicke Frau kroch mit schlangengleichen Windungen über den Boden. Ihre Brüste schleiften im Staub, ihre Augen waren geschlossen, ihre Zunge stieß blitzschnell vor und zurück.

»Damballa ist in ihr!«, kreischte ein dürres altes Weib. »Der Gott der Fruchtbarkeit reitet sie!«

Und eine hübsche Mulattin mittleren Alters warf sich vor der kriechenden Dicken nieder und umklammerte sie.

»Damballa!«, heulte sie. »Ich will ein Kind haben. Mein Mann wird mich verstoßen, wenn ich weiter unfruchtbar bleibe. Was soll ich tun, um Mutter zu werden?«

Die Dicke schaute sie mit starren Augen an und sprach zusammenhangslose Silben und Worte, die niemand verstand.

»Sag es mir, Damballa!«, flehte die Mulattin. »Drei Stiere und hundert Hähne will ich dir opfern.«

»Bade in den Vollmondnächten in einem Sud aus gekochten Kröten und Alraunenwurzeln!«, sagte die dicke Frau in haitianischem Französisch. »Gib das Blut eines schwarzen Hahnes, der um Mitternacht an einem Kreuzweg geschlachtet worden ist, hinzu! Nach den Vollmondnächten wirst du empfangen.«

Die Mulattin warf sich aufs Gesicht und verkrallte die Finger im Boden.

»Ich danke dir, Damballa!«, heulte sie. »Oh, ich danke dir, großer Loa!«

Ein herkulischer Farbiger lief zu Papaloa Boumba hin. Er riss das Opfermesser vom Tisch und fuchtelte damit herum.

»Wer von euch verfluchten Hurensöhnen kämpft mit mir?«, brüllte er. »Zeigt mir einen Feind, den ich töten kann!«

Westliche Wissenschaftler sprachen in solchen Fällen von Psychosen und Selbsthypnose. Papaloa Boumba und seine Anhänger konnten über solche Erklärungen nur verächtlich lächeln.

»Niemand von uns wagt es, sich dir entgegenzustellen, mächtiger Ogun Badagri, Gott des Krieges«, sagte Boumba zu dem Mann mit den rollenden Augen.

Der Cheval Ogun Badagri riss einen frisch geschlachteten Hahn hoch und beschmierte sich über und über mit seinem Blut. Dazu lachte er. »Gebt mir Rum! Wenn ich schon nicht kämpfen kann, so will ich wenigstens trinken. Los, her mit dem Schnaps, sonst steche ich euch alle nieder!«

Ein Hungan beeilte sich, Ogun Badagri einen Krug Rum zu holen. Es war bekannt, dass der Gott des Krieges ein gewaltiger Zecher war, der sehr unangenehm werden konnte, wenn man ihm den Trunk verweigerte.

Das bildschöne schwarze junge Mädchen legte auch die letzte Hülle ab. Es begann einen lasziven Tanz. Die Bewegungen waren eindeutig erotisch und versinnbildlichten Liebesspiel und Geschlechtsakt.

Männer und Frauen umtanzten die Schöne.

»Ezili!«, riefen sie. »Göttin der Liebe, du bist in unsere Mitte gekommen! Wir lieben dich, Ezili! Wir lieben dich alle!«

Die junge schlanke Frau mit den hohen Brüsten zog einen Mulatten an sich. Sie bedeckte ihn mit Küssen und sank mit ihm auf den Boden.

Papaloa nickte zufrieden. Der hünenhafte Farbige, der Cheval Ogun Badagris, leerte den Krug mit Rum auf einen Zug. Es waren zwei Liter hochprozentigen Zuckerrohrschnapses, aber er zeigte keine Wirkung bei dem Mann.

»Gebt mir mehr Rum«, brüllte er, »oder ich schlage euch die Köpfe ein!«

Die von Damballa besessene Dicke kroch jetzt auf das Feuer zu. Schon war sie so nahe, dass die Flammen sie hätten versengen, ihr Haar verbrennen müssen. Aber nichts geschah. Sie steckte sogar den Kopf mit der züngelnden Zunge ins Feuer hinein und zog ihn unbeschädigt wieder zurück.

»Großer Damballa!«, schrien die Voodoo-Anhänger, und die Trommeln und Kürbisrasseln klangen lauter.

Da passierten plötzlich furchtbare Dinge. Das Feuer loderte hoch auf, und eine Funkengarbe stob in den Nachthimmel hinein. Ein dämonisches Gelächter erklang. Erschrocken hörten die Mambos zu trommeln auf, und die Hungans schwangen die Kürbisrasseln nicht mehr.

Die Dicke, der Cheval des Schlangengottes Damballa, richtete sich auf und warf sich mit einem Aufschrei in die Flammen. Diesmal wurde sie nicht verschont. Ihre Schreie gellten durch die Nacht, und es stank nach verkohlendem Fleisch.

Der hünenhafte Farbige – Ogun Badagri, der Gott des Krieges – warf den frischen Rumkrug ins Feuer, das hoch aufloderte. Er packte das Messer und lief brüllend Amok. Wahllos stach er Männer und Frauen nieder. Vom Feuerschein beleuchtet, mit Blut besudelt, bot er einen schrecklichen Anblick.

Die schöne junge Frau aber, die von Ezili besessen war, verbiss sich in den Hals des über ihr liegenden Mulatten. Jäh wurde der junge Mann aus seinem Liebestraum geweckt. Die Besessene war nun ein wildes Tier.

Der Cheval Agwes packte sich selber am Hals und würgte sich, bis seine Augen hervorquollen. Röchelnd sank er nieder.

Papaloa Boumba stand wie angewurzelt da. Zuerst war er völlig konsterniert, aber dann erfüllte ihn rasender Zorn. Böse Kräfte störten die Zeremonie, schreckten nicht einmal vor den geheiligten Chevals zurück. Im Gegenteil, sie machten die von Gottheiten Gerittenen zu ihren Werkzeugen. Das war ein Frevel, wie es schlimmer keinen geben konnte, eine blasphemische Schändung des Voodoo-Kults. Nur Dämonen konnten so etwas wagen.

Boumba wurde aschgrau vor Wut.

»Erschlagt den Amokläufer!«, brüllte er. »Ergreift das Weib! Bei allen Göttern und aller Macht des Voodoo, das soll die Schwarze Familie büßen!«

Achtzehn Menschen stach der Amokläufer nieder, bis er selbst endlich den Tod fand. Steine hagelten auf ihn hernieder, mit Knüppeln schlugen die Männer auf den Rasenden ein.

Voodoo-Anhänger hatten Pistolen und einen Revolver geholt. Schüsse krachten, und drei Leute wurden bei dieser Gelegenheit von Kugeln verletzt. Aber mit Schusswunden, die hätten tödlich sein müssen, stach und schlug der besessene Cheval Ogun Badagris noch immer um sich. Er taumelte umher, brüllte und raste. Die Menschen, in deren Nähe er kam, flohen. Seine Bewegungen waren jetzt marionettenhaft. Ein Mann rammte ihm ein Messer ins Herz und erhielt selber einen klaffenden Schnitt. Wieder krachte der großkalibrige Coltrevolver. Der Schütze war Papaloa Boumba. Er hatte die Waffe dem Besitzer entrissen, der sie gerade erneut geladen hatte. Kaltblütig jagte er dem Amokläufer alle sechs Kugeln in den Kopf.

Endlich fiel der herkulische Farbige um und blieb reglos liegen. Der von Agwe besessene Mann hatte sich selber erwürgt, und die dicke, von Damballa gerittene Frau war im Feuer verbrannt. Das junge Mädchen aber hatten die Voodoo-Anhänger ergriffen.