Dorian Hunter 82 - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 82 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Der Dämonenkiller ist weiterhin auf der Suche nach der Mumie des Hermes Trismegistos. Die Abenteuer auf der Teufelsinsel und im Ural haben ihn in dieser Hinsicht keinen Schritt weiter gebracht.
Inzwischen sind Coco und Jeff auf dem Weg nach Andorra. Einige Kilometer nördlich der spanischen Grenze wollen sie den Cro Magnon möglichst ohne Aufsehen an Land und weiter zum Castillo Basajaun bringen. Doch kaum haben sie die Küste erreicht, gebärdet sich der Steinzeitmensch wie ein Verrückter - und führt Coco und Jeff auf die Spur der geraubten Mumie ...


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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE GERAUBTE MUMIE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält. Ihre Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auftaucht: Hekate wurde von Dorian in seinem vierten Leben als Michele da Mosto verraten, sodass ihre einstige Liebe sich in glühenden Hass verwandelt hat. Kurz darauf findet Dorian in einem verschütteten Laboratorium seines früheren Ichs Michele da Mosto eine Karte, die Asmodis Teufelsinsel zeigt. Eine Stelle ist markiert. Angeblich liegt dort die Mumie des Hermes Trismegistos begraben. Doch als Dorian sich auf die Insel begibt, findet er in der Gruft nur – einen Steinzeitmenschen ...

DIE GERAUBTE MUMIE

von Earl Warren

Ein Sturm fegte die Küste entlang und trieb dunkle Wolken vor sich her. Finster war die Nacht, und es herrschte hoher Seegang.

Coco Zamis saß im Bug des kleinen Bootes. Hinter ihr lag Cro Magnon, der Steinzeitmensch, gefesselt und betäubt. Zwei Schmuggler aus Perpignan ruderten.

Jeff Parker, der im Heck Platz genommen hatte, stellte den Kragen seines wetterfesten Sweaters hoch und zog den Kopf ein.

»Verdammt ungemütliches Wetter«, brummte er auf Englisch. »Hoffentlich sind wir bald an Land.«

Nur selten waren Sterne zu sehen oder schimmerte die bleiche Sichel des Mondes durch die Wolken.

Coco ließ sich das lange, schwarze Haar vom Wind zerzausen. Sie mochte raues Wetter und Sturm.

Aber in dieser Nacht war ihr nicht ganz wohl. Ihr Hexeninstinkt war es, der sie warnte. Coco glaubte, dass sich etwas Unheimliches und Bedrohliches unter dem Schutzmantel der Nacht verbarg und auf sie und die anderen lauerte.

1. Kapitel

Etwas Schreckliches, dem sie mit jedem Ruderschlag näher kamen. Sie überlegte, ob sie zur Jacht SACHEEN zurückrudern sollten. Aber was hätte sie Jeff Parker gegenüber als Grund angeben sollen, außer ihrer Intuition, die sie – wenn auch in wenigen Fällen – schon getrogen hatte? Außerdem war die stürmische Nacht ihre beste Chance, den Steinzeitmenschen, den sie nach seiner Rasse Cro Magnon genannt hatten, unbemerkt an Land zu bringen. Die Zöllner von Perpignan waren wachsam.

Coco entschied, nichts gegen die Fortsetzung der Fahrt vorzubringen. Mit ihren Hexenfähigkeiten konnte sie schon einiges ausrichten, falls sie auf Feinde stießen, und Jeff Parker war ein starker entschlossener Mann.

»Sei auf der Hut, Jeff!«, sagte sie. »Ich habe ein ungutes Gefühl.«

»Wer hätte das nicht in dieser schaukelnden Nussschale?«, fragte der Amerikaner. »Verflucht! Wenn wir nicht bald an Land kommen, werde ich mein Abendessen noch den Fischen geben müssen.«

Die beiden Ruderer sagten kein Wort. Jeff und auch Coco glaubten, dass sie nur französisch sprachen. Ein Besatzungsmitglied der SACHEEN hatte Verbindungen zu den Schmugglern von Perpignan gehabt und das Boot mit den beiden Männern bestellt. Perpignan war eine kleine Stadt in der Nähe der spanischen Grenze.

Es war kurz nach Mitternacht. Zur Linken sah man in einigen Kilometern Entfernung Lichter des Hafens von Port Vendres. Perpignan selbst lag nicht direkt an der Küste und hatte keinen Hafen.

Die dunkle Küstenlinie rückte näher. Sie war zackig und unregelmäßig. Es gab Klippen hier, kein Licht leuchtete ihnen.

Aber die beiden Schmuggler kannten den Weg. Sicher erreichten sie die Küste und legten in einer kleinen Bucht an. Hier wurde in mancher dunklen Nacht unverzolltes Gut gelöscht.

Der Kiel des Bootes knirschte auf den schmalen Strandstreifen.

Coco sprang als Erste an Land, schaute sich um, schloss die Augen und lauschte in die Dunkelheit hinein. Sie besaß keinen sechsten Sinn, aber sie konnte dämonische Ausstrahlungen spüren und in manchen Fällen auch andere Gefahren ahnen oder wittern.

Ihr Unbehagen verstärkte sich. Sie spürte Stiche in der Magengegend. Das war das letzte entscheidende Zeichen.

Jeff Parker gab den beiden Schmugglern in leisem Ton Anweisungen. Zu dritt stellten die Männer den über zwei Meter großen und entsprechend schweren Cro Magnon auf die Füße. Er musste gestützt werden, denn er hatte ein starkes Beruhigungsmittel ins Essen bekommen. Ein normaler Mann hätte geschlafen wie ein Stein; nicht so Cro Magnon.

Er brummte unwillig und bösartig. Seine Hände waren mit zwei Paar Handschellen zusammengekettet; zudem trug er Ketten um den muskelstrotzenden Oberkörper und um die Beine. So konnte er nur kleine Schritte machen. Kettenrasselnd bewegte er sich benommen und unbeholfen.

Die Wellen schlugen klatschend an den Strand.

Die drei Männer halfen dem Steinzeitmenschen, sich ans Ufer zu begeben. Cro Magnon trug das Hemd des dicksten Mannes der Jachtbesatzung und eine schwarze Hose, die ihm nur bis zur Mitte der Waden reichte. Er war barfuß.

Coco hatte einmal auf der Jacht versucht, ihm Schuhe an die Füße zu ziehen, und das Resultat reichte ihr heute noch. Cro Magnon hatte die Handschellen, die er damals trug, einfach aufgesprengt und ein Stück aus der Stahlrohrreling gerissen. Er hatte es nach Coco geschleudert, und es verfehlte ihren Kopf nur knapp. An den Füßen noch gefesselt, konnte er sie nicht verfolgen, aber er ruhte nicht eher, als bis er die Lederschuhe mit den Händen zerfetzt hatte.

Trotz des Windes und der Kälte fror Cro Magnon nicht.

Die Schmuggler zogen das Boot an Land und verbargen es unter einem überhängenden Felsen. Einer der beiden Männer brachte die dicke Wolldecke aus dem Boot mit, um sie Cro Magnon um die Schultern zu legen. Aber der Steinzeitmensch, den Jeff Parker stützte, schüttelte und sträubte sich.

»Geben Sie mir die Decke!«, sagte Coco auf Französisch. »Wenn er sie nicht will, soll er es lassen.«

»Oui, Madame«, meinte der Schmuggler nur.

Cocos Misstrauen verstärkte sich noch mehr.

Cro Magnon, der schwarzbärtige, schwarzhaarige Hüne, der mit den Kräften und der Statur des sagenhaften Herkules konkurrieren konnte, war eine äußerst ungewöhnliche Erscheinung. Die Schmuggler hätten eigentlich Fragen stellen müssen; dass sie es nicht taten, bewies, dass sie entweder stoischer und uninteressierter waren als alle Leute, die Coco bisher getroffen hatte, oder dass etwas anderes mit im Spiel war.

Zum Umkehren war es jetzt zu spät.

Jeff Parker und die beiden Schmuggler führten den gefesselten Cro Magnon auf einem Pfad den Steilhang hinauf. Irgendwo oben verlief die Küstenstraße. Coco hielt sich dicht hinter der Gruppe der vier Männer. Immer wieder brummte Cro Magnon, grollte und stieß gutturale Laute aus. Der Cro Magnon kannte keine moderne Sprache, nur eine steinzeitliche Silben- und Lautverständigung. Der aggressive Unterton der Laute, die der Steinzeitmensch von sich gab, war unmissverständlich.

Coco merkte, dass seine Schritte und Bewegungen sicherer wurden. Wahrscheinlich möbelte die frische Luft ihn auf, und die Wirkung des Betäubungsmittels ließ nach. Das gefiel Coco überhaupt nicht.

Die Gruppe erreichte nun den Rand des Steilhangs. Zwischen Felsen und Bodenerhebungen hindurch und an windzerzausten Pinien vorbei steuerten sie auf die Küstenstraße zu. Dort sollte ein Kleinbus warten, um Coco, Jeff und Cro Magnon nach Andorra zu bringen, zum Castillo Basajaun, dem neuen Stützpunkt der Gruppe um den Dämonenkiller.

Cro Magnon sträubte sich, weiterzugehen. Jeff Parker redete beruhigend auf ihn ein. Er wirkte neben dem hünenhaften Steinzeitmenschen wie ein Span von einem Mann. Cro Magnon erschien wie die archaische Verkörperung von Männlichkeit und Schönheit. Bei einem solchen Geschöpf konnte man glauben, dass es sich eine urzeitliche Erde mit gefährlichen wilden Bestien untertan gemacht hatte.

»Na komm, alter Junge!«, sagte Jeff. »Im Castillo Basajaun kriegst du auch ein halbes Dutzend rohe Steaks. Lass dich nicht feiern und geh weiter!«

Cro Magnon brummte und grollte noch lauter. Er stieß ein paarmal die gleiche gutturale Lautfolge aus. Man konnte ihn nicht verstehen, aber es klang wie eine Warnung.

Witterte Cro Magnon eine Gefahr?

Jeff Parker und die Schmuggler versuchten, ihn vorwärts zu zerren, aber der Steinzeitmensch stand wie ein Klotz da.

»Verdammt noch mal!«, sagte Jeff verärgert. »Der Bursche ist so störrisch wie ein Maulesel. Jetzt langt es mir. Ich gebe ihm eine Betäubungsspritze, und dann tragen wir ihn.«

»Viel Spaß!«, sagte Coco lakonisch.

Jeff Parker holte eine Einwegspritze mit bereits gefülltem Glaszylinder aus der Brusttasche. Mit klammen Fingern schälte er sie aus der Zellophanhülle und steckte die Injektionskanüle vorn fest. Der hintere stumpfe Teil der Kanüle durchstieß die Kunststoffversiegelung des Glaszylinders.

Parker hatte sich wohlweislich hinter den Cro Magnon gestellt. Die Schmuggler hatten den Steinzeitmann an den Armen gepackt.

»So, Freund«, sagte Jeff Parker. »Jetzt gibt es einen kleinen Piekser. Aber ihr Burschen habt ja früher als Morgengymnastik mit Säbelzahntigern gerungen. Da wird dir das nichts ausmachen.«

Er näherte sich dem Cro Magnon. Abrupt wandte dieser den Kopf um. Er sah die glitzernde Spritze in Jeff Parkers Hand. Sofort stieß er ein lautes Gebrüll aus und schüttelte die beiden kräftigen Schmuggler ab wie Strohpuppen.

»Vorsicht, Jeff!«, rief Coco.

»Er wird doch nicht ...«, begann der Amerikaner.

Doch bevor er den Satz beenden konnte, war es schon geschehen. Der tobende Hüne aus der Steinzeit sprengte seine beiden Handschellen und zerrte und rüttelte brüllend an den Ketten. Die fingerdicken Kettenglieder verbogen sich. Die beiden Schmuggler sprangen auf den Cro Magnon los. Einer schwang einen Totschläger, der andere hatte einen Stein aufgehoben.

»Bleibt weg von ihm!«, warnte sie Jeff. »Bevor er sich abgeregt hat, ist es lebensgefährlich, sich ihm zu nähern.«

Es war zu spät; die beiden Männer hörten nicht.

Cro Magnon hatte jetzt die Hände frei und die lähmende Wirkung des Beruhigungsmittels vollends abgeschüttelt. Er stieß einen herausfordernden Kampfschrei aus und gab wilde, teils schnaubende Laute von sich. Ein Hieb gegen die Stirn mit der Faust ließ den Schmuggler mit dem Totschläger zwei Purzelbäume rückwärts schlagen. Der Mann blieb reglos liegen. Cro Magnon packte den zweiten Angreifer am Kragen und am Hosenbund, ehe er etwas mit seinem Stein auszurichten vermochte. Er hob ihn hoch und warf ihn weg wie ein Lumpenbündel. Der Mann krachte gegen einen Felsen und stand nicht mehr auf.

Grollend musterte der Cro Magnon Coco Zamis und Jeff Parker. Sie waren nicht so wahnsinnig, ihn anzugreifen. Als er sah, dass ihm von ihnen im Moment keine Gefahr drohte, wandte der schwarzhaarige und -bärtige Hüne sich seinen Fußketten zu. Er packte die Fußketten und riss an ihnen.

»Kannst du den Trick mit der Zeitbeeinflussung anwenden, von dem du mir erzählt hast?«, fragte Jeff Parker. »Anders kriegen wir ihn nicht unter Kontrolle. Es sei denn, ich schieße, und das will ich nicht.«

Er tastete nach dem Revolver in der Jackentasche. Wenn Cro Magnon sie angriff, blieb ihm keine andere Wahl.

»Es ist kein Trick, sondern eine magische Fähigkeit. Ich will es versuchen.«

Coco schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie wollte die Spezialität der Familie Zamis anwenden und sich in einen schnelleren Zeitablauf versetzen. Die bildschöne, schwarzhaarige, aparte junge Frau hatte von ihrer Familie die Zeitmanipulation am perfektesten beherrscht.

Es gelang. Coco bemerkte, dass alles um sie herum erstarrt war, als sie die Augen öffnete. Das Heulen und Pfeifen des Windes klang jetzt tief und dröhnend.

Es war bezeichnend für Coco, dass sie sich zuerst um die beiden Schmuggler kümmerte.

Der Mann, den Cro Magnons Faust am Kopf getroffen hatte, hatte sicherlich eine Gehirnerschütterung. Aber sein Schädel war noch heil, wie Coco beruhigt feststellte. Der andere Mann war schlimmer dran. Sein Rückgrat war nicht gebrochen, aber ein paar seiner Rippen waren es sicher. Coco legte ihn bequem hin.

Dann wandte sie sich Jeff Parker und Cro Magnon zu. Der Steinzeitmann hatte seine Fußketten gesprengt und wollte auf den Amerikaner zugehen, der dabei war, den Revolver aus der Tasche zu holen. Beide waren in der Bewegung erstarrt. Cro Magnons rechter Fuß schwebte in der Luft, Jeff Parker hatte den Revolver halb aus der Tasche gezogen.

Coco näherte sich dem Cro Magnon und blieb vor ihm stehen. Sie musste zu ihm aufsehen und den Kopf weit in den Nacken legen. Starr sah sie ihm in die dunklen Augen.

Coco war eine Meisterin der Hypnose. Minutenlang – von ihrem Zeitablauf betrachtet – fixierte sie den Steinzeitmann. Er brachte in dieser Zeitspanne nicht einmal den Fuß bis ganz auf den Boden hinunter, obwohl er sich in seinem Zeitablauf so schnell bewegte wie ein angreifendes Raubtier.

Coco spürte, dass sie ihn hypnotisiert hatte. Eine nicht erfassbare Barriere war niedergerissen. Cocos Wille strömte ins Gehirn des Cro Magnon. Sie suggerierte ihm ein, sich friedlich zu verhalten, freundlich zu benehmen und willig zu folgen.

Dann ging sie zu Jeff Parker und hob die magische Sphäre, die sie um sich errichtet hatte, auf. Ein tiefer Atemzug hob ihre üppige Brust. Der Zeitraffereffekt war immer wieder anstrengend und verbrauchte viel von ihrer Kraft und Energie.

Sekunden fühlte sie sich schwach in den Knien.

Jeff Parker hatte den Revolver jetzt herausgerissen. »Weg da, Coco!«, schrie er. »Ich schieße, wenn er näher kommt.«

Jeff Parker glaubte, Cocos Zeitmanipulation sei fehlgeschlagen. Er hatte noch nicht bemerkt, dass sie Cro Magnon beeinflusst hatte.

Coco nahm seinen Revolverarm und drückte ihn zur Seite. »Lass das, Jeff! Er ist jetzt friedlich. Er wird uns folgen wie ein Lämmchen.«

»Das kannst du jemand anderem erzählen. Ich traue ihm nicht. Und ich habe auch nicht bemerkt, dass du etwas gemacht hast.«

»Das merkst du auch nicht.«

Cro Magnon rührte sich nicht. Jeff Parker beobachtete ihn misstrauisch mit schussbereiter Waffe. Coco trat zu dem Hünen mit dem schulterlangen, schwarzen Haar und nahm seine Hand.

Cro Magnon brummte freundlich und ging ein paar Schritte mit ihr. Seine Ketten klirrten, und der Wind heulte und pfiff.

Jeff Parker schüttelte staunend den Kopf und öffnete und schloss den Mund ein paarmal. Dann ging er zu Coco und Cro Magnon.

»Was ist mit den beiden Bewusstlosen?«, fragte er die aparte schwarzhaarige Frau.

Coco war stehen geblieben. »Ich habe sie untersucht«, antwortete sie. »Sie werden allein zurechtkommen. Sieh nach, ob einer von ihnen die Autoschlüssel in der Tasche hat! Wir müssen den Bus finden, der hier in der Nähe an der Straße stehen soll.«

Jeff Parker ging zu den beiden Schmugglern, während Coco mit Cro Magnon wartete. Er fand die Schlüssel in der Tasche des einen Mannes, kehrte zu Coco und Cro Magnon zurück und präsentierte die Schlüssel Coco auf der flachen Hand.

»Wir können. Es ist fantastisch, was du mit diesem Zeitraffereffekt auszurichten vermagst. Darüber musst du mir unbedingt mehr erzählen.«

»Gern, Jeff. Aber nicht jetzt«, sagte Coco zerstreut.

Die drei gingen weiter in Richtung Straße. Cocos Sinne waren nach wie vor wachsam und angespannt. Von Cro Magnon drohte keine Gefahr mehr, aber das ungute Gefühl blieb, ja, verstärkte sich noch. Coco war mehr denn je davon überzeugt, dass in der Finsternis etwas auf sie lauerte. Sie spürte eine schwache dämonische Ausstrahlung, und es war, als streiche ein eiskalter Hauch durch ihr Gehirn.

Coco merkte, wie ihre Nackenhärchen sich sträubten.

Der Wagen stand in der Nähe der Straße hinter ein paar Felsen. Cro Magnon war es, der ihn fand. Er konnte auch in der Dunkelheit recht gut sehen und witterte den Öl- und Benzingeruch.

Cro Magnon blieb stehen, stieß einen Laut aus und schaute, am Straßenrand stehend, zu der dunklen Masse der Felsblöcke hinüber.

»Dort ist etwas«, sagte Jeff. »Es könnte der Wagen sein.«

»So ist es wohl«, meinte Coco. »Wenn es etwas Lebendes wäre, würde Cro sich anders gebärden.«

Es hatte keiner großen wissenschaftlichen Erörterungen bedurft, um Cro Magnon seinen Namen zu geben. Er wurde Cro Magnon oder Cro oder auch der Cro genannt.

Die drei gingen weiter und fanden den Wagen, einen Peugeot-Kleinbus. Jeff Parker sollte fahren, und Coco wollte mit Cro Magnon hinten einsteigen.

Jeff Parker öffnete die Hecktür. Der Steinzeitmensch sträubte sich, in den Wagen einzusteigen. Der Laderaum mochte ihm wie das Innere eines gefräßigen Ungeheuers vorkommen. Er schüttelte den Kopf und grunzte abweisend, als Coco ihn am Arm fasste.

Cro Magnon hatte einen Horror vor allem Technischen und besonders vor Maschinen. Er zog sich aber sonst nicht etwa unterwürfig und zitternd vor Angst zurück, sondern ging entschlossen zum Angriff über. Auf der Jacht hatte er einige Lampen, einen Kreiselkompass und anderes Inventar zerschlagen. Jetzt, im Zustand der Hypnose, sträubte er sich nur.

»Wenn er weiter so ein Theater macht, kommen wir überhaupt nicht mehr zum Castillo Basajaun«, murrte Jeff Parker. »Wenn ich da an Macchu Picchu denke, die Inkaprinzessin! Sie stammte auch aus der Vergangenheit und kannte die moderne Technik nicht, war aber sanft wie ein Lamm.«