Falling Snow - Akira Arenth - E-Book

Falling Snow E-Book

Akira Arenth

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Beschreibung

"Nie hätte ich gedacht, dass ich dieses Weihnachten mit dir, eingeschneit in einer Tankstelle, mitten im Nirgendwo verbringe." Falling Snow Genre: Gay Survival Romance Print 215 Seiten inkl. Illustrationen In sich abgeschlossene Geschichte! Über die Feiertage zum Jahreswechsel wollen David und sein Lebenspartner Jeff dem Alltagsstress entfliehen und, weit weg vom hektischen Stadtleben in Pennsylvania, endlich mal wieder mehr Zeit zusammen verbringen. Gemeinsam mit ihrem Hund Alaska nehmen sie dafür auch die elfstündige Autofahrt zu Davids Eltern in Kauf, welche in einem romantisch gelegenen Blockhaus in einem Waldgebiet von Maine wohnen. Über Stunden verläuft die Fahrt ohne Probleme, sie kommen zügig voran und haben Spaß. Doch je mehr Zeit vergeht, desto deutlicher wird, dass Jeff zu wenig Proviant eingepackt hat, weshalb die gute Stimmung zu kippen droht. Schließlich kann er David dazu überreden, einen letzten Zwischenstopp an einer Tankstelle einzulegen, um zumindest noch eine kleine Stärkung zu besorgen. Wie sie bald feststellen müssen, erweist sich diese Entscheidung jedoch als großer Fehler und ihr entspannter Paarurlaub entwickelt sich vollkommen anders, als geplant.

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Falling Snow - Klappentext
Kapitel 1 - On the Road
Kapitel 2 - Just for a Coffee
Kapitel 3 - The first Night
Kapitel 4 - White Lands
Kapitel 5 - Paragon
Kapitel 6 - Fate
Epilog
Nachwort
Danksagungen
Impressum
Fußnoten

Falling Snow - Klappentext

Gay Romance / Survival / Thriller

Über die Feiertage zum Jahreswechsel wollen David und sein Lebenspartner Jeff dem Alltagsstress entfliehen und, weit weg vom hektischen Stadtleben in Pennsylvania, endlich mal wieder mehr Zeit zusammen verbringen. Gemeinsam mit ihrem Hund Alaska nehmen sie dafür auch die elfstündige Autofahrt zu Davids Eltern in Kauf, welche in einem romantisch gelegenen Blockhaus in einem Waldgebiet von Maine wohnen. Über Stunden verläuft die Fahrt ohne Probleme, sie kommen zügig voran und haben Spaß. Doch je mehr Zeit vergeht, desto deutlicher wird, dass Jeff zu wenig Proviant eingepackt hat, weshalb die gute Stimmung zu kippen droht. Schließlich kann er David dazu überreden, einen letzten Zwischenstopp an einer Tankstelle einzulegen, um zumindest noch eine kleine Stärkung zu besorgen. Wie sie bald feststellen müssen, erweist sich diese Entscheidung jedoch als großer Fehler und ihr entspannter Paarurlaub entwickelt sich zu einem eisigen Albtraum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Akira Arenth

Vaelis Vaughan

 

 

Kapitel 1 - On the Road

 

„Hast du alles?“, rufe ich David zu, der bereits an unserem vollbeladenen Auto steht und noch einen Koffer auf die Rückbank wuchtet.

„Japp“, schnauft er mit sichtbarem Atemdunst, schließt die Tür und streicht sich über den dunkelblonden Bart, welcher schon von so einigen grauen Härchen durchsetzt ist. „Das war der Letzte.“

„Alles klar, dann schließe ich jetzt ab!“ Noch während ich den Schlüssel in der Eingangstür zu unserer kleinen, gemieteten Haushälfte herumdrehe, zerrt mich Alaska beinahe die Treppe runter. Unser übermütiger Labradormixwelpe kann es gar nicht erwarten, zu seinem Papa zu kommen, und bellt freudig. Er liebt es, Auto zu fahren, was vermutlich daran liegt, dass er auf jeder längeren Fahrt einen dieser ekligen, stinkenden Kauknochen kriegt. Dass unsere Klamotten dann aber immer noch zwei Tage später nach Ochsenpenis stinken, weil wir diesem Duft über Stunden auf engem Raum ausgesetzt waren, finde ich persönlich jedoch nicht besonders prickelnd. „Hey! Nun warte doch! Ich will nur schnell nochmal an den Briefkasten, um ... Ach, was solls.“

„Warst du wirklich mit ihm im Park? Die große Runde?“, fragt mich David mit leicht misstrauischem Unterton, als ich die drei Stufen der Eingangstreppe, praktisch ohne sie zu berühren, hinuntersegle und ihm dann, samt Rucksack und zerrendem Hund, entgegenstolpere.

„Jahaaaa!“, antworte ich leicht genervt und schiebe meine alte, längst unmodern gewordene Brille zurecht, doch Alaska springt wie ein Flummi vor der Heckklappe auf und ab und überführt mich somit der Lüge. Ja, ich verheimliche wenig geschickt, dass es eigentlich nur ein Kurztrip zum Bäcker war, aber ich bin eben eine Frostbeule, und in dieser Kälte über dreißig Minuten draußen verbringen zu müssen, empfinde ich als persönliche Zumutung. Außerdem wollte ich eine Katze! Einen fetten, faulen Kater, um genau zu sein! Den hätte ich dann MonsieurNiles genannt und meine einzigen Aufgaben wären es gewesen, ihn raus- und reinzulassen, ihn zu füttern und zu streicheln!

„Na schön“, seufzt David wissend, grinst dabei etwas gequält und vertieft damit die süßen kleinen Grübchen, die unter seinen Bartstoppeln hindurchschimmern. „Also, wollen wir los? Auf ins Abenteuer?“

„Wohl eher auf zum sterbenslangweiligen Highway“, murmle ich und drücke meinen Mund zu einem kurzen Kuss auf seine kalten Lippen. „Elf Stunden mit dir im Auto ... Wie soll ich das nur aushalten?“

Mein Freund lässt seine buschigen Augenbrauen unter dem Rand seiner schwarzen Beanie-Wollmütze verschwinden. „Och ... wir finden sicher eine Beschäftigung für dich, wenn dir langweilig ist.“ Daraufhin küsst er mich ebenfalls und nimmt mir die Leine ab. „Na los, steig ein, bevor du dir noch was wegholst!“

Ich liebe diesen Kerl! Er ist viel fürsorglicher und ausgeglichener als alle Freunde, die ich vor ihm hatte. Auch wenn er mit seinen graumelierten Haaren, den abgetragenen Bikerklamotten und dem nur mittelmäßigen Schulabgangszeugnis nicht unbedingt meinem Beuteschema entspricht, würde ich den Tag unseres Kennenlernens niemals mehr rückgängig machen wollen. Besonders in solch seltenen Situationen, in denen wir gemeinsam etwas unternehmen und nicht nur Vollzeit arbeitende Durchschnittsverdiener sind, die, wenn sie sich überhaupt mal zu Gesicht kriegen, nur noch müde auf die Couch fallen, sobald sie Feierabend haben.

„Ich nehme den Rucksack mit nach vorne, ja? Da sind ein paar belegte Sandwiches, zwei Energydrinks, Kekse und Tee für die Fahrt drin.“

„Japp, mach das!“, stimmt er mir zu, hebt den Hund in den Kofferraum und ich beobachte mit argwöhnischem Blick, wie er natürlich auch wieder eine dieser Tüten mit Stinkestangen aus seiner Jackentasche holt. Alaska fallen vor Glück fast die Augen raus. Augenblicklich sitzt er still und fromm da, nur der Sabber tropft ihm unmanierlich von den schwarzen Lefzen. „Ja feeeein, so ist er brav, mein süßer Schmusepuhbär. Hier nimm!“, gurrt David, als würde er soeben mit einem Kleinkind reden. Dabei stopft er dem Hund geradezu liebevoll den Kauknochen ins Maul und ich schüttle nur noch den Kopf, obwohl ich es schon irgendwie süß finde, wenn er so redet. Schließlich steige ich ein und spüre erleichtert, dass die Sitzheizung bereits auf Hochtouren läuft. Der Mann weiß halt, wie er mich glücklich macht. Gleichzeitig bemerke ich, dass wirklich jeder Zentimeter der Rückbank unseres alten, eigentlich sehr geräumigen Fords ausgefüllt ist, bis auf einen schmalen Spalt in der Mitte, zum Durchschauen, und frage mich, was er da alles für die eine Woche eingepackt hat? Neben einigen Klamotten und ein paar Hygieneartikeln für uns, natürlich auch alles Notwendige für unseren sieben Monate alten Junghund: sein Körbchen, Futter und ein paar Spielzeuge. Aber sonst? Wenn ich von den Fotos ausgehe, die ich bisher gesehen habe, gibt es doch im Haus seiner Eltern alles im Überfluss!

Als sich die Klappe des Kofferraums schließt und David kurz darauf am Steuer neben mir sitzt, runzle ich die Stirn und hake nach: „Du sag mal, was ist das da hinten alles?“

„Geschenke natürlich!“, tut er kund, als sei das vollkommen selbstverständlich, und grinst breit. „In den zwei Jahren hat sich da halt ein bisschen was angestaut.“

Oh ja, das weiß ich! Er ist nämlich keiner von denen, die erst kurz vor einem Geburtstag oder vor Weihnachten in einen Laden rennen und irgendwas kaufen! Nein! Er sammelt das ganze Jahr über irgendwelches Zeugs für seine Lieben, von dem er denkt, dass es ihnen gefallen könnte. Meistens, wenn er als Roadie unterwegs ist und an skurrilen Raststätten hält, die kuriosen Scheiß verkaufen. Und weil er es zu unpersönlich findet, Präsente per Post zu schicken, ist inzwischen unser halber Keller voll mit dem Kram, aber ich hatte keine Ahnung, dass so viel davon für seine Eltern ist. Andererseits war er ja auch schon lange nicht mehr bei ihnen.

„Schön, dann kann ich da unten endlich mal durchfegen, wenn wir zurück sind.“

„Ja. Wenn wir zurückkommen, kannst du fegen, so viel du willst!“, antwortet er kichernd und schnallt sich an. „Also dann – auf gehts, ab gehts -“

„Drei Tage wach?“, beende ich lachend seinen Spruch.

„Von mir aus auch das!“ Er grinst und streicht mir noch kurz über den Oberschenkel, ehe er auf den Schaltknüppel wechselt. „Zumindest habe ich nicht vor, die nächsten Nächte nur zu schlafen, so wie in den ganzen letzten Wochen.“

Herausfordernd spitze ich die Lippen. „Na da bin ich ja mal gespannt.“

Wenn er wüsste, dass ich mich heute Morgen extra komplett rasiert und mit der teuren Bernsteincreme eingerieben habe, auf deren Harz-Duft er so abfährt, würde er mich wahrscheinlich schon auf dem ersten Raststättenklo durchnehmen wollen. Ehrlich gesagt glaube ich nämlich nicht, dass noch was läuft, wenn wir erst mal in der Hütte seiner Eltern ankommen. Nach der langen Fahrt wird er vermutlich wie tot ins Bett fallen, sobald wir die Schwelle übertreten, da bin ich mir ziemlich sicher. Das heißt, nachdem er Alaska einmal über die verschneiten Berge hat rennen lassen.

Sobald David den Motor startet, springt auch sein USB-Stick an, der immer im Autoradio steckt. Aus fünf Gigabyte klassischer Rockmusik befördert dieser ausgerechnet Wind of Change von den Scorpions in die Boxen, was ich ziemlich passend finde. Während sich mein Lebenspartner nach hinten dreht, um durch den Spalt zwischen seinen Gepäckbergen einen Blick durch die Heckscheibe zu werfen, singt er leise das lang gezogene „Taaaaaake me“ mit und fährt dann rückwärts aus der Einfahrt raus.

Als ich sehe, wie in unserem Küchenfenster im Erdgeschoss das Licht der Sternendekoration ausgeht, überkommt mich ein seltsames Gefühl, doch ich schiebe es auf meine Aufregung und schaue auf die Uhr in der Mittelkonsole. „Punkt neun. Na wenigstens scheint die Zeitschaltuhr zu funktionieren“, stelle ich gedankenversunken fest und ernte einen aufbauenden Klopfer aufs linke Bein.

„Natürlich funktioniert sie! Du bist IT-Techniker! Wenn du so etwas Simples nicht hinkriegen würdest, wärst du im falschen Beruf! Und hey, nebenbei bemerkt, wir kommen sogar mal pünktlich los!“

„Ja, das ist wirklich selten!“

Schnaufend fahre ich mir durch die rotblonden Haare und beobachte, wie sich David in den Verkehr einreiht, während unaufhaltsam die ersten Stinkeschwaden unseres genüsslich kauenden Pubertiers nach vorne wabern.

‚Oh Mann! Das wird ein Ritt.‘

***

Die ersten Stunden unserer Fahrt vergehen relativ schnell. Vor lauter Aufregung habe ich letzte Nacht schlecht geschlafen, also döse ich die meiste Zeit vor mich hin oder blättere in einem meiner drei mitgenommenen Bücher. Dabei höre ich David zu, der alle möglichen neunziger Jahre Rocksongs mitbrummt, was mich regelrecht hypnotisiert. Alaska ist auffallend ruhig, so wie meistens, wenn wir über fünfzig Meilen die Stunde fahren, doch sobald er mit seinem Kaustab durch ist, wird er lauthals winselnd nach einer Gassipause verlangen ... und ich nach unverpesteter Luft!

Inzwischen wirbeln die ersten Flocken um unser Auto. Bei uns zu Hause ist es zwar auch schon ziemlich kalt, aber so richtig viel Schnee hatten wir lange nicht mehr. Davids Geburtsort, in welchem seine Eltern bis heute leben, versinkt hingegen jedes Jahr darin. Er erzählt mir immer wieder mit Begeisterung, wie magisch die Wälder dort im Winter sind, wenn alles weiß ist und jeder Schritt durch den unberührten Schnee wohlig knirscht. Er hat mir sogar versprochen, dass wir ein Iglu bauen und darin Liebe machen, was ich alter Schmachtbolzen ja wahnsinnig romantisch fände.

Ich schaue aufs Navi, das in einer klobigen Halterung an der Frontscheibe steckt, und stelle ernüchtert fest, dass wir noch satte fünfhundertzwanzig Meilen vor uns haben, also gut neun Stunden Fahrt.

‚Warum müssen seine Eltern auch in Maine wohnen? Am Arsch der Welt!‘

Bevor ich David vor drei Jahren kennenlernte, hatte ich noch nie irgendwas von Perham gehört. Meine Internetrecherche ergab, dass es sich dabei auch nur um ein winziges Kaff im letzten Zipfel der Staaten handelt, kurz vor der Grenze zu Kanada und mit nicht mal vierhundert Einwohnern! Klar, Scranton[Fußnote 1] ist jetzt auch keine Megametropole, aber wenigstens haben wir eine Einwohnerzahl im fünfstelligen Bereich und eine geile Altstadt mit traumhaften Nachtclubs.

Mein Blick wandert vom Navi zum Lenkrad und dann über Davids starke Arme, die in dem hellgrauen, eng anliegenden Longshirt sehr gut zur Geltung kommen. Ich liebe es, ihm beim Fahren zuzuschauen. Sein Gesichtsausdruck ist konzentriert, beinahe ernst, und seine lockere, coole Haltung versprüht uneingeschränkte Selbstsicherheit. Durch seinen Beruf als Veranstaltungstechniker ist er oft unterwegs, fährt mit verschiedenen Rockbands durchs ganze Land und ist es daher gewohnt, stundenlang im Auto zu sitzen. Ich hingegen arbeite meist von zu Hause aus und sehe ihn nur am Wochenende, obwohl wir mittlerweile seit fast zwei Jahren zusammenwohnen. An diesen zwei Tagen sitzt er natürlich selten am Steuer.

‚Schon komisch, dass ich seine Eltern erst jetzt kennenlerne‘, kommt mir in den Sinn, aber ehrlicherweise hab ich auch nie danach gefragt, denn ich bin nicht besonders scharf drauf. Klar, einerseits bin ich neugierig zu sehen, wo er aufgewachsen ist, wie sein Jugendzimmer aussieht, welches sie angeblich in all den Jahren kein bisschen verändert haben, und vielleicht möchte ich sogar die ein oder andere Marotte von ihm in seinen Eltern wiedererkennen. Andererseits habe ich Angst. Angst, dass sie mich nicht mögen könnten oder dass ich sie nicht mag und dass Weihnachten zu einem einzigen Fiasko wird, an dessen Ende ich allein und als Single mit dem Zug nach Hause fahre.

Mein Blick richtet sich wieder auf das Buch in meinen Händen und plötzlich pruste ich lachend, als mir etwas auffällt.

„Was ist los?“, will David gleich wissen und schaut einen Augenblick zu mir rüber.

„Ach nichts“, winke ich ab und verlagere mein Gewicht von der einen schmerzenden Pobacke auf die andere, doch so leicht lässt er sich nicht abwimmeln.

„Jeff!“, motzt er und pikst mir in die Seite. „Sag schon! Lass mich an der Quelle deines Amüsements teilhaben.“

Ich finde es lustig, wie er immer so absichtlich hochtrabend redet, wenn er glaubt, dass ich ihn für zu dumm für ein Gesprächsthema halte. Also verdrehe ich nur kurz die Augen, lehne grinsend den Kopf gegen die Nackenstütze und hebe das Buch in die Luft.

„Weißt du, was der Hauptinhalt fast aller schwulen Weihnachtsgeschichten ist?“

„Sex unterm Weihnachtsbaum?“, rät er unbedarft und ich schüttle belustigt den Kopf.

„Leider nein. Meistens geht es um ein schwer verliebtes Pärchen, das die Feiertage zum ersten Mal zusammen oder mit den Eltern des einen Partners verbringt.“

„Ach, sag bloß!“ Erstaunt sieht er mich an. „Also erleben wir gerade die häufigste Storyline?“

„Ja, so in etwa“, stimme ich ihm zu und kichere dabei. „Es ist fast immer derselbe Plot: Einer der beiden steht der Sache eher kritisch gegenüber, ist ängstlich oder hat einfach mal so gar keinen Bock auf das ganze Gewese und daraus folgt ein fetter Streit, bei dem die komplette Stimmung kippt.“

„Und dann?“, hakt er nach und scheint wirklich interessiert.

„Na ja, sad endings verkaufen sich nicht, also gibt es zum Schluss hin meist eine Aussprache. Alle vertragen sich wieder und dann heißt es: Friede, Freude, Eierpunsch, garniert mit einem schmalzigen Abschlusssatz, der im Idealfall jeden Leser aufseufzen lässt.“

„Hm.“ Selbst er, der keine Vergleiche kennt, weil er so gut wie nie liest, scheint das blöd zu finden. „Aber ist das dann nicht alles ziemlich vorhersehbar und eintönig?“

„Sicher“, seufze ich und blättere in meiner Lieblingsschnulze. „Aber genau das wollen die Leute: Lösungen, Harmonie, wahre Liebe und heiße, durchtrainierte Kerle ohne Pickel und Dehnungsstreifen! Hässliche Humpen und Probleme haben sie im realen Leben bereits genug.“

„Ey!“, protestiert David sofort und pikst mir schon wieder lachend in die Rippen. „Ich mag kein solcher Beachboy-Schönling sein wie dein Ex, aber als hässlichen Humpen hat mich bisher noch niemand bezeichnet!“

„Ich hab damit doch nicht dich gemeint, du Hammel!“, gebe ich feixend zurück und verteidige meine empfindliche Seite.

„Na gut, na gut“, gluckst er und lässt von mir ab. „Hässlicher Hammel lass ich gelten.“

„Du bist so doof.“

„Du auch.“

Nettes Gespräch.

***

Eine ganze Weile beobachte ich David, heimlich, über den Buchrand linsend. Ich liebe sein kantiges Profil und vor allem seinen grob gestriegelten Borstenbusch, der ihm, im krassen Gegensatz zu seiner weichen Haut, aus dem Kinn sprießt.

‚Wie lange ist es jetzt her, dass wir Sex hatten? Einen Monat oder zwei? Könnten auch schon drei gewesen sein. Ich hab bei all dem vorweihnachtlichen Stress völlig den Überblick verloren.‘

Jedes Mal, wenn er die Hand am Lüfter vorbeischwenkt, um zu schalten, rieche ich das fruchtige Shampoo, das er zum Duschen verwendet, und bekomme Lust, ganz dicht an ihn heranzurutschen. Ich will meine Nase an seinen Hals drücken, den Duft seiner Haut in mich aufnehmen und seinen nackten Körper berühren. Ich will, dass er mich berührt, mich festhält ... und endlich mal wieder mit mir fickt!

„Ist alles okay?“, erkundigt sich David plötzlich und sieht mich fragend an. „Du guckst so melancholisch?“

„Können wir im Haus deiner Eltern Sex haben oder müssen wir da in getrennten Zimmern schlafen?“, frage ich einfach direkt und er beginnt zu lachen.

„Über was du dir schon wieder Gedanken machst.“ Seine Hand landet ganz ungeniert zwischen meinen Beinen. „Bist du hart?“ Er grinst noch breiter. „Aber hallo! Und wie! ... Stellst du dir gerade vor, wie ich dich in meinem alten Kinderzimmer durchnehme?“

Er weicht meiner Frage aus. Offenbar ist sie nicht so leicht zu beantworten.

„Ja, ich glaube, es würde mich schon irgendwie reizen, wenn du mir schön zwischen Actionfiguren und Fußballbettwäsche deinen dicken Schwanz reindrückst.“

„Jeff!“, ermahnt er mich feixend und zeigt in den Rückspiegel. „Zügle dein Schandmaul, es sind Minderjährige anwesend!“

„Pfff! Der hat als Welpe schon viel schlimmere Sachen gesehen, als seine Schlafbox noch bei uns am Bett stand.“ David will doch bloß nicht, dass ich ihn mit meinen Worten zu heiß mache. „Also? Fickst du mit mir, wenn wir bei deinen Eltern sind, oder darf ich dich jetzt die gesamten Feiertage über nicht anfassen? Weich nicht immer aus, wenn es um das Thema geht!“

„Na ja ...“, druckst er weiter herum und wackelt mit dem Kopf hin und her. „Nachts können wir machen, was wir wollen, solange wir dabei leise sind, und meine Mum hat am Telefon gesagt, dass sie uns das Gästezimmer fertig macht. Da steht ein Doppelbett drin, also geh ich davon aus, dass es wohl auch für sie okay ist, wenn wir zusammen schlafen. Nur tagsüber sollten wir uns ein wenig zurückhalten.“

„Warum?“, frage ich eingeschnappt und lege das Buch aufs Armaturenbrett. „Du hast doch gesagt, sie wüssten seit vier Jahren, dass du schwul bist?“

„Ja, schon“, schnauft er. „Aber es zu wissen oder zu sehen, wie ich bärtiger Affe - ihr Sohn - vor ihren Augen mit einem süßen Ginger[Fußnote 2]-Nerd aus Wales herumknutsche, sind zwei vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe! Ich meine ... schau mich an! Ich war schon immer mehr so der stille, Metal hörende Holzfäller-Typ. Nachdem ich all die Jahre keine Frau mit nach Hause gebracht habe, dachten meine Eltern zunächst, ich wäre zu schüchtern und hätte eben den Zug verpasst. Auf die Idee, dass ich auf Kerle stehe, wären sie nie gekommen. Meine Mum wollte mich ständig verkuppeln oder auf irgendwelchen Partnerbörsen anmelden, und als ich dann bei meinem vorletzten Besuch so genervt war, dass ich es ihnen gesagt habe, fielen sie aus allen Wolken. Du bist der erste meiner Partner, den sie kennenlernen, das ist sicher schon aufregend genug für sie. Die beiden sind über siebzig!“

„Ich weiß, ich weiß ...“ Doch leider ist es auch das, was ich nicht hören wollte. Statt Trübsal zu blasen, versuche ich es nun auf einem anderen Weg, von dem ich ziemlich genau weiß, dass er gut darauf anspringt. Dazu lehne ich mich zu ihm rüber und streiche mit meinen Lippen über seinen Hals. „Also den ganzen Tag über keine Küsse?“ Meine Hand rutscht von seinem Knie über den gespannten Stoff seiner olivgrünen Cargohose zwischen seine warmen Schenkel. „Und auch sonst keine Streicheleinheiten?“ Durch den festen Stoff hindurch umkreisen meine Fingerspitzen seine Eier, massieren seinen Schaft und bringen ihn zum Schnaufen.

„Sag mal, willst du, dass ich in den Graben fahre? Hör auf damit!“ Statt auf ihn zu hören, küsse ich jedoch nur seine Wange und streiche mit der Nase über sein Ohr, in dessen Läppchen ich leicht beiße. Gleichzeitig öffne ich den Knopf über seinem Reißverschluss, welchen ich gleich darauf aufziehe, woraufhin er noch etwas stärker protestiert: „Jeff! Verdammt, hör auf jetzt!“

„Fahr halt langsamer ...“, säusle ich ihm ins Ohr, bevor ich liebevoll in seinen Hals beiße und anfange, seinen dicken Kolben zu massieren, der geradezu vorbildlich aus seiner Hose gesprungen ist.

Er tut es wirklich. Ohne weiteren Protest drosselt er die Geschwindigkeit auf die Hälfte, was auf diesem recht unbefahrenen Highway zum Glück kein Problem darstellt. „Du bist unmöglich!“, ist das Einzige, was er dazu noch sagt, aber seiner verstärkten Atmung und seinem zuckenden Harten nach zu urteilen, gefällt es ihm ziemlich gut, was ich hier mache. Auch ich persönlich genieße es ungemein, wie sich sein pochender, heißer Pfahl in meine Hand schmiegt, dabei immer mehr Tropfen seiner Lust absondert und ich so völlig ungeniert an ihm herumspielen kann. Sonst hab ich ja praktisch nie Zeit dafür, aber jetzt? Jetzt könnte ich die gesamte Fahrt über an ihm rumfummeln, auch wenn er das sicher nicht ewig aushalten würde. Doch selbst als ich ihn richtig heftig wichse, fährt er unbeirrt weiter und scheint stur seinen Zeitplan einhalten zu wollen.

„Wie gern würde ich mich jetzt auf deinen Schoß setzen“, raune ich ihm ins Ohr und lecke darüber. „Ich vermisse deinen dicken Schwanz so sehr ...“ Sanft beiße ich ihm ins Ohrläppchen, sauge daran und pumpe ihn nun direkt unter der Kuppe, was ihn sichtbar die Augen verdrehen lässt.

Plötzlich holt mich ein lautes Hupen aus meinen Gedanken. Scheinwerfer strahlen durch den Schneedunst in unseren Innenraum und David reißt das Lenkrad herum, kurz bevor wir mit einem Lastwagen zusammenprallen. Wir schleudern um unsere eigene Achse und kommen schließlich am Fahrbahnrand zum Stehen.

Einige Sekunden schweigen wir, hören Alaskas irritiertem Winseln zu und ich muss erst mal meine klapprige Brille zurechtrücken. „Das war knapp ...“, stelle ich fest, um die erste Anspannung zu lösen, aber David sieht mich nur an, als hätte ich nicht mehr alle Waffeln im Eisen.

„Knapp?“, blafft er mich an und will seine Hose schließen, aber sein Schwanz hat was dagegen und beansprucht noch immer jede Menge Platz. „Wir wären beinahe plattgewalzt worden! Ich hab doch gesagt, dass das eine dämliche Idee ist!“

„Hast du? Hm. Muss ich wohl überhört haben.“ Nach kurzem Schweigen, wobei er es nicht schafft, sich wieder anzuziehen und weiterzufahren, nutze ich die Chance und greife ihm erneut in den Schritt, während ich mich zu ihm rüberlehne. „Da wir nun schon mal stehen ...“ Mein Puls rast noch immer, berauscht mich und meine Lippen legen sich auf seine, ersticken jeden Protest im Keim, und meine geschickten Finger bringen seine Libido in Windeseile wieder auf Touren. Kurzerhand löse ich meinen Gurt, lehne mich weiter zu ihm und fordere seine Zunge heraus. Immer wieder versinke ich mit meiner in seinem Mund, sauge an seinen Lippen, beiße hinein und endlich kann auch er sich nicht mehr zusammenreißen. Er keucht, legt den Kopf zurück und dann ist er es, der mich auf seinen Kolben dirigiert.

Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal seinen Schwanz im Mund hatte. Auf jeden Fall ist es viel zu lange her. David presst ein gekeuchtes „Fuck ...“ hervor, was sonst eher selten in seinem Wortschatz auftaucht, und je fester ich mit meiner Zunge um seine pralle Kuppe streiche, desto stärker werden seine nach oben drängenden Hüftbewegungen.

---ENDE DER LESEPROBE---