Gelebte Alltagskultur - Joke Frerichs - E-Book

Gelebte Alltagskultur E-Book

Joke Frerichs

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Beschreibung

Wir alle haben während des Lockdowns schmerzlich erlebt, was es bedeutet, wenn einem ein Treffpunkt und kommunikatives Zentrum wie das Basils fehlt. Es fehlt schlicht und einfach ein Stück Alltagskultur.

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Seitenzahl: 34

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Das Basil’s kennen wir, seit wir 1989 nach 10 Jahren Südstadt nach Nippes gezogen sind. Während wir es anfangs nur sporadisch besucht haben, gehen wir seit einiger Zeit ziemlich regelmäßig ins Basil‘s. Hier trifft man immer auf Leute, mit denen man sich unterhalten kann. Schon unter der vorigen Wirtin Gabi entwickelte sich die Kneipe zu einem kommunikativen Treffpunkt; und dennoch ist es erstaunlich, wie die beiden Wirte Björn und Jan es geschafft haben, dem Lokal noch einmal eine ganz besondere Atmosphäre zu verschaffen; eine Mischung aus Intimität und Offenheit.

Einen Teil der älteren Stammgäste kennen wir noch von früher; aber viele Jüngere sind dazugekommen, so dass die Kneipe auch bei diesen einen gewissen Kultstatus hat. Das Positive daran ist: man kommt miteinander ins Gespräch.

Die beiden Wirte geben sich selbst lässig und zuvorkommend, gepaart mit distanzierter Freundlichkeit. Sie beweisen eine gute Übersicht und logistisches Vermögen. Und sie haben sich ein Team zusammengestellt, das harmoniert und gute Kontakte zum Publikum pflegt.

Seit Björn (für mich überraschend) vor einiger Zeit als Wirt aufgehört hatte, führt Jan die Kneipe allein; ebenfalls mit viel Übersicht und Souveränität, so dass man den Weggang von Björn kaum spürt.

Zu den Stammgästen gehört u.a. Sabine, die man fast täglich hier treffen kann. Sie ist eine Art Frontfrau; organisiert die Tipprunden zur EM und WM und, gemeinsam mit Pitt Hoff, den kleinen Karnevalsverein Basilianer.

Dann ist da der (ehemalige) Fordarbeiter Peter, der ebenfalls täglich vorbeischaut. Von ihm erfahre ich das Neueste vom FC, aber auch das ein oder andere aus der Produktion bei Ford. Vor allem seine Erfahrungen mit den türkischen Kollegen sind interessant. Er ist ein guter Erzähler, und es macht Spaß, seinen Geschichten, die er stets im Kölschen Dialekt vorträgt, zuzuhören.

Von allen Anderen, mit denen ich mich gerne unterhalte, ist später noch die Rede.

*

An so manche Gespräche, die wir im Laufe der Jahre geführt haben, erinnere ich mich. Dazu einige Beispiele:

Unterhalten uns mit Frank Hocker, dem Gitarristen und Partner des Sängers Gerd Köster, und seiner Freundin. Ich spreche ihn auf eine CD an, die sie mit Robert Gernhardt zusammen produziert haben. Er ist verblüfft, weil es schon lange her ist; ich hatte es im Kölner StadtAnzeiger gelesen.

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Gespräch mit dem Fotokünstler Rob Herff. Er hat ein neues Foto-Album gemacht; einige der Arbeiten hängen im Lokal an den Wänden. Uns gefällt vor allem eine Mondlandschaft, zur Hälfte von der Sonne beschienen. Wir kaufen es ihm ab. Die Grundfarben sind grau-schwarz-bräunlich, von denen der leuchtende Mond hell abgesetzt ist; und bei der Gelegenheit erfahren wir von ihm, dass es die Farbe „reines Grau“ eigentlich gar nicht gibt; immer sind weitere Farben – rötliche; bläuliche und eben bräunliche Töne beigemischt. Wieder was gelernt.

Wir unterhalten uns über ein Filmportrait über Joseph Beuys. Rob schätzt Beuys über alles und hält ihn für einen der größten Künstler unserer Zeit. Er spricht von dessen sozialem und politischem Engagement; seiner Auffassung von Demokratie, die z.B. darin gipfelte, dass er meinte, jeder Mensch sei ein Künstler. Ich merke an, dass mir seine Engagements durchaus sympathisch waren, vor allem, wenn man sie aus der Zeit der späten 60er Jahre heraus versteht. Seinem Statement, jeder sei ein Künstler, würde ich allerdings widersprechen. Wenn dem so sei, stelle die Kunst sich selbst infrage. Wenn es keiner besonderen künstlerischen Kompetenz mehr bedürfe, werde Kunst beliebig. Dann sei eben alles Kunst, was dazu erklärt wird. Wir diskutieren noch eine ganze Weile über die Bedeutung von Beuys. Rob lässt sich seinen Beuys nicht nehmen; muss er auch nicht.

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Erleben im Basil’s eine Musikdarbietung: ein (hervorragender) Gitarrist und Sänger spielt Blues und Popmusik; assistiert von unserem Nachbarn Jens, der Saxophon spielt. Auf eine sehr einnehmende Weise: nahezu zärtlich, auf jeden Fall zurückhaltend und sehr einfühlsam. Das Instrument kann man schließlich auch ganz anders spielen. Wir hören ihn im Haus oft üben; er wohnt in unserer ehemaligen Wohnung.

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Rede mit Valentin, einem Schauspieler, über meinen Text Erinnerung und Sprache.