Kidnapping in Altenburg und die Sächsische Fehde - Walter Brendel - E-Book

Kidnapping in Altenburg und die Sächsische Fehde E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Eine der spektakulärsten Personenentführungen mitteldeutscher und gar deutscher Geschichte nahm im 15. Jh. im Altenburger Schloss seinen Anfang. In der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 entführte ein Ritter namens Kunz von Kauffungen die Söhne des sächsischen Kürfürsten Friedrich des Sanftmütigen (1428-1464), Ernst und Albrecht, aus ihren Gemächern im Altenburger Schloss. Kunz von Kauffungen wollte durch die Kindesentführung eine Entschädigung für seine verloren gegangenen Ländereien erzwingen. Der Konflikt zwischen dem Kurfürst und Kunz geht auf den Sächsischen Bruderkrieg (1446-1449) zurück. Angeblich auf Bitten Friedrichs beteiligte sich Kunz an dem Krieg, er wurde alsbald gefangen genommen und musste ein Lösegeld von 4000 Gulden für seine Freilassung zahlen. Nach Beendigung des Krieges forderte Kunz eine Entschädigung vom Kurfürsten. Diese beinhaltete eine Wiedergutmachung für das Lösegeld sowie für die Zerstörung seiner Güter in Thüringen und die Enteignung seines Rittergutes in Schweikershain.

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Seitenzahl: 56

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Walter Brendel

Kidnapping in Altenburg und die Sächsische Fehde

Impressum

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Gunter Pirntke

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

Inhalt

Impressum

Einführung

Die Sage

Die Vorgeschichte

Kunz von Kaufungen

Fehde und Rachegedanken

Die Tat

Der Prozess

Was wurde aus den Prinzen?

Prinz Ernst

Prinz Albrecht

Nachbemerkungen

Einführung

Eine der spektakulärsten Personenentführungen mitteldeutscher und gar deutscher Geschichte nahm im 15. Jh. im Altenburger Schloss seinen Anfang.

In der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 entführte ein Ritter namens Kunz von Kauffungen die Söhne des sächsischen Kürfürsten Friedrich des Sanftmütigen (1428-1464), Ernst und Albrecht, aus ihren Gemächern im Altenburger Schloss.

Kunz von Kauffungen wollte durch die Kindesentführung eine Entschädigung für seine verloren gegangenen Ländereien erzwingen. Der Konflikt zwischen dem Kurfürst und Kunz geht auf den Sächsischen Bruderkrieg (1446-1449) zurück. Angeblich auf Bitten Friedrichs beteiligte sich Kunz an dem Krieg, er wurde alsbald gefangen genommen und musste ein Lösegeld von 4000 Gulden für seine Freilassung zahlen. Nach Beendigung des Krieges forderte Kunz eine Entschädigung vom Kurfürsten. Diese beinhaltete eine Wiedergutmachung für das Lösegeld sowie für die Zerstörung seiner Güter in Thüringen und die Enteignung seines Rittergutes in Schweikershain.

Auf gerichtlichem Weg war keine Entscheidung im Sinne Kunz' zu erreichen, daher reifte der Plan, sein vermeintliches Recht auf eigene Faust durchzusetzen. Er bediente sich dazu des sogenannten Fehderechts. Zusammen mit den Rittern Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels formierte er einen Trupp aus 30 Reitern. In der Nacht zum 8. Juli marschierte der Tross zur kurfürstlichen Burg in Altenburg. Tags vorher wurden Fehdebriefe verfasst und dem Hofe übersandt. Als ehemaligem Burgvogt in der Altenburger Burg kamen von Kauffungen seine Ortskenntnisse zugute. Der weitere Umstand, dass der Kurfürst gerade mit seinem Hofstaat auf einer Hochzeitsfeier weilte, vollendete die Idee. Nach vollbrachter Tat trennten sich die Entführer.

Die Sage

Der Bruderkrieg hatte in den sächsisch-thüringischen Landen gar übel gewütet. Eine Folge der ordnungslosen Zustände nach dem Bruderkriege ist der Prinzenraub. Der Prinzenraub ist ein wirkliches Geschehnis, 1455 zu Altenburg vorgegangen, aber das sächsische Volk hat an dem Ereignis so herzlichen Anteil genommen, hat es liebevoll mit sagenhaften Einzelzügen ausgeschmückt, hat die große Haupt- und Staatsaktion so oft auf seinen Puppentheatern gesehen, dass die Geschichte auch hier erzählt werden soll.

Wir woll'n ein Liedel heben an,

Was sich hat angespunnen,

Wie's im Pleißnerland gar schlecht bestallt,

Als syn jung'n Först'n g'schach groß Gewalt

Durch den Kunzen von Kaufungen, ja Kaufungen.

Kunz von Kauffungen war ein erprobter und wohlverdienter Kriegsmann im Heere des Kurfürsten Friedrich. Es geschah ihm aber, dass er vor Gera in die Hände der Feinde fiel. Da er die Freiheit über alles liebte, zahlte er ein Lösegeld und wurde frei, dachte, mein Kriegsherr wird mir die Lösesumme wiedergeben. Doch der sagte: "Du hast mir nicht wegen des Lehens oder als Landsasse gedient, sondern wie ein Söldner um Geld. Darum bezahle selber." Da wurde der Ritter Kunz zornig, drohte: "Ich werde mich nicht an deinen Leuten rächen und erholen, sondern an deinem eignen Leib und Blut!" Doch der Kurfürst war ein sanftmütiger Herr, schlug auf die wilde Rede ein Gelächter an und sagte: "Mein Kunz, sieh, dass du mir die Fische in den Teichen nicht verbrennst!" Doch da sich Kunz immer wilder gebärdete, fiel er in Ungnade und wurde des Landes verwiesen. Da wandte er sich nach Böhmen, wie es die meißnischen Edelleute in einem solchen Falle immer zu tun pflegten. Dort sammelte er bald einen Anhang gegen den Kurfürsten um sich und schmiedete in aller Heimlichkeit seine Pläne.

Der kursächsische Hof wurde damals zu Altenburg im Osterlande gehalten. Im Juli 1455 reiste der Kurfürst nach Leipzig. Das gab ein bestochener Koch, Schwalbe mit Namen, dem Kunz zu wissen. Der traf in der Nacht mit 35 Reitern und 10 Fußknechten in Altenburg ein, erkletterte die hohen Mauern mit Hilfe des Kochs auf Garleitern, die er bei Callnberg gefertiget, und drang in das Schlafgemach der jungen Herren. Da wacht von dem Getümmel Herzog Ernst auf, das vierzehnjährige Herrlein ruft in seiner großen Angst das alte Hoffräulein, das er von Jugend an gewöhnt: "O Bule, Bule, Kunz von Kauffung ist da und will uns erwürgen. O saget es der Frau Mutter, daß sie uns helfe!" Doch die konnte nicht kommen und auch die Diener konnten nicht kommen, denn Kunz und seine Gesellen hatten vorerst alle Gemächer von außen verschlossen. Da schrien die jungen Herrlein, zitterten und zageten. Kunz aber tröstete sie, sie sollten nur fein stille schweigen und willig folgen, so wolle er ihnen kein Leid tun. Dann ergriff er den Herzog Ernst als das ältere Herrlein, befahl seinem Gesellen, dem Wilhelm von Mosen, den Herzog Albrecht nachzubringen. Aber der war unter das Bett gekrochen, und Wilhelm von Mosen führte ein falsches Knäblein fort, den Grafen von Barby, der mit den hohen Herren erzogen wurde. Aber Kunz merkte bald den Irrtum, ging wiederum über den Schloßhof in die Kammer und holte den rechten Herzog. Da war die Kurfürstin durch das Lärmen wach geworden, erkannte vom Fenster aus den Ritter und schrie: "Lieber Kunz, tue nicht so übel an mir und meinem Herrn. Es sollen alle deine Sachen noch gut werden!" Aber der hat sich an die sehnliche Bitte der Mutter ganz und gar nicht gekehrt, sondern beide Fürsten davongeführt und den Raub mit seinen Gesellen auf diese Weise geteilet: Er selbst hat den jüngern Herzog Albrecht behalten, dem von Mosen und Schönfels hat er den andern gegeben.