1,99 €
Ein Fort in Feindeshand, zwei knallharte Haudegen - und Verbündete, die gestern noch Gegner waren. Als Lassiter und Finnewacker sich aufmachen, Fort Aldamo zurückzuerobern, stehen sie nicht nur einer Übermacht gegenüber, sondern auch einem Verrat, der tiefer reicht, als ihnen lieb ist. Kugeln fliegen, Fäuste krachen, und der Rauch eines verzweifelten Deals liegt in der Luft. Wird ihr waghalsiger Plan aufgehen, oder enden sie als Geierfutter? Bald ist in Fort Aldamo der Teufel los - und die Verbündeten greifen zu einem letzten, verzweifelten Mittel ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Brennen muss Fort Aldamo!
Vorschau
Impressum
Brennen muss Fort Aldamo!
von Katja Martens
»Wollt ihr wohl die Hacke schwingen, ihr faulen Hunde?« Die Stimme des Aufsehers hallte von den grob behauenen Steinwänden wider und ließ Staubkörnchen von der niedrigen Decke rieseln. »Ihr seid zum Arbeiten hier und nicht in der Sommerfrische! Also! Was gibt es da zu grinsen, Winters?«
»Nichts, Sir«, beeilte sich Tom Winters zu versichern. »Sie erinnern mich nur an einen Master Sergeant, den ich das Vergnügen hatte, kennenzulernen.«
»Hat sich was mit Vergnügen! Wer schleimt, darf eine Doppelschicht schieben!« Der Aufseher zückte ein Notizbuch und notierte sich Winters' Namen. Dem entfuhr ein Stöhnen. Derweil machten sich die übrigen Männer wieder an die Arbeit. Keiner wagte einen Kommentar. Nichts als das Stakkato ihrer Werkzeuge erfüllte die Silver Ridge Mine. Bis der Berg plötzlich mit einem vernehmlichen Rumpeln zu antworten schien ...
»Still! Hört ihr das?« Perez hielt inne und ließ seine Hacke sinken.
»Der Berg rumort mal wieder«, murmelte Winters und spähte durch den Gang. Der Aufseher hatte nur »Weitermachen« gebellt und seine Runde fortgesetzt. Er war bereits in einem der Querschläge verschwunden. »Alter Leuteschinder.«
»Der ist schlimmer als Finnewacker.« Perez hielt bei der Arbeit inne und stützte sich auf seine Keilhaue. »Und das will was heißen.«
»Na, ich weiß nicht. Der Master Sergeant hat uns auch ganz schön schwitzen lassen, als wir noch in Fort Aldamo waren. War nicht besser als hier.«
»Klar war es das«, widersprach Jackson, ein stämmiger Kerl mit kahlem Schädel, dessen nackter Oberkörper im Schein der Ölfunzeln vor Schweiß glänzte. »Der Master Sergeant hat uns rangenommen, weil er wollte, dass wir uns bessern, damit wir noch mal die Kurve kriegen. Hier pressen sie uns nur aus. Solange wir schuften können, sind wir willkommen, aber wehe, einem geht die Puste aus. Der verschwindet plötzlich von der Bildfläche.«
»Wie der alte Frank«, erinnerte sich Perez. »Wurde immer schlimmer mit seinem Husten, und vor ein paar Tagen ... war er auf einmal weg.«
»Ich dachte, sie hätten ihn zum Doc gebracht«, warf Winters ein.
»Die Wachen sagen, sie hätten niemanden in die Stadt reiten sehen. Ich hab gefragt.«
»Und wo ist Frank dann?«
Anstelle einer Antwort rieb sich Perez mit der Hand über das Gesicht.
Winters stieß einen gedämpften Fluch aus.
Sie schufteten seit dem frühen Morgen in der Mine, um dem Berg das silberhaltige Erz zu entreißen. Dabei trugen die Männer nur das Nötigste am Leib. Einige waren sogar komplett nackt. Das kümmerte niemanden, solange sie nur die Wagen mit Erz füllten. Nur Stiefel, die waren ein Muss, weil sie sich sonst die Füße auf dem schroffen Gestein aufrissen und sich schwärende Wunden zuzogen. Ansonsten war jeder Faden zu viel in der Hitze hier unten.
Die Silver Ridge Mine befand sich in einem Seitental im südlichen Arizona. Ein gut bewachtes Camp schloss sich daran an. Einmal in der Woche ging ein Transport mit ihrer Ausbeute ab. Ebenso schwer bewacht wie die Mine selbst.
Wieder rumpelte es irgendwo in den Tiefen.
»All devils!« Winters spuckte einen braunen Schwall Spucke mit Kautabak aus. »Das klingt, als würde der Berg arbeiten.«
»Für mich hört es sich so an, als hätte er eine große Schale Bohnensuppe verspeist und würde nun verdauen«, brummte Jackson.
»Bohnen?« Perez zog eine Augenbraue hoch. »Du meinst uns, oder? Wir sitzen hier unten in der Tiefe des Berges fest wie eine Fischgräte im Bauch eines Grizzlys.«
Er hatte kaum ausgesprochen, als ein spürbares Beben durch den Boden lief und das Geleucht ins Schwanken brachte, dass Lichter und Schatten einen unheimlichen Tanz auf den steinernen Wänden vollführten.
Winters kniff die Augen zusammen. »Das gefällt mir nicht. Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen.«
»Wenn wir das tun, brummt uns der Aufseher Extraschichten auf, bis wir hundert sind«, gab Perez zu bedenken.
Winters beäugte argwöhnisch das Gestein über ihren Köpfen. Sie waren gut eine halbe Meile tief, womöglich mehr. Er fühlte sich nicht wohl bei diesem Gedanken. Und einmal mehr bereute er es, sich auf diesen Handel eingelassen zu haben.
Weiter hinten schwangen die Arbeiter ungerührt weiter ihre Werkzeuge.
»Die sind schon länger hier als wir«, meinte Perez. »Behalten wir sie im Auge. Die werden wissen, wann es Zeit wird, den Rückzug anzutreten.«
»Hoffentlich«, murmelte Winters. Obwohl er noch keinen Monat in der Mine arbeitete, waren seine Hände bereits voller Schwielen. Das war jedoch nicht, was ihn an seiner neuen Aufgabe am meisten störte.
Es war das mangelnde Tageslicht.
Sie fuhren frühmorgens im Dunkeln in den Berg ein und kehrten abends nach Einbruch der Nacht zurück ins Camp. Kein einziger Strahl Sonne.
»Und keine Lady«, ergänzte Jackson, als er seine Gedanken äußerte.
»Als würde dich eine Lady auch nur mit der kalten Schulter angucken, alte Vogelscheuche«, brummte Perez. »Wir haben mehr Flöhe und Läuse als ein Rudel verfluchter Straßenköter.«
»Wohl wahr.« Der Hüne zerquetschte einen der Störenfriede auf seinem Arm.
Wenig später verkündete ein einzelner Glockenschlag eine Pause.
Sie legten ihre Werkzeuge zur Seite und gingen zu den großen Fässern, um etwas Wasser zu trinken. Das war hier unten kein Angebot, das man ausschlagen sollte.
Die Miner ließen sie an die Fässer heran, hielten jedoch Abstand. Bis auf einen jungen Arbeiter, der mit einer Wasserkelle in der Hand näherkam. Er hatte kurze blonde Haare und ein rundes Gesicht, er konnte kaum älter als achtzehn sein.
»Seid ihr wirklich Strafsoldaten?«, fragte er.
Winters brummte zustimmend.
»Was habt ihr angestellt?«
Jackson zupfte an seinem rechten Ohr. »Ich hab mich mit einem Captain geprügelt. Wegen 'ner Lady. Hab ihm die Nase gebrochen. Stolz bin ich nicht drauf. Hat mir mehr Probleme eingebracht als gelöst.«
»Bei mir war Diebstahl. Hab Geld genommen, das mir nicht gehörte, um meine Spielschulden zu bezahlen.« Winters' Ohren erwärmten sich.
»Ich sag's lieber nicht«, murmelte Perez.
Der junge Miner sah ihn nachdenklich an. »Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient.«
»Na, bei mir wär´s eher die siebte oder achte.« Perez griente schief.
Winter stieß ihn an. »Sag das nicht.«
»Ich bin nur ehrlich.«
»Auf einmal?«
»Was soll ich sagen. Finnewackers Schule.« Perez griente.
Sie alle waren von einem Militärgericht verurteilt worden, hatten ihren Rang bei der Kavallerie verloren und waren nach Fort Aldamo geschickt worden, um ihre Strafe abzusitzen. Der Aufenthalt dort war alles andere als ein Zuckerschlecken. Das lag nicht nur an der heißen Wüstensonne, sondern auch an dem Kommandanten der Strafanstalt: Master Sergeant Finnewacker. Er hielt streng auf Disziplin – und wehe, wer nicht spurte. Der wurde zum Strafdienst geschickt, der schon so manchen hartgesottenen Burschen in Tränen hatte ausbrechen lassen.
Als die Army einen Deal mit der Minengesellschaft gemacht hatte und ihnen angeboten hatte, ihre Strafe aufzuheben, wenn sie ein Jahr in der Mine arbeiteten, hatten viele die Chance ergriffen.
Nur dass es sich nicht mehr wie eine Chance anfühlte, sondern wie eine Falle.
Die anderen Arbeiter trauten ihnen nicht über den Weg. Niemand sprach mit ihnen – mit Ausnahme jungen Miners, der Edward hieß, wenn sich Winters recht erinnerte.
Schon wieder rumorte der Berg.
Er fluchte leise. »Sollten wir nicht doch zusehen, dass wir hier rauskommen? Ich hab keine Lust, hier unten draufzugehen.«
Edward reichte ihm etwas.
»Was is'n das?«
»Mein Glückstein. Hab ich am Fluss gefunden, als ich mit meinem Grandpa angeln war. Ist viele Jahre her. Seitdem hat er mir immer Glück gebracht. Du kannst ihn haben. Er wird dich beschützen.«
»Behalte den mal lieber.« Winters winkte ab.
Staub rieselte von den Wänden, als es wieder rumorte.
»Ich wünschte, ich hätte mich nicht auf diesen Tausch eingelassen. Drei Jahre Fort Aldamo klingen jedenfalls besser, als die Ewigkeit in dieser Tiefe zu verbringen.«
Die Glocke verkündete das Ende der Pause. In den Stollen kehrten die Männer an ihre Arbeit zurück. Sie arbeiteten auf mehreren Ebenen, die mit Leitern miteinander verbunden waren. Noch zweimal Pause, dann durften sie zum Camp zurückkehren.
Bis am nächsten Morgen alles von vorn beginnen würde.
»Nicht zu fassen«, murmelte Winters vor sich hin. »Ich vermisse ihn tatsächlich.«
»Wen? Unseren Master Sergeant? Klar tust du das.« Jackson nickte bedächtig. »Er hat sich für uns eingesetzt. Hat uns sogar gewarnt, uns auf diesen Tausch einzulassen. Ich glaub, er hat gewusst, dass das 'ne verdammt miese Idee ist.«
»Glaubst du, wir könnten ...« Was Winters sagen wollte, blieb unausgesprochen, weil in diesem Augenblick die Decke über ihnen einstürzte. Staub und Steinbrocken brachen über sie herein. Etwas traf Winters so hart am Schädel, dass seine Beine einknickten wie Strohhalme. Warme Flüssigkeit sickerte über sein Gesicht und in seine Augen. Rings um ihn gellten Schreie. Er sah erst Rot ... dann Schwarz ... und schließlich schien ihn etwas in eine bodenlose Tiefe zu stürzen ...
✰
»Beurlaubt?« Master Sergeant Finnewacker sah seinen alten Freund an, als hätte der ihn gerade persönlich beleidigt.
»Sie haben es sich verdient, mein Junge.« Colonel Brook saß hinter seinem Schreibtisch in der Kommandantur, vor sich einen Stapel Kladden und einen sorgfältig gespitzten Bleistift. An der Wand gegenüber war eine Karte von Arizona festgemacht. Camp Lowell war mit roter Schraffur darauf markiert.
»Ein Urlaub ist nicht notwendig, Sir.«
»Und ob er das ist. Ich weiß, dass Sie in den vergangenen Wochen allerhand durchgemacht haben. Sie wurden des Mordes beschuldigt, von Bandoleros verfolgt und um ein Haar gelyncht.«
»Vorbei und vergessen, Sir.«
»Ihr Einsatz macht Ihnen Ehre. Trotzdem sollten Sie sich ein paar Tage freinehmen. Ich bestehe darauf.«
Freinehmen. Das war ein Brocken, an dem Finnewacker gewaltig zu schlucken hatte. Er war mit Leib und Seele der Kommandeur in Fort Aldamo, einer Strafanstalt der Army, in der rund hundert Strafsoldaten untergebracht waren. Sie waren von einem Militärgericht verurteilt und zu einfachen Infanteristen degradiert worden, ganz gleich, welchen Rang sie vorher innegehabt hatten. Finnewacker sorgte dafür, dass sie auf Spur blieben und nicht vollends unter die Räder gerieten.
Vor einem Monat war General Wilkins nach Fort Aldamo gekommen. Im Gepäck einen Vertrag, der jedem eine Strafmilderung zusicherte, der sich im Gegenzug verpflichtete, ein Jahr lang in einer Silbermine zu arbeiten. Für Finnewacker eine verdammt schlechte Idee. Daraus hatte er auch keinen Hehl gemacht – bis der General vor seinem Quartier erstochen wurde und er selbst unter Verdacht geriet, ihm das Bajonett eigenhändig in die Brust getrieben zu haben. Um ein Haar wäre er selbst vor einem Militärgericht gelandet. Mit der Hilfe eines alten Bekannten war es ihm gelungen, den wahren Mörder aufzuspüren und nach Camp Lowell zu bringen.
Gegen den Deal der Army hatte er freilich nichts mehr ausrichten können. Und so waren zweiundvierzig Strafsoldaten an eine Minengesellschaft ›verliehen‹ worden. Die Company kam für ihre Unterkunft und Verpflegung auf. Das sparte der Army einiges an Geld. Finnewacker war überzeugt, dass es sie am Ende trotzdem teuer zu stehen kommen würde. Davon jedoch wollte niemand hören.
Nicht einmal sein alter Freund Colonel Brook.
Doch seine schlimmsten Befürchtungen waren sogar noch übertroffen worden, denn das Undenkbare war geschehen: Fort Aldamo war gefallen.
Während Finnewacker noch dabei gewesen war, den Mörder des Generals zu jagen, hatten Unbekannte das Fort besetzt und hielten es nun in ihrer Gewalt.
Wer die Kerle waren und was sie bezweckten ... Ungewiss!
Von Brook hatte er nur erfahren, dass eine Brieftaube mit einem blutbefleckten Papier in Camp Lowell eingetroffen war und ihn darüber in Kenntnis setzte, dass Aldamo in Feindeshand war. Seitdem hatte es keine Meldungen mehr gegeben.
Alle Nachrichten aus Camp Lowell blieben unbeantwortet.
Der Master Sergeant knirschte mit den Zähnen.
Die Stammbesatzung hatte das Fort ganz sicher nicht freiwillig aufgegeben. Sein Stellvertreter, der kleine Krauskopf Fitzgerald, der Küchenbulle, dem ständig der Zucker ausging, die rund zwei Dutzend Sergeanten und Corporale, die in der Festung ihren Dienst versahen ... und die verbliebenen Strafsoldaten ... Niemand konnte sagen, wie es ihnen erging.
Und ob sie überhaupt noch am Leben waren.
Ausgerechnet jetzt sollte er sich freinehmen und seine Wunden lecken?
Nie und nimmer!
Colonel Brook hob abwehrend eine Hand, als er dazu ansetzte, Einspruch zu erheben. »Ich weiß, Sie sorgen sich um Ihre Männer. Das tue ich auch, aber im Moment müssen wir beide darauf vertrauen, dass die Truppen, die entsendet wurden, erfolgreich sein und Fort Aldamo zurückerobern werden.«
»Mit Verlaub: Sie werden scheitern, Sir.«
»Es sind einhundert handverlesene Männer. Sie zählen zu den besten.«
»Aber sie kennen Fort Aldamo nicht. Die alten Spanier wussten, was sie taten, als sie die Festung erbaut haben. Wenn diese Halunken es schlau anstellen, können sie Aldamo hundert Jahre und länger halten.«
Colonel Brook biss die Zähne so fest aufeinander, dass man es knirschen hören konnte. Er ließ sich die Einwände durch den Kopf gehen, dann erwiderte er: »Trotzdem steht mein Entschluss fest. Sie werden sich ein paar Tage Ruhe genehmigen. Im Augenblick können wir ohnehin nichts weiter tun. Lassen wir Captain Smith und seine Männer ihre Arbeit tun.«
Smith würde mit Pauken und Trompeten untergehen. Da war sich Finnewacker absolut sicher. Doch wenn der Colonel ihm befahl, die Füße stillzuhalten, konnte er nicht allzu viel ausrichten.
Allerdings dachte er nicht daran, tatenlos zu bleiben.
Wenn er schon nicht zurück nach Fort Aldamo beordert wurde, würde er eben hier in Camp Lowell schauen, was er über den Überfall auf das Fort herausfinden konnte.
Der Kerl, der General Wilkins erstochen hatte, Jacobo Delgado, hatte sich als Sergeant Joel Brown ausgegeben und auf diese Weise Zugang zu Fort Aldamo verschafft. Was dem echten Sergeant Brown zugestoßen war, würde wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Doch diese Finte hatte es ihm ermöglicht, den General zu ermorden. Womöglich wusste er auch etwas über die Bastarde, welche Aldamo nun eingenommen hatten? Für Finnewacker lag das beinahe auf der Hand. Die Ereignisse lagen zeitlich zu nah beieinander, um ein Zufall zu sein.
Ja, dieser Jacobo musste irgendetwas über die Eroberer wissen. Jemand musste ihn nur ermutigen, sein Wissen mitzuteilen, und Finnewacker war entschlossen, ihm die Wahrheit zu entlocken, solange er noch hier in Camp Lowell war. Wenn der Bursche erst vor dem Militärgericht stand, waren ihm die Hände gebunden.
Also verabschiedete sich Finnewacker von Colonel Brook und verließ die Kommandantur.
Camp Lowell war kein Fort, sondern eine Garnison. Hier war ein Regiment stationiert. In drei Reihen von Steinbaracken, die als Unterkünfte dienten. Das Areal wurde von einem hohen Bretterzaun umgeben und von Wachtposten bewacht, die den Schlagbaum nur nach gründlicher Überprüfung und auf Befehl öffneten.
Früher hatte sich ein Handelsposten an die Garnison angeschlossen. Im Lauf der Jahre war er größer und größer geworden und mittlerweile erstreckte sich eine ganze Stadt links und rechts der Mainstreet. Es gab Geschäfte und Lokale. Darunter einen Saloon, der von Vivienne betrieben wurde. Wann immer der Master Sergeant in der Gegend war, stattete er ihr einen Besuch ab.
Finnewacker hatte vor, auch an diesem Abend zu ihr zu gehen. Vorher wollte er jedoch noch ein Wörtchen mit dem Mörder des Generals reden.
Jacobo Delgado war in einem Flachbau mit vergitterten Fenstern untergebracht.
Finnewacker stiefelte darauf zu und stutzte, als er den Vorbau verlassen fand, in dem der Wachtposten stationiert war.
Wo zum Bartgeier waren die diensthabenden Wachsoldaten?
Die Frage war ihm kaum durch den Schädel geschossen, als von drinnen gedämpftes Stöhnen und Gurgeln zu vernehmen war.
Da stimmte doch etwas nicht!
Kurz erwog er, Hilfe zu holen, aber ein dumpfes Geräusch aus dem Inneren drängte ihn zur Eile. Er hörte sich an, als wäre ein schwerer Körper auf dem Boden aufgeschlagen.
Finnewacker stieß die Tür auf und stürmte in den hell erleuchteten Gang.
Hier erwartete ihn eine tiefrote Lache, die sich rings um einen jungen Soldaten ausbreitete. Er lag da, die Hand noch an seinem Karabiner und einen klaffenden Schlitz an seiner Kehle, der sich wie ein tödliches Grinsen ausnahm.
Der zweite Wachsoldat, ein graubärtiger Haudegen, ging gerade in die Knie – bezwungen von einem Messer, das aus seinem Leib ragte.
Er war tot, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.
Drei Kerle in Staubmänteln und mit Halstüchern, die sie sich vor Mund und Nase gebunden hatten, schoben sich nun durch den Gang und flankierten niemand anderen als Jacobo Delgado.
Die Bastarde wollten den Gefangenen befreien!
Finnewacker tastete nach seinen Waffen und fluchte in sich hinein.