Leben im Corona-Nebel - Walter W. Braun - E-Book

Leben im Corona-Nebel E-Book

Walter W. Braun

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Beschreibung

Da war ein fieses, kleines Virus, das die Welt veränderte. Dieses Buch bietet eine der umfassendsten Chronologien zur globalen Pandemie und soll den Leser durch die Ereignisse einer besonderen Zeit mit ihren außergewöhnlichen Herausforderungen führen. Die Pandemie hat mindestens 3 Jahre die Welt bewegt und ein Ende war Mitte 2022 noch nicht abzusehen. Wann wird sie in eine Endemie übergehen? Sicher hat seit Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Abwurf der zwei US-amerikanischen Atombomben am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki, nichts mehr die Welt so sehr verändert, wie die Corona-Krise, die Ende 2019 in China ihren Ausgang nahm. Der Lockdown in fast allen Ländern der Erde brachte die Wirtschaft in einem nie gekannten Ausmaß zum Stillstand und in vielen Branchen an den Rand der Existenz. Plötzlich waren die Bedingungen und Schwerpunkte völlig verändert. Alles im Leben hat zwei Seiten. Für die Betroffenen mag es ein Unglück, ein Desaster gewesen sein, für den Heimatplaneten Erde war es an sich ein Glück. Die Natur durfte kurz einmal aufatmen. Von einem Tag zum anderen zählten nicht mehr schneller, weiter, höher, mehr und mehr oder was bietet die Welt. Das Leben wurde von einem Tag zum anderen auf das Wesentliche reduziert. Im dritten Jahr der Pandemie waren es die Menschen dann aber leid, sich den Einschränkungen unterzuordnen. Die Sucht nach dem Bier im geselligen Kreis, der Aufenthalt im Biergarten oder auf den beliebten Volksfesten, das Gedränge in den johlenden Menschenmassen beim Fußballspiel, in Großveranstaltungen und anderen Events war übermächtig; Corona hin oder her.

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Inhaltsverzeichnis

Teil I Leben im Corona-Nebel

Vorwort

1 Ein Virus in weiter Ferne

2 Covid-19 hat Deutschland erreicht

3 Folgen von Après-Ski-Partys in Ischgl (Tirol)

4 Das Monster ist da

5 Die Chronologie der Corona-Pandemie

6 Ist das Corona-Virus neu?

7 Der bundesweite Lockdown

8 Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen

9 Der Staatsapparat läuft auf Hochtouren

10 Digitale Wege, der alternative Ersatz

11 Die Ignoranten

12 Weltweite Auswirkungen

14 Die Verschwörungstheoretiker

15 Warten auf einen Impfstoff

16 Wie geht es weiter?

17 Schützt eine Immunisierung vor Corona?

18 Epilog

Teil II Corona und kein Ende

19 Gefahren im Herbst 2020

20 Zweite Welle

21 Ein Jahr mit Corona

22 Maßnahme der (NAK) Neuapostolischen Kirche im März 2021

23 Dritte Welle

24 Die Stimmen der Kritiker

25 Die Impfkampagne nimmt Fahrt auf

26 Die Notbremse des Bundes

27 Impfungen zeigen Wirkung

28 Wir haben die vierte Welle

29 War es das jetzt mit Corona?

30 Long-Covid und Post-Covid

31 Gesellschaftlicher Wandel im Windschatten der Pandemie

32 Ein offener Brief

33 Und alles wieder auf Anfang, oder?

34 Kommt ein neues Medikament?

35 Omikron greift um sich

Vorwort

Sicher hat seit Ende des Zweiten Weltkrieges und dem unseligen Abwurf von zwei US-amerikanischen Atombomben am 6. August und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki, nichts mehr die Welt so sehr verändert wie die Corona-Krise, die Ende 2019 in China ihren Ausgang nahm.

Der Lockdown (auch als Shutdown bezeichnet) brachte im Frühjahr 2020 in fast allen Ländern der Erde die Wirtschaft in einem nie gekannten Ausmaß zum Stillstand und Rückgang. Plötzlich waren die Rahmenbedingungen und Schwerpunkte völlig verändert und viele liebgewonnenen Freiheiten oder Grundrechte schmerzhaft eingeschränkt.

Wie alles im Leben, hat solch ein Ereignis seine zwei Seiten. Für die Betroffenen mag es ein Unglück, eine Katastrophe oder sogar ein Trauma gewesen sein, für die Umwelt an sich aber ein Glück. Von einem Tag zum anderen zählte nicht mehr schneller, weiter, höher, mehr und mehr, und was bietet die Welt? Das Leben wurde temporär von einem Tag auf den anderen rein auf das Wesentliche reduziert.

Wem musste es nicht immer schon klar gewesen sein, dass man einen Luftballon nicht unendlich lang aufblasen kann. Irgendwann ist das Maximum erreicht und er wird platzen. Mit der endlichen Schöpfung ist es nicht anders. Wir haben nur diese eine Erde. Auf einem Plakat mit abgebildeter Erdkugel konnte ich lesen: „Wir haben keinen Plan B für die Erde.“

„Ausbeutung, Profitgier, Kapitalismus pur, Egoismus und unstillbare Lust nach Events, nach Erleben, nach Fun – wie heute der Spaß in neudeutsch heißt –, alles ging und geht zulasten der Natur, der Umwelt, und dafür muss der Mensch über kurz oder lang bezahlen und büßen, ob er will oder nicht. Die unbegrenzte Gier nach Gewinn und Vermögen ist „in“. Nur wer es schafft in der Leistungsgesellschaft mitzuhalten und im Zeitstrom mitzuschwimmen, der hat Erfolg, wird beachtet. Das verleiht ihm den „notwendigen“ Klang im Konzert der Akteure erlebnishungriger Menschen.

„Die Unterordnung des Menschen unter angebliche wirtschaftliche Notwendigkeiten ist in vielen Bereichen der Gesellschaft offensichtlich. Das wurde gerade in der Corona-Krise deutlich, nicht nur in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und ganz extrem in den Schlachthöfen.“ 1 )

Jetzt rächte sich in Länder wie Spanien und anderen, in gewissem Maße aber auch bei uns in Deutschland, dass man peu à peu das Gesundheitswesen an die Wand gefahren hatte. Inzwischen fehlen die Fachkräfte, die Betten- und Gerätekapazitäten und sogar die benötigten Medikamente, wenn die erdumspannenden Lieferketten zusammenbrechen oder es einem Lieferanten gelingt, ein Monopol auszunützen.

Möge das Corona-Virus SARS-CoV-2 oder Covid-19 eine Warnung an alle gegenwärtig die Erde bevölkernden Generationen sein. Betrachten wir es als einen Schuss vor den Bug, der uns anzeigen soll: „Mensch, es ist höchste Zeit, dein Verhalten radikal zu ändern. Konzentriere dich stattdessen wieder auf das Wesentliche, das ist Friede, Harmonie und ein enges Miteinander der Völker untereinander. Zeigt den Trend- und Meinungsmacher, den Profiteuren, den Despoten, die kalte Schulter nach dem bewährten Motto: „Wir sind das Volk.“

1 ) Unsere Familie, Nr. 18, 20. September 2020, Seite 31

1Ein Virus in weiter Ferne

Wie ein Tsunami brach er über die Welt herein, wenn man den Medien Glauben schenken darf, gemeint ist ein angeblich äußerst aggressiver Virus, dessen Existenz mit Sicherheit Eingang in die Annalen der Weltgeschichte finden wird.

Noch waren die Berichte im letzten Quartal des Jahres 2019 über diesen gefährlichen Krankheitserreger eher ein leichtes Säuseln im Jetstream der Medienlandschaft rund um den Globus. Nur vage Anzeichen waren zu erkennen, dass sich da etwas Unheilvolles zusammenbrauen könnte. Ein paar Fachleute, anerkannte Virologen auf ihrem Gebiet, haben ein Monster entdeckt und ließen es an eindringlichen Warnungen nicht fehlen, die aber noch niemand wirklich hören wollte und schon gar nicht ernst nahm.

Im fernen China, in der Millionenmetropole Wuhan, ist ein unbekanntes Virus entdeckt worden, das bald danach als Covid-19 – auch SARS-CoV-2 bezeichnet – Schlagzahlen machte und eine weltumspannende Pandemie auslöste.

Wie der neu entdeckte Virus in seiner Gefährlichkeit einzuordnen sei, wusste man anfangs noch nicht. Es gab keine verlässlichen Daten und die Zahlen wurden alle durcheinander gemischt. Von der Politik der betroffenen Länder, bis hin zu den Medien, wurden verfälschte oder diffuse Bilder gezeichnet. „Im Gegensatz zu den alltäglichen Corona-Viren wurde eine gezielte Jagd auf die neue Variante gestartet. Jeder positive Nachweis wurde als neuer Fall registriert, ohne zwischen Infektion und ernsthafter Erkrankung zu unterscheiden, wie es die Infektionskunde gebietet. Dadurch entwickelte sich das Virus in Windeseile zur scheinbar größten Gefahr für die Welt.“ 2)

Die Beurteilung dieser neuen Gefahr war durchaus ambivalent. Da waren einerseits die Pessimisten, die wahre Horrorszenarien beschworen und andererseits die Verschwörungstheoretiker, denen die Pandemie in die Hände spielte und weltweit Millionen fanatische Anhänger bescherte.

Nicht nur die Folgen der Krankheit, mit weltweit hunderttausenden Toten und oft dramatischen Verläufen, waren rückwirkend gesehen für die Betroffenen eine Katastrophe. Es waren die unterschiedlichsten Maßnahmen, die harten Einschränkungen, die folgten. Dabei schien die Welt zeitweise stille zu stehen. Und diesmal betraf es alle Schichten der Bevölkerung, die Schwächeren in der Gesellschaft leiden aber naturgemäß immer am empfindlichsten.

Von den prominenten Infizierten sind Boris Johnson und Silvio Berlusconi nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen, auch Donald Trump musste in die Klinik und infizierte zahlreiche Menschen in seinem Umfeld. Sogar Angelika Merkel hat es getroffen, sie blieb aber ohne Beschwerden. Diese Beispiele standen für die unterschiedlichen Verläufe der Krankheit. Annehmen darf man zudem, dass eine Vielzahl an Infizierten keinerlei Symptome verspürt haben.

In China entwickelte sich der Virus zuerst zu einer Epidemie, verbreitete sich schnell in die Nachbarländer, bis es dann in der Folge zur Pandemie kam, einer weltweiten Ausbreitung. Das bewirkte in den ersten Monaten des Jahres 2020 einen Zusammenbruch oder zumindest einen tiefen Einschnitt der Volkswirtschaften in fast allen Ländern der Erde, Lieferketten brachen zusammen, die Straßen schienen verweist, das öffentliche Leben kam spürbar zum Erliegen.

Dabei entstanden eine seit Jahrzehnten nicht mehr gekannte Zahl an Arbeitslosen und der bittere Verlust bisheriger Einnahmequellen. Wie viele Existenzen dabei tatsächlich vernichtet wurden, wird wohl nie in Erfahrung zu bringen sein oder sich erst im Jahr 2021 und in den Jahren danach im vollen, bitteren Ausmaße zeigen.

Plötzlich war sie da, die unheimliche, unsichtbare Gefahr aus Fernost, wie ein böser Albtraum. Wieder und wieder wurde sie mit dem Vergleich oder Hinweis auf die Spanische Grippe der Jahr 1918 bis 1920, mit bis zu 50 Millionen Toten, als ein Menetekel an die Wand projiziert.

Dabei sollte man wissen, Corona-Viren kommen bei Mensch und Tier weltweit immer schon vor und das Virus unterliegt einem ständigen Wandel. Das ist jedem Virologen und Fachmann bekannt und entsprechend ist man achtsam. Die Corona-Viren sind eine Großfamilie mit zahlreichen Verwandten. Nur zwei Varianten dieser Corona-Familie sorgten bisher für Aufsehen, das war 2003 als das SARS-CoV-Virus auftrat. Wie man feststellte, war dieser Virus aber nicht so hochansteckend, wie ursprünglich prognostiziert wurde und befürchtet werden musste, sodass die Verbreitung durch Isolierungsmaßnahmen wirksam gestoppt werden konnte.

Dann war es 2012 der MERS-CoV, der im Mittleren Osten für Aufsehen sorgte. Auch dieses Virus stellte sich zum Glück am Ende als wenig ansteckend und gefährlich dar.

Gerade im Hinblick auf diese Ereignisse wissen wir aber heute, dass die Virologen, die Fachleute mit ihren prophezeiten Horrorszenarien völlig falsch lagen. Und mit diesem Hintergrundwissen hätten die Verantwortlichen bei der Schilderung der neuen Gefahr etwas skeptischer und zurückhaltender sein müssen.

Dagegen wurden, mit dem Verweis auf die spanische Grippe und deren weltweiten Auswirkungen, die ersten Monate des Jahres 2020 für die ganze Welt zu einem einzigen Desaster. Hochrechnungen geisterten durch die Medien mit der immer wiederkehrenden Frage: „Wann werden die Gesundheitssysteme zusammenbrechen, wie lange werden Beatmungsgeräte für Schwerstfälle zur Verfügung stehen? Fragen über Fragen, die Extra-Sendungen in den Medien füllten und den Moderatoren der Talk-Sendungen viel Aufmerksamkeit schenkten. Jeder der sich für wichtig hielt, gab seine unmaßgebliche Meinung vollmundig in die Mikrofone kund. In der Folge rannten die Hyperängstlichen im Eiltempo in die Kaufhäuser und begannen mit hysterischen Hamsterkäufen in einem unbekannten Ausmaß; wie wenn es von einem Tag zum anderen nichts mehr zu kaufen geben würde. Die verzweifelten Einwände der Kaufhaus-Sprecher blieben unbeachtet. Sie blickten ungläubig auf die leeren Regale, die sie über Nacht füllen lassen mussten und anderntags war es schnell wieder das Gleiche.

Auf der anderen Seite sah man die Straßen leergefegt, die Autobahn schien zeitweise wie verweist zu sein, so wie einst in den Monaten November und Dezember des Jahres 1973 in den Zeiten des Autofahrverbots während der Ölkrise.

Doch beginnen wir von vorn: Im Dezember 2019 meldete China der WHO (Weltgesundheitsorganisation) eine Häufung von Lungenentzündungen unklarer Ursache, die in der Millionenstadt Wuhan aufgetreten sind. Eine Woche später identifizierten Forscher dafür ein neuartiges Virus als die Ursache der Erkrankungen. Die WHO gab dem Corona-Virus den Namen „Sars-CoV-2“ (Severe Acute Respiratory Syndrome-Corona-Virus-2). Der Name „Covid-19“, der bislang als neuartige Lungenkrankheit bezeichneten Corona-Infektion, leitet sich ab von Corona, Virus und Disease (dem englischen Wort für Krankheit), ergänzt um 2019, das Jahr der Entdeckung.

Das neu entdeckte Virus gehört zur Gruppe der Corona-Viren und es könnte sich von einem Lebensmittelmarkt in Wuhan aus verbreitet haben. So vermutet man es zumindest, denn dort werden auch exotische Tiere wie Reptilien verkauft. Die Erkrankung ist angeblich eine sogenannte Zoonose, eine Seuche durch einen Erreger aus dem Tierreich verbreitet. Das Virus könnte anschließend über einen Zwischenwirt auf den Menschen übertragen worden sein. Die WHO wertet jetzt die Ausbreitung des Corona-Virus als Pandemie und als „größte Gesundheitskrise unserer Zeit“. 3 )

Von den Staatsorganen in China wurde das Problem lange im tatsächlichen Ausmaß und unter Berücksichtigung der bisher bekannten Folgen noch weitgehend unter der Decke gehalten oder schlichtweg als beherrschbar dargestellt. Aufhorchen ließ erst die Meldung, dass der Wissenschaftler und Entdecker des neuen aggressiven Virus an der Infektion gestorben sei. Nun wurde die Stadt und weitere Gebiete vollständig abgeriegelt, strikte Ausgangssperren erlassen und Quarantänen angeordnet. Das ging am Ort des Ursprungs über einige Wochen, bis dort langsam wieder eine gewisse Normalität einkehrte. Da hatte das Virus aber längst seinen Weg rund um die Welt gefunden und sein zerstörerisches Werk begonnen.

„Ein chinesischer Mediziner, der als einer der ersten vor dem neuartigen Corona-Virus 2019-nCoV gewarnt hatte, ist nun selbst an der Infektion gestorben. Der 34-jährige Li Wenliang habe sich im Kampf gegen das Virus selbst angesteckt, teilte das Zentralkrankenhaus der Millionenmetropole Wuhan heute im Onlinedienst Weibo mit. Die umfassenden Anstrengungen, sein Leben zu retten, seien vergeblich gewesen.“ 4 )

Die WHO hatte das Ausbruchsgeschehen des neuartigen Corona-Virus ab dem 11.März 2020 als weltweite Pandemie eingestuft. Derweil wurde immer noch und weiterhin kontrovers gestritten, wo der Ursprung des Erregers zu suchen sei. Das hätte einen Sinn ergeben, wenn dies zur Bekämpfung oder Eindämmung der Pandemie beigetragen hätte, aber so, war das eigentlich unerheblich. Das war nur wieder Wahlkampfrhetorik von Donald Trump gegen China.

„Es zirkulierten viele Hypothesen und Vermutungen, die Frage wird sein, ob die Untersuchung der WHO-Experten, die sich auch auf andere Länder ausdehnen kann, glaubwürdig sein wird. Noch immer ist ungeklärt, woher das Sars-CoV-Virus kommt. Meist wird davon ausgegangen, dass es von Fledermäusen aus Yunnan übertragen würde. Wuhan gilt weiter als Ort der ersten Welle, aber unklar ist auch hier, ob der Wildtiermarkt, wie man zuerst annahm, tatsächlich der Infektionsherd war und nicht der direkt daneben liegende Fischmarkt (Wild-, Fleisch- und Fischmärkte, Schlachthöfe?). Ob Wuhan tatsächlich Ausgangsort der Pandemie war, ist auch deswegen unsicher, weil Covid-19 schon früh in Europa aufgetreten sein soll; in Frankreich bereits am 16. November. Die erste nachweisliche Infektion in Wuhan soll am 17. November stattgefunden haben.

Aus den USA, und da vor allem aus dem Weißen Haus, werden Vermutungen gestreut, das Virus – Trump sprach gerne vom ‚China-Virus‘ – sei aus einem Hochsicherheitslabor, in dem an Coronaviren mit Unterstützung amerikanischer Wissenschaftler geforscht wurde, entwichen oder gar freigesetzt worden. Kommt also das Corona-Virus aus dem Wuhan-Labor? Es gab Berichte, dass Australien die Forschung mit tödlichen Coronaviren von chinesischen Wissenschaftlern gefördert habe. In China zirkulierten hingegen Gerüchte, dass es womöglich aus den USA stammt und von Soldaten eingeschleppt wurde. So schiebt im Grunde nur einer dem anderen den Schwarzen Peter zu. Welche Interessen stehen da dahinter? Wen wunderte es, dass sämtliche Mutmaßungen und Spekulationen zum fruchtbaren Nährboden für obskure Verschwörungstheorien wurden?, und diese verbreiteten sich genauso schnell, wie das Virus selbst.

Die Vermutungen hatten Hochkonjunktur. So wurde gemutmaßt, dass Sars-CoV-2 ein Hybrid sei, das durch eine Rekombination von Corona-Viren der Fledermäuse und Schuppentieren natürlich oder im Labor entstanden sein könnte. Daraus entstand die Hypothese, dass das Virus von Fledermäusen oder infizierten Menschen zunächst auf den Zwischenwirt der Schuppentiere übertragen und dann durch den Handel übergesprungen sein könnte. Ferner gab es noch die Theorie, dass das Virus aus einem Labor stammen soll, weil Spuren von RNA-Sequenzen von HIV bei der Sequenzierung von Sars-CoV-2 entdeckt worden seien. Man habe vielleicht einen AIDS-Impfstoff entwickeln wollen, sagte der französische Virologe und Nobelpreisträger Luc Montagnier.

Somit wuchern bis heute diffuse Theorien über den Ursprung des Virus, während sich das Weiße Haus und andere darauf eingeschossen haben, China und der WHO die Schuld an der Pandemie zu geben. Gestützt wird dies mit der Begründung, weil man zuerst versucht habe, den Ausbruch zu verdecken, weswegen sich das Virus erst so stark verbreiten konnte. ‚Einer schiebt aus politischen Gründen dem anderen den Schwarzen Peter zu, ohne dafür ernsthaft zu sorgen, dass eine Weiterverbreitung dieses Unsinnes wirklich wirksam verhindert wird‘, wurde dieses Verhalten von vielen Kommentatoren angeprangert.

China, das mitunter sagt, dass im Land das Virus nur als erstes entdeckt wurde, hatte sich dann entschlossen, sich in die Karten sehen zu lassen. Das chinesische Außenministerium bestätigte, dass zwei WHO-Experten – ein Epidemiologe und ein Tiermediziner – nach Peking gekommen seien, um mit chinesischen Kollegen dem Ursprung des Virus nachzugehen. Betont wurde allerdings auch, dass dies dazu führen könnte, die Suche in anderen Ländern fortzusetzen zu müssen. ‚Die beiden Wissenschaftler bereiten nur die Arbeit eines internationalen Teams vor.‘

Zhao Lijian, ein Sprecher des Außenministeriums, meinte denn auch, dass die USA die WHO-Wissenschaftler einladen sollte, um zu erkunden, ob es in den USA entstanden sein könnte. Allerdings sind die USA auf Beschluss von Donald Trump aus der WHO ausgetreten. Der Gesundheitsorganisation wirft er Einseitigkeit, Abhängigkeit von China und Verschleierung der Infektionsgefahr vor. Dagegen vermuten Pandemie-Leugner, die WHO stehe unter der Kuratel von privaten Geldgebern, vor allem aus den USA, die Interesse daran hätten, die Pandemie aufzuputschen, um beispielsweise eine Zwangsimpfung durchzusetzen.

Von der WHO heißt es dazu, China sei ein guter Ausgangsort für die Suche nach dem Ursprung der Pandemie. WHO-Sprecherin Margaret Harris wollte die Namen der Experten nicht nennen und sagte: ‚Wir wissen, dass das Virus sehr, sehr ähnlich dem in der Fledermaus ist, aber durchlief es auch eine andere Art? Das ist eine Frage, die wir alle beantwortet sehen wollen. Der WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte, ‚die Experten wollten Erkenntnisse über das ‚Tier-Reservoir von Covid-19‘ gewinnen, und wie das Virus von Tieren auf Menschen übergesprungen ist. Das lege die Grundlage für die internationale WHO-Mission für die Erkundung der Ursprünge.‘

Danach scheint für die WHO festzustehen, dass das Virus natürlich entstanden ist – oder will man Nachforschungen über eine theoretisch mögliche Entstehung in einem Labor von vorneherein abwürgen? Die US-Regierung fordert, dass Peking den Wissenschaftler ungehinderten Zugang zu Daten, Proben und Orten gewähren wird. Ob man das auch für die USA zugestehen würde, wird nicht gesagt.

Die große Frage wird sein, ob die Öffentlichkeit dem WHO-Team und seinen Ergebnissen Glauben schenken wird. Das Weiße Haus hat parallel zu Verschwörungstheorien die Glaubwürdigkeit der internationalen Organisation untergraben. Dazu kommt, dass auch mit der OPCW eine andere UN-Organisation wegen der Untersuchungen zu Chemiewaffen-einsätzen in Syrien und dem Nowitschok-Anschlag auf die Skripals in Misskredit gekommen ist.“ (Florian Rötzer) 5 )

2 ) Corona Fehlalarm?, Dr. Karina Reiss und Dr. Sucharit Bhakdi

3 ) lpb, Landeszentrale für politische Bildung

4 ) Ärzteblatt 7.2.2020

5 ) Telepolis 16.Juli 2020

2Covid-19 hat Deutschland erreicht

Eine Geschäftsfrau aus Shanghai in China weilte Anfang 2020 bei der Firma Webasto SE. Das weltweit agierende Unternehmen ist ein deutscher Autozulieferer mit Sitz in Stockdorf, Gemeinde Gauting, Landkreis Starnberg in Oberbayern und südwestlich von München.

Seinen Anfang nahm der Ausbruch in Deutschland dann bei diesem Unternehmen. Die Patientin Null war am 19. Januar per Flugzeug für drei Tage nach München gereist, wo sie ein Workshop in den Räumen der Webasto veranstaltete. Außerdem nahm sie an Meetings teil. Was die Frau bedauerlicherweise nicht wusste, war, dass sie in den Tagen zuvor sich offenbar bei ihren Eltern mit dem neuen Corona-Virus Sars-CoV-2 angesteckt hatte. Diese waren aus Wuhan, wo für die Corona-Pandemie ihr Ursprung zu sehen ist, bei ihr zu Besuch gewesen. Beide berichteten rückblickend gesehen von unspezifischen Symptome.

In den Tagen, nachdem die Besucherin in München gelandet war, spürte sie ungewöhnliche Brust- und Rückenschmerzen und nahm Paracetamol. Während ihres Aufenthalts fühlte sie sich müde, führte das jedoch auf den Jetlag zurück, schreiben die Forscher im Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases.“

Die typischen Covid-19-Symptome, wie Fieber, Müdigkeit und Husten, entwickelte die Frau allerdings erst nach ihrer Rückkehr nach Shanghai. Eine Woche später wurde sie positiv auf das neue Corona-Virus getestet. Zu der Zeit hatte sie aber bereits vier Kollegen in Deutschland und einen mitreisenden Kollegen infiziert. Allen war gleich, dass sie sehr engen Kontakt mit dieser Person hatten. Diese wichtige Feststellung sollte danach auch die Regeln für das Verhalten untereinander initiieren. Mindestens 1,5 Meter Abstand halten ist seither die wichtigste Regel, und größere Menschenansammlungen sollten strikt gemieden werden.

Sechzehn Personen haben sich nachweislich allein durch die Chinesin in der Region angesteckt, deren Ansteckungskette aber die Forscher nachvollziehen konnten. Infiziert wurde ein 33-jähriger Mitarbeiter der Firma, der als erster deutscher Patient in das Münchner Klinikum eingeliefert werden musste. Er sollte nicht der Einzige bleiben. Später wurden 241 Kontaktpersonen identifiziert, die Infektionskette wurde aber bald gestoppt. Trotzdem nahm das Virus in Deutschland fortan rasant weiter seinen unheilvollen Weg mit allen Konsequenzen, die bisher undenkbar schienen.

Der BR24 brachte dazu am 28.01.2020 um 17.13 Uhr folgender Bericht:

„Webasto nach Corona-Virus-Fall: Homeoffice und Verunsicherung. Der 33-jährige Mann, der sich mit dem Corona-Virus infiziert hat, arbeitet bei dem Autozulieferer Webasto.

Während der 33-jährige, der sich als Erster in Deutschland mit dem Corona-Virus infiziert hatte, im Krankenhaus behandelt wurde, hat sein Arbeitgeber auf die Infektion unverzüglich reagiert. ‚Alle Webasto-Mitarbeiter mit Kontakt zu ihrem erkrankten Kollegen arbeiten für eine Woche zu Hause im Homeoffice.‘ Der Vorstandsvorsitzende Holger Engelmann hatte schnell reagiert und dies so angeordnet und mitgeteilt. Die Regelung gelte auch für die Mitarbeiter, die mit der chinesischen Kollegin zu tun hatten, bei der sich der Erkrankte angesteckt hatte.

Man habe die Kollegen nach einer Verfahrensanweisung des Robert-Koch-Instituts identifiziert und informiert. Mitarbeiter, die länger als 15 Minuten Kontakt zu den beiden hatten, führten danach zudem ein Fieber-Handbuch mit dem Ziel, sich testen zu lassen, sobald Symptome auftreten.

Engelmann sprach von einer gewissen und verständlichen Verunsicherung im Unternehmen. Man versuche aber natürlich, den Betrieb normal aufrechtzuerhalten und professionell mit diesem Thema umzugehen.

‚In der chinesischen Niederlassung von Webasto ruhe derzeit die Produktion, wie bei den anderen Unternehmen in der Region auch‘ sagte Engelmann. Dementsprechend machte sich der Webasto-Chef grundsätzlich Sorgen um die Automobil-Zulieferindustrie in China. ‚Im Augenblick sehe es so aus, dass die Kfz-Produktion und die Produktion von Zulieferteilen eingestellt wurden,‘ so der Manager. Webasto sagte überdies alle China-Reisen vorerst ab.“ 6)

Alle in unserer Familie zählten noch nie zu den Ängstlichen – was nichts mit Sorglosigkeit zu tun hatte oder hat – dieser Fall, der als Erster in Deutschland dokumentiert wurde, zeigte uns aber, wie schnell und nah so eine unsichtbare Gefahr jedem kommen kann, wie eng vieles miteinander verflochten ist oder ineinander fließt. Da gilt es überall wachsam zu sein. Das Tückische an solchen Bedrohungen ist: Wir riechen sie nicht, sehen sich nicht, sie ist nirgendwo wahrzunehmen. Es ist ein unsichtbarer Feind, eine nicht zu unterschätzende Gefahr und Bedrohung und verbreitet sich in der heute globalisierten Welt innerhalb von Stunden rund um den Globus.

Viele der betroffenen Mitarbeiter der erwähnten Firma benützten Tag für Tag die gleichen S-Bahnen in München, wie unsere dort wohnende Tochter und deren Familie auch. Es ließ sich also nicht von vorneherein ausschließen, dass schon Personen in den Bahnen infiziert worden sein könnten, bevor dieser Fall überhaupt publik wurde. Und ihr Partner betreibt eine Karosserie- und Lackierwerkstatt. Gerade in diesen Tagen hatte er fünf Kundenkontakte mit Mitarbeitern der Firma Webasto.

Mitte Februar kam unsere in München wohnende Tochter zu uns nach Bühl, um ihre Mutter zu unterstützen, die sich im Januar einer schweren Operation hatte unterziehen müssen. Zumindest meine Frau zählte mithin zur Risikogruppe. Wir verdrängten aber gewisse Bedenken wegen eines möglichen Risikos und es hat sich zum Glück auch nie eine Gefahr gezeigt.

Erst Wochen später erfuhren wir dann noch, dass unsere unmittelbare Türnachbarin im Haus zu den betroffenen Mitarbeiterinnen zählte, deren Unternehmen als erstes Kaufhaus in Bühl wegen einer infizierten Person vorsorglich schließen musste, noch bevor allgemein der Lockdown angeordnet wurde. Auch hier haben wohl die Vorsichtsmaßnahmen rechtzeitig gegriffen.

Bekannt wurde später, die 2019 entdeckte Atemwegserkrankung Covid-19 breitete sich schon seit dem 27. Januar 2020 in Deutschland aus. Wie erwähnt, wurde dann am 11. März 2020 diese weltweit ausgebrochene Lungenkrankheit von der WHO als Pandemie eingestuft. Das RKI (Robert Koch-Institut) bewertete am 28. Februar 2020 das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland noch als „gering bis mäßig“ und erst seit dem 17. März 2020 dann als „hoch“, und für Risikogruppen seit dem 26. März 2020 als „sehr hoch“. Da waren schon zwei Monate seit Bekanntwerden des ersten Falles verstrichen.

Das Rad des Schicksals war da längst schon unerbittlich in voller Fahrt. Es traten Maßnahmen in Kraft, Einschränkungen und Eingriffe in die persönliche Freiheit des Einzelnen, wie sie seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland noch nie angeordnet wurden und von keiner Seite weder denkbar noch vorstellbar waren.

Am 25. März stellte der Bundestag eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ fest. Damit kann das Bundesgesundheitsministerium, entsprechend dem am 27. März 2020 in Kraft getretenen Gesetz zum Schutz der Bevölkerung, bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite bundesweit und ohne Zustimmung des Bundesrates Anordnungen im (normalerweise föderalen) Gesundheitswesen treffen.

Hier eine erste Chronologie der Ereignisse mit den dramatischen Folgen für die Weltbevölkerung, nach einem Bericht des „Tagesspiegel“:

„Eigentlich wollte Chen nur ihre Familie zum chinesischen Neujahrsfest besuchen. Zwei Wochen wollte sie in Wuhan bleiben, berichtet sie der Tagesspiegel-Redaktion über einen verschlüsselten Messenger-Dienst, denn die Nutzung von Kommunikationsdiensten aus China heraus in andere Länder war da schon stark eingeschränkt.

Gemeinsam mit Angehörigen wollte sie später nach Phuket in Thailand weiterreisen. Doch ihr Vorhaben verhinderte das neue Corona-Virus und der Familienausflug wurde abgesagt. ‚Anstelle von zwei Wochen muss ich nun wohl mindestens einen Monat in ihrer Heimatstadt in Quarantäne bleiben‘, sagte Chen.

Die Metropole Wuhan glich inzwischen einem Krisengebiet. 2019-nCoV, so der medizinische Name des Virus, ist winzig klein, mit vielen Molekülen an der Hülle, die das Virus braucht, um sich an Zellen anzudocken und sich zu vermehren. Es ist eine Gattung von Viren, die bei Tieren und Menschen andocken kann.

Einige Corona-Viren sind Überträger eher harmloser Krankheiten wie die üblichen Erkältungen. Aber auch das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) oder das Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) gehören zu dieser Gattung. Bei Menschen führt das neue Corona-Virus 2019-nCOV zu lungenentzündungsartigen Symptomen, bei einigen zum Tod. Wie hoch das Todesrisiko genau ist, ist bislang genauso unklar wie die genaue Übertragungsweise.

Wegen des Virus verlässt Chen ihr Haus in Wuhan fast nicht mehr. Seit einigen Tagen ist die Stadt abgeriegelt, keine Flugzeuge, keine Autos, keine Züge kommen mehr raus oder rein. ‚Frisches Gemüse und Fleisch gibt es noch im Supermarkt‘, schreibt Chen. Sie hat mit ihrer Familie gleich Vorräte für die ganze Woche gekauft. Die meisten Menschen in Wuhan haben sich isoliert, berichtet sie. Auf der Straße sei kein Mensch mehr.

Die Mutter von Chens Freund ist infiziert. Wuhan ist das Epizentrum des Virus. Die Fallzahlen steigen hier täglich dramatisch. Und von hier aus hat sich das Virus in die ganze Welt verteilt. Aber wie verbreitete sich der Erreger überhaupt so schnell?

Schritt für Schritt: Der Pfad der Epidemie

Weil es in dem weltweiten Nachrichtensturm der vergangenen Tage schwer ist, einen Überblick zu behalten, haben wir anhand der verfügbaren Fakten versucht, zu rekonstruieren, wie sich der Krankheitserreger von Wuhan aus so schnell verbreiten konnte. Die Symptome, mit denen die ersten Patienten in der 11-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan in die Klinik kamen, glichen einer Lungenentzündung. Dadurch dauerte es, bis die Betroffenen damit zum Arzt gingen. Nach dem genauen Ursprung wurde geforscht, doch war klar, der Großteil der ersten Infizierten, arbeiten auf dem ‚Huanan Seafood Market‘, einem großen Markt für Fisch- und Fleischwaren, auf dem auch verschiedene lebendige Tiere verkauft werden. Eine Theorie ist, dass das enge Beieinander verschiedenster Tierarten die Entstehung des Virus begünstigt haben könnte. Die Erstinfektion könnte auch woanders stattgefunden haben, denn eine Studie zu den 41 ersten Erkrankten kam zu dem Ergebnis, dass nicht alle dieser Patienten Kontakt zu dem Markt gehabt hatten. Laut dieser Studie traten die ersten Symptome am 1. Dezember bei einem der Patienten auf.

Offizielle Stellen aus China melden die Krankheitsfälle der WHO (Weltgesundheitsorganisation). Inzwischen sind 27 Menschen in der Region Wuhan erkrankt, sieben davon schwer. Die Ärzte und Wissenschaftler gehen zu dem Zeitpunkt von einem Virus aus, der die Symptome auslöst, schließen aber eine Übertragung von Mensch zu Mensch zunächst aus. Am 1. Januar 2020 wird der Fischmarkt geschlossen. Da beschränken sich die Erkrankungen noch auf die Stadt Wuhan.

Quelle: Wuhan Municipal Health Comission, Stand: 31.12.2019.“ 7)

Chronologie der Ausbreitung in China nach Wikipedia

„Der erste offizielle Fall einer Covid-19-Infektion wurde am 1. Dezember 2019 bestätigt. Doch es wird sehr stark angenommen, dass es bereits im November 2019 erste Fälle gegeben haben muss. Die Validität der chinesischen offiziellen Angaben bezüglich der Zahl der Infizierten, der neuen Infektionen und der Todeszahlen wird infrage gestellt. Die Behörde, die für die offiziellen Zahlen zuständig ist und die Bekämpfung der Pandemie als oberste Behörde koordiniert, ist die Nationale Gesundheitskommission.

Dezember 2019

Eine frühe Meldung der Wuhaner Gesundheitskommission über die Lungenentzündungsepidemie, die am 30. Dezember 2019 auf Weibo veröffentlicht wurde.

Ab dem 17.November 2019 wurden täglich zwischen einem und fünf neue Fälle gemeldet, sodass die Gesamtzahl der Infektionen bis zum 15.Dezember schon bei 27 Fällen lag. Am 20. Dezember wurden 60 Fälle bestätigt. Am 27. Dezember teilte Zhang Jixian, eine Ärztin des Hubei Provinz Krankenhauses für Chinesische und Westliche Medizin, den lokalen Gesundheitsbehörden mit, dass die Krankheit durch ein neues Corona-Virus verursacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 180 Menschen infiziert. Am 28. und 29.Dezember kamen drei weitere Patienten in die Klinik der Ärztin. Das Krankenhaus informierte die Gesundheitskommissionen der Provinz Hubei und der Gemeinde. Die Gesundheitskommissionen beauftragten Wuhan und Jianghan sowie das Jinyintan-Krankenhaus, am 29. Dezember epidemiologische Untersuchungen für sieben Patienten durchzuführen. Sechs von ihnen wurden nach Jinyintan verlegt, in eine Facheinrichtung für Infektionskrankheiten. Ein Patient lehnte die Verlegung ab.

Am Abend des 30.Dezember wurden von der städtischen Gesundheitskommission von Wuhan Mitteilungen ins Internet gestellt, die alle Krankenhäuser in Wuhan aufforderten, jeden Lungenentzündungspatienten mit unbekannter Ursache, der sich auf dem Fischmarkt in Wuhan aufgehalten hat, zu melden. Die Wuhaner Gesundheitskommission äußerte in einem Interview, dass die Untersuchung nicht abgeschlossen sei und die Experten von der Nationalen Gesundheitskommission auf dem Weg seien, die Untersuchung zu unterstützen.

Am 30.Dezember warnte auch der chinesische Arzt Li Wenliang innerhalb einer WeChat-Gruppe Kollegen angesichts einer Serie von Lungenentzündungen im Krankenhaus in Wuhan vor einem Virus, von dem er zu diesem Zeitpunkt annahm, es verursache das schwere akute Atemwegssyndrom (SARS). Nachdem sich die Warnung im Internet verbreitet hatte, wurden Li und mindestens sieben weitere Kollegen von der Polizei vorgeladen. Sie wurden beschuldigt, „unwahre Behauptungen gemacht“ zu haben, die die „gesellschaftliche Ordnung ernsthaft gestört hätten“ und mussten unter Androhung von Strafen Schweigepflichtserklärungen unterschreiben, an die sich Li Wenliang später nicht hielt.

Am 31. Dezember informierten die chinesischen Behörden offiziell die WHO (Weltgesundheitsorganisation), dass seit Anfang Dezember mehrere Fälle von schwerer Lungenentzündung in der Stadt Wuhan aufgetreten waren, deren Erreger bisher nicht identifiziert werden konnte und für die als Auslöser ein bislang uncharakterisierter Krankheitserreger angenommen wurde. Die Meldung wurde noch am selben Tag über die Nachrichtenagenturen verbreitet. Am 31.Dezember sandte das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention ein Team zur Unter-suchung der unklaren Fälle nach Wuhan.

Januar 2020

Es finden Personenkontrollen an der Stadtgrenze von Xi’an in der zentralchinesischen Provinz Shaanxi statt. Am 1.Januar 2020 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua über die angeblichen ‚Falschmeldungen‘ der Ärzte und bekräftigte, dass es keine Anzeichen für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung der neuen Erkrankung gebe. Allerdings zeigten die Erkrankungen des Krankenhauspersonals, dass das Virus prinzipiell von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dies wurde am 20. Januar durch die chinesischen Behörden bestätigt.

Der Fischmarkt in Wuhan, der als Infektionsquelle angenommen wurde, wurde am 1. Januar 2020 durch die örtlichen Behörden geschlossen und desinfiziert. Später wurde nach einer Studie des Wuhaner Krankenhauses bekannt, dass der erste identifizierte Patient diesen Markt nicht besucht hatte.

Am 5.Januar 2020 schloss das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention aufgrund von Untersuchungsergebnissen MERS-CoV und SARS-CoV als Erreger aus. Am 7.Januar 2020 wurde von chinesischer Seite die Identifizierung eines neuartigen Corona-Virus bei mehreren Erkrankten bekannt gegeben. Das Virus erhielt die provisorische Bezeichnung 2019-nCoV (2019 neuartiges Corona-Virus).

Vom 12. bis zum 16.Januar 2020 gab es staatlicherseits die immer gleichlautende Bekanntmachung, dass es keine Neuinfektionen und keine engen Kontakte zu Infizierten gegeben habe. In dieser Zeit wurden keine Präventivmaßnahmen ergriffen. Bis zum 17.Januar 2020 wurde die Kampagne für Wohltätigkeits-Kulturaktivitäten zum chinesischen Neujahrsfest (mit der Ausgabe von hunderttausenden Freikarten für diverse Veranstaltungen in Wuhan weiterbetrieben, um Touristen anzulocken.

Noch am 19.Januar 2020 wurde im Wohnviertel Baibuting ), einem Modell-Wohnbezirk in Wuhan, ein Bankett zum chinesischen Neujahrsfest für die 40.000 Bewohner des Stadtviertels abgehalten. Ab diesem Tag stieg die Zahl der Virusinfektionen aber sprunghaft an. Noch am 21.Januar 2020 schien die Parteiführung vorwiegend mit den Vorbereitungen zum großen Neujahrsbankett beschäftigt zu sein. In Beijing wurden seit dem 20.Januar Krankheitsfälle in bestimmten Krankenhäusern konzentriert.

Bis einschließlich 26.Januar 2020 waren offiziellen chinesischen Angaben zufolge in China 2744 infizierte Personen registriert worden. Die Zahl der bestätigten Todesopfer in China betrug 80. Am 26.Januar stufte das deutsche RKI (Robert Koch-Institut) die Provinz Hubei inklusive der Stadt Wuhan als Risikogebiet in China ein. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping sprach am 26. Januar von einer ernsten Situation. Alle Feierlichkeiten zum Chinesischen Neujahr wurden abgesagt, und die Massenquarantäne der gesamten Provinz Hubei wurde für den 29.Januar angekündigt. Am 29.Januar wurden in allen Provinzen der Volksrepublik China Fälle der Covid-19-Infektion gemeldet. Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt 9700 Personen infiziert und 213 aufgrund des Virus schon verstorben.

Februar 2020

Am 13.Februar änderten die chinesischen Behörden die Meldekriterien, und es wurden, abweichend von den Vorgaben der WHO, klinisch diagnostizierte Fälle ohne Virusnachweis erfasst. Dies ergab

allein für Hubei mit 14.000 neuen Fällen die höchste Zahl gemeldeter Neuinfektionen. Diese Änderung wurde am 20. Februar zurückgenommen und die Meldekriterien entsprechen seither wieder den Vorgaben der WHO.

Generalmajorin Chen Wei, Virologin und Ärztin der chinesischen Armee, wurde spätestens Mitte Februar (laut dem französischen Medium RFI schon Ende Januar) mit ihrem Team zum Wuhan Institute of Virology geschickt, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 zu leiten.

Am 18. Februar lag die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in China unter 2000; am 20. Februar sank sie unter 1000 und laut WHO-Bericht vom 26. Februar gab es erstmals mehr Neuinfektionen außerhalb Chinas als innerhalb. Die von der WHO vom 16. bis 24. Februar 2020 in China durchgeführte gemeinschaftliche Mission kam zu dem Ergebnis, dass die in China durchgeführten radikalen Maßnahmen geeignet waren, das Virus einzudämmen.

Laut Angaben der chinesischen Gesundheitsbehörden seien bis zum 25. Februar 3387 Mitarbeiter des Gesundheitswesens in China im Rahmen der Pandemie an Covid-19 erkrankt und davon seien schon 23 verstorben. Unter den 42.600 nach Hubei geschickten, speziell geschulten und ausgerüsteten Angehörigen der Unterstützungsteams sei es nach Aussage der Nationalen Gesundheitskommission zu keinen Infektionen gekommen.

März 2020

In seiner Rede am 9. März 2020 erklärte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, dass mehr als 70 Prozent der etwa 80.000 Infektionsfälle mittlerweile schon genesen seien und die Klinik verlassen hätten. Die Zahl der Neuinfektionen in China lag an diesem Tag bei 45. Wissenschaftlichen Studien zufolge dürften zu diesem Zeitpunkt die ergriffenen Quarantänemaßnahmen Wirkung gezeigt haben.

Nachdem mehrere Tage keine neuen Infektionen gemeldet wurden, beschloss das Politbüro, dass die Pandemie in der Volksrepublik China vorbei sei. Am 24. März wurden dann wieder vier neue Fälle gemeldet. Am 29. März wurden insgesamt 31 neue Infektionen gemeldet, von denen 30 Fälle importiert, also von Einreisenden, sein sollten. Der eine inländische Fall stammte aus der Provinz Gansu. Minister-präsident Li Keqiang warnte lokale Behörden am 25. März, dass sie neue Infektionen nicht verschweigen sollen. Die Befürchtung einer zweiten Welle von Infektionen besteht.

Mit der Verringerung der offiziellen Zahlen von Covid-19-Infizierten in der Volksrepublik China und der weltweiten Verbreitung der Krankheit schloss die Volksrepublik China am 28. März die eigenen Grenzen für Ausländer. Zum 28. März 2020 gültige Visa und befristete Aufenthaltstitel konnten bis auf Weiteres nicht mehr für die Einreise genutzt werden, und es mussten für die Einreise neue Visa beantragt werden, die jedoch nur für bestimmte, notwendige Aktivitäten ausgestellt wurden. Die Einreise aus EU-Staaten ist für Inhaber von Aufenthaltstiteln seit dem 11. August 2020 wieder möglich.

April 2020

Die Nationale Gesundheitskommission teilte am 1. April mit, dass sie entgegen den bisherigen Gepflogenheiten ab sofort auch die asymptomatische Fälle zu der Gesamtzahl der Covid-19-Inifizierten dazuzählen werde. Am 1. April waren es 1367 asymptomatische Fälle laut offiziellen Angaben, die unter medizinischer Beobachtung standen. Am 3. April empfahl die Pressesprecherin des chinesischen Außenministeriums Hua Chunying, dass Diplomaten aus aller Welt, die gegenwärtig nicht in China seien, bis zum 15. Mai 2020 nicht nach Peking zurückzukehren sollten. Für den 3. April wurden 19 neue Infektionen gemeldet, von denen 18 importierte Fälle seien und ein neuer Fall aus der Provinz Hubei stamme.

Am 7. April 2020 berichteten offizielle Stellen der Volksrepublik China, dass erstmals seit Beginn der Infektionswelle kein Covid-19-bedingter Todesfall mehr registriert worden sei. Die strikte Reisesperre für bestimmte Bevölkerungsgruppen Wuhans (solche mit einem ‚grünen Kennzeichen‘ in einer viel genutzten Gesundheits-App) wurde ab dem 8. April 2020 aufgehoben. Nach offiziellen Angaben waren bis zu diesem Zeitpunkt 81.740 an CoV-2019-Infektionen diagnostiziert worden und 3331 Personen waren daran verstorben.

Mit Datum vom 17. April 2020 korrigierte die Stadt Wuhan ihre Todeszahl von 2579 auf 3896. Dies bedeutet einen nachträglichen Anstieg um 1317 Todesfälle. Die Zahl der Infizierten erhöhte sich durch die Korrektur hingegen nur um 325 auf 50.333 Fälle. Als Gründe wurde angegeben, dass viele anfangs zu Hause starben, Krankenhäuser und Personal mit dem Ansturm überfordert gewesen seien, und dass Krankenhäuser nicht am Meldesystem angeschlossen gewesen seien. Ab Mitte April häuften sich Fälle in der Provinz Heilongjiang. Es bestehen Befürchtungen, heißt es, dass sich eine zweite Welle des Virus ausbreitet. Von chinesischer Seite wird davon ausgegangen, dass Einreisende aus Russland das Virus verbreitet haben.

Mai 2020

In der Stadt Wuhan traten am 10. Mai erstmals wieder fünf oder sechs Neuinfektionen auf. Als Reaktion sollten alle 11 Millionen Einwohner der Stadt mit Nukleinsäuretests getestet werden. Nach Medienangaben ist es vorgesehen, die Einwohner in jedem Stadtbezirk Wuhans jeweils binnen zehn Tagen auf das Virus zu testen, wobei der Anfangszeitpunkt variieren kann. Mitte Mai sollten zunächst die Einwohner des Stadtbezirks Wuchang getestet werden. Medien sprechen von höchstens 100.000 Tests pro Tag. Die Stadt Shulan in der Provinz Jilin im Nordosten Chinas wurde am 11. Mai 2020 in Quarantäne gesetzt, da drei neue Infektionsfälle auftraten.

Am 13. Mai 2020 wurde die Stadt Jilin in der Provinz Jilin unter Quarantäne gesetzt, nachdem dort 21 Fälle von Infektionen bekannt geworden waren. Die Zugverbindungen wurden ausgesetzt und Kinos sowie Fitnessstudios mussten schließen. Wer Jilin verlässt, benötigt einen negativen Corona-Test und musste sich an dem neuen Ort in Quarantäne begeben. Am 29. Mai flog eine erste Lufthansa-Maschine 200 deutsche Geschäftsleute nach Tianjin. Auf diesem Flug war eine Person mit Covid-19 infiziert.

Juni 2020

Ein im September 2020 geplanter EU-Gipfel, der unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Leipzig geplant war, wurde am 3. Juni 2020 in gegenseitigem Einvernehmen von Xi Jinping, Angela Merkel und dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, verschoben; ein Treffen sei in Anbetracht der pandemischen Gesamtlage zu risikoreich.

Nach mehreren neuen Corona-Infektionsfällen (Stand 12. Juni 2020 laut Behörden 7 bekannte neue Fälle) wurden in Peking, einer Stadt mit 21,5 Millionen Einwohnern, einige Schulen und Kindergärten geschlossen und mehrere Wohngebiete abgeriegelt. Laut offiziellen Angaben der chinesischen Gesundheitskommission wurden am 13. Juni 2020 58 neue Infektionsfälle gemeldet, davon 36 Fälle in Peking.

Am 18. Juni gab es in Peking 137 bestätigte Fälle. Nachdem zunächst Lachs als Quelle für das Virus in den Nachrichten kursierte, erklärte Gao Fu, der Direktor des chinesischen Zentrums für Krankheits- und Präventions-kontrolle: ‚Er gehe davon aus, dass das Virus schon im Mai asymptomatisch in Peking kursierte.‘ Er erwähnte den Lachs als Ursache für den Ausbruch nicht, das heißt, dass er von einer anderen Quelle ausgeht. Zwischen dem 11. und 20. Juni wurden 2,3 Millionen Menschen getestet, die tägliche Testkapazität lag am 20. Juni bei 500.000 und es wurden am 22. Juni insgesamt 249 Infektionsfälle gemeldet.“ 8 )

Noch hat man auch in China das Virus nicht im Griff. Immer wieder tauchen Bilder von Massenansammlungen ohne nötigen Abstand der Beteiligten auf und die Behörden schwanken zwischen Lockerungen und Restriktionen.

6 ) BR24 28.01.2020 17.13 Uhr

7 ) tagesspiegel.de/lab/karten-so-hat-sich-das-coronavirus-ausgebreitet/

8 ) Wikipedia

3Folgen von Après-Ski-Partys in Ischgl (Tirol)

„Ein deutscher Barkeeper mit norwegischem Namen hat in der Après-Ski-Bar Kitzloch 15 weitere Personen mit dem Corona-Virus angesteckt. Bei den neu Infizierten handelt es sich jedoch nicht um Gäste der Bar, sondern um Personen aus dem unmittelbaren Arbeitsumfeld des 36-jährigen“, wie berichtet wurde.

„Aufgrund der langen Aufenthaltszeit, der körperlichen Nähe und des Alkoholeinflusses sei die Infektionsgefahr in Après-Ski-Lokalen besonders groß“, so Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol, berichtete später die Presse.

„Mehrere hundert Touristen aus vielen Ländern Europas haben sich im Tiroler Skiort Ischgl nachweislich mit dem Corona-Virus Sars-CoV-2, dem Auslöser der Infektionskrankheit Covid-19, angesteckt. Die Kritik an den Tiroler Behörden ist groß: Sie sollen viel zu lange mit Maßnahmen gewartet und sich dem Druck der Tourismus- und Bergbahn-Lobby gebeugt haben, was diese vehement zurückweisen. Denn Island hat schon vor fast zwei Wochen Alarm geschlagen und Ischgl zum Risikogebiet erklärt.

Ein Rückblick auf die ersten Covid-19-Fälle und Maßnahmen der Behörden seit 29. Februar 2020:

Bei einem Flug der Icelandair aus München traten bei einer Reisegruppe 15 Covid-19-Fälle auf. Sie alle waren im Tiroler Touristenort Ischgl zum Skifahren.

5. März 2020

Die isländischen Gesundheitsbehörden klassifizieren Ischgl als Risikogebiet. Island setzt den Tiroler Ort damit auf die gleiche Stufe wie Iran, Südkorea oder das zentralchinesische Wuhan. Damit verbunden sind Quarantänemaßnahmen für alle Rückkehrer aus der Skiregion. Die Namen der Betroffenen werden nach Bekanntwerden der Infektionen den Tiroler Behörden übermittelt, diese untersuchen daraufhin der Landesregierung zufolge die Kontaktpersonen der Gruppe in Ischgl.

7. März 2020

Ischgl meldet den ersten offiziellen Corona-Fall am 7. März. Betroffen ist ein deutscher Servicemitarbeiter der Après-Ski-Bar ‚Kitzloch‘, der sich womöglich selbst bei einem der Gäste angesteckt hatte. ‚Aus medizinischer Sicht‘ sei es ‚wenig wahrscheinlich, dass es in Tirol zu Ansteckungen gekommen ist‘, sagt Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber tags darauf.

9. März 2020

Es wird bekannt, dass der ‚Kitzloch‘-Mitarbeiter 15 Menschen in seinem direkten Umfeld angesteckt hat.

10. März 2020

Das Land Tirol lässt das ‚Kitzloch‘ und weitere Après-Ski-Lokale schließen. Eine Quarantäne für Ischgl soll es aber nicht geben, erklärt die Tiroler Landesregierung. Bis heute (Stand: Dienstagmittag) fehlt auf der Website des ‚Kitzloch‘ jeglicher Hinweis auf Covid-19 und die damit verbundene Schließung.

12. März 2020

Ein vorzeitiges Saisonende wird verkündet, es dauert aber noch drei weitere Tage, bis tatsächlich überall in Tirol die Skilifte stillstehen.

13. März 2020

Die österreichische Bundesregierung erklärt Ischgl und das Paznauntal zum Risikogebiet und verhängt eine Quarantäne. Deutschland erklärt ganz Tirol zum Risikogebiet. Ausländische Urlauber dürfen das Gebiet verlassen. Sie werden angewiesen, ohne Unterbrechung nach Hause zu fahren und sich in häusliche Quarantäne zu begeben, dafür müssen sie ein Formular unterzeichnen – kontrolliert wird das aber nicht.

14. März 2020

Es wird bekannt, dass einige dieser Touristen unterwegs einkehrten, da es an Reiseverbindungen am Freitagabend gefehlt hat. Laut Tiroler Landesregierung wisse man von vier Fällen, die in Innsbruck eine Nacht in dortigen Hotels verbracht haben, weil der Flug nach Hause erst am Samstag startete. Späteren Medienberichten zufolge sind es hingegen Hunderte Menschen. Der ORF beruft sich dabei auf Aussagen von Innsbrucker Hoteliers. Tirols Landeshauptmann Günther Platter weist ein Behördenversagen daraufhin zurück, die Touristen hätten eine Eigenverantwortung wahrzunehmen.

15. März 2020

Der Betrieb einiger Skilifte in Tirol läuft weiterhin, wird erst am Abend komplett eingestellt. In sozialen Netzwerken kursieren Fotos von Hunderten Skifahrern, die dicht gedrängt auf Sonnenterrassen neben der Piste sitzen. Die österreichische Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) kritisiert das späte Schließen der Skilifte. Die Wiener Tageszeitung ‚Der Standard‘ kommentiert: ‚Die Gier hat die Verantwortung für die Gesundheit der Bürger und der Gäste besiegt. Man wollte diese letzte 'starke Touristenwoche' noch 'mitnehmen', auf dass die Kassen der Liftbetreiber und Hoteliers klingeln.‘

16. März 2020

In ganz Deutschland finden sich Covid-19-Krankheitsfälle, die ihren Ursprung in Ischgl nehmen. In Hamburg gibt es Medienberichten zufolge mehr als 80 Fälle, in Aalen (Baden-Württemberg) Dutzende, in Gütersloh ein halbes Dutzend.

In Norwegen werden fast 500 Fälle, die ihren Ursprung in Österreich nahmen, gemeldet – das ist fast die Hälfte aller Erkrankten in dem skandinavischen Land. Auch in Dänemark machen Skiurlauber, die im Paznauntal waren, etwa die Hälfte aller Infizierten aus. Hinzu kommen Fälle in Großbritannien.

17. März 2020

Die Kritik an den Tiroler Behörden wird immer lauter – und immer vehementer zurückgewiesen. ‚Die Behörden haben alles richtig gemacht‘, sagt der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) am Montagabend im ORF, angesprochen auf die Kritik, die Skisaison sei zu spät beendet worden und man habe Touristen aus Ischgl unkontrolliert ausreisen lassen. Ihm zufolge hätte der Krisenstab in Tirol bereits seit Ende Februar getagt und ständig Maßnahmen getroffen, die ‚Gesamtvorgangsweise war richtig‘. Ausländische Medien würden den Eindruck erwecken, das Corona-Virus sei ‚in Ischgl entstanden‘, das ‚ist aber nicht so‘. Vorwürfe, dass man sich der Tourismus- und Bergbahnlobby gebeugt habe, weist Tilg zurück: ‚Das stimmt nicht.‘ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärt aber in München, dass die steigenden Fallzahlen in Deutschland ‚viel zu tun mit den Rückkehrern aus dem Skiurlaub‘ hätten.

Österreichs Gesundheitsminister Rudi Anschober gibt abends bekannt, dass das ganze Bundesland Tirol als Risikogebiet eingestuft wird.

18. März 2020

Der Standard berichtet, dass einige Hoteliers die Gäste nach Verhängung der Quarantäne am 13. März in Ischgl vor die Tür gesetzt hätten – diese mussten sich notgedrungen eine andere Unterkunft suchen. Dabei haben auch die Tiroler Behörden geholfen, wie die Landesregierung am Mittwoch der SZ bestätigt. ‚Während der gesamten Zeit – vom Zeitpunkt der Ausreise aus dem Paznauntal bis zum Verlassen Tirols via Flugzeug – wurde von den Behörden und der Exekutive bestmöglich sichergestellt und kontrolliert, dass es zu keinem Kontakt zu weiteren Personen kommt‘, erklärt eine Sprecherin. Die Mitarbeiter der Hotels, die die Gäste betreuten, begaben sich demnach im Anschluss in freiwillige 14-tägige Selbstquarantäne.

19. März 2020

Da die Zahl der Infektionen immer weiter steigt, verhängt die Landesregierung drastische Maßnahmen. Um 00:00 Uhr tritt eine Quarantäne für alle 279 Gemeinden Tirols in Kraft. Der Wohnort darf nur dann verlassen werden, ‚wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen - und dann nur zum nächstgelegenen Ort‘, teilt Günther Platter mit.

Dieser Text ist zuerst am 17. März 2020 auf SZ.de erschienen und wurde am 20. März 2020 aktualisiert.“ 9)

Längst hatte zu diesem Zeitpunkt das Unheil aber schon seinen Lauf genommen und befand sich in rasanter Fahrt. Nicht nur alle Lokale wurden ab etwa Mitte März 2020 geschlossen. Schon verbreitete sich das Virus in nie geahntem Ausmaß in ganz Europa. Am Schlimmsten traf es zuerst die italienische Provinz Lombardei rund um die Region Bergamo im Norden des Landes. Innerhalb weniger Wochen gab es dort so viele Tote, dass sie spektakulär mit Militärtransporter abtransportiert werden mussten. Beängstigende Bilder gingen um die Welt, die allgemeines Entsetzen hervorriefen.

In Deutschland wurden am 16. März 2020 die ersten Fälle getestet, deren Infektion in Tirol ihren Ursprung genommen hatte, und selbst das skandinavische Norwegen musste schon 500 Infizierte melden. Es wurden Fälle in Dänemark bekannt und sehr viele ebenso in Großbritannien.

Besonders hart traf es, wie gesagt, Norditalien. Von der Lombardei breitete sich im Februar das Corona-Virus über Europa aus. Wie man Covid-19 für eine Verschwörung halten kann, vermag man dort zu kursierenden Meldungen nicht nachzuvollziehen. Zu drastisch und für jedermann sichtbar waren die dramatischen Folgen. Jetzt erst beginnt die Aufarbeitung und für die Betroffenen wird es ein langer Weg sein.

„Bis Februar war alles wie immer, sechzehn Menschen wurden hier im Januar begraben, acht im Februar und im März waren es schon siebzig. Die eingeäscherten Leichname sind auf Urnengräber über den ganzen Friedhof verteilt. ‚So etwas habe ich noch nie erlebt‘, sagte Bruder Mario, Kapuzinermönch. Im März gab es besonders viele Tote in Bergamo und Umgebung, es starben beinahe sechsmal so viele Menschen wie im gleichen Monat der Vorjahre. Mehr als 6000 Menschen sollen in der Provinz Bergamo bislang an oder mit Covid-19 gestorben sein. Die unglaubliche Menge von 130 Särge waren es zeitweise, die gleichzeitig in und vor der Friedhofskapelle aufgestellt und dann vom Militär in Krematorien nach Parma, Ferrara oder Florenz abtransportiert wurden.“ 10)

Nun zeigte sich hier wie in vielen Länder – und etwas abgeschwächt ist auch Deutschland davon nicht ausgeschlossen – was es bedeutet, wenn das Gesundheitssystem systematisch an die Wand gefahren wird. Jetzt wirkten sich die Sparmaßnahmen und der Personalabbau, die Verdichtung der Behandlungsabläufe, das gewinnorientierte Handeln durch die Träger, fatal aus. Dabei sollte es doch immer schon jedem Verantwortlich klar sein, dass Krankenhäuser und Pflegeheime zu den elementar wichtigen Einrichtungen jedes Gemeinwesens gehören und nicht auf Profitabilität gebürstet werden dürfen. Solche Leistungen gehören zu den Grundbedürfnissen und müssen von den Kommunen und den Ländern, also der Allgemeinheit, zuallererst bedient werden.

Zu einem intakten Gemeinwesen gehören übrigens neben den Krankenhäusern auch Schulen, Schwimmbäder und geeignete Freizeiteinrichtungen für die Bevölkerung, was von den Politkern – gleich welcher Couleur – gerne vergessen oder im Bewusstsein verdrängt wird. Die dabei anfallenden Kosten zulasten der Steuerzahler haben die zuständigen Kommunen, die Länder und der Bund in erster Linie aufzubringen. Das ist Grundversorgung. Stattdessen wurden bis heute die Reichen geschont und ein hoher Anteil der Steuereinnahmen für die üppigen Pensionen eines Heeres an Ruheständler eingesetzt, für die verantwortungslos in der Vergangenheit keine Rücklagen gebildet worden sind. (ein Einwand des Autors am Rande)

Die Chronologie der in einer unglaublichen Geschwindigkeit fortschreitenden Ausbreitung beschreibt treffend dieser Bericht in Kurzform:

„Italien ist eines der Länder in Europa, die sehr früh und besonders stark von der Covid-19-Pandemie betroffen waren. Das Virus Sars-CoV-2 breitete sich in ganz Italien aus; der Schwerpunkt der Infektion lag in Norditalien. Das Gesundheitssystem in vielen norditalienischen Provinzen war so überlastet, dass viele Patienten nicht oder nicht mehr angemessen behandelt werden konnten und Klinikärzte genötigt waren, eine Triage (Auswahlverfahren, wer behandelt wird, wer nicht) vorzunehmen. Vielerorts fehlten oder fehlen Schutzmasken; unter anderem deshalb haben sich Angehörige des medizinischen Personals mit dem Virus infiziert. Am 19. März 2020 zählte Italien 3405 Covid-19-Todesfälle und damit erstmals mehr Opfer als China offiziell angab.

Die italienische Regierung riegelte zunächst die Epizentren ab; seit dem 8. März wurden in rascher Folge Maßnahmen beschlossen, die viele wirtschaftliche Aktivitäten unterbanden und die Bewegungsfreiheit der Bürger einschränkten; öffentliche Veranstaltungen wurden abgesagt, Kirchen und Museen geschlossen, der Karneval in Venedig musste abgebrochen werden. Ab der zweiten Märzwoche waren viele Geschäfte und wenig später auch Produktionsbetriebe gezwungen zu schließen; für die Allgemeinheit galten massive Ausgangsbeschränkungen, die jedoch in der ersten Maiwoche gelockert wurden.“ 11)

Italien war also im Februar 2020 ungewollt in die Rolle des europäischen Covid-Vorreiters geraten – im negativen Sinne natürlich.

Am 21. Februar 2020 gingen die Meldungen über den schwer kranken Mattia (38) aus dem Städtchen Codogno in der Lombardei um die Welt. Am Mailänder Krankenhaus Luigi Sacco waren die Virologen schon einen Tag früher in Alarmstimmung. Sie hatten in italienischen Speichelproben des damals hauptsächlich aus China bekannten Virus gefunden. Dann kam es Schlag auf Schlag. Der italienische Ministerpräsident ließ am 22. Februar die stark betroffenen Städte in der Lombardei abriegeln. Vom 5. März an wurden die Schulen geschlossen, dann wurde das wirtschaftliche Herz, die komplette Lombardei gesperrt, und ab dem 10. März 2020 ging Italien mit seinen 60 Millionen Menschen in den Lockdown, das Gesundheitssystem im Norden war zu diesem Zeitpunkt schon kollabiert. Erst im Mai und Juni konnten die Sperren wieder nach und nach aufgehoben werden.

Seit Ausbruch der Pandemie hatte Italien offiziell 35.000 Tote zu beklagen. Nicht ohne Grund befürchtete man Monate danach, da waren wir schon im August, dass trotz der Sommerhitze eine zweite Welle folgt. Die Experten warnten und sprachen davon: „Wir sind schon wieder mitten drin.“ Ein erneutes außer Kontrolle geraten wäre für die Italiener geradezu eine Horrorvision.

9 ) Süddeutsche Zeitung 20.3.2020

10 ) Badische Zeitung 17.Juli 2020

11 ) Wikipedia

4Das Monster ist da

Außer dem Einfallstor in München wurde – wie schon erwähnt – durch Ischgl-Rückkehrer ganz Europa direkt und massiv betroffen. Dazu gehörte zuvorderst auch die Region des Elsass im benachbarten Frankreich. Jetzt machte sich der Nachteil offener Grenzen in Europa bemerkbar, wenngleich es dazu keine Alternative gibt und sicher niemand oder nur sehr wenige sich nach einer Zeit vor dem Schengener Abkommen zurücksehnen wollen. Über 5000 Infektionen lassen sich Ischgl zuordnen und aus über 45 Länder meldeten sich danach Betroffene.

Das Schengen-Abkommen ist seit 1985 in Kraft und die Schweiz, Lichtenstein, Norwegen und Island hatten sich angeschlossen. Seitdem sind die Schlagbäume an den Grenzen gefallen, in der Regel ist ein kontrollfreies Passieren möglich.

Beim ungeahnten Ausmaß, wie der sich ausbreitende Corona-Erreger zur Pandemie wurde, offenbarten sich parallel einige Schattenseiten einer offenen Gesellschaft. Jetzt wirkten sich nun die nach dem Schengener Abkommen offenen Grenzen nachteilig aus.12)

Ursächlich für die Ausbreitung im Elsass war anscheinend eine Zusammenkunft Evangelikaler in einer Kirche in Mulhouse (Elsass), wonach die ostfranzösische Region mit voller Wucht getroffen wurde. Die Nachbarregion zum Südwesten Deutschlands galt schnell als Epizentrum für Frankreich. Der Ursprung war aber – wie sich später zeigen sollte – wohl schon viel früher. Das hat da aber dann schon niemand mehr interessiert.

„Der Arzt und Kirchenvorsitzende Jonathan Peterschmitt aus Mulhouse hat am Sonntag in einem fünf Seiten langen Manifest Zweifel daran geäußert, dass eine Großveranstaltung in einer von ihm geführten Freikirche in Mulhouse (Elsass) im Februar der Ausgangspunkt der starken Corona-Verbreitung in der Region gewesen sei. 13 )

„Als erster definitiv bestätigter Corona-Fall (Patient 0) in Frankreich gilt dem Fachmagazin ‚International Journal of Antimicrobial Agents‘ zufolge ein 43 Jahre alter Fischhändler aus der Nähe von Paris, bei dem anhand einer Blutprobe aus dem Dezember nun rückwirkend nachgewiesen werden konnte, dass er kurz vor Weihnachten mit Corona infiziert war.

Besonders auffallend, und das sollte uns aufhorchen lassen, der Mann hatte keine Kontakte nach China und war auch nicht verreist. Er muss sich somit in Frankreich angesteckt haben. Französische Wissenschaftler gehen daher zunehmend davon aus, dass das Corona-Virus sich früher als bisher gedacht verbreitet haben musste. Viele Infizierte hätten nichts von der Ansteckung gemerkt, sodass sich die Epidemie zunächst unerkannt in der Bevölkerung verbreiten konnte.

Reisende aus China, die im Dezember nach Frankreich kamen, seien nicht zwangsweise der Auslöser der Pandemie im Land gewesen. Mehrere Kliniken und das Forschungszentrum Institut Pasteur in Paris haben mittlerweile damit begonnen, Patientenakten und Influenza-Fälle der vergangenen Monate auf mögliche frühe Corona-Fälle aus den letzten Monaten des vergangenen Jahres zu untersuchen. ‚Dadurch erhoffe man sich Erkenntnisse über die Verbreitung des Virus, um auch für eine weitere Infektionswelle besser gerüstet zu sein‘, erläuterte laut France Info der Infektologe Olivier Bouchard vom Avicenne-Klinikum in Bobigny bei Paris. Dort war der Fall des 43 Jahre alten Fischhändlers vom Dezember entdeckt worden.“ 14)

„In den Medien schlagen bald Ärzte und Pfleger Alarm. Es mangele an Betten, an Beatmungsgeräten, an Masken, an Handschuhen und an medizinischem Personal – zumal auch Ärzte und Krankenpfleger sich bereits angesteckt haben und nicht mehr arbeiten können. Ein Reporter des Fernsehsenders France 2 berichtete von einem Krankenhausmitarbeiter, der ihm anvertraut habe, dass man bald nicht mehr alle Patienten behandeln könne und eine Auswahl treffen müsse.

Die Hilferufe sind in Paris angekommen. Am Montagabend versprach Präsident Macron eine Unterstützung durch die Armee: ‚Ich habe daher entschieden, dass ein Feldlazarett in den nächsten Tagen im Elsass errichtet wird. Die Armee wird auch dabei helfen, Kranke aus den am meisten betroffenen Regionen zu verlagern und so die Überlastung der Krankenhäuser dort zu verringern.‘

Das Armeekrankenhaus wird in Mulhouse installiert und soll ab Donnerstag einsatzbereit sein. 30 Betten zur Intensivbehandlung werden dann zur Verfügung stehen.

Inzwischen haben speziell ausgestattete Armeehubschrauber damit begonnen, Kranke aus Mulhouse nach Toulon im zurzeit noch weniger betroffenen Südwesten des Landes zu überführen.“ 15 )

„Die Corona-Pandemie hat das Elsass fest im Griff. Die Lage gilt bald darauf als geradezu dramatisch: Es gibt zu wenige Beatmungsgeräte, deshalb werden Patienten über 80 Jahren seit heute nicht mehr beatmet. Katastrophenmediziner berichten angesichts der Corona-Pandemie über dramatische Zustände aus dem Elsass, die aus ihrer Sicht bald auch in Deutschland drohen könnten. Demnach arbeiten Mediziner an der Universitätsklinik Straßburg weiter mit Corona-Patienten, selbst wenn sie infiziert sind, und über 80-Jährige werden nicht länger beatmet. Stattdessen gibt es für die Betagten ‚Sterbebegleitung mit Opiaten und Schlafmitteln‘. Das schreiben die Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin in Tübingen in einem Bericht an die Baden-Württembergische Landesregierung.“

Der Bericht liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Mehrere Medien haben darüber berichtet. Das Elsass gilt als Frankreichs Epizentrum der Krise. Die deutschen Katastrophenmediziner besuchten die Universitätsklinik in Straßburg und schlagen angesichts der Zustände Alarm. Sie berichten in dem Papier von einer ‚greifbaren Gefahr‘ durch das Virus. Unter der Annahme, dass sich die Entwicklung im Elsass bald in Deutschland einstellen werde, sei eine optimale Vorbereitung von ‚allerhöchster Dringlichkeit‘. Die Gefahr durch das Corona-Virus mache ‚weitere konsequente Maßnahmen der Landesregierungen, der Krankenhäuser und der Rettungsdienste in Deutschland‘ unabdingbar.

Nadelöhr seien die zu beatmenden Patienten, heißt es in dem Papier. Seit dem Wochenende würden Patienten, die älter sind als 80 Jahre, an der Straßburger Klinik nicht mehr beatmet. So werde auch verfahren mit Patienten in Pflegeheimen in dem Alter, die beatmet werden müssten. Sie sollen durch den Rettungsdienst eine ‚schnelle Sterbebegleitung‘ erhalten. Die Ethikkommission gebe diese Vorgehensweise vor.“ 16)

„Die Corona-Krise beutelt unsere französische Nachbarregion Grand Est schwer: Die Behörden zählen rund 1970 Betroffene in Krankenhäusern und 480 davon in kritischem Zustand. Eine Studie legt nahe, dass es noch schlimmer kommen könnte.

Fast 500 auf der Intensivstation

Die Gesundheitsbehörde ‚Agence régionale de Santé‘ (ARS) hat in einer Pressemitteilung 1970 Corona-Patienten in den Krankenhäusern in der Region Grand Est gezählt: 480 davon werden auf Intensivstationen behandelt. ‚Seit Beginn der Epidemie ist die Gesamtzahl der Todesfälle bei Patienten auf 271 gestiegen‘, so die ARS. Die Entwicklung zeige, dass sich die Situation weiter verschlechtere.

384 Corona-Patienten im nördlichen Elsass

Die Präfektur Bas-Rhin mit Sitz in Straßburg veröffentlichte aktuelle Zahlen: 384 Corona-Patienten befinden sich im nördlichen Elsass in stationärer Behandlung, in 155 Fällen ist eine Beatmung notwendig. Seit Beginn der Krise sind 43 Menschen gestorben. Die Verwaltung des südlichen Elsass – die Präfektur Haut-Rhin – veröffentlichte auf deren Webseite keine eigenen Fallzahlen, verwies aber auf die Zahlen der Gesundheitsbehörde.

Patienten werden ausgeflogen

Laut ARS wurden am Samstag sechs Patienten des überlasteten Krankenhauses in Mulhouse mithilfe von Militärhubschraubern nach Bordeaux transportiert. Auch mit Deutschland und der Schweiz gebe es Vereinbarungen. Am Wochenende wurden die ersten Patienten aus Straßburg, Colmar und Mulhouse in Kliniken nach Karlsruhe und Freiburg gebracht, so die DNA (Dernières Nouvelles d’Alsass).

Dort seien auf Intensivstationen 15 Betten für französische Patienten zur Verfügung gestellt, die Atemhilfe benötigen. ‚Die Aufnahme schwerkranker Corona-Patienten ist ein Zeichen gelebter europäischer Solidarität und ein Ausdruck der Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen‘, freut sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Weiß in einer Pressemitteilung.

Weitere sechs Patienten werden die Schweizer Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Jura aufnehmen, so eine Pressemitteilung. ‚Das Département Haut-Rhin richtete am Freitagnachmittag an die drei Kantone eine dringende Anfrage um Unterstützung, nachdem die Spitalkapazitäten ausgeschöpft waren‘, heißt es darin.“ 17 )

Da es schließlich für alle Erkrankte an Betten fehlte, wurden schwerste Fälle, dank grenzüberschreitender Hilfe, in deutsche Kliniken im Südwesten nach Freiburg und Karlsruhe ausgeflogen und dort erfolgreich behandelt. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wurde später von den französischen Organen als vorbildlich belobt.

Wie zu erwarten, hatte der Erreger vom Elsass aus, schnell auch den Weg über die noch offene Grenze in den Raum Kehl im Ortenaukreis gefunden, wo die ersten Erkrankungen im Badischen auftraten. Mitte März musste das Krankenhaus in Kehl die ersten Einschränkungen erlassen. Schon Anfang März wurden erste Warnhinweise mit Verhaltensmaßregeln herausgegeben. Danach traf es insbesondere Pflege- und Altenheime in der Ortenau, wo bald die meisten Toten unter den älteren Bewohnern zu beklagen waren.