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Die Altersgrenze 65 ist eine Zäsur im Leben des arbeitenden Menschen; er geht in den Ruhestand - ob er will oder nicht. Viele Menschen wurden in den letzten 2 Jahrzehnten vorzeitig in den Ruhestand entlassen oder durch Mobbing aus dem Unternehmen gedrängt. Der Jugendwahn griff immer mehr um sich; Erfahrung hat nicht mehr gezählt, wie nüchtern festzustellen war. Das hat sich "Gott sei Dank" in den letzten Jahren - im Blick auf die demographische Entwicklung und den sich abzeichnenden Fachkräftemangel - leicht geändert. Trotzdem ist es schwer, wie der Autor selbst erfahren hat, über 65 eine geeignete Beschäftigung zu finden, ohne ausgebeutet zu werden, wenn man noch etwas tun will und nicht bereit ist, sich unter Wert zu verkaufen. Da muss dringend ein Umdenken stattfinden, weil einerseits die Menschen immer älter werden und sich noch leistungsfähig fühlen und andererseits die Wirtschaft ohne die älteren "Jüngeren" nicht mehr auskommen wird, wenn der erreichte Lebensstandard erhalten bleiben soll.
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Seitenzahl: 104
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„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an! Mit 66 Jahren,… mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss! Mit 66 ist noch lange nicht Schluss!“…so beginnt ein Lied von Udo Jürgens. Das hat mit der Realität in der heutigen Wirtschaftswelt allerdings sehr wenig zu tun, seit ein übertriebener Jugendwahn um sich greift und man den geistig und körperlich fit sich fühlenden Rentnern nur Jobs auf 450-Euro-Basis bietet. Der dabei zugrunde liegende Stundenlohn - trotz gesetzlichem Mindestlohn - ist meist ein Hohn für erfolgreiche, qualifizierte und erfahrene Fachleute.
Wie weit der Jugendwahn ausufern kann, zeigt drastisch folgendes, tatsächliche Erlebnis: Ein Meister der Daimler AG in Gaggenau feierte gerade seinen 35. Geburtstag. In einer Samstagsnacht besuchte er mit Freunden im ungefähr gleichen Alter zu später Stunde eine Kult-Diskothek im Nachbarort. Beim Eintritt in den Saal johlte das Volk: „Jetzt kommen sie schon hierher zum Sterben!“ Mein Gesprächspartner war schockiert, „…ich fühlte mich plötzlich uralt“, resümierte er seine nüchterne Feststellung.
Dabei werden die älteren Menschen immer jünger und sehr viele sind auch im fortgeschrittenen Alter noch äußerst körperlich und geistig fit, lernbereit und aufnahmefähig. Auf der anderen Seite werden die „immer jüngeren Älteren immer früher aus den Unternehmen in den Ruhestand gedrängt. Sie sehen sich als Verlierer der Hartz-Reform und als Leidtragende einer absurden Arbeitsmarktentwicklung“, so lesen wir es 2004 in der der „Zeit-Online“.
In meiner aktiven Verkaufstätigkeit bei Kunden in der Indus - trie stellte ich seit den 90er Jahren verstärkt fest, dass Mitarbeiter über 50 zunehmend als zu Alt eingestuft wurden. Man drängte sie aus dem Unternehmen, sei es mit Abfindungen oder im ungünstigsten Falle mittels Mobbing. Allenthalben setzte man auf die Jugend, die zu Scharen aus den Universitäten in die Jobs drängten. „Sie sind bestens ausgebildet, hochmotiviert, dynamisch und leistungsfähig sind“ jubilierte man begeistert in den Chefetagen.
Später musste man man bestürzt feststellen, dass ganze Betriebszweige zusammenbrachen, weil den „Jungen“ ganz einfach die nötige Erfahrung fehlte. Nicht selten wurden „Abgeschobene“ wieder ins Unternehmen zurückgeholt und mit teuren Beraterverträgen entlohnt, damit es weiter ging und die Verluste sich in Grenzen hielten oder noch schlimmer, die Kundschaft nicht abwanderte.
Es ist gar nicht nachvollziehbar, welches Volksvermögen an Erfahrung und Wissen auf diesem Wege in den letzten zwei Jahrzehnten verschleudert wurde oder heute brach liegt. Dafür bezahlen die Unternehmen lieber hohe Betriebsrenten, die zunehmend an die Substanz gehen und die Gefahr bergen, Insolvenz zu gehen, wenn man nicht schon ein Opfer geworden ist.
In den letzten Jahren hat sich diese Einstellung „Gott sei Dank“ wieder leicht gedreht. Vorausschauende Firmenlenker sind sich durchaus bewusst, dass ihnen bei der sich abzeichnenden demographischen Entwicklung irgendwann massiv die Fachkräfte fehlen. Da kann es sich kein Unternehmen leisten, erfahrene Fachkräfte aufs Altenteil zu schieben.
Einfaches Rezept dagegen ist, die Arbeitswelt anders zu organisieren. Auf der einen Seite will man den Rentenbeginn auf 67 ausdehnen und wird es im Blick auf den demographischen Wandel dringend tun müssen, dann muss man auf der anderen Seite dem älter werdenden Mitarbeiter solche Tätigkeiten anbieten, in denen er sich einbringen und sein Fachwissen und seine Erfahrung sinnvoll nutzen kann.
Wird dies richtig verstanden, profitieren alle - die Unternehmer und die älter werdenden Mitarbeiter. Das bedingt aber auch eine gerechte Entlohnung. Minijobs auf 450-Euro-Bais wie sie heute überwiegend angeboten werden, sind nicht der richtige Weg.
Für den Arbeitnehmer mag das kurzfristig gedacht durchaus interessant sein, wenn man es als Zuverdienst zur Rente sieht, und für den Arbeitgeber bedeutet der Wegfall von Sozialleistungen und pauschalierter Besteuerung bürokratische Vereinfachung. Es öffnete auf der anderen Seite aber in den letzten Jahren massiv Tür und Tor zu Dumpinglöhnen und Abbau von regulären Jobs.
Das kann nicht Ziel einer zukunftsfähigen Arbeitsmarktpolitik sein, denn diese Zeche bezahlen am Ende alle in der Gesellschaft.
Vorwort
Kapitel 1 Der Ruhestand beginnt
Kapitel 2 Das Ende nach 27 Jahren als Handelsvertreter
Kapitel 3 Aktiv im Unruhestand
Kapitel 4 Mystery-Shopping
Kapitel 5 Rundfunkgebührenbeauftragter für den SWR
Kapitel 6 Qualitätssicherung in der Automobilbranche
Kapitel 7 Aushilfe in einem Ingenieurbüro
Kapitel 8 Engagiert für die Überführung von PKW’s
Kapitel 9 Angestellter bei Gothaplast in Gotha
Kapitel 10 Ausfall wegen eines dummen Unfalls
Kapitel 11 Neubeginn bei Gothaplast
Kapitel 12 Unterwegs als Medizinprodukte-Berater
Kapitel 13 Gothaplast feiert 70jähriges Firmenjubiläum
Kapitel 14 Überraschendes Ende
Kapitel 15 Resümee
Kapitel 16 Schriftstellerische Versuche als Buchautor
Unsere Urlaubstage im Februar 2010 in der Golfregion Dubai und Abu Dhabi hinterließ bei meiner Frau und mir, wie den uns begleitenden, befreundeten Familien, nachhaltige und überwältigende Eindrücke. Es schien uns, dass wir nicht nur für eine kurze Zeit in die Welt von „Tausend und einer Nacht“ eingetaucht sind, sondern in ein Meer unbegrenztem Streben nach Größe und Macht, Wir fanden uns in einem Labyrinth von Hochhäusern wieder. Ein Duft von Orient war nur noch am Rande zu verspüren. Selbst im Souk von Dubai fanden sich mehr indische Geschäfte wie von Einheimischen, und Übernachtungen in der Wüste im Zelt mit Beduinen sind allenfalls Folklore.
Da war nicht nur der Burj Khalifa in Dubai, mit 828 Meter höchster Turm der Welt. Unmittelbar zu seinen Füßen lädt die Dubai Mall, eine Shopping Mall mit 1‘200 Geschäften auf 350‘000 Quadratmeter Verkaufsfläche zum Bummel ein. Sie zählt zu den Größten der Welt.
Zahlreiche Wolkenkratzer hoch und höher drängen sich auf engstem Raum und bildeten eine atemberaubende Kulisse. Sie spiegeln einerseits den Reichtum der Scheichs und geschäftstüchtigen Emiratis wieder, andererseits das Bestreben nach Größe und in allem die Welt zu übertreffen. Es scheint die Mentalität der Orientalen zu sein, der Welt beweisen zu wollen, dass sie der Maßstab aller Dinge - der Nabel der Welt - sind. Hier wird „Geld regiert die Welt“ Wirklichkeit und das uralte Bestreben, die Welt zu regieren, nimmt ernstzunehmende Formen an.
Oben: Strand Jumeirah in Dubai Unten: Skiline von Abu Dhabi
Purer Gigantismus umgab uns, wohin wir kamen – alles größer, höher, pompöser. „Die Menschheit soll staunen und uns bewundern“, ist die gelebte Maxime. Mitten in der heißen Stadt Dubai sahen wir die riesige, rund 400 Meter lange Halle, wo man sich vergnüglich zum Skifahren trifft. Der zu dieser Zeit gerade im Neubau befindliche, 60 Quadratkilometer umfassende, neue Flughafen soll der größte der Welt werden. Schon 2010 sollte er in Betrieb gehen, das hatte sich aber ein wenig verzögert. Trotzdem haben die Emiratis bisher die meisten Flugzeuge von Airbus der Klasse A 380 gekauft und weitere sind bestellt. Dubai ist heute die wichtigste Drehscheibe im Flugverkehr nach Fernost.
Alle Welt kennt die im Meer aufgespülten, künstlichen Inseln „The Palm“ und mittendrin das spektakulärste Hotel der Welt, das „Atlantis“ mit über 1'500 Zimmern. Die Metro fährt direkt bis in die Station im Haus. Durch die Finanzkrise 2007 bis 2009 wurde der Ausbau der weiteren künstlichen Inseln, „The World“ etwas verzögert. Ende 2010 waren 2/3 der 300 in Form der Weltkugel und Erdteile zum Teil fertiggestellten Inseln schon verkauft. Der Rest wartete noch auf gutbetuchte Käufer.
Überall in der Stadt grünt und blüht es, ebenso entlang den bis zu 14 Spuren breiten Autobahnen, soweit man nur blicken kann. Das muss permanent bewässert werden und zu jedem Baum, jeder Palme führt eine Wasserleitung. Zwischen Dubai und Abu Dhabi sieht man riesige Wasserentsalzungsanlagen und mit Gas betriebene Kraftwerke, wobei „Gas ein Abfallprodukt der Ölgewinnung sei“, wie man uns sagte. So muss man nicht sparen. Die Straßen und riesigen Gebäude sind Tag und Nacht, 24 Stunden lang hell beleuchtet. Dabei wird überall rund um die Uhr gebaut und ein Heer von billigen Arbeitskräften, vorwiegend aus Indien und den Philippinen, gnadenlos ausgebeutet.
In Abu Dhabi besuchten wir die neu erbaute, prächtige Moschee, die zu Ehren des ersten Präsidenten der Emirates errichtet ist. Der riesige Gebäudekomplex ist mit weißem Carrara-Marmor verkleidet, zu dem das Material und eigens italienische Fachleute bestellt und eingesetzt wurden. Die Türme sind mit Tonnen Gold beschichtet und glänzten weithin sichtbar im gleißend, grellen Sonnenlicht. Innen hängt der angeblich größte Leuchter der Welt von der Decke unter anderem; natürlich von Swarovski. Die Kosten der schönsten Moschee der Welt - und der Drittgrößten überhaupt - werden als Staatsgeheimnis streng gehütet; man spricht von „Milliarden“.
Das 7-Sterne-Luxus-Hotel „Emirates Palaces“ ist die standesgemäße Absteige für alle, die sich locker Übernachtungskosten im 5-stelligen Bereich leisten können oder - wie zum Beispiel Politiker - die Spesen bezahlt bekommen und, und; die Liste der Superlativen ließe sich endlos fortsetzen.
Dabei ist alles im Grunde - und nicht nur bildlich gesehen - auf Sand gebaut. Der urbanisierte Bereich der Städte ist ein nur wenige Kilometer breiter Streifen entlang am Persischen Golf und schon nach rund vierzig Kilometern beginnt die endlose Wüste der Arabischen Halbinsel, die tief nach Saudi Arabien hin reicht.
Dagegen sahen wir im Oman nur Felsen und karges Land, lernten allerdings auch nur einen relativ kleinen Teil dieses Landes kennen. Es soll auch grüne, üppige Landstriche geben, wo reichlich Wasser fließt. Sehr interessant war es, durch die Wadis mit tiefen, glasklaren Wasserlöchern zu fahren und wandern.
Die gewonnenen, vielfältigen Erlebnisse waren die Reise wirklich wert und mit den nachhaltigen Eindrücken gingen die Tage im arabischen Raum schnell zu Enden; der Abschied kam. Schon auf der Heimreise holte uns die raue Wirklichkeit ein. Sie gestaltete sich nicht ganz reibungslos. Um vier Uhr hieß es am letzten Tag aufstehen und um fünf brachte uns der Shuttlebus vom Hotel zum Flughafen, damit wir rechtzeitig um sechs Uhr einchecken können.
Bis dahin lief alles noch nach Plan, doch dann erfuhren wir, dass sich der Abflug verzögern wird. In München hatte es in der Nacht heftig geschneit. Der Abflug der Maschine von dort nach Dubai konnte erst Stunden später erfolgen. Die Startbahn musste zuvor geräumt und das Flugzeug enteist werden; das alles dauerte.
Derweil hingen wir im riesigen Flughafenkomplex von Dubai herum. Wir bekamen zwar kostenlos ein zweites Frühstück und gratis Wasser in Flaschen, Geschäfte auf mehreren Ebenen luden zum Bummel ein, und der Einkauf von Gold oder Schmuckstücke aus Gold waren durchaus günstig, wenn man noch Geld übrig hatte und anlegen wollte. Es wurde 12 Uhr, bis der Flieger aus München eintraf, und der wurde dann gereinigt, getankt und was sonst zu machen ist, bis wir endlich um 13.30 Uhr an Bord gehen konnten.
Unter Berücksichtigung des Zeitunterschiedes landeten wir etwa um 19 Uhr im tief verschneiten München. Unsere Platzreservierung im ICE war verfallen und die S-Bahn zum Hauptbahnhof, sowie der ICE in Richtung Stuttgart total überfüllt. Die Hälfte aller Flüge war an diesem Tag cancelled worden und so strebten und drängten die Reisenden in die Züge, um doch noch irgendwie ans Ziel zu gelangen. Mit dem Reisegepäck im Schlepptau im ICE Sitzplätze zu finden, war ein Glücksspiel und purer Stress. Trotzdem kamen wir wohlbehalten nach 22 Uhr in Bühl an und auch da lagen – was selten ist – 10cm Neuschnee. Nun war erst einmal Erholung von der strapaziösen Rückreise angesagt.
Mit den vielen Eindrücken unserer Urlaubsreise ging es in die Niederungen des Alltags zurück. Geschäftlich war dieser Februar für mich grottenschlecht um nicht zu sagen, „eine Katastrophe“. Seit mindestens 20 Jahren hatte ich keinen so niedrigen Umsatz mehr in einem Monat zu verbuchen. Seit 27 Jahren arbeitete ich als selbständiger Handelsvertreter für das Unternehmen und betreute Kunden, die vorwiegend in der Industrie und dem Gewerbe angesiedelt sind, aber auch Kraftwerke und Stromversorger, die vom Erfolg der Industrie und des Gewerbes abhängen.
Zu meinem Verkaufs-Programm gehörten physiologisch unbedenkliche Hochleistungsschmierstoffe für die Lebensmittelindustrie und mineralölfreie Schmierstoffe für ökologisch sensible Bereiche, wo heute - zur Schonung der Natur - biologisch abbaubare Schmierstoffe gefordert sind. Mein Programm wies eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Produkten auf, die zur Spitze im Markt gehören und ein hervorragendes Leistungsspektrum bieten. Entsprechend waren sie im höheren Marktpreissegment angesiedelt.
Seit dem Beginn meiner Verkaufstätigkeit für das Unternehmen, das zu einem weltweit agierenden Konzern zählt, kannte ich nur jährlich steigende Umsätze, bis 2008 – 2009 die Finanzkrise hereinbrach, die sich in der Folge massiv auf die Wirtschaft auswirkte. Davon blieben leider auch meine Kunden nicht verschont. Namhafte Weltfirmen hatten spürbare Umsatzeinbrüche bis zu 50 Prozent zu verkraften - und wenn nur die Hälfte früherer Mengen produziert und geliefert werden, wird auch nur die Hälfte Betriebs- und Hilfsstoffen, wie Getriebe-, Hydrauliköle, Schmierstoffe oder Korrosionsschutz benötigt.
So kam es, dass in den Jahren 2008 und 2009 meine Firma einen Umsatzrückgang hinnehmen mussten und ich selber war davon auch betroffen. Wobei aber mein Umsatzminus prozentual geringer ausfiel, wie im Firmendurchschnitt. Für das Unternehmen war dieses aber eine ganz neue Situation.