Liebesbriefe einer reinen Seele - Holger Niederhausen - E-Book

Liebesbriefe einer reinen Seele E-Book

Holger Niederhausen

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Beschreibung

Haben auch die Reichen und Mächtigen noch ein Herz, das berührt werden kann? Juliane, ein siebzehnjähriges Mädchen, ist fest davon überzeugt und wendet sich in Briefen voller Liebe an jene, die sie ihre Brüder nennt. Diese Briefe sind das Zeugnis einer tiefen, reinen Hoffnung auf eine Welt, in der das Wort Brüderlichkeit einst seinen ganzen heiligen Klang und seine volle, wunderbare Bedeutung entfalten wird...

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Seitenzahl: 85

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Das Menschenwesen hat eine tiefe Sehnsucht nach dem Schönen, Wahren und Guten. Diese kann von vielem anderen verschüttet worden sein, aber sie ist da. Und seine andere Sehnsucht ist, auch die eigene Seele zu einer Trägerin dessen zu entwickeln, wonach sich das Menschenwesen so sehnt.

Diese zweifache Sehnsucht wollen meine Bücher berühren, wieder bewusst machen, und dazu beitragen, dass sie stark und lebendig werden kann. Was die Seele empfindet und wirklich erstrebt, das ist ihr Wesen. Der Mensch kann ihr Wesen in etwas unendlich Schönes verwandeln, wenn er beginnt, seiner tiefsten Sehnsucht wahrhaftig zu folgen...

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

I.

Liebe Brüder!

Ja, nicht anders will ich Sie nennen, weil wir ja doch auf Erden alle Brüder und Schwestern sein sollen. Ich schreibe nur ‚liebe Brüder’, weil ich glaube, dass die Männer auf dieser Welt am meisten Macht haben und ihr Herz oft am wenigsten gerührt werden kann. Die Frauen, die auch reich und mächtig sind, mögen mir verzeihen und mit ihrem Gefühl spüren, dass ich zusammen mit den Männern auch sie anspreche...

Ich heiße Juliane, und ich bin siebzehn Jahre alt. Ich habe beschlossen, von nun an jeden Sonntag, so gut ich kann, um Ihre Milde und Ihr Mitleid zu bitten. Zuerst tue ich das, indem ich wirklich bete. Und danach setze ich mich an meinen Schreibtisch und schreibe Ihnen. Ich weiß nicht, wie meine Briefe Sie je erreichen können, denn wie und auch wo erreicht man die, die reich und mächtig sind? Und dennoch vertraue ich darauf, dass meine Briefe Sie eines Tages erreichen werden – und hoffe so sehr, dass sie, wenn sie Sie erreichen, auch Ihr Herz erreichen werden!

Mein Freund Brendan sagt, das sei sinnlos. ‚Du kannst die Reichen und Mächtigen nie erreichen. Weder deine Briefe erreichen sie, noch würden deine Briefe bei ihnen etwas erreichen. Ja, wenn sie ein Herz hätten...’ Und dann sagte er noch: ‚...dann könntest du sie vielleicht erreichen.’ Aber – das glaube ich ja eben: dass auch Sie ein Herz haben! Nein, ich weiß es sogar, denn jeder Mensch hat doch ein Herz, und um wieviel mehr haben Brüder ein Herz...

Bevor ich angefangen habe, dies zu schreiben, habe ich gebetet. Ich habe zu Gott gebetet, dass Er Ihr Herz rühren möge und dass es möglich werden möge, dass Sie Mitleid haben, immer mehr Mitleid.

Es macht nichts, wenn Sie nicht an Gott glauben. Ich wollte nur, dass Sie auch wissen, was ich gebetet habe. Ich glaube, auch Gott kann Ihr Herz nicht direkt rühren, wenn Sie das nicht wollen. Aber, ich glaube, Er kann Sie irgendwie daran erinnern, was Ihr Herz eigentlich fühlt – oder fühlen möchte. Ich weiß, dass es niemals sinnlos ist zu beten. Ich glaube, ich fühle beim Beten, dass Gott meine Bitte erhört. Aber ob Sie dann auch fühlen, woran Gott Ihr Herz erinnern möchte, das weiß ich nicht. Auch dafür bete ich...

Aber vielleicht wollen Sie wissen, warum ich Ihnen dann überhaupt schreibe. Ich möchte einfach, dass Sie wissen, worum auch ich Sie bitte – und dass es wirklich auch Menschen gibt, die eine sehr, sehr große Hoffnung von Ihnen haben. Und dass es nicht nur so ist, dass man Sie hasst, sondern dass es auch Menschen gibt, die wissen, dass Sie, dass alle Menschen Brüder sind. Ach, wenn Sie dies nur wüssten! Glauben Sie mir – ich denke an Sie als Brüder. Und wenn es niemanden sonst gäbe, der das täte. Aber ich glaube, es gibt noch andere Menschen. Inzwischen frage ich mich, wie man je anders gedacht haben kann. Es gibt ja überhaupt keinen schöneren Gedanken! Die Menschen sollen doch füreinander da sein...

Ich habe keinen eigenen Bruder und keine Schwester. Aber oft hätte ich sie mir gewünscht – einen großen Bruder oder eine große Schwester. Wie oft habe ich es mir vorgestellt! Und deswegen weiß ich, wie wunderbar es ist. In der Wirklichkeit scheinen auch Geschwister manchmal zu streiten. Aber ich habe das nie verstanden – ich habe mir Geschwister immer nur sehnlich gewünscht...

Haben Sie mit Ihren Geschwistern auch gestritten? Wie ist das, wenn man streitet? Verträgt man sich dann auch wieder? Haben Sie Ihre Geschwister lieb? Oder kann es wirklich sein, dass man seine Geschwister gar nicht liebhat? Aber wenn das so wäre, würden Sie meine Worte und meine Gefühle dabei ja gar nicht verstehen! Das wäre furchtbar, unendlich traurig... Liebe Brüder! Versteht doch, was diese Worte bedeuten, was in ihnen liegt! Versteht doch, dass es unendlich viel ist...

Für mich bedeuten diese Worte mehr als alles Andere.

Ich habe einen unendlich guten Freund, Daniel, er ist für mich wirklich wie ein Bruder. Das ist erst wirkliche, tiefe Freundschaft. Wenn man alles füreinander tun würde, weil man sich so liebt wie Bruder und Schwester.

Mehr kann einem dann nur noch der eigene, einzige Freund bedeuten, den man dann noch mehr liebt als selbst seine Geschwister. Für mich ist das ein Wunder – dass die Liebe noch größer werden kann, wenn sie eigentlich schon unendlich groß ist!

Aber jetzt verstehen Sie hoffentlich, was es bedeutet, wenn man sagt: liebe Brüder...

~ ·~

Liebe Brüder!

Ich habe Ihnen in meinem ersten Brief gesagt, dass es nichts macht, wenn Sie nicht an Gott glauben. Ich meinte damit, dass ich Sie nicht zu etwas überreden will und dass Sie bitte nicht so ein Gefühl haben sollen. Aber es macht wahrscheinlich schon etwas. Ich habe noch einmal über die ‚Brüder’ nachgedacht. Und ich glaube, man kann sich untereinander um so mehr liebhaben, je mehr man an Gott glaubt.

Natürlich gibt es auch Menschen, die die anderen Menschen sehr liebhaben, obwohl sie nicht an Gott glauben. Und es gibt wohl auch Menschen, die an Gott glauben und die anderen Menschen dennoch nicht liebhaben. Aber ich glaube, dann glauben diese Menschen nicht richtig an Gott – oder sie glauben an Ihn, aber sie tun nicht, was Er wollen würde und was gut ist. Und umgekehrt glaube ich, dass die Menschen, die Gott lieben, Ihn auch in ihrem Herzen haben, selbst wenn sie nicht an Ihn glauben. Gott zwingt ja niemanden, an Ihn zu glauben. Trotzdem kann man in sich die Liebe haben, die es ohne Gott gar nicht geben würde. Jeder Mensch kann immer mehr die Liebe in seinem Herzen finden, weil wir alle von Gott kommen, gerade darum sind wir ja Brüder und Schwestern. Und Gott hat gemacht, dass wir lieben können – und sollen...

Das ist der Grund, warum ich glaube, dass der wirkliche Glaube an Gott auch zu einer wirklichen Liebe führt. Zumindest müsste er das... Wer aber wirklich liebt, hat schon eine Beziehung zu Gott, auch wenn er es nicht weiß... Wenn er es aber wissen würde, könnte seine Liebe höchstens noch größer werden!

Bitte entschuldigen Sie, wenn Ihnen dies jetzt zu viel gewesen sein sollte. Ich weiß ja, dass viele Menschen mit Gott gar nichts zu tun haben wollen. Sogar mein Vater zum Beispiel. Für mich ist das furchtbar, weil ich es einfach nicht verstehen kann. Aber ich muss mich ja erstmal damit abfinden. Nur muss die Liebe dann doch irgendwie anders wachsen können. Aber wie?

Warum wird Gott heute so abgelehnt? Weiß man denn gar nicht, dass alles Schöne immer doch mit Ihm zu tun hat und Ihm zu verdanken ist? Wie könnte es etwas Schönes geben, wenn es Gott nicht gäbe? Aber sehnt sich denn nicht jeder Mensch nach dem Schönen? Woher kommt dann diese Abneigung gegenüber Gott? Woher kommt der Unglaube an Gott? Ist das ein Nicht-Können oder ein Nicht-Wollen? Oder beides? Aber was zuerst? Will man es nicht – und kann es dann irgendwann auch nicht mehr? Oder konnte man es irgendwann nicht mehr – und will es dann auch gar nicht mehr? Oder weiß man gar nicht, was Gott ist – und hat nur eine Abneigung gegen etwas, was Gott eigentlich gar nicht ist? Gott hat doch mit dem Schönen und Guten zu tun, mit der Liebe! Wie kann man dagegen eine Abneigung haben? Wie kann man daran nicht glauben wollen, wo doch jeder Mensch eine so starke Sehnsucht danach hat? Oder ist es wirklich so, dass man eigentlich gar nicht mehr an Gott glauben kann – selbst wenn man es wollte? Das wäre wirklich eine furchtbare Vorstellung! Aber ich glaube, wenn man es will, würde man es auch können. Ja, ich glaube sogar, dass das Glaubenwollen fast schon selbst der Glaube wäre...

Liebe Brüder! Wenn auch Ihr das Schöne und das Gute liebt und Euch danach sehnt, dann glaubt doch, dass es mit Gott zu tun hat – und dann glaubt doch auch an Gott selbst...

Aber bitte entschuldigt – ich habe aufgehört, ‚Sie’ zu sagen. Nur kann ich es fast nicht mehr, wenn ich an Sie als Brüder denke, es ist so schwer, dann nicht auch ‚Du’ zu sagen. Aber bitte glauben Sie mir, dass in diesem ‚Du’ die allergrößte Liebe und Achtung liegt. Verzeihen Sie mir dann, wenn ich vielleicht manchmal ‚Du’ sage...?

Mit ‚an Gott glauben’ meine ich nicht einfach nur glauben, dass es Gott gibt. Man muss wirklich eine Beziehung zu Gott haben. Sonst glaube ich auch, dass es viel zu schwer wird, an Gott zu glauben, wenn man es vorher nicht gekonnt oder getan hat. Aber wenn man nicht einfach nur denkt, ‚Gott hat mit dem Schönen zu tun’, sondern wenn man dies zu glauben beginnt und gleichzeitig beginnt, eine wirkliche Beziehung zu Gott zu haben oder zu suchen – dann ist es wirklich nicht schwer. Denn darauf kommt es doch nur an! Man muss den Glauben einfach nur ernst nehmen. Wenn man das kann, dann glaubt man schon – und wenn man das tut, dann weiß man auch auf einmal, dass es Gott gibt. Das ist ein und dasselbe.

Ich glaube, das Glauben ist nur so lange ein Problem, wie man es nicht wirklich ernst nimmt. Aber dann nimmt man weder Gott ernst noch sich selbst. Wenn man eine wirkliche Beziehung zu Gott hat, kann man doch nicht mehr nicht glauben? Es ist dann auch ganz sicher, dass man sich nichts einredet. Ich rede mir auch nicht nur ein, dass Sie meine Brüder sind. Aber das kann man niemandem erklären: Das