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Arthur muss sich den furchtbaren Vorwürfen stellen und Grace‘ Verunsicherung wächst zunehmend. Sie weiß nicht, ob sie genug Kraft hat, um ihn zu unterstützen, denn nicht nur die Öffentlichkeit hat sich gegen Arthur gewendet. Auch ihr Vater und seine Familie scheinen gegen die Verbindung der beiden zu sein. Aber Arthur und Grace lassen sich davon nicht unterkriegen und stellen sich dem Kampf, der zahlreiche Tücken und Missverständnisse mit sich bringt. Als die beiden glauben, dass sich der Sturm gelegt hat, und sie das Glück genießen wollen, ahnen sie nicht, dass jemand im Verborgenen daran arbeitet, sie für immer voneinander zu trennen. *** Teil 2 der McNamara Distillery Trilogie
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MCNAMARA DISTILLERY
BUCH ZWEI
Copyright © 2020 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S.B. Zimmer
Satz & Layout © Julia Dahl
Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design
Auflage 01 / 2023
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.
Arthur muss sich den furchtbaren Vorwürfen stellen und Grace‘ Verunsicherung wächst zunehmend. Sie weiß nicht, ob sie genug Kraft hat, um ihn zu unterstützen, denn nicht nur die Öffentlichkeit hat sich gegen Arthur gewendet. Auch ihr Vater und seine Familie scheinen gegen die Verbindung der beiden zu sein. Aber Arthur und Grace lassen sich davon nicht unterkriegen und stellen sich dem Kampf, der zahlreiche Tücken und Missverständnisse mit sich bringt.
Als die beiden glauben, dass sich der Sturm gelegt hat, und sie das Glück genießen wollen, ahnen sie nicht, dass jemand im Verborgenen daran arbeitet, sie für immer voneinander zu trennen.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Seit drei Tagen sitzt Arthur in Untersuchungshaft. Leith kann nichts machen, weil er abwarten muss, bis Arthur dem Haftrichter vorgeführt wurde. Erst danach können wir die Kaution stellen – na ja, Arthurs Familie kann sie stellen, denn ich verfüge nicht über die finanziellen Mittel, abertausende Dollar zu bezahlen, damit er wieder auf freien Fuß kommt.
Miles ist bei mir, seit Arthur mit den Cops abgeführt wurde, weil er auf mich aufpassen will. Er ist Tag und Nacht in meiner Nähe.
Ich versuche, gemeinsam mit Clint die Stellung in der Firma zu halten, aber die Anrufe der Presseleute lassen uns keine Ruhe. Kunden sagen Termine ab, Mrs. Holloway ist verunsichert.
Wir wissen alle nicht, wie es weitergeht.
Auch jetzt bin ich bei der Arbeit und versuche, mich auf die Erstellung eines Angebots zu konzentrieren, als ich eine E-Mail bekomme.
Sehr geehrte Ms. Walker,
Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir unsere Zusammenarbeit mit der McNamara Distillery zum Monatsende beenden werden.
Mit freundlichen Grüßen
Eve Rowland
Ich seufze schwer. Sie ist Inhaberin einer Feinkostkette in den Südstaaten, eine sehr gute Kundin, aber jetzt ist sie abgesprungen. Damit ist sie die zwölfte, seit diese unhaltbaren Gerüchte kursieren, und die vierte, seit heute Morgen. Seufzend notiere ich ihren Namen, damit ich Clint gleich Bescheid geben kann. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kunden ohne Weiteres von ihren Verträgen zurücktreten können, denn normalerweise haben sie eine Kündigungsfrist von vier Monaten, damit wir die Lieferketten unterbrechen und die Kunden ihre Bestände abverkaufen oder zurückschicken können. Seufzend erhebe ich mich und verlasse mein Büro, anschließend betrete ich jenes von Arthur, in dem Clint nun arbeitet. »Störe ich?«, frage ich leise, als ich sehe, dass er das Telefon am Ohr hat.
Kopfschüttelnd deutet er auf die Stühle vor dem Schreibtisch. »Dad, ich weiß auch nicht, wann er wieder rauskommt, aber ich hoffe, dass es bald der Fall sein wird.« Er seufzt. »Ich bin mir sicher, dass er sich bei euch melden wird … Ich weiß, dass die Familie gerade in keinem guten Licht dasteht und die Reputation im Eimer ist.« Eine weitere Pause entsteht. »Ja, Dad, ich melde mich, sobald ich mehr in Erfahrung bringen konnte. Leith kommt später her, um alles zu besprechen, was nun auf Arthur zukommen wird.« Clint räuspert sich. »Bis dann.« Schnaubend knallt er den Hörer auf und lehnt sich zurück. »Was gibt’s, Grace?«
Ich hole tief Luft. »Vier weitere Kunden haben die Zusammenarbeit beendet. Einige wollen sie zum Monatsende auflösen, aber sie müssen sich doch an Fristen halten, oder?« Anschließend reiche ich ihm den Block mit den Kunden, die ich aufgeschrieben habe.
»Stimmt. Ich werde mich darum kümmern«, erwidert er übellaunig.
»Ist alles okay?«
»Nein, nicht unbedingt«, antwortet er ermattet. »Ich habe meine Eltern am Hals. Ich kann meinem Bruder nicht helfen und hier fliegt uns gerade alles um die Ohren.«
»Tut mir leid, dass diese Frau alles kaputtmacht.«
Er winkt ab. »Du kannst nichts dafür. Ich verstehe bloß nicht, warum Ms. Cassidy uns zerstören will, weil wir sie gekündigt haben.«
»Gekränkte Eitelkeit«, entgegne ich. »Vielleicht kann sich Leith mit ihrem Anwalt darauf einigen, dass Arthur ihr Geld zahlt, damit sie die Anschuldigungen zurücknimmt.«
Clint schüttelt den Kopf. »Nein, das kommt gar nicht infrage. Diese Frau soll für ihre zahlreichen Lügen bestraft werden und zwar richtig.«
»Das hat doch keinen Sinn, wenn ihr damit alles zerstört, was eure Familie in den letzten Generationen aufgebaut hat«, halte ich dagegen. »Arthur würde das sicher nicht wollen.«
»Warst du bei ihm?«, möchte er wissen.
»Ich wollte, aber man hat mich nicht zu ihm gelassen«, entgegne ich aufrichtig. »Sogar Miles hat versucht, die Cops zu überreden, aber es war nichts zu machen.«
»Mich haben sie auch nicht zu ihm gelassen, aber Leith konnte ihm eine Nachricht von mir überbringen.«
Ich nicke knapp, weil ich nichts zu sagen weiß.
»Wenn du willst, fahr nach Hause. Hier gibt’s im Moment nicht allzu viel zu tun, Grace«, sagt Clint mit warmer Stimme.
»Zuhause fällt mir die Decke auf den Kopf, Clint. Lass mich hierbleiben.«
»Hier wird sie dir auch auf den Kopf fallen. Arthur wird morgen dem Haftrichter vorgeführt und ich werde mich darum kümmern, dass wir die Kaution stellen, damit er schnellstmöglich wieder nach Hause kommen kann«, entgegnet er. »Ich habe momentan einfach nichts für dich zu tun.«
Ich seufze schwer. »Na gut, dann fahre ich zu Arthurs Haus, dort fühle ich mich ihm näher als in meiner Wohnung.«
»Geht klar. Ich melde mich, sobald es etwas Neues gibt«, sagt er.
»Danke, Clint.« Ich erhebe mich. »Wir sehen uns morgen.«
»Nein, wenn Arthur morgen auf Kaution entlassen wird, solltest du nicht im Büro sitzen. Nimm dir frei und sei für ihn da. Ich halte hier die Stellung.«
»Okay. Danke, Clint.« Anschließend wende ich mich ab und verlasse das Büro. In meinem packe ich alles zusammen, schalte den Computer aus und das Telefon leite ich auf den Anrufbeantworter um. Eigentlich könnte ich auch von Arthurs Villa aus arbeiten, aber da derzeit sowieso nur Terminabsagen und Kündigungen ins Haus flattern, habe ich keine Lust, mich davon frustrieren zu lassen.
Nachdem ich das Büro verlassen habe, verabschiede ich mich von Clint und Mrs. Holloway, dann mache ich mich auf den Weg nach draußen.
»Sie haben schon Feierabend?«, fragt Miles irritiert, als ich auf ihn zugehe.
Ich nicke ihm zu. »Ja, Clint war der Meinung, dass ich freimachen könnte, weil kaum etwas zu tun ist.«
Er öffnet mir die hintere Beifahrertür. »Zu Ihnen nach Hause?«
»Erst mal möchte ich ein wenig einkaufen und danach geht’s zu Arthurs Villa. Ich will dort sein, falls er morgen nach Hause kommt«, erwidere ich, als ich eingestiegen bin.
»Alles klar.« Er wirft die Tür zu und geht um den Mercedes herum. »Zu welchem Supermarkt möchten Sie?«
»Können wir uns nicht duzen? Wir sind beide Arthurs Angestellte.«
»Sie sind etwas mehr als seine Angestellte, Grace.«
»Trotzdem möchte ich lieber Du als Sie sagen, Miles.«
»Gern, Grace«, erwidert er und sieht mich lächelnd an. »Also, welcher Supermarkt soll’s sein?«
»Irgendeiner, der auf dem Weg liegt«, entgegne ich und schnalle mich an.
* * *
Anderthalb Stunden später stehe ich in Arthurs Küche und räume die Einkäufe aus.
»Ich hätte doch einkaufen gehen können«, sagt Arthurs Haushälterin.
Ich zucke zusammen. »Sie haben mich erschreckt.«
»Es tut mir leid, Ms. Walker.«
»Schon gut«, sage ich seufzend. »Mrs. … Es tut mir leid, wir haben uns beim letzten Mal nur so kurz gesehen, dass ich nicht mehr auf Ihren Namen konnte.«
Sie verzieht ihre Lippen zu einem Lächeln. »Barbara Isaacs. Ich bin Mr. McNamaras Haushälterin, wenn ich nicht gerade Urlaub habe, wie in den letzten drei Wochen.«
»Danke, Mrs. Isaacs. Wenn Sie möchten, können Sie sich freinehmen, ich komme hier zurecht.«
Daraufhin schüttelt Mrs. Isaacs den Kopf. »Ich habe noch ziemlich viel zu tun, Ms. Walker, ich würde ungern schon Feierabend machen.«
»Dann nicht«, gebe ich mich geschlagen. »Wohin soll ich die Einkäufe räumen?«
»Soll ich Ihnen meine Ordnung erklären? Dann finden Sie immer alles, was Sie gerade möchten«, bietet sie an.
»Das wäre nett.« Ich ringe mir ein Lächeln ab, aber ich bin mir sicher, dass es meine Augen nicht erreicht. Meine Nerven liegen blank und ich fühle mich ausgelaugt. So ging es mir wahrlich noch nie. Ich bin wirklich am Ende und das nur, weil ich seit Nächten wachliege und mich frage, wie es Arthur geht. Ich erfahre nichts, weil sein Anwalt nicht mit mir, sondern nur mit Clint spricht und der mir wiederum nichts von Arthur ausrichtet.
Habe ich irgendwas falsch gemacht?
Ich bin mit der Situation total überfordert und weiß nicht, ob ich dem ganzen Druck standhalten kann. Zwar habe ich Arthur versprochen, an seiner Seite zu sein, aber nicht zu dem Preis, dass ich selbst darunter zusammenbreche.
Mrs. Isaacs zeigt mir, wo ich alles in der Küche finden kann, dabei redet sie ohne Punkt und Komma. Ich nicke immer wieder, antworte aber selten bis gar nicht.
»Und wenn Sie Pizza möchten, in der Vorratskammer ist noch ein Kühlschrank, in dem Pizzen und anderes Fast Food lagern.«
»Danke für die Führung, Mrs. Isaacs.« Noch einmal schenke ich ihr ein Lächeln und hoffe, dass es diesmal aufrichtig wirkt.
»Sind Sie hungrig, Ms. Walker?«
»Ja, aber ich würde gern selbst kochen, Mrs. Isaacs, ich muss mich irgendwie ablenken.«
»Alles klar, falls Sie mich brauchen, ich mache die Wäsche.«
»Danke«, erwidere ich und wende mich dem Kühlschrank zu. Dummerweise fing sie an, die Einkäufe wegzuräumen, weshalb ich die Sachen wieder herausholen muss, die ich brauche.
»Oh, hier bist du«, stellt Miles fest, als Mrs. Isaacs die Küche verlassen hat.
Ich schaue zu ihm. »Ja, wo soll ich denn sonst sein?«
»Im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, in diesem Haus gibt es etliche Möglichkeiten«, sagt er lächelnd.
Daraufhin verziehe ich das Gesicht. »Tut mir leid. Ich bin ziemlich neben der Spur.«
»Schon gut«, entgegnet Miles freundlich und sieht sich an, was ich aus dem Kühlschrank geholt habe. »Willst du kochen?«
»Ja, ich brauche Ablenkung.« Ich räuspere mich. »Und ich habe Hunger.«
»Brauchst du mich heute noch?«
»Nein, wieso?«
»Weil ich dann Feierabend machen würde«, antwortet er.
»Ja, ist in Ordnung. Möchtest du auch etwas essen?«, erkundige ich mich und betrachte ihn.
»Was kochst du denn?«
Ich werfe einen Blick auf das Gemüse, das ich vor mir ausgebreitet habe. Paprika, frische Champignons, Zucchini. »Wie wäre es mit einem gemischten Salat und einer selbstgemachten Pizza?«
»Eine vegetarische Pizza?«
»Nein, es soll schon Fleisch drauf.«
»Hast du Mais?«
»Ja, habe ich eingekauft.«
»Machen wir die Pizza mit Gemüse, Putenfleisch und Bacon?«
Ich hebe eine Augenbraue. »Das klingt aber nach einer sehr … kreativen Pizza.«
Miles verzieht seine Lippen abermals zu einem Lächeln. »Glaub mir, sie schmeckt. Hast du Pizzateig gekauft?«
Nickend hole ich das Paket aus dem Kühlschrank und lege es auf die Arbeitsfläche.
Miles holt das Backblech aus dem Ofen. »Ich schneide die Paprika für die Pizza, du das Gemüse für den Salat.«
»Geht klar.« Ich hole das Handy aus meiner Hosentasche und schalte Musik ein. Im Moment bin ich für jede Ablenkung dankbar und Lieder lenken mich nun mal von meinen Gedanken ab.
* * *
»Oh, du machst viel zu viel Soße auf den Teig«, wende ich mich an Miles, der immer mehr Tomatensoße auf den Teigrohling schüttet.
»Vertrau mir einfach«, erwidert er amüsiert und zieht den Löffel aus meiner Reichweite, mit dem er sie verteilt, als ich versuche, ihm diesen wegzunehmen. »Wir sagten, du machst den Salat und ich die Pizza.«
Ich schneide ihm eine Grimasse und gebe den Versuch auf. »Na schön, aber wehe sie schmeckt nicht.«
»Das wird sie, keine Sorge.«
»Ich hoffe es.« Ich werfe die geschnittenen Champignons in den Salat und vermenge ihn. »Hast du etwas dagegen, wenn ich Croutons in den Salat gebe?«
»Nein, wieso?«
»Es hätte sein können, dass du sie nicht magst«, erwidere ich und hole eine Tüte mit Salatcroutons aus dem Schrank. »Wie kommst du eigentlich auf so eine Pizzakreation?«
»Ich habe sie mal in einer Pizzeria in Kanada gegessen und sie war wirklich nicht schlecht, deshalb backe ich sie gelegentlich nach, wenn Mr. McNamara nicht im Haus ist und ich frei habe«, erzählt er.
»Wie lange arbeitest du schon für ihn?«, erkundige ich mich und setze mich auf einen der Hocker, die an der Kochinsel stehen.
»Ich habe vor sechs Jahren angefangen, für seinen Vater zu arbeiten, als er in den Ruhestand ging, wurde ich für Arthur zuständig.«
»Machst du den Job gern?«
»Welchen meinst du? Den Chauffeur oder den Bodyguard?«, möchte er wissen.
Meine Miene entgleist. »Du bist sein Leibwächter?«
Miles nickt. »Ja, aber als sein Chauffeur getarnt. Ich bin eigentlich immer in seiner Nähe, wenn er nicht gerade in der Destillerie ist.«
»Das wusste ich gar nicht.«
Miles schnaubt amüsiert. »Weil er es für gewöhnlich nicht herumposaunt.«
»Das ist klar, aber ich bin so was wie seine Freundin, er hätte es mir doch sagen können«, halte ich dagegen.
»Was hätte es denn geändert?«, fragt er interessiert.
Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Eigentlich nichts.«
»Stimmt.« Er belegt die Pizza mit dem Gemüse, auch mit dem Bacon. »Ich lasse das Hühnchen weg, nur mit Bacon ist sie besser.«
»Tu dir keinen Zwang an«, entgegne ich und rutsche vom Hocker, anschließend hole ich eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. »Da du Feierabend hast, möchtest du auch ein Glas Wein?«
»Ein Glas wird mich nicht umbringen«, antwortet Miles.
»Trinkst du sonst keinen Wein?«
»Ich trinke normalerweise keinen Alkohol. Nicht, weil ich ihn nicht vertrage, er schmeckt mir einfach nicht«, erklärt er und holt den Käse aus dem Kühlschrank.
»Du musst kein Glas Wein mit mir trinken«, lasse ich ihn wissen.
Miles hebt den Blick und neigt den Kopf, während er mich betrachtet. »Ich trinke eins. Ich muss ja heute nicht mehr fahren.«
»Okay.« Lächelnd nehme ich zwei Gläser aus dem Schrank und fülle sie bis zur Hälfte. »Denkst du, dass Arthur morgen entlassen wird?«
»Ich weiß es nicht. Das kommt auf den Haftrichter an«, antwortet er nachdenklich. »Ich meine, der Vorwurf ist hart, der im Raum steht. Ich bezweifle, dass Ms. Cassidy die Wahrheit sagt, aber es kommt auf den Haftrichter oder die Haftrichterin an und darauf, wie man entscheiden wird.«
»Stimmt.« Ich reiche ihm eines der Weingläser. »Hoffentlich kommt er wieder auf freien Fuß.«
»Hoffentlich«, echot er und stößt mit mir an.
Wir beide trinken ein wenig, bevor Miles das Backblech mit der Pizza in den Ofen schiebt. »In einer Viertelstunde können wir essen.«
»Sollen wir uns so lange ins Wohnzimmer setzen?«, erkundige ich mich.
Miles nimmt eine Eieruhr an sich und stellt sie auf fünfzehn Minuten ein, anschließend steckt er sie in die Tasche seines Jacketts. »Jetzt können wir uns ins Wohnzimmer setzen.«
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg. Als wir im Wohnzimmer Platz genommen haben, betrachte ich ihn nachdenklich. »Hast du Familie?«
Er sieht mich überrascht an. »Du meinst Frau und Kinder?«
Ich nicke. »Eltern, Geschwister, also eigentlich alles.«
»Ich bin in keiner Beziehung und denke nicht, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Dafür arbeite ich zu viel.«
»Bist du die ganze Woche im Einsatz?«
»Ja, ich habe zwar zwischendurch mal Urlaub, aber meistens bin ich doch an Mr. McNamaras Seite, um auf ihn Acht zu geben.«
Mit einem tiefen Atemzug lehne ich mich zurück. »Musstest du ihn schon mal retten?«
Miles nickt. »Ja.«
»Was war passiert?«
Er legt den Knöchel auf seinen Oberschenkel und sieht in sein Glas. »Ich will nicht darüber reden, Grace, ich bin froh, dass diese Zeit vorbei und er nun in Sicherheit ist.«
»Na ja, wo ist man sicherer als im Gefängnis?«
Seufzend legt er den Kopf in den Nacken. »Ich hoffe, dass er dort wirklich sicher ist.«
Irritiert ziehe ich die Augenbrauen zusammen.
Wieso sollte Arthur dort nicht sicher sein?
Ich meine, er ist eingesperrt und es gibt Aufseher, die ihn bestimmt im Auge haben, damit ihm nichts geschieht. Besser ich gehe nicht darauf ein, um mir keine Sorgen zu machen. Nun ja, nicht noch mehr, denn ich zergehe beinahe vor Sorge. Ich habe Angst um Arthur und für mich ist es das Schlimmste, nicht zu ihm zu dürfen. Es sind zwar erst ein paar Tage, dennoch fehlt er mir. Conny, meine Kommilitonin, bei der ich vor dem Vorstellungsgespräch übernachtet hatte, ist wegen eines neuen Jobs nach New York gezogen, Clint hat mit der Schadensbegrenzung in der Destillerie zu tun und Miles ist heute das erste Mal wirklich gesprächig. Aber ich kann keinem von ihnen meine Ängste anvertrauen. Conny und ich stehen einander nicht so nahe, dass ich sie nun anrufen möchte, Clint und ich auch nicht und Miles gehört ebenfalls nicht zum Kreis meiner Vertrauten.
Natürlich ging es durch die Nachrichten, dass Arthur verhaftet wurde, weshalb ich auch nicht mit Dad sprechen kann. Er glaubt mir zwar, wenn ich sage, dass Arthur unschuldig ist, dennoch beschwört er mich ständig, vorsichtig zu sein.
* * *
Als die Eieruhr klingelt, erhebt sich Miles. Ich folge ihm in die Küche. Dort angekommen setze ich mich an die Kochinsel und sehe ihm dabei zu, wie er die Pizza aus dem Ofen holt.
»Hast du Hunger?«, erkundigt er sich.
»Ein wenig.«
»Was hast du heute gegessen?«
Ich seufze resigniert. »Den Bagel heute Morgen.«
»Mehr nicht?«
Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein.«
»Du solltest definitiv mehr essen, Grace.«
»Ich weiß, aber ich habe einfach keinen Hunger«, entgegne ich seufzend.
Miles schneidet die Pizza und reicht mir einen Teller mit einem großen Stück darauf. »Iss so viel du schaffst.«
»Okay.« Ich nehme das Besteck an mich und stelle mich dem Kampf.
* * *
Nach dem Abendessen hatte ich mich in die Badewanne gelegt, aber auch dort wollte sich keine Entspannung einstellen. Nun liege ich im Bett und habe Arthurs Kissen im Arm. Ich rieche daran und schließe die Augen. »Du fehlst mir«, sage ich leise, auch wenn ich genau weiß, dass ich keine Antwort bekommen werde.
Tränen brennen hinter meinen geschlossenen Lidern, allerdings will ich sie nicht weinen.
* * *
Zwei Tage sind vergangen, seit Arthur dem Haftrichter vorgeführt wurde. Die Kaution beträgt eine halbe Millionen Dollar, die Clint erst mal bei der Bank locker machen musste. Gestern hat er sie dann überwiesen. Und nun stehe ich mit Miles vor dem Gefängnis und warte darauf, dass Arthur herauskommt. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen und endlich wieder umarmen zu können.
Als sich die Türen öffnen, hole ich tief Luft. Schließlich kommt er heraus. Arthur trägt denselben Anzug, in dem er abgeführt wurde. Sofort laufe ich auf ihn zu und bin froh, dass ich flache Schuhe trage. Arthur schließt mich in seine Arme und drückt mich an sich.
»Hör auf zu weinen, Grace«, sagt er mit rauer Stimme, anschließend haucht er einen Kuss auf meinen Scheitel. »Ich bin wieder bei dir.«
Ich lehne mich in seiner Umarmung zurück und betrachte ihn. Er hat ein Veilchen und eine Platzwunde an der Lippe. »Warum bist du verletzt?«
»Nun ja, die anderen Insassen waren der Meinung, dass ich es verdient hätte«, erwidert er. »Aber das ist unwichtig.« Arthur nimmt mein Gesicht in seine Hände, anschließend haucht er einen Kuss auf meine Lippen. »Lass uns nach Hause fahren.«
Ich nicke hektisch, dann empfange ich einen weiteren Kuss. Er ist sanft, beinahe vorsichtig. Seufzend löse ich mich von seinen Lippen, als Arthur mit den Daumen die Tränen von meinen Wangen wischt.
Er haucht einen Kuss auf meine Stirn, dann ergreift er meine Hand und macht sich gemeinsam mit mir auf den Weg zu Miles. »Hallo, Miles.«
»Guten Tag, Sir, ich hoffe, es geht Ihnen gut«, grüßt er Arthur.
»Ja, danke.« Er schenkt ihm ein Lächeln. »Bringen Sie uns bitte nach Hause.« Obwohl er lächelt, klingt er unsagbar müde.
»Ja, Sir.« Er öffnet uns die hintere Beifahrertür.
Arthur lässt mich zuerst einsteigen, ich rutsche hinter den Fahrersitz, er setzt sich zu mir. Nachdem Miles hinterm Steuer Platz genommen hat, startet er den Motor und bringt uns nach Hause.
* * *
Das Grundstück wird immer noch von der Presse belagert, aber ich blieb von ihren Fragen verschont. Ich hoffe nur, dass es auch weiterhin so bleibt.
Miles fährt den Mercedes extra in die Garage, lässt das Tor nach unten und öffnet uns schließlich die hintere Beifahrertür. Arthur steigt zuerst aus, dann streckt er mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, nachdem ich zur Tür gerutscht bin.
»Was hast du gemacht, während ich weg war?«, wendet er sich an mich, nachdem er sich bei Miles bedankt hat.
»Ich war arbeiten und seit vorgestern bin ich hier, weil in der Destillerie nicht viel zu tun ist. Clint betreibt Schadensbegrenzung.«
»Ich weiß, Leith hat mir erzählt, was gerade los ist.«
»Ich denke, wenn die Sache geklärt ist, läuft dort auch wieder alles in gewohnten Bahnen«, sage ich leise. »Möchtest du etwas essen?«
»Nein, ich möchte bloß unter die Dusche und das Knastgefühl von mir abwaschen«, antwortet er und lässt meine Hand los. Danach wendet er sich von mir ab. Arthur macht sich auf den Weg nach oben, ich bleibe seufzend zurück.
»Alles okay?«, fragt Miles, als er in die Eingangshalle kommt.
Ich sehe zu ihm. »Ja, ich denke schon.«
»Was ist los?«
»Er ist irgendwie abweisend«, erwidere ich nachdenklich.
»Inwiefern?«
»Ich habe so ein Gefühl, aber kann sein, dass ich mich täusche, das hoffe ich jedenfalls.« Ich mache mich auf den Weg in die Küche. Mrs. Isaacs habe ich für den Rest der Woche freigegeben, weil sie ständig um mich herumscharwenzelt ist und mich damit in den Wahnsinn getrieben hat. Arthur und ich werden schon ohne sie klarkommen, dessen bin ich mir sicher.
»Er ist müde, Grace, gib ihm etwas Zeit, anzukommen und sich auszuschlafen. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus«, sagt Miles mit warmer Stimme.
»Vielleicht hast du recht«, stimme ich zu und nehme mir eine Tasse Kaffee. »Möchtest du auch einen Kaffee?«
»Gern.«
Ich hole einen zweiten Becher aus dem Schrank, anschließend schenke ich ihm ebenfalls welchen ein. »Hier.«
»Danke dir.«
»Gern geschehen.« Ich nehme meine Kaffeetasse an mich. »Ich werde mich ins Wohnzimmer setzen.«
»Soll ich dich begleiten?«
Daraufhin nicke ich ihm zu. »Das wäre schön, dann fühle ich mich wenigstens nicht so alleine.«
Miles kommt an meine Seite. Gemeinsam gehen wir ins Wohnzimmer und wie jeden Tag setze ich mich auf die Couch, während er im Sessel Platz nimmt. »Du siehst auch müde aus. Hast du letzte Nacht nicht geschlafen?«
»Ich habe, seit Tagen nicht richtig geschlafen«, antworte ich aufrichtig und trinke einen Schluck Kaffee. »Vielleicht klappt es heute Nacht, jetzt, da Arthur wieder da ist.«
Er gibt einen nachdenklichen Laut von sich. »Ja, vielleicht klappt es heute Nacht besser.«
Ich nippe noch einmal an meinem Becher. »Und bis dahin halte ich mich mit Kaffee über Wasser.«
Miles schnalzt mit der Zunge. »Es wäre besser, wenn du dich hinlegst.«
»Dann kann ich heute Nacht nicht schlafen«, winke ich ab und lasse meinen Blick schweifen. »Ich werde wach bleiben und wenn ich später so tue, als sei ich ein Kolibri, weißt du, dass ich übermüdet bin.«
Miles hebt eine Augenbraue, dann fängt er an zu lachen. Es ist ansteckend, weshalb ich in sein Gelächter einstimme.
Ein Räuspern lässt uns beide verstummen. Ich schaue zur Tür und sehe Arthur dort stehen. Er trägt eine Sporthose und ein Shirt, was mich wundert, denn ich habe ihn noch nie in diesem Aufzug gesehen. »Habt ihr Spaß?«
Ich presse die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
»Also?«, hakt Arthur nach.
»Ich musste bloß über meinen eigenen Scherz lachen«, entgegne ich.
»Und ich ließ mich davon anstecken«, sagt Miles.
Arthur zieht die Augenbrauen zusammen. »Soso.«
Ich stelle meine Kaffeetasse auf den Tisch und erhebe mich. »Bist du hungrig?«, wende ich mich an Arthur.
»Ich sagte dir vorhin schon, dass ich keinen Hunger habe!«, schnauzt er mich an, sodass ich zusammenzucke.
Seufzend senke ich den Blick und schließe die Augen. »Es tut mir leid. Ich wollte dir bloß etwas Gutes tun.«
»Wo ist Mrs. Isaacs?«, möchte er wissen.
»Ich habe ihr freigegeben«, antworte ich aufrichtig.
Arthur schnaubt. »Und welches Recht hast du dazu, meinen Angestellten freizugeben?« Er wird schon wieder lauter.
»Habe ich dir irgendwas getan?«, möchte ich nun wissen. »Ich habe bloß deiner Haushälterin freigegeben, weil du nicht da warst und ich mich allein versorgen kann. Ich kann kochen, Arthur, du wirst also nicht verhungern, und bei der Menge an Hemden und Anzügen in deinem Schrank wird dir auch die Kleidung nicht ausgehen.«
Er kommt auf mich zu. »Du hast kein Recht, meinen Angestellten freizugeben, verstanden?«
»Ja, es ist angekommen!«, halte ich dagegen und trete einen Schritt nach hinten. »Ich denke, ich werde nach Hause fahren.«
»Warum das? Kannst du neuerdings nicht mit Kritik umgehen?«
»Ich komme nicht damit zurecht, dass du deine schlechte Laune an mir auslässt. Ich kann nichts dafür, dass du im Knast gesessen hast, weil deine Ex-Assistentin behauptet, dass du sie vergewaltigt hast.« Ich erhebe mich von der Couch, doch Arthur stößt mich zurück aufs Sitzpolster. »Sag mal geht’s noch?«
»Du solltest dir gut überlegen, ob du mich reizen willst«, knurrt er.
»Du solltest mal darüber nachdenken, wer schon die ganze Zeit zu dir hält«, halte ich dagegen. »Aber mach weiter so, dann werde ich nicht länger an deiner Seite stehen.«
Arthur stellt sich vor mich und beugt sich zu mir herunter. »Willst du mir drohen?«
Ich hole tief Luft. »Lass mich bitte aufstehen.«
»Antworte.«
»Lass. Mich. Aufstehen.«
»Antworte!«, herrscht er mich an.
Ich schaue an ihm vorbei zu Miles. »Kannst du mir bitte helfen?«
Er nickt mir zu und erhebt sich. »Mr. McNamara, kommen Sie bitte von Ms. Walker weg.«
»Ihr duzt euch?«, will Arthur wissen.
»Ja, tun wir, hast du ein Problem damit?«, ist es nun an mir nachzuhaken.