Auf der Wunderwelt hatten sich zwei MÄCHTIGE getroffen.
Dämonische Kreaturen aus den Tiefen von Raum und Zeit, besessen vom
Machtrausch; Tod und Verderben planend. Es war ein unglaubliches
Geschehen. Nie zuvor hatten sich zwei dieser unheimlichen Bestien
an einem Ort versammelt. »Es ist soweit. Der Plan gelingt. Merlin
und das Kind zweier Welten sind zusammengetroffen. Nun nimmt alles
seinen Lauf.«
»Sobald diese Begegnung ihren Zweck erfüllt hat, schlagen wir
zu. Die Zeitlose wird in unsere Hand fallen, und Merlin wird
getötet.«
»So soll es geschehen. Der große Plan wird das Universum in
unsere Hand geben. Niemand wird dem neuen Geschöpf widerstehen
können, das in dieser Nacht gezeugt wurde.«
»Und das wir lenken werden als unser Werkzeug.« Die beiden
MÄCHTIGEN waren zufrieden – bis auf kleine Unstimmigkeiten. Doch
die hatten mit dem Plan nur am Rande zu tun.
Der
Tod des großen Zauberers Merlin war beschlossene Sache…
***
Begonnen hatte es damit, daß es Professor Moronthor und seinen
Gefährten endlich gelungen war, den Magier Merlin aus seinem langen
Kälteschlaf zu erwecken. Doch irgend etwas war nicht so abgelaufen,
wie es eigentlich hätte geschehen müssen. Sie waren aus Merlins
Zauberburg in eine andere Welt versetzt worden: Moronthor, seine
Gefährtin Nicandra Darrell, das Druidenpärchen Gryf ap Llandrysgryf
und Teri Rheken, sowie Merlin selbst. Sie stellten fest, daß sie
sich auf dem Silbermond befanden, der Heimat der Druiden, und daß
Merlin seine Erinnerung verloren hatte. Er wusste weder, wer er
war, noch über welche überragenden magischen Fähigkeiten er
verfügte. Nur in extremen Gefahrensituationen brachen sie durch,
wenn der Überlebensreflex sie entfesselte. Aber dazu bedurfte es
schon erheblicher Bedrohung. Und anschließend war wieder alles
fort, wie ausgelöscht. So war es nicht einmal sicher, daß Merlin
sich in jeder gefährlichen Situation doch noch zu helfen
wusste…
Aber dies war längst nicht der einzige Haken an der
Geschichte. Ein weiterer war, daß in der Gegenwart der Silbermond,
das ganze Sonnensystem der Wunderwelten, zu dem der Mond gehörte,
nicht mehr existierte. Das System war bereits vor längerer Zeit
vernichtet worden. Die Gestrandeten waren also in die Vergangenheit
verschlagen worden. Bis jetzt hatten sie dabei nicht herausfinden
können, in welcher Zeit sie sich befanden, welches Jahr man auf der
Erde schrieb. Sie konnten die Zeitspanne zwar ungefähr eingrenzen,
aber exakte Daten fehlten.
Statt dessen hatten sie etwas anderes festgestellt. Die
Silbermond-Druiden, degeneriert und kritiklos geworden –
wahrscheinlich kritiklos gemacht worden – wurden von Unheimlichen
unterwandert. Roboter, die wie die menschlichen Druiden aussahen,
trieben ihr Unwesen, und sie standen in den Diensten der Meeghs,
jener unheimlichen Schattenwesen, die in der Gegenwart auch längst
ausgestorben waren. Die Meeghs jedoch waren nichts anderes als
Sklaven der MÄCHTIGEN.
Moronthor war es gelungen, einen MÄCHTIGEN in die Flucht zu
schlagen, der sich in Gestalt der Hohen Lady zum Priesteroberhaupt
der Druiden aufgeschwungen hatte. Doch der MÄCHTIGE war nicht
besiegt. Er war zu einer der Wunderwelten geflohen.
Zu dieser Wunderwelt hatte es Merlin ebenfalls verschlagen.
Während auf dem Silbermond Moronthor und seine Gefährten rätselten,
wohin er gelangt war, traf Merlin auf der Wunderwelt mit der
Zeitlosen zusammen. Ein Mädchen mit blauer Haut und bunten
Schmetterlingsflügeln, das auf einem ebenfalls blauen Einhorn ritt
und die Meeghs hier bekämpfte. Es war zu einer verheerenden
Auseinandersetzung mit den Sternenschiffen der Meeghs gekommen,
während der ein kompletter Berg zersprengt worden war, in dem sich
eine Meegh-Geheimstation befand. Wie sie das Inferno überlebt
hatten, wussten weder Merlin noch die Zeitlose so recht zu sagen.
Sie ahnten nicht, daß sie ihr Leben eigentlich ihrem Feind
verdankten, dem MÄCHTIGEN, der die Basis zersprengt hatte, weil der
Plan noch nicht erfüllt worden war.
Doch jetzt war dies geschehen…
Und Merlin ahnte nichts davon. Er wusste nicht, was seine
Begegnung mit der Zeitlosen wirklich zu bedeuten hatte, er wusste
auch nicht, daß sie es später war, die ihn in der Gegenwart
irrtümlich in einen Kokon aus gefrorener Zeit bannte, ehe sie von
Sid Amos, Merlins dunklem Bruder, im Zorn erschlagen wurde.
Für Merlin zählte nur das Jetzt.
Er erwachte erst lange nachdem der Morgen graute. Die Sonne
stand bereits relativ hoch am Himmel. Merlin öffnete die Augen. Er
lag auf einer weichen Moosfläche. Nicht weit entfernt graste das
blaue Einhorn, das sie beide hierher getragen hatte. Erst jetzt kam
Merlin dazu, seine Umgebung richtig zu betrachten. In der Nacht
hatte die Dunkelheit der Landschaft viel von ihrem Zauber
genommen.
Dafür hatte es einen anderen Zauber gegeben. Den der Liebe und
Zuneigung.
Merlin sah sich nach der Blauhäutigen um. Er entdeckte die
oberen Rundungen ihrer Schmetterlingsflügel ein paar Dutzend Meter
entfernt hinter hohem Schilfgras. Von dort her kam auch das leise
Plätschern eines Baches. Merlin war sicher, daß er diesen Bach in
der Nacht noch nicht gehört hatte. Dabei trägt die Nacht den Schall
weiter als der Tag. Aber auf den Wunderwelten war alles möglich.
Auch, daß über Nacht ein Fluß entstand – wo vorher nur trockenes
Land gewesen war.
Er lächelte, als er sah, wie das Schmetterlingsmädchen sich
erhob. Morganas Oberkörper ragte jetzt über das Schilfgras empor.
Merlin hatte das Bedürfnis, auf sie zu zu laufen und sie zu
umarmen.
Da bewegte sich das Moos, auf dem er stand, unter ihm. Es trug
ihn wie ein Laufband auf die Blauhäutige zu. Binnen Augenblicken
war er bei ihr. Das Schilf wich vor ihm aus, und er trat auf
Morgana leFay zu, umarmte und küsste sie. Ihr Körper war tropfnaß
vom Wasser, in dem sie sich erfrischt hatte, fühlte sich aber warm
an.
Sie erwiderte seinen Kuß. Er genoß ihre Hände auf seiner Haut.
In ihnen erwachte die Leidenschaft erneut, aber Merlin fühlte, daß
Morgana nicht so bei der Sache war, wie in der vergangenen Nacht.
Doch er wagte nicht, sie zu fragen, um die Stimmung nicht zu
zerstören.
Keiner von ihnen sprach ein Wort. Nur ihre Gefühle sprachen,
ihre Gedanken verbanden sich, und sie liebten sich ein weiteres
Mal, aber wilder, fordernder als anfangs.
Langsam senkte sich das Schilfgras über sie. Keiner von ihnen
ahnte, wie nah die tödliche Gefahr bereits war…
***
Die beiden MÄCHTIGEN beobachteten. Mit der Macht ihrer Magie
hatten sie zwei Vögel dazu gezwungen, ihre Sehnerven so
umzuschalten, daß sie als Fern-Augen der MÄCHTIGEN dienten. Die
Vögel selbst kreisten blind, verharrten über einem Punkt der
Landschaft in der Luft. Was ihre Augen sahen, übertrugen sie an die
beiden MÄCHTIGEN.
Die ungeheuerlichen Wesen aus den Tiefen von Raum und Zeit
hatten sich körperliche Gestalten gegeben. Einer von ihnen hatte
das Aussehen einer großen, tiefschwarzen Kugel. Es war jener, der
schon seit tausend und mehr Jahren auf dem Silbermond damit
begonnen hatte, den großen Plan einzuleiten und in einem
schleichenden Vorgang die Silbermond-Druiden unter seine Kontrolle
zu bringen. Er hatte dafür gesorgt, daß es überall auf den
Wunderwelten und auch auf dem Silbermond selbst Stützpunkte der
Meeghs gab, die geheim waren und die niemand finden konnte, der
nicht ein besonderes Gespür dafür entwickelte. Und er war es auch
gewesen, der es schließlich geschafft hatte, in der Gestalt einer
Druidin zur Hohen Lady ernannt zu werden.
Zunächst hatte er Merlin dann nicht einmal erkannt, weil sich
der Zauberer von Avalon überhaupt nicht wie er selbst verhielt. Die
Hohe Lady hatte einen Fehler begangen, der das Projekt fast zum
Scheitern gebracht hätte. Merlin hatte hingerichtet werden sollen.
Doch dann war Moronthor aufgetaucht.
Sein Erscheinen hatte den MÄCHTIGEN erschüttert. Schon einmal
hatte er mit Moronthor zu tun gehabt, früher, vor einer unmeßbaren
Zeit. Unmeßbar deshalb, weil Zeit den MÄCHTIGEN nichts bedeutete.
Es kam ihnen nicht darauf an, ob ein Plan innerhalb weniger Stunden
verwirklicht werden konnte, oder ob es dazu hunderttausend Jahre
brauchte. Aber allein Moronthors Auftauchen war ein Schock gewesen.
Der MÄCHTIGE war in einer Instinktreaktion geflohen. Hatte seine
errungene Position als Hohe Lady aufgegeben.
Aber er war noch hier, und jetzt wusste er, daß der Plan
leichter und schneller verwirklicht werden konnte, als es
ursprünglich den Anschein gehabt hatte.
Es war geschehen. Das Geschöpf war in dieser Nacht gezeugt
worden, das ausersehen war, im Auftrag der MÄCHTIGEN das Universum
aus den Angeln zu heben.
Deshalb waren die Meeghs im System der Wunderwelten. Sie, die
Diener der MÄCHTIGEN, hatten den Auftrag, etwas in diesem
entstehenden Kind zu verankern, das es mächtig machen sollte, damit
es seine Aufgabe einst erfüllen konnte.
Die Zeitlose musste dazu gefangen genommen werden. Merlin
spielte nun keine Rolle mehr.
Die schwarze Kugel erteilte jetzt Befehle. Die Gelegenheit war
günstig. Die Zeitlose und Merlin waren miteinander beschäftigt,
hatten kein Interesse an ihrer Umgebung. Sie waren arglos und
ahnungslos. Um so leichter würden sie überrascht werden
können.
Von einer Station der Meeghs stieg ein Sternenschiff auf. Fast
lautlos glitt es seinem Ziel entgegen.
Die Aktion lief.
Der zweite MÄCHTIGE, in der Gestalt einer mehr als hundert
Meter hohen Nadel, äußerte sich nicht dazu. Das beunruhigte die
Kugel etwas. Die Nadel hatte erklärt, im Auftrag der Gesamtheit
hergesandt worden zu sein, um zu verhindern, daß die Kugel weitere
Fehler beging. Doch die Kugel konnte sich das nicht so recht
vorstellen. Wenn sie einen Fehler beging, konnte das den Plan nur
verzögern, nicht aber verhindern. Weshalb sollte die Gesamtheit
deshalb einen anderen MÄCHTIGEN hierher senden? Die Kugel fühlte
sich durch die Anwesenheit der Nadel bedroht. Die Wunderwelten
waren Domäne der Kugel. Hier herrschte sie eifersüchtig. Jeder
andere MÄCHTIGE hatte hier nichts zu suchen.
Normalerweise wurde das respektiert.
Doch die Nadel respektierte es nicht. Im Gegenteil. Sie war
aggressiv, wollte die Kontrolle übernehmen. Sie lauerte nur auf
einen weiteren Fehler.
Doch die Kugel wollte es der Nadel nicht so einfach machen.
Eher würde sie die Nadel in die Flucht schlagen oder töten, als daß
sie selbst das Feld räumte.
Denn ihr gebührte der Triumph, den Plan zur Vollendung
gebracht zu haben.
Gespannt beobachteten die beiden MÄCHTIGEN durch die Augen der
kreisenden Vögel, was weiter geschah.
Das Sternenschiff war unterwegs. Es konnte nicht mehr lange
dauern, dann befand sich das Kind zweier Welten, die Zeitlose, in
der Gewalt der Meeghs, und Merlin war tot.
***
Eine tiefschwarze Wolke glitt in rund fünfhundert Metern Höhe
durch die Luft. Sie war aus einer Bergwand aufgestiegen, einfach
aus dem massiven Fels hervorgequollen. Sie schien alles Licht zu
schlucken, das sie traf. Dabei war es alles andere als eine Wolke.
Das, was so aussah, war nur die äußere Schutzhülle aus schwarzer,
feuriger Energie. Sie tarnte das, was sich darin befand. Eine
bizarre Gitterkonstruktion aus Verstrebungen, Raumkörpern und
irgend etwas anderem, das sich auf menschlich unbegreifliche Weise
in eine andere Dimension hineindrehte. Ein Spider, wie die
Weltraumschiffe der Meeghs einst von Moronthor und seinen Gefährten
genannt worden waren. Wer sie ungeschützt sah, verlor unweigerlich
den Verstand.
Der Spider glitt jenem Punkt entgegen, der dem Kommandanten
von dem MÄCHTIGEN bezeichnet worden war. Schwarze Kristalle
schwangen vibrierend und formten Energiegitter in die Luft.
Dreidimensionale Punkte formten ein gestochen scharfes,
holografisches Bild, über das jeder Mensch verblüfft gewesen wäre.
Für die Sinne des Kommandanten reichten sie gerade aus, und er
wertete sie noch ganz anders aus. Sie sagten ihm viel mehr über
Raum und Zeit, als ein Mensch begriffen hätte.
Der Kommandant erteilte Anweisungen an seine
Untergebenen.
»Fertigmachen zum Angriff. Die Blauhäutige ist einzufangen.
Der Mann bei ihr kann vernichtet werden. Achtung. Mit erheblichem
Widerstand ist zu rechnen. Es gelang beiden, mindestens einen
Spider zu zerstören. Es geschah in der vergangenen Nacht.«
Es war ein einziger Impuls, mit dem der Kommandant seinen
Untergebenen diese Anweisungen und Informationen übermittelte. Und
es steckte noch mehr darin, detaillierte Befehle für das, was zu
tun war.
Der Spider, die schwarze Wolke am klaren Himmel, war bereits
bis auf einen Kilometer an Merlin und die Zeitlose
herangekommen.
Jeden Moment konnte er entdeckt werden. Das war der
Augenblick, an dem der Angriff spätestens erfolgen würde.
Der Kommandant wusste, daß er nicht versagen durfte. Versager
wurden gnadenlos ausgelöscht. Doch das war nicht das Schlimmste.
Versager enttäuschten ihre Herren, die MÄCHTIGEN. Und sie brachten
den großen Plan in Gefahr. Das war schlimmer als die Auslöschung
der eigenen Existenz.
Der Kommandant war gewillt, es nicht dazu kommen zu
lassen.
***
Er kicherte.
Seine veränderten Sinne sprachen an. Er konnte die Schatten
wieder spüren. Er sah sie nicht, aber er wusste genau, wo sie waren
und was sie taten. Sie wollten wieder morden.
Sein Kichern verebbte. Wild schüttelte er sich. Seine roten
Augen brannten. Er wandte seine Aufmerksamkeit von den Schatten ab.
Sie interessierten ihn schon lange nicht mehr. Er fand es zwar
nicht richtig, daß sie sich immer wieder zeigten, wo sie doch gar
nicht in diese Welt gehörten. Erst recht nicht in das System der
Wunderwelten. Er wusste, daß er einmal auf üble Weise mit ihnen zu
tun gehabt hatte, aber die Erinnerung daran verlor sich in den
Wirbeln einer Gedankenwelt, die er selbst manchmal nicht mehr
verstand.
Er wusste, daß er die Schatten spüren konnte, und das genügte
ihm. Darüber hinaus pflegte er sie zu ignorieren. Einst war das
anders gewesen, aber das war lange her. Er hatte sich zurückgezogen
in die Einsamkeit.
Er liebte dieses Eremitendasein. So konnte er in Ruhe über all
das nachdenken, was ihn bewegte. Aber immer wieder drehten seine
Gedanken sich im Kreis, verwirrten sich. Es störte ihn nicht. Er
hatte alle Zeit der Welt.
Dabei wusste er nicht einmal mehr, woher er einst gekommen
war. Warum das geschehen war, was ihn verändert hatte. Körperlich
wie geistig.
Alles, was vor dem großen Schock geschah, verlor sich in den
Gedankenwirbeln.
Er kannte nicht einmal seinen Namen.
Der Mann mit den roten Augen kicherte wieder. Plötzlich
interessierten die Schatten ihn doch wieder. Er fragte sich, ob sie
vernichtet werden würden oder nicht. Er hätte sie warnen können.
Oder die anderen, die von den Schatten gejagt wurden. Aber warum
sollte er das tun? So war es doch viel spannender.
***
Etwas stimmte nicht. Merlin konnte es fühlen. Diesmal lag es
aber nicht an dem blauhäutigen Schmetterlingsmädchen. Merlin strich
sanft über ihr lang wallendes violettes Haar und berührte das
hauchdünne Gespinst ihrer bunt schillernden Flügel. Sie wechselten
ständig ihre Farbe und die verschiedenen Farbmuster. Türkisfarbene
Augen leuchteten Merlin glücklich an.
Und doch war es ein Glück, das getrübt schien. Irgend etwas
bedrückte Morgana.
Aber Merlin fühlte noch etwas anderes.
Er sah sich um.
Das Schilf war gewachsen und hatte ein halb durchsichtiges
Gitterdach über den Liebenden gebildet. Eigentlich war so etwas
normal. Alles, was anderswo unmöglich erschien, gehörte auf den
Wunderwelten zum Standard. Merlin hatte seit seiner Ankunft hier
schon die verblüffendsten Phänomene erlebt.
Er sah durch das Gitterwerk zwei Vögel, die über ihnen
kreisten. Aber warum sollten sie das nicht tun? Vielleicht suchten
sie Beute. Mäuse, Frösche, Insekten…
Er betastete einen der Schilfhalme. Er fühlte sich völlig
normal an. Keine schneidende scharfe Kante, keinen Hinweis auf ein
Verschlingen. Gut, nicht alle hier vorherrschenden Phänomene waren
ungefährlich. Das hatte Merlin schon am eigenen Leib erfahren
müssen. Aber das hier war harmlos. Die Halme boten Merlin und
Morgana nur Schatten, mehr nicht.
Ihr nackter, schöner Körper glänzte. Sie richtete sich jetzt
halb auf, ging neben Merlin in die Hocke.
»Es war schön«, sagte sie. »Schade, daß es nicht auf Dauer so
bleiben kann. Ich glaube, daß ich dich lieben könnte.«
Er legte den Kopf schräg. »Lieben könnte? Was soll das
heißen?«
»Es ist eine Verliebtheit. Es ist das Verlangen nach dir. Aber
wir können nicht beieinander bleiben, jedenfalls nicht auf
Dauer.«
»Aber weshalb nicht?« fragte er bestürzt.
Sie berührte seine Lippen mit einem Finger. »Wir sind zu
verschieden voneinander«, sagte sie leise.
»Warum? Weil du Flügel besitzt und ich nicht? Das ist doch
Unsinn! Es bedeutet nichts. Wir gehören zusammen, Morgana. Wir
haben uns gefunden. Wir…«
Sie drückte leicht zu, verschloss ihm den Mund.