Moronthor in der Todeszone: Der Dämonenjäger von Aranaque 67 - Art Norman - E-Book

Moronthor in der Todeszone: Der Dämonenjäger von Aranaque 67 E-Book

Art Norman

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Beschreibung

Wie von der Faust eines Riesen getroffen, krümmte Moronthor sich zusammen. Der Zauberspruch hallte ihm noch in den Ohren, als grelles Licht um ihn und die anderen herum aufflammte. Er sah, wie sie durchsichtig wurden, sah, wie er selbst an Substanz verlor. Und dann verschwanden sie, einer nach dem anderen. Er hörte die anderen schreien, und er schrie selbst. Schmerz durchraste seinen Körper. Das grelle Licht verlor an Helligkeit, verwandelte sich in ein sattes Violett. Moronthor fühlte sich schwerelos. Er taumelte, trieb haltlos in einem absoluten Nichts. Übelkeit breitete sich in ihm aus. Er kämpfte gegen die Bewußtlosigkeit an. Und dann war es plötzlich vorbei. Er hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Er konnte sich und die anderen wieder sehen. Aber sie befanden sich nicht mehr in Merlins Burg. Um sie herum breitete sich eine Landschaft aus, wie Moronthor sie noch nie zuvor gesehen hatte…

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Art Norman

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Inhaltsverzeichnis

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​Moronthor in der Todeszone: Der Dämonenjäger von Aranaque 67

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER STEVE MAYER + William Trost Richards

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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​Moronthor in der Todeszone: Der Dämonenjäger von Aranaque 67

Art Norman

Wie von der Faust eines Riesen getroffen, krümmte Moronthor sich zusammen.
Der Zauberspruch hallte ihm noch in den Ohren, als grelles Licht um ihn und die anderen herum aufflammte. Er sah, wie sie durchsichtig wurden, sah, wie er selbst an Substanz verlor. Und dann verschwanden sie, einer nach dem anderen.
Er hörte die anderen schreien, und er schrie selbst. Schmerz durchraste seinen Körper. Das grelle Licht verlor an Helligkeit, verwandelte sich in ein sattes Violett. Moronthor fühlte sich schwerelos. Er taumelte, trieb haltlos in einem absoluten Nichts. Übelkeit breitete sich in ihm aus. Er kämpfte gegen die Bewußtlosigkeit an. Und dann war es plötzlich vorbei.
Er hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Er konnte sich und die anderen wieder sehen. Aber sie befanden sich nicht mehr in Merlins Burg. Um sie herum breitete sich eine Landschaft aus, wie Moronthor sie noch nie zuvor gesehen hatte…
***
Sid Amos stand mit hängenden Schultern da. Er starrte fassungslos die Stelle an, an der sich gerade eben noch vier… nein, fünf Menschen befunden hatten. Sie waren fort. Einfach verschwunden.
Und Merlins Gesicht, das äußerstes Entsetzen zeigte…
Amos preßte die Lippen zusammen. Es war fehlgeschlagen. Restlos.
»Murphys Gesetz«, murmelte Amos. »Wenn es etwas gibt, das auch nur theoretisch die Möglichkeit hat, schiefzugehen, wird es schiefgehen, und die Marmeladenschnitte fällt immer mit der Butterseite nach unten auf den Perserteppich.«
Dabei hatte es vielversprechend begonnen.
Professor Moronthor hatte eine Idee entwickelt. »Versuchen wir es mit Merlins Machtspruch«, hatte er vorgeschlagen. »Das hatten wir noch nicht, und wenn es auch nicht funktioniert, können wir uns immer noch etwas anderes überlegen!«
Wie Moronthor selbst, hatte sich auch Amos gefragt, warum keiner von ihnen schon früher auf diese Idee gekommen war. Sie hatten nahezu alles ausprobiert, Merlin aus dem Eiskokon gefrorener Zeit zu befreien, in den ihn die Zeitlose kurz vor ihrem Tod eingesponnen hatte. Mit normaler Magie, mit Reek Norrs Sauroiden-Zauber aus der Parallelwelt mit dem höheren Magie-Niveau, mit der Kraft Sara Blakmoons, die die Tochter der Zeitlosen und Merlins war und die Magie der Zeitlosen geerbt haben mochte – alles war fehlgeschlagen. Das Gefängnis aus gefrorener Zeit blieb unzerstörbar.
Nur auf die Idee, es mit dem Machtspruch zu versuchen, waren sie ganz zuletzt gekommen.
Moronthor, seine Gefährtin Nicandra Darrell und die beiden Druiden Gryf und Teri hatten sich geistig zusammengeschlossen, um ihre magischen Fähigkeiten gegenseitig so weit wie nur eben möglich zu steigern. Sid Amos schloß sich diesem Verbund nicht an; er wußte nur zu gut, daß die beiden Druiden ihn ablehnten und das zu einem Störfaktor werden würde, der den Erfolg des Experimentes zunichte machen mußte. Statt dessen hatte sich Amos als »Überwacher« zurückgehalten, der im Notfall eingreifen sollte. Und er hatte eines seiner Amulette zur Verfügung gestellt, um das von Moronthor zusätzlich zu unterstützen.
Es hatte eine Weile gedauert, bis sich die Kraft aufbaute, die nötig war.
Und Merlins Machtspruch sollte nun die entscheidende Wende einleiten.
Analh natrac’h – ut vas bethat – doc’h nyell yen vvé!
Und es hatte funktioniert!
Der Zeitkokon um Merlin war geschmolzen. Der Magier von Avalon war endlich, nach so langer Zeit, wieder freigekommen. Nach einer Zeit, die für ihn selbst nicht verflossen war. Für ihn hatte sie stillgestanden, solange er sich in seinem Eisgefängnis befand. Für sein Empfinden mußte in der gleichen Sekunde, in der er dem Zauber der Zeitlosen unterlag, auch die Befreiung gekommen sein.
Aber es war noch mehr gekommen.
Amos begriff immer noch nicht, was eigentlich geschehen war. Er wußte nur, daß eine unsichtbare Faust aus dem Nichts heraus zuschlug. Er sah, wie Merlins Gesicht sich verzerrte. Angst, Entsetzen zeigte. »Zu spät«, hatte Merlin noch tonlos geflüstert, dann kam das grelle Aufleuchten, und mit ihm verschwanden sie alle fünf – Merlin und seine vier Befreier!
Amos hatte noch versucht, das Unheil aufzuhalten. Aber er war nicht schnell genug gewesen. Er hatte gar nicht schnell genug sein können, denn das Unheil hatte ohne jede Vorwarnung zugeschlagen.
Jetzt waren sie fort.
Tot… ?
Oder nur irgendwohin geschleudert?
Amos brauchte eine Weile, um wieder zu sich selbst zu finden. Er begann mit seinen magischen Mitteln zu suchen. Wenn sich die Verschollenen noch irgendwo auf der Welt befanden, mußte er sie finden.
Doch er fand sie nicht, auch nach vielen Stunden nicht. Das bedeutete: Sie waren entweder tot, oder sie waren in eine andere Welt versetzt worden.
Doch er konnte ihre Spur nicht mehr aufnehmen. Es gab keine, die ihn in eine andere Dimension führen konnte.
Er mußte sich damit abfinden. So lange hatte er, der durch Merlins Vermächtnis zum unfreiwilligen Stellvertreter oder auch Nachfolger des weisen Magiers bestimmt worden war, gehofft, daß es eine Möglichkeit gab, Merlin wieder zu wecken. So lange hatte er darauf gewartet, daß Merlin sein Amt wieder antrat und er, Amos, seiner ungeliebten Verpflichtung ledig sein würde.
Aber nun, nachdem Merlin erwacht war, war alles noch viel schlimmer.
Er war fort oder tot… und Amos war immer noch an Caermardhin und an Merlins Aufgabe gebunden! Und – mit Merlin hatte es auch seine besten Mitstreiter und Helfer erwischt. Ausgerechnet Moronthor und die Druiden…
Es war der schwerste Schlag, der den Kräften des Lichtes jemals versetzt worden war. Damals, als Amos noch Fürst der Finsternis gewesen war und auf der anderen Seite kämpfte, hätte er ein solches Ereignis begrüßt, hätte es doch seine Macht gestärkt. Aber nun…
Nun empfand er nur Bedauern, Trauer – und eine verzweifelte Wut.
Wenn es jemanden gab, der für dieses Fiasko verantwortlich war – wer immer es auch sein mochte: Amos schwor ihm Rache und einen furchtbaren Tod…
***
Moronthor richtete sich auf. Er warf einen Blick zum Himmel hinauf. Dort flammte eine helle, große Sonne. Aber das war nicht alles. Ein gigantisches Etwas funkelte dort, zur Sonne hin von der Sichel eines Lichtkranzes umgeben. Es schwebte am Himmel, als würde es jeden Moment herunterstürzen. Eine gewaltige, unermeßlich große Kugel!
Und… auf der anderen Seite, fast am Horizont, schwebte über den Bergen eine weitere Kugel, nur halbwegs zu sehen, von dem Gebirge teilweise verdeckt.
»Was, zum Teufel, ist das?« murmelte Moronthor.
In blauem Gras hatte er auch noch nie gestanden. Die Sträucher wiesen eine eigenartige Formgebung auf, ihre Blätter waren sichelförmig, und am Himmel zogen Vögel ihre Bahn, deren Schreie in einer Tonlage erfolgten, die absolut fremdartig war.
»Wo sind wir?« stieß auch Nicandra hervor. Sie kam zu Moronthor. Ihre Hand umschloß noch das Amulett, das Sid Amos ihr ausgehändigt hatte.
Sie starrte es an, dann hängte sie es sich mit einem entschlossenen Ruck mit der silbernen Kette um den Hals. Moronthor folgte mit seinem eigenen Amulett ihrem Beispiel. Die beiden handtellergroßen, kreisförmigen Scheiben unterschieden sich äußerlich nicht voneinander. Nur ihre innere Qualität wich voneinander ab…
»Das muß der Silbermond sein«, sagte Gryf.
Die Augen des Druiden weiteten sich, als er begriff, was er da gesagt hatte. »Der Silbermond!« stieß er hervor. »Aber – das ist unmöglich! Wir können uns nicht hier befinden!«
»Weshalb nicht?« fragte Nicandra.
Teri Rheken, die Druidin mit dem hüftlangen goldenen Haar, lachte bitter auf.
»Der Silbermond ist vor einigen Jahren zerstört worden«, sagte sie.
»Er wurde in seine Sonne gesteuert, nachdem man ihn magisch auflud. Das gesamte System der Wunderwelten wurde vernichtet.«
Moronthor schluckte. Er erinnerte sich wieder. Gryf hatte ihm einmal andeutungsweise davon erzählt. Aber keine Details. Daß der Silbermond magisch aufgeladen in seine Sonne gesteuert worden war, hörte Moronthor heute zum ersten Mal.
»Aber offenbar sind wir hier«, sagte er. »Oder gibt es ein Duplikat des Silbermondes?«
»Das war einmalig«, keuchte Gryf. »Aber, Moronthor, verdammt, es ist nicht möglich! Wir können einfach nicht hier sein. Es gibt diesen Mond nicht mehr. Es gibt ihn nicht mehr, seit Sara Blakmoon und Warren Clymer ihn vernichteten…«
Moronthors Hand schoß vor. Er packte den Druiden an der ausgewaschenen Jeansjacke, riß ihn herum und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen.
»Sara Blakmoon?«
»Ja«, murmelte Gryf. »Es mußte sein. Damals… damals stand sie noch nicht auf der Seite der Höllenmächte, war sie noch nicht entartet. Im Gegenteil…«
»Du hast damals nur ein paar Worte gesagt. Wie wäre es, wenn du jetzt endlich mal mit der ganzen Geschichte herausrücken würdest?« fragte Moronthor. »Wenn es den Silbermond nicht mehr gibt, können wir zwangsläufig nicht auf ihm sein. Aber es gibt noch eine andere Lösung.«
»Und die wäre?« fragte Gryf.
»Wir sind in die Vergangenheit geschleudert worden. Zusammen mit unserem Freund und Meister Merlin.«
Gryf schluckte.
»Das wäre möglich«, sagte er heiser. »Aber ich verstehe es trotzdem nicht. Es gibt doch keinen Bezugspunkt für uns, der uns zum Silbermond geschleudert haben kann. Was ist überhaupt geschehen?«
»Das werden wir herauszufinden versuchen«, sagte Moronthor. »Wir müssen es herausfinden, denn nur so können wir den Weg zurück finden. Aber vielleicht kann uns Merlin dabei helfen.«
Er sah den weißhaarigen Uralten an, der im Schneidersitz auf dem Boden hockte, von einem zum anderen sah und aufmerksam lauschte. Er hatte bis jetzt geschwiegen, und er schwieg immer noch.
Ein seltsames Gefühl nahenden Unheils beschlich ihn. Er hockte sich vor dem Weißhaarigen nieder. Was war mit Merlin geschehen? Warum sagte er nichts? Hatte er die Sprache verloren? Das fehlt uns gerade noch, dachte Moronthor erschrocken, daß Merlin etwas zugestoßen sein könnte!
»Merlin…«
Der Uralte sah ihn fragend an. Er öffnete den Mund. Unwillkürlich hielt Moronthor den Atem an.
Und dann glaubte er in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, als er den Alten fragen hörte:
»Wer ist Merlin… ?«
***
In jenen Gefilden, die man mangels einer besseren Bezeichnung »Hölle« nennt, wog Lucifuge Rofocale nachdenklich sein Amulett in den Händen.
Es war eines aus dem legendären Siebengestirn von Myrrian-ey-Llyrana.
Nacheinander hatte Merlin sieben Amulette geschaffen, eines stärker und perfekter als das andere, aber erst mit dem siebten war er wirklich zufrieden gewesen. Es war das Haupt des Siebengestirns, geschaffen aus der Kraft einer entarteten Sonne. Es war das Amulett, das Moronthor trug.
Von den sechs anderen wurde behauptet, sie seien, zusammen eingesetzt, dem siebten gleichwertig. Andere raunten, die sechs würden das siebte bezwingen können. Ausprobiert hatte es noch niemand. Nur ein einziges Mal waren alle sieben Amulette an einem Ort versammelt gewesen, und da hatte es die Gelegenheit nicht gegeben, es zu erproben.
Danach waren sie wieder in Raum und Zeit verstreut worden.
Eines davon besaß Lucifuge Rofocale. Ein anderes Leonardo deAranaque, der Fürst der Finsternis. Ein weiteres besaß Sid Amos offiziell – in Wirklichkeit lagen noch zwei weitere in seinem geheimen Tresor. Wer im Besitz des letzten war, war unbekannt. Jeder der Amulett-Besitzer und heimlichen Sammler hoffte, es in seinen Besitz bringen zu können. Jeder hätte auch liebend gern den anderen die Amulette abgenommen, um seine eigene Macht damit zu stärken. Nur: die wenigsten wußten, wer im Besitz eines solchen silbernen Gegenstandes war. Von Amos war ein Amulett bekannt, und Lucifuge Rofocale wußte, daß der Fürst der Finsternis eines besaß. Der wiederum wußte nichts von den anderen, und auch Sid Amos war ahnungslos, was die anderen Amulette anging.
Lucifuge wußte, daß etwas geschehen sein mußte. Sein Amulett hatte plötzlich ein grelles Leuchten gezeigt. Dabei hatte es keinen Grund gegeben, auf irgend etwas zu reagieren. Von sich aus war dieses Leuchten gekommen.
Etwas mußte geschehen sein, das mit dem Siebengestirn von Myrrianey-Llyrana zu tun hatte. Dieses Aufleuchten war eindeutig eine Reaktion gewesen.
Worauf?
Hatte jemand versucht, eines der sechs Amulette gegen das siebte auszuspielen?
»Ich muß es herausfinden«, murmelte Lucifuge Rofocale. »Ich muß erfahren, was geschehen ist.«
Schon allein aus Gründen seiner eigenen Sicherheit. Wenn es etwas gab, das aus der Ferne sein Amulett beeinflussen konnte, so war das gefährlich. Denn beim nächsten Mal mochte es nicht beim Aufleuchten bleiben. Dann erfolgte vielleicht ein Überfall… oder eine Zerstörung…
Lucifuge Rofocale hatte nie vergessen, daß Moronthors Amulett auf jeden Fall stärker als seines war, wenn es allein stand. Sollte Moronthor einen Angriff getestet haben? Aber er konnte nicht wissen, daß der Herr der Hölle einen der Sterne besaß. Und Lucifuge Rofocale traute ihm auch nicht zu, daß er eine Zerstörung eines der Amulette riskieren würde.
Eine andere Macht mußte dahinter stecken.
Aber wer… ?
***
Entgeistert starrte Moronthor den Magier von Avalon an. »Was – was hast du gesagt?« stieß er hervor.
Auch die anderen sahen jetzt Merlin an.
»Wovon sprecht ihr?« fragte der Alte. Umständlich erhob er sich. Jetzt, als er stand, überragte er selbst den nicht gerade klein gewachsenen Moronthor. Seine dunklen Augen richteten sich auf den Parapsychologen.
»Wie kommen wir überhaupt hierher? Wo sind wir? Silbermond? Was bedeutet das?«
Moronthor fuhr sich mit der Zungenspitze über die trocken werdenden Lippen. »Merlin – das bist du«, sagte er. »Erinnerst du dich nicht? Die Zeitlose, Morgana, griff dich an. Sie belegte dich mit einem Bann. Wir konnten dich befreien…«
»Ich verstehe nicht«, sagte Merlin.
Er wirkte wie ein Fremdkörper zwischen den anderen. Moronthor im weißen Leinenanzug, Gryf in seinen ausgewaschenen Jeans, mit seinem wirren Blondhaar, das nie einen Kamm kennengelernt zu haben schien, Nicandra im schwarzen Lederoverall und Teri, die Goldhaarige, wie meist in etwas freizügigerer Aufmachung – ein aus winzigen Goldschuppen zusammengefügter Tangaslip und ein goldenes Stirnband mit dem Symbol des Silbermondes –, und ihnen gegenüber der Mann in dem bodenlangen, weißen Gewand und dem roten, goldbestickten Umhang, mit einem goldenen Gürtel, in dem die Sichel steckte, das zeremonielle Werkzeug der alten Druiden… er paßte irgendwie nicht zu ihnen. Sein dichtes Haupthaar, die buschigen Augenbrauen und der lange Bart waren schneeweiß; die Augen wiesen auf ein sehr hohes Alter hin und ließen zugleich eine unglaubliche Jugendlichkeit erkennen.
»Er hat das Gedächtnis verloren«, murmelte Gryf verbiestert. »Das gibt’s doch nicht. Ausgerechnet Merlin!«
»Etwas Schlimmeres kann uns kaum noch passieren«, pflichtete Teri ihm bei.
»Wart’s ab«, unkte Nicandra, was ihr einen tadelnden Blick Moronthors eintrug.
Der Professor starrte Merlin an. Der wich seinem Blick nicht aus, zeigte aber Unsicherheit. Es war das erste Mal, daß Moronthor ihn so sah.
Es schien, als habe Merlin mit seiner Erinnerung auch sein Selbstbewußtsein verloren, seine überragende Souveränität. Er wirkte – hilflos.
»Versuche dich zu erinnern«, drängte Moronthor sanft. »Merlin von Avalon. Du bist ein Magier, ein Wächter über diesen Teil des Universums! Ein Zauberer, der seinesgleichen sucht. Caermardhin, die unsichtbare Burg in Wales… sagt dir das nichts? Der Saal des Wissens… König Artus… Excalibur… die Druiden vom Silbermond… Gryf ap Llandrysgryf, Teri Rheken, Nicandra Darrell… ich bin Moronthor…«
Auf Merlins Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet. Der Magier überlegte.
Aber er ließ nicht erkennen, ob einer der Begriffe und Namen bei ihm zündete.
»Sid Amos oder Asmodis, dein Dunkler Bruder«, fuhr Moronthor fort.
»Merlin, der König der Druiden… älter als die Welt… Lucifuge Rofocale, dein Gegenspieler… immer noch nichts? Das System der Wunderwelten, der Silbermond…«
»Gib es auf«, sagte Nicandra leise. »Laß ihn in Ruhe. Er braucht Zeit. So, wie auch wir Zeit brauchen, das hier zu verarbeiten. Glaubst du wirklich, wir wären in die Vergangenheit versetzt worden? Das wäre dann das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit…«
»Ich weiß nichts«, sagte Merlin leise. »Ich kann mich an nichts erinnern. Es ist, als wäre ich hier geboren worden, jetzt gerade. Aber… das kann nicht sein. Ich verstehe das alles nicht, vielleicht will ich es auch nicht verstehen. Woher komme ich? Moronthor… ihr scheint mich gut zu kennen. Helft mir.«
»Wir versuchen es«, sagte Moronthor.
Während er Merlin aufmerksam beobachtete, berichtete er Merlin, was er über ihn wußte. Seine Herkunft, seine Vergangenheit, gemeinsame Erlebnisse…
»Es ist mir unbegreiflich«, erwiderte der Weißhaarige schließlich.
»Aber mir scheint, ich muß es glauben. Ich bin also ein Magier… ? Aber dann müßte ich ja wirklich Zauberkräfte haben. Aber ich fühle nichts in mir.«
»So etwas fühlt man nur, wenn man es anwendet«, sagte Gryf. »Weiß der Himmel… du mußt in Ruhe darüber nachdenken, Merlin. Vielleicht bedarf es auch eines bestimmten Auslösers, eines Schlüsselerlebnisses. Daß du in einem Eisblock aus gefrorener Zeit gefangen warst, weißt du wahrscheinlich auch nicht. Hast du wenigstens registriert, daß diese gefrorene Zeit um dich herum wieder schmolz? Das liegt doch erst ein paar Minuten zurück, direkt vor unserem Auftauchen hier…«
Merlin zuckte mit den Schultern.