Moronthor und der Monstermacher: Der Dämonenjäger von Aranaque 83 - Art Norman - E-Book

Moronthor und der Monstermacher: Der Dämonenjäger von Aranaque 83 E-Book

Art Norman

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Beschreibung

So also sieht der Tod aus, dachte Moronthor. Der Tod trat auf in der Gestalt eines Druiden vom Silbermond. Er war weißhaarig und uralt. Er trug eine dunkle Kutte, deren Kapuze er jetzt zurückgeschlagen hatte. Aus kalten Mordaugen sah er Moronthor und seine Gefährtin Nicandra Darrell an, die reglos vor ihm lag. Hellwach, aber durch Magie an jeder Bewegung gehindert. Sie waren nicht in der Lage, sich zur Wehr zu setzen. Sie waren dem Tod in die Falle gegangen. Und jetzt war er gekommen, um zu ernten. Sie hatten ihn gesucht, um ihn zu besiegen, und nun waren sie verloren. Der Tod hatte auch einen Namen. Coron - der MÄCHTIGE!

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Art Norman

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Moronthor und der Monstermacher: Der Dämonenjäger von Aranaque 83

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER STEVE MAYER + William Trost Richards

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Moronthor und der Monstermacher: Der Dämonenjäger von Aranaque 83

Art Norman

So also sieht der Tod aus, dachte Moronthor.
Der Tod trat auf in der Gestalt eines Druiden vom Silbermond. Er war weißhaarig und uralt. Er trug eine dunkle Kutte, deren Kapuze er jetzt zurückgeschlagen hatte. Aus kalten Mordaugen sah er Moronthor und seine Gefährtin Nicandra Darrell an, die reglos vor ihm lag. Hellwach, aber durch Magie an jeder Bewegung gehindert. Sie waren nicht in der Lage, sich zur Wehr zu setzen.
Sie waren dem Tod in die Falle gegangen. Und jetzt war er gekommen, um zu ernten.
Sie hatten ihn gesucht, um ihn zu besiegen, und nun waren sie verloren.
Der Tod hatte auch einen Namen.

Coron – der MÄCHTIGE!

***

Unmißverständlich hatte Coron seinen beiden Gefangenen klar gemacht, daß niemand ihn daran hindern konnte, sie zu töten oder Schlimmeres mit ihnen anzustellen. Hilfe hatten sie nicht zu erwarten. Das Alchimisten-Labor, in dem sie sich befanden, war vom Rest der Burg abgeschottet worden. Selbst die mißtrauische Wächter-Druidin Giana hatte keine Möglichkeit, einzugreifen.
Das Amulett funktionierte nicht.
Der Arrayhd-Kristall lag unerreichbar weit in einer Ecke des Labors.
Die Zeit-Ringe mußten bewegt werden – abgesehen davon, daß Coron kaum zulassen würde, daß Moronthor Merlins Machtspruch von Anfang bis Ende aufsagte, um mittels eines der Ringe entweder in Vergangenheit oder Zukunft zu fliehen.
»Wenn ihr mir wahrheitsgemäß berichtet, aus welcher Zeitepoche ihr kommt und aus welchem Grund ihr hier aufgetaucht seid, werde ich euch nur töten«, hatte Coron erklärt. »Solltet ihr euch verstockt zeigen, habe ich verschiedene Möglichkeiten, euch zu transformieren.«
Das bedeutete, daß er ihnen eine andere Gestalt oder andere Wesenzüge anhexen würde – oder beides. Er hatte angedeutet, Moronthor in ein Reptil verwandeln zu wollen und auch dessen Aussehen bekannt gegeben.
Ein etwa pferdegroßer Drache von erheblicher Aggressivität! Und in eben dieser Gestalt war der MÄCHTIGE Coron selbst schon auffällig geworden, so daß die Druiden mit ziemlicher Sicherheit eine gewaltige Treibjagd beginnen würden. Nur besaß der MÄCHTIGE jederzeit die Möglichkeit, sich zurückzuverwandeln. Einmal transformiert, würden Moronthor und Nicandra diese Chance nicht haben.
»Warum sollen wir ihn schlau machen, wenn er uns ja ohnehin umbringt?« fragte Nicandra Darrell mit mühsam erzwungener Ruhe. »Warum sollen wir ihm verraten, weshalb wir hier sind? Lassen wir ihn doch einfach dumm sterben!«
»Geschöpfe meiner Art sterben nicht«, sagte Coron gelassen.
»Da sei dir mal nicht so sicher«, sagte Moronthor. »Ich habe schon ein paar von deiner Unart ausgelöscht.«
»Ich wüßte davon«, schrie Coron und lachte höhnisch. Moronthor wartete, bis er wieder verstummte.
»Du kannst nichts davon wissen, weil es in unserer Zeit geschah, nicht in deiner. Hast du in diesen paar Sekunden schon wieder vergessen, daß wir aus der Zukunft gekommen sind?«
»Du lügst«, fauchte Coron. »Niemand kann einen MÄCHTIGEN töten.«
»Das habe ich auch mal geglaubt, bis es mir einige Male hintereinander doch gelang«, sagte Moronthor trocken. »Möchtest du der nächste auf meiner Liste sein? Ich nehme noch entsprechende Wünsche entgegen.«
Im nächsten Moment durchraste ihn ein furchtbarer Schmerz. Coron zeigte sich nicht nur von der humorlosen, sondern auch von der rachsüchtigen Seite und manipulierte Moronthors Nervenstränge. Sie jagten Schmerzimpulse in ununterbrochener Folge ins Gehirn, daß er das Gefühl hatte, in Flammen zu stehen. Nur langsam ebbte der Schmerz ab.
»Das wird dich lehren, deine Zunge zu zügeln«, bemerkte Coron. »Konzentriere dich lieber darauf, etwas über deinen Auftrag zu erzählen, bevor ich dir die Fähigkeit des Sprechens auch noch nehme.«
Sprechen und Atmen war so ziemlich das einzige, was noch nicht von der Lähmung berührt wurde – und der Herzschlag. Aber Coron konnte das jederzeit ändern.
»Wenn du uns stumm machst, transformierst oder tötest, wirst du nie erfahren, worum es geht. Wir nützen dir nur lebendig«, sagte der Meister des Übersinnlichen.
Coron grinste.
»Einer von euch nützt mir vielleicht«, sagte er. »Außerdem – so neugierig bin ich nun auch wieder nicht…«
Moronthors Entschluß stand fest. Was auch immer geschah – vielleicht gab es doch noch eine winzige Chance, halbwegs heil davonzukommen.
Und wenn, dann konnte jedes Wort zuviel den Erfolg der Mission infrage stellen.
CRAAHN… !
Das Psycho-Programm der MÄCHTIGEN!
Sara Blakmoon!
Bei ihrem ersten, damals unfreiwilligen Aufenthalt auf dem Silbermond, in dessen unbestimmter Vergangenheit sie sich befanden – in der Gegenwart waren Silbermond und Wunderwelten zerstört – war der Zauberer Merlin mit dabei gewesen. Er war auf die Zeitlose gestoßen und hatte Sara Blakmoon gezeugt, seine Druiden-Tochter, die sich viel später dem Bösen zuwandte.
Moronthor wußte, daß Sara Blakmoon manipuliert worden war, und zwar auf dem Silbermond selbst. Ein MÄCHTIGER hatte sich eingeschlichen und wartete auf seine Chance. Er installierte Stützpunkte auf den Wunderwelten und auf dem Silbermond selbst… und irgendwann würde die Manipulierung erfolgen. Anfangs würde niemand etwas davon spüren.
Aber eines Tages kam der Ruck, der Sara Blakmoon die Seiten wechseln ließ.
Moronthor wußte es definitiv, denn es war geschehen.
Das Psychoprogramm mußte lange vorbereitet worden sein.
Seit Jahrtausenden, seit Jahrhunderttausenden oder vielleicht gar seit Millionen von Jahren tobte ein erbarmungsloser Kampf um die Macht im Universum. Die Hölle, die SIPPE DER EWIGEN und die unheimlichen, unbegreiflichen MÄCHTIGEN befehdeten einander und waren dabei gleichzeitig auch noch bemüht, die Kräfte des Positiven zwischen sich zu zerreiben.
Die Zeitlose, Sara Blakmoons Mutter, war einer illegalen Verbindung zwischen einem MÄCHTIGEN und einem Ewigen entsprossen. Schon damals hatten beide Seiten gehofft, durch dieses Mischwesen die Macht an sich bringen zu können. Aber die Zeitlose ging ihren eigenen Weg zwischen den Fronten. Da faßten die MÄCHTIGEN den Plan, das Erbteil, das sie irgendwann an ihre Nachkommen weitergeben würde, in diesen zu verstärken.
War es Zufall, daß die Zeitlose und Merlin sich paarten? Daß ihr gemeinsames Kind deshalb über ungeheure magische Kräfte verfügte? Und um ein Gegengewicht zum Erbteil Merlins zu schaffen, sollte Sara Blakmoon im Sinne der MÄCHTIGEN manipuliert werden.
Es war geschehen.
Sie, die sich mittlerweile zur heimlichen Herrscherin über die SIPPE gemausert hatte, stand immer noch im Bann der MÄCHTIGEN. Verständlich, daß ihr das nicht gefiel. Deshalb hatte sie Moronthor, der eigentlich ihr Gegner war, gebeten, ihr zu helfen und dafür zu sorgen, daß CRAAHN nicht stattfand!
Ihre eigenen Untertanen konnte sie damit nicht beauftragen. Zum einen hätten jene dann herausgefunden, wer ihre Herrscherin wirklich war, und zum anderen hätte die Aufdeckung ihrer Verbindung zu den MÄCHTIGEN ihr Todesurteil bedeutet.
So blieb nur ein Gegner.
Professor Moronthor.
Er hatte zugestimmt, des gemeinsamen Interesses wegen. Er hatte allerdings nicht vor, CRAAHN völlig zu verhindern. Denn das würde ein Zeitparadoxon bedeuten und zu vieles ungeschehen machen, was bereits Geschichte war. Wahrscheinlich würde darüber das Raum-Zeit-Gefüge des Universums zerbrechen. Dieses Risiko wollte Moronthor nicht eingehen, auch wenn Sara Blakmoon behauptete, es wäre vernachlässigbar gering, weil die Veränderungen sich in einer anderen Dimensionsebene abspielten, nämlich in der des Silbermondes. Aber Moronthor traute den Berechnungen nicht. Zu viel der Wirkung würde in das Universum der Menschen übergreifen.
Er hatte statt dessen vor, das Psychoprogramm nur ein wenig zu verändern – so, daß es nach abermals einer gewissen Zeitspanne Sara Blakmoon auf die Weite der positiven Kräfte »zurückholte«.
Aber so oder so mußte er dazu erst einmal an die Quelle heran.
Der Ewige Omikron hatte im Auftrag seines ERHABENEN – Sara Blakmoons – Moronthor und Nicandra an jenen Punkt in der anderen Dimension gebracht, wo sich das System der Wunderwelten einst befunden hatte.
Und mit Merlins Vergangenheitsringen waren die beiden dann »zurückgesprungen«. Sie mußten ziemlich »blind« reisen, weil genaue Jahreszahlen nicht bekannt waren. Sie konnten nur hoffen, die richtige Epoche zu erwischen. Schafften sie es nicht, mußten sie eben experimentieren, bis es klappte.
Omikron selbst ahnte nicht, mit welchem brisanten Auftrag seine Passagiere unterwegs waren…
War es Zufall oder nicht? Moronthor und Nicandra hatten tatsächlich die wahrscheinlich richtige Zeit erreicht. Zwei Druiden hatten sie im Regen aufgespürt und in Corons Burg geholt. Es handelte sich um eines der unzähligen Organhäuser, in denen die Druiden wohnten, nur befand es sich nicht in einer der Städte, sondern in der Einsamkeit. Hier experimentierte der Wissenschaftler Coron und versuchte, das Wachstum von Organhäusern zu verändern und andere, brisantere Dinge zu tun – brisant genug, daß der Hohe Lord ihm die Wächter-Druidin Giana als Assistentin zugeteilt hatte, die ihn bewachen sollte. Der Druide Tal dagegen war ein »normaler« wissenschaftlicher Assistent.
Die beiden ahnten nicht, wer Coron in Wirklichkeit war.
Auch Moronthor und Nicandra hatten es erst begriffen, als Coron sich ihnen zu erkennen gab. Wie er herausgefunden hatte, daß sie aus der Zukunft kamen, wußten sie nicht. Aber er hatte sie unter dem Vorwand, ihnen seine Forschungsergebnisse zu zeigen, in sein Labor gelockt, und dort schlug die Falle dann zu.
Jetzt waren sie in seiner Gewalt.
So nah am Ziel – und doch so weit davon entfernt wie nie!
»Nun denn«, sagte Coron. »Ihr wollt es nicht anders – also fangen wir an…«
***
»Die Sache stinkt«, behauptete die Druidin Giana.
In ihren schockgrünen Augen funkelte es. Sie ging im kleinen Salon hin und her wie ein gereizter Tiger in seinem Käfig. Der weiße Overall, der ihren Körper wie eine zweite Haut umschloß, knisterte bei jeder Bewegung. Winzige Fünkchen sprangen auf. Gianas Unruhe lud den unzerreißbaren Stoff statisch auf – ein äußerst seltenes Phänomen, das von Tal mit geradezu wissenschaftlichem Interesse bemerkt wurde.
Trotzdem begann Gianas Unrast auch auf ihn überzugreifen.
»Kannst du dich eigentlich nicht mal zwei Minuten lang still hinsetzen?« fuhr er sie an. »Wenn uns schon die Nacht verdorben worden ist durch das Auftauchen dieser beiden Fremden, mußt du nicht auch noch dafür sorgen, daß mir die letzten Nerven reißen…«
»Die sind doch bei dir aus Stahl!« behauptete Giana. Sie zwang sich, stehen zu bleiben, und lehnte sich an den offenen Kamin, in dem das Feuer allmählich erlosch. »Da stimmt was nicht. Coron war nie so vertrauensselig, daß er Fremden sein Labor zeigte! Coron hat auch nie eingegriffen, wenn ich Besucher in die Mangel genommen habe, um herauszufinden, was sie wirklich hier wollen… und diesmal war er gerade so, als wolle er mir den Mund verbieten und müsse die beiden Fremden praktisch vor mir retten…«
»Verstehen kann ich’s«, sagte Tal. »Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte ich mir deine Verhörtaktik schon lange vorher verbeten.«
»Coron hat uns belauscht«, fuhr Giana fort. »Warum? Es paßt nicht zu ihm. Er ist ein verbissener, besessener Forscher. Ja, besessen. Ihn dazu zu bringen, zwischendurch mal eine Pause einzulegen, dazu gehört schon etwas. Und immerhin hat ihm keiner erzählt, daß wir Besuch mitgebracht hatten. Das hat er von selbst gemerkt. Wie, wenn es an seinen Experimenten hing?«
»Du meinst, daß er die beiden vielleicht erwartet hat?«
»Ich weiß nicht genau, was ich meine«, murmelte Giana. »Aber etwas stimmt nicht. Coron verhält sich nicht normal.«
»Normal war er nie. Welcher normale Druide käme auf die Idee, ein Organhaus so zu manipulieren, daß es zum widernatürlichen Riesenwachstum übergeht und daraus dieses Gebäude, diese Burg, entsteht? Nur der Palast-Tempel in der Hauptstadt ist damit noch vergleichbar, 8 und der besteht nicht nur aus einem Organhaus, sondern aus mehreren, die miteinander verschmolzen worden sind…«
»Wenn wir davon ausgehen, daß Corons sonstiges Verhalten als ›normal‹ apostrophiert werden kann«, holte Giana etwas weiter aus, »dann verhält er sich jetzt unnormal.«
»In einem Satz: Sonst ist er schon verrückt, aber jetzt ist er total verrückt«, grinste Tal.
»Du brauchst es nicht ins Lächerliche zu ziehen.« Giana hatte ihre nervöse Wanderung durch das Zimmer wieder aufgenommen. »Mir ist es verdammt ernst. Ich glaube, die beiden Fremden sind in Gefahr.«
»Du siehst Gespenster«, widersprach Tal. »Gefahr? Was für eine Gefahr? Vom wem sollte sie ausgehen? Von Coron? Der kann keiner Fliege etwas zuleide tun…«
»Sei da mal nicht so sicher«, erwiderte Giana. »Du bist etwa fünftausend Jahre jünger als ich. Ich habe schon unmöglichere Dinge erlebt. Vielleicht ist Coron übergeschnappt. Ich weiß es nicht. Aber ich werde jetzt in sein Labor gehen und nach dem Rechten sehen. Ich will wissen, was er mit den beiden Fremden wirklich vorhat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er ihnen nur das Labor zeigt.«
»Ich komme mit«, bot Tal an.
»Du bleibst hier«, sagte Giana. »Wenn da unten nämlich etwas nicht stimmt, kann es sein, daß ich auch Schwierigkeiten bekomme. Dann muß hier jemand sein, der unverzüglich den Hohen Lord unterrichtet. Ihn persönlich, Tal, verstehst du?«
»Schwierigkeiten? Du bist ja verrückt. Was für Schwierigkeiten?«
»Tal…«
Durchdringend sah sie ihn an und ihre Stimme bekam einen beschwörenden Klang. »Tu einmal in deinem Leben, worum ich dich bitte, und stelle keine dummen Fragen. Tu es einfach. Wenn ich in einer halben Stunde nicht wieder hier in diesem Zimmer vor dir stehe, dann versetzt du dich unverzüglich in die Hauptstadt und erstattest dem Hohen Lord Bericht. Bitte, Tal… ich bin überzeugt, daß es wichtig ist!«
»Wenn’s dich glücklich macht…«, murmelte er lustlos.
Er lächelte.
Sie erwiderte sein Lächeln. Dann konzentrierte sie sich auf Corons Labor in den Tiefen der Organburg, machte die entscheidende Bewegung und verschwand im zeitlosen Sprung, der sie in der gleichen Sekunde am Ziel ankommen lassen sollte.
***
Moronthor spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Es mußte doch irgend eine Möglichkeit geben, diesen wahnsinnigen Dämon aufzuhalten!
Der MÄCHTIGE wandte sich ab und schlurfte wie ein alter Mann zu den Tischen und Regalen, die mit Tiegeln und Töpfen, Glaskolben und sonstigen Behältern übersät waren, in denen allerlei Flüssigkeiten und Substanzen dampften und brodelten. Corons Hände schwebten eine Weile suchend über den Gefäßen, als müsse er nachdenken. Dann stieß seine Linke wie ein Habicht herab und ergriff eine Art großes Reagenzglas, das mit einem Korken verschlossen war.
Immer wieder versuchte Moronthor, die Lähmung zu überwinden. Aber es gelang weder ihm noch Nicandra. Es gab keine Chance, sich zu bewegen und dem Verhängnis entgegenzuwirken. Selbst mit Druiden-Kraft ausgestattet, hätten sie nichts unternehmen können. Um im zeitlosen Sprung zu flüchten, war eine körperliche Bewegung erforderlich.
Der Dämonische grinste. Er öffnete das Glas – und schüttete den Inhalt über Moronthor aus! Gleichzeitig schrie er düster klingende Zauberworte.
Die MÄCHTIGEN trugen ihre Artbezeichnung nicht ganz zu Unrecht.
Wozu ein »normaler« Zauberer, selbst ein Dämon aus den Höllentiefen, gründliche Vorbereitungen hätte treffen müssen, wozu er ein kompliziertes Ritual benötigt hätte – Coron schaffte es mit dieser stinkenden, grünen Flüssigkeit und seinem einmal erklingenden Zauberspruch. Die Flüssigkeit zerstäubte wie durch Geisterhand so, daß sie Moronthors ganzen Körper besprühte, von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen, und nicht ein einziges Tröpfchen ging daneben.
Die Luft schien zu flimmern.
Eine Urgewalt packte zu. Moronthor hörte Nicandra neben sich entsetzt aufschreien. Unsichtbare Riesenfäuste hielten seinen Körper im Griff, zerrten und preßten, verformten und veränderten ihn. Die Proportionen verschoben sich. Die Toga platzte auf, die Sandalen sprangen von seinen sich verformenden Füßen. Die Transformation ging innerhalb einer halben Minute vonstatten. Und Moronthor war froh, daß er das grauenhafte Geschehen nicht im Spiegel betrachten mußte.
Nicandra war gezwungen, es live zu sehen.
Ihr entsetzter Schrei ging über in ein unterdrücktes Stöhnen. Moronthor kauerte auf dem Boden, aber sein Kopf befand sich jetzt in ungefähr einem Meter Höhe. Wieder versuchte er alle Kräfte zu mobilisieren, und ganz langsam schaffte er es, sich gegen die Lähmung anzustemmen. Er wandte den Kopf und sah an sich entlang.
Coron hatte seine Drohung wahrgemacht.
Er hatte Moronthor in ein etwa pferdegroßes Drachen-Ungeheuer verwandelt, das mitten in seinem Alchimisten-Labor lag…
***