Moronthor und die Attacke der Werwölfe: Der Dämonenjäger von Aranaque 291 - Art Norman - E-Book

Moronthor und die Attacke der Werwölfe: Der Dämonenjäger von Aranaque 291 E-Book

Art Norman

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Beschreibung

Antony Grissom konnte das bösartige Knurren nicht hören. Er hatte die Fenster seines Wagens geschlossen, und seine Aufmerksamkeit galt ohnehin den mitunter etwas merkwürdigen Geräuschen, die der Motor des Autos von sich gab. Und dann, von einem Moment zum anderen, geschah es. Plötzlich waren sie da, stürmten aus dunklen Hauseingängen hervor, hinter geparkten Autos, aus offenen Fenstern. Die eben noch so ruhige Straße wurde zur Hölle! Steine flogen, zertrümmerten die Frontscheibe. Einer der Angreifer sprang auf die Motorhaube und wollte durch das Fenster nach Grissom greifen. Dabei knurrte er und bleckte die Zähne. Kreaturen wie diese hatte Grissom noch nie zuvor gesehen. Das waren keine Menschen. Sondern Werwölfe…

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Inhaltsverzeichnis

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Moronthor und die Attacke der Werwölfe: Der Dämonenjäger von Aranaque 291

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COVER STEVE MAYER + William Trost Richards

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Moronthor und die Attacke der Werwölfe: Der Dämonenjäger von Aranaque 291

Art Norman

Antony Grissom konnte das bösartige Knurren nicht hören. Er hatte die Fenster seines Wagens geschlossen, und seine Aufmerksamkeit galt ohnehin den mitunter etwas merkwürdigen Geräuschen, die der Motor des Autos von sich gab.
Und dann, von einem Moment zum anderen, geschah es.
Plötzlich waren sie da, stürmten aus dunklen Hauseingängen hervor, hinter geparkten Autos, aus offenen Fenstern. Die eben noch so ruhige Straße wurde zur Hölle!
Steine flogen, zertrümmerten die Frontscheibe. Einer der Angreifer sprang auf die Motorhaube und wollte durch das Fenster nach Grissom greifen. Dabei knurrte er und bleckte die Zähne. Kreaturen wie diese hatte Grissom noch nie zuvor gesehen. Das waren keine Menschen.

Sondern Werwölfe…

***

Grissom duckte sich und wich dem Fausthieb aus. Dabei verriß er das Lenkrad. Das Wohnwagengespann kam ins Schlingern und stieß einen Mülleimer um, der auf die Straße rollte, seinen Inhalt verstreute. Der Werwolf auf der Motorhaube rutschte ab und landete auf der Straße im Unrat.
Aber es kamen immer mehr dieser unglaublichen Monstren. Halb Mensch, halb Tier, stürmten sie heran, mit aufgerissenem Hachen und gespreizten Krallen, die Körper von Fell bedeckt. Einige trugen noch Fetzen ehemaliger Kleidung. Blutdurst sah Antony Grissom in jedem von ihnen.
Er gab Gas.
Das war ein Fehler. Der Wohnwagen schlingerte stärker. Ein Bremsmanöver hätte ihn wieder stabilisiert, aber das riskierte Grissom nicht. Er wollte nur raus aus der Gefahr!
Der Wohnwagen tanzte jetzt heftig. Er kippte von einem Rad aufs andere und schaukelte auch den Zugwagen auf. Der alte Ro 80 wurde durchgeschüttelt und hin und her geworfen.
Neben dem Wagen tauchten rechts und links weitere Werwölfe aus der Dunkelheit auf. Einer rüttelte an der rechten Tür, gab es aber auf, als er feststellte, daß der Fahrer links saß - auf der ›falschen‹ Seite. Dafür riß ein anderer die Fahrertür auf und packte nach Grissom, um ihn aus dem Wagen zu reißen. Doch das funktionierte nicht; Grissom war angegurtet und hieb den Werwolf mit der Faust zurück. Der Werwolf schnappte zu; Grissom schrie, als die Zähne sich in seinen Unterarm bohrten. Ein Fetzen Fleisch blieb zurück, dann schoß Blut aus der Wunde.
Grissom trat das Gaspedal mit schmerzverzerrtem Gesicht noch tiefer durch. Der Ro 80 legte sich schräg. Dann sprang der Wohnwagen von der Anhängerkupplung; das Stromkabel riß ab. Der Wohnanhänger kreiselte herum, kippte, begrub eines der Ungeheuer unter sich und rutschte, sich drehend, über die Bordsteinkante hinweg bis gegen eine Hauswand. Metall und Holz krachten und kreischten, und ein schauerliches Heulen hallte durch die Straße, übertönte den Lärm.
Der Ro 80 knallte auf die Räder zurück. Die drehten kurz durch, dann schoß der Wagen davon. Der Fahrtwind ließ die Fahrertür zuknallen, biß durch die zerstörte Frontscheibe in Grissoms Gesicht.
Er spürte es kaum. Er umklammerte das Lenkrad, benutzte die Mitte der schmalen Straße und gab weiter Gas. Hätte er einen Blick in den Rückspiegel geworfen, hätte er die Gestalten sehen können, die ihm hinterher jagten, die ihr schon sicher gewähntes Opfer nicht entkommen lassen wollten.
Kein anderes Fahrzeug war um diese Nachtstunde hier unterwegs.
Hinter den Fenstern der Häuser brannte kein Licht.
Plötzlich war da ein Hindernis. Ein Kleinlaster parkte am Straßenrand, ragte weit in die Fahrbahn hinein. Grissom sah ihn im buchstäblich allerletzten Moment, konnte gerade noch ausweichen. Die rechte Spiegelverlängerung, die er montiert hatte, um am breiten Wohnanhänger vorbei sehen zu können, wurde abgerissen.
Dann… eine Querstraße.
Grissom bog einfach ein. Er hoffte, daß kein Querverkehr unterwegs war, und hatte Glück. Schleudernd jagte der Ro 80 in die andere Straße; Grissom brauchte auch die Gegenfahrbahn, um ihn bei diesem Tempo lenkradkurbelnd abzufangen. Nach gut hundert Metern hatte er den Wagen wieder im Griff.
Er sah in den Rückspiegel.
Von den schattenhaften Gestalten, diesen haarigen Bestien in menschenähnlicher Gestalt, war nichts mehr zu sehen.
Dafür blitzte Blaulicht auf.
Scheinwerfer blinkten.
Ein Polizeiwagen näherte sich ihm. Erleichtert aufatmend lenkte Grissom den Wagen an den Straßenrand und schaltete den Motor aus.
Was konnte ihm jetzt noch passieren?
***
Der Streifenwagen stoppte hinter Grissoms ramponiertem Ro 80. Die beiden Insassen stiegen aus und kamen heran, sahen schon die Beschädigungen des Wagens.
»Sie haben es wohl sehr eilig gehabt, Sir«, sagte einer der beiden. »Würden Sie bitte aussteigen? Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere bitte.«
»Selbstverständlich«, sagte Grissom. »Ich bin froh, Sie zu sehen. Ich bin überfallen worden.«
»Überfallen?« fragte der Polizist. »Soso. Von wem, und wo?«
Grissom deutete auf die zerstörte Scheibe. »Sehen Sie das nicht? Er hat sie eingeschlagen, ehe er wieder von der Motorhaube abrutschte. Cosima wird mir den Kopf abreißen…«
»Wer ist er?« Der Polizist streckte dabei die Hand aus; er wartete auf die Papiere. Daß Grissoms Arm verletzt war, ignorierte er völlig.
Der andere war einmal um den Wagen herumgeschlendert. »Die Kennzeichen sehen spanisch aus. Schon ziemlich alt. Nationalitätskennzeichen am Heck fehlt. Rechter vorderer Scheinwerfer zertrümmert, ein paar Beulen und Schrammen. Der Spiegel links… rechts fehlt einer… haben Sie zufällig auch noch einen Wohnwagen verloren, Mister?«
»Zufällig? Wohl kaum«, sagte Grissom verärgert. »Darf ich Sie nach dem Grund für Ihren ironischen Unterton fragen?«
Der Beamte stützte sich mit beiden Händen auf die zerkratzte Motorhaube und knurrte: »Weil mir das alles ein bißchen nach Unfallflucht aussieht, Sir.«
»Dann wäre ich ja wohl weitergerast, als ich Sie bemerkt habe, oder?«
»Sie geben also zu, daß Sie gerast sind.«
»Ich gebe gar nichts zu!« fuhr Grissom auf. »Sie tun gerade so, als wäre ich ein Verbrecher! Da hinten -da sind die Verbrecher!« Er deutete auf die Straße, aus der er gekommen war. »Natürlich war es Flucht - vor dieser Mörderbande! Die wollten mich umbringen!«
»Ach, ja? Wie ist das denn nun mit Ihrem Führerschein?« fragte der erste Beamte.
Grissom tastete seine Taschen ab und wurde fündig, reichte dem Uniformierten das Etui.
»Antony Grissom«, las der. »Das sind Sie?«
»Sieht hier noch jemand so aus wie auf dem Paßfoto?« fragte Grissom aggressiv zurück. Da war er gerade noch mit dem Leben davongekommen, und diese Polizisten gingen nicht auf den Überfall ein, sondern machten sich ihren Spaß daraus, ihn zu kontrollieren! Unterdessen konnte diese Bande von unheimlichen Gestalten in aller Ruhe verschwinden - oder zunächst den Wohnwagen ausplündern!
Sofern von seiner Einrichtung überhaupt noch etwas heil geblieben war!
Na, Julio und Cosima würden sich freuen!
Er war vorausgefahren. Es war Julios Wohnwagen, und es war Cosimas Auto. Freunde aus Spanien. Julio hatte noch einen Tag in Barcelona zu tun, und die beiden wollten per Flugzeug nachkommen. Unterdessen wollte Antony den Wohnwagen zum Campingplatz bringen und schon alles vorbereiten für den gemeinsamen Urlaub. Er arbeitete in Spanien und hatte die beiden Freunde dort kennen- und schätzengelernt. So hatte er sie eingeladen, Urlaub in seiner Heimat zu machen und ihnen die Schönheiten der Grafschaft Devon zu zeigen. Und da sie überzeugte Camping-Fans waren, wurde das natürlich ein Wohnwagen-Urlaub, nur war in der Firma jemand ausgefallen, und Julio mußte kurzfristig einspringen, bis die Vertretung organisiert war, obgleich er eigentlich bereits Urlaub hatte. Deshalb konnten Julio und seine Verlobte erst einen Tag später anreisen. Und entsprechend einen Tag später wieder nach Spanien zurückkehren.
Was Antony nicht daran gehindert hatte, mit dem Wohnwagengespann schon mal vorauszufahren. Sein Urlaub ließ sich nämlich nicht um einen oder zwei Tage verschieben.
Und nun das hier!
Was sollte er den beiden erzählen, wenn er sie morgen am Exeter-Regionalflughafen abholte?
»Das ist nicht Ihr Fahrzeug«, sagte der Polizist, der Grissoms Papiere prüfte.
»Natürlich nicht! Würden Sie sich bitte mal um das kümmern, was ich Ihnen zu erzählen habe? Ich bin überfallen worden, verdammt noch mal!«
»Eines nach dem anderen. Woher haben Sie dieses Fahrzeug?«
»Die Eigentümerin hat es mir geliehen!«
»Eine Spanierin.«
»Ja. Cosima Cordona.«
»Sie sind Brite.«
»So steht's in meinem Ausweis und in meinem Führerschein, und so fühle ich mich auch.«
»Sie sind nicht berechtigt, als Brite in Großbritannien ein im Ausland zugelassenes Fahrzeug zu lenken.«
»Wie bitte?« Grissom schnappte nach Luft. »Das - das ist alles, was Ihnen einfällt? Mann, ich… Sie…« Er rang nach Worten. »Hören Sie mir gut zu, mein Bester! Sie ignorieren, daß ich überfallen worden bin. Ich werde mich über Sie beschweren. Ich werde ein Disziplinarverfahren gegen Sie anstrengen lassen. Was tun Sie eigentlich hier?«
»Ich glaube nicht, daß Sie sich beschweren werden«, sagte der Polizist. Er schob die kantige Schnauze vor und bleckte die Zähne, ließ die Papiere aus seinen pelzigen Klauen fallen.
Fassungslos und gelähmt vor Entsetzen verfolgte Grissom die schaurige Verwandlung des Mannes. Unwillkürlich wartete er darauf, daß die Uniform auseinanderplatzte und der gesamte Körper sich zu dem eines Wolfes verformte, aber er blieb halb menschlich. Knurrend und geifernd schnappte er nach dem Menschen.
Grissom ließ sich rückwärts in den Wagen fallen und riß die Fahrertür zu.
Die vorschnellende Hand des Werwolf-Polizisten wurde eingeklemmt. Das Ungeheuer heulte wild auf, zog die Hand zurück. Grissom startete den Motor. Der orgelte. Spring an! Spring an, um Himmels Willen! flehte Grissom. Vorhin schon hatte der Wagen seltsame Geräusche von sich gegeben.
Der zweite Polizist - der zweite Wolfsmensch! - kletterte auf die Motorhaube, um durch die zerstörte Scheibe nach Grissom zu greifen.
Da lief der Motor rund!
Rückwärtsgang!
Mit einem wilden Ruck schoß der Wagen los. Der Werwolf wurde von der Haube geschleudert. Wie vorhin bei dem anderen! Dann knallte es hinten. Da stand der Streifenwagen im Weg. Blech verformte sich, Glas zerklirrte.
Vorwärtsgang.
Wenn sich jetzt das Blech beider Fahrzeuge ineinander verkantet hatte oder Achse und Radkästen so verformt waren, daß…
Aber da jagte der Ro 80 bereits vorwärts.
Der erste Werwolfpolizist sprang zur Seite. Fast bedächtig zog er die Dienstwaffe, legte beidhändig an und begann zu schießen.
Die Heckscheibe zeigte plötzlich ein Loch. Etwas Heißes zischte so haarscharf an Grissoms Kopf vorbei, daß sein gesträubtes Haar zu knistern schien.
Er gab weiter Gas.
Er flüchtete wieder wie ein Wahnsinniger.
Doch diesmal hatte er Glück.
Er wurde nicht verfolgt…
***
Erst außerhalb der Stadt hielt er endlich wieder an. Hier draußen, in der einsamen Landschaft, fühlte er sich zwar auch nicht wohl, aber dort zwischen den Häusern lauerten die Wolfsmenschen.
Erst jetzt spürte er wieder den Schmerz seiner Verletzung, dort, wo ihn eine dieser ungeheuerlichen Kreaturen gebissen hatte. Vorher hatte der Schockzustand, in dem er sich befand, verhindert, daß er die Wunde wirklich wahrgenommen hatte.
Er starrte sie im Mondlicht an, stieg langsam und vorsichtig aus, hielt den Arm vor den noch intakten Scheinwerfer.
Er schluckte heftig; starke Beklommenheit wollte ihm die Kehle verschließen. Abwechselnd wurde ihm heiß und kalt. Da fehlte ein Stück Fleisch, das ihm die Bestie aus dem Unterarm gerissen hatte! Oder irrte er sich, sah es nur so aus?
Prompt wurde der Schmerz heftiger, pochte an der Grenze der Unerträglichkeit durch den ganzen Arm.
Seltsamerweise blutete die Wunde kaum!
Sie schien nur irgendwie zu brodeln, aber obwohl Grissom sicher war, daß bei einer solchen Verletzung eigentlich das Blut regelrecht strömen, zumindest aber heftig tropfen mußte, war da kaum etwas. Es sah auch seltsam dunkel aus, aber das konnte am schlechten Licht liegen.
Grissom atmete tief durch. Ihm wurde schwarz vor Augen, aber er fing sich wieder.
Er mußte zu einem Arzt. Schnell. Besser vorgestern als in fünf Minuten!
Aber zurück in die Stadt?
Zurück zu den mörderischen Bestien?
»Ich bin doch nicht verrückt«, murmelte er. »Damit sie mich endgültig umbringen können?«
Er mußte versuchen, die nächste Ortschaft zu erreichen. Kurz dachte er an den Campingplatz, zu dem er unterwegs gewesen war. Aber der war noch weiter weg als das nächste Dorf, und außerdem mußte man dort auch erst einen Arzt herbeitelefonieren. Da war es einfacher, wenn er selbst fuhr.
Irgendwo mußte es in diesem Wagen doch einen Verbandskasten geben!
Er warf einen Blick auf den Fahrersitz. Dort gab es ein paar Blutstropfen, die bereits getrocknet waren, auch an der Türinnenverkleidung. Auch hier weit weniger Blut, als er angesichts der Verletzung erwartet hatte. Nur der Schmerz wurde immer teuflischer und trieb ihm Tränen in die Augen.
Konnte er unter diesen Umständen überhaupt noch fahren?
Ich muß es können, also kann ich es auch! dachte er und begann nach dem Verbandskasten zu suchen, nur wurde er nicht fündig. An eine solche Beigabe hatte Cosima wohl nicht gedacht. Es gab nur ein Warndreieck für den Fall einer Panne. Einen Wagenheber vermißte Grissom, ganz nebenbei, ebenfalls. Er wünschte, er hätte das Fahrzeug erst durchgecheckt, ehe er aus Spanien losfuhr. Aber er hatte nur die Papiere entgegengenommen und war losgefahren, um so schnell wie möglich den Eurotunnel zu erreichen und nach England zu gelangen. Sonst waren seine beiden Freunde trotz ihrer Verspätung doch noch früher am Ziel als er…
Aber das alles spielte jetzt keine Rolle mehr. Der Urlaub war schon zu Ende, ehe er begonnen hatte. Ob von dem Wohnwagen noch etwas zu retten war, blieb fraglich. Und irgendwie fürchtete sich Grissom auch davor, noch einmal in die Stadt zurückzukehren.
Er hob den Arm, betrachtete ihn wieder im Mondlicht. Sollte er mit einem Streifen Stoff einen Notverband anlegen?
Er entschied sich dagegen. Da kaum Blut austrat, brauchte er auch nichts abzubinden oder zu verschließen. Und das Innere des Wagens war ohnehin versaut.
Das Äußere auch…
Ein paar Glassplitter von der Frontscheibe, die anfangs auf dem Armaturenbrett und dann auf Grissoms Hose gelegen hatten, hatten sich inzwischen auch auf den Fahrersitz verteilt. Er scheute davor zurück, sie einzeln aufzupicken oder wegzustreifen; er wollte sich nicht noch weitere Verletzungen zuziehen. Statt dessen nahm er eine Matte aus dem hinteren Fußraum und legte sie auf den Sitz. Dann startete er den Motor wieder.
Er orgelte und bockte schlimmer als zuvor.
Kam dann und lief wieder rund. Aber als Grissom den ersten Gang einlegte und langsam losfuhr, begann die Maschine wieder unruhig zu werden.
Mit etwas Glück war es nur die Zündung; höchstwahrscheinlich aber ein kapitaler Motorschaden. Der Ro 80 war ein eleganter, großer Wagen, der vom windschnittigen Styling wie auch von der Technologie einst seiner Zeit weit voraus gewesen war, aber der Kreiskolbenmotor war der große Schwachpunkt. Grissom entsann sich, was im Herkunftsland Germany über die große Limousine gelästert worden war - angeblich begrüßten sich Ro 80-Fahrer mit erhobenen Fingern; die Anzahl der Finger sollte die Zahl der Austauschmotoren darstellen…
Andererseits waren die Kreiskolbenmotoren des genialen Erfinders Felix Wankel relativ leicht zu reparieren. Keine Ventile, keine Steuerkette, keine Nockenwelle. Was es nicht gibt, kann auch nicht kaputtgehen. Mit dem wichtigsten Werkzeug, dem 55er Ringschlüssel winkend, hatte Cosima einmal gesagt, selbst ein Laie könne den Motor reparieren und der Einfachheit der Konstruktion wegen weder aus Versehen noch absichtlich etwas falsch machen. Aber Grissom besaß nicht das geringste technische Talent; einen Nagel in die Wand schlagen war das Äußerste, was er sich zumutete.
Wenn der Motor tatsächlich zum Problem wurde, hätte sich Cosima wahrscheinlich überall selbst helfen können. Er dagegen nicht.
Er hoffte, daß er wenigstens noch bis zum nächsten Ort kam.
Oder zu einer Telefonzelle, von der aus er einen Notruf tätigen konnte.
Nur nicht wieder zurück in die Stadt.
Als er an die unheimliche Verwandlung der beiden Polizisten dachte, sprang ihn das Grauen wieder an wie ein wildes Tier.
In was für einen Alptraum war er geraten?
***
Nach einer Weile erreichte er die nächste Ortschaft. Longdown, verriet ein Schild den Namen. Eine Ansammlung relativ weniger Häuser. Zweimal wäre ihm der Motor bis dahin beinahe abgestorben. Deshalb war er ja auch durch Exeter gefahren, statt die City über Autobahn und Schnellstraße zu umfahren. Er hatte gedacht, besser mitten im Ort liegenbleiben als irgendwo draußen auf der Autobahn oder fernab jeder Notrufmöglichkeit.