Moronthor und der Tanz der Kobra: Der Dämonenjäger von Aranaque 289 - Art Norman - E-Book

Moronthor und der Tanz der Kobra: Der Dämonenjäger von Aranaque 289 E-Book

Art Norman

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Beschreibung

Der Mann mit dem Turban spielte auf seiner Flöte. Aus dem Korb erhob sich der Kopf einer Schlange, wiegte sich hin und her, schien den Tönen zu lauschen. Ringsum standen die Bewohner des Dorfes, schauten fasziniert zu. Sie wußten nur zu gut, wie gefährlich Schlangen dieser Art waren. Es handelte sich um eine Königskobra. Doch diese hier war besonders gefährlich, nur ahnte das keiner von ihnen. Sie bewunderten die Schlange nur, weil sie zwar klein, aber ungewöhnlich schön war. Und ungewöhnlich fremdartig. Ihre Schuppenhaut schimmerte im Sonnenlicht wie Messing! Diese Königskobra war ein Ableger des Dämons Ssacah…

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Art Norman

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Inhaltsverzeichnis

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​Moronthor und der Tanz der Kobra: Der Dämonenjäger von Aranaque 289

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COVER STEVE MAYER + William Trost Richards

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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​Moronthor und der Tanz der Kobra: Der Dämonenjäger von Aranaque 289

Art Norman

Der Mann mit dem Turban spielte auf seiner Flöte. Aus dem Korb erhob sich der Kopf einer Schlange, wiegte sich hin und her, schien den Tönen zu lauschen. Ringsum standen die Bewohner des Dorfes, schauten fasziniert zu.

Sie wußten nur zu gut, wie gefährlich Schlangen dieser Art waren.
Es handelte sich um eine Königskobra.
Doch diese hier war besonders gefährlich, nur ahnte das keiner von ihnen. Sie bewunderten die Schlange nur, weil sie zwar klein, aber ungewöhnlich schön war.
Und ungewöhnlich fremdartig.
Ihre Schuppenhaut schimmerte im Sonnenlicht wie Messing!
Diese Königskobra war ein Ableger des Dämons Ssacah…
***
In Indien hielt sich Professor Moronthor in letzter Zeit eher ungern auf. Nicht, daß er Land und Leute nicht gemocht hätte oder ihm das Klima nicht gefiel -aber mit diesem Subkontinent verband er zu viele Niederlagen, die er in den vergangenen zwei, drei Jahren hatte hinnehmen müssen.
Es war ihm immer noch nicht gelungen, den Sauroiden Charr Takkar wieder aufzuspüren, der inzwischen Menschengestalt angenommen hatte, und er hatte es auch noch nicht geschafft, die Aktivitäten des Kobra-Dämons Ssacah wieder einzudämmen.
Aus einer anderen Dimension heraus versuchte der Dämon, einen Teil der Erde zu beherrschen. In der Gestalt einer Königskobra und monsterhaft riesig in seinen körperlichen Abmessungen, pflegte er sich jenen zu zeigen, die ihm huldigten oder ihn zu fürchten hatten.
Der indische Subkontinent war seine Domäne, sein Herrschaftsbereich, in dem es Tausende von Anhängern gab, die ihn verehrten und alles für ihn taten, was er von ihnen verlangte.
Sie hatten keine Chance, es nicht zu tun. Denn Ssacahs unheiliger, dämonischer Keim kreiste in ihrem Blut.
Lange Zeit war Ssacah ›tot‹ gewesen, von Professor Moronthor, seinem. Feind, erschlagen. Doch ein Teil von ihm hatte überlebt, verstreut auf unzählige ›Ableger‹, unterarmlange Kobras, die aussahen wie Messing und auch metallisch starr sein konnten, um sich gegebenenfalls höchst beweglich auf ihre Gegner zu stürzen und sie zu beißen. Mit dem Biß übertrugen sie nicht nur Ssacahs Keim, sondern verschlangen zugleich die Lebensenergie ihres Opfers. Dabei entstand eine neue Messing-Kobra, ein neuer Ssacah-Ableger. Und je mehr von ihnen es gab, desto stärker wurde Ssacah selbst. Als er endlich genug Ableger besaß, war aus der in ihnen gesammelten Lebensenergie genug Kraft zu ihm geflossen, daß er aus dem Irgendwo eines sphärenlosen Daseins zurückkehrte und ›wiedergeboren‹ wurde.
Vor ein paar Tagen nun hatte es endlich wieder einen Hinweis auf neue Aktivitäten des Dämons gegeben. Deshalb waren Moronthor und seine Lebensgefährtin, Sekretärin und Kampfpartnerin Nicandra Darrell nach Delhi geflogen, um von dort aus weiter ins Inland vorzustoßen und einen Informanten zu treffen.
Das war zunächst auf Schwierigkeiten gestoßen - Moronthor war in eine eigenartige Starre verfallen. Es hatte mehrere Tage gedauert, bis er aus dieser Starre wieder erwacht war. In der Zwischenzeit hatte er sich in einer eigenartigen anderen Welt befunden und dort Bekannte und Freunde getroffen, die wie er in jene andere Welt verschlagen worden waren.[1]
Was sie dort sollten, war ihm auch jetzt, nach seiner Rückkehr, noch nicht völlig klar.
Woher sollte er auch wissen, daß der Zauberer Merlin und der Erzdämon Lucifuge Rofocale ein Duell ausgetragen hatten in Form eines Spiels, dessen Figuren lebende Menschen waren?
Immerhin wußte Moronthor, daß das, was er ›drüben‹ erlebt hatte, auch Auswirkungen auf das Diesseits hatte. So wußte er jetzt, wer das rätselhafte Para-Mädchen Eva ermordet hatte. Dieser Mord hatte auch in der anderen Welt stattgefunden, und die Täter waren hier wie dort identisch. Was dies alles zu bedeuten hatte, war ihm jedoch immer noch unklar.
In der anderen Welt hatte er die Druidin Teri Rheken danach fragen wollen, aber sie war seinen Fragen ausgewichen, und jetzt war sie natürlich wieder mal in einem völlig anderen Teil der Welt und damit unerreichbar. Sie schien wesentlich mehr zu wissen, als sie hatte zugeben wollen, doch Moronthor mußte sich gedulden, bis er wieder mit ihr zusammentraf und sie nach den Hintergründen befragen konnte.
Vorerst befand er sich in Indien, und jetzt ging es zunächst darum, dem Hinweis auf den Kobra-Dämon zu folgen und diese Angelegenheit zu erledigen.
Immer eines nach dem anderen…
Er hoffte, daß der Informant nicht inzwischen das Warten aufgegeben hatte. Immerhin hatten sie ihm versprochen gehabt, sofort zu kommen. Mittlerweile waren jedoch mehrere Tage verstrichen.
Aber jetzt waren sie unterwegs.
Moronthor hatte einen Mahindra-Jeep gemietet; etwas Besseres war so schnell nicht zu bekommen gewesen - vor allem nicht, als er wahrheitsgemäß andeutete, eventuell in die unwegsamsten Regionen vorstoßen zu müssen. Offenbar waren die Autoverleiher in Delhi der Ansicht, Geländewagen seien für alles mögliche gut, nicht aber, damit ins Gelände zu fahren. Angesichts dessen, daß in dem Teil der. Welt, der für sich das Attribut ›zivilisiert‹ in Anspruch nimmt, diese Fahrzeuge eben tatsächlich eher vor der Discothek parken, statt sich durch unwegsames Gelände zu wühlen, war dieser Gedanke indessen nicht ganz von der Hand zu weisen…
Der Mahindra, Lizenzbau des steinalten Willys-Jeep, war bei weitem nicht so komfortabel wie ein G-Mercedes oder gar ein Pajero, aber es stellte sich bald heraus, daß er nicht nur in diesem, sondern auch für dieses Land konstruiert worden war. Unverwüstlich, laut und leicht zu reparieren, was bereits auf den ersten 150 Kilometern zweimal erforderlich war. Allerdings handelte es sich bei den Defekten um Kleinigkeiten, die nicht einmal wirklich störten.
Das einzige, was wirklich störte, war das Fehlen einer Klimaanlage. Also hatten sie das Planenverdeck abgebaut, die Frontscheibe nach vorn flachgeklappt und genossen den Fahrtwind.
Unter der Haube nagelte ein 2,5-Liter-Dieselmotor von Peugeot. Mit dem Dreiganggetriebe konnten sich weder Moronthor noch Nicandra richtig anfreunden, aber es ließ sich wenigstens schalten, ohne ständig zu häkeln.
Sie fuhren über die relativ gut ausgebaute und staubige Staatsstraße 1 nordwärts bis Panípat, bogen dann ostwärts nach Kairána ab und weiter nach Muzaffarnagar. Hier war die Straße schmal, holperig und einem recht unordentlich gepflügten Acker ähnlicher als einer Fahrbahn. Moronthor war froh, daß sie nicht gerade in der Regenzeit hier fahren mußten; vermutlich wären sie alle paar Kilometer gründlich im Schlamm steckengeblieben.
»Ignorieren wir Ssacah, fahren weiter nach Nepal - liegt ja auf der Route«, sagte Nicandra träge. »Oder noch ein Stück weiter, nach Tibet hinauf. Ich wollte schon immer mal diese Berge erkunden und den Yeti fragen, ob er Reinhold Messner gesehen hat und für wirklich existent hält…«
Weit entfernt, kaum mehr als weiße Schatten am Horizont, erhoben sich die Massive des Himalaja Shan. »Außerdem ist es da oben vermutlich etwas kühler«, fuhr Nicandra fort.
Sie liebte die Wärme, aber was Indien ihnen derzeit bot, war fast zuviel des Guten. Die Monsunzeit mit den großen Regenfällen würde erst in ein paar Wochen einsetzen; die Hitze war trocken und brütend, und selbst nachts sank die Temperatur selten unter 30°. Während Moronthor in T-Shirt und Shorts den Mahindra lenkte, hatte Nicandra ihrer Kleidung bis auf einen winzigen Tanga-Slip, eine offene, hauchdünne Bluse und einen breitrandigen, schattenspendenden Cowboyhut hitzefrei gegeben. Beide hatten sie sich mit einer anrüchigen Substanz eingerieben, die lästige Stechinsekten fernhielt, und fragten sich, was, um Himmels willen, die Engländer dazu gebracht hatte, Indien mehr als ein Jahrhundert lang besetzt gehalten zu haben - eine solche Heldenhaftigkeit trauten sie sich beide nicht zu.
Der Fahrtwind brachte nur wenig Linderung, weil er ebenfalls heiß war und der Mahindra nur langsam vorankam.
»Ein Königreich für eine deutsche Autobahn ohne Tempolimit«, seufzte Nicandra.
»Eine französische mit Tempolimit würde schon reichen«, murmelte Moronthor. »Da würde ich sogar gern die Maut bezahlen.«
Nicandra raffte sich zu einem wilden Grinsen auf. »An diesen Ausspruch werde ich dich erinnern, wenn du wieder mal neben der Autobahn her über die Landstraße zuckelst und auf die LKW-Kolonnen und Traktoren schimpfst, nur um die Maut zu sparen.«
Moronthor bohrte sich mit dem Zeigefinger im Ohr. »Hattest du etwas gesagt, cherie? Die Telefonverbindung ist gerade ziemlich schlecht, glaube ich.«
Er wich einer Schlaglochsammlung aus. »Langsam müßten wir unserem Ziel doch näherkommen.«
Nicandra warf einen Blick nach hinten, wo sich die Benzinkanister stapelten. Links die vollen, rechts einer, der bereits leer war.
»Sicher noch nicht«, sagte sie. »Nach vier Tagen oder drei Kanistern biegen wir rechts ab, und dann fünf Wochen geradeaus - haben wir Macheten, Motorsägen und einen Kranwagen dabei, um uns den Weg durch den Regenwald zu bahnen?«
»Nicht mal einen Elefanten«, brummte Moronthor.
Er verlangsamte das Tempo. »Da drüben sieht es so aus, als wär's 'ne Abzweigung… ob wir die mal ausprobieren sollten, ohne daß wir steckenbleiben?«
Nicandra zuckte mit den Schultern. »Hinter Muzaffarnagar rechts ab über einen schmalen Pfad, hat er gesagt. Wo hinter Muzadingsbums, hat er nicht gesagt. Ich erwürge den Typen mit seinem eigenen Turban.«
»Was, wenn er keinen trägt?« fragte Moronthor trocken und bog ab. »Nicht alle Inder sind Turbanträger.«
»Dann schicke ich ihn eben dahin, wo der Pfeffer wächst«, erwiderte Nicandra. »Wieviel Jahre brauchen wir noch, um dieses Dörfchen zu erreichen? Wie heißt es überhaupt?«
»Ich dachte, du wüßtest das«, staunte Moronthor.
»Ich hab's vergessen. Ist ein noch längerer Name als dieses Mutabor… Muzak… Muzaffarnagar und steht noch dazu nicht auf der Karte. Besteht vermutlich nur aus drei Häusern und vier Spitzbuben, wie mein seliger Großvater zu sagen pflegte.«
»Er hat die Kneipe und die Kirche vergessen.«
»Hier gibt’s nur Tempel und vielleicht hier und da 'ne Moschee. Sag mal, sehe ich da hinten Häuser?«
»Hütten«, korrigierte Moronthor.
Wenig später gelangten sie in das Dorf. Noch während sie fuhren, war Nicandra nach hinten geturnt und, in dem heftig schaukelnden Wagen balancierend, in ihre hautengen Jeans und Stiefel geschlüpft. Die Bluse verknotete sie locker über dem Bauchnabel. An den Gürtel der Jeans clipste sie die Magnetplatte, an der der E-Blaster klebte. Auch Moronthor trug eine dieser Strahlwaffen aus der Technologie der SIPPE DER EWIGEN offen am Gürtel seiner Shorts.
Er ließ den Mahindra so langsam ausrollen, daß sie nicht von ihrer eigenen aufgewirbelten Staubwolke überholt wurden. Ein paar Dutzend Kinder und Hunde näherten sich dem Wagen. Nicandra sprang nach draußen. »Hallo«, sagte sie fröhlich und auf englisch; das wurde zumeist auch in abgelegenen Dörfern wenigstens von ein paar Leuten verstanden. »Wir suchen Rabindra Tegore. Weiß jemand, wo wir ihn finden?«
Dutzende offener Handflächen streckten sich ihr entgegen.
Ein halbwüchsiges Mädchen zupfte prüfend an dem fast durchscheinenden Blusenstoff und schien vom Material fasziniert zu sein. Ein Junge streckte seine Hand nach dem Amulett aus, das Moronthor an der Halskette vor der Brust über dem T-Shirt trug; dieser handtellergroßen, kunstvoll verzierten magischen Silberscheibe. Viele dunkle, große Augen strahlten in heiterer Neugier.
Unwillkürlich wollte Nicandra zur Geldbörse greifen, um ein paar Rupien zu verteilen, aber Moronthor stoppte sie, als er die Hand auf ihre Schulter legte und leichten Druck ausübte.
»Den Bakschisch gibt's erst, wenn wir Tegore getroffen haben«, sagte er. »Erst die Ware, dann das Geld.«
Enttäuschung breitete sich aus.
Ein einbeiniger, uralter Mann humpelte auf Krücken heran. »Tegore ist nicht mehr hier«, sagte er in einem hart akzentuierten, schottisch klingenden Englisch. »Ist vorgestern gegangen.«
»Wir konnten nicht schneller kommen«, sagte Moronthor schuldbewußt. »Es ist uns etwas dazwischengekommen. Tut mir leid, daß wir die Verabredung nicht einhalten konnten.«
»Die Verabredung wurde eingehalten. Tegore ging mit dem Mann, den er treffen wollte.«
»Moment«, sagte Moronthor. »Dieser Mann bin ich.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte der Alte. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Moronthor.«
»Der andere hieß auch Moronthor. Aber Sie sehen nicht gerade wie Brüder aus, wenn Sie verstehen«, grinste der Einbeinige und zeigte prachtvolle Lücken zwischen schwarzen Zahnstummeln.
»Wie sah dieser andere Mann aus, der sich Moronthor nannte?« fragte Nicandra schnell.
Der Alte ignorierte sie.
»Bitte, beantworten Sie die Frage«, drängte Moronthor.
Der Alte stützte sich auf eine Krücke, klemmte die andere unter den Arm und streckte eine Hand aus.
Moronthor zückte seine Geldbörse und zahlte ihm ein paar Geldscheine auf die Hand.
»Dasselbe noch mal für die Kinder«, verlangte der Alte.
Moronthor verdoppelte den Betrag.
»Ich hätte den Halunken am liebsten erschossen«, sagte der Einbeinige. »Einer von diesen arroganten englischen Aristokraten. Rötlichblondes, kurzes Haar. Zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt. Kalte Augen. Ich mochte ihn nicht. Aber Tegore ging mit ihm.«
»Das klingt nach Bishop«, stieß Nicandra hervor.
Moronthor nickte. Die Beschreibung paßte auf Commander Nick Bishop, den Mann, der Ssacahs neuer Hohepriester war. Sie hatten schon einige Male mit ihm zu tun gehabt. Es war gefährlich, ihn zu unterschätzen.
Und ausgerechnet dieser Mann hatte ihren Informanten abgefangen!
»Sie hätten Ihrem Gefühl nachgeben und ihn tatsächlich erschießen sollen, Sir«, sagte Nicandra düster.
»Nici!« stieß Moronthor noch düsterer hervor.
»Ich bin kein Sir«, sagte der Einbeinige schroff. »Und ich bin auch kein Mörder. Deshalb lebt dieser Moronthor noch.«
»Ich bin Moronthor: Der andere heißt Nick Bishop.«
»Mir egal. Namen sind Schall und Rauch. Nur das Innere des Menschen zählt.«
»Wohin sind Tegore und Bishop gegangen?«
Der Alte hatte die Rupiah-Scheine zusammengeknüllt und in einer Tasche seiner schmutzigen und fast nur aus Flicken bestehenden Hose verschwinden lassen. Jetzt deutete er mit der Krücke nach Nordosten.
»Dorthin«, sagte er.
»Da ist keine Straße«, murmelte Nicandra leise.
»Dorthin«, wiederholte der Einbeinige. »Es gibt einen Weg. Fahren Sie.«
»Wie weit? Und wohin führt der Weg?« wollte Moronthor wissen.
»Zum Ziel«, sagte der Alte. »Für Ihr Almosen haben Sie genug erfahren.«
Das Almosen bestand aus umgerechnet fünfzig Dollar - für die Menschen hier ein ganzes Jahreseinkommen. Aber vielleicht gefiel es dem Alten nicht, in der Landeswährung bezahlt worden zu sein statt in US-Dollars.
Moronthor verdoppelte den Betrag noch einmal. »Dollars habe ich leider nicht bei mir.«
»Einen Tag von hier ist ein anderes Dorf. Dorthin gingen auch die Schlangenbändiger«, sagte der Alte. »Das ist alles, was ich weiß.«
»Ziemlich wenig für so viel Geld. Teilen Sie den Nachschlag auch mit den Kindern?«
»Natürlich. Sie werden alles bekommen«, sagte der Alte. »Ich brauche nichts. Ich werde bald sterben.« Er deutete auf den Beinstumpf. »Ich habe genug Jahrzehnte gelebt. Meine Zeit ist vorbei. Die nach mir kommen, sollen es besser machen.«
»Krokodil oder Tiger?« fragte Nicandra.
Der Alte schüttelte grinsend den Kopf. »Kolonialoffizier. Ich war bei denen, die von den Engländern zusammengeschossen wurden, als der Mahatma Gandhi Frieden und Freiheit predigte.« Er wandte sich ab und humpelte davon.
»Das ist aber schon verdammt lange her«, murmelte Nicandra.
Der Alte hatte es noch gehört.
»Ich war damals auch noch verdammt jung«, sagte er im Davongehen. »Fünf Jahre, wenn ich mich richtig erinnere.«
Er verschwand in einer der Hütten.
»Was machen wir jetzt?« fragte Nicandra.
»Ganz einfach. Wir fahren dorthin.« Wie der Alte deutete auch er jetzt nach Nordosten. »Verdammt, ausgerechnet Bishop. Hoffentlich hat er unseren Informanten nicht schon zu einem Ssacah-Diener gemacht.«
»Der alte Mann sprach von Schlangenbändigern«, sage Nicandra. »Das andere Dorf, einen Tag von hier - einen Tag zu Fuß, hoffe ich.«
»Wer weiß, wie der Weg aussieht«, brummte Moronthor düster. »Vielleicht werden wir zu Fuß gehen müssen. Schlangenbändiger, Gaukler… soso. Davon hat unser Informant am Telefon nichts gesagt.«
Sie stiegen wieder in den Wagen. Moronthor startete den Motor. In der Tat befand sich dort ein schmaler Weg, der rechts und links von Bäumen und Unterholz umgeben und überschattet war. Er war zwar sehr eng, aber nicht einmal holperiger als der breitere Weg, über den sie das Dorf erreicht hatten.
Als sie außer Sichtweite der Hütten waren, löste Nicandra den Blusenknoten wieder und streifte Stiefel und Jeans ab. Weil die so knackeng saß, erklärte der Tangaslip sich mit der Jeans solidarisch und verabschiedete sich gleich mit in Richtung Erdmittelpunkt.
Nicandra störte sich nicht weiter daran.
Moronthor schmunzelte bei dem für ihn erfreulichen Anblick. »Bedeutet dies, daß du mich zu sündhaftem Tun verführen möchtest?«