Die Mordgeister: Der Dämonenjäger von Aranaque 74 - Art Norman - E-Book

Die Mordgeister: Der Dämonenjäger von Aranaque 74 E-Book

Art Norman

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Beschreibung

Es war ein Haus wie jedes andere - scheinbar. Es war gut erhalten und es wirkte bewohnt. Am äußersten Ende von Monte Sacro gelegen, einem kleinen Vorort im Nordostzipfel Roms, nahm kaum jemand davon Notiz. Es erhob sich etwas abseits der Via Nomentana, der Durchgangsstraße, die aus Rom her führte. Ein schier undurchdringlicher Wall aus hohen Laubbäumen und dichtem Buschwerk schirmte das Haus von der Straße ab; nur eine schmale Zufahrt verriet, daß der Ort hier noch nicht ganz zu Ende war und daß jenseits der Begrünung noch ein Haus stand. Selbst von den Einwohnern des Vorortes wußten die wenigsten noch, daß es dieses Haus gab. Und die es wußten, mieden es. So mancher bekreuzigte sich, wenn er auf der Straße an dem unscheinbaren Zufahrtstor vorbei mußte. Denn in diesem Haus - war der Tod daheim…

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Art Norman

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Die Mordgeister: Der Dämonenjäger von Aranaque 74

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER STEVE MAYER + William Trost Richards

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Die Mordgeister: Der Dämonenjäger von Aranaque 74

Art Norman

Es war ein Haus wie jedes andere - scheinbar. Es war gut erhalten und es wirkte bewohnt. Am äußersten Ende von Monte Sacro gelegen, einem kleinen Vorort im Nordostzipfel Roms, nahm kaum jemand davon Notiz. Es erhob sich etwas abseits der Via Nomentana, der Durchgangsstraße, die aus Rom her führte. Ein schier undurchdringlicher Wall aus hohen Laubbäumen und dichtem Buschwerk schirmte das Haus von der Straße ab; nur eine schmale Zufahrt verriet, daß der Ort hier noch nicht ganz zu Ende war und daß jenseits der Begrünung noch ein Haus stand.
Selbst von den Einwohnern des Vorortes wußten die wenigsten noch, daß es dieses Haus gab. Und die es wußten, mieden es. So mancher bekreuzigte sich, wenn er auf der Straße an dem unscheinbaren Zufahrtstor vorbei mußte.
Denn in diesem Haus - war der Tod daheim…
***
Nur schwer konnten sie sich daran erinnern, wie lange sie nun schon warteten. Es mochten Jahrzehnte sein, vielleicht ein halbes Jahrhundert? Es war eine sehr lange Zeit, aber Zeit spielte keine Rolle für jemanden, der nicht dem Prozeß des Alterns unterliegt.
Dennoch fieberten in ihnen die Ungeduld. Es mußte der Augenblick kommen, in dem ihre Erlösung aus dem Bann wartete. Dann würden sie endlich in jene andere Sphäre wechseln können, die jener verhängnisvolle alte Fluch ihnen jetzt noch verwehrte. Dann erst erlangten sie die Freiheit zurück.
Es war eine Freiheit, die Tod hieß. Denn um frei zu werden, mußten sie gestorben sein.
Schon vor langer Zeit. Damals, als sie dem Fluch anheimfielen.
Doch wenn sie sich nun davon befreien wollten, mußten auch andere sterben. Sterben, um nicht in die Jenseitssphären überwechseln zu können, bis wiederum andere Menschen kamen, um ihre Stelle einzunehmen — ein ewiger Wechsel, ein ewiger Fluch. Verlorene Seelen, die danach schrien, Erlösung zu finden — aber um einen hohen Preis. Um den höchsten…
Sie mochten sich vom Ort ihrer Gefangenschaft lösen können.
Doch wirkliche Erlösung würden sie niemals finden…
***
Sie hatten Caermardhin, Merlins unsichtbare Burg, verlassen.
Während der Druide Gryf und Professor Moronthor den russischen Parapsychologen Boris Saranow zurück in seine Heimat brachten, hatte sich die Druidin Teri Rheken bereit erklärt, Nicandra Darrell nach Frankreich ins Château Aranaque zu bringen und den Geisterreporter Ted Ewigk weiter nach Rom zu befördern, wo er sich seit längerer Zeit unter dem Namen Teodore Eternale in einem Hotel am Stadtrand eingemietet hatte. Per zeitlosem Sprung, der fantastischen Fähigkeit der Silbermond-Druiden, sich durch Gedankenkraft und Magie ohne Zeitverlust von einem Ort an den anderen zu versetzen und dabei andere Lebewesen und Gegenstände mitzunehmen, war das eine Kleinigkeit, die kaum länger dauern konnte als ein Fingerschnipsen.
Teri, Nicandra und Ted warteten ab, bis die drei anderen sich verabschiedet hatten und verschwanden, um in der gleichen Sekunde in Akademgorodok, der Stadt der Wissenschaftler bei Nowosibirsk in Rußlands endlosen Weiten wieder aufzutauchen.
Sid Amos, der derzeitige Herr von Merlins Burg, zeigte sich nicht. Er wußte, daß alle anderen außer Moronthor und vielleicht auch Nicandra Darrell ihm deutliche Abneigung entgegenbrachten und legte deshalb keinen großen Wert auf eine lange Abschiedszeremonie. Merlin selbst hatte sich in seine Regenerierungskammer zurückgezogen, in jene Dimensionsfalte, in der er neue Kräfte tanken wollte und auch mußte. Niemand konnte sagen, wie lange das währen würde, für wie lange Sid Amos noch seine ungeliebte Tätigkeit als Herr der unsichtbaren Burg ausüben mußte.
Ted Ewigk saß noch im bequemen Ledersessel, die Beine übereinandergeschlagen. Der vormals blonde Wikinger-Typ, der die Haare jetzt schulterlang trug und schwarz gefärbt hatte, um in Verbindung mit einem ebenfalls schwarzen Oberlippenbart seiner Tarnung als ungewöhnlich hochgewachsener Italiener zu entsprechen, grinste die beiden jungen Frauen an. Er nickte Nicandra zu.
»Sag mal… legst du unbedingt Wert darauf, noch heute nach Château Aranaque zu kommen?« erkundigte er sich.
»Wie meinst du das?«
»Nun, ich schätze, daß Moronthor ein paar Tage in Rußland bleiben will. Wenn Saranow ihm tatsächlich die russische Psi-Forschung live vorführt, wird das eine Weile dauern. So einen oder zwei Tage in Rom wirst du herausschlagen können, oder?«
Nicandra hob die Brauen. »Willst du mich in Moronthors Abwesenheit verführen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Eigentlich wollte ich dich als Beraterin engagieren«, sagte er.
»Wie komme ausgerechnet ich zu dieser Ehre?« wollte die Französin wissen. »Wobei soll ich dich überhaupt beraten? Teri kann das doch ebensogut.«
»Sicher… nur hat sie wenig Ahnung von alten Häusern und Bausubstanz, weißt du? Moronthor und du, ihr habt praktische Erfahrung allein durch die Renovierungen im Château Aranaque oder durch das Beaminster-Cottage in England. Da dachte ich mir, daß du mir vielleicht ein paar Tips geben könntest.«
»Warum wartest du damit nicht, bis auch Moronthor wieder da ist?«
»Es eilt«, sagte Ted. »Ich habe beschlossen, nicht mehr Dauergast im Hotel zu bleiben, sondern mir in Rom ein Häuschen zu kaufen. Aber da gibt’s nicht viele, die meinen Anforderungen entsprechen, und dieses Haus, wurde mir gesagt, habe etliche Interessenten auf der Anwärterliste. Je eher ich mich entscheide, desto besser. Die Sache, daß ich nach Wales mußte, um Merlins Burg zurückzuerobern, hat mich schon eine Menge Zeit gekostet, und ich möchte nicht noch mehr verlieren.«
»Das heißt also im Klartext, ich soll mir das Haus mit anschauen und dir ein paar fachmännische Tips geben«, erkannte Nicandra.
Ted Ewigk nickte. »Richtig. Sieh es dir an, und dann sagst du mir: Kaufe es, oder laß die Finger davon, weil du zuviel in die Restaurierung stecken mußt. Es soll nämlich schon recht alt sein.«
»Das heißt, du hast es selbst noch gar nicht gesehen?«
Wieder nickte Ted. »Ich habe einfach mal blind ’ne Option ausgesprochen«, sagte er. »Bevor ich hierher kam, hatte ich eine Fotoreportage gemacht — na ja, auch jemand wie ich muß zwischendurch mal wieder was tun, um nicht aus der Übung zu kommen. Kurzum, ich lernte dabei einen Immobilienmakler kennen, der von diesem Haus sprach. Da habe ich ihm erst einmal klargemacht, daß er es für mich festhalten solle.«
»Wie hoch war die Bestechungssumme?« lächelte Nicandra.
Ted grinste. »Ich habe ihm zwei Küsse versprochen — einen von dir, einen von Teri.«
»Sklavenhändler!« fauchte die Druidin. »Ich kratze dir die Augen aus! Ist dieser Makler wenigstens jung und gutaussehend?«
»Eher alt und fett, aber gut betucht«, sagte Ted. »Wie ist es nun, Nicandra? Kommst du mit?«
Sie schürzte die Lippen. »Ich muß erst mal nach Château Aranaque und mir ein paar andere Sachen zum Anziehen besorgen. Seit dem Silbermond laufe ich in diesem Overall herum, weil nichts anderes da ist…«
»Na, auf dem Silbermond selbst hast du ihn ja ziemlich geschont und bist nackt herumgelaufen«, warf Teri kopfschüttelnd ein.
Ted seufzte. »Das Schönste bekommt man nie mit. Nicandra, du kannst dich doch in Rom ausstaffieren. Nimm Moronthors Scheckheft mit, und dann…«
Sie nickte. »Gut, ich komme mit«, sagte sie. »Eine Einkaufsorgie habe ich auch schon lange nicht mehr gefeiert.«
»Ich helfe dir dann beim Aussuchen des Feigenblattes«, versprach Teri Rheken und streckte die Hände aus. »Auf geht’s, ihr Lieben.«
Ted und Nicandra ergriffen die Hände der Druidin, die sie mit sich in den zeitlosen Sprung zog. In Ted Ewigks Hotel tauchten sie wieder auf. »Am besten«, verkündete Ted übergangslos, »werden wir dir erst einmal auch ein Zimmer besorgen, Nicandra…«
***
Sie waren am frühen Nachmittag eingetroffen. Während die Druidin mit Nicandra in Richtung der Via Vittorio Veneto verschwand, um die Modepaläste zu erstürmen und wenig Stoff für viel Geld zu erstehen, hängte sich Ted in seinem Dauerhotelzimmer in der Villa Doria Pamphili ans Telefon und rief den Häusermakler an.
»Oh, Signor Eternale«, erkannte ihn Emilio Puzoni sofort wieder. »Sie sind das. Ich hatte schon gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet. Sie haben sich ein paar Tage lang nicht gemeldet und waren auch in Ihrem Hotel nicht erreichbar…« .
»Ich mußte geschäftlich fort«, sagte Ted. Er sprach italienisch fehlerfrei und hatte sich einen leichten römischen Akzent zugelegt; Teil seiner Tarnung. Seit man in den Kreisen der SIPPE DER EWIGEN wußte, daß ihr einstiger ERHABENER noch lebte, mußte er ständig damit rechnen, als Ted Ewigk überfallen und ermordet zu werden. Daher hatte er sich eine Tarnexistenz zugelegt. »Aber jetzt bin ich wieder da. Sagen Sie nur nicht, das Haus wäre bereits anderweitig verkauft, Signore. Ich…«
Der Immobilienmakler unterbrach ihn. »Mi scusi, das Haus ist selbstverständlich noch immer zu verkaufen. Wo denken Sie hin? Es ist nur… die anderen Interessenten sind abgesprungen.«
Ted senkte die Augenbrauen. »Wie? Alle? Als wir kürzlich miteinander sprachen, erzählten Sie doch, Sie hätten neun Anwärter auf das Häuschen.«
»Aber alle neun teilten mir im Lauf der letzten drei Tage mit, daß sie an dem Objekt nicht mehr interessiert seien. Und weil Sie gar nichts von sich hören ließen, dachte ich schon, daß Sie auch nicht mehr wollten…«
Ted lächelte, obgleich sein Gesprächspartner das natürlich nicht sehen konnte. »Das vereinfacht die Sache natürlich wesentlich«, sagte er. »Wann kann ich mir das Haus ansehen?«
»Jederzeit, Signor Eternale. Ich beschreibe Ihnen noch einmal den Weg dorthin. Es ist nicht zu verfehlen, es sei denn, man schließt die Augen. Gut, es ist nicht einfach zu erkennen, aber meiner Beschreibung nach müssen Sie es finden…«
»Moment mal«, warf Ted ein. »Ich denke doch, daß Sie dabei sein werden.«
»O nein, Signore. Es tut mir wirklich entsetzlich leid. Aber ich habe keine Möglichkeiten, Sie dorthin zu begleiten.«
»Ach, ja?« knurrte der Reporter. »Und wer schließt mir dann die Tür auf? Oder ist das Haus etwa noch bewohnt? Dann vergessen Sie’s. Ich will innerhalb der nächsten vierzehn Tage einziehen können, einschließlich der Zeit für etwaige anfallende Renovierungsmaßnahmen .«
»Sie haben es ja wohl wirklich sehr eilig, Signor Eternale. Seien Sie unbesorgt. Das Haus ist nicht bewohnt. Es ist auch nicht verschlossen. Sie können es jederzeit betreten. Bitte, sehen Sie es sich an, und wenn es Ihnen gefällt, machen wir den Vertrag.«
»Etwas ungewöhnlich, finden Sie nicht?« bemängelte Ted. »Eigentlich sollten doch Sie oder wenigstens der Eigentümer des Hauses mit dabei sein. Es wäre doch immerhin möglich, daß…«
»Scusi, Signore«, unterbrach ihn der Makler. »Aber ich habe heute leider sehr wenig Zeit. Seien Sie mir bitte nicht böse, wenn ich Sie nun bitten muß, das Gespräch zu beenden.«
»Wir könnten morgen…«
»Bitte, Signore. Sehen Sie sich das Haus erst einmal an. Dann können wir morgen immer noch miteinander reden.«
Klick. Aufgelegt. Ted starrte den Telefonhörer in seiner Hand an und schüttelte den Kopf. Das Verhalten dieses Maklers kam ihm doch sehr ungewöhnlich vor. Der drängte ja förmlich, daß er, Ted, das Haus besichtigen solle, und dann wollte er selbst nicht dabei sein? Ted entsann sich, daß die Wegbeschreibung noch fehlte, und er rief Emilio Puzoni erneut an. Aber die Leitung war besetzt.
»Na dann«, brummte er. Er hatte noch etwa im Kopf, was ihm Puzoni neulich erzählt hatte, und er war sicher, daß er das Haus auch so wiederfinden würde.
Er wählte die Rezeption an. »Würden Sie bitte meinen Wagen Vorfahren lassen?«
***
Wir sind mit dir zufrieden, raunte die lautlose Stimme in Puzonis Kopf. Heftig zuckte er zusammen und griff sich mit beiden Händen an die Schläfen. »Heilige Madonna«, keuchte er. »Schon wieder… irgendwann werde ich den Verstand verlieren! Worauf habe ich mich da nur eingelassen?«
Der untersetzte Mann im grauen Westenanzug, mit Wohlstandsbauch und Dreiviertelglatze, schüttelte sich, als könne er das Unheimliche damit von sich abwerfen. Aber die Stimme war wieder da.
Du hast keine Wahl, und das weißt du. Wir brauchen dich. Wir sind mit dir zufrieden, du hast genauso gehandelt, wie wir es verlangten.
»Dann laßt mich endlich in Ruhe!« schrie Puzoni.
Abermals zuckte er zusammen. Er war froh, daß niemand ihn hörte. Er lebte allein in seinem Wohnbüro. Er besaß nicht einmal eine Sekretärin. Dazu war er viel zu sparsam veranlagt. Was er an Geschäften durchführte, machte er allein. Das bedeutete zwar eine Menge Mehrarbeit für ihn, aber er hatte erstens alles selbst im Griff, und zweitens strich er den gesamten Verdienst nur für sich ein. Eine Familie zu ernähren hatte er nicht und konnte deshalb ein recht luxuriöses Leben führen.
Ob die Stimme, die von sich immer nur in der Mehrzahl sprach, ihn deshalb ausgewählt hatte? Weil es außer ihm niemanden sonst gab, der über seine Unternehmungen Bescheid wußte?
Wir lassen dich nicht in Ruhe — noch nicht, Emilio, flüsterte die lautlose Stimme in seinem Gehirn wieder. Denn falls es fehlschlagen sollte, werden wir deine Dienste auch weiterhin benötigen. Halte dich immer bereit.
»Ah«, keuchte er. »No! No! Ich will nicht! Verschwinde aus meinem Kopf!«
Die Stimme meldete sich nicht mehr.
Aber er wußte, daß sie nicht endgültig gegangen war.
Er stand am Fenster, sah auf das hektische Treiben in den Straßen Roms hinaus, das sich rund zwanzig Meter unter ihm abspielte, und seufzte.
Warum mußte ausgerechnet er es sein, der Stimmen hörte, die es nicht gab? Er begriff das alles nicht. Welcher Sinn steckte dahinter?
Fragen über Fragen… doch eine Antwort wollte ihm niemand gewähren…
***
Das Hotel Villa Pamphili befand sich am Westrand der Stadt. Da Rom City für den Autoverkehr gesperrt war und es selbst die ausgekochtesten Römer kaum noch schafften, sich mit Ausreden und ergaunerten Sondergenehmigungen durchzumogeln - von Ted selbst ganz zu schweigen — fuhr er einen Umweg und fand eine Parkmöglichkeit zwischen der Villa Medici und der Galopprennbahn. Von dort aus waren es zu Fuß längs der alten Stadtmauer nur ein paar hundert Meter bis zum Nordende der Via Veneto. Ted hatte ursprünglich mit den beiden jungen Frauen abgesprochen, daß er sie gegen Ladenschluß abholen würde — entweder zur Hausbesichtigung mit anschließendem Abendessen oder direkt zum Essen in einem der zahlreichen Ristoranti in der Innenstadt. So waren Nicandra und Teri nur deshalb überrascht, daß er früher als vereinbart erschien und sie in einer Luxusboutique aufstöberte, in der Nicandra gerade fündig geworden war. Sie behielt das fast schon verboten kurze Sommerkleid direkt an, ließ sich ihre anderen Sachen einpacken und sich noch mit passendem Schuhwerk ausstatten. Teri Rheken schmunzelte. Die Druidin mit dem hüftlangen goldenen Haar zeigte sich in durchscheinender Bluse und knallbunten, hautengen Shorts. Ted war nicht hundertprozentig sicher, ob sie diese Modefummel tatsächlich gekauft oder nur durch ihre Druiden-Magie hervorgerufen hatte. Eigentlich konnte es ihm auch egal sein, solange er die sündhaft teuren Spartextilien nicht bezahlen mußte.
»Ist seid also fertig?« erkundigte er sich.
»Fertig?« protestierte Nicandra. »Noch lange nicht. Ich brauche beispielsweise noch ein Abendkleid. Wir haben da was gesehen…«
Ted winkte ab.
»Verschieb’s auf morgen, das steigert die Vorfreude«, schlug er vor. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns das Haus einmal ansehen, ehe es dunkel wird? Deshalb sind wir ja hier, nicht wahr?«
»Na gut«, sagte Nicandra. »Wo ist dein alter fetter Makler, dem du Hoffnungen auf einen Kuß gemacht hast?«
Ted Ewigk schilderte den beiden sein Telefonat.
Nicandra schüttelte den Kopf. »So was gibt’s doch gar nicht«, sagte sie. »Spinnt der Mann denn? Paß auf, Ted. Am Ende gibt’s das Haus überhaupt nicht, oder es steht nicht zum Verkauf, und der Besitzer läßt den großen schwarzen Hund von der Leine, wenn wir auf seinem Grund und Boden aufkreuzen…«
»Und was hätte Puzoni dann davon?« Ted schüttelte den Kopf.
»Vielleicht will er sich nur mit jemandem einen dummen Scherz machen«, überlegte Nicandra.
»Ich kann mir das alles nicht so richtig vorstellen«, sagte Ted. »Da muß etwas anderes hinter stecken. Am ehesten kriegen wir’s raus, wenn wir der Sache auf den Grund gehen.«
»Der Reporter ist erwacht, wie?« fragte Teri.
»Unter anderem auch«, gab Ted zu. »Kommt ihr mit?«