Schwarze Augen wechselten plötzlich ihre Farbe und funkelten
in hellem Schockgrün. Die Züge des fein geschnittenen Gesichts, das
mit seinen hoch angesetzten Wangenknochen leicht asiatisch wirkte,
verhärteten sich. Ein schnelles Kopfschütteln ließ das
schulterlange, silberblonde Haar fliegen. Die schlanke Hand der
jungen Frau umschloß einen blau funkelnden Kristall. Der
Sternenstein glühte auf und offenbarte ihr seine Macht. Er zeigte
ihr einen hochgewachsenen Mann und seine Zauberwaffen.
»Ein Spiel«, flüsterte die Frau mit den grünen Druidenaugen.
»Ein Spiel nach meinen Regeln. Wie auch immer – du kannst diesmal
nur verlieren, so oder so, Moronthor, mein Feind…« Das Glühen des
Kristalls schwand wieder. Sara Blakmoon, die Schwarze Druidin,
erhob sich und verließ ihren Palast in einer fremden Dimension, um
den Dämonenjäger Moronthor zum Spielball ihres Rachewunsches zu
machen…
Moronthor war einer der wenigen Insassen der B747, die das
leichte Rucken bemerkt hatten, aber er sagte nichts. Vielleicht war
es ja nur ein kleines Luftloch gewesen, nicht mehr. Oder eine
besonders starke Windbö, die an der großen Maschine gezerrt
hatte…
»Ist etwas?« fragte Nicandra Darrell im Sitz neben ihm
leise.
Er schüttelte lächelnd den Kopf.
»Mach mir nichts vor«, sagte sie. »Du hast irgend etwas. Ich
spüre deine Unruhe.«
Er zuckte mit den Schultern. Sie waren so eng miteinander
verbunden, daß einer des anderen Wohl- oder Unbehagen selbst bei
größter Selbstbeherrschung spürte. Fast war es manchmal, als würden
sie gegenseitig ihre Gedanken lesen.
Da klang die Lautsprecherstimme auf.
»Meine Damen und Herren, ich bedaure, Ihnen mitteilen zu
müssen, daß wir aus besonderen Gründen unseren Flug unterbrechen
und nach New York umkehren müssen. Es besteht kein Grund zur
Beunruhigung. Wir werden in etwa fünfzehn Minuten wieder auf dem
John-F.-Kennedy-Airport landen. Ich danke Ihnen für Ihre
Aufmerksamkeit.«
Wie um die Worte des Flugkapitäns zu strafen, ging ein
neuerlicher Ruck durch die Maschine, diesmal etwas stärker als beim
ersten Mal. Jetzt fiel das Rucken auch anderen Passagieren auf.
Jemand begann zu murmeln.
»Was ist denn los?« fragte eine Frau mittleren Alters eine
gerade vorübereilende Stewardeß.
»Wir haben nur ein unbedeutendes technisches Problem, Madame«,
erwiderte die Frau in der Borduniform. »Nichts Schlimmes. Aber
unsere Sicherheitsvorschriften verlangen, daß wir den Flug
abbrechen und umkehren, ganz gleich, was passiert. Vielleicht ist
nur eine Kontrolleuchte kaputtgegangen…« Sie lächelte und versuchte
aufmunternd und ironisch zu wirken.
Moronthor und Nicandra sahen sich an. Moronthor wollte die
Hand ausstrecken und die Stewardeß ebenfalls anhalten, aber
Nicandra hinderte ihn daran.
»Glaubst du im Ernst, daß sie uns Passagieren erzählen, was
wirklich los ist?« fragte sie leise.
»Ich muß aber nach Paris! Dringend!« rief weiter vorn jemand
erregt und verärgert. »Sie können doch nicht einfach umdrehen! Wie
soll ich denn…«
»Ihr Flug wird auf eine andere Maschine umgebucht, Sir«,
erwiderte die Stewardeß freundlich. »Seien Sie sicher, daß für Sie
gesorgt wird.«
Moronthor sah aus dem Sicherheitsfenster nach draußen. Das
Flugzeug beschrieb einen weiten Bogen. Es kehrte tatsächlich
zurück. Zwei weitere leichte Rucke erfolgten.
»Wenn Sie nach links aus den Fenstern sehen«, witzelte jemand,
nur ein paar Sitzreihen entfernt, vernehmlich, »sehen Sie die
brennenden Triebwerke. Wenn Sie nach rechts sehen, sehen Sie die
abbrechende Tragfläche. Wenn Sie nach unten sehen, sehen Sie das
Schlauchboot mit dem Captain, der gerade mit seinem tragbaren
Funkgerät zu uns sprach…«
»Halt die Schnauze, du Idiot«, grollte jemand in seiner Nähe.
»Oder du fängst dir ’ne Naht!«
Unruhe breitete sich aus. »Man wird doch wohl noch einen Witz
machen dürfen«, verteidigte sich der selbsternannte
Alleinunterhalter.
»Aber nicht mit solchen makabren Bemerkungen! Halt den Rüssel,
oder ich ziehe dich auf links!«
Was die Unruhe natürlich nicht weiter minderte.
Das Flugzeug verlor an Höhe. Einige Passagiere eilten zu den
Fenstern und versuchten sich zu vergewissern, daß weder brennende
Triebwerke noch abbrechende Tragflächen zu sehen waren, geschweige
denn von einem bereits von Bord gesprungenen Piloten. Moronthor
seufzte. Eine Panik unter den Fluggästen war genau das, was jetzt
fehlte.
Dabei war außer dem seltsamen Rütteln wahrhaftig nichts zu
bemerken – und dem rasenden Sinkflug der Maschine. Die Druckkabine
verhinderte, daß man von den Luftdruckänderungen zuviel mitbekam,
nur wer aus den Fenstern schaute, stellte fest, wie schnell die
B‑747 an Höhe verlor.
»Mein Damen und Herren, behalten Sie bitte die Ruhe«, meldete
sich der Captain wieder über die Sprechanlage. »Es besteht kein
Grund zur Beunruhigung. Es liegt lediglich ein unbedeutender
technischer Fehler vor. Theoretisch könnten wir ohne weiteres damit
noch dreimal um die Welt fliegen, aber unsere Vorschriften besagen,
daß wir den Flug abzubrechen haben. Ich bitte um Ihr
Verständnis.«
Er wurde von der Stewardeß abgelöst.
»Selbstverständlich wird dafür gesorgt, daß Sie so schnell wie
möglich auf andere Flüge umgebucht werden. Wo das nicht sofort
möglich ist, übernimmt unsere Gesellschaft alle Ihnen entstehenden
Zusatzkosten durch Hotelübernachtungen, Mietwagen und
ähnliches.«
»Hört sich gut an«, witzelte der Typ von vorhin. »Dafür lohnt
es sich, öfters mal abzustürzen. Gibt es auch…«
Er verstummte. Ein klatschender Laut ertönte. Dann ein
gepreßtes »Erlauben Sie mal, Mister, Sie…«
»Paß auf, gleich rollt das Echo an«, warnte der Mann, der den
Spötter zum Schweigen gebracht hatte. »Nur noch ein Ton,
und…«
Moronthor grinste.
»Man könnte fast meinen, es gehört zum Programm, um die
Passagiere abzulenken«, flüsterte er.
»Ob dieser technische Defekt etwas mit uns zu tun hat?« fragte
Nicandra leise.
Moronthor hob die Schultern. »Glaube ich nicht. Ich kann
nichts feststellen. Keine Magie.«
Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß jemand ein Attentat
auf sie verübte, und nirgendwo hätten es die dämonischen Mächte
leichter gehabt als während eines Fluges. Aber Moronthor hatte
keine magische Manipulation festgestellt; sein Amulett, das er
wieder aktiviert hatte, hätte ihn darauf aufmerksam gemacht. Zudem
müßten die Dämonischen dumm sein, wenn sie ihre Falle schon zu
Beginn des Fluges zuschlagen ließen. Damit wartete man
geflissentlich, bis die Maschine sich irgendwo weit über dem
Atlantik befand…
»Na, warten wir’s einfach ab. Die Landung scheint jedenfalls
zu funktionieren.«
Die B-747 hatte ihren Sinkflug auf das Normale reduziert. In
der Ferne war schon die Freiheitsstatue zu erkennen. Vorn erhob
sich wesentlich leiser als zuvor die bekannte Stimme: »Ungehobelter
Flegel! Ich werde Sie anzeigen wegen Körperverletzung…«
Zugleich mit dem optischen Signal kam die Durchsage, sich
anzuschnallen und das Rauchen einzustellen.
Wenig später setzten die Räder auf dem Landefeld auf…
***
Nebelschwaden hüllten die Felsspitzen von Ash’Naduur ein.
Düstere Wolken überzogen den Himmel. Blitze zuckten in das Gestein
nieder, und Säureregen prasselte aus tiefhängenden Wolkenballungen
hervor, urzeitlichen Fels mehr und mehr zermürbend.
Über einem Plateau spannte sich jäh eine schillernde,
regenbogenfarbige Glocke auf. Als Halbkugel überdachte sie
schützend die Fläche. Die Tropfen des Säureregens zersprühten darin
in grellen Lichtkaskaden. Blitze schlugen in die Kuppel ein, als
würden sie von ihr magnetisch angezogen, und verliefen an der
halbkugeligen Wölbung. Ein bizarres Lichterzucken erhellte den
geschützten Raum.
Nicht weniger plötzlich als das Entstehen der Schutzglocke war
das Auftauchen der Gestalt. Sie mochte zwar nur wenig über 160
Zentimeter groß sein, wirkte aber wesentlich eindrucksvoller. Ein
silberner, weich fließender Overall hüllte sie ein und ließ durch
den großzügigen Zuschnitt nicht erkennen, daß eine Frau darin
steckte. Ein dunkelblauer, wallender Schultermantel und ein den
ganzen Kopf umschließender Helm ergänzte die Ausstattung der
Gestalt. Vor dem Gesicht befand sich eine Maske, deren Augenpartie
von einem undurchschaubaren Band bedeckt wurde, durch das die
Gestalt sehen konnte. Auf der Stirn funkelte ein Emblem: die
liegende Acht, das Unendlichkeitszeichen, vor dem Hintergrund einer
golden funkelnden Galaxis-Spirale. In der Gürtelschließe funkelte
ein blauer Arrayhd-Kristall.
Der amtierende ERHABENE der SIPPE DER EWIGEN war
eingetroffen.
Eine behandschuhte Faust hob sich. Ein Finger streckte sich,
deutete auf einen bestimmten Punkt innerhalb der Schutzglocke.
Sekundenbruchteile später erschien dort, wie aus dem Nichts, eine
weitere Gestalt. Dann am nächsten Eckpunkt eines imaginären
Dreiecks die dritte.
Silberne Overalls, den ganzen Kopf umschließende Maskenhelme,
Schultermäntel… Arrayhd-Kristalle… Aber während den ERHABENEN
lediglich das Emblem der SIPPE schmückte, trugen die beiden anderen
Ewigen Rangabzeichen an ihren Overalls. Ein Alpha- und ein
Beta-Symbol blitzten golden im zuckenden Licht der Kuppel.
Der ERHABENE selbst hatte es nicht nötig, sich mit einem
Rangsymbol zu zieren. Die Schmucklosigkeit seines Overalls bewies
seinen hohen Rang.
Als er sprach, ertönte eine künstlich erzeugte Vokoderstimme.
Eine weitere Tarnung. Kein Ewiger wußte, mit wem er es zu tun
hatte. Keiner ahnte auch nur, daß der ERHABENE eine Frau war,
keiner ahnte, daß es sich um Sara Blakmoon handelte, die zur
Schwarzen Magie entartete Tochter des Druidenkönigs Merlin. Sara
Blakmoon, die auch intensive Kontakte zu den MÄCHTIGEN unterhielt…
oder zumindest unterhalten hatte…
»Ich habe euch hierher gerufen, weil ich eure Unterstützung
benötige«, klirrte die künstliche Stimme des ERHABENEN. »Ihr
besitzt Arrayhd-Kristalle siebter und achter Ordnung. Mit meinem
Machtkristall zusammengeschaltet, werden sie das bewirken, was ich
plane.«
»Eure Erhabenheit«, wandte Beta ein. »Euer Machtkristall ist
zu stark für uns. Wir würden verbrennen, schalteten wir uns mit ihm
gleich.«
Metallisches Lachen… roboterhaft und doch spöttisch. »Narr!
Glaubst du, ich riefe dich zu meiner Unterstützung, wenn ich dich
nicht schützen könnte? Tot könntest du mir keine Hilfe sein.«
Alpha wandte sich dem anderen Ewigen zu.
»Kleingläubiger«, sagte er schroff. »Du hast eine Chance,
deinen Beta-Status zu erhalten, wenn du dich widerspruchslos fügst.
Ansonsten… wirst du abgestuft.«
Der ERHABENE schwieg dazu. Um interne Probleme brauchte er
sich in den seltensten Fällen zu kümmern.
»Wir werden einen unserer größten Gegner angreifen und ihn
schwächen. Unter Umständen gelingt es uns sogar, ihn tödlich zu
treffen.«
»Das muß schon ein gewaltiger Gegner sein, Eure Erhabenheit,
wenn wir zu dritt gegen ihn antreten müssen.«
»Ich könnte es allein. Doch eure Anwesenheit bedeutet größere
Sicherheit des Erfolges und eine deutliche Minderung des
Risikos.«
»Wer ist dieser Gegner?«
»Professor Moronthor, der Meister des Übersinnlichen! Nun hört
meinen Plan!«
Die beiden Ewigen lauschten der Vokoderstimme. Der Plan des
ERHABENEN war ausgezeichnet und von teuflischer Brisanz. Ein
interessantes Spiel nach Regeln, die nur ein Verlieren des einzigen
Akteurs zuließen.
Es gab ein paar Vorbereitungen zu treffen. Doch die würden
nicht schwer sein.
»Mein Wissen und die Macht der zusammengeschalteten Kristalle
werden ermöglichen, Professor Moronthor empfindlich zu treffen,
vielleicht zu töten. Verlieren wir keine Zeit mehr…«
Nacheinander verschwanden Beta, Alpha und der ERHABENE aus
Ash’Naduur. Die Schutzglocke verlosch. Der Säureregen konnte wieder
unvermindert auf das Plateau niederprasseln. Erste Risse im Gestein
zeigten sich, Dampf stieg auf…
Doch die Ewigen registrierten das längst nicht mehr…
***
»Weißt du eigentlich, daß ich ernsthaft mit einer Katastrophe
gerechnet habe, als die Maschine aufsetzte?« Nicandra hakte sich
bei Moronthor unter. »Ich dachte, sie würde auf den Bauch fallen…
oder über das Ende des Rollfeldes hinaus ins Gelände rasen, oder
irgend so etwas. Oder eine Bombe würde hochgehen…«
Moronthor sah sie an. »Ja? Du hast eigenartige Phobien…«
»Du weißt, daß ich nicht unter Ängsten dieser Art leide«, wies
Nicandra ihn ab. »Aber ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Cheri…
laß uns erst morgen weiterfliegen. Auf die eine Nacht kommt es ja
nicht an, schätze ich.«
»Zumal es die Fluggesellschaft bezahlt«, schmunzelte
Moronthor. »Wir sollten das teuerste Hotel der Stadt nehmen. Einen
Rolls-Royce mieten, oder einen verlängerten Cadillac, und dann im
besten und teuersten Restaurant dinieren…«
»Spinner!« Sie lachte leise und hauchte einen Kuß auf seine
Wange. »Komm, sehen wir erst mal, daß wir die Übernachtung geregelt
bekommen. Hoffentlich ist unser Gepäck nicht über dem Atlantik
verloren gegangen. Vielleicht war der harmlose Defekt eine offene
Frachtluke…«
»Du solltest die Visualisierung der hirntragenden
Negativmanifestation an der vertikalen Raumabgrenzung vermeiden«,
sagte Moronthor.
»Häh? Bist du verrückt? Kann man das auch
allgemeinverständlich murmeln, was du da vor dich hin
brabbelst?«
»Mal den Teufel nicht an die Wand«, grinste der
Professor.
»Du bist ein Ekel, Moronthor. Eine verabscheuungswürdige
Bestie.«
»Deshalb liebst du mich auch so – gleich und gleich gesellt
sich gern«, schmunzelte Moronthor.
»Na, eher: Gegensätze ziehen sich an…«
»Wenn wir jetzt genug Sprichwörter ausgetauscht haben, laß uns
endlich zusehen, daß wir an unser Köfferlein und eine Umbuchung
unseres Fluges auf irgendwann morgen kommen«, schlug Moronthor vor.
»Es gibt in New York eine Menge zu sehen. Vielleicht sollten wir
sogar noch einen weiteren Tag dranhängen…«
»…den uns die Fluggesellschaft aber dann nicht mehr
bezahlt…«
»…was mir wiederum recht gleichgültig ist. Niemand drängt uns.
Wir haben Zeit. Wir haben Ruhe. Keine Geister und Dämonen in Sicht…
und selbst wenn, wären wir hier in New York nicht zuständig. Hier
gibt’s nämlich die Ghostbusters…«
»Du bist wirklich ein Spinner. Ich frage mich, wie ich es so
lange neben dir aushalten konnte.«
Sie schlenderten zum Terminal hinüber.
Moronthor fiel auf, daß Nicandra sich immer wieder mißtrauisch
umsah. Ihre Unruhe begann allmählich auf ihn abzufärben. Rechnete
sie tatsächlich mit einem dämonischen Attentat? Aber sie waren doch
aus dem Flugzeug heraus!
Aber…
Vielleicht war es auch aus Sicherheitsgründen richtiger,
tatsächlich nicht mit der nächstmöglichen Maschine zu fliegen.
Falls es tatsächlich jemand auf sie abgesehen hatte…
Zumindest einer schied aus. Leonardo deAranaque, der Fürst der
Finsternis, war im Moment nicht in der Lage, einen Racheschlag zu
führen. Er hatte dermaßen magische Prügel bezogen, daß er erst
einmal eine Weile seine Wunden würde lecken müssen. Ein
geheimnisvoller Neger, der Ombre genannt wurde, hatte in Baton
Rouge, Louisiana, mit einem Amulett gewirbelt, das eines aus dem
Siebengestirn von Myrrian-ey-Llyrana sein mußte. Daran gab es
keinen Zweifel. Das letzte und stärkste der Reihe besaß Moronthor
selbst, eines hatte seines Wissens Sid Amos, ein anderes Leonardo
deAranaque, wie sich gezeigt hatte – und nun tauchte dieser Ombre
mit dem vierten auf.
Allmählich kamen sie alle wieder zum Vorschein, die damals in
Raum und Zeit verstreut worden waren…
Moronthor hätte sich gern mit diesem Ombre unterhalten. Aber
der Neger war verschwunden, nachdem er Leonardo deAranaque in die
Flucht geschlagen hatte. Moronthor wertete das als Signal, daß
Ombre vorerst in Ruhe gelassen werden wollte. Es kam ihm auch so
vor, als wisse Ombre gar nicht so recht, was er mit seinem Amulett
alles anstellen konnte. Er besaß es wohl noch nicht lange. Kein
Wunder, daß er womöglich recht verwirrt darüber war, was geschah,
und das erst mal für sich selbst ordnen mußte.
Es würde sich später eine Gelegenheit bieten, mit Ombre wieder
in Kontakt zu kommen.
Moronthor und Nicandra hatten nach der teilweise
unbefriedigend verlaufenen Aktion noch ein paar Tage bei ihrem
Freund und Kampfgefährten Tendyke in Florida zugebracht, und jetzt
waren sie auf dem Weg zurück nach Hause. Von Miami über New York
und Paris nach Lyon, wo ihr Auto stand. Aber nun war der Flug
bereits kurz hinter New York erst einmal abgebrochen worden.
Sicher, es konnte ein ganz normaler Defekt an der Maschine
sein, und Moronthor war davon sogar überzeugt, denn er hatte nichts
spüren können, was auf das Einwirken Schwarzer Magie hinwies. Aber
ein schwacher, vager Verdacht blieb dennoch.
Denn es bestand immer die Möglichkeit, daß Dämonen und ihre
Knechte versuchten, sich an Moronthor und Nicandra für die
Niederlagen zu rächen, die die beiden ihnen beigebracht hatten. Und
seit Asmodis nicht mehr der Fürst der Finsternis war, konnte man
sich nicht mehr hundertprozentig darauf verlassen, daß solche
dämonischen Racheaktionen mittels Magie durchgeführt wurden.
Asmodis war zwar ein Höllenteufel gewesen, aber er besaß einen
gewissen Ehrenkodex, gegen den er niemals verstieß, und wie er
handelte, so handelten auch seine Untergebenen. Jetzt aber… war
alles möglich. Selbst, daß ein Dämon ein paar Gangster beauftragte,
einen Feuerüberfall mit Maschinenpistolen auf offener Straße zu
inszenieren.
Vielleicht lauerte auch im nächsten, möglicherweise
übernächsten Flugzeug Gefahr…