Moronthor und eine Handvoll Monster: Der Dämonenjäger von Aranaque 293 - Art Norman - E-Book

Moronthor und eine Handvoll Monster: Der Dämonenjäger von Aranaque 293 E-Book

Art Norman

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Beschreibung

Er warf zwei Schatten. Den dritten hatte die Fürstin der Finsternis zerstört. Sie glaubte, damit auch ihn zerstört zu haben. Aber er lebte noch, es gab ihn nach wie vor. Den Mörder, den Diener der Teufelin, den ehemaligen Sicherheitsbeauftragten der Tendyke Industries. Den erklärten Gegner von Robert Tendyke und Professor Moronthor. Rico Calderone. Zwei Schatten besaß er noch. Einen, den er selbst warf. Und den anderen, den er zusammen mit dem zerstörten von Lucifuge Rofocale erhalten hatte. Vom Herrn der Hölle. Dessen Magie steckte in Calderone, füllte ihn aus und wartete darauf, aktiv zu werden. Sie hatte ihn sogar davor gerettet, vom Zorn der Fürstin getötet zu werden. Sie hatte sich gegen ihn gestellt. Also hinderte ihn nichts mehr daran, sich seinerseits gegen sie zu stellen. Aber dazu benötigte er einen Verbündeten…

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Art Norman

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Moronthor und eine Handvoll Monster: Der Dämonenjäger von Aranaque 293

Copyright

COVER STEVE MAYER + William Trost Richards

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Moronthor und eine Handvoll Monster: Der Dämonenjäger von Aranaque 293

Art Norman

Er warf zwei Schatten. Den dritten hatte die Fürstin der Finsternis zerstört.
Sie glaubte, damit auch ihn zerstört zu haben. Aber er lebte noch, es gab ihn nach wie vor. Den Mörder, den Diener der Teufelin, den ehemaligen Sicherheitsbeauftragten der Tendyke Industries. Den erklärten Gegner von Robert Tendyke und Professor Moronthor.
Rico Calderone.
Zwei Schatten besaß er noch. Einen, den er selbst warf. Und den anderen, den er zusammen mit dem zerstörten von Lucifuge Rofocale erhalten hatte. Vom Herrn der Hölle. Dessen Magie steckte in Calderone, füllte ihn aus und wartete darauf, aktiv zu werden. Sie hatte ihn sogar davor gerettet, vom Zorn der Fürstin getötet zu werden.
Sie hatte sich gegen ihn gestellt. Also hinderte ihn nichts mehr daran, sich seinerseits gegen sie zu stellen.
Aber dazu benötigte er einen Verbündeten…
***
Er war sicher, daß Stygia, die Fürstin der Finsternis, nicht mehr mit ihm rechnete. Sie hatte ihn mit einem magischen Schlag aus dem Universum gefegt, den er eigentlich nicht hätte überleben dürfen.
Aber er hatte ihn überstanden. Stygia hatte lediglich einen der magischen Schatten vernichten können. Einen der Schatten, von denen er nicht sicher war, ob er sie wirklich benötigte.
Diese fremden Schatten besaß er, seit er aus einem Alptraum zurückgekehrt war, von dem er jetzt wußte, daß er auf eine unbegreifliche Weise Wirklichkeit gewesen war. Die Schattenmacht hatte damals verhindert, daß er an einem von Moronthor geworfenen Dolch starb.[1]
Seit jener Zeit war er aber auch ein Diener des Lucifuge Rofocale.
Warum, begriff er nicht. Doch seit er erkannt hatte, daß er damals nicht nur träumte, fühlte er sich sicherer. Er war nicht mehr von Stygia abhängig. Er hatte einen mächtigeren Herrn.
Der hatte sich ihm gegenüber bisher noch nicht bemerkbar gemacht.
Da war eine vage Hoffnung, daß er nicht einmal etwas von seinem neuen Diener wußte, daß all das, was mit dieser Magie zusammenhing, gewissermaßen automatisch abgelaufen war. Aber diese Hoffnung war wirklich nur sehr vage. Vermutlich würde sich Lucifuge Rofocale schon sehr bald bei seinem neuen Diener ›melden‹.
Bis dahin hatte Calderone freie Hand.
Denn mittlerweile hatte Stygia ihn aus ihrem Dienst ›entlassen‹. Auf ihre Weise - indem sie ihn beseitigte.
Genauer gesagt, sie hatte versucht, ihn zu beseitigen. Sie ahnte nicht, daß es ihn noch gab. Das sollte eine Überraschung für sie werden!
Sie hielt ihn für einen Versager. Zweimal hatte er in ihrem Auftrag versucht, eine tödliche Falle für Moronthor aufzustellen. Beide Male war es schiefgegangen. Das war für Calderone kein Grund zur Aufregung; er wußte nur zu gut, mit welchen starken und gerissenen Gegnern er es zu tun hatte. Da konnte einfach nicht alles auf Anhieb klappen.
Die Fürstin der Finsternis sah das anders.
Sie duldete keine Fehlschläge, die sie als Versagen betrachtete. Zweimal hatte es nicht funktioniert. Das war für sie Grund genug, den ›Versager‹ zu bestrafen und sich seiner zu entledigen.
Dabei wertete sie mit zweierlei Maß. Calderone wußte, daß sie selbst schon viel öfter gegen Moronthor und seine Mitstreiter versagt hatte. Dafür hatte sie sich selbst natürlich nicht bestraft…
Calderone verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Diese Närrin! Sie hatte ihn verraten. Er hatte ihr geholfen, hatte alles gegeben, um für sie zu arbeiten, und sie hatte dafür versucht, ihn umzubringen! Gut, er hatte nicht unbedingt Dank erwartet; schließlich wußte er, daß er es mit einer Dämonin zu tun hatte. Aber daß sie soweit ging, für Kleinigkeiten, die sie bei sich selbst völlig ignorierte und verdrängte…
Dafür würde er sie zur Rechenschaft ziehen.
Aber allein ging das nicht.
Sein bester Helfer wäre natürlich sein stärkster Helfer gewesen - sein neuer Herr, Lucifuge Rofocale. Doch es war fraglich, ob der Erzdämon seinem neuen Diener den Gefallen tun würde, ihn gegen Stygia zu stärken.
Natürlich würde er es können. Aber warum sollte er es tun? Wenn er mit ihr als Fürstin der Finsternis nicht einverstanden gewesen wäre, hätte er sie längst entfernen können. Er würde kaum eines Menschen wegen gegen sie vorgehen.
Außerdem wollte Calderone ihn nicht unnötig auf sich aufmerksam machen. Es reichte, wenn Lucifuge Rofocale ihn irgendwann von selbst fand und in seinen Dienst preßte. Und dann zumindest konnte er nicht sagen, Calderone hätte seinerseits schon einmal einen Gefallen von ihm erbeten und sich ihm damit noch weiter verpflichtet…
Wenn er Stygia angreifen wollte, mußte er es anders anstellen. Er mußte seine Helfer und Verbündeten unter ihren erklärten Feinden suchen.
Damit würde sie garantiert nicht rechnen. Und wenn, dann würde sie einen Angriff diesen Feinden zurechnen.
Vor allem, wenn diese Feinde jene waren, die Calderone gerade noch gemeinsam mit ihr, beziehungsweise in ihrem Auftrag bekämpft hatte!
Es war der Gipfel der Dreistigkeit, daß er sich ausgerechnet an Professor Moronthor wenden wollte…
***
Moronthor dachte an nichts Böses, bis er die schaurigen Klänge vernahm. Er riß die Tür seines Arbeitszimmers auf und lauschte. So etwas Schräges hatte er bisher noch nicht gehört.
Es kam von unten.
Seufzend durcheilte er den Korridor und bewegte sich die Treppe hinunter, der Lärmquelle entgegen. Dabei wurde er überholt von Lady Patricia Saris, die aus dem Seitentrakt des Châteaus kam, in dem sie und ihr Sohn Rhett eine Reihe von Zimmern bewohnten. Von der vagen Ahnung beflügelt, daß sie vielleicht wisse, welchen Ursprung der unmögliche Krach hatte, streckte Moronthor den Arm aus, um sie festzuhalten, aber sie war schon an ihm vorbei.
»Was ist denn los?« rief er ihr nach.
Sie war schon halb die Treppe hinunter.
»Dieses Monstrum hat meine Gitarre geklaut!«
Moronthor hob die Brauen. Was da aus dem Parterre erklang, hörte sich eher nach einem Dutzend gegeneinander kämpfender Kater und rolliger Katzen an, denen jemand leere Blechdosen an die Schwänze gebunden hatte.
Als Moronthor den ›Tatort‹ erreichte, fand er bereits Madame Claire vor, die Köchin, die täglich aus dem Dorf zum Château hinauf kam, um für das leibliche Wohl der Bewohner zu sorgen.
Von der anderen Seite stürmte Raffael Bois heran, der alte Diener, ohne den Château Aranaque überhaupt nicht vorstellbar war. Ihm auf dem Fuß folgte William, Lady Patricias Butler, der dem alten Raffael gern zur Hand ging und ihn unterstützte, wo er konnte.
Hinter Moronthor tauchten das Para-Mädchen Eva und Moronthors Gefährtin Nicandra Darrell auf. Damit waren sie bis auf Sir Rhett, den inzwischen beinahe 5jährigen Sohn Patricias, erstmal vollständig.
Inmitten der Eingangshalle bewegte sich ein eigenartiges Wesen.
Aus einem wehenden Umhang und einer Mischung aus Gardine und Rüschenhemd schaute ein Krokodilschädel mit großen Telleraugen hervor. Kurze Stummelflügel hielten den Umhang in ständiger Bewegung. Ein Drachenschweif wedelte schwungvoll hin und her. Und mit den vierfingrigen Händen malträtierte das seltsame Wesen eine Gitarre. Zwischen den extrem blechernen Klängen hindurch ertönte die krächzende Stimme des Geschöpfes.
»…Piep, Piep, Piep - Fooly hat euch lieb…!«
»Ich glaub's nicht«, murmelte Moronthor.
»Mister MacFool!« donnerte Butler William.
Der kostümierte Jungdrache hieb mit den Krallenfingern wieder auf die Gitarrensaiten ein, erzeugte Töne, die er wohl für gelungene Akkorde hielt, und fuhr fort, einen seltsamen Text zu singen, der sich mal reimte und mal nicht. Dann wieder der Refrain: »Piep, Piep, Piep - Fooly hat euch lieb!«
Lady Patricia stürmte auf selbigen zu und wollte ihm die Gitarre entreißen. Aber Mister MacFool geruhte sich ihr mit einer raschen Körperdrehung zu entwenden, flatterte ein Stück in die Höhe und riß eine Ritterrüstung um, die auf einem Sockel aufgestellt war. Scheppernd zerlegte sich das blankpolierte gute Stück in all seine Bestandteile, die sich über mehrere Quadratmeter Marmorfliesen verstreuten.
»Gib sofort meine Gitarre her, du Scheusal!« tobte die schottische Lady gar nicht ladylike. »Ich dreh' dir Mistvieh den Hals um! Was, in Dreiteufelsnamen, machst du da?«
Der Jungdrache unterbrach seine musikalische Darbietung und reckte, sich dabei drehend, die Gitarre so hoch, daß Patricia es nicht schaffte, sie ihm zu entreißen.
»Ich übe!« krähte Fooly.
»Du übst? Wie man ein Musikinstrument zerstört, wie?«
»Kulturbanausin!« fuhr der Jungdrache sie an. »Was verstehst du schon von wahrer Musik?«
»Eine ganze Menge!« hielt Patricia dagegen. »Bei uns in Schottland basiert Musik noch auf Können und Harmonie, und außerdem fragt man, bevor man anderen die Instrumente klaut.«
»Ach, wenn doch in Schottland auch jemand die Zuhörer fragen würde, ob sie das Dudelsackgejaule auch wirklich hören wollen«, seufzte Madame Claire.
Prompt fand Lady Patricia einen neuen Feind. »Gejaule? Was erlauben Sie sich? Wie können Sie es wagen…«
Moronthor näherte sich derweil dem Drachen. »Von wahrer Musik ist das, was du hier aufführst, aber ziemlich weit entfernt. Was soll das?«
»Pah«, machte der Drache verächtlich. »Ihr habt wirklich keine Ahnung. Dabei solltet ihr mir dankbar sein für das, was ich tue. Ich übe für meinen großen Auftritt! Ich werde nach Birmingham fliegen und da…«
»Birmingham?« hakte Nicandra ein. »Doch nicht etwa zur Auto-Ausstellung am 20. Oktober?«
»Vielleicht wäre es effektiver, am 10. Oktober zum Buchmesse-Convent nach Frankfurt zu fliegen«, murmelte Moronthor. »Wer will sich schon einen Haufen scheußlicher Kleinwagen anschauen, wenn's Bücher zu sehen, Autogramme zu schreiben und Vorträge zu hören gibt…«
»Papperlapapp! Bücher! Autos! Was Vernünftigeres fällt euch wohl nicht ein?« Der Drache wedelte mit der Gitarre und den Flügeln. »Ich fliege nächstes Jahr nach Birmingham und werde mit meinem Lied den Grand Brie gewinnen.«
»Grand Prix heißt das!« korrigierte Nicandra automatisch. »Grand Prix d'Eurovision de la Chanson…«
»Unsinn!« maulte Fooly. »Prix ist doch dieser Indianerhäuptling, der in den Winnetou-Filmen mitspielt! Pierre Prix!«
»Der«, stöhnte Nicandra, »heißt Pierre Brice!«
»So ein Käse«, winkte der Jungdrache ab. »Kann ich was dafür, wenn ihr Franzosen nicht richtig sprechen könnt? Auf jeden Fall werde ich nächstes Jahr in Birmingham gewinnen.«
»Erstens«, stellte Moronthor klar, »findet im nächsten Jahr der Grand Prix nicht in Birmingham statt. Zweitens wirst du mit deinem Gekrächze und Gehüpfe höchstens mit einer Mischung aus Papagei und Rabe verwechselt, aber kaum etwas gewinnen!«
»Guildo Horn hat doch auch gewonnen!« trumpfte Fooly auf.
»Drüben in Deutschland. Aber nicht in Birmingham. Da hat er nur den siebten Platz erreicht.«
»Dann gewinne ich eben auch mit dem siebten Platz!« sagte Fooly energisch. »Und jetzt laßt mich gefälligst weiter üben! Schließlich bin ich noch besser als der ›Meister‹.«
»Und verscheuchst die Geister«, reimte Eva spöttisch im Hintergrund.
Das hatte Fooly gehört. »Klasse!« stieß er hervor. »Das übernehme ich in den Liedtext: Ich bin besser als der ›Meister‹ und verscheuche alle Geister! Piep, piep, piep, Fooly hat euch lieb…«
»Ich fasse es nicht«, ächzte Patricia, die ihre Grundsatzdiskussion mit Madame Claire mittlerweile zu gegenseitiger Unzufriedenheit abgeschlossen hatte. »Der begreift’s einfach nicht! Her mit meiner Gitarre, sofort!« Diesmal schaffte sie es, ihm das Instrument aus den Klauen zu pflücken. Sofort retirierte sie um einige Meter und betrachtete es prüfend. »Himmel, dieser komische Vogel hat ja noch das Blättchen zwischen den Saiten stecken…« Dort pflegte sie das kleine Hilfsmittel zu fixieren, wenn sie nicht spielte, damit es nicht verlorenging. Jetzt zupfte sie es hervor und schlug damit ein paar Akkorde an. »Kein Wunder, daß das so schräg klang.«
Sie sah Fooly drohend an.
»Wenn du dich noch einmal ungefragt an meinem Instrument vergreifst, bist du nicht nur fällig, sondern anschließend auch baufällig!«
Zornig stapfte sie davon.
Fooly sah nacheinander Moronthor und Nicandra an. »Apropos Instrument und Auto-Ausstellung. Wir müssen mit dem Cadillac in die Stadt fahren«, verlangte er. »In irgendein Musikgeschäft. Ich muß sofort eine Gitarre haben!«
»Hier muß keiner was!« fauchte Nicandra ihn an. »Und schon gar nicht mußt du eine Gitarre haben oder wir dafür extra nach Feurs oder Roanne fahren! Erst recht nicht mit meinem Cadillac! Diese Kostprobe deines Untalents reicht mir völlig!«
»Keiner versteht mich«, seufzte der Drache. »Keiner hat mich lieb.«
Er warf den Umhang und das seltsame andere Etwas von sich, in das er sich gehüllt hatte, und watschelte auf seinen kurzen Beinen davon.
»Ich weiß gar nicht, was Sie alle haben«, sagte Madame Claire. »Ich fand ihn ganz hervorragend!«
Fooly blieb abrupt stehen und drehte sich um. »Was?« stieß er überrascht hervor. »Ausgerechnet du, Madame Claire? Dabei hackst du sonst doch immer nur auf mir herum!«
»Bisher wußte ich ja auch noch nicht, wie gut du singen kannst, Fooly«, sagte sie. »Also, meine Stimme kriegst du auf jeden Fall! Und jetzt werde ich erst mal Nußecken backen.« Sprach's und eilte in Richtung Küche davon.
»Ha, wenigstens ein Mensch mit Musikverstand in diesem Haus!« triumphierte Fooly und entkam nach draußen.
Moronthor und Nicandra sahen sich an.
»In unserer Köchin entdecke ich immer neue menschliche… nein, unmenschliche Abgründe«, erkannte Moronthor. »Wer hätte gedacht, daß sie in Sachen Musik eine solche Masochistin ist?«
***
Fooly marschierte derweil über den gepflasterten Vorhof zum Tor. Er schritt hindurch und überlegte sich, was er als nächstes unternehmen konnte. Die Sonne schien, er hatte Zeit und wußte nicht viel mit sich anzufangen. Sein menschlicher Spielkamerad Rhett war unten im Dorf bei den Kindern von Pascal und Nadine Lafitte. Vielleicht sollte er einmal nachschauen, was die jetzt gerade trieben.
Er breitete die Schwingen aus, erhob sich in die Luft, und da gerade keiner zuguckte, spielte er nicht den beinahe fluguntüchtigen Tolpatsch, sondern glitt elegant über die Felder den Berghang hinab und dem Dorf entgegen.
Daß seine Flügel tatsächlich viel zu kurz waren, um sein nicht unerhebliches Gewicht tragen zu können, interessierte ihn dabei herzlich wenig. Das war eine Sache der Schwerkraft und anderer Naturgesetze, um die er sich noch nie gekümmert hatte. Er wollte fliegen, also tat er es, auch wenn jene Naturgesetze dagegen waren.
Solange sie sich nicht beschwerten…
***
»Jetzt haben wir ihn tödlich beleidigt«, sagte Eva und strich sich mit einer fahrigen Geste durch das lange, blonde Haar. »Vielleicht sollte ich ihm nachgehen und ihn zurückholen.«
Nicandra schüttelte den Kopf. »Das gehört zu seiner Schau. Der pfiffige Bursche grinst längst innerlich und stellt sich vor, wie wir uns jetzt seinetwegen in die Haare kriegen.«