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Lake *** Ich hatte nie damit gerechnet, dass eine einzige Nacht mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Einst war Nate nicht mehr als ein One-Night-Stand, aufgegabelt in einer Bar. Doch am ersten Tag meiner Facharztausbildung steht er plötzlich als mein Mentor vor mir. Wir dürfen uns einander nicht mehr nähern, aber die Anziehungskraft ist stärker als jedes Verbot. Trotz meiner Verlustängste, die tief in meiner Kindheit verborgen liegen, schafft er es, mein Herz zu erobern. Leider bringt diese Liebe meine Zukunft in Gefahr … *** Nate *** Ich war nie der Typ für einmalige Sachen. Dennoch bekam ich nicht mehr von Lake, als diese mich in einer Sportsbar ansprach. Am ersten Tag der Facharztausbildung kreuzen sich erneut unsere Wege: Ich soll sie zukünftig ausbilden. Wie soll ich mich von ihr fernhalten, wenn ich sie jeden Tag vor der Nase habe? Trotz aller Verbote entwickeln wir Gefühle füreinander, aber dann beendet Lake, was gerade erst angefangen hat. Ich will sie nicht ziehen lassen, doch auf einmal passiert etwas, womit niemand von uns gerechnet hat, und ich drohe, sie endgültig zu verlieren. Werde ich ihr Herz erobern können oder verschließt sie es weiterhin vor mir? * * *
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BRANDED
BUCH VIER
Für Dich,
für mich,
für uns!
1. Nate
2. Lake
3. Nate
4. Lake
5. Nate
6. Lake
7. Nate
8. Lake
9. Nate
10. Lake
11. Nate
12. Lake
13. Nate
14. Lake
15. Nate
16. Lake
17. Nate
18. Lake
19. Nate
20. Lake
21. Nate
22. Lake
23. Nate
24. Lake
25. Nate
26. Lake
27. Nate
28. Lake
29. Nate
30. Lake
Danksagung
Kennst du schon?
Kennst du schon?
Kennst du schon?
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Copyright © 2023 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S. B. Zimmer / S. Köhn
Satz und Layout: Julia Dahl
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Lake
Ich hatte nie damit gerechnet, dass eine einzige Nacht mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Einst war Nate nicht mehr als ein One-Night-Stand, aufgegabelt in einer Bar. Doch am ersten Tag meiner Facharztausbildung steht er plötzlich als mein Mentor vor mir. Wir dürfen uns einander nicht mehr nähern, aber die Anziehungskraft ist stärker als jedes Verbot.
Trotz meiner Verlustängste, die tief in meiner Kindheit verborgen liegen, schafft er es, mein Herz zu erobern.
Leider bringt diese Liebe meine Zukunft in Gefahr …
Nate
Ich war nie der Typ für einmalige Sachen. Dennoch bekam ich nicht mehr von Lake, als diese mich in einer Sportsbar ansprach. Am ersten Tag der Facharztausbildung kreuzen sich erneut unsere Wege: Ich soll sie zukünftig ausbilden. Wie soll ich mich von ihr fernhalten, wenn ich sie jeden Tag vor der Nase habe?
Trotz aller Verbote entwickeln wir Gefühle füreinander, aber dann beendet Lake, was gerade erst angefangen hat. Ich will sie nicht ziehen lassen, doch auf einmal passiert etwas, womit niemand von uns gerechnet hat, und ich drohe, sie endgültig zu verlieren.
Werde ich ihr Herz erobern können oder verschließt sie es weiterhin vor mir?
* * *
Was für ein Tag!
Ich war fix und fertig von der Schicht im Krankenhaus. Drei OPs hatten angestanden, zwei davon waren kleinere Routineeingriffe, aber die dritte war der Horror und hatte mich zwölf Stunden gekostet. Die Frau hatte Brandverletzungen und ich musste Haut von ihren Beinen transplantieren. Normalerweise machte ich so was mit links, aber das junge Alter und die Ursache für die Verletzungen ließen mich nicht kalt. Sie und ihr Freund hatten mit Feuer und Brandbeschleuniger gespielt und die Sache ging furchtbar schief – nun war sie fürs Leben gezeichnet.
Ich hatte mich gerade in meinen BMW gesetzt, als mein Handy klingelte. »O Mann«, stieß ich aus, dann holte ich das Smartphone aus meiner Hosentasche. »Bothwell?«
»Hey, Alter, hast du unser Treffen vergessen?«, fragte Riley, mein jüngster Bruder, interessiert.
»Nein, ich war bis gerade eben noch im Krankenhaus. Seid ihr bei Gray?«
»Ja, sind wir.«
»Alles klar, ich komme auf ein Bier vorbei.«
»Nur eins?«, hakte er nach.
»Ja, ich habe eine 24-Stunden-Schicht und drei OPs hinter mir. Lange halte ich nicht mehr durch«, erwiderte ich müde. Am liebsten wäre ich sofort nach Hause gefahren, aber ich sah meine Brüder und Freunde meistens nur freitags oder samstags, manchmal auch sonntags, aber unter der Woche selten, weil nicht nur ich arbeiten musste. Und wenn ich eine lange Schicht hinter mir hatte, brauchte ich Zeit für mich, um mich auszuruhen. Nur heute würde ich darauf verzichten, früh ins Bett zu kommen.
»O Fuck! Bist du sicher, dass du dann herkommen willst?«
»Ja, auf ein Bier komme ich. Abgesehen davon sind die Abende, die nicht zu lange werden sollen, immer die besten.«
»Alles klar«, entgegnete mein Bruder. »Bis nachher.«
»Ja, bis dann.« Ich legte auf und startete den Motor. Zum Glück musste ich den Schlüssel nur bei mir haben, was eine große Erleichterung war. Ich manövrierte meinen BMW aus der Parklücke, dann fuhr ich langsam zur Ausfahrt.
* * *
Ich parkte meinen Wagen auf dem Parkplatz in der Nähe von Grays Bar. Nachdem ich diesen verriegelt hatte, machte ich mich auf den Weg dorthin, um meine Brüder sowie meine Freunde zu treffen. Camden und Frankie waren von ihrer Hochzeitsreise zurück, Bastien und Belle hatten sich versöhnt und es war rein rechnerisch nur eine Frage der Zeit, bis der nächste von uns unter die Haube kam. Ich wahrscheinlich nicht, denn ich hatte keine Frau an meiner Seite, aber ich war mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Tyler und Flor Nägel mit Köpfen machten.
»Hey, Leute«, grüßte ich die Jungs, als ich den Tisch erreicht hatte.
»Hey«, erwiderte Camden und klopfte mir auf die Schulter. »Du siehst echt fertig aus.«
»Stell dir vor, das bin ich auch«, erwiderte ich trocken und setzte mich auf den freien Hocker.
»Riley hat dich schon durchs Fenster gesehen und holt gerade ein Bier für dich.«
»Ich sollte alkoholfreies Bier trinken«, sagte ich und rutschte wieder vom Barhocker. »Ich muss echt ins Bett.« Danach ging ich an die Bar, als ich neben Riley stand, klopfte ich ihm auf die Schulter. »Na, Kleiner.«
Er sah mich an und verdrehte die Augen. »Nur weil ich der Jüngste bin, bin ich kein Kleiner.«
»Whoooooo!«, riefen ein paar Frauen, weshalb ich den Kopf drehte.
»Was ist denn da los?«, erkundigte ich mich.
Riley schnaubte. »Das sind wohl ein paar Studentinnen, die gerade ihren Abschluss gemacht haben. Die sind seit zwei Stunden hier und lassen sich volllaufen.«
»Sie feiern eher«, mischte Flor sich ein, die hinter Riley auf einem Hocker saß. »Und das kann ich verstehen, denn man freut sich, wenn man die Uni geschafft hat.«
»Stimmt«, sagte ich nickend.
»Hier sind deine Biere«, meinte Gray und stellte vier Flaschen vor Riley.
Mein Bruder schob mir eine davon zu.
»Ich trinke heute Light Bier, sonst muss ich ein Taxi nehmen – und ich bin an meinem freien Tag nicht sonderlich scharf darauf, mein Auto holen zu müssen.«
»Verständlich«, erwiderte Riley. »Dann kriegt Kellan es oder einer der anderen.«
»Ich bin mir sicher, dass einer von ihnen sein Bier ausgetrunken hat und meins nehmen kann.« Dann wandte ich mich an Gray und bestellte ein Light Bier.
»Kommt sofort und hi«, er lächelte und nickte mir zu.
»Hi.«
Riley ging zurück an den Tisch und ich unterdrückte ein Gähnen. Ich war wirklich am Ende, aber dummerweise hatte ich vorhin zugesagt, noch hierher zu kommen.
»Hier ist dein Bier«, sagte Gray, als er die Flasche Light Bier vor mich stellte.
»Danke dir.« Ich nahm die Bierflasche an mich und schaute Flor an. »Wie geht’s dir so?«
»Ganz gut, danke.« Sie betrachtete mich. »Du hattest eine anstrengende Schicht, oder?«
»Frag besser nicht«, erwiderte ich seufzend. »Ich bin froh, wenn ich ins Bett komme.«
»Glaube ich dir.« Sie schenkte mir ein Lächeln. »Ich sagte vorhin noch zu Tyler, dass er dich am besten in Ruhe lässt, damit du nicht noch herkommst, und dann hat Riley dich schon angerufen.«
Ich beugte mich zu ihr und drückte einen Kuss auf ihre Schläfe. »Du bist die beste Schwägerin in spe, die ich habe.«
»Hey!«, echauffierte sich Frankie gespielt. »Ich sitze auch noch hier.«
»Und du bist die beste Schwägerin, die ich zurzeit habe.«
Sie grinste. »Geht doch.«
»Du Nase«, erwiderte ich kopfschüttelnd und trank einen Schluck meines Bieres. »Ich gehe mal zu den Männern.«
»Mach das«, erwiderte Belle, Kellans jüngere Schwester und Bastiens Lebensgefährtin.
Ich wandte mich von den Frauen ab, anschließend ging ich zurück zu meinen Brüdern sowie unseren Freunden. Ich war echt am Ende und wollte nur noch ins Bett, aber mir war klar, dass ich nicht vor Mitternacht hier rauskommen würde. Die Abende, an denen man nicht lange bleiben wollte, eskalierten immer. Die Erfahrung hatte ich in meinem Leben nicht nur einmal gemacht.
»Da bist du ja wieder«, sagte Tyler gut gelaunt. Seit er wieder mit Flor zusammen war, hatte man ihn nicht einmal genervt erlebt. Gestresst ja, aber das hatte er seither an niemandem mehr ausgelassen. Womöglich lag es an Flor, denn sie schoss hart zurück, wenn er ihr querkam. Fragte man mich, hielt ich es für genau das Richtige, denn die Zwillinge brauchten Frauen, die ihnen Feuer unter den Ärschen machten. »Und du siehst echt fertig aus.«
»Bin ich auch«, entgegnete ich. »Ich denke, nach dem Bier werde ich abhauen.«
»Wirst du ja doch nicht«, meinte Riley. »Du sagst jedes Mal, dass du nur auf ein oder zwei Bier bleibst, am Ende bist du dann hier, bis wir alle gehen.«
Daraufhin zuckte ich mit den Schultern. »Heute zieh ich es durch.«
Sie lachten. »Als ob«, stieß Kellan amüsiert aus. »Du bist bestimmt wieder bis weit nach Mitternacht hier.«
Ich winkte ab. »Definitiv nicht.« Abermals trank ich etwas von meinem Bier. »Ich bin echt durch, nachdem ich drei OPs hinter mich bringen musste.«
»Schwere Fälle?«, erkundigte sich Camden.
»Zwei waren Routineeingriffe, die dritte war anstrengend«, ließ ich ihn wissen. »Und die hat mir auch echt ins Kreuz geschossen.«
»Was war das für ein Eingriff?«, fragte Riley interessiert.
»Hauttransplantation nach einer heftigen Verbrennung«, antwortete ich. »Und mehr darf ich euch gar nicht sagen.«
»Klingt schon nach heftigem Stress«, stellte Bastien fest.
»Absolut«, stimmte Kellan ihm zu.
Ich räusperte mich, wollte etwas sagen, aber dann quietschten die Studentinnen wieder los, weshalb ich dorthin schaute. Eine verdammt hübsche Blondine fiel mir ins Auge, die gerade in eine Scheibe Zitrone biss. Alles klar, sie tranken Tequila, entweder würden sie nachher im Fuselkoma liegen oder sternhagelvoll durch die Gegend wanken.
Sie quietschten wieder los und lachten, weshalb ich kopfschüttelnd und grinsend den Blick abwandte.
»Die haben heftigen Spaß«, stellte Riley mit skeptischem Blick fest.
»Lass sie. Du sagtest doch, dass sie erst ihren Abschluss gemacht haben«, sagte Camden. »Wobei ich finde, dass sie zu alt sind, um das College abgeschlossen zu haben.«
»Wahrscheinlich haben sie den Master gemacht oder irgendein anderes Studium abgeschlossen. Überlegt mal, wie lange man fürs Medizinstudium braucht«, meinte Kellan und nahm einen Schluck seines Whiskeys.
»Aber es sind ein paar verdammt hübsche Frauen in dieser Gruppe«, stellte Riley fest, was auch Kellan aufmerksamer machte.
Die beiden schauten zu den Frauen. »Ja, ein paar sind wirklich ziemlich süß«, sagte er schließlich, während mein jüngster Bruder zustimmend nickte.
Kopfschüttelnd trank ich noch einen Schluck Bier.
»Alter?«
Ich sah Tyler an. »Was gibt’s?«
»Kommst du mit eine rauchen? Ich hab ein paar Fragen wegen Flors Narbenkorrektur, da sie sich ja doch dafür entschieden hat«, meinte er.
»Klar.« Ich rutschte von meinem Hocker und machte mich gemeinsam mit ihm auf den Weg nach draußen.
Die kleine Blondine steuerte ebenfalls mit einer ihrer Freundinnen die Tür an, erreichte sie kurz nach mir, weshalb ich sie für sie öffnete. Lächelnd schaute sie zu mir hoch. »Danke, Süßer.«
Meine Augenbraue glitt in die Höhe. »Gern, Kleine.«
Sie kicherte, ergriff die Hand ihrer Freundin und ging mit ihr nach draußen.
»Raus mit dir, Süßer«, neckte Tyler mich lachend und schob mich aus der Bar.
Lachend ging ich ein Stück mit ihm, dann tastete ich meine Taschen ab. »Gott.«
»Hast du keine Zigaretten bei dir?«
»Nein, ich muss sie im Spind vergessen haben«, erwiderte ich, woraufhin er mir sein Päckchen unter die Nase hält. »Danke.« Ich nahm eine Zigarette heraus und ließ mir Feuer von ihm geben. »Was für Fragen hast du?«
»Wie läuft so eine Narbenkorrektur ab?«, erkundigte er sich. »Also wird sie dabei in Vollnarkose gelegt oder wird das unter örtlicher Betäubung gemacht?«
»Das ist unterschiedlich, aber bei der Anzahl von Flors Narben würde ich zu einem Eingriff unter Vollnarkose raten. Es sind viele und tiefe Wundmale, die behandelt werden müssen«, erklärte ich meinem Bruder geduldig.
»Und was für Methoden gibt es da?«
»Uff«, stieß ich aus. »Einige. Ich arbeite immer mit der Expandermethode, aber die braucht mehrere Wochen. Bei den tiefen Narben würde ich allerdings eine Fernlappenplastik vornehmen, dabei wird Gewebe mit Blutgefäßen von einer anderen Stelle des Körpers entnommen, um am Narbengewebe verpflanzt zu werden, meist mit Mikrogefäßanschluss, damit die Blutversorgung gegeben ist.«
Tyler hob die Augenbrauen. »Klingt verdammt kompliziert.«
»Die Eingriffe unterscheiden sich und ja, sie können kompliziert werden, aber das ist nichts, was ich nicht hinkriege.« Ich räusperte mich. »Warum will sie jetzt doch die Narbenkorrektur vornehmen lassen?«
»Weil sie sich immer noch hässlich fühlt mit den vielen Schnittnarben. Ich sage ihr zwar immer wieder, dass sie das nicht ist, aber das will sie nicht hören«, entgegnete er seufzend. »Und letzte Woche meinte sie, dass sie gern zum Arzt gehen würde, um darüber zu sprechen, was auf sie zukommen würde.«
»Das habe ich ihr doch damals alles schon erklärt«, sagte ich irritiert.
»Ja, aber wir kennen Flor, sie hat manchmal ein Gedächtnis wie ein Sieb«, sagte er trocken.
Ich lachte auf. »Na ja, so schlimm ist es nicht.«
»Doch, manchmal schon«, erwiderte er grinsend.
Kopfschüttelnd zog ich an meiner Zigarette und ließ meinen Blick schweifen, er blieb an der blonden Schönheit haften, die ihn erwiderte und mir ein Lächeln schenkte. Ich nickte ihr zu.
»Wo guckst du denn hin?«, wollte Tyler wissen. »Ah … Meinst du nicht, sie ist ein bisschen jung für dich?«
Irritiert sah ich meinen Bruder an. »Man wird doch schauen dürfen.«
»Sicher, aber die beiden kommen auf uns zu«, sagte er mit einer gehobenen Augenbraue, als er wieder zu mir schaute. »Das Ding klärst du.«
»Keine Sorge, werde ich.«
»Willst du dich jetzt echt zu den Kerlen gesellen, Lake?«, hörte ich eine Frauenstimme.
»Wieso nicht, wenn der eine schon immer wieder zu uns schaut?«, fragte die andere.
Ich hatte keine Ahnung, welche Stimme der Blondine gehörte, aber der Name Lake gefiel mir.
»Hey«, wurden wir angesprochen.
Ich schaute zur Seite und sie war diejenige, die uns gegrüßt hatte. »Guten Abend.«
»Mir ist aufgefallen, dass du immer wieder zu uns geschaut hast«, meinte sie.
»Darf ich mich nicht umsehen, wenn Frauen in der Bar meines Kumpels herumquietschen?«, erkundigte ich mich lächelnd.
»Mach du mal, Alter, ich gehe wieder rein.«
Ich nickte Tyler zu.
»Ich gehe auch wieder rein, Lake, ich will dir nicht beim Flirten zusehen.«
»Lake also«, stellte ich fest.
»Ja, meine Eltern fanden den Namen super, ich hingegen mag ihn nicht besonders gern, weil ich mir immer anhören darf, dass er außergewöhnlich ist.«
Daraufhin schüttelte ich den Kopf. »Du bist zwar die erste Frau mit dem Namen, die ich kennenlerne, aber außergewöhnlich finde ich deinen Namen nun nicht.«
Sie schnaubte amüsiert. »Wie ist dein Name?«
»Nate«, entgegnete ich und streckte die Hand aus.
»Freut mich, Nate.«
»Mich ebenfalls, Lake«, sagte ich, als sie meine Hand ergriff. Es kam mir vor, als würde ein Blitz durch meinen Arm fahren. »Was feiert ihr heute Abend eigentlich?«
»Den Uniabschluss, auch wenn es für manche von uns noch nicht so weit ist, dass wir fertig sind.«
Ich hob eine Augenbraue. »Warum nicht?«
»Wir haben zusammen Medizin studiert, jetzt geht’s erst mal in die Facharztausbildung«, erwiderte sie.
»Hast du schon einen Platz gefunden?«
Sie nickte. »Ich fange im … Keine Ahnung, ich hab den Namen des Krankenhauses vergessen, aber es gehört zu den Besten in der Stadt.«
»Und wo hast du studiert?«, erkundigte ich mich.
»In Santa Cruz.« Sie neigte den Kopf. »Was machst du beruflich?«
»Ich bin Chirurg.«
Sie hob überrascht die Augenbrauen. »Welches Fachgebiet?«
»Plastische Chirurgie«, erwiderte ich.
»Wow, in den Fachbereich wollte ich auch«, sagte sie.
Ich wusste, dass es nur wenige Krankenhäuser in der Stadt gab, die eine Abteilung für plastische Chirurgie hatten, und sie würde erst noch die Facharztausbildung machen. Sicher war sie noch jung, vermutlich in Flors oder Belles Alter, aber danach wollte ich sie nicht fragen. »Was interessiert dich an plastischer Chirurgie?«
»Na ja, in erster Linie, dass man Unfallopfern und so ein neues Leben schenken kann«, antwortete sie. »Es geht mir nicht darum, irgendwelche Brüste vergrößern zu können, ich möchte den Menschen wirklich helfen.«
Ich nickte. »Das war auch mein Antrieb, deshalb habe ich nicht in einer Klinik für Schönheitschirurgie angefangen.«
Sie verzog ihre Lippen zu einem Lächeln. »Hast du die Facharztausbildung schon abgeschlossen?«
»Ja, schon vor einer Weile«, entgegnete ich und zog noch einmal an meiner Zigarette.
»Und wann?«
»Vor gut zwei Jahren«, ließ ich sie wissen. »Ich habe damals zwei Klassen übersprungen, entsprechend früher habe ich mit dem Studium angefangen.«
»Ach krass«, stieß sie aus. »Du bist also ein ganz helles Köpfchen.«
Meine Mundwinkel zuckten, dann lächelte ich. »Vielleicht.«
Lake lachte. »Bescheiden auch noch.«
»Stimmt.«
Sie schaute sich kurz um, dann wieder zu mir hoch. »Hättest du Lust, was mit mir zu trinken? Dann könntest du mir erzählen, was alles auf mich zukommt.«
»Klar, wieso nicht?«
»Ich frage, weil du ziemlich müde aussiehst, auch wenn das deinem Aussehen keinen Dämpfer verpasst.«
Meine Augenbrauen glitten in die Höhe wegen ihrer entwaffnenden Ehrlichkeit. »Geht schon, keine Sorge.« Ich schnippte meine Zigarette in den Aschenbecher, anschließend deutete ich zur Tür. »Sollen wir uns an die Bar oder an einen Tisch setzen?«
»Ein Tisch wäre vielleicht besser, an der Bar ist es ziemlich laut«, sagte sie.
»Geht klar.« Ich brachte sie hinein und schaute mich nach einem freien Tisch um. »Dort hinten in der Ecke ist was frei.«
»Alles klar. Ich hole uns was zu trinken und komme dann dorthin«, meinte sie und schenkte mir ein Lächeln, das sie umwerfend gut aussehen ließ.
Verdammt, ich spürte sogar meinen beschleunigten Herzschlag. Diese Frau hatte etwas an sich, das mich echt ins Stolpern brachte.
* * *
Es war schon ein ziemlich großer Zufall, hier einem plastischen Chirurgen über den Weg zu laufen, aber ich freute mich darüber. Nate war nicht nur Arzt, er sah auch noch unwahrscheinlich gut aus. Zudem konnte er mir sicher ein paar Fragen beantworten, denn die hatte ich bei meinem Bewerbungsgespräch im Krankenhaus nicht mehr stellen können.
Ich hatte Nate gar nicht gefragt, was er trinken möchte, aber ich dachte, mit Bier würde ich nichts verkehrt machen – und ich wollte nicht noch mehr Shots trinken, denn die waren mir schon ordentlich zu Kopf gestiegen. Bier war zwar auch keine glorreiche Idee, aber es war besser als Shots. Später würde ich wohl Wasser bestellen, sofern ich noch durchhielt, denn ich war seit dem frühen Morgen auf den Beinen und bei der letzten Bewerbungsrunde im Krankenhaus. Ich war gemeinsam mit den anderen Frauen hierher gekommen, die ebenfalls einen Platz für die Facharztausbildung ergattern konnten. Ich hatte mich sofort mit ihnen verstanden. Ein paar Männer, die ebenfalls dort anfangen würden, wollten lieber in eine andere Bar und von dort aus weiter in einen Club.
»Danke«, sagte ich zum Barkeeper, nachdem ich mein Wechselgeld bekommen hatte, und nahm die Bierflaschen an mich.
»Gern geschehen.« Er zwinkerte mir zu, doch ich sagte nichts dazu.
Ich wandte mich ab, dann machte ich mich auf den Weg zu Nate, der an jenem Tisch auf mich warten wollte. Dummerweise saß er nicht dort, als ich ihn ansteuerte, weshalb ich mich nach ihm umsah. Er stand bei den Männern, bei denen ich ihn vorhin schon einmal gesehen hatte. Da er sicher gleich kommen würde, stellte ich die Flaschen auf den Tisch und kletterte auf einen Hocker.
»Warum kommst du nicht zu uns?«, fragte Gemma, eine Freundin und ehemalige Kommilitonin von mir, die im gleichen Krankenhaus anfangen würde wie ich.
»Ich habe diesen Kerl kennengelernt, er ist plastischer Chirurg und ich dachte, es wäre cool, ihn ein wenig auszufragen, weil ich ja auch in die Richtung gehen will«, antwortete ich aufrichtig.
»Welcher Typ?«
»Er steht dort vorn bei der Gruppe Männer, der große Typ mit den schwarzen Haaren.«
Sie schaute ebenfalls zu Nate und seinen Freunden. »Ich sehe da mehrere stehen, die schwarze Haare haben.«
Ich holte tief Luft. »Der mit dem beigen Jackett.«
»Ah, von hinten sieht er ja schon süß aus.«
»Warte mal ab, wie er von vorn aussieht«, erwiderte ich lächelnd, als sie mich ansah. »Der Kerl ist ein Bild von einem Mann.«
»Und Arzt.«
»Und Arzt«, bestätigte ich.
»Und er ist sicher heiß, wenn du ihn jetzt schon so anhimmelst.«
»O ja«, stimmte ich zu und stieß ein Seufzen aus. »Vielleicht geht ja ein bisschen mehr als quatschen.«
»Also wirklich, Lake«, sagte sie kichernd. »Du Luder.«
»Warum? Ich bin Single und habe gern Spaß, wenn er auch alleinstehend ist, spricht doch nichts dagegen«, hielt ich amüsiert fest.
»Stimmt.«
»Er kommt«, sagte ich. »Kannst du mich allein lassen?«
»Klar. Viel Spaß.« Gemma zwinkerte mir zu, dann ließ sie mich allein.
»Tut mir leid, ich musste meinen Leuten gerade erklären, warum ich mich nicht wieder zu ihnen setze«, meinte er, als er sich zu mir setzte.
»Schon gut.« Ich räusperte mich. »Ich hoffe, Bier ist okay.«
»Klar, auch wenn ich eigentlich nichts trinken wollte«, erwiderte Nate.
»Oh, dann trinke ich es«, schlug ich lächelnd vor.
Er schnaubte amüsiert, dann verzog er seine absolut perfekten Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. Verdammt, er war wirklich ein Bild von einem Mann. Maskuline Züge, Bartschatten, kurze schwarze Haare, die er nach hinten gekämmt hatte, und die grünbraunen Augen waren der Wahnsinn. »Schon gut, eins trinke ich und falls wir länger quatschen, steige ich auf Wasser um, da ich noch fahren muss.«
»Okay.« Ich schob eines der Budweiser zu ihm. »Dann cheers.«
»Cheers.« Wir stießen miteinander an, dabei sahen wir einander in die Augen – und ich hatte das Gefühl, dass er mir tief in die Seele blicken konnte.
Ich trank etwas Bier, musste aber wieder mal feststellen, dass es so gar nicht meinem Geschmack entsprach. Normalerweise trank ich Cocktails, doch wieder kam mir in den Sinn, dass ich mich nicht abschießen wollte.
»Also, was interessiert dich?«, erkundigte er sich.
Ich holte tief Luft. »Wann durftest du das erste Mal operieren?«
»Wow«, sagte er und sah mich nachdenklich an. »Meinst du, wann ich das erste Mal assistieren durfte oder allein operieren durfte?«
»Allein operieren«, erwiderte ich.
»Unter Aufsicht durfte ich das erste Mal nach etwa sechs Jahren allein operieren, ganz allein am Ende meiner Facharztausbildung«, erzählte er. »Aber assistiert habe ich schon ziemlich früh, man muss das Ganze ja auch lernen.«
Ich lehnte mich zurück. »Bildest du auch aus oder machen das die älteren Ärzte?«
»Ich übernehme es auch«, antwortete er. »Aber die meisten wollen gar nicht in die plastische Chirurgie.«
»Warum nicht?«, hakte ich irritiert nach.
»Viele Studenten wollen Kinderarzt, Kardiologe oder Frauenarzt werden, aber ich war damals der einzige Anwärter, der plastischer Chirurg werden wollte.«
»O Mann«, stieß ich aus. »Das ist traurig.«
»Ich hoffe, dass dieses Jahr ein paar mehr Interessierte anfangen.«
»Bestimmt.«
Er neigte den Kopf. »In welchem Krankenhaus fängst du an?«
Ich bekam große Augen. »Warum?«
»Es interessiert mich.« Nate schenkte mir ein charmantes Lächeln, aber ich hatte Schiss, dass er sich vielleicht als Stalker herausstellen würde. Ja, eine Nacht war okay, aber wenn ich einen One-Night-Stand hatte, dann tauschte ich nicht mal die Nummer mit dem Kerl aus.
»Lass uns nicht darüber reden, ich frage dich ja auch nicht, in welcher Klinik du arbeitest«, wich ich lächelnd aus.
Er lachte leise. »Warum verrätst du es mir nicht?«
»Weil ich dich nicht kenne, und stell dir mal vor, dass wir einander dann stalken«, antwortete ich trocken, was ihn bloß lauter lachen ließ – alles klar, er nahm mich nicht ernst.
»Ich nehme das mal so hin.«
Besser so, wollte ich sagen, verkniff es mir aber gerade so. »Ist die Bezahlung in der Ausbildung wirklich so schlecht?«
»Sie ist nicht besonders gut, stimmt, aber man kommt zurecht, wenn man sich ein wenig zusammenreißt.«
»Alles klar.« Ich holte tief Luft, dann fing ich an, ihn mit weiteren Fragen zu löchern.
Nate beantwortete sie alle geduldig und irgendwann sprachen wir über weltliche Dinge.
* * *
»Hey, Alter«, sagte ein Mann, der ihm unglaublich ähnlichsah.
Nate sah ihn an. »Was gibt’s?«
»Wir hauen ab.«
»Schon?«, fragte Nate überrascht.
»Hast du mal auf die Uhr geguckt? Es ist drei Uhr morgens und Gray hat gerade die letzte Runde ausgerufen«, erwiderte der Kerl.
»O Fuck«, stieß er aus und schaute mich an. »So viel dazu, dass ich heute nicht lange bleiben wollte.«
Ich schnaubte amüsiert. »Sorry, dass ich dich aufgehalten habe.«
»Schon gut, aber ich denke, ich sollte mich jetzt auch auf den Weg machen.«
Sein Kumpel klopfte ihm auf die Schulter, möglicherweise war es auch sein Bruder oder Cousin – irgendwo musste die Ähnlichkeit herrühren. »Wir sind weg.«
»Bis dann«, sagte Nate und die beiden umarmten einander kurz. »Ich melde mich morgen wegen Sonntag.«
»Geht klar.« Der andere nickte mir zu, ich erwiderte den stummen Abschiedsgruß.
Ich schaute mich nach meinen Freundinnen um, aber sie waren schon weg. Verdammt, Gemma wollte mich doch mitnehmen, weil ich mich nicht in San Francisco auskannte.
»Ist alles okay?«, erkundigte sich Nate.
Mein Blick fiel auf ihn. »Nein … oder ja, meine Freundinnen sind weg und eigentlich wollte mich eine von ihnen mitnehmen, weil ich mich nicht besonders gut in der Stadt auskenne.«
Er hob die Augenbrauen. »Wenn du willst, nehme ich dich mit.«
Ich winkte ab, auch wenn mir damit vielleicht ein One-Night-Stand durch die Lappen ging. »Nicht nötig, ich rufe mir ein Uber.«
»Bekommt ihr noch was?«, fragte der Barkeeper.
»Nur die Rechnung, falls noch Getränke offen sind«, antwortete Nate.
»Nein, deine Brüder haben bezahlt«, erwiderte der andere.
»Na dann.« Nate schaute wieder zu mir. »Gehen wir?«
»Klar.« Ich rutschte vom Hocker und nahm meine Handtasche an mich, die ich irgendwann auf jenen neben mir gelegt hatte. »Ich muss meine Jacke noch holen.«
»Ich warte an der Tür auf dich.«
Ich schenkte ihm ein Lächeln und ließ ihn mit dem Barkeeper allein.
»Hast du die Kleine heute Abend erst kennengelernt?«, hörte ich ihn fragen.
»Ja, sie hat gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen und fängt bald die Facharztausbildung an«, erwiderte Nate. »Sie hat mir ein paar Fragen gestellt, weil sie plastische Chirurgin werden will.«
»Krass, hätte ich ihr nicht zugetraut, so wie sie vorhin mit ihren Freundinnen rumgequietscht hat.«
Nate lachte leise. »Lass sie doch, solange sie ihren Spaß hatten.«
»Ich lasse sie ja auch, dennoch hatte ich einen Tinnitus, als ich geradewegs in eine Quietscharie geraten bin«, erwiderte der andere amüsiert.
Ich geriet außer Hörweite, aber ich wollte mir auch nicht anhören, wie sich der Barkeeper darüber beschwerte, dass die anderen Mädels und ich heute gefeiert hatten, dass wir die Stellen im Krankenhaus bekommen hatten. Ich nahm meine Jacke von der Garderobe und schaute mich um. Nate verabschiedete sich gerade, dann kam er zu mir. »Sorry, ich habe mich kurz verquatscht.«
»Schon gut«, sagte ich lächelnd. »Passiert mir auch schon mal.«
Er öffnete die Tür für mich. »Soll ich mit dir auf dein Uber warten?«
»Das wäre nett, sonst klaut mich noch jemand«, entgegnete ich amüsiert.
»Das wollen wir ja nicht«, stimmte er mir zu.
»Nicht unbedingt, andererseits würde mich derjenige morgen schon zurückbringen, weil ich echt nervtötend sein kann«, hielt ich sarkastisch dagegen.
Nate lachte auf. »Das wäre zu beweisen.«
»Nicht unbedingt, nein, außer du willst mich klauen«, konterte ich, als ich mein Handy zückte.
Verdammt, es war echt spät geworden, hoffentlich würde noch ein Uber kommen, denn als ich letztes Mal so lange unterwegs war, hatte ich keins mehr bekommen und musste mit dem Taxi fahren. Nur war mein Geld jetzt schon so ziemlich am Ende, da ich mir eine kleine Wohnung suchen musste. Meinen Onkel und meine Tante konnte ich nicht schon wieder um eine Finanzspritze bitten, denn die beiden hatten mir schon unter die Arme gegriffen. Der Rest des Monats stand eindeutig unter dem Stern der Tütensuppen, aber das war das Los, das ich in der Ausbildung ziehen musste. Es gefiel mir nicht, allerdings gab es Schlimmeres. Irgendwann würde ich genug verdienen, um mein Leben genießen zu können.
»Vielleicht will ich das ja«, meinte er, während ich schon auf meinem Handy herumtippte.
»Glaube ich dir nicht«, hielt ich dagegen und fluchte im nächsten Moment.
»Alles okay?«
»Na ja, wenn ich eine Stunde hier rumstehen will, ist es das«, antwortete ich aufrichtig, als ich zu ihm hochschaute.
»Wenn du willst, nehme ich dich mit«, bot er noch einmal an.
Ich seufzte schwer.
»Oder wir trinken noch einen Kaffee bei mir und du rufst dir ein Uber zu mir.«
Ich schürzte die Lippen. »Die Idee gefällt mir besser.«
»Dann komm«, meinte er.
»Willst du noch fahren?«
»Ja, ich habe Wasser getrunken, seit dem einen Bier, und es sind Stunden vergangen. Ich kann noch fahren.«
»Na gut.« Ich folgte Nate, bis er wartete, damit ich an seine Seite kommen konnte. Er bot mir sogar seinen Arm an, sodass ich mich einhaken konnte. »Hast du schon immer in San Francisco gelebt?«
»Mit Ausnahme des Studiums und einen Teil der Facharztausbildung, ja, und du stammst aus Santa Cruz?«
»Ja, ich wurde dort geboren, bin aufgewachsen und jetzt erst in die große weite Welt gezogen«, antwortete ich.
»Hast du deshalb auch dort studiert?«, fragte er interessiert.
»Ja, ich wollte in der Nähe meiner Tante und meines Onkels bleiben«, entgegnete ich aufrichtig.
»Wieso in deren Nähe und nicht in jener deiner Eltern?«
Ich holte tief Luft. »Meine Familienkonstellation ist wohl etwas anders als deine.«
»Das heißt?«, wollte er wissen, als er mich zu einem Parkplatz führte.
»Meine Tante und mein Onkel haben mich großgezogen, da meine Eltern mich nicht wollten.« Ich seufzte. »Und sie sind quasi meine Mom und mein Dad.«
»Nennst du sie auch so?«
»Nein, sie haben mich zwar adoptiert, aber ich habe sie nie so genannt«, erwiderte ich nachdenklich. »Es hat sich irgendwie falsch angefühlt.«
»Verstehe ich.« Nate führte mich zu einem BMW Cabrio, ein absolutes Traumauto, aber ich würde es mir wohl erst in zig Jahren leisten können. Er brachte mich zur Beifahrertür und ließ mich einsteigen, was mich irritierte, dennoch bedankte ich mich. Danach schubste er die Tür zu, lief um den Wagen herum und nahm hinterm Steuer Platz. Er startete den Motor, manövrierte das Cabrio aus der Parklücke und fuhr langsam auf die Straße.
Es war das erste Mal an diesem Abend, dass mich sein Duft einhüllte, und verdammt, dieser Mann roch echt gut. Ich schnallte mich an, dann schaute ich aus dem Seitenfenster.
* * *
Als ich sie zum Haus führte, schaute sie sich mit großen Augen um. »Hier wohnst du?«
»Ja, wieso?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du dir das leisten kannst.« Sie verschränkte die Hände vor ihrem Bauch, als ich sie hineinließ. »Es kommt gleich nicht deine Frau runter und schlägt mich nieder, oder?«
Ich lachte auf. »Nein, keine Sorge.«
»Ist sie nicht da?«
»Sie ist nicht vorhanden«, antwortete ich. »Ich bin nicht vergeben.«
»Oh, okay«, stieß sie erleichtert aus.
Fuck, sie war echt süß und es nervte mich gewissermaßen, dass sie mir nicht verriet, wo sie ihre Facharztausbildung machen würde. Klar, es bestand die Chance, dass sie im gleichen Krankenhaus anfing, in dem ich auch arbeitete, aber das war ein Risiko, das ich in Kauf nahm – so würde ich sie wenigstens ab und zu sehen können, falls wir uns aus den Augen verlieren sollten. »Möchtest du einen Kaffee oder lieber etwas Anderes trinken?«
»Ich fände eine Cola super oder Wasser, je nach dem, was du da hast«, entgegnete sie lächelnd.
»Alles klar.« Ich deutete zur Couch. »Setz dich.«
»Danke.« Lake zog ihre Jacke aus und hängte sie über ihren Arm, danach ging sie zum Sofa und nahm darauf Platz.
»Ich bin sofort wieder da.«
»In Ordnung.«
Ich begab mich in die Küche, wo ich einen Blick in den Kühlschrank warf, bloß um im nächsten Moment eine Flasche Cola light herauszuholen. Mit dieser und zwei Gläsern lief ich zurück ins Wohnzimmer. »Ich habe bloß Cola light.«
»Super, die trinke ich sowieso lieber als die normale.« Sie schenkte mir ein Lächeln. Ihre Jacke hatte sie über die Armlehne gelegt, ihre Tasche stand neben der Couch.
Ich stellte alles auf den Tisch, befreite mich von meinem Jackett, das ich über die Rückenlehne des Sessels warf, dann drehte ich mich wieder zu ihr. Lake schenkte gerade etwas in die Gläser ein. »Das hätte ich jetzt übernommen.«
»Tja, dann musst du schneller werden«, erwiderte sie grinsend.
Ich schnaubte amüsiert, als ich mich zu ihr setzte. »Waren das heute Abend alles deine Freundinnen?«
»Nein, befreundet bin ich nur mit einer von ihnen, aber die anderen Frauen fangen im gleichen Krankenhaus an. Wir bekamen heute die Zusagen und wollten es feiern, deshalb sind wir durch die Bars gezogen und irgendwann in dieser Sportsbar geblieben.« Sie neigte den Kopf. »Bist du oft dort?«
»Wöchentlich, die Bar gehört dem Schwager meines Bruders.«
»Oh okay.« Sie räusperte sich, dann trank sie einen Schluck. Irgendwie wirkte sie nun unsicherer als noch in Grays Bar. »Deshalb trefft ihr euch jede Woche dort?«
»Na ja, schon, aber auch nur, weil sich meine Schwägerin dann mit ihrem Bruder und ihrer Schwester unterhält, dadurch haben wir es beibehalten. Ich treffe mich mit meinen Brüdern und Freunden, sie sich mit ihren Geschwistern und den Freundinnen meines anderen Bruders und eines guten Kumpels.«
Lake hob die Augenbrauen. »Wow, komplizierte Konstellation.«
»Eigentlich nicht, ich drücke mich nur kompliziert aus, weil ich total geschafft bin«, gab ich aufrichtig zu.
»Oh, ich sollte noch mal schauen, ob ich ein Uber bekomme, damit ich dich nicht allzu lang wachhalte«, meinte sie und griff nach ihrer Handtasche.
»Nicht nötig, ich bin ja noch wach, weil ich es will, nicht, weil du hier bist«, erwiderte ich, als ich mich ein wenig zu ihr beugte und meine Hand auf ihre Fessel legte.