Rosier Academy: Lawson & Ember - Drucie Anne Taylor - E-Book

Rosier Academy: Lawson & Ember E-Book

Drucie Anne Taylor

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Begleitet von ihrem Leibwächter wird Ember von ihren Eltern an die sagenumwobene Rosier Academy geschickt. Von ihrer Situation wenig begeistert, lernt sie gleich bei ihrer Ankunft den attraktiven Lawson kennen. Er zeigt ihr die Academy und sie fängt an, sich für ihn zu interessieren, doch ihr Leibwächter sieht eine Bedrohung in dem Studenten, denn er will Ember für sich. Als die Situation eskaliert, ist es Law, der ihr zur Hilfe eilt und dafür sorgt, dass ihr Bodyguard des Campus verwiesen wird. Zwischen Law und Ember flammt etwas auf, das auch die Herzen der beiden in Gefahr bringt, doch nicht nur das, Laurent schreckt vor nichts zurück und erpresst die junge Französin, sodass sie sich in einem Strudel aus Lügen verstrickt, womit sie auch den smarten Studenten von sich stößt. Als Embers Leben bedroht wird, ist es an Law und seinen Freunden, ihr zu helfen, aber sie wissen nicht, dass sie damit ein noch viel größeres Unheil heraufbeschwören. Werden sie einander retten können und endlich auf ihre Herzen hören oder endet, was noch nicht einmal richtig angefangen hat? *** Dieses Buch behandelt potenziell triggernde Themen – bitte die Triggerwarnung beachten. Es handelt sich jedoch nicht um Dark Romance.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Rosier Academy

LAWSON & EMBER

ROSIER ACADEMY

BUCH ZWEI

DRUCIE ANNE TAYLOR

Inhalt

Triggerwarnung

1. Ember

2. Lawson

3. Ember

4. Lawson

5. Ember

6. Lawson

7. Ember

8. Lawson

9. Ember

10. Lawson

11. Ember

12. Lawson

13. Ember

14. Lawson

15. Ember

16. Lawson

17. Ember

18. Lawson

19. Ember

20. Lawson

21. Ember

22. Lawson

23. Ember

24. Lawson

25. Ember

26. Lawson

27. Ember

28. Lawson

29. Ember

30. Lawson

31. Ember

32. Lawson

33. Ember

34. Lawson

35. Ember

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Copyright © 2024 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Für meine Wohnzimmermädels

Uyen, Nika und Laura

Danke für eure Unterstützung und die Motivation, nicht aufzugeben.

Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.

- Oscar Wilde

Triggerwarnung

Dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Falls dich einer der Trigger betreffen sollte oder dich Unwohlsein verspüren lässt, bitte ich dich, von diesem Buch Abstand zu nehmen.

Dieses Buch behandelt folgende Themen:

Erpressung

Sexuelle Übergriffe

Gewalt – auch gegen Frauen

Drogenmissbrauch

Es handelt sich zwar um Dark New Adult, jedoch enthält dieses Buch keine düstere Romanze, lediglich Themen, die den Plot ausmachen, sind düster, jedoch nicht die Beziehungen zwischen den handelnden Personen. Ebenso sind alle erotischen Szenen zwischen den Hauptprotagonisten einvernehmlich.

KAPITEL1

Ember

Mein Blick gleitet an der Fassade hinauf. Das ist also die Rosier Academy, eine elitäre Privatuniversität, an die man mich verbannt hat. Ich wünschte, ich wäre in Frankreich geblieben, auch wenn es bedeutet hätte, dass ich mein Studium hätte abschreiben können. Aber das wäre mir lieber gewesen, als nach Amerika verschifft zu werden. Und ja, wegen meiner panischen Angst vor Flugzeugen bin ich mit dem Schiff hierher gekommen. Ein Wunder, dass man mich nicht angekettet hat, denn mein Vater ließ mich nicht alleine, sondern mit einem seiner Leibwächter reisen, der noch am Auto steht, um mein Gepäck aus dem Kofferraum zu holen.

»Sind Sie bereit, Mademoiselle Fournier?«, fragt er respektvoll, was mich wundert, denn sonst ist er nicht so förmlich, aber hier möchte er bestimmt den Schein wahren.

»Non, aber ich wurde ja auch nicht gefragt, ob ich hierher kommen möchte«, antworte ich, als ich ihn ansehe.

»Wir sollten uns bei Monsieur Rosier melden«, sagt er, statt auf meine Antwort einzugehen. »Immerhin müssen Sie Ihr Zimmer oder Ihre Wohnung beziehen und sich einrichten, bevor Sie die ersten Vorlesungen besuchen.«

Daraufhin seufze ich genervt. »Dann lass uns gehen, Laurent.« Ich weiß nicht, warum er mich siezt, wenn ich ihn doch duze, aber so läuft es, seit wir in Amerika an Land gekommen sind. Laurent ist um die dreißig Jahre alt und vor zwei Jahren in den Sommerferien habe ich ihn zum ersten Mal verführt, was ich gelegentlich noch tue, denn ich langweile mich schnell. Er ist wahrlich nicht meine einzige Affäre, aber ich genieße mein Leben lieber, statt mich auf das Studium zu konzentrieren, das ich gar nicht machen will, doch nun wurde ich von Papa angezählt, sodass ich mir doch Mühe geben muss.

Mit meinem Gepäck, das er trägt, betreten wir über eine große Flügeltür das Schloss. Ich lasse meinen Blick schweifen. Die Treppe teilt sich auf halber Höhe zu einer zweiläufigen und an den Wänden hängen zahlreiche Porträts französischer Aristokraten, deren Gesichter ich bereits in meinen Geschichtsbüchern – oder Dokumentationen – gesehen habe.

»Hier ist es doch sehr nett«, sagt Laurent überwältigt.

»Ich finde es erdrückend und es ist überhaupt nicht wie in Frankreich.«

»Sie müssen sich darauf einlassen, Ember.«

Ember. Ein Überbleibsel der Herkunft meiner Mom, die sie inzwischen leugnet, denn sie will nicht zugeben, dass sie aus Amerika stammt, seit sie dank der Hochzeit mit meinem Vater die französische Staatsbürgerschaft bekommen hat. Sie tut so, als wäre sie Französin, dabei fehlt ihr der Esprit – und das Modebewusstsein. Es wundert mich, dass Papa sie geheiratet hat, denn sie kann ihm nicht das Wasser reichen.

»Wo geht’s denn hier zum Büro des Dekans?«, möchte er wissen.

»Keine Ahnung. Ich bin auch zum ersten Mal hier«, entgegne ich trocken, während wir uns mehr oder weniger hilflos umsehen.

»Guten Tag«, sagt jemand, weshalb ich meinen Blick auf die Person richte. Es ist ein junger Mann mit kurzen schwarzen Haaren – und er sieht wahnsinnig gut aus. »Suchen Sie etwas?«

Ich öffne den Mund, doch Laurent kommt mir mit sehr akzentschwangerem Englisch zuvor: »Wir müssen mit Monsieur Rosier sprechen. Können Sie uns sagen, wo wir sein Büro finden?«

Der Kerl lächelt. »Ich kann Sie dorthin bringen, denn die Gänge sind ziemlich verwinkelt.«

»Das wäre nett«, erwidert Laurent.

»Merci«, wende ich mich an ihn.

»Mein Name ist Lawson Donaghue«, stellt er sich vor.

»Laurent Blanc und das ist Ember Fournier«, antwortet Laurent und reicht ihm die Hand. Ich verzichte darauf, ihn zu berühren, denn er ist nassgeschwitzt und ich mag es nicht, feuchte Hände zu ergreifen.

»Kommen Sie, ich bringe Sie zu Mr. Rosier.« Mr. Donaghue dreht sich weg und steuert die Treppe an.

»Können wir das Gepäck hier stehenlassen?«, möchte Laurent wissen.

»Es wäre besser, wenn Sie es mitnehmen«, antwortet er.

Ich sehe meinen Leibwächter an, der hoffentlich bald nach Frankreich zurückkehrt. Da es sich bei der Rosier Academy um eine private Eliteuni handelt, glaube ich nicht, dass Père mich weiterhin überwachen lässt. »Ich gehe mit ihm und du wartest hier, dann musst du mein Gepäck nicht schleppen. In Ordnung?«

Er hebt eine Augenbraue. »Dein Vater sagte, dass ich in deiner Nähe bleiben soll.« Und schon ist er nicht mehr förmlich, was womöglich daran liegt, dass wir uns auf Französisch unterhalten.

Ich seufze schwer. »Ich bezweifle, dass mir hier etwas geschieht, und keine Sorge, ich werde sicher kein Kind in einer Besenkammer zeugen.«

»Na schön«, gibt er sich geschlagen.

»Kommen Sie?«, mischt Mr. Donaghue sich ein.

»Ich komme«, antworte ich und folge ihm schließlich. Als ich an seiner Seite stehe, geht er weiter.

»Was führt Sie an die Rosier?«, möchte er wissen, als wir die Treppe hinter uns gelassen haben.

»Mein Studium«, entgegne ich, ohne ihn anzusehen, aber ich spüre seinen Blick auf meinem Körper. Ich weiß nicht, warum, aber es fühlt sich unangenehm an, von ihm betrachtet zu werden. Es kommt mir so vor, als scanne er mich oder würde geradewegs durch mich hindurchschauen.

»Was studieren Sie?«

Ich schaue zu ihm hoch. »Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften.«

»Sehr interessant.«

»Na ja.« Ich räuspere mich. »Was studieren Sie?«

»Wirtschaftswissenschaften und ich spiele Lacrosse im Team der Universität.«

Daraufhin nicke ich, schweige mich aber aus, da ich mich nicht die ganze Zeit mit ihm unterhalten will. Ich möchte bloß zu Monsieur Rosier, die Schlüssel für mein Zimmer erhalten und mich zurückziehen. Hoffentlich fährt Laurent ins Hotel, sobald ich mein neues Heim bezogen habe, denn ich glaube kaum, dass ich ihn noch länger ertragen kann. Er geht mir auf die Nerven, aber vielleicht schlafe ich vorher noch einmal mit ihm, um den Frust abzubauen, der sich in mir aufgestaut hat.

»Da sind wir«, verkündet Mr. Donaghue, nachdem er mich eine ganze Weile durch das Gebäude geführt hat. Die Gänge gleichen einem Labyrinth und ich sehe kommen, dass ich mich hier verlaufen werde.

»Danke, dass Sie mir den Weg gezeigt haben, Monsieur Donaghue.«

»Gern geschehen, Ember«, erwidert er lächelnd und dieser Anblick beschleunigt meinen Herzschlag für einen Moment. Der Mann hat definitiv Charisma, das mich vorhin gar nicht für ihn eingenommen hat.

Ich zeige ihm ebenfalls ein knappes Lächeln, dann betrete ich das Sekretariat.

»Guten Tag«, werde ich von der Dame hinter dem altmodischen Tresen begrüßt. »Was kann ich für Sie tun?«

»Bonjour, mein Name ist Ember Fournier und ich möchte bitte mit Monsieur Rosier sprechen, Madame«, entgegne ich respektvoll.

Sie nickt. »Haben Sie einen Termin?«

Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. »Schon vor fünfundvierzig Minuten, aber leider hat sich mein Leibwächter verfahren und dann wussten wir nicht, wo wir Monsieur Rosier finden«, erkläre ich beschämt, denn ich hasse es, unpünktlich zu sein. Ich finde es dem Wartenden gegenüber respektlos.

Sie blättert in einem Kalender, dann schnalzt sie mit der Zunge. »Ich weiß nicht, ob Mr. Rosier Sie nun empfangen kann.«

»Oh«, stoße ich aus.

»Aber ich frage nach.« Sie schenkt mir ein freundliches Lächeln, dann wendet sie sich ab und geht zu einer massiven Holztür, an die sie fest anklopft.

»Herein!«, ertönt es laut von der anderen Seite.

Sie betritt das Büro. »Es tut mir leid, dass ich störe, Sir, aber Ms. Fournier ist gerade angekommen.«

»Unser Termin war vor einer Dreiviertelstunde«, entgegnet er ernst.

»Ihr Leibwächter hat sich verfahren und dann wussten Sie nicht, wo sie das Sekretariat finden.«

»Schicken Sie Ms. Fournier zu mir«, sagt er schließlich.

»Ja, Sir.«

»Danke, Dorothy.«

Sie kommt zurück und schenkt mir ein warmes Lächeln. »Mr. Rosier empfängt Sie jetzt, Ms. Fournier.«

»Merci, Madame«, erwidere ich und folge ihrem Winken. Ich gehe auf sie zu, dann betrete ich das Büro des Dekans. »Bonjour, Monsieur Rosier«, begrüße ich ihn respektvoll.

»Ember«, sagt er mit einem Nicken.

Ich gehe auf den Schreibtisch zu, hinter dem er thront. In seinem Rücken hat er ein Buntglasfenster, das eine christliche Szene zeigt – es ist gruselig. Als ich vor ihm stehe, strecke ich die Hand aus, doch er ergreift sie nicht. »Meine Verspätung tut mir leid, aber das Navi hat uns in eine völlig falsche Richtung geführt.«

»Schon in Ordnung«, erwidert er und deutet auf die Ledersessel vor seinem Schreibtisch. »Nehmen Sie Platz.«

Als ich mich setze, greift er nach einer Akte. »Rogér hat mir deine Zeugnisse geschickt, Ember.«

Ich verkneife mir das unzufriedene Schnauben. Er ist zwar ein entfernter Cousin meines Vaters, aber ich kenne ihn überhaupt nicht und mag es nicht, dass er mich duzt und mit meinem Vornamen anspricht. Ich meine, ich trete ihm ja auch mit Respekt gegenüber, dann kann er mir doch auch welchen entgegenbringen.

»Und sie sehen nicht besonders gut aus.« Er hebt den Blick und sieht mich über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an. »Erklär mir das.«

Meine Augenbraue gleitet in die Höhe. »Nun, ich hatte andere Dinge im Kopf, als mich auf mein Studium zu konzentrieren.«

Er schnaubt. »An der Rosier erwarten wir Leistung und die musst du erbringen, weil du sonst der Academy verwiesen wirst.«

Mühsam behalte ich meine Gesichtszüge unter Kontrolle. Ist das sein Ernst? Er erpresst mich mit guten Noten? Wow! Statt etwas zu sagen, nicke ich bloß.

»Das heißt, du wirst dich auf die Hinterbeine setzen müssen, sonst ist dein Auslandsaufenthalt schnell vorbei.«

»Ja, Monsieur«, erwidere ich, statt frech zu werden. »Ich werde mir Mühe geben, alle Defizite aufzuholen und in den Vorlesungen mitzuhalten.«

»Sehr gut«, sagt er nickend. »Dein Vater sagte, dass dies dein Probelauf wird. Wenn du das Semester schaffst, sollst du dein Studium hier zu Ende bringen.«

Ich reiße die Augen auf. »Davon weiß ich gar nichts. Mein Vater sagte mir, dass ich bloß ein Semester an der Rosier studieren soll.«

Er schüttelt den Kopf. »Ich habe andere Informationen.«

Daraufhin seufze ich schwer.

»Dorothy wird dir gleich deinen Stundenplan aushändigen und du wirst eine Wohnung im Schloss bekommen.«

Widerwillig nicke ich ihm zu.

»Sie wird dir auch die Schlüssel übergeben und den Weg dorthin zeigen.«

»Danke, Monsieur.« Meine Stimme klingt alles andere als selbstbewusst, aber gerade fühle ich mich auch einfach nur beschissen, weil Dad mich übergangen hat.

* * *

KAPITEL2

Lawson

Fuck, die Neue ist echt heiß und ich bin froh, dass ich sie und den Kerl angesprochen habe, damit ich ihnen den Weg zum Sekretariat zeige. Ich halte mich immer noch in der Nähe auf, um sie noch einmal ansprechen zu können.

Ember macht mich neugierig und ich will wissen, was sie nach Amerika verschlagen hat, denn ich wusste sofort, dass sie entweder aus Kanada oder Frankreich stammt. Sie hat den gleichen weichen Akzent, den auch Noir hatte, als sie noch lebte.

Die Tür des Sekretariats wird geöffnet und Ms. Smith, die Sekretärin, kommt gefolgt von Ember heraus. »Ich zeige Ihnen dann den Weg zum Studentenflügel.«

Ich setze mich in Bewegung. Vielleicht kann ich Ms. Smith die Arbeit abnehmen und Ember zu ihrem Zimmer oder ihrem Apartment bringen.

»Vielen Dank, Madame«, erwidert Embers weiche Stimme.

»Oh, Mr. Donaghue?«

Ich bleibe stehen und sehe Ms. Smith an. »Ja, Ma’am?«

»Sind Sie gerade in Eile?«

»Nein, Ma’am«, antworte ich lächelnd.

»Können Sie Ms. Fournier den Weg zum Studentenflügel zeigen? Sie kennen sich besser im Schloss aus als ich«, sagt sie lächelnd.

»Sicher.« Ich neige den Kopf. »Wo im Studentenflügel kommt sie unter?«

»Im Apartmentflügel«, antwortet sie.

»Ich übernehme das gern«, lasse ich sie wissen und verziehe meine Lippen zu einem charmanten Lächeln, das die Sekretärin erröten lässt.

»Wenn Sie mir den Weg beschreiben, finde ich ihn sicher auch allein«, mischt Ember sich ein.

»Aber bitte, Ms. Fournier, das ist doch nicht nötig. Mr. Donaghue zeigt Ihnen gern den Weg.«

»Na schön«, gibt sie sich geschlagen.

Ms. Smith überreicht mir einen Schlüsselbund. »Apartment zwölf«, wendet sie sich an mich.

Sie zieht also in Noirs altes Apartment, was ein wenig befremdlich ist, aber ich werde ihr besser nicht sagen, was mit unserer damaligen Freundin passiert ist. Offiziell war es ein Unfall und kein Instant-Karma, auch wenn wir alle noch an dem Vorfall zu knabbern haben. Insbesondere Cloud, Knox und Midnight, die ihretwegen beinahe draufgegangen wären.

»Alles klar«, sage ich freundlich, nehme den Schlüsselbund an und schaue zu Ember. »Kommen Sie?«

»Sicher.« Sie kommt an meine Seite und zieht den Schulterriemen ihrer Handtasche höher, dann setzen wir uns in Bewegung.

»Müssen Sie Ihrem Begleiter Bescheid geben?«

»Ja.« Sie holt ihr Handy heraus und hält es sich an ihr Ohr. »Ich sage ihm, dass er sich bereithalten soll.«

Ich nicke ihr zu, als wir durch die verwinkelten Korridore gehen. Hier zieht es gewaltig und es ist kalt, obwohl draußen die Sonne scheint. »Haben Sie schon die Uniformen bekommen?«

»Laut Monsieur Rosier werden sie mir später gebracht«, erwidert sie nach ihrem Telefonat.

»Ach so.«

»Und am Montag gehen meine Vorlesungen los.« Sie wirft einen Blick auf den Stundenplan, den sie in der Hand hat. »Bei einer Mrs. Bellamy.«

»Ich kann Ihnen den Hörsaal zeigen, da mein Montag auch damit losgeht«, erwidere ich gelassen. Vielleicht habe ich ja eine Möglichkeit, an sie heranzukommen, ohne dass Chloé Wind davon bekommt. Ich will nicht riskieren, dass Ember die nächste ist, der sie das Leben schwermacht, auch wenn Chloé inzwischen vielleicht eingesehen hat, dass sie eben doch nicht unantastbar ist. Ihr Vater hat sie angezählt, nachdem Midnight sich im letzten Semester über die zahlreichen Mobbingattacken beschwert hat, unter denen sie wegen Chloé gelitten hat.

Nachdem ich sie über einen anderen Weg in die Eingangshalle geführt habe – es gibt schließlich mehrere Treppenhäuser –, schließt ihr Leibwächter sich uns an, oder wer auch immer der Kerl ist. Ich bringe die beiden in den Studentenflügel, am Zielort angekommen bleibe ich vor Apartment zwölf stehen. Es ist eine Zweizimmerwohnung, da Noir immer für sich bleiben wollte. Vielleicht wäre es klüger gewesen, Ember mit einer anderen Studentin zusammenwohnen zu lassen, aber die meisten Apartments sind bewohnt – und Noirs ist eben aus Gründen frei geworden. »Hier wären wir.« Ich öffne die Wohnungstür, dann überreiche ich Ember den Schlüssel.

»Danke, Monsieur Donaghue«, erwidert sie und schenkt mir ein Lächeln. Ihr rotes Haar glänzt wegen des Sonnenlichts, das durch die Buntglasfenster in den Korridor fällt, und ihr Lächeln strahlt noch heller als die Sterne.

»Gern geschehen, Ms. Fournier.« Ich nicke ihr zu und sie verschwindet in dem Apartment. Mr. Blanc folgt ihr. Als er die Tür hinter sich geschlossen hat, mache ich mich auf den Weg in unsere Wohnung. Ich teile sie mir mit Jax und Will. Schon auf der Rosier Private High haben wir uns eine geteilt, deshalb hatten wir auch fürs Studium entschieden, uns wieder eines zu teilen. So ist keiner von uns allein und da wir alle Wirtschaftswissenschaften studieren, bietet es sich dann auch an, miteinander zu lernen.

Als ich zu Hause hereinkomme, sitzen Will und Jax auf der altmodischen Couch, die mit rotem Samt bezogen ist. »Hey, Leute.«

Will hebt den Blick von seinem Buch, er nickt mir zu, denn er war noch nie ein Freund vieler Worte, wenn er gelesen hat.

»Wo warst du?«, fragt Jax mit einer gehobenen Augenbraue.

»Joggen und dann hab ich meine gute Tat für heute vollbracht«, erwidere ich.

Will sieht mich irritiert an. »Hast du Chloé gevögelt oder was soll die gute Tat gewesen sein?«

Ich lache auf. »Nein, ich habe einer neuen Studentin den Weg zum Sekretariat und danach ihrem Apartment gezeigt.«

»Moment, das einzig freie Apartment ist Noirs«, stellt Jax fest.

Daraufhin nicke ich. »Ja, dort wird sie wohnen.«

»Oha«, stößt er aus. »Hoffentlich ist Noirs ganzer Kram weg.«

Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber es ist auch nicht mein Problem.«

»Wie sieht sie aus?«, möchte Will wissen.

»Total heiß«, entgegne ich und setze mich in einen der Ohrensessel, die bei der Couch stehen. »Sie ist vielleicht einssiebzig groß, hat rote Haare und einen hammermäßigen Körper.«

»Woher willst du das mit ihrem Körper wissen?«, hakt nun Jax nach.

»Weil sie enge Jeans und ein Top trug, das so ziemlich alles erahnen ließ«, antworte ich aufrichtig.

»Weißt du, was sie studiert?«, fragt nun wieder Will.

»Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften«, erwidere ich. »Also werden wir sie vermutlich in den Vorlesungen sehen.«

»Falls sie im gleichen Jahrgang, wie wir ist«, hält Jax dagegen. »Das hast du sie bestimmt nicht gefragt, oder?«

»Nein, aber Ember ist sicher in unserem Jahrgang«, sage ich überzeugt.

»Ember?«, hakt Will nach.

Ich nicke. »Ihr Name ist Ember Fournier, sie stammt aus Frankreich.«

Jax sieht mich interessiert an. »Warum ist sie dann hergekommen?«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber das finde ich noch heraus.«

»Pass nur auf, dass Chloé keinen Wind davon bekommt, sonst geht das Drama wieder los«, meint Will und senkt den Blick auf den Roman in seiner Hand.

»Keine Sorge, sie hat bisher genauso wenig gecheckt, dass ich mich auch anderweitig vergnüge.«

»Na ja, ihr habt ja auch nichts Verbindliches miteinander, sondern baut lediglich den Druck ab, wenn ihr sehr laut vögelt«, kontert Jax. »Wäre aber toll, wenn das in nächster Zeit nicht hier passiert, weil ich lernen muss.«

Abwehrend hebe ich die Hände. »Keine Sorge, im Moment bin ich nicht groß an Chloé oder dem Sex mit ihr interessiert.«

»Wie beruhigend«, stößt Will aus. »Du solltest dich aber auch mal ein bisschen mehr aufs Studium, statt auf Bräute konzentrieren.«

Genervt verdrehe ich die Augen. »Nur weil ihr keine abkriegt, solltet ihr mich nicht für mein aktives Sexleben verurteilen.«

»Jaja«, brummt Jax.

»Das wird nicht passieren«, kontere ich, als ich mich erhebe. »Ich bin in meinem Zimmer.«

»Einer von uns muss noch einkaufen, wir haben nichts mehr im Kühlschrank«, sagt Will.

»Meinetwegen fahre ich gleich nach Sheridan«, entgegne ich gelassen. »Hab heut sowieso nichts weiter vor.«

»Cloud hat gefragt, ob wir uns heute Abend bei ihm und Knox treffen«, erzählt Jax.

»Ist Chloé auch da?«, erkundige ich mich.

»Nein, sie steht ja immer noch unter Beobachtung ihres Vaters und muss abends zu Hause bleiben, nachdem sie sich diese ganzen Dinger mit Midnight und anderen erlaubt hat«, antwortet er.

Ich nicke knapp. »Dann bin ich eventuell dabei.« Chloé und ich sind wie Pech und Schwefel. Der Sex mit ihr ist super, aber es ist eben nur das. Ich hatte nie tiefere Gefühle für sie, aber da sie super im Bett ist, habe ich sie mir immer warmgehalten. Ich weiß, dass sie mehr für mich übrighat, jedoch kann ich mich auf keine Beziehung mit jemandem einlassen, der menschlich das absolut Letzte ist. Sie ist zwar hübsch, aber auch unwahrscheinlich eingebildet, hat keinen Humor und ist biestig ohne Ende. So eine Frau will ich nicht an meiner Seite, denn ich muss den guten Ruf meiner Familie wahren. Eine Frau wie Chloé wäre da die Falscheste, die ich anschleppen kann, allein wegen all der Mobbingattacken, die sie auf alle anderen verübt hat. Ich weiß, dass sich ihre Opfer zu Wort melden würden, sollte ich sie offiziell als meine Freundin vorstellen, und die schlechte Presse kann meine Familie nicht brauchen. Mein Vater ist extrem auf unsere Reputation fokussiert und würde er wissen, dass ich hier schon beinahe jedes Bett getestet habe, würde er mir den Kopf abreißen. Allerdings würde ich den gern behalten.

* * *

KAPITEL3

Ember

Laurent ist unterwegs, um Getränke und Lebensmittel für mich zu besorgen. Da ich nicht wirklich kochen kann, habe ich ihn gebeten, Fertiggerichte zu kaufen, da ich der hiesigen Kantine genauso wenig traue wie jener in Frankreich. Ich mochte das Essen meistens nicht, das dort serviert wurde, weshalb ich bezweifle, dass es hier anders sein wird. Ich hoffe nur, dass Laurent meine Bitte berücksichtigt, denn er ist der Meinung, dass jeder Mensch kochen kann. Nein, so ist es nicht. Ich kann es nicht mal mithilfe eines Rezepts, obwohl die oft idiotensicher sind. Aber was den Herd, Ofen und sonst was betrifft, bin ich nun mal eine Idiotin.

Meine beiden Koffer sowie das Handcase habe ich bereits ausgepackt. Außerdem habe ich das Bett bezogen und die Fenster aufgerissen, weil es hier echt muffig roch. Ich weiß nicht, warum das Apartment nicht bewohnt war, aber ich bin froh, dass ich mir mit niemandem ein Zimmer teilen muss. So war es in Frankreich und das hat mich tierisch genervt. Ich bin lieber für mich, seit damals das Gerede über mich begonnen hat. Zwar kann ich hier einen Neuanfang wagen, aber irgendwer kennt ja immer jemanden, der jemanden kennt, der wiederum mich oder meine Familie kennt. Und am Ende ist die Katastrophe groß. Deshalb halte ich mich lieber von anderen Menschen fern, statt so etwas noch einmal zu riskieren. Denn nur wegen des Geredes, mit dem die Affäre zu meinem Dozenten herauskam, bin ich im amerikanischen Nirgendwo gelandet. Es nervt mich, dass die Rosier Academy so abgeschieden ist. Meine alte Universität war in der Nähe von Lyon, eine der größten Städte Frankreichs, und hier bin ich am Arsch von Irgendwo. Es besteht keine Möglichkeit, mich in der Stadt zu amüsieren, dort jemanden kennenzulernen, sondern nur die etwa dreihundert Studenten zu treffen, die an der Rosier studieren und im Schloss leben.

Seufzend gehe ich zur großen Couch und lasse mich darauf fallen, bleibe darauf liegen und starre an die steinerne Decke. Die Möbel sind alt, Mama würde sie jetzt Vintage nennen, aber ich merke, dass sie ihre besten Jahre bereits hinter sich haben. Vielleicht kann ich Papa fragen, ob er das Apartment neu einrichtet, sofern Monsieur Rosier damit einverstanden ist. Aber vielleicht will er den historischen Geist des Schlosses bewahren, weshalb er es nicht absegnen wird.

Seufzend richte ich mich auf, greife zu meinem Handy und werfe einen Blick auf den Chat mit Papa. Er hat meine Nachrichten noch gar nicht gelesen, dabei schreibe ich ihm seit zwei Tagen regelmäßig welche. Online war er hingegen vor nicht einmal fünf Minuten, weshalb es mich ärgert, dass er sich tot stellt. Ich bin kurz davor, ihm eine enttäuschte Sprachnachricht zu schicken, aber dann würde in den nächsten Tagen irgendein neues Spielzeug hier ankommen oder Geld auf mein Konto eingehen. Mein Vater glaubt, dass sich mit Geschenken alles regeln lässt, statt ein klärendes Gespräch zu führen. Wenn ich ihn sonst darauf angesprochen habe, sagte er, dass ich dramatisch bis theatralisch sei, sodass sich jede Diskussion erübrigt hat. Aus diesem Grund lege ich mein Handy zurück auf den Couchtisch und erhebe mich. Meine Füße tragen mich zum Fenster und ich schaue aufs Schlossgelände, das im Sonnenlicht liegt. Der Schatten des Schlosses wird auf die weite Wiese geworfen. Es ist ein majestätisches Gebäude, allerdings frage ich mich, warum es vor gut zweihundertfünfzig Jahren ausgerechnet hier erbaut wurde. Claude Rosier war Franzose, verließ das Land nach der Revolution und na ja, es wundert mich eben, dass es ihn nach Amerika verschlagen hat.

Kopfschüttelnd verdränge ich die Fragen und überlege, ob ich ein Feuer im Kamin entfachen soll, denn es ist unwahrscheinlich kalt in diesem Apartment. Ich habe das Gefühl, dass hier drin winterliche Temperaturen vorherrschen. Aber als ich mich umsehe, erkenne ich, dass es kein Feuerholz gibt. Ich könnte höchstens meine Lehrbücher verbrennen, aber dann würde Papa mir den Kopf abreißen.

Ich mache mich auf den Weg in das große Schlafzimmer, steuere den Kleiderschrank an und hole die schwarze Kaschmirjacke heraus, die ich überziehe. Sie ist wohlig warm und zählt zu meinen Lieblingsstücken, obwohl sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Ich habe sie von meiner Großmutter zum fünfzehnten Geburtstag bekommen und hüte sie wie einen Schatz. Danach gehe ich zum Bett, auf das ich mich fallenlasse. Der Geruch des Weichspülers, der sich mit jenem der Stärke vermischt hat, brennt in meiner Nase. Ich überlege ernsthaft, Laurent anzurufen, damit er andere Bettwäsche kauft, die er im Waschsalon wäscht und trocknet, damit ich nicht in der bereits vorhandenen schlafen muss. Andererseits habe ich mich vorhin schon über den Geruch und die Griffigkeit beschwert, womöglich denkt er von selbst aus daran. Falls nicht, werde ich mich nachher auf den Weg machen, so lerne ich auch die Gegend kennen. Es kann ja nicht so schwer sein, nach Sheridan zu kommen.

* * *

Laurent betritt mein Apartment, er ist mit Taschen beladen. »Ember?«

Ich erhebe mich von dem Ohrensessel, der am Kamin steht. »Da bist du ja wieder.« Danach gehe ich auf ihn zu und nehme ihm eine der Taschen ab.

»Danke«, erwidert er. »Ich habe dir nicht nur Fertiggerichte gekauft, sondern auch gesunde Lebensmittel.«

Ich hebe eine Augenbraue. »Solange ich sie nicht kochen muss, geht das klar.«

»Manches solltest du gekocht essen.«

»Wo ich doch so gut kochen kann, dass ich sogar schon Toaster in Flammen aufgehen ließ«, kontere ich trocken.

Laurent lacht. »Du wirst es doch wohl hinkriegen, einen Topf Gemüse zu kochen, ohne das Schloss niederzubrennen.«

»Abwarten, aber wir können gern Wetten abschließen«, erwidere ich grinsend.

Amüsiert schüttelt er den Kopf. »Lass uns die Einkäufe ausräumen.«

»Wie lange bleibst du noch in meiner Nähe?«, erkundige ich mich.

»Bis dein Vater der Meinung ist, dass du hier sicher bist«, entgegnet er.

»Und wo wirst du schlafen?«

Laurent deutet zur Couch.

»Bestimmt nicht«, stoße ich aus. »Ich glaube nicht, dass das mit Monsieur Rosier abgesprochen wurde, außerdem möchte ich die ersten Vorlesungen nicht mit dir auf den Fersen besuchen.«

»Es ist der Wunsch deines Vaters und ich bin mir sicher, dass er das alles mit dem Dekan besprochen hat«, hält Laurent dagegen.

»Ich will nicht, dass du hierbleibst.«

Laurent stellt die Taschen ab, kommt zu mir und nimmt mir jene aus der Hand, die ich halte. Dann umfasst er meine Oberarme. »Du hast das nicht zu entscheiden, Ember, aber es ist erstaunlich, dass du mich auf einmal nicht mehr in deiner Nähe wissen willst.« Er drängt mich zur Wand, auf die ich nur wenige Atemzüge später schmerzhaft fest treffe.

Es presst die Luft aus meinen Lungen. »Laurent«, stoße ich fassungslos aus.

Er beugt sich an mein Ohr. »Wenn man bedenkt, was ich noch letzte Nacht mit dir angestellt habe, ist es wirklich unfassbar, dass du mich jetzt loswerden willst.« Seine Stimme ist bedrohlich leise und jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ich bekomme es mit der Angst zu tun, weshalb ich meinen Blick abwende. Laurent ersetzt seine Hände durch seinen Körper, umfasst meinen Unterkiefer und dreht meinen Kopf zurück. »Also, wenn du nicht willst, dass dein Vater die Videos bekommt, in denen du mich verführst, solltest du aufhören, so zickig zu sein.«

Ich sehe ihn bloß ängstlich an.

»Hast du das verstanden?«

»Ja«, gebe ich unverständlich zurück.

»Sehr schön.« Er neigt den Kopf und streichelt mit seiner Nasenspitze meinen Hals – es jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken.

Mein rasendes Herz lässt Übelkeit in mir aufsteigen. Ich will Laurent nicht bei mir haben, aber Papa wird sich wahrscheinlich nicht von seiner Idee abbringen lassen, mich von Laurent überwachen zu lassen. »Bitte gib mir etwas Freiraum«, sage ich leise, nachdem er mein Gesicht freigegeben hat.

Er sieht mich durch verengte Augen an. »Sois prudent, Ember.«

Ich nicke hektisch.

Nachdem er sich von mir gelöst und ein paar Schritte zurückgezogen hat, atme ich innerlich auf. Ich bin kurz davor, mich im Schlafzimmer zu verbarrikadieren, aber er würde mich sowieso nicht alleine lassen, sich womöglich noch Zutritt zu dem Raum verschaffen. Ich hole tief Luft, um mir etwas Mut zu machen, dann gehe ich an ihm vorbei, zurück an die Anrichte, auf der die Taschen stehen, und fange an, sie auszuräumen. Ich bin komplett durch den Wind und meine Hände zittern, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er handgreiflich werden würde, wenn ich ihm sage, dass ich ihn nicht hier haben möchte.

Laurent kommt an meine Seite und fängt an, die Einkäufe auszuräumen. »Du solltest dir eine Ordnung für die Schränke überlegen.«

»Mhm.« Ich greife nach zwei Konserven und stelle sie in den Schrank über dem Gasherd. Ich habe noch nie gekocht und ich glaube, hier wird es sich auch nicht ändern, aber dann habe ich eben ein paar Alibilebensmittel im Haus. »Ich muss gleich noch mal los.«

»Wohin?«

»Ich muss neue Bettwäsche kaufen und sie im Waschsalon waschen, weil die auf dem Bett gestärkt wurde«, antworte ich.

Laurent schiebt den Ärmel seines Jacketts hoch und wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist spät geworden und du solltest dich ausruhen.«

»Ich reagiere allergisch auf diese Stärke«, halte ich dagegen.

Ein unzufriedenes Schnauben. »Dann fahre ich gleich noch mal los. Hast du irgendwelche Wünsche?«

»Baumwolle wäre toll«, erwidere ich. »Oder Makkosatin.«

»Farbwünsche?«

»Nein.«

»In Ordnung.« Er räuspert sich. »Räum die Einkäufe weg.«

»Mache ich.«

Laurent beugt sich zu mir und drückt einen Kuss auf meine Schläfe, mit dem mein Herz ins Stolpern gerät. Hoffentlich kommt er mir nicht noch einmal zu nahe, denn ich bin wegen des Vorfalls immer noch unruhig. »Bis später.«

»Mhm.«

Er lässt mich allein und als ich höre, dass die Wohnungstür ins Schloss knallt, fällt all die Anspannung von mir ab, die sich in den letzten Minuten aufgebaut hat.

»O mein Gott«, stoße ich aus, stütze mich mit beiden Händen auf die Arbeitsplatte und schließe die Augen. Ich muss dringend mit meinem Vater sprechen oder vielleicht sollte ich sofort zur Polizei gehen, allerdings weiß ich, dass mir der zweite Weg nichts bringt. Papa würde es so drehen, dass ich mit allen Mitteln versuche, meinen Leibwächter loszuwerden.

Tränen steigen in meine Augen, die ich zukneife, damit sie nicht übertreten.

* * *

Nachdem ich voller Unruhe die Einkäufe weggeräumt habe, schlüpfe ich in meine Schuhe und verlasse das Apartment. Ich mache mich auf den Weg nach draußen, denn Spaziergänge haben mich bisher immer beruhigt. Irgendwie muss ich Laurent loswerden, aber wie? Ich habe keine Ahnung, wie ich es hinkriegen soll, dass Papa ihn abzieht und wieder zu seinem eigenen Schutz einsetzt. Ich brauche ihn hier doch wirklich nicht, immerhin ist das Gelände der Rosier Academy geschützt. Ich glaube sogar, dass es kaum einen sichereren Ort auf dieser Welt gibt als dieses Universitätsgelände. Die Mauern sind hoch, an der Einfahrt steht ein Sicherheitshäuschen, das von Security besetzt war, als wir hier ankamen. Und wir wurden sogar kontrolliert. Es war ein Wunder, dass der Kerl nicht auch noch mein Gepäck durchsuchen wollte, denn er fragte mehrmals sehr nachdrücklich, ob wir irgendwelche verbotenen Gegenstände bei uns hätten.

Als ich vor dem Schloss stehe, lasse ich meinen Blick schweifen. Irgendwo muss dieser See sein, an dem wir vorbeigefahren sind, als wir heute Vormittag hier ankamen. Ich glaube, dort werde ich den Kopf freikriegen, denn der Anblick von Wasser beruhigt mich. Seufzend setze ich einen Fuß vor den anderen, verdränge die Bilder, die mir zeigen, was vorhin passiert ist. Laurent hat mir einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Wenn ich nur daran denke, zittere ich schon wieder.

»Ember?«

Irritiert schaue ich mich um und drehe mich um hundertachtzig Grad, schließlich sehe ich Mr. Donaghue an. »Ja?«

Er kommt auf mich zu. »Wohin des Weges?«

»Ich will mir das Gelände ansehen«, antworte ich, dabei kann ich meine Irritation nicht verbergen, immerhin habe ich ihm nicht angeboten, dass er mich bei meinem Vornamen nennt.

---ENDE DER LESEPROBE---