Star Trek - Classic: Keine Spur von Menschen - Diane Carey - E-Book

Star Trek - Classic: Keine Spur von Menschen E-Book

Diane Carey

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Beschreibung

Kirk und seine Crew landen in einem Paralleluniversum ohne Menschen

Die Enterprise soll neue Deflektorschilde testen, doch nach einem Unfall finden sich Captain Kirk und seine Crew in einem Paralleluniversum wieder. Sie geraten in eine Raumschlacht zwischen Kingonen und Romulanern. Die Enterprise kann eine Rettungskapsel an Bord holen - doch offenbar haben die beiden Klingonen darin noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen. Um dieses Rätsel zu lösen, steuert die Enterprise die Erde an. Sie ist eine Dschungelwelt, die von Dinosauriern beherrscht wird. Und von der Menschheit fehlt weiterhin jede Spur.

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Die Enterprise soll neue Deflektorschilde testen. Dabei entgehen Captain Kirk und seine Crew nur knapp einer Katastrophe. Doch als die Gefahr bereits gebannt scheint, müssen sie entdecken, dass sie in einem Paralleluniversum gestrandet sind.

Plötzlich geraten sie mitten in eine Schlacht zwischen Klingonen und Romulanern. Die Enterprise kann eine Rettungskapsel mit zwei Klingonen an Bord holen. Aber offenbar haben diese beiden Krieger noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen.

DIANE CAREY & DR. JAMES I. KIRKLAND

KEINE SPUR VON MENSCHEN

Star Trek™

Classic

Vorwort

von DR. J. KIRKLAND

STAR TREK und Dinosaurier – was für eine Kombination! Jedes für sich weckt Gedanken an Abenteuer und phantastische Welten – das eine die Vision einer vielversprechenden Zukunft, das andere von den Nebeln der Zeit überschattete Bilder.

Doch wo ist die Verbindung? STAR TREK ist Science Fiction: Geschichten einer grenzenlosen Zukunft mit unendlichen Möglichkeiten. Dinosaurier sind Science Fact, Tatsachen, eine ausgestorbene Gruppe diverser Tiere, die diesen Planeten für 160 Millionen Jahren dominiert haben. Beides ist ein Blick in eine unerreichbare Welt.

Als Kind besaß ich jedes Dinosaurier-Spielzeug, das es auf dem Markt gab, der allerdings Mitte der Sechziger nur eine sehr begrenzte Auswahl bot. Mein Kopf war voll von Bildern riesiger Bestien, die in vulkanübersäten Landschaften miteinander kämpften. Bei einem meiner Besuche in der Leihbücherei, wo ich nach Werken eines der großen Dinosaurierjäger wie Edwin H. Colbert oder Roy Chapman Andrews suchte, stolperte ich in die Science Fiction hinein.

Schon bald las ich jedes SF-Buch, das ich finden konnte. Ich begann, die fremde Welt des irdischen Mesozoikums mit einer fremden Welt im tiefen All gleichzusetzen, denn beide ließen sich nur durch meine Vorstellungskraft erreichen.

Als STAR TREK 1966 in den Äther ausgestrahlt wurde, hing ich sofort am Haken. Es galt, die Sterne zu erforschen, und jede Woche eröffnete sich uns ein neuer Anblick. STAR TREK wurde wegen des Zusammenspiels echter Charaktere in diesem großartigen, unerforschten Panorama zu einem dauerhaften Erfolg. Wie in den besten Werken der Science Fiction erforschte STAR TREK die Menschheit, während die Menschheit das Universum erforschte.

Als ich mich einer wissenschaftlichen Laufbahn zuwandte, wurde meine Vorstellung von den Dinosauriern erwachsener. Ich begann, sehr viel mehr wahrzunehmen als nur eine Horde riesiger Reptilien. Die Zeit des Mesozoikums war nicht nur eine Welt, sondern eine immense Aufeinanderfolge von Welten mit sich ständig ändernden atmosphärischen, ozeanographischen und klimatischen Bedingungen, die denen einer völlig fremden Welt gleichkamen. Das Leben war so vielfältig wie heute, aber fremdartig und einzig. Wenn wir eine Milliarde Jahre in die Vergangenheit reisten, könnten wir nicht einmal die Atmosphäre der Erde atmen.

Ich begriff, dass Dinosaurier nicht mehr mit Reptilien gemein haben als Vögel oder Säugetiere. Sie waren die erfolgreichsten Geschöpfe der Geschichte, doch nicht etwa einfach nur, weil es sie gab. Sie dominierten, weil sie allen anderen überlegen waren, die Säugetiere eingeschlossen. Und genau genommen sind sie noch immer nicht ausgestorben. Sie überleben heute in Form ihrer Nachfahren, der Vögel.

Dinosaurier waren zu erfolgreich, um aufgrund eines rein irdischen Vorgangs auszusterben. Sie wurden durch ein außergewöhnliches Ereignis ausgelöscht – den Aufprall eines Asteroiden mit einem Durchmesser von zehn oder mehr Meilen. Während der letzten Dekade haben Forschungen zur Entdeckung des ›Einschussloches‹ geführt, einem Krater von 185 Meilen Durchmesser und einer Tiefe von mehr als 12 Meilen, gelegen an der Nordseite von Yukatan und bekannt als der Chixulub-Krater.

Diese veränderte Sichtweise der mesozoischen Welt hat eine Revolution in der Dinosaurier-Paläontologie ausgelöst. Ich hatte das Glück, Zeuge dieser Revolution zu werden und nun selbst eine Rolle darin zu spielen. Soweit es die Dinosaurier-Paläontologie betrifft, sind dies jetzt die ›guten alten Zeiten‹.

So, wie meine Vorstellung von der Vergangenheit erwachsener wurde, wurde auch das STAR TREKUniversum erwachsener – durch Bücher, Filme und neue TV-Serien. Ich verfolgte all diese Verwandlungen. In so mancher Nacht am Lagerfeuer wandte sich das Gespräch von der vergangenen Welt den über uns lockenden Sternen zu, und wir begannen, über STAR TREK zu reden.

Nachdem ich die Universität abgeschlossen hatte, wurde ich zu einem herumstromernden Studenten, der auf einen festen Job hoffte. In einem Fach wie Paläontologie gab es immer nur sehr wenige Stellen, so dass ich mich wirklich glücklich schätzen konnte, als ich einen Job erwischte, der tatsächlich etwas mit Paläontologie zu tun hatte.

Die Dinamation International Society (DIS) war das geistige Kind von Chris Mays, dem Präsidenten der Dinamation International Corporation (DIC). Die DIC ist weltweit bekannt für ihre Wanderausstellungen robotischer Schaustücke, von denen die Dinosaurier die berühmtesten sind. Chris hat eine gemeinnützige Organisation gegründet, die sich der Vermittlung von biologischem und physikalischem Wissen widmet, dabei insbesondere der vermutlich interdisziplinärsten aller Wissenschaften, der Dinosaurier-Paläontologie. Ich wurde von Executive Director Mike Perry als erster Angestellter der DIS angeheuert, um ein von den Teilnehmern finanziertes Dinosaurier-Suchprogramm zu leiten. Dinamation's Dinosaur Discovery Expedition Programm stellt Arbeitskräfte und finanzielle Unterstützung für Dinosaurier-Forschungen zur Verfügung und gibt interessierten Amateuren die Chance, selbst nach Dinos zu graben. Wir haben mit befreundeten Institutionen in Colorado, Utah, Wyoming, Arizona, Mexico und Argentinien zusammengearbeitet und planen entsprechende Programme in England, Indonesien und Marokko. Mittlerweile sind wir die größte Organisation, die Dinosaurier-Ausgrabungen durchführt. Heute unterrichte ich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die sich für Dinosaurier und deren Erforschung interessieren. Und nichts macht mehr Freude, als jemandem dabei zuzusehen, wie er eine für die Menschheit neue Entdeckung macht.

Doch noch schöner als die Arbeit mit einer so begeisterten Zuhörerschaft ist die Tatsache, dass wir tatsächlich eine Reihe bedeutender Entdeckungen gemacht haben. Es war die Ausgrabung eines neuen Dinosauriers, entdeckt von dem Amateur-Fossilienjäger Rob Gaston, der mich, Don Bürge und meine übrigen Kollegen vom College of Eastern Utah Prehistoric Museum zur Entdeckung des Utahraptor führte.

Genau so sieht die Art von Dinosaurier aus, die Sie entdecken sollten, wenn Sie wirklich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen möchten! Der Dromaeosaurier – oder ›Raptor‹ –, war ein furchteinflößender Dinosaurier. Mit etwa zwanzig Fuß Länge und einem Gewicht von 1000 Pfund war der Utahraptor der größte je gefundene Raptor. Wir veröffentlichten die Geschichte und genossen das weltweite Aufsehen, als ich einen Anruf von Diane Carey erhielt.

Diane hatte im Magazin Discover einen Artikel über den Utahraptor gelesen und wollte hören, wieso, zum Teufel, ich wissen konnte, dass diese Tiere in Rudeln jagten. Nun, mir wurde klar, dass ich hier jemanden vor mir hatte, der hinter die Dinge blicken wollte. Nicht viele Leute rufen den Herausgeber eines Magazins an und gehen ihm so lange auf die Nerven, bis er die Telefonnummer einer Quelle herausrückt. Tatsächlich ist Diane die einzige Person, die mich jemals speziell aufgrund eines Artikels angerufen hat.

Ich erklärte ihr, dass Raptoren sich schnell und koordiniert bewegt haben, so wie das für ein Wesen unerlässlich ist, das mit ›Messern‹ an seinen Füßen tötet, und dass Deinonychus, der bestbekannte Raptor, an einer Ausgrabungsstätte entdeckt worden war, an der fünf von ihnen zusammen mit einem erheblich größeren Beutetier gelegen hatten. Mit Sicherheit waren sie Spezialisten im Töten von deutlich größeren Tieren.

Wenn Sie den lebensgroßen robotischen Utahraptor in all seiner Pracht sehen möchten, dann besuchen Sie uns im Devil's Canyon Science and Learning Center in Fruita, Colorado. Nehmen Sie die Abfahrt 19 von der I-70, gleich neben der Zufahrt zum Colorado National Monument.

Im Gespräch mit Diane kamen wir irgendwann auch auf ihre Arbeit, und für mich war diese Gelegenheit einfach zu schön, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Ich erzählte ihr von der Idee zu einer Geschichte, die ich während einer jener langen Nächte am Lagerfeuer ausgebrütet hatte. Die Geschichte ging zurück auf ein Gedankenspiel von Dr. Dale Russell, die einmal bemerkt hatte, die intelligenteste Dinosaurierart, die Troodonten, hätten möglicherweise das Potenzial besessen, sich zu einer technisch orientierten Spezies zu entwickeln, wären sie nicht vorzeitig durch ihre Ausrottung von der Erde verschwunden.

Ich gab meine Idee an Diane weiter, die vorschlug, wir sollten zusammenarbeiten. Sie, ihr Ehemann, der Storyentwickler Greg Brodeur, und ich überarbeiteten die Originalidee und gelangten schließlich zu der Geschichte, die Sie jetzt in Händen halten.

Ein Prozentsatz des Honorars für First Frontier geht an Dinamation International, als Unterstützung für die Weiterführung unserer Forschungen.

Wir haben das STAR TREK-Universum mit der Vergangenheit der Erde verschmolzen und auf unsere eigene Art meine alte Überzeugung auszudrücken versucht, dass sich, wenn man nur genau genug hinschaut, die Tiefen der Zeit gar nicht so sehr von den Tiefen des Raums unterscheiden.

Wir sehen uns in der Zukunft, und in der Vergangenheit …

James I. Kirkland, Ph.D.

Dinamation International Society

Prolog

Der Geruch von Feinden jenseits des Hügelkamms. Geräusche. Gerüche. Vibrationen in den Harnisch-Sensoren.

Noch bevor ihre Instrumente es verraten konnten, meldeten es ihre Instinkte. Lebende Dinge jenseits des Hügelkamms.

Nicht viele, aber genug. Ein wissenschaftlicher Vorposten würde nicht von sehr vielen bemannt sein.

Die wirkliche Frage lautete nicht, wie viele, sondern wie viele was. Und wie stark, wie entschlossen, wie bewaffnet.

Mythologie erhitzte die Luft. Geflüsterte Gerüchte, Legenden über eine Möglichkeit, so ungeheuerlich, dass sie selbst untereinander während der langen Reise in diese Region des Alls kaum darüber gesprochen hatten.

Es gab keinen Platz für Versagen. Selbst nach dem Verlust von nahezu der Hälfte ihrer Mannschaft trieb sie sie an, suchte sie nach einer Technologie, die älter war als jeder bekannte bewohnte Planet, einem Ort, so weit ab vom Weg, dass niemand ihn haben wollte.

Wenn es noch existierte.

Ich bestehe darauf, dass es noch da ist.

»Oya … bleib nicht zurück!«

Die Technikerin neigte den Kopf als Bestätigung auf den Anpfiff der Direktorin. Eine stumme Antwort, um ihre stummen Zweifel auszudrücken.

Bis jetzt war das Gelände schwammig gewesen, durchsetzt von Felsen. Immer, wenn Oyas Füße im Moos einsanken, stieß sie auf einen Stein, der sie aus dem Gleichgewicht brachte, zumal dann meist auch noch ihr verkrüppeltes Bein nachgab. Aber auch die anderen hatten ihre liebe Not, so dass zweiundzwanzig dicke Schwänze in wilden Kreisen durch die Luft schwangen.

Nun wurde der Grund fester, doch ihre Füße waren wund und die Schenkel schmerzten. Dieser ganze Planet war öde, hässlich und grau.

Wenigstens hatten sie ihre glänzenden Trachten im Schiff zurückgelassen. Sie hatte sie überzeugen können, dass diese polierten Harnische, Raketenwerfer-Handschuhe, Schutzhelme und Granatengürtel das letzte waren, was sie tragen durften. Sie befanden sich auf einer Geheimmission – ganz gegen ihre Natur. Spiker mochten es nicht, still zu sein. Sie waren zu jung und so ungeduldig, dass es bei ihnen zur Gewohnheit geworden war, nur zwei Farben auf das Gesicht aufzutragen, und mit der Zeit war das zweifarbige Gesicht zu ihrem Unterscheidungsmerkmal geworden.

Oya gefiel es nicht, hinter den anderen zurückzubleiben, doch so lief es eben immer. Stets hinter denen, die zuerst kämpften, zuerst aßen und zuerst schliefen. Der Instinkt drängte sie dazu, vorwärts zu stürmen, sich den Weg nach oben zu schlitzen und zu treten, selbst zum Führer zu werden. Sie betrachtete die hellgelben, roten und bronzefarbenen Nacken der Direktorinnen vor ihr und spürte, wie der Neid an ihr nagte.

Die Männchen waren hungrig. Vor einem Einsatz gab es niemals etwas zu essen, doch daran hatte sich noch kein Männchen je gewöhnen können. Frustriert ließen sie die Köpfe hängen. Ihre Nacken krümmten sich und schwankten hin und her. Sie ließen die Augen unruhig umherschweifen, stets bereit, nach irgendeinem Nagetier zu schnappen, oder was immer sie sonst sehen mochten. Der Hunger beherrschte ihren Verstand.

»Rusa.« Sie wartete, erhielt jedoch keine Antwort. Noch einmal sagte sie. »Rusa.«

Die ihr nächste Direktorin schaute sich um. Selbst in den langen Schatten der Ruinen war sie rasch an den drei farbigen Streifen auf ihrem Gesicht zu erkennen.

»Behalte sie unter Kontrolle«, zischte Oya.

Rusa krümmte ihren Nacken. »Sag mir nicht, wie ich meine Arbeit zu tun habe.«

Der Geruch von Beute kitzelte Oyas Nüstern, und sie bemerkte vereinzelte Bewegungen jenseits der Felsen … keine Nagetiere. Feinde befanden sich dort, echte Feinde, sehr nahe, die sich hin und her bewegten, sprachen, arbeiteten.

»Sie dürfen nicht essen«, sagte sie und unterstrich jedes Wort am Ende mit einem Grollen. »Diese Gelegenheit kommt nie wieder. Du musst sie unter Kontrolle halten.«

Rusa wandte sich um; in ihren Augen schimmerte Abneigung. »Du bist eine Technikerin. Mehr nicht.«

»Dies hier ist meine Mission.«

»Das ist mir gleich. Dieser Ort sieht nicht so aus, wie die Legenden erzählen. Wir sind wieder einmal am falschen Platz. Aber wenn wir hier frische Nahrung bekommen können, soll es mir recht sein.«

Oya machte einen großen Schritt vorwärts und senkte die Schulter, um den Spiker vor ihr aus dem Weg zu stoßen. »Das hier ist der richtige Ort! Du weißt doch, wie schwierig es war, den Orbit zu halten!«

»Na und?«

»Du kennst die Theorie! Der Durchgang befindet sich auf einem trockenen Planeten mit …«

»Theorie, Legende, ist doch alles das gleiche.«

»Es ist nicht das gleiche.« Oya zwang sich, die Stimme zu senken, obwohl sie am liebsten losgebrüllt hätte. Man hätte sie hören können. »Dies ist der Ort! Du musst sie unter Kontr…«

Ihr verkrüppeltes Bein gab nach, und sie stolperte, kam aber wieder auf die Beine, ohne zu stürzen. Zwei Spiker und eine der anderen Führerinnen schauten zu ihr hinüber, doch niemand gab einen Laut von sich. Sie scherten sich genauso wenig um sie wie Rusa. Sie hassten ihre Autorität, mit der sie ihnen vorschrieb, ob sie sich zurückziehen oder weitersuchen sollten, von einer abgelegenen Welt zur nächsten reisen, immer weiter, bis sie entweder die richtige fanden oder ihnen die Vorräte ausgingen und sie im All starben.

Oder bis sie gefangen und von der zivilisierten Galaxis noch mehr gedemütigt wurden, als das jetzt schon der Fall war.

Ein Stück weiter vorn in der stummen, schwankenden Reihe aus braunen Körpern und hellen Nacken verdrehte Rusa ihren langen Hals und gab mit Schwanz und Händen Zeichen, um den Spikern ihren Positionen zuzuweisen. Die Reihe löste sich auf. Die Spiker verteilten sich und verschwanden einer nach dem anderen in der Deckung zwischen den Felsen.

Oya senkte den Kopf und ließ den Schwanz hängen. Ihre Beine falteten sich unter ihr zusammen und der Körper kam darauf zur Ruhe. Kühler Fels umgab ihre Schenkel. Der Geruch der Ziele drang in ihre Nüstern, strich durch die Nebenhöhlen und hinab zu den Rändern ihrer Zunge, und nun konnte sie sie auch schmecken. Süß. Mit einer Spur Salz.

Der Geschmack weckte in ihr den Drang, vorwärts zu stürzen, anzugreifen, zu reißen, zu schlucken. Wie musste er erst auf die jungen Männchen wirken?

Sie zitterten und bewegten sich unruhig, weitaus heftiger, als auf einer Geheimmission angebracht war.

Vorsichtig hob sie den Kopf weit genug, um auf die Datenanzeige der an ihrem Harnisch angebrachten Sensoren hinabblicken zu können. Eine Handvoll Lebewesen, die sich nach einem zufälligen Muster bewegten … um eine große, ellipsoide Felsformation verstreute Behelfsunterkünfte … mächtige, ausgedehnte Ruinen, sehr alt … ein paar Konzentrationen von Metall und synthetischen Stoffen – wahrscheinlich wissenschaftliche Ausrüstung.

Aufrecht gehende Wesen, zweibeinig, ungefähr von der Größe der Spiker, einen Kopf kleiner als die Weibchen ihres Teams. Keine Schwänze.

Geduckt bewegte sich Rusa zu Oya hinüber und fragte leise: »Was sind sie?«

Oya antwortete ebenso leise. »Säuger. Könnten Vulkanier sein … oder Klingonen … Terraner … Romulaner. Kannst du ihre Köpfe sehen?«

»Wir werden ihre Köpfe zerschmettern«, zischte Rusa. Ihre Augen funkelten vor Kampfeslust. »Leichtes Töten.«

»Sie haben keine Vorkehrungen gegen einen Angriff getroffen«, bestätigte Oya. »Lass einen für mich leben.«

Rusas gelbe Kehle bewegte sich heftig. Trotz der dicken Knochenwülste, die ihre Augen überschatteten, war die Begeisterung darin zu erkennen.

»Ich hebe einen Kopf auf.« Sie schloss die klauenbewehrte Hand und winkte Oya zurück.

Oya reckte ihren Hals, bis sich ihre Augen höher als die Rusas befanden. »Das ist meine Mission. Auch ich habe Autorität. Es steht mir zu, einen Angriff zu führen.«

»Du besitzt keine Übung mehr als Führer von Spikern«, zischte Rusa aufgebracht. »Du zehrst von Zeiten, die sechs oder acht Generationen zurückliegen, aber das zählt heute kaum noch. Diese Bande von Frischlingen hat keinen Respekt vor dir. Für sie bist du nur eine Technikerin. Sie würden dir nicht folgen. Und ich würde dir auch nicht folgen.«

»Dann müssen sie eben genau so handeln, wie du es ihnen vorschreibst. Du musst sie unter Kontrolle behalten!«

»Das werde ich!«

»Genau das hast du letztes Mal auch gesagt!«

Hass brodelte in Rusas Miene. »Und ich sage es wieder. Geh weg, Denker.«

»Bring sie dazu, die Waffen zu benutzen«, beharrte Oya. »Und nehmt Gefangene.« Sie wandte den Kopf und kehrte zu den Felsen zurück, wobei sie davon ausging, dass Rusa es nicht wagen würde, der Technikerin ihres Teams den Kopf abzuschlagen und das Ganze dann als Unfall hinzustellen.

Die zusammengekauerten Spiker zitterten vor Erregung. Hunger brannte in ihren jungen Augen und ließ sie die Mäuler halb öffnen. Die Lippen zogen sich zurück und ließen die scharfen Spitzen elfenbeinfarbiger Zähne erkennen. Hinter den Felsen bewegte sich die Beute.

Die Spiker krümmten die Schultern und gruben die Klauen in den trockenen Staub. Rusa hob den großen Kopf und hielt den Körper starr, um sie zurückzuhalten.

Oya beobachtete die Szene mit wachsendem Neid. Sie erinnerte sich daran, wie es gewesen war, die Spiker zu führen, bevor der Unfall ihr Bein verkrüppelt hatte. Jetzt konnte sie nur noch Wissenschaftlerin sein, Tag für Tag herumsitzen und denken.

Und sie hatte sich diese Mission ausgedacht und sie einer Führerschaft vorgetragen, die verzweifelt genug war, ihr zuzuhören. Und hier war sie nun.

Sie presste sich an den Felsen und suhlte sich in ihren Ängsten. Wenn diese Mission scheiterte, würde ihr Volk wieder auf die Stufe von Raubtieren im Urwald zurückfallen – wie schon so oft, Zyklus um Zyklus über Millionen von Jahren. Die hässliche Vorstellung verdunkelte ihren Geist. Zumindest war sie als Technikerin ein wertvolles Übel, eine moderne Notwendigkeit – eine von jenen, die saßen und dachten. Eine Stufe höher als die, die nur saßen.

Sie würde jede Erniedrigung hinnehmen, wenn sie es sein durfte, die den abermaligen Rückfall verhinderte.

»Angriff«, murmelte sie. »Angriff!«

Rusa und die anderen Führerinnen verdrehten ihre langen Hälse, um sie anzustarren, doch es war schon zu spät. Die Spiker explodierten rings um sie und kümmerten sich nicht darum, wer den Befehl gegeben hatte. Sie waren jung, ihr Blut war heiß, und von Heimlichkeit verstanden sie ohnehin nicht viel. Zischend und schnappend strömten die Männchen über die Felsen, als ihre Instinkte die Steuerung übernahmen, und sprangen in die Arena rings um die große Felsformation hinab.

»Nur die Waffen!«, brüllte Oya.

Sobald sie die Felsen hinter sich gelassen hatte, erblickte sie die Ziele und den Forschungsposten, den sie errichtet hatten. Ein Dutzend oder mehr Säuger, die kleinen Augen vor Schreck aufgerissen, manche in der Bewegung erstarrt, andere auf der Suche nach Deckung.

Die Säuger verteilten sich. Die Spiker verschossen Brandpfeile aus ihren Stulpenwerfern, so wie man es ihnen mühselig eingeschärft hatte. Flammen leckten über die Zelte und die Kleidung einiger der Säuger, die sich zu Boden warfen.

Mit gesträubten Kämmen, wippenden Schwänzen und vorgereckten Klauen polterten die schwerbeinigen Spiker ins Lager. Von ihrem Platz bei den Felsen, wo Oya wie befohlen zurückgeblieben war, konnte sie nur zwei der Spiker sehen, doch sie hörte die anderen und auch die panischen Schreie der Opfer.

Die Säuger waren sehr bewegliche Wesen und begriffen rasch, was ihnen widerfuhr. Und sie waren gute Kämpfer. Oya hielt sie alle für männlich, war sich dessen aber nicht sicher. Ihre schlanke, aufrechte Gestalt war in der besiedelten Galaxis durchaus üblich, und sie mochten hundert Spezies, tausend Rassen angehören.

Kann es so viele von der Art der Eroberer geben, und nur so wenige von uns?

Die Spiker bewegten sich in genau berechneten Halbkreisen und hielten perfekt das Gleichgewicht auf ihren zweizehigen Füßen, wenn sie innehielten, um zu feuern.

Die Säuger waren gut darin, Deckung zu finden, und schnell mit ihren eigenen Waffen – Phasern. Eindeutig erkennbar. Sehr effektiv. Nadelscharf und gnadenlos. Phaser … ganz recht.

Bahnen glühender Energie stachen aus dem Nebel hervor. Oya behielt den Kopf unten und versuchte, weitere Hinweise zu entdecken, aber das Durcheinander und die raschen Bewegungen machten das nahezu unmöglich. Sie hielt die Luft an und ging noch einmal das wenige durch, was sie bisher herausgefunden hatte.

Bis jetzt setzten die Spiker nur Schnelligkeit und Risikobereitschaft ein. Sie stürmten sprunghaft vorwärts und gingen damit weitaus tollkühner vor als die weiblichen Direktoren mit ihrer Stehenbleiben-und-schießen-Methode.

Körper bedeckten den Boden, betäubt und schwer atmend. Nur die Waffen, nur die Waffen.

Sie intonierte den Befehl in Gedanken immer wieder und dachte, es könnte funktionieren, bis einer der Säuger – ein kräftiger, muskulöser mit dunklen Augen und einer fast schwarzen Mähne – mit einem Messer in der Hand aus einem Versteck hervorstürzte. Die Klinge war kurz, aber scharf.

»Schlag ihn nieder!«, rief Oya dem Spiker zu, auf den er zulief. »Dreh dich um!«

Der Klang ihrer Stimme erschreckte den Säuger, und er wich vor ihr zurück, hielt aber nicht in seinem Angriff inne. Er hob die gekrümmte Klinge und schwang sie in hohem Bogen.

Doch der Spiker hatte sie ebenfalls gehört, und für ihn bedeuteten ihre Worte mehr als nur das zischende Brüllen, das der Alien vernommen hatte. Er fuhr herum und hob aus einem Reflex heraus den Schwanz, der durch die Luft peitschte, bevor er dem angreifenden Gegner Brust und Kehle zuwandte. Der Schwanz geriet in Kontakt mit der Klinge.

Der Säuger erkannte, dass er jetzt keine Chance mehr hatte, die Wirbelsäule seines Ziels zu treffen. Doch obwohl der peitschende Schwanz die Klinge traf, schaffte er es, dem Angriff eine andere Richtung zu geben. Mit einem hohlen Pfeifen fuhr das Messer durch die Luft. Der Spiker ließ sich einen Schritt zurückfallen, und nur das rettete ihm das Leben. Die Klinge schnitt in seine Schulter, streifte die Kehle und glitt schließlich von dem schweren Harnisch ab, der seine Brust bedeckte.

Rotes Blut spritzte dem Säuger ins Gesicht. Die Wucht seines eigenen Angriffs ließ ihn fast zu Boden stürzen. Sein Knie berührte den Grund, und ihm blieb keine Zeit, die Klinge abermals zu heben. Der Spiker bellte auf, dankbar für den Angriff, der ihn von seinem ursprünglichen Befehl befreite. Der Schmerz kam ihm zu Hilfe und ließ ihn noch schneller angreifen.

Dicht vor dem Fremden brüllte er auf und griff nach ihm.

»Zurück! Kein Metzeln!«, schrie Oya ihn an. Als er sie ignorierte, fuhr sie herum. »Rusa! Kontrollier sie! Kontrollier sie!«

Doch der Spiker stürzte sich vorwärts, spreizte die Hände, fuhr die Krallen aus und packte das Gesicht des Säugers. Dann schlitzte er sein Opfer mit der großen Klaue an seinem Fuß von der Kehle bis zum Schritt auf.

Zerrissener Stoff teilte sich, und Eingeweide quollen aus der Öffnung. Die weißen Augen des Wesens weiteten sich.

Oya stürmte vorwärts. Sie musste die beiden trennen.

Der Spiker wischte sie mit einem Schlag beiseite. Bevor sie sich von dem Schlag erholen und ihre größere Masse gegen ihn einsetzen konnte, stieß er seine Schnauze in die Gedärme und zerrte mit ruckartigen Bewegungen daran. Sein Grollen wurde vom Gebrüll anderer Spiker beantwortet, die jetzt auch ihre Opfer aufzuschlitzen begannen. Die ansteckende Wildheit vernebelte ihren Verstand.

Die Anführer unternahmen keinen Versuch, sie aufzuhalten. Blut war vergossen worden, und auch die Weibchen waren hungrig. Als das Gemetzel ihre Gedanken verdunkelte, scherten sie sich nicht mehr darum, welche Auswirkungen das Schlachtfest auf sie haben würde oder weshalb sie überhaupt hier waren.

Der Geruch lockte Oya und weckte in ihr den Wunsch, sich den jungen Kämpfern anzuschließen, sich ebenfalls ihren Weg zu diesen saftigen Genüssen zu treten und zu schlitzen, genau wie die Spiker und ihre Führerinnen.

Sie hob das verkrüppelte Bein, senkte den Kopf und nahm den verkrüppelten Fuß zwischen die Zähne. Der Geschmack von Haut und Schmutz … der Geruch fließenden Blutes … Wenn sie sich den eigenen Fuß abbeißen könnte, würde sie schmecken, was die Spiker schmeckten, und sich selbst in das Gemetzel stürzen. Nach wenigen Sekunden würde der Wundschock einsetzen, und es würde sie nicht mehr kümmern, ob es das Glied eines Opfers oder ihr eigenes war.

Plötzlich war überall Blut. Die Männchen stürmten brüllend vorwärts, getrieben gleichermaßen vom Schmerz der eigenen Verwundungen wie von den Verletzungen der dünnhäutigen Gegner. Noch immer strichen Phaserschüsse über den harten Boden, beantwortet von Geschossen aus den Beinwerfern der Spiker-Führerinnen, doch mittlerweile dominierten die Spiker die Szenerie.

Oya mühte sich, ihren Verstand wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sie benutzte die Zunge, um den Fuß aus ihrem Maul zu stoßen, und biss die Zähne fest zusammen. Der Geruch von Blut und zerfetztem Fleisch verwirrte ihre Gedanken, doch sie klammerte sich an ihre Aufgabe. Sie musste sich bewegen, handeln, oder ihre Instinkte würden sie vergessen lassen, weshalb sie hier war.

Blut spritzte und rann die Felsen hinab. Erstickte Schreie tönten über die Lichtung. Gliedmaßen der niedergemetzelten Säuger lagen auf dem Boden verstreut. Die Zelte standen in Flammen, so dass den Säugern nur noch die Felsen als Deckung blieben, und sie waren nicht schnell genug, um den Spikern davonzulaufen.

Zwei der Spiker benutzen ihre Schlitzerklauen, um auf ein kleines Gebilde einzuhacken, bei dem es sich vermutlich um einen Vorratsbehälter handelte, und Oya begriff, dass sich einer der Säuger darin eingeschlossen hatte. Ein Hoffnungsschimmer durchzuckte ihr von Instinkten benebeltes Gehirn. Sie stürzte vorwärts und entging nur knapp dem Klauenhieb eines Spikers, der nicht mehr in der Lage war, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Er hackte mit der Fußklaue nach ihr, doch sie schlug sein Bein mit ihrer großen Hand beiseite.

Er begriff die Botschaft und zog sich von ihr zurück. Ohne auf die Phaserschüsse zu achten, die noch immer über die Lichtung zuckten, stieß er seine Schnauze in einen der niedergemetzelten Gegner und begann zu schlingen.

Oya trat über den Spiker und seine Beute hinweg, duckte sich unter dem pulsierenden Kreuzfeuer und marschierte in Richtung des Versorgungsbehälters. Die beiden Spiker zerrten mit ihren Klauen daran oder hämmerten mit leergeschossenen Werfermagazinen dagegen. Sie würde die beiden vertreiben müssen, wenn sie den Säuger in dem Behälter retten wollte, um ihn zu befragen.

Hatten sie noch genug Zeit gehabt, um ein Notsignal auszusenden? Weshalb befand sich diese Außenposten hier? Welchem Zweck dienten die alten Felsformationen? Hatten die Legenden recht?

Die Fragen brachten sie zum Sabbern. Sie klappte das Maul zu und verdrängte den schweren Geruch von Blut und Eingeweiden. Sie hatte ihr Ziel fast erreicht. Die Schreie waren mittlerweile weniger geworden. Fast alle Opfer waren tot. Die Stille löste die immer nach einem Gemetzel auftretenden Hungergefühle aus, und auch die musste sie niederkämpfen.

Sie richtete ihren Blick auf die buntgefärbten Schwänze der beiden Spiker. Das Kreischen von Metall trieb sie vorwärts, und sie sprang. Erinnerungen an ihre frühere Spikerausbildung wurden wieder wach, und selbst ihr verkrüppeltes Bein reagierte. Schmerz durchzuckte ihre Hüften, doch sie drängte sich brutal zwischen die beiden Spiker.

Ein gelbschwarzer Schwanz schlug quer über ihr Gesicht und zwang sie zu Boden. Ihr Knie stieß gegen die untere Kante des Versorgungsbehälters, doch noch während sie stürzte, hieb sie nach einem der Spiker. Er stürzte zur Seite, sie selbst fiel nach vorn und prallte mit dem Harnisch gegen den Metallbehälter.

Der von ihr niedergeschlagene Spiker lag auf der Seite, strampelte mit den Beinen und wusste nicht recht, ob er noch stand oder nicht. Oya stemmte den Ellbogen in seinen Oberschenkel, richtete sich auf, bis sie auf einem Fuß stand und trat mit dem anderen dem zweiten Spiker in die Rippen. Er stolperte rückwärts und starrte sie dabei aus rotgeränderten Augen an.

Oya erhob sich und langte ins Innere der aufgerissenen Versorgungskiste. Das Wesen darin schlug nach ihr, doch ihr Arm war so lang, dass es mit seinen Schlägen weder ihr Gesicht noch den Hals treffen konnte. Sie würde den Alien herausziehen, ihn retten, um …

Sie wurde von hinten getroffen, ein Schlag quer über den Nacken. Einer der Spiker drängte sich an ihr vorbei, dann der andere. Beide zischten und schnappten in Richtung der Öffnung des Behälters und kämpften gleichzeitig um den Gefangenen im Innern.

Einer von ihnen stemmte den Fuß auf Oyas Nacken und drückte sie in den Schmutz. Energiezellen bedeckten den Boden neben ihren Beinen, und sie erkannte, dass andere Opfer noch immer kämpften. Ihre Schreie verrieten ihr, dass die Spiker reiche Ernte machten.

Nicht viele Waffen hier, kein stark befestigter Außenposten. Kann dies der richtige Ort sein? Zweifel nagten an ihr. Der Platz, den sie suchten – jeder mit Verstand würde ihn bis zum äußersten verteidigen. Denn sonst könnte jemand kommen und das versuchen, was sie selbst vorhatten. Doch konnte solch ein ausgetrockneter, toter Ort die Tür zum Paradies sein?

Ein verrückter Plan, doch ihre Leute waren selbst halb verrückt und bereit, sogar nach der geringsten Chance zu schnappen. Und sie würde ihnen diese Chance geben, wenn sie konnte.

Wenn sie an diesen beiden Bälgern vorbeikommen konnte.

Das Wesen im Innern des Behälters hatte eine Art Waffe, einen Spaten oder ein Metallstück, mit dem es kämpfte. Die Spiker zuckten zurück, als ihre Arme und Gesichter jedes Mal getroffen wurden, wenn sie ins Innere langten, doch sie setzten ihre Bemühungen fort. Plötzlich wurde einer der Spiker von einem spitzen Metallstück am Auge getroffen. Er taumelte rückwärts, das halbe Gesicht aufgerissen. Blut strömte aus der Augenhöhle. Oya stieß ihn aus dem Weg. Trotz der Verletzung beherrschten ihn seine Instinkte weiterhin, und er versuchte, sich wieder vorzudrängen, doch Oya trieb ihn wütend zurück.

Sie packte die Schulter des anderen Spikers und zog. Er krümmte Hals und Rücken und behielt den Kopf im Innern des Loches. Seine Schultern spannten sich, als er sich noch tiefer hineindrängte, und aus dem Innern des Behälters waren das Keuchen und die Abwehrschläge des Säugers zu hören.

»Nein!«, brüllte Oya. Sie startete einen neuen Versuch, diesmal an den Beinen des Spikers. Er spürte ihren Griff an seinem Unterschenkel und trat nach ihr.

Völlig außer sich vor Kampfeswut prügelte der Spiker mit drei Gliedmaßen und dem Schwanz auf sie ein, während sein Arm noch immer tief in dem Behälter steckte und nach dem Gefangenen schlug.

Oya verlor alle Hoffnung, als die Schreie aus dem Innern in ein Gurgeln übergingen und dann ganz verstummten.

Sie kippte nach hinten. Der Spiker trat wild nach ihr und wandte sich dann wieder seiner ursprünglichen Absicht zu. Er zerriss den Behälter vollends und zog mit beiden Händen seinen Gewinn heraus.

Der Gefangene war jetzt ein Beutestück. Der Körper war fast in zwei Hälften zerrissen, der Kopf von diversen Schnitten zerfetzt und kaum noch erkennbar. Einer der Arme fehlte. Der Spiker zerrte weiter an dem Körper und kaute schon auf den Rippen herum, noch bevor er ihn ganz aus dem Gehäuse befreit hatte.

Blut bespritzte Oya, als der Spiker an seiner Beute zerrte und sich ganz dem Fressen hingab. Ein ihre Kultur treffend beschreibendes Sprichwort kam ihr bei dem Geruch von Blut und Eingeweiden in den Sinn. Voller Bauch, leerer Verstand.

Sie wusste noch immer nicht, welcher Spezies die Fremden angehörten. Und sie wusste auch nicht, ob sie den richtigen Außenposten überfallen hatten.

Die Umgebung passte jedenfalls nicht zu den Legenden, die von üppigen Landschaften, hoch aufragenden Bergen, angenehmer Temperatur und reicher Beute erzählten. Hier gab es nur Felsen unter einem leeren Himmel und so wenig Gewächse, dass die Luft schal schmeckte.

Rings um sie beugten sich die Spiker und deren weibliche Führer schmatzend über die Beute und feierten den Sieg mit einer Fressorgie. Es würde Stunden dauern, bis sie wieder einen halbwegs klaren Kopf bekamen. Falls ein Notsignal gesendet worden war und eine weitere Gruppe der Feinde eintraf, würden sie verwirrt und hilflos sein.

Oya klappte ihr Maul zu. Der Geruch von Blut und Eingeweiden drohte ihren Verstand zu überwältigen, doch sie zwang sich, ihre Fresslust niederzukämpfen.

Die anderen würden erst Stunden, nachdem sie sich so überfressen hatten, wieder zu Verstand kommen. Genau das hatte sie befürchtet, seit sie ihren Platz im Raumschiff verlassen hatte. Die Sitze waren nicht so komfortabel wie normale Möbel, die auch Nacken und Schwanz unterstützten, aber um Komfort ging es dabei auch nicht. Raumfahrt war kein Luxus, sondern diente einem Zweck, und sie war die am weitesten fortgeschrittene ihrer Wissenschaften – sie befähigte sie, ihren Planeten zu verlassen und in den Raum vorzudringen, um möglicherweise einen Nutzen aus der verrückten Idee einer Technikerin zu ziehen und die Chance wahrzunehmen, die grandiose Bestimmung zu erfüllen, die die Natur ihrer Rasse versprochen hatte.

Und nach den Monaten, die sie sich von tiefgefrorenen Fleischstücken und Nährstofftabletten ernährt hatten, konnte sie es da schaffen, sie von frischem, salzigem, saftigem Fleisch fortzutreiben?

Nun, sie konnte es versuchen, sofern sie einmal einen Blick auf ihre eigenen Eingeweide werfen wollte.

Vorsichtig bewegte sie sich über die stinkende Lichtung, ständig darum kämpfend, selbst bei Verstand zu bleiben, um die große Felsformation im Zentrum des Vorpostens in Augenschein zu nehmen. Frustriert und voller Zweifel schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder ab. Dann ging sie zu Rusa hinüber.

Die große Führerin steckte fast mit dem ganzen Kopf in der zerfetzten, von oben bis unten aufgeschlitzten Leiche eines Säugers und versuchte mit ruckartigen Bewegungen, die Innereien herauszureißen. Oya hielt sich außer Reichweite des Schwanzes, als sie um Rusa herumging, bis sie in deren Blickfeld gelangte. Rusas Augen wirkten glasig, als stünde sie unter Drogen, ihr Gesicht war blutverschmiert. Der große Kopf schwang leicht zu Oya herum, und sie blinzelte. Der glasige Blick schien tatsächlich etwas wahrzunehmen. Oya machte eine Handbewegung – nicht zu offensichtlich, aber doch ausreichend, wie sie hoffte.

Rusa schien sich wieder ihrer Mahlzeit widmen zu wollen, doch dann stieß sie so lange gegen den Kopf ihres Opfers, bis er vom Körper abriss, und schob ihn zu Oya hinüber.

Oya nahm ihn auf und entfernte sich dann eilig aus Rusas Reichweite. Der Geruch erfüllte ihre Nüstern. Nur einmal lecken …

Sie strich das blutverkrustete Haar vom Ohr fort. Kein Vulkanier … auch kein Romulaner.

Speichel tropfte aus ihren Mundwinkeln. Sie drückte die Zunge hart gegen den Gaumen und erzitterte. Dann strich sie das Haar aus der Stirn des Opfers. Kein Klingone.

Die offenen Augen waren blau. Kein Rigelianer.

Sie roch das Fleisch. Der Geruch rollte durch ihren Kopf und verwandelte sich in Geschmack.

Terranisch. Wahrscheinlich terranisch. Menschlich. Sie hob den Kopf, um die Nüstern mit dem Duft zu füllen. Und da erblickte sie die sich vor dem Himmel abzeichnende, kreisförmige Steinformation, die die Rettung ihrer Rasse sein würde.

»Dies ist der Ort«, sagte sie unter konvulsivischem Zittern. »Dies ist der Ort …«

Sie schaute noch einmal genauer auf die runde Formation und bemühte sich, wie ein Wissenschaftler zu denken, die Fallen der Legenden zu meiden und sich auf die Fakten zu konzentrieren.

»Rusa«, sagte sie, »dies ist der Ort. Verabschiede dich von allem, was du je gekannt hast. Keine weitere Schande mehr über uns. Heute wird sich alles ändern.«

Die Spiker-Führerin drehte sich zu ihr um und schaute sie an, kaute aber weiter an den Rippen ihrer kopflosen Beute. Ihre Augen waren glasig.

Oya spürte all die primitiven Instinkte, die ihre Kultur eingeengt hatten, und empfand Bitterkeit über ihre langsame Entwicklung.

Doch das war vorüber. Sie würden dominieren, wie die Natur es beabsichtigt hatte.

Sie schaute nach unten und drehte den Kopf in ihren Händen, bis er sie nicht mehr ansah. Die Instinkte überrollten sie. Ihre Gedanken verschwammen und wurden nebelhaft.

Von den kommenden Stunden träumend, gab sie nach und stieß ihre Schnauze in das aufgerissene Fleisch.

TEIL I

HOHER WARP

Limitless power mad with endless rage

Withering a soul; a minute seemed an age.

He clutched and hacked at ropes, at rags of sail

Thinking that comfort was a fairy-tale …

John Masefield

Grenzenloser Machthunger und endlose Wut

Verzehrten die Seele; eine Minute ein ganzes Zeitalter.

Er zerrte und riss an Leinen und Segeltauen

Kapitel 1

»Kampfstationen. Alle Mann bereit für eintreffenden Feuerschlag.«

Erwartungsvolle Spannung erfüllte die Brücke. Irgend etwas war an diesen uralten Kommandos. Es funktionierte jedes Mal.

Der Captain hörte, wie seine Stimme durch das gute Dutzend Decks des Primärrumpfes und das Dutzend weiterer Decks des Triebwerksegments dröhnte, doch er fühlte sich von dem Klang losgelöst.

Die Kommunikationsoffizierin hätte diese Durchsage nur zu gern übernommen schließlich gehörte das zu ihrem Job , doch bei Gelegenheiten wie dieser erledigte der Captain das lieber selbst, so dass die Crew seine Stimme hören konnte, bevor er sie in ein Abenteuer verwickelte. Es kam fast einer Entschuldigung gleich und bezeugte zudem, dass er sich hier befand, auf der Brücke, und als erster die Hände ins Feuer hielt.

Keine Emotionen durchschimmern zu lassen und dennoch nicht gefühllos zu erscheinen war eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe. Kampfstationen. Okay, Leute, alles in Bereitschaft. Kühl, aber nicht hartherzig. Kontrolliert, ohne seelenlos zu wirken.

Für so etwas sollte es einen eigenen Kurs an der Akademie geben.

Fast hätte er mit dem Finger im Ohr gebohrt, um ein Jucken zu vertreiben, dachte aber noch rechtzeitig daran, wie das aussehen würde. »Die Schilde hoch«, fügte er hinzu. Er tippte auf den Kommunikator in der Armlehne seines Sessels. »Maschinenraum, bestätigen Sie die Kontrolle über die Schilde.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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