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Das Dominion bereitet sich auf die Invasion vor
Das Wurmloch in der Nähe der Raumstation
Deep Space Nine verbindet den Alpha- mit dem Gamma-Quadranten. Dieser wenig erforschte Teil der Galaxis wird von dem Dominion beherrscht. Commander Sisko befürchtet, dass das Dominion eine Invasion vorbereitet, und begibt sich mit seine fähigsten Offizieren an Bord des Schlachtschiffes
Defiant in den Gamma-Quadranten, um mit dem Dominion zu verhandeln - oder ihm mit Waffengewalt zu zeigen, dass eine Invasion es teuer zu stehen kommen würde. Doch die
Defiant wird unter Beschuss genommen, und nur Odo und Major Kira gelingt die Flucht mit einem Shuttle.
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Seitenzahl: 317
Das Wurmloch in der Nähe des Planeten Bajor und der Raumstation Deep Space Nine verbindet den Alpha- mit dem Gamma- Quadranten. Dieser noch kaum erforschte Teil der Galaxis wird von Dominion beherrscht. Und nichts fürchtet die Föderation mehr als eine Invasion dieser geheimnisvollen Macht.
Um einem Krieg vorzubeugen, lassen Commander Ben Sisko und einige seiner fähigsten Offiziere sich auf ein gewagtes Abenteuer ein. Mit der Defiant, einem neu entwickelten Kriegsschiff der Föderation, brechen sie in den Gamma-Quadranten auf. Und Sisko ist fest entschlossen: Falls es ihm nicht gelingt, zu einer friedlichen Übereinkunft zu kommen, werden die Waffen sprechen. Das Dominion soll wissen, dass es einen hohen Preis für eine Invasion bezahlen wird.
Doch die Mission droht in einer Katastrophe zu enden. Die Defiant wird von der Raumflotte des Dominion unter Beschuss genommen. Nur der Sicherheitschef Odo und Major Kira gelingt es, in einem Shuttle von dem schwerbeschädigten Kriegsschiff zu entkommen …
DIANE CAREY
DIE SUCHE
Star Trek™
Deep Space Nine
»Direkter Treffer im Andockring!« Jem'Hadar. Die neuen Berserker. Sie führten den nächsten Angriff durch.
Bedrohlich näherte das Schiff sich fast auf direktem Kollisionskurs und zerfurchte mit seinen Waffen das leere All, noch bevor diese den Kommandoturm der Raumstation erfassen konnten. Und sie hatten Spaß an dem, was sie taten.
»Sie durchlöchern die neuen Schilde einfach!« Major Kira Nerys fühlte, wie ihr Hals vor rauer Frustration schmerzte.
Als ein weiterer Treffer den gesamten Boden heftig beben ließ, klammerte Miles O'Brien sich an seine technische Konsole und beugte sich vor, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Wir haben einen Hüllenbruch in den Sektionen Dreiundzwanzig Alpha bis Sechzehn Baker. Schwere Verluste.«
»Versuchen Sie, die Energie zum Interface zu erhöhen. Wenn wir vielleicht …«
Das Schott der OPS explodierte. Splitter pfiffen durch die Luft und sichelten ein halbes Dutzend Mannschaftsmitglieder nieder wie ein Mähdrescher Getreide. Der automatische Alarm, der den Hüllenbruch verkündete, gellte in ihren Ohren.
»Transporter sind ausgefallen«, meldete O'Brien hustend. Er zwang sich, zwei wunde Finger zu bewegen, und schlug auf das nächste Interkom. »Medo-Techniker auf die OPS.«
Unter normalen Umständen hätte Kira diesen Ruf getätigt. Doch es war niemand hier, der ihr Befehle erteilen konnte. Sie hatte das Kommando über den Zusammenbruch der Station Deep Space Nine.
In Augenblicken wie diesem wünschte sie sich, sie hätte schönes, langes Haar, das sie sich ausreißen könnte. Sie hätte liebend gern kastanienbraune Knäuel auf dem gesamten Boden zurückgelassen. Ein paar Sekunden lang wünschte sie sich jede Menge langes Haar.
Dann wurde die Station erneut erschüttert. Plasmarückstände sprühten an den Beobachtungsfenstern vorbei und schufen fast ein feierlich wirkendes Feuerwerk. Ihr Licht fiel auf die Leichen der gefallenen Mannschaftsmitglieder.
»Verdammt, wo sind die Flitzer?«, keuchte Kira. »Die Mekong soll doch Sektor Zwei-Eins-Fünf verteidigen!«
»Die Mekong hat die linke Antriebsgondel verloren, Sir«, sagte O'Brien mit mühsam beherrschter Stimme. »Die Rio Grande ist zerstört worden … und die Orinoco kämpft noch beim Wurmloch mit einem Schiff der Jem'Hadar …«
Er wurde von einem weiteren Treffer zur Seite geworfen.
Unglaublich … diese Energiestrahlen, die die Station erzittern ließen, konnten praktisch eine gesamte Stadt wie mit einem Faustschlag zerschmettern. Die Beleuchtung schwankte. In dem unbeständigen Flackern konnte Kira kaum O'Briens Gesicht ausmachen.
Im Hintergrund öffnete die Tür des Turbolifts sich knirschend, zuerst halb und dann ganz. Julian Bashir und sein medizinisches Team stolperten in die OPS, prallten kurz vor dem nicht wiederzuerkennenden Schlachtfeld zurück, das vor kurzem noch das ordentliche, aufgeräumte Gehirn von DS Nine gewesen war, rissen sich dann zusammen und liefen auseinander, um die Verletzten zu versorgen.
Kira blinzelte und musste unwillkürlich daran denken, dass sie beobachtet hatte, wie Julian in der Holo-Kammer gestorben war. Es hatte sich nur um eine Simulation gehandelt, doch die Erinnerung daran quälte sie noch immer. Der Arzt war einer der unschuldigsten von ihnen, einer der freundlichsten, und ihn sterben zu sehen, hatte sie vor Zorn fast um den Verstand gebracht. Doch nun würden all ihre Freunde und Landsleute sterben, sollte es Deep Space Nine nicht gelingen, den einzigen Brückenkopf zum Gamma-Quadranten zu verteidigen.
»Na schön«, rief Kira zu O'Brien hinüber, »konzentrieren Sie das Feuer auf das vorderste Schiff einer jeden Angriffswelle. Wenden Sie Verteidigungsplan Echo-Eins-Fünf an und richten Sie die Torpedos auf …«
Die gesamte Station kippte um drei Meter nach rechts, und sie wäre fast gestürzt. Nur mit größter Anstrengung konnte sie auf den Beinen bleiben. Um sie herum stürzten fast alle anderen zu Boden. Einige rutschten über das Deck und prallten gegen zerfetzte Bruchstücke abgerissener Wände und Konsolenverkleidungen.
Die Beleuchtung flackerte erneut und erlosch dann völlig. Dunkelheit blähte sich auf wie eine Wunde.
»Hauptenergie ausgefallen«, rief O'Brien, und seine Stimme kam Kira leiser vor als bei der letzten Meldung. »Schilde sind ausgefallen, Waffen haben keine Energie mehr …«
Kira wollte keine Meldungen mehr hören. Sie musste über die Möglichkeiten nachdenken, die ihr noch blieben, und nicht darüber, was ihr nicht mehr zur Verfügung stand. Natürlich war genau das die Bedeutung dieser Schadensberichte – sie sollten ihr verraten, was sie noch einsetzen konnte. Aber im Augenblick war ihr das völlig egal. Ihre Reflexe setzten ein, und sie fing wieder an, wie eine Untergrundkämpferin zu denken.
Was konnte sie einsetzen? Konnte sie Handphaser einsammeln lassen und deren Energievorräte nutzen? Gab es Schweißbrenner auf der Station? Messer? Chemikalien?
Obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, was über ihre Lippen kommen würde, öffnete sie den Mund, um Anweisungen zu erteilen. Sie vertraute darauf, dass ihre Instinkte sich etwas einfallen ließen.
Doch sie sollte nie erfahren, ob sie den Anforderungen dieses Augenblicks gewachsen war oder nicht.
Drei Säulen von Transporterenergie verdichteten sich auf der OPS zu Gestalten. Einen Moment später eröffneten die drei graugesichtigen Fremden mit ihren bereits gezogenen Waffen das Feuer auf das Personal der Station.
Kira schluckte schwer, als Julian Bashir und einer seiner Assistenten von den Energiestrahlen der Jem'Hadar aufgelöst wurden. Einen Augenblick später war der Rest des Medo-Teams ebenfalls tot.
Auf der anderen Seite der OPS schüttelte O'Brien den Kopf und seufzte.
Kira stürmte hinter ihrer Station hervor und griff den nächsten Soldaten der Jem'Hadar mit einem Tritt und einem halben Dutzend Schlägen an. Das Wesen nahm ihre Attacke stoisch hin und schien die Hiebe kaum zu spüren.
Ein anderer Soldat richtete seine Waffe auf O'Brien und schoss. Der Strahl drang durch seinen Körper.
Noch immer um sich schlagend, knirschte Kira mit den Zähnen und stolperte dann zwei oder drei Schritte zurück.
Die Computerstimme hallte leicht wider. »Ich bin nicht imstande, die Simulation fortzusetzen. Es sind keine Daten über die Körperkraft oder Ausdauer der Jem'Hadar verfügbar.«
Die Stimme war so verdammt höflich, dass sie genauso gut hätte sagen können: »Bitte spucken Sie nicht auf den Boden.«
»Ach, halt die Klappe«, fauchte Kira. »Simulation beenden.«
Die gesamte OPS verschwand, wich einer samtschwarzen Holo-Kammer. Auf dem Boden lösten sich Julians Leiche und die der anderen Medo-Techniker auf.
Kira ließ den Blick noch einen Moment dort verweilen, wo Julian gelegen hatte, und rutschte hin und her. Die verdammte Wirklichkeitstreue der Simulation machte ihr zu schaffen. Sie konnte so viel trainieren, wie sie wollte, doch würde sie auch handeln können, wenn es zu einem richtigen Angriff kam? Sie hatte die Schrecken des Krieges aus erster Hand miterlebt, doch genügte das? Würde sie erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange, wenn es wirklich losging? Tapferkeit entstand oft aus spontaner Unerfahrenheit. Und genau die würde sie durch die Übungen vielleicht verlieren.
Ihr persönlich brachten diese Übungen ganz bestimmt nichts.
O'Brien seufzte erneut, schwieg aber.
»Chief«, murmelte Kira, »ich bin es langsam leid, immer nur zu verlieren.«
Er ging zu ihr. »Tut mir leid, Major. Ich dachte wirklich, diesmal würden wir es schaffen.«
»Es genügt nicht, dass es Ihnen leid tut«, schnauzte sie. »Das Dominion könnte bereits eine Invasionsflotte auf der anderen Seite des Wurmlochs zusammengezogen haben. Wir müssen eine Möglichkeit finden, einen Angriff der Jem'Hadar zurückzuschlagen, und zwar sofort.«
Ermüdung zeichnete O'Briens ansonsten leutseliges Gesicht, doch er nickte. Er wusste, dass sie recht hatte. »Jawohl, Sir. Ich werde einige Alternativen ausarbeiten …«
Er behielt den Rest des Satzes für sich – dass sie nicht mehr sehr viele Alternativen hatten, von Hexerei mal abgesehen.
Zum tausendsten Mal – allein am heutigen Tag – erinnerte Kira sich an ihre Zeit im Untergrund und die Veränderungen, die sich danach vollzogen hatten. Sie hatte gedacht, dieser schlimme Abschnitt sei endgültig vorbei. Und jetzt diese neuen Veränderungen … hatte sie überhaupt noch Kraft zum Kämpfen?
Falls das Dominion angriff und Starfleet einen Rückzieher machte … falls Starfleet hier keine Flotte konzentrieren sollte …? Was, wenn sie mit Entschuldigungen kamen, um Kiras Heimatplaneten nicht verteidigen zu müssen, der hier draußen ganz allein mitten im tiefsten Weltraum lag und eigentlich keine große Bedeutung hatte?
Worauf legte die Föderation überhaupt Wert? Auf Weizen? Eisen? Latinum?
Sie wusste es nicht ganz genau. Und vielleicht wollte sie es auch gar nicht wissen.
Starfleet konnte der Bedrohung ausweichen, Bajor hingegen nicht. Kiras Heimatplanet und seine verzweifelt arme Bevölkerung, die gerade mühsam die Unterdrückung abgeschüttelt hatte, würden einfach keinen großen Kampf mehr liefern können. Sollte es zum Äußersten kommen, wäre Bajor wieder auf sich selbst angewiesen, und sie würde erneut wie eine Ratte im Dreck leben, mit ziemlich geringen Überlebenschancen, falls das Dominion diesen Sektor übernahm.
Denn sie wusste … sie würde ihm niemals nachgeben.
Und sie wusste auch noch einige andere Dinge, Wahrheiten, die hinter ihren Bemühungen lauerten, die Station zu verteidigen. Besatzungsmächte, Konzentrationslager, Massenmord, das karge Leben im Untergrund, Tag für Tag ein Opfer. Es gab Fraktionen in der Föderation, die die Galaxis nach ganzen Sonnensystemen und Sektoren maßen und dabei einen oder zwei Planeten, die bloße Vorposten waren, allzu schnell ignorierten.
Als Taktikerin wusste Kira genau, welchen Stellenwert der Planet Bajor wirklich hatte. Es wäre töricht von Starfleet, eine ganze Flotte zu opfern, um einen Planeten zu verteidigen, der einfach nicht wichtig genug war.
Gehörte sie Starfleet Command an und müsste einen Verteidigungsplan für einen ganzen Sektor der Galaxis ausarbeiten – welche Entscheidung würde sie treffen?
Bajor hatte lange gezögert, sich der Föderation anzuschließen, und einige Bajoraner hatten sich den Befreiungsstreitkräften von Starfleet genauso erbittert entgegengestellt wie zuvor den cardassianischen Besatzern. Das Verlangen, völlig unabhängig zu sein, hatte sich zu tief bei den Bajoranern eingegraben, und obwohl sie Hilfe brauchten, um ihre Welt zu stabilisieren und wieder aufzubauen, waren sie unfreundlich und isolationistisch geblieben. Sie wollten einzig und allein Bajoraner sein, ihr Haupt eine Weile stolz erheben können, sich selbst beweisen, dass sie allein zurechtkamen und auf die Hand spucken konnten, die die Föderation ihnen reichte.
Nur für eine Weile, nur um die anderen zu reizen.
Und nun das.
Sie musste einen Weg finden, Bajor von der Station aus zu verteidigen – oder die Station von Bajor aus. Sie musste die Vorgaben zugunsten ihres Heimatplaneten und dieser Station verschieben, und Starfleet würde vielleicht einen Sinn darin sehen, Bajor zu verteidigen.
Sie ging die schmale Treppe voran, die zu Quarks Bar hinabführte, und stellte mit einem verärgerten Frösteln fest, dass die Stufen kaum breit genug für zwei Humanoide waren, die nebeneinander gingen. Sie dachte daran, wozu die Holo-Kammern am häufigsten benutzt wurden – und das waren nicht gerade Kampfsimulationen –, und beschleunigte ihre Schritte etwas, um einen größeren Abstand zu O'Brien zu bekommen. Sie ging davon aus, dass es einem verheirateten Mann und Familienvater vielleicht peinlich war, sie einmal zu oft zu berühren.
Für sie war die gesamte Technik der Simulation ein zweischneidiges Schwert. Die Simulationen waren durchaus so realistisch, dass Soldaten für einen Kampf trainieren konnten; aber echter Heldenmut entstand sehr oft aus einer gewissen Naivität, aus der Unkenntnis, wie schmerzhaft solch ein Kampf wirklich war – und wie schmerzlich es war, Freunde sterben zu sehen.
Die Holo-Kammer ließ Soldaten, die darin ausgebildet worden waren, vielleicht zu vorsichtig werden. Welcher Achtzehnjährige würde noch in den Krieg ziehen, wenn er bereits erfahren hatte, wie der Krieg sein konnte? Heldenmut erwuchs meist aus harten, schnellen Lektionen im Angesicht der Gefahr …
»Positiv ist zu vermelden«, sagte sie, als sie es endlich die lange Treppe hinab in die gutbesuchte Bar mit ihrem unablässigen Geräuschpegel geschafft hatten, »dass Ihre neue Einteilung der Flitzer die Niederlage zumindest verlangsamt hat.«
Als sie sah, dass der Ferengi mit den hervorstehenden Eckzähnen auf sie zukam, blieb sie stehen. Der Besitzer der Holo-Kammern hielt eine Rechnung in der Hand.
»Ja, Sir«, sagte O'Brien. »Wenn wir die Abstände zwischen den Flitzern auf fünfhundert Meter vergrößern, könnte uns das vielleicht eine weitere halbe Minute verschaffen.«
»Sind Sie da oben endlich fertig?«, unterbrach Quark sie. »Seit drei Stunden muss ich schon Kunden abweisen – Kunden, die im Voraus bezahlt haben, wie ich hinzufügen darf.«
»Gute Idee«, sagte Kira zu O'Brien und ignorierte den schiefen Blick, den Quark ihr zuwarf, als er glaubte, sie würde mit ihm sprechen. Quark bildete sich immer gern ein, alle Frauen jeder Spezies würden stets mit ihm sprechen.
»Da wir gerade von der Bezahlung sprechen«, fuhr der Ferengi fort, »wer wird für diese Rechnung über eine dreitägige Benutzung der Holo-Kammer aufkommen?«
O'Brien sprach über Quarks Kopf hinweg. Nun ja, genau gesagt über seine Ohren hinweg. »Vielleicht können wir auch die Integrität des Deflektorfelds verstärken, wenn wir es durch einen Antimaterie-Prozessor leiten.«
»Und hoffentlich«, fuhr Quark fort, »sagen Sie mir jetzt nicht, ich soll sie an die bajoranische Regierung weiterleiten.«
»Versuchen Sie es ruhig mal«, sagte Kira scharf. Verärgert versuchte sie, an ihm vorbei zu O'Brien zu schauen und sich auf die Analyse der Verteidigungsmaßnahmen zu konzentrieren. Sie alle würden vielleicht sterben, und Quark jammerte wegen seiner Rechnung, als hätte er den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Das war kein beiläufiges Gespräch, und sie wollte nicht, dass Quark – zu seinem eigenen Besten – etwas davon mitbekam. Der Ferengi würde erschüttert sein, wenn er wüsste, was sie vorhatten und womit sie rechneten.
»Bei denen kann man einfach kein Geld rausquetschen«, sagte Quark. »Genauso wenig wie Blut aus einem Tholianer.«
Sie gingen weiterhin auf die Tür zu. »Wenn Commander Sisko von Starfleet Command zurückkehrt«, sagte Kira zu O'Brien, »setzen Sie ihn sofort über alle technischen Modifikationen ins Bild, die Sie und ich …«
»Major!« Quark schien zu befürchten, dass sie es auf den Korridor hinaus schafften, ohne zu bezahlen, und baute sich plötzlich mitten vor ihnen auf. »Ich muss leider auf einer Antwort bestehen. Was soll ich also mit dieser Rechnung machen?«
Er hielt sie ihr vors Gesicht.
Kiras Finger juckten vor Begierde, als sie sich vorstellte, wie sie ihm die Rechnung zehn Zentimeter tief in den Hals stopfte. Aber nein, das ging leider nicht. Sie hatte den Befehl über die Station. Sie musste auf ihr Image achten und so weiter …
Verdammt.
Sie brachte ein völlig falsches, freundliches Lächeln zustande. »Ich werde Ihnen sagen, was Sie mit dieser Rechnung anfangen können, Quark«, erwiderte sie. Dann verschwand das Lächeln. »Oder soll ich es Ihnen lieber zeigen?«
Zweifel legte sich auf Quarks Gesicht, und er trat einen Schritt zurück.
So einzigartig war ihr Trick nun auch wieder nicht, aber irgendwie wirkte sie überzeugend. Kira beugte sich zu ihm vor, um ihre Einstellung zu verdeutlichen, aber ein Zirpen ihres Kommunikators unterbrach sie.
Jadzia Dax' kultivierte Stimme rief: »Dax an Major Kira.«
Kira berührte den Kommunikator und nannte ihren Namen.
»Haben Sie etwas vergessen, Major?«
Sie warf O'Brien einen Blick zu. »Was habe ich vergessen?«
»Sie haben für sechzehn Uhr eine taktische Einsatzbesprechung anberaumt. Jetzt ist es sechzehn Uhr zwanzig. Wir warten alle auf Sie.«
»Oh. Ja, das hatte ich völlig vergessen. Wir kommen sofort. Tut mir leid.«
»Ich habe es zur Kenntnis genommen. Dax Ende.«
»Das ist doch nicht zu fassen!« Kira musste wieder an die eventuell bevorstehende Invasion denken und prallte erneut gegen O'Brien, als sie dem Ausgang zustrebten, doch dieser Zusammenstoß machte sie nicht verlegen.
Als sie im Lauftempo auf das überfüllte Deck liefen, hörte sie, dass Quark ihnen etwas hinterherrief.
»Ich setze es auf Ihre persönliche Rechnung!«
»Wir haben Schwierigkeiten, Leute.«
Grimmig und ernst überflog Kira Nerys die Berichte auf dem Sensorfeld der technischen Station vor ihr. Sie schaute zu den anderen Offizieren, Personen, von denen sie allmählich glaubte, dass sie einfach alles schaffen konnten, wenn sie sich nur darauf konzentrierten.
Irgendwie hatte sie dieses Gefühl am heutigen Tag nicht. Alle schienen verwundbar zu sein – oder bildete sie sich das nur ein?
Sie wirkten müde. Das bildete sie sich bestimmt nicht ein. Sie hatte sie zu Höchstleistungen angetrieben.
»Wir haben sieben Simulationen durchgeführt«, sagte sie, »und alle haben das gleiche Ergebnis gebracht. Die Jem'Hadar überwinden unsere Verteidigungen und entern die Station innerhalb von zwei Stunden.«
Dr. Julian Bashir stand am Rand des Kommandokreises. Seinen großen Augen und dem feingeschnittenen Gesicht konnte man die Besorgnis deutlich anmerken. »Zwei Stunden lassen uns nicht einmal Zeit, Verstärkung von Bajor zu bekommen.«
»Es muss etwas geben, das wir übersehen haben.« Jadzia bemühte sich, ermutigend zu klingen, und bedachte ihn mit einem versöhnlichen Nicken. Selbst ihr, dem ruhenden Pol auf dieser Station, fiel keine überzeugende Möglichkeit ein. Sie verstummte, als habe sie begriffen, dass sie ohne Aussagen wie dieser besser dran waren. Bloße Hoffnung war etwas für kleine Kinder.
»Major«, sagte O'Brien schließlich, nachdem jeder jeden angeschaut hatte, »ich bin der letzte, der behaupten würde, dass es hoffnungslos ist, aber angesichts der strukturellen Beschränkungen von DS Nine, der zur Verfügung stehenden Energie und der Schwierigkeit, ein stationäres Ziel gegen einen schwerbewaffneten mobilen Angreifer zu verteidigen, würde ich sagen, dass zwei Stunden noch optimistisch sind.«
Kira verbarg ihre Frustration, indem sie in der OPS auf und ab ging. Schließlich drehte sie sich zu ihrem Sicherheitsoffizier um, zu dem Mann, der dafür verantwortlich war, auf dieser brodelnden Station im All den Frieden zu bewahren.
Constable Odo sah sie an. Sein unvollständiges Gesicht war glatt wie Plastik, sein Verhalten vorsichtig.
»Na schön«, fuhr Kira fort, »sagen wir, sie haben die Station geentert. Das heißt noch lange nicht, dass wir uns ergeben müssen.«
»Was schlagen Sie vor?«, ergriff die hinter ihr stehende Dax das Wort.
»Wir können uns in den Rohren verbergen … Fallen errichten … Hinterhalte vorbereiten. Durchzuhalten versuchen, bis wir Verstärkung bekommen.«
»Wir können es versuchen«, sagte Odo, »aber ich glaube nicht, dass von der Station noch viel übrig ist, wenn die Verstärkung eintrifft.«
Kira nahm seine Erklärung stoisch hin und schritt wieder auf und ab. Odo wusste mehr über das Innenleben von Deep Space Nine als alle anderen. Er war einfach schon länger hier.
Dax verarbeitete die Fakten wie üblich etwas schneller als die anderen. »Damit bleiben uns zwei Möglichkeiten. Wir können die Station aufgeben und versuchen, Bajor zu verteidigen, oder den Eingang zum Wurmloch zusammenbrechen lassen.«
Kira drehte sich zu ihr um. »Ich will eine dritte Alternative. Ich weigere mich einfach, davon auszugehen, dass wir …«
Ein Alarm übertönte ihre Worte.
An der wissenschaftlichen Station waren Dax' wunderschöne Augen auf ihre Konsole gerichtet. »Eine starke Subraum-Welle hat soeben unsere Sicherheitssensoren aktiviert.«
Kira warf einen Blick in die Runde und vergewisserte sich, dass die anderen Stationen keinen Alarm auslösten und sie sich auf Dax' Entdeckung konzentrieren konnte. »Wo ist sie?«
»Koordinaten Eins-Vier-Acht Komma Zwei-Eins-Fünf.« Dax' Stimme war verdammt ruhig. Wie, zum Teufel, schaffte sie das nur? »Entfernung dreihundert Meter.«
»Dreihundert Meter?«, platzte O'Brien heraus. »Das ist doch fast innerhalb unseres Schilds!«
»Der Intensität und harmonischen Signatur zufolge«, warf Dax ein, »könnte es sich um ein getarntes Schiff handeln, aber ich habe noch nie ein Energiezerstreuungsmuster wie dieses gesehen.«
Kira knirschte mit den Zähnen. Ihre Muskeln verkrampften sich, ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Könnten es die Jem'Hadar sein?«, polterte sie, von Gedanken getrieben, die sie bereits bewogen hatten, die Holo-Kammern aufzusuchen, um diese höchst unbefriedigenden Übungen durchzuführen.
O'Brien hätte fast – aber nur fast – die Augen verdreht, dann wurde ihm klar, dass die Frage keineswegs paranoid war. »In den letzten zwei Tagen ist nichts durch das Wurmloch gekommen.«
»Was auch immer es ist«, sagte Kira, »es ist uns näher, als uns lieb sein kann. Schilde heben. Energie in die Phaserbänke. Halten Sie sich bereit, das Ziel zu erfassen …«
»Die Energiesignatur fluktuiert«, unterbrach Dax. »Es enttarnt sich.«
Unmittelbar vor der Hauptsichtscheibe gab ein sperriges, kompaktes Raumschiff seine Tarnung auf und verdeckte nun den Teil der Nacht, durch den es sich zuvor unerkannt genähert hatte. Es war ein klotziges, schwerbewaffnetes Schiff, trug aber Starfleet- und Föderationsinsignien. Es war mehr als nur vertraut – das Schiff hatte eindeutig ein Starfleet-Design.
Aber es war auch bekannt, dass Schiffe gestohlen werden konnten. Wer befand sich an Bord dieses Dings?
Sie wusste, was die Crew erwartete, weigerte sich aber, die Schilde vorzeitig herunterzunehmen.
»Es ist eindeutig ein Raumschiff der Föderation«, stellte Dax überflüssigerweise fest. »Aber so eine Konstruktion habe ich noch nie gesehen.«
»Ein Föderationsschiff«, fügte O'Brien hinzu, »mit einer Tarnvorrichtung?«
Dax wollte etwas erwidern, hielt dann jedoch inne und meldete: »Sie haben einen Kanal geöffnet.«
Kira nickte ihr zu.
Der Schirm flimmerte kurz und zeigte dann ein kristallklares Bild der letzten Person, die sie im Kommandantensessel dieses Raumschiffs zu sehen erwartet hätten.
»Hallo, Major«, sagte Commander Benjamin Sisko mit seiner orchestertiefen Bass-Stimme. »Tut mir leid, falls ich Sie erschreckt haben sollte, aber ich wollte die Tarnvorrichtung der Defiant ausprobieren.«
Kira richtete sich auf. »Der Defiant?«
Auf dem Bildschirm hielt Sisko ein Grinsen zurück. Sein dunkelbraunes Gesicht strahlte vor Zufriedenheit.
Aber seine Augen zeigten das Grinsen.
»Ich habe eine kleine Überraschung für das Dominion mitgebracht.«
Ben Sisko freute sich seit einer Woche auf den Ausdruck in den Gesichtern seiner Kollegen, wenn er mit diesem kompakten Energiebündel von Raumschiff eintreffen würde. Die USS Defiant besaß keinerlei Eleganz wie so manche Schiffe vor ihr, war aber auch nicht für einen gemächlichen Ausflug an den Badesee gedacht.
Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung darüber, wieder zurück zu sein, betrat er die Offiziersmesse neben dem Observatorium. Der trübselige, strenge Raum war renoviert worden, nachdem er die Station übernommen hatte, aber die grundlegende Architektur war noch immer die der ursprünglichen Besitzer. Die cardassianische Bauweise war hart und kalt, aber die bequemen Sessel, ein paar Couchen, Beistelltische und der große Tisch für formelle Konferenzen in der Mitte des Raums nach Föderationsbauweise hatten einen gewissen Ausgleich dazu geschaffen. Doch schon anhand des großen Sichtfensters und der Computerkonsole am anderen Ende des Raums bemerkte man sofort, dass man sich nicht in einem Wartesaal bei Starfleet Command befand.
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