Wiesbaden in der Steinzeit - Ernst Probst - E-Book

Wiesbaden in der Steinzeit E-Book

Ernst Probst

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Steinzeit hat in Deutschland vor ungefähr einer Million Jahren begonnen. Ein so hohes Alter schreibt man den frühesten Werkzeugen hierzulande zu. Zu Ende war die Steinzeit in einigen Gebieten unserer Heimat vor mehr als 4.000 Jahren, als man erstmals Geräte aus Kupfer und Zinn namens Bronze herstellte. Im frühesten Abschnitt der Menschheitsgeschichte, also der Steinzeit, hat man sich nicht nur mit dem Zurechtschlagen und Schleifen von Stein befasst, sondern viele Neuerungen erfunden. Man denke nur an die Anfänge von Hausbau, Siedlungen, Jagd, Fischfang, Ackerbau, Viehzucht, Handwerk, Handel, Verkehr, Kunst, Musik und Religion. Hierüber informiert das E-Book "Wiesbaden in der Steinzeit". Aus der Altsteinzeit liegen nur wenige Funde von Jägern und Sammlern aus Wiesbaden (Adlerquelle und Igstadt) vor und aus der Mittelsteinzeit gar keine. Dagegen kennt man aus der Jungsteinzeit in Wiesbaden reichliche Hinterlassenschaften von Ackerbauern, Viehzüchtern und Töpfern. Darunter befindet sich sogar eine riesige Befestigungsanlage am Rhein in Schierstein. Die einführenden Texte stammen größtenteils aus dem Buch "Deutschland in der Steinzeit" (1991) von Ernst Probst.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 226

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ernst Probst

Wiesbaden in der Steinzeit

Von Eiszeit-Jägern bis zu frühen Bauern

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Wiesbaden in der Steinzeit

Vorwort Die Steinzeit hat in Deutschland vor ungefähr einer Million Jahren begonnen. Ein so hohes Alter schreibt man den frühesten Werkzeugen hierzulande zu. Zu Ende war die Steinzeit in einigen Gebieten unserer Heimat vor mehr als 4.000 Jahren, als man erstmals Geräte aus Kupfer und Zinn namens Bronze herstellte. Im frühesten Abschnitt der Menschheitsgeschichte, also der Steinzeit, hat man sich nicht nur mit dem Zurechtschlagen und Schleifen von Stein befasst, sondern viele Neuerungen erfunden. Man denke nur an die Anfänge von Hausbau, Siedlungen, Jagd, Fischfang, Ackerbau, Viehzucht, Handwerk, Handel, Verkehr, Kunst, Musik und Religion. Hierüber informiert das E-Book „Wiesbaden in der Steinzeit“. Aus der Altsteinzeit liegen nur wenige Funde von Jägern und Sammlern aus Wiesbaden (Adlerquelle und Igstadt) vor und aus der Mittelsteinzeit gar keine. Dagegen kennt man aus der Jungsteinzeit in Wiesbaden reichliche Hinterlassenschaften von Ackerbauern, Viehzüchtern und Töpfern. Darunter befindet sich sogar eine riesige Befestigungsanlage am Rhein in Schierstein. Die einführenden Texte stammen größtenteils aus dem Buch „Deutschland in der Steinzeit“ (1991) von Ernst Probst.

Die Geröllgeräte-Industrien

Das Protoacheuléen

Das Altacheuléen

Das Jungacheuléen

Das Spätacheuléen

Das Aurignacien

Das Gravettien

Das Magdalénien

Die Federmesser-Gruppen

Die Mittelsteinzeit in Deutschland

Die Hinkelstein-Gruppe

Die Großgartacher Gruppe

Die Rössener Kultur

Die Bischheimer Gruppe

Die Wartberg-Gruppe

Die Glockenbecher-Kultur

Nachtrag

Bücher von Ernst Probst

Die Altsteinzeit. Eine Periode der Steinzeit in Europa vor etwa 1.000.000 bis 10.000 Jahren 

Die Altsteinzeit in Wiesbaden

Impressum neobooks

Wiesbaden in der Steinzeit

Ernst Probst

Wiesbaden in der SteinzeitVon Eiszeit-Jägern bis zu frühen Bauern

Impressum:

Wiesbaden in der Steinzeit

Autor: Ernst Probst

Im See 11, 55246 Mainz-Kostheim

Telefon: 06134/21152

E-Mail: ernst.probst (at) gmx.de

Vorwort Die Steinzeit hat in Deutschland vor ungefähr einer Million Jahren begonnen. Ein so hohes Alter schreibt man den frühesten Werkzeugen hierzulande zu. Zu Ende war die Steinzeit in einigen Gebieten unserer Heimat vor mehr als 4.000 Jahren, als man erstmals Geräte aus Kupfer und Zinn namens Bronze herstellte. Im frühesten Abschnitt der Menschheitsgeschichte, also der Steinzeit, hat man sich nicht nur mit dem Zurechtschlagen und Schleifen von Stein befasst, sondern viele Neuerungen erfunden. Man denke nur an die Anfänge von Hausbau, Siedlungen, Jagd, Fischfang, Ackerbau, Viehzucht, Handwerk, Handel, Verkehr, Kunst, Musik und Religion. Hierüber informiert das E-Book „Wiesbaden in der Steinzeit“. Aus der Altsteinzeit liegen nur wenige Funde von Jägern und Sammlern aus Wiesbaden (Adlerquelle und Igstadt) vor und aus der Mittelsteinzeit gar keine. Dagegen kennt man aus der Jungsteinzeit in Wiesbaden reichliche Hinterlassenschaften von Ackerbauern, Viehzüchtern und Töpfern. Darunter befindet sich sogar eine riesige Befestigungsanlage am Rhein in Schierstein. Die einführenden Texte stammen größtenteils aus dem Buch „Deutschland in der Steinzeit“ (1991) von Ernst Probst.

Die Steinzeit

Als Steinzeit gilt jenes Zeitalter, in dem der Stein der am meisten verwendete Rohstoff für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen war. Solche künstlich von Menschenhand angefertigte Geräte werden von den Archäologen als Artefakte bezeichnet. Die Steinzeit gilt als das älteste und längste Zeitalter der Urgeschichte. Den Begriff Urgeschichte verwendet man für die Zeit seit dem ersten Auftreten des Menschen bis zum frühesten Gebrauch der Schrift.

Die Steinzeit begann in Afrika schon vor mehr als zwei Millionen Jahren, in Europa und Asien vor mehr als einer Million Jahren, in Amerika und Australien vor wenigen Jahrzehntausenden. Ihr Ende fand die Steinzeit in vielen Gebieten mit der Herstellung und Verwendung von Bronze, die mancherorts bis in die zweite Hälfte des dritten Jahrtausends vor Christus zurückreicht.

Der Begriff Steinzeit geht auf den dänischen Archäologen Christian Jürgensen Thomsen (1788–1865) aus Kopenhagen zurück. Er teilte 1836 die Urgeschichte nach dem jeweils am meisten verwendeten Rohstoff für Werkzeuge und Waffen in drei Zeitalter ein: nämlich Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit.

Aus der Steinzeit liegen mit Ausnahme von Sumer und Ägypten, wo bereits um 3.500 bzw. 3.000 v. Chr. eine heute noch lesbare Schrift gebräuchlich war, keinerlei schriftliche Nachrichten vor. Die frühesten Belege von Schriftgebrauch in den anderen Ländern fallen schon in die Bronzezeit. Deshalb kennen wir heute aus Europa keine Namen von Völkern, Städten, Herrschern und auch keine Texte von Gesetzen, Gebeten, Gedichten oder Liedern.

Die Steinzeit wird in Europa in die drei Perioden Altsteinzeit (Paläolithikum), Mittelsteinzeit (Mesolithikum) und Jungsteinzeit (Neolithikum) gegliedert. In anderen Erdteilen ist diese Einteilung nicht generell anwendbar.

Das Klima war in der Steinzeit sehr wechselhaft. Der weitaus größte Anteil der Steinzeit, nämlich die gesamte Altsteinzeit, entspricht dem Eiszeitalter (Pleistozän), das in Mitteleuropa vor etwa 2,3 Millionen Jahren begann und ungefähr vor 10.000 Jahren, also um 8.000 v. Chr., endete. Im Eiszeitalter lösten sich klimatisch milde Warmzeiten mehrfach mit grimmig kalten Eiszeiten ab. In den verschiedenen Eiszeiten bedeckten Gletscher weite Gebiete Europas, Nordamerikas und Asiens. Während kalter Perioden mussten die wärmeorientierten Pflanzen und Tiere den kälteorientierten weichen, die Wälder wurden durch Steppen abgelöst.

Der Beginn der Mittelsteinzeit in Mitteleuropa um 8.000 v. Chr. fiel in den Anfang der Nacheiszeit (Holozän). Damals breiteten sich – bewirkt durch das günstigere Klima – die Wälder aus. Die früheste Phase der Jungsteinzeit in Mitteleuropa ab etwa 5.500 v. Chr. fiel in ein feuchtwarmes Klima (Atlantikum), auf das um 3.800 v. Chr. eine etwas kühlere Übergangszeit (Subboreal) folgte.

In manchen Gebieten Europas regte sich in der Steinzeit sehr starker Vulkanismus. In Nordamerika schlug vor ungefähr 50.000 Jahren in der Altsteinzeit ein aus dem Weltall auf die Erde stürzender Meteorit einen 170 Meter tiefen Krater mit einem Durchmesser von 1.186 Metern. Der Orient wurde in der ausgehenden Steinzeit von großen Überschwemmungen heimgesucht.

Im Verlauf der Steinzeit entwickelte sich aus primitiven Vorläufern der heutige Mensch. Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches „Deutschland in der Steinzeit“ (1991) von Ernst Probst stellte man sich dies – wie folgt – vor. Vor etwa 2,2 Millionen Jahren gingen in Afrika aus Vormenschen der Art Australopithecus africanus die ersten Frühmenschen der Gattung Homo (Mensch) hervor: zunächst Homo habilis. Letzterem folgten vor mehr als anderthalb Millionen Jahren die Frühmenschen der Art Homo erectus. Vor etwa 300.000 Jahren erschienen in Europa frühe Angehörige der auf noch höherem kulturellem Niveau stehenden Art Homo sapiens, die von den Wissenschaftlern als Präsapienten, Steinheim-Menschen, Anteneandertaler oder frühe Neandertaler bezeichnet werden.

Vor etwa 115.000 Jahren lebten in Europa die späten oder „klassischen Neandertaler“ (Homo neanderthalensis). Die ebenfalls in der Literatur zu findende Schreibweise „Neanderthaler“ basiert darauf, dass zur Zeit der Entdeckung dieses Urmenschen im Jahre 1856 das „Neanderthal“ zwischen Erkrath und Mettmann noch mit „h“ geschrieben wurde. Ungefähr vor 100.000 Jahren traten im östlichen Mittelmeergebiet die frühesten Vertreter des anatomisch modernen Menschen oder Jetztmenschen (Homo sapiens) auf. Sie tauchten später auch in Europa, Amerika und Australien auf. Die späten Neandertaler in Europa wurden vor etwa 35.000 Jahren auf bisher ungeklärte Weise von diesen Jetztmenschen abgelöst.

Die Menschen der Alt- und Mittelsteinzeit waren nicht sesshaft. Die Vormenschen haben vermutlich – aus Furcht vor Löwen, Leoparden oder Säbelzahnkatzen an geschützten Orten – wie in Höhlen, auf Felsen oder auf Bäumen – die Nacht verbracht. Die Frühmenschen bauten offenbar schon vor mehr als anderthalb Millionen Jahren mit Ästen und Zweigen windgeschützte Unterschlüpfe oder Hütten. Mindestens seit einer Million Jahren verstanden sie es, Feuer zu nutzen. Die Altmenschen vom Typ der Neandertaler errichteten mit dicken Holzstangen und Tierfellen stabile Behausungen. Manchmal verwendeten sie Mammutschädel und Mammutstoßzähne als Baugerüst. Die eiszeitlichen Jetztmenschen aus der Zeit vor etwa 35.000 bis 10.000 Jahren (8.000 v. Chr.) schlugen leichtgebaute Zelte und Rundbauten auf, die sie mit Tierhäuten bedeckten. Die ersten Bauern Mitteleuropas zimmerten in der Jungsteinzeit um 5.500 v. Chr. bis zu 40 Meter lange Holzhäuser.

In frühen Phasen der Altsteinzeit ernährten sich unsere Vorfahren häufig von Aas. Die Jagd auf wilde Tiere wurde erst in späteren Phasen immer wichtiger. Die Jagd war Angelegenheit der Männer, das Sammeln von wildwachsenden Beeren, Früchten und Kräutern, die Betreuung der Kinder und des Haushaltes oblag den Frauen. Es war die „Zeit der Wildbeuter“, eine ausschließlich aneignende Wirtschaftsform, in der die in der Natur vorhandenen Pflanzen und Tiere ausgebeutet wurden, ohne dass man für deren Vermehrung sorgte.

Als erste Haustiere des Menschen gelten gezähmte Jungwölfe aus der Zeit vor etwa 13.000 Jahren. Sie dürften die Männer bei der Jagd begleitet und Schutzfunktionen übernommen haben. In der Mittelsteinzeit ernährten sich die Menschen fast ausschließlich von der Jagd und vom Sammeln. Das Vorhandensein von Netzen, Reusen und Angelhaken lässt darauf schließen, dass der Fischfang damals in Europa an Bedeutung zunahm.

Das unstete Wanderleben der Jäger, Sammler und Fischer endete in der Jungsteinzeit, als Ackerbau, Viehzucht und Töpferei die Lebensweise geradezu revolutionierten. Diese „neolithische Revolution“ bahnte sich vor etwa 12.000 Jahren zunächst im Vorderen Orient und vielleicht auch in Nordafrika an, breitete sich aus und erreichte um 5.500 v. Chr. Teile Mitteleuropas. Die frühen Bauern bauten in der Nähe ihrer festen Häuser Getreide und Hülsenfrüchte an und hielten Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine als Haustiere. Die neue Wirtschaftsform ermöglichte eine sesshafte Lebensweise.

Das Tauschen spielte in Europa bereits in der Altsteinzeit eine bescheidene Rolle. Manche Schmuckschnecken belegen schon für die Zeit vor mehr als 20.000 Jahren erstaunliche Verbindungen zu weit entfernten Gebieten. Vielleicht fungierten diese Schmuckschnecken als eine Art Zahlungsmittel. In der Jungsteinzeit blühte der Tausch von seltenem Feuerstein (Flint oder Silex) als Rohmaterial für Werkzeuge und Waffen, aber auch mit Bernstein für Schmuckzwecke. Die ersten in den frühen Hochkulturen des Vorderen Orients geschaffenen Gegenstände aus Kupfer und Gold dürften in der entwickelten Jungsteinzeit auf dem Tauschweg nach Mitteleuropa gelangt sein.

Bei den frühen altsteinzeitlichen Jägern gab es wohl noch kein spezialisiertes Handwerk. Die für den Alltag benötigten Gegenstände konnten von jeder Familie bzw. Gruppe selbst hergestellt werden. Aber seit der jüngeren Altsteinzeit kann man davon ausgehen, dass Kunstwerke von Spezialisten geschaffen wurden. Bei besonders aufwändigen Hausbauten, später beim Wagenbau und der Herstellung von besonders kunstvoller Keramik wurden in den Dörfern der Jungsteinzeit eigens ausgebildete Spezialisten benötigt.

Die Menschen der Altsteinzeit legten große Entfernungen zu Fuß zurück. Gegen Ende der Altsteinzeit überquerten Jäger und Sammler vom griechischen Festland mit Wasserfahrzeugen – vielleicht mit Flößen – das Mittelmeer und setzten auf die Insel Korfu über. Ab der Mittelsteinzeit waren lange Einbäume mit Holzpaddeln in Gebrauch.

Als frühestes Zugtier für schwerfällige hölzerne Wagen mit Scheibenrädern diente ab dem vierten Jahrtausend v. Chr. das Rind. Das Pferd kam zu dieser frühen Zeit bereits als Reittier in Mode. In sumpfigen Gebieten wurden um 3.000 v. Chr. holprige Holzbohlenwege angelegt.

Kleidung dürfte bereits für den Frühmenschen Homo erectus in kühlen Abschnitten der Altsteinzeit erforderlich gewesen sein und erst recht für die in der letzten Eiszeit vor etwa 115.000 bis 10.000 Jahren lebenden Menschen. Belegt ist sie indirekt auf mehr als 30.000 Jahre alten Kunstwerken sowie direkt bei den etwa 20.000 bis 25.000 Jahre alten Bestattungen von Sungir in Russland.

Die archäologischen Hinweise auf Schmuck schon zur Zeit der Neandertaler sind bisher selten. Dabei handelt es sich um rote, gelbe oder schwarze Farbstückchen aus Frankreich und Russland sowie um Anhänger. Seit etwa 30.000 Jahren ist die Vorliebe für Schmuck in Form von durchbohrten Schneckengehäusen und Tierzähnen für Ketten und als Kleidungsbesatz belegt. Auch Elfenbeinschmuck und Farbstücke zum Schminken wurden in Siedlungen und Gräbern dieser Zeit entdeckt. Bernstein war in der Jungsteinzeit als Schmuck sehr beliebt.

Die Anfänge der Kunst reichen bis vor mehr als 30.000 Jahre zurück. Zu den beliebtesten Motiven zählten damals Jagdtiere. Weitaus seltener sind Darstellungen von Mischwesen mit tierischen und menschlichen Attributen, die charakteristisch für die damalige Vorstellungswelt waren. Die farbenprächtige Höhlenmalerei in Frankreich und Spanien lässt heutige Menschen staunen.

Töne haben vielleicht schon die Neandertaler in ihrem Bann gezogen. Die als Beispiel für frühe Instrumente genannten Funde sind jedoch nicht überzeugend. Aus Frankreich und Deutschland kennt man echte Flöten aus Tierknochen seit etwa 30.000 Jahren. Die Verwendung von mit Tierhäuten überzogenen Tontrommeln gilt erst um 3.500 v. Chr. in der Jungsteinzeit als gesichert. Sie geben eindrucksvolle Hinweise auf Tanz und Gesang in der Steinzeit.

Die Herstellung von Gebrauchsgütern wurde im Laufe der Steinzeit immer mehr vervollkommnet. Die Altsteinzeit gilt als „Zeit des geschlagenen Steins“, in der Werkzeuge und Waffen aus verschiedenen Gesteinsarten durch immer raffiniertere Schlagtechniken angefertigt wurden. Am Beginn dieser Entwicklung standen plumpe, durch wenige Schläge zugerichtete Geröllgeräte, an ihrem Ende meisterhaft retuschierte Faustkeile. Holz war sicher oft wichtiger als Stein, ist aber kaum erhalten. Auch Knochen und Geweih dienten als Rohstoffe. Holzlanzen und Holzknüppel zählten zu den ersten Waffen der Frühmenschen. In den letzten Abschnitt der Altsteinzeit fielen die Erfindung von Pfeil und Bogen, Speerschleudern und Harpunen sowie von Nähnadeln aus Knochen.

Für die Mittelsteinzeit ist der Gebrauch von auffallend kleinen Steingeräten kennzeichnend, die man wegen ihrer geringen Größe Mikrolithen nennt. In manchen der damaligen Kulturstufen gab es Hacken und Beile aus Geweihen.

Die Jungsteinzeit präsentiert sich als „Zeit des geschliffenen Steins“, der – nach vereinzelten altsteinzeitlichen Vorläufern – eine erst in dieser Epoche stärker aufgekommene Neuerung darstellt. In Australien waren geschliffene Steinbeile schon vor etwa 20.000 Jahren üblich. Charakteristisch sind unter anderem geschliffene und für die Aufnahme des Schaftes durchbohrte Steinäxte. Spitzenerzeugnisse der weiterhin betriebenen Steinschlagtechnik waren gegen Ende der Jungsteinzeit die Feuersteindolche, die Metallvorbildern aus frühen Zentren der Kupfer- und Bronzezeit nachgeahmt wurden.

Die Neandertaler gelten als die ersten unserer Vorfahren, die ihre Toten bestatteten. Speisebeigaben deuten an, dass sie an ein Leben nach dem Tode glaubten. Auch die nach ihnen lebenden Jetztmenschen der jüngeren Altsteinzeit betteten ihre Toten meist sorgfältig zur letzten Ruhe. Andererseits wurde damals manchmal Leichen zerstückelt oder nur die Köpfe bestattet (Schädelkult). Aus der Jungsteinzeit kennt man bereits Friedhöfe, aufwändige Grabformen – wie die Großsteingräber (Megalithgräber) – und in manchen Kulturen auch schon die Leichenverbrennung.

Über die Religion der altsteinzeitlichen Bevölkerung wissen wir wenig. Da die Frühmenschen in der Zeit vor mehr als zwei Millionen bis 300.000 Jahren ihre Verstorbenen nicht bestatteten, machten sie sich vielleicht keine Gedanken über ein Leben nach dem Tode. Ob der von späten Frühmenschen vor etwa 400.000 oder 500.000 Jahren praktizierte Kannibalismus in Choukoutien (China) religiös motiviert war, wissen wir nicht.

Bestattung und die Mitgabe von Wegzehrung oder Waffen scheinen erst bei den „klassischen Neandertalern“ vor mehr als 100.000 Jahren aufgekommen zu sein. Damit waren wohl Jenseitsvorstellungen verbunden. Der von Neandertalern praktizierte Schädelkult mit den Köpfen von Toten bezeugt eine Form der Ahnenverehrung.

Besser unterrichtet sind wir über die Religion der frühen Jetztmenschen in Europa aus dem letzten Abschnitt der Altsteinzeit vor mehr als 30.000 bis 10.000 Jahren. Zu deren religiöser Vorstellungswelt gehörten Mischwesen in Mensch-Tier-Gestalt und die Darstellung von Betenden (Adoranten). Ob die Höhlenmalereien eine religiöse Funktion erfüllten, ist umstritten.

Eine noch ungeklärte Funktion im Kult spielten in der Mittelsteinzeit die Hirschschädelmasken. Womöglich wurden sie von Zauberern (Schamanen) bei ihren Auftritten getragen. Hirschschädelmasken hat man in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg und Brandenburg entdeckt.

Die Hauptsorge der jungsteinzeitlichen Bauern galt dem Gedeihen der stark vom Wetter abhängigen Ernte und der Viehzucht. Deshalb opferten sie vermutlich zu bestimmten Jahreszeiten sogar Menschen. Aus dem fünften Jahrtausend v. Chr. kennt man in Europa bereits ausgedehnte, mehrfach gestaffelte, kreisförmige Palisadenanlagen mit Zugängen in allen vier Himmelsrichtungen. Sie werden als Heiligtümer gedeutet.Die Altsteinzeit

Die Altsteinzeit ist die älteste und längste Periode der Steinzeit. Wie die Steinzeit begann sie in jedem Land zu dem Zeitpunkt, von dem ab erstmals Stein als Rohstoff für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen benutzt wurde. Ihr Ende wird in Europa mit demjenigen des Eiszeitalters vor etwa 10.000 Jahren gleichgesetzt. Altsteinzeitliche Kulturen gab es in allen Erdteilen.

Der Begriff Altsteinzeit (Paläolithikum) wurde 1865 von dem englischen Prähistoriker John Lubbock (1834–1913) eingeführt, der 1900 geadelt wurde und seitdem Lord Avebury hieß. Er teilte die Steinzeit in zwei Perioden. Die ältere davon nannte er Paläolithikum (deutsch: Altsteinzeit oder ältere Steinzeit) und definierte sie als „Periode des geschlagenen Steins“. Den jüngeren Abschnitt bezeichnete er als Neolithikum (Jungsteinzeit oder jüngere Steinzeit) bzw. als „Periode des geschliffenen Steins“. Der Begriff Mesolithikum (Mittelsteinzeit oder mittlere Steinzeit) wurde erst 1874 geprägt.

Die Altsteinzeit wird in vielen Gebieten Europas in drei unterschiedlich lange Abschnitte gegliedert: ältere Altsteinzeit (Altpaläolithikum), mittlere Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum) und jüngere Altsteinzeit (Jungpaläolithikum). Leider sind sich die Prähistoriker über die Kriterien dieser Gliederung und somit über die Zeitdauer der einzelnen Abschnitte nicht einig. Deshalb gibt es voneinander abweichende Gliederungen der Altsteinzeit. In diesem Text wird das von dem Tübinger Prähistoriker Hansjürgen Müller-Beck verwendete Schema verwendet.

Die ältere Altsteinzeit beginnt mit den ersten Steinwerkzeugen und dauert bis zum Ende des mittleren Eiszeitalters (Mittelpleistozän), das dem Ende der Saale-Eiszeit bzw. dem Beginn der folgenden Eem-Warmzeit vor etwa 125.000 Jahren entspricht.

Die mittlere Altsteinzeit beginnt mit der Eem-Warmzeit vor etwa 125.000 Jahren und endet vor etwa 35.000 Jahren.

Die jüngere Altsteinzeit beginnt vor etwa 35.000 Jahren und endet vor etwa 10.000 Jahren (8.000 v. Chr.). Damit ist die Altsteinzeit abgeschlossen.

Die ältere, mittlere und jüngere Altsteinzeit lassen sich vor allem durch bestimmte „Ensembles“ von Steinwerkzeugen gliedern. Ab der jüngeren Altsteinzeit kommen Knochengeräte und Kunstwerke dazu. Diese „Ensembles“ wurden früher von den Prähistorikern als Kulturen bezeichnet. Heute spricht man von Technokomplexen, Industrien, archäologischen Stufen oder Kulturstufen.

Die Technokomplexe der Altsteinzeit sind entweder nach der Form bestimmter typischer Steinwerkzeuge (beispielsweise Geröllgeräte-Industrien) oder nach Fundorten (beispielsweise das Aurignacien nach der Höhle von Aurignac in Frankreich) benannt, an denen man die charakteristischen „Ensembles“ zuerst entdeckte oder beschrieb. In diesem Text wird weitgehend das von dem Prähistoriker Lutz Fiedler entworfene und im Buch „Deutschland in der Steinzeit“ (1991) enthaltene Schema über die Abfolge und Zeitdauer der altsteinzeitlichen Technokomplexe in Mitteleuropa benutzt.

Da die Altsteinzeit zum Eiszeitalter (Pleistozän) gehörte, das in Mitteleuropa vor etwa 2,3 Millionen Jahren begann und vor etwa 10.000 Jahren (etwa 8.000 v. Chr.) endete, war das Klima in dieser Periode extremen Schwankungen unterworfen. Im Eiszeitalter folgte auf eine Kaltzeit oder eine noch viel grimmigere Eiszeit (Glazial) jeweils eine klimatisch milde Warmzeit (Interglazial) und umgekehrt. Die heutigen Menschen leben in einer Warmzeit und wundern sich kurioserweise darüber, dass es warm ist!

In Büchern, Zeitschriften und im Internet kursieren etliche Gliederungen des Eiszeitalters, die mehr oder minder voneinander abweichen. Im Taschenbuch „Deutschland im Eiszeitalter“ (2010) von Ernst Probst zum Beispiel liest man folgende Zeitangaben für Warmzeiten, Kaltzeiten und Eiszeiten:

Prätegelen-Kaltzeit etwa 2,6 bis 1,96 Millionen Jahre

Tegelen-Warmzeit etwa 1,96 bis 1,78 Millionen Jahre

Eburon-Kaltzeit etwa 1,78 bis 1,3 Millionen Jahre

Waal-Warmzeit etwa 1,3 bis 1,07 Millionen Jahre

Bavel-Komplex etwa 1,07 Millionen bis 990.000 Jahre

Menap-Kaltzeit etwa 990.000 bis 800.000 Jahre

Cromer-Komplex etwa 800.000 bis 480.000 Jahre

Elster-Eiszeit etwa 480.000 bis 330.000 Jahre

Holstein-Warmzeit etwa 330.000 bis 300.000 Jahre

Saale-Eiszeit etwa 300.000 bis 127.000 Jahre

Eem-Warmzeit etwa 127.000 bis 115.000 Jahre

Weichsel-Eiszeit etwa 115.000 bis 11.700 Jahre

Von einer Kaltzeit spricht man, wenn eine langfristige Abkühlung des Klimas nicht mit Gletschervorstößen verbunden war, während es sich immer dann um eine Eiszeit handelte. wenn weitreichende Gletschervorstöße erfolgten. Eine Eiszeit konnte von einer kurzen wärmeren Phase (Interstadial) oder mehreren unterbrochen werden. Zu einer Warmzeit gehörte manchmal eine kurze kältere Phase (Stadial), manchmal waren es auch mehrere.

In den Kälteperioden des Eiszeitalters fiel auf dem Festland die mittlere Jahrestemperatur um etwa 10 bis 15 Grad Celsius gegenüber den heutigen Temperaturen. Auch in den oberen Wasserschichten des Meeres sank sie um etwa 6 bis 7 Grad Celsius gegenüber den jetzigen Verhältnissen. Sogar im Juli betrugen die Durchschnittstemperaturen nur zwischen plus 10 und 5 Grad Celsius. Andererseits war es in den Warmzeiten wärmer als in der Gegenwart.

Als Ursachen für die starken Klimaschwankungen des Eiszeitalters werden Schwankungen der Sonnenstrahlung durch Temperatur- und Zustandsänderungen der Sonne oder drastisch verringerte Strahlendurchlässigkeit des Weltraumes – etwa beim Dazwischentreten kosmischer Staubwolken – angenommen. Denkbar sind aber auch periodische Schwankungen in der Stellung der Erdachse und in der Erdbahn mit unterschiedlicher Sonnennähe oder geringe Durchlässigkeit der irdischen Lufthülle, die durch globalen Vulkanismus bewirkt sein könnte. Nachlesen konnte man dies in dem Buch „Deutschland in der Steinzeit“ (1991).

In Europa existierten im Eiszeitalter mehrere Ausgangszentren von Gletschervorstößen. Von Skandinavien aus drangen die Hauptgletscher zum Ostseeraum und zeitweise weiter nach Süden (Polen, Ostdeutschland) und nach Westen (Norddeutschland, Niederlande). Die skandinavischen Gletscher erstreckten sich aber auch bis in den europäischen Teil von Russland. Von Irland und Schottland aus stießen Gletscher nach Westen in den Atlantischen Ozean und nach Süden in die Irische See sowie nach Ostengland vor. Die Gletscher der Alpen rückten in den Eiszeiten weit nach Norden (Süddeutschland, Österreich) und nach Süden (Schweiz, Norditalien) vor. In Spanien waren die Pyrenäen vergletschert.

Die ältesten Spuren von Gletschervorstößen in Süddeutschland stammen aus den Biber-Eiszeiten vor mehr als 2 Millionen Jahren. Sie sind nach dem Flüsschen Biber nordwestlich von Augsburg in Bayern benannt, in dessen Gegend eiszeitliche Schotterablagerungen nachgewiesen sind.

Die ältesten Spuren von Gletschervorstößen in Norddeutschland werden in die Elster-Eiszeit vor etwa 400.000 Jahren datiert. Damals bedeckten die skandinavischen Gletscher ganz Norddeutschland. Sie drangen darüber hinaus bis in die Gegend von Dresden (Sachsen), Erfurt (Thüringen), Soest, Recklinghausen und Kettwig (alle Nordrhein-Westfalen) vor.

Die weitesten Vorstöße der alpinen Gletscher erfolgten in der Mindel-Eiszeit vor etwa 400.000 Jahren. Sie reichten bis nach Biberach an der Riß, Ottobeuren, Mindelheim, Fürstenfeldbruck, Erdingen, Mühldorf am Inn und Burghausen an der Salzach.

Die weitesten Vorstöße der skandinavischen Gletscher in der Saale-Eiszeit vor etwa 200.000 Jahren reichten bis südlich von Dortmund, ins Ruhrtal sowie fast bis Düsseldorf, Krefeld und Geldern.

Die weitesten Vorstöße der alpinen Gletscher in der süddeutschen Riss-Eiszeit vor etwa 200.000 Jahren gelangten fast bis Augsburg und München.

Als letzte Eiszeiten mit Gletschervorstößen in Deutschland gelten die norddeutsche Weichsel-Eiszeit und die süddeutsche Würm-Eiszeit vor etwa 117.000 bis 10.000 Jahren (etwa 8.000 v. Chr.). Der weichsel-eiszeitliche Ostseegletscher breitete sich vor etwa 20.000 Jahren bis Flensburg, Kiel, Hamburg und Brandenburg aus. Die würm-eiszeitlichen Alpengletscher bedeckten das Alpenvorland vom Bodensee bis nach Salzburg. Zwischen den nordischen und alpinen Gletschern lag ein etwa 600 Kilometer breites, eisfreies Gebiet. Bis nach Wiesbaden sind weder nordische noch alpine Gletscher jemals vorgedrungen.

In den Eiszeiten wurden riesige Wassermengen in Form von Schnee und Eis gebunden. Dies hatte zur Folge, dass der Meeresspiegel weltweit um etwa 100 Meter fiel. Dadurch entstanden zwischen manchen Gebieten, die bis dahin durch das Meer getrennt wurden, Landverbindungen, die Tier- und Menschenwanderungen erlaubten. So war beispielsweise England im Eiszeitalter zeitweise mit dem europäischen Kontinent verbunden. Auch etliche heutige Inseln im Mittelmeer waren in Eiszeiten trockenen Fußes vom jetzigen Festland aus erreichbar.

Nordamerika verdankt dem Trockenfallen der Bering-Meeresstraße die erste Besiedlung durch Menschen. Über die festländische Bering-Landbrücke konnten vor ungefähr 25.000 Jahren sibirische Jäger und Sammler auf den bis dahin menschenleeren Kontinent wandern. Auch Japan besaß in den Eiszeiten eine feste Landverbindung zum asiatischen Kontinent. Australien war in den Eiszeiten im Norden mit Neuguinea und im Süden mit Tasmanien verbunden. In den Warmzeiten des Eiszeitalters stieg der Meeresspiegel weltweit durch das Schmelzwasser der Gletscher und die nun nicht mehr im Eis gebundenen Niederschläge. Das Meer überflutete jetzt auch Festlandsgebiete.

Der Wechsel von einer Warmzeit zu einer Kaltzeit bzw. Eiszeit und umgekehrt war jeweils mit merklichen Veränderungen in der Pflanzen- und Tierwelt verbunden. In Mitteleuropa beispielsweise breiteten sich während einer Warmzeit die Wälder aus, in denen Eichen, Ulmen, Eschen, Hasel, Hainbuchen und Tannen wuchsen. Vor einer nahenden Kalt- bzw. Eiszeit lockerten nordische Baumarten – wie Birke und Kiefer – die Waldbestände auf und verdrängten allmählich den Eichenmischwald. Mit zunehmend kühlerem Klima lichteten sich die Wälder immer mehr. In der Kalt- bzw. Eiszeit selbst breiteten sich baumlose Gras- und Zwergstrauchsteppen (Tundren) zu ungunsten der Wälder aus. Sobald sich das Klima besserte, konnten zunächst Birken und Kiefern wieder gedeihen und später auch wärmeliebende Baumarten, die bald erneut Wälder bildeten.

In den Warmzeiten lebten in Mitteleuropa unter anderem wärmeliebende Waldelefanten, Waldnashörner, Flusspferde und Affen. In der Übergangszeit zwischen einer Warmzeit und einer Kalt- bzw. Eiszeit gesellten sich zu den wärmeorientierten Tieren auch kälteorientierte Tiere hinzu. In den Kalt- bzw. Eiszeiten verschwanden die wärmeorientierten Tiere, während die kälteorientierten Steppenelefanten, Mammute, Fellnashörner und Rentiere verstärkt einwanderten. Es gab aber auch Tierarten, die sich sowohl in Warmzeiten als auch in Eiszeiten behaupteten. Dazu gehörten beispielsweise Löwen, Hyänen und Bären.

Im Eiszeitalter begann die Entwicklung einiger Tierarten, die teilweise heute noch vorkommen oder bereits ausgestorben sind. So traten in Europa erstmals Wölfe und Pantherkatzen (Europäischer Jaguar) auf. Die direkte Ahnform des Löwen tauchte zuerst in Afrika und später auch in Asien auf. Auch der Ursprung der frühesten Tiger in Asien fiel ins Eiszeitalter. Aus Europa kennt man die ältesten Rehe, aus Asien die ersten Büffel, Bisonten und Wildrinder. Gegen Ende des Eiszeitalters starben die Mammute, Fellnashörner, Höhlenlöwen, Säbelzahnkatzen, Höhlenhyänen und Höhlenbären aus.

Als erste Art der Menschenartigen, die außer in Afrika auch in Europa und Asien heimisch gewesen ist, gilt der Frühmensch Homo erectus (deutsch: aufrecht gehender Mensch). Sein Artname ist irreführend, da vor ihm schon Vormenschen der Gattung Australopithecus („Südaffe“) aufrecht gehen konnten, was man aber zur Zeit der Namensgebung noch nicht wusste. Homo erectus wurde wohl meist bis zu 1,60 Meter groß. Er verfügte bereits über ein 900 Kubikzentimeter und mehr großes Gehirn. Sein Schädel bestand aus dicken Knochenwänden und hatte mächtige Überaugenwülste vor einer flachen, fliehenden Stirn. Das Gliedmaßenskelett unterschied sich nur wenig von dem der heutigen Menschen. Der etwa 630.000 Jahre alte Unterkiefer von Mauer bei Heidelberg gilt als der Senior unter den deutschen Urmenschen.

Aus Prezletice (Prag-Ost) in Tschechien kennt man den Rest einer Winterhütte, die vor schätzungsweise 600.000 Jahren errichtet worden war. Der Frühmensch Homo erectus suchte aber auch Höhlen auf. Dies zeigen Funde aus der Höhle Sandalja bei Oula in Istrien (Slowenien). Die dort entdeckten Tierknochen und Holzkohlestückchen deuteten darauf hin, dass man damals schon in Europa das Feuer zu nutzen verstand. Spätestens vor etwa 400.000 Jahren brachten Jägertrupps von Homo erectus-Frühmenschen mit Holzlanzen bereits große Elefanten zur Strecke. Sie erlegten auch Nashörner, Wildpferde, Wildschweine, Biber, seltener Löwen und Bären.

Aus Frühmenschen der Art Homo erectus gingen vor mehr als 300.000 Jahren die ersten Menschen der Art Homo sapiens (deutsch: vernunftbegabter Mensch) hervor. Ihnen wird der Oberschädel einer Frau aus Steinheim an der Murr in Baden-Württemberg zugerechnet. Das Gehirnvolumen dieser Menschen lag zwischen etwa 1.300 und 1.500 Kubikzentimetern. Sie hatten einen kräftigen Knochenwulst über den Augen, eine fliehende Stirn und ein fliehendes Kinn wie Homo erectus. Aber ihre Stirn und vor allem ihr Hinterhaupt waren schon steiler und damit fortschrittlicher als bei Homo erectus und sogar beim zeitlich späteren „klassischen Neandertaler“. Ein Teil der Wissenschaftler bezeichnet diese frühen Vertreter der Art Homo sapiens in Europa als Praesapienten. Andere sprechen in Anlehnung an den deutschen Fundort vom Steinheim-Menschen. Wiederum andere Anthropologen und Prähistoriker betrachten diese Vorfahren als Vorläufer der Neandertaler und nennen sie deshalb Vor- oder Anteneandertaler.

Da die Bezeichnungen Praesapienten, Steinheim-Menschen, Anteneandertaler und Praeneandertaler umstritten sind, werden in diesem Text die Menschen aus der Zeit vor etwa 300.000 bis zum Beginn der letzten Eiszeit vor etwa 115 000 Jahren „frühe Neandertaler“ genannt.