Wir Kinder vom Bleckmannshof - Heinrich Stüter - E-Book

Wir Kinder vom Bleckmannshof E-Book

Heinrich Stüter

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Beschreibung

Eine Kindheit im Bochum der Nachkriegszeit? Ja, wie war das damals? Begleiten Sie den Autor auf eine Zeitreise in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Zurück in die Zeit des Wiederaufbaus und erleben Sie mit einer Gruppe von Kindern lustige Abenteuer im Stadtteil Wiemelhausen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 42

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Inhalt:

Unser Haus

Die Bewohner

Unsere Eltern

Ein Musikabend

Unsere Wohnung

Echte Freunde

Tiere

Unsere Abenteuer

Die Ritterburg

Der Stierkampf

Die Luftvogellatte und das Huhn

Ein Gespenst, ein Gespenst!

Die Erpressung

Der Bunkerberg

Karrenrennen und Matschparty

Sport muss sein

Unser Haus, unsere Straße

Eigentlich heißt unsere Straße ja

„Am Bleckmannshof“,

doch das war uns Kindern viel zu kompliziert. Sollten wir etwa sagen: „Lasst uns jetzt zum „Am Bleckmannshof“ gehen, wenn wir unterwegs waren?

„Lasst uns zur „Stiepeler Straße gehen!“ , das ging schon eher, aber zum

„Am Bleckmannshof“

zu gehen, das ist schon irgendwie blöde. Meistens jedoch gebrauchten wir überhaupt den Straßennamen nicht. War sie doch für uns einfach nur die

„GLATTE STRASSE“.

Ja, und das kam daher:

Als im Jahr 1937 sich der Bauverein „Kameradschaftliche Selbsthilfe EV.“ gründete, in dem unser Opa Mitglied war, hat man schnell das nötige Land vom Bauern Bleckmann erworben. Zu der Zeit war ja Weide- und Ackerland wohl noch nicht so wertvoll wie es heute ist. Mit den Bauarbeiten ging es dann auch zügig voran, bis schließlich 1939 auch unser Elternhaus fertiggestellt war.

Und dann kam der Krieg.

Die Straße „Am Bleckmannshof“ war bis dahin nur eine Art Feldweg, so wie er auch über die Stiepeler Straße hinaus noch lange Zeit existierte. Erst als der Krieg vorbei war, begann man mit dem Weiterbau der Straße. Sie wurde befestigt und mit einer glatten Asphaltdecke überzogen. Die Stiepeler Straße blieb uns dagegen noch eine lange Zeit als Schlaglochpiste erhalten. Und das war auch gut so.

Die Siedlung führt noch heute von der Stiepeler Straße hinunter bis zum ehemaligen Hof des Bauern Bleckmann und dem kleinen Wäldchen, dann im rechten Winkel auf die Brenscheder Straße zu. Unser Spielbereich konzentrierte sich allerdings nur auf die obersten Häuser und auf die näheren Häuser der Stiepeler Straße.

Die Bewohner

Ursprünglich war das Haus als Geschäftshaus mit zwei Wohnungen geplant, wobei im Erdgeschoss neben den Geschäftsräumen noch eine Wohnküche und ein Schlafraum ihren Platz fanden. Ja, und so war es auch bis zum Krieg. Im Dachgeschoss wohnte das Ehepaar „Lenze“, im 1. OG die Familie Hans mit den Kindern Gerd, Fredy und Inge. Ob unsere Großeltern in der Parterre-Wohnung die beiden Räume bewohnten, oder noch in dem Haus vor der Werkstatt lebten, ist mir nicht bekannt, denn sie lebten allein. Der Onkel war beim Militär und unsere Mutter, ihre Tochter war außerhalb -wie man damals sagte -in Stellung.

Nach dem Krieg war aber dann alles anders:

Das Dachgeschoss musste sich die Familie „Lenze“ mit dem Bruder unseres Vaters, Onkel Helmuth, seiner Frau und seinen beiden Kindern Renate und Helmut (der kleine Helmuth) teilen.

Im 1. OG zog zu der Familie „Hans“ bald die Verlobte (später Ehefrau) vom Gerd, Lore ein. Dazu kamen die Ausgebombte Familie „Bischof“ mit ihrem halbwüchsigen Sohn Horst.

Das Erdgeschoss bewohnten unser Opa mit unserer Mutter, denn Oma war kurz vor Kriegsende am „gebrochenen Herzen“ gestorben, wohl weil sie so kurz vor Ende des Krieges vom Tod ihres einzigen Sohnes erfahren musste.

Nun, so musste das Haus, was für 8 bis 9 Personen geplant war, plötzlich 18 Menschen Unterkunft bieten.

Es ist nicht schwer sich auszumalen, dass es bei diesen engen Wohnverhältnissen zu manch Reibereien kam. Und doch half man sich gegenseitig. Auch Besuche waren nicht selten.

Unsere Eltern

Als am 1.11.1939 der Krieg ausbrach, war unser Mutter noch keine zwanzig Jahre alt. Kurz zuvor hatte sie die Handelsschule beendet und wollte nun die „WELT“ (Deutschland) kennenlernen. Sie ging, wie man damals sagte „in Stellung“. Das hieß soviel, wie einen Job in der Gastronomie oder als Haushaltshilfe anzunehmen. Welche Pläne sie für das Leben nach dem Krieg hatte, kann ich nicht sagen, aber es wird ganz sicher nicht das gewesen sein, was nachher daraus geworden war. In den letzten Kriegsmonaten fiel ihr Bruder. Darauf verlor sie ihre Mutter durch einen Herzinfarkt. Bei dem großen Bombenangriff auf Bochum wurde das Elternhaus und die Arbeitsstätte ihres Vaters ausgebombt.

Und die jungen Männer, für die sie sich interessierte, kamen aus dem Krieg nicht zurück. Ich denke: Sie muss schier verzweifelt gewesen sein, als sie das Elend sah. Aber da war sie nicht allein. Vielen ging es zu der Zeit so.

Auf einer „Hamstertour“ lernte sie dann unseren Vater kennen. Er ist gute vier Jahre jünger als sie. Nun ja, es war wohl nicht gerade die große Liebe, aber wo junge Männer eben Mangelware waren, da musste man nehmen, was es auf dem Markt gab. Und unserem Opa war es wichtig, dass er einen Nachfolger für seine Schreinerei bekam. Also hatte unser Vater erst einmal eine Schreinerlehre zu absolvieren. Wie er später sagte, war das schon immer sein Traumberuf. Und er war auch wirklich gut darin. Dann stand der Hochzeit nichts mehr im Wege.

Ende Dezember 1946 stand dann unsere Schwester Gisela auf der Türschwelle. Somit war die kleine Familie vollständig.

Opa, Oma (Opas zweite Frau), Gisela, Mama, Papa