Aurelia - Geliebter Engel - Uwe Goeritz - E-Book

Aurelia - Geliebter Engel E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

Altersempfehlung: ab 16 Jahre Aurelia ist seit über zweitausend Jahren als Engel der Liebe auf der Erde unterwegs. Viele Liebespaare hat sie schon mit ihren Pfeilen für immer aneinander gebunden. Doch diese neue Mission wird eine ganz besondere Erfahrung für sie. Der Engel trifft auf eine Dämonin, die das Weltbild von Aurelia ins Wanken bringt. Warum kann sie selbst keine Liebe empfinden? Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Liebe, aber wird das vielleicht ihren Auftrag gefährden? Zumindest mischen die beiden unterschiedlichen Wesen die Stadt ziemlich auf, und auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz.

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Inhaltsverzeichnis

Aurelia - Geliebter Engel

Die Chance des Augenblicks

Ein neuer Auftrag

Gefühle? Nein Danke!

Moderne Zeiten!

Schatten der Kindheit

Drei sind einer zu viel!

Freundschaften

Mitten ins Herz

Mann oder Frau?

Herzlos?

Sind wir in Gefahr?

Zerbrochene Träume

Unter Hypnose

Entscheidungen

Blitzlichter

Arten der Liebe

Ein ungeliebtes Vorbild

Nicht nur ein Job!

Nachts am See

Verwirrung der Gefühle

Das fünfundzwanzigste Kleid

Drei kleine Worte

Nacht der Liebe

Ungeliebter Sohn!

Ein böses Mädchen

Freundinnen?

Engel der Nacht!

Reifeprüfung

Das falsche Ziel?

Tatsächlich Liebe!

Zwei Seelen

Neue Ziele

Das Ende aller Wünsche?!

Die Spitze des Pfeiles

Glücksgefühle

Engel und Mensch

Aurelia - Geliebter Engel

A urelia ist seit über zweitausend Jahren als Engel der Liebe auf der Erde unterwegs. Viele Liebespaare hat sie schon mit ihren Pfeilen für immer aneinander gebunden. Doch diese neue Mission wird eine ganz besondere Erfahrung für sie.

Der Engel trifft auf eine Dämonin, die das Weltbild von Aurelia ins Wanken bringt. Warum kann sie selbst keine Liebe empfinden? Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Liebe, aber wird das vielleicht ihren Auftrag gefährden? Zumindest mischen die beiden unterschiedlichen Wesen die Stadt ziemlich auf und auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz.

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

1. Kapitel

Die Chance des Augenblicks

V erschlafen sah er der Frau hinterher, die gerade aus dem Bett aufgestanden war. Er zog ihre Konturen mit den Augen nach und blieb an ihrem Hintern hängen, der sich sanft bei jedem Schritt bewegte. Die Frau war nackt, aber das schien sie nicht zu stören. Ihre schwarzen Haare fielen weit in ihren Rücken. An der Tür zum Bad blieb sie stehen, warf einen Blick über ihre Schulter zurück zu ihm und Peter sah den musternden Blick der Frau. Ihre blauen Augen schienen zu Fragen „Bist du noch da, wenn ich aus dem Bad zurückkomme?“ Offensichtlich hatte sie ihn durchschaut. Sie verschwand und er hörte die Dusche. Es war Zeit zu verschwinden.

Der Schlaf war abgeschüttelt und mit geübten Griffen sprang er in seine Kleidung. Noch bevor die Dusche aufhörte, war er schon aus dem Zimmer und als er den Föhn hörte, da schloss er leise die Wohnungstür hinter sich. Wieder eine! Die wievielte war das gerade gewesen? Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen. Für ein paar Augenblicke dachte er noch an die letzte Nacht zurück. Zwar hatte er ihr nicht gesagt, dass es nur für eine Nacht sein sollte, allerdings war es doch offensichtlich gewesen. Wer wollte schon mehr, wenn man sich auf einer Party traf? Er jedenfalls nicht! Einfach nur unverbindlichen Sex ohne Wenn und Aber. Ihr Blick hatte gerade eben etwas anderes ausgesagt und vermutlich hatte er deshalb so schnell die Flucht ergriffen. Sonst blieb er meist bis zu Kaffee. Selten traf er eine der Frauen mehr als einmal. Auf der Treppe nach unten schloss er auch dieses Kapitel ab.

Sonntagmorgen in der Stadt. Im Sommer. Kaum wieder auf der Straße ging sein Blick schon wieder voraus. Diese Jahreszeit war ihm die liebste Zeit im Jahr. Die Frauen trugen kurze Kleidung und er konnte ohne Probleme sofort ein neues Ziel ausmachen. Zwar nicht jetzt, denn erst mal musste er sein Frühstück einnehmen, aber sonst. Nicht viel Stoff, der auch noch kaum was verbergen konnte. Unliebsame Überraschungen blieben da aus. Vor Jahren hatte er so etwas noch erlebt, da hatte die Verpackung mehr versprochen, als der Inhalt dann halten konnte. Doch je wärmer das Wetter wurde, desto kürzer waren auch die Röcke und Oberteile. Nackte Haut blitzte überall dazwischen auf.

Obwohl er ja gerade nicht auf der „Jagd“ war, ging sein Blick trotzdem unstet umher. Schließlich wollte er sich keine Gelegenheit entgehen lassen. Das Blitzen eines Bauchnabelpiercings zog seinen Blick auf sich. Ein Lächeln, das vielversprechend schien. Vielleicht ein anderes Mal. Pfeifend folgte er seinem Weg durch die erwachende Großstadt. Viele Menschen, viele Frauen, alleinstehende Studentinnen meist. Was konnte schöner sein? Am Wochenende waren alle auf ein Abenteuer aus.

Wenig später betrat der die kleine Bar und rief „Paul! Wie immer!“ der Barmann nickte ihm zu und fast sofort hörte er das gurgelnde Geräusch der italienischen Kaffeemaschine aus der Ecke. Dieser Platz war ihm einer der Liebsten. In der Nacht war es eine Bar und am Tage ein Café. Der perfekte Platz für ihn. Ledige Frauen ohne Ende! Selbst jetzt saßen zwei davon an einem der Tische in der Ecke und unterhielten sich. Während Paul ihm das Frühstück vor die Nase stellte, musterte er schon die beiden Damen.

Seinem geübten Kennerblick entging kein Detail. Die eine war offenbar verheiratet, die andere nicht. Genüsslich trank er seinen Espresso aus und biss in das Croissant. Peter lehnte sich zurück und genoss sein Leben. Zu seinem Glück hatte er eine größere Barschaft geerbt, die es ihm ermöglichte, ein sorgenfreies Dasein ohne Beschäftigungen zu führen. Anders wäre dieses Leben auch gar nicht möglich! Seine Beschäftigung waren die Frauen. Und das Fitnessstudio, das er täglich aufsuchte, um fit für die „Damen“ zu werden.

Sein Blick ruhte weiter auf der Unverheirateten. Über den Tassenrand hinweg musterte er sie von oben bis unten. Er zog ihre Kurven nach, die in der seitlich sitzenden Position der Frau deutlich zu erkennen waren. Dann blieb sein Blick auf ihrem Gesicht hängen und offensichtlich fiel ihr das auch auf, denn sie fasste sich unbewusst in ihr langes, rotes Haar, welches in Locken auf ihre unbedeckten Schultern fiel. Die Tasse war nun leer, aber auf ein Handzeichen hörte er wieder das vertraute Geräusch, wie eine Dampflok, die den Bahnhof verlassen wollte. Als Paul an den Tisch kam, fragte er leise „Wer ist sie?“ und da Paul sein Beuteschema kannte, flüsterte er, ohne hinzusehen, „Das ist Roswitha. Die will übermorgen heiraten!“ „Perfekt!“, entgegnete Peter und setzte die Tasse an.

Die Frau sah kurz zu ihm und er nickte ihr unmerklich zu. Kurzer Augenkontakt und wieder griff sie sich in die Locken. Er kannte diesen Typ Frauen nur zu gut. Kurz vor der Hochzeit, mit der Angst, vielleicht doch noch irgendetwas zu verpassen. „Torschlusspanik“ nannte man das wohl. Lässig zog er seine Jacke aus und setzte die Arme mit den Ellenbogen so auf die Tischplatte, dass die Frau seine Muskeln sehen musste. Sie schien einem Abenteuer nicht abgeneigt zu sein.

Und es gab noch einen Vorteil: diese Frau wusste, dass es nur ein Abenteuer sein würde. Unverbindlich, schnell und schmutzig! Alles andere konnte sie ja auch von ihrem Freund bekommen. Er würde nicht mal ein Wort sagen müssen. Alles würde sein Blick sagen. Jahrelang trainiert! Blieb eigentlich nur eine Frage: jetzt gleich oder später? Sein Blick ging an ihr vorbei zu einem Aushang, an dem der Tanzabend in der Disco neben dem Café beworben wurde. Roswitha folgte seinem Blick und las das Papier über die Entfernung, dann schüttelte sie unmerklich mit dem Kopf, während sie offensichtlich weiter mit ihrer Freundin sprach.

Frauen konnten das! Multitasking eben! Heftig flirten, heiße Blicke werfen und gleichzeitig mit einer Freundin unschuldig über Kleiderfarben reden. Wieder glitt das flammend rote Haar durch ihre schlanken Finger. Es wunderte Peter, dass die Freundin dies offensichtlich nicht bemerkte. Jeder Beobachter hätte doch da sofort seine Schlüsse gezogen. Nur die Frau eben nicht. Über die Entfernung von vier Metern hinweg flirtete Roswitha heftig mit ihm.

Mit ihrem Kopfschütteln war nun eigentlich alles geklärt. Sie wollte es jetzt und hier! Geräuschvoll erhob sich Peter und ging an ihr vorbei zu den Toiletten, die sich im hinteren Bereich der Bar befanden. Wenn er sich nicht sehr geirrt hatte, dann würde auch sie in wenigen Augenblicken ein dringendes Bedürfnis in diesen Bereich der Lokalität ziehen. Kurz betrachtete er sich im Spiegel, dann beugte er sich über das Waschbecken und ließ sich das kalte Wasser über die Hände laufen. Über den Spiegel darüber hatte er die Tür weiter unauffällig im Blick.

Wenn er sich nicht verrechnet hatte, dann würde diese sich gleich öffnen. Er zählte von Zehn zurück und war bei vier, als die Frau in dem Raum erschien. Da es der Waschraum der Herrentoilette war, war auch sofort alles klar. Peter drehte sich zu ihr um, deutete mit dem Kopf auf den Kondomautomaten neben der Tür und sie schüttelte erneut mit dem Kopf. Wortlos kam sie auf ihn zu. Ein kurzer Kuss, dann öffnete sie den Reißverschluss seiner Hose.

Zehn Minuten später verließ er pfeifend den Toilettenbereich, gab Paul einen Schein zur Bezahlung der beiden Kaffees, nahm seine Jacke und verließ das Café, noch bevor Roswitha nach vorn kommen konnte. Es war noch nicht mal Mittag und er hatte schon zwei Frauen gehabt. Peter blinzelte in die Sonne und dankte dem Vater für die kleine Erbschaft. Als Nächstes stand der Fitnessclub auf seinem Tagesplan.

2. Kapitel

Ein neuer Auftrag

A urelia starrte auf den Monitor des Kontrollgerätes. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie wendete den Blick zur Seite und fragte „Nicht wirklich der? Oder?“ wie befürchtet nickte Gabriel neben ihr. „Das ist ein Scherz?“, fragte Aurelia verzweifelt nach. „Unser Boss macht keine Scherze“, entgegnete Gabriel und wollte sich von ihr wegdrehen, doch Aurelia hielt ihn zurück. „Diese Aufgabe ist zu schwierig!“, sagte sie, „Bist du nun die Beste oder nicht?“, setzte ihr Gabriel entgegen. Aurelia nickte, erklärte aber schnell „Bei ihm bin ich aber machtlos.“ „Wenn es eine schaffen kann, dann du!“, sagte Gabriel und nickte ihr ermutigend zu, dann ging er und Aurelia sah wieder zurück auf den Bildschirm. Langsam folgte die Kamera dem Mann. Hübsch war er ja schon, aber war das alles? Seine Seele schien in Dunkelheit gehüllt zu sein. Das würde eine schwierige Aufgabe werden! Sie seufzte und schaltete das Gerät ab.

Missmutig zog sie sich einen Stuhl zum Tisch und schlug die Akte auf. Tausend Blätter, eng beschrieben! Die dickste Akte im ganzen Archiv! Sie stützte den Arm auf, legte den Kopf in ihre Hand und der sauber geflochtene Zopf fiel nach vorn über ihre Schulter und berührte das Blatt. So wie ein Pinsel, der das Papier beschreiben wollte, so bewegte sich die Spitze des Zopfes bei jeder Kopfbewegung hin und her. Seite um Seite überflog sie den Text. Bei jedem Blatt seufzte sie mehr und wurde dann von einer Stimme unterbrochen. „Was machst du den für einen Lärm?“ Aurelia sah auf und erkannte ihren Freund Max, der in den Raum gekommen war. „Ach du Schreck!“, sagte er nun, als er sah, worüber sie gebeugt war.

„Du sagst es!“, stellte Aurelia fest und schloss die Akte mit einem lauten Knall. „Das ist aber nicht die Aufgabe, wegen der dich der Chef zu sich geholt hat. Oder?“, fragte Max, doch dies konnte Aurelia nur stumm mit einem Nicken bestätigen. „Du hast ja in deinen letzten zweitausend Jahren schon so einiges geleistet, aber das wird wohl eine ziemliche Herausforderung“, begann Max und sah zum Archiv hinüber. „Vermutlich hat der Mann keine Ahnung, dass er gerade Casanovas Rekord gebrochen hat!“, setzte ihm Aurelia entgegen und stand vom Tisch auf. Der Mann warf einen Blick auf die Akte und sagte dann „Mit nicht mal 34 Jahren. Alle Achtung!“ Aurelia zog die Augenbrauen hoch und musterte den Freund „Hast du das gerade ernst gemeint?“, fragte sie abschätzend, doch Max wich ihr aus. „Eine harte Nuss?“, fragte er stattdessen, obwohl er das ja schon zuvor festgestellt hatte.

Weil Aurelia ihm nicht antwortete, setzte er einfach fort „Aber du bist die Beste!“ „Das hat Gabriel auch schon gesagt“, entgegnete Aurelia und sah zu dem Schrank mit den besonderen Fällen hinüber. Max folgte ihrem Blick und trat an den Schrank, aus dem die Neuen immer ihre Lehrbeispiele zogen. Mit den Fingern strich er über die abgegriffenen Akten in der obersten Reihe und las vor „Antonius und Kleopatra. Napoleon und Josefine. Sissi und Franz.“ Da unterbrach sie ihn und schob die Akte in den Schrank. „Schon ewig bin ich als Liebesengel unterwegs, aber so richtig habe ich die Menschen nicht verstanden.“ Dabei tippte sie auf die ungelösten Akten im unteren Teil.

„Warum machst du dir denn damit so einen Stress? Entweder es klappt, dann landet die Akte oben, oder es geht daneben, dann steht sie unten“, entgegnete Max und wollte den Schrank schließen. „Amor geht in den Vorstand und sein Platz wird frei. Der da ist meine Aufgabe, um die Leitung der Abteilung zu übernehmen. Sozusagen eine Befähigungsprüfung.“ „Autsch!“, begann Max, „Hast du dem Chef seinen letzten Schokopudding weggegessen, dass er dir solch eine Prüfung gegeben hat?“ Dabei sah er sie fast mitleidig an. „Gabriel meint, ich schaffe das.“ „Dann sollten wir jetzt in die Waffenkammer gehen und die schweren Geschosse holen. Bei dem da brauchst du sicherlich ein bisschen mehr Glück.“ „Vielleicht sollte ich noch mal bei Amor nachfragen, wie der das damals mit Helena und Paris gemacht hat.“ „Die Akte ist nicht umsonst unter Verschluss!“, sagte Max lachend und zeigte auf einen abgeschlossenen Tresor. „Sicherlich hast du da recht. Wenn es eine Prüfung ist, dann werde ich das auch alleine schaffen müssen“, entgegnete Aurelia und setzte fort, „Auf zur Rüstkammer!“ Dann verließen beide lachend die Registratur.

Auf dem Gang frage sie Max „Bewunderst du wirklich diesen Kerl? So wie der mit Frauen umgeht?“ doch der schüttelte den Kopf. „Es macht die Sache für dich nur etwas komplizierter.“, gab er ihr dann zurück und zeigte auf die offene Tür, hinter der in einem Regal die silbernen Pfeile lagen. Aurelia nahm ein paar der Geschosse aus dem Fach und strich mit den Fingern darüber. „Ich werde wohl ein paar mehr davon mitnehmen müssen.“, erklärte sie nachdenklich und Max sagte schelmisch „Aber sei vorsichtig. Denke mal an Ritter Lancelot!“ Aurelia verdrehte die Augen „Ein falscher Schuss und du hältst mir das immer noch vor. Das ist über tausend Jahre her!“ dabei prüfte sie die Spitze des ersten Pfeiles und setzte dann kleinlaut hinzu „Wer konnte schon ahnen, dass der Pfeil an Artus Rüstung abprallt.“ „Dein Nachschuss hat dann für eine herrliche Dreiecksbeziehung gesorgt und die Weltgeschichte durcheinander gebracht. Der Chef war nicht ganz so mit dem Ergebnis zufrieden gewesen.“

Wieder seufzte Aurelia und schob ein Bündel der Pfeile in den Köcher. „Zehn Stück?“, fragte Max und zeigte auf die Dienstanweisung neben der Tür. „Maximal zwei Pfeile pro Auftrag!“, stand da in großen, roten Buchstaben. Jeder musste diese Anweisung befolgen, seit sie damals danebengeschossen hatte. „Es ist doch aber eine Prüfung!“, begann Aurelia und Max setzte fort „Aber gerade dann solltest du die Vorschriften einhalten. Du weißt doch, dass der Chef alles sieht!“ „Du hast doch die Akte gesehen, da brauche ich mehr als einen Pfeil, um diesen Mann zu beeinflussen!“ „Du sollst ihn aber auch nicht zum Igel machen!“, gab ihr Max zu bedenken. Aurelia nickte, griff sich den Bogen und betrat den Gang erneut. „Ich wünsche dir viel Glück“, sagte Max und begleitete sie zum Ausgang.

„Wie lange warst du eigentlich schon nicht mehr unten?“, fragte er noch, als sie die Klinke schon in der Hand hatte „Hundert Jahre, aber so viel wird sich in der Zeit schon nicht geändert haben!“ dann durchschritt sie die Pforte und sprang von der Wolke.

3. Kapitel

Gefühle? Nein Danke!

M it der Tasche am Riemen über der Schulter lief er pfeifend den Weg an dem kleinen Park entlang. Es waren nur ein paar hundert Meter bis zu dem Fitnessstudio, wo er den Rest des Sonntages verbringen wollte. Eigentlich hatte Peter nur drei wirklich feste Plätze im Leben: sein luxuriöses Loft über der Stadt, die Bar von Paul und eben dieses Studio. Die Jacke, wegen der Wärme des Sommertages, nur lässig über die Schulter geworfen, sah er den Autos zu, die vor dem Haus hielten. Einige seiner Freunde fuhren hier her, um dann dort zu trainieren. Die fuhren sicher auch zum Bäcker um die Ecke mit dem Auto! Er selbst zog es vor, in Form und fit zu bleiben. Daher stieg er auch die Treppe hinauf zum Dachgeschoss und fuhr nicht mit dem Lift.

Oben öffnete er die Tür, betrat die Lobby und rief „Hallo Franz!“. Die schlanke rothaarige Frau, die gerade am Empfangstresen stand, drehte sich zu ihm um. Eigentlich hieß sie ja Franziska, aber jeder nannte sie nur Franz. Sie lächelte ihn an und er gab ihr die Hand. Wenig später schwitzten sie nebeneinander auf dem Laufband. Da sie beide ein schnelles Tempo bevorzugten, blieben die Gespräche dabei natürlich aus. Nur die Musik unterbrach ihr Schnaufen. Am Sonntag glichen sich ihre Trainingspläne. Fahrradfahren, Laufen, Fahrradfahren. Sonst war sie eher beim Aerobic und er trainierte im Muckiraum. Die beiden hatten auch noch denselben Rhythmus und so schwitzten sie Stundenlang nebeneinander her. Die Belohnung für die Mühe war dann zum Schluss die Sauna.

Dort saßen sie dann alleine in dem Raum. Alle anderen waren wohl am Sonntagnachmittag lieber bei ihren Familien. Jetzt erst fanden sie Zeit und Ruhe für ein paar Gespräche. Franz hatte ein weißes Frotteetuch bis über die Brust gezogen, er hatte es nur locker um die Hüften geschlungen. Auf dem Lattenrost saßen sie sich in dem kleinen Raum gegenüber. Dampf stieg auf und trieb ihm erneut den Schweiß auf die Stirn. In einem kleinen Bach lief er ihm den Rücken herab. Franz hatte sich zurückgelehnt und die Beine übereinandergeschlagen. Ihr schien die Hitze kaum etwas auszumachen. Immer wieder ging ihr Blick nach draußen durch die Glasfront, wo die Menschen im Park spazieren gingen. Jetzt kam die Zeit der Pärchen, die Händchenhaltend durch den Park schlenderten.

„Was machen wir nur falsch, dass wir hier sitzen und jetzt nicht da draußen sind?“, fragte Franz, zeigte mit dem Finger auf die Paare und wendete ihr Gesicht ihm wieder zu. Dann legte sie den Kopf schräg und Peter sah sie an „Vielleicht sind wir beide nicht Bindungsfähig!“, entgegnete er und sie zog die Augenbrauen hoch. „Nicht Bindungsfähig? Ich kenne dich viel zu gut. Du suchst doch aber gar nicht! Du willst nur jagen!“, stellte die Frau fest und für ein paar Minuten herrschte eisiges Schweigen in der dunstigen Hitze.

„Warum hat das eigentlich nie mit uns geklappt?“, fragte Franz schließlich und Peter sah sie nachdenklich an „Wir kennen uns viel zu lange. Seit dem Kindergarten! Seit du mir mit der Schaufel auf den Kopf gehauen hast!“ „Daran kannst du dich noch erinnern?“, fragte sie überrascht. „Daran und an mein erstes Mal. Alles andere liegt im Dunklen! Wenn es das Bild von mir mit der Zuckertüte nicht geben würde, dann wüsste ich nicht mal, dass ich jemals eingeschult worden bin“, entgegnete er und blickte zur Decke des niedrigen Raumes.

„Zurück zur Jagd! Warum klappt es bei dir nicht? In all den Jahren müsste doch mal jemand dabei gewesen sein, an dem dein Herz hing. Oder?“, frage Franz nach und Peter wurde nachdenklich. „Keine Ahnung. Irgendetwas stimmt immer nicht bei den Frauen“, erklärte er, „Bei wie vielen Versuchen?“, fragte Franz wissbegierig nach. „Da habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Heute schon zwei!“ Wieder zog Franz die schön geschwungenen Augenbrauen hoch. „Das ist doch nicht normal!“, stieß sie dann aus.

Nach einem Moment setzte sie hinterher „Dir geht es doch gar nicht um eine Partnerschaft. Du willst nur das eine! Das hier!“, dabei löste sie das Tuch, öffnete ihre Schenkel und gab ihm einen Blick auf das Dreieck der rotgekringelten Haare auf ihrem Schoß und auf ihr rosiges Inneres frei. Dann schlug sie die Beine wieder übereinander und zog das Tuch über der Brust mit einem Knoten zusammen.

Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. „Ist da gar kein Gefühl in dir?“, fragte sie, beugte sich nach vorn und tippte mit einem Finger auf seine Brust. „Und bei dir?“, fragte er zurück. „Ich suche wirklich. Aber ich finde einfach keinen, wo es sich lohnen würde.“ „Und was ist mit mir?“, entgegnete er „Ich suche jemanden mit einem Herz. Nicht nur jemanden mit einem Schwanz!“ „Da sollte ich wohl nun beleidigt sein!“, erklärte er lachend, doch das Lachen kam eher gequält aus ihm heraus.

Franz stand auf und ging langsam, mit schwingenden Hüften, nach draußen. Lange sah er ihr nach und horchte in sich hinein. Da war nichts! Kein Gefühl. Für Franz sowieso nicht! Die hätte man ihm vermutlich nackt auf den Bauch binden können und es wäre nichts passiert. Nicht, dass sie ihm nicht gefiel, sie war sehr hübsch, aber da war einfach eine viel zu lange Zeit ihrer Freundschaft. Dreißig Jahre warf man nicht einfach so fort. Sie war die einzige Frau, mit der er überhaupt reden konnte.

Ächzend erhob er sich und folgte ihr. Warum war da kein Gefühl in ihm? Vielleicht hatte Franz ja recht. Seit über fünfzehn Jahren war er auf der Suche, ohne wirklich zu wissen, wonach er suchte. Seine längste Beziehung hatte mal einen Monat gehalten. Die meisten seiner Bekanntschaften schafften nicht mal eine Woche. Dabei dachte er an die unbekannte, schwarzhaarige Schönheit der letzten Nacht und an Roswitha zurück. Da war auch kein Gefühl in ihm gewesen. Höchstens die Suche nach dem Abenteuer!

Ein nacktes Ehepaar mit zwei kleinen Kindern betrat die Sauna und sein Blick glitt nur über die Rundungen der Frau. Er war wirklich nicht normal! Draußen schwamm Franz gerade durch das Abkühlbecken und winkte ihm zu. Er legte sein Handtuch zu dem ihrigen auf die hölzerne Bank. Danach sprang Peter zu ihr in das kalte Wasser hinein.

„Ich habe deinen Blick gesehen!“, sagte sie und drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger, „Wäre ihr Mann nicht dabei gewesen, dann wäre das wohl Nummer drei für Heute geworden. Oder?“ Peter nickte und sah zur geschlossenen Tür der Sauna. „Vielleicht bin ich wirklich nicht normal!“, gab er kleinlaut zu verstehen. „Ich könnte dir die Adresse von Frau Doktor Müller geben. Die hat mir beim letzten Mal sehr geholfen, als es mit meinem Freund zu Ende gegangen war“, erklärte sie.

„Soll sie mir das Herz herausnehmen?“, fragte er spöttisch. „Nein! Vielleicht dein Oberstübchen ein bisschen entrümpeln!“, setzte Franz nach, tippte ihm an die Stirn und tauchte im Wasser unter. Konnte Frau Doktor Müller ihm helfen? Vielleicht war es ein Schutz, dass er keine Gefühle an sich heran ließ! Aber warum? Die Frau tauchte wieder aus den Fluten auf und bespritzte ihm mit etwas Wasser. „Gib mir dann mal die Nummer. Es kann ja nichts schaden!“, sagte er leise, damit ihn keiner hören konnte, obwohl sie im Becken alleine waren.

Irgendwie war es ihm peinlich, nach einem Seelenklempner zu fragen. „Mache ich. Ich habe die Nummer, für Notfälle, in meinem Handy gespeichert“, sagte Franz leise. Dabei schmunzelte sie und schubste ihn an. Noch eine Weile schwammen sie durch den Pool, wobei es ihm nichts ausmachte, dass sie nackt war. Es war eben Franz. Da war das ganz normal so! Später stiegen sie gemeinsam aus dem Becken und trockneten sich gegenseitig ab.

4. Kapitel

Moderne Zeiten!

E s war ein Schock für Aurelia gewesen. Zuerst war sie in einem Park gelandet. Zwischen schönen grünen Bäumen und vor einem Blumenbeet, aber nur wenige Schritte später hatte ein großes und brummendes Gefährt sie fast über den Haufen gerissen. Entsetzt hatte sie der dröhnenden Kutsche hinterher gesehen. Kein Pferd! Es war eines dieser Autos, deren Vorläufer sie beim letzten Besuch auf der Erde noch belächelt hatte. Nun fuhren tausende davon an dem Park vorbei. Sie war als Engel zwar unsichtbar, aber nicht unzerstörbar! Zu schnell konnte sie da unter die Räder kommen. Eine unübersehbare Schlange von Fahrzeugen quälte sich den Weg entlang. Sie stanken und machten einen Qualm, dass ihr Hören und Sehen verging! Wie hielten das die Menschen nur aus?

Der Engel taumelte zurück und saß wenig später, ein paar Schritte entfernt, auf einer Bank in dem Park und versuchte sich zu Orientieren. Sicherlich hatte Max dieses Chaos gemeint, als er sie davor warnen wollte. Hustend versuchte sie wieder zu Luft zu kommen und beobachtete