Das Rätsel des Indischen Ozeans - Walter Kabel - E-Book

Das Rätsel des Indischen Ozeans E-Book

Walter Kabel

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Autor Walter Kabel versteht es, auch seine Leser in diesem Harald-Harst-Kriminalroman in die Irre zu führen. Das Rätsel um den Indischen Ozean ist ein ganz besonderes Rätsel, und nur durch die Kombinationsgabe eines Genies wie Harald Harst zu lösen… Handelt es sich um eine Geheimschrift, die der Lord auf einer Landkarte gesehen hat? Wieso ist sie nicht für andere Menschen sichtbar? War hat hier wen manipuliert? Es steckt wesentlich mehr in diesem Fall, als es der Titel vermuten lässt! Die Walter-Kabel-Edition macht viele seiner Werke wieder zugänglich.

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Seitenzahl: 51

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Walter Kabel

Das Rätsel des Indischen Ozeans

Walter-Kabel-Edition

Walter Kabel

Das Rätsel des Indischen Ozeans

Harald Harst

Kriminalroman

Edition Corsar D. u. Th. Ostwald

Braunschweig

Impressum

Texte:© 2024 Copyright by Thomas Ostwald

Umschlag:© 2024 Copyright by Thomas Ostwald

Durchgesehen, korrigiert und verantwortlich für den Inhalt:Thomas Ostwald

Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

[email protected]

Wer Indien bereist und sich die größte Moschee der Welt, die Dschama Masdschid in Dehli, nicht ansieht, versäumt das Imposanteste, was es an orientalischen Baudenkmälern überhaupt gibt.

Wir hatten die Dschama Masdschid soeben zum dritten Mal auch innen besichtigt. Zum dritten Mal, und doch waren wir genau so hingerissen von der Wirkung dieser Überfülle von architektonischer Schönheit wie beim ersten Mal. Wir standen jetzt und schauten zurück auf diesen großartigen Prachtbau, nahmen stumm Abschied davon, denn am anderen Morgen wollten wir weiter nach Norden, nach Nepal hinein, um uns den höchsten Berg der Welt, den Gaurisankar, aus nächster Nähe anzusehen.

Die Freitreppe hinaus stürmte jetzt eine Schar von kleinen, braunen Zeitungsverkäufern. Es war ja gegen halb fünf nachmittags, und soeben mussten die zwölf in Dehli erscheinenden Tageszeitungen zur Verteilung gelangt sein.

Heulend und brüllend, wie eine Horde Teufel, sauste die kleine Bande die Stufen empor, drängte sich an die zahlreichen Touristen heran, schrie ununterbrochen den Namen ihres Blattes aus und sofort anschließend den Titel irgendeines Sensationsartikels, der die Kauflust und die Neugier anregen sollte.

„Dehli-Post! - Dehli-Post! - Das Neueste über die Thugs - die Thugs!“

Harst wurde gleichzeitig mit mir auf den braunen Knirps aufmerksam, der gellend diese Worte kreischte und dazu eine Nummer der Dehli-Post in der rechten Hand schwenkte.

„Hast Du gehört?“, fragte Harst. „Das Neueste über die Thugs? Hm, wer weiß, was da wieder so ein phantasievoller Redakteur zusammengefabelt hat. Kaufen wir ein Blatt. Man kann ja nie wissen …“ Er führte den Satz nicht zu Ende, rief den Knirps herbei und breitete dann die Zeitung auseinander, indem er sich an die Sandsteinbrüstung der Treppe lehnte.

„Aha - hier ist der Artikel schon!“, meinte er dann. „Ich werde vorlesen.“

‚Vor kaum einer Woche vergiftete sich, wie unseren Lesern noch erinnerlich sein wird, eine Europäerin, Mistress Bellingson, die Witwe des Brahmanen Javisindra, des einstigen Oberhauptes der Mördersekte der Thugs. Dank der Hilfe des weltberühmten Liebhaberdetektivs Harald Harst gelang es dann auch, die letzten Mitglieder dieser Sekte zu verhaften und für immer unschädlich zu machen. Wenigstens nahm man bis heute an, dass nicht ein einziger der Thugs sich noch in Freiheit befände. Nun aber ist in Madras, wie uns unser dortiger Korrespondent drahtet, ein Mord verübt worden, bei dem offenbar ein Thug als Täter in Frage kommt. Einzelheiten können wir über dieses Verbrechen heute noch nicht bringen, da es erst heute früh entdeckt wurde. Das Opfer dieser Untat ist einer der Privatdetektive Lord Edward Wolpoores, der bekanntlich von jener Mistress Bellingson andauernd durch Attentate schwer bedroht wurde und sich deshalb eine eigene Leibwache von 20 Detektiven hielt, die er nun wohl abgeschafft hätte, da seine hartnäckige Todfeindin endlich sich selbst gerichtet hat. Der ermordete Detektiv heißt Robinson Campell und ist ein geborener Irländer. Sollte es sich bestätigen, dass hier abermals ein Thug aus religiösem Fanatismus einen Europäer mit der geweihten Schlinge erdrosselt hat, so dürfte unsere Polizei sich nicht eher zufrieden geben, bis sie auch die allerletzten dieser gefährlichen Anbeter der Blutgöttin Kali der irdischen Gerechtigkeit überliefert hat. Es wäre dankbar zu begrüßen, wenn Herr Harald Harst, der ja noch hier in Dehli weilt, sich dieser Sache annehmen wollte. Soweit uns bekannt, ist Lord Edward Wolpoore mit dem deutschen Meisterdetektiv befreundet und gerade Seiner Lordschaft wird viel daran liegen, dass zunächst festgestellt wird, ob es sich hier wirklich um einen Mord handelt, der auf das Konto der Thugs kommt. Sollte sich dies bestätigen, so müsste Seine Lordschaft nach wie vor sich auf jede nur mögliche Weise vor den Nachstellungen dieser wahnwitzigen Fanatiker zu schützen suchen, die ihm und allem, was Wolpoore heißt, den Tod geschworen haben.‘

Harst faltete die Zeitung wieder zusammen und schaute mich ernst und nachdenklich an, sagte dann:

„Eine böse Neuigkeit für Freund Wolpoore! Er wird dadurch schwer beunruhigt worden sein. Als wir ihm vorgestern hier auf dem Bahnhof Lebewohl sagten, war er so froh und heiter, da nun endlich der ewige Alpdruck dieser drohenden Attentate von ihm genommen war. Hm — der Zeitungsschreiber hätte sich den an meine Adresse gerichteten zarten Wink, der Polizei so etwas zu helfen, den Mörder schleunigst unschädlich zu machen, sparen können. Es ist selbstverständlich, dass ich schon in Wolpoores Interesse sofort nach Madras reise. Ich glaube, abends um 8 Uhr geht ein Schnellzug nach Allahabad. Dann könnten wir übermorgen früh in Madras sein.“

Wir stiegen die Freitreppe vollends hinab und begaben uns zum Exzelsior-Hotel, um sofort unsere Koffer zu packen. Kaum hatten wir damit begonnen, als ein Kellner uns eine an Harst gerichtete Depesche brachte. Der Absender war Lord Wolpoore. Das Telegramm lautete:

‚Heute früh bei Eintreffen in Madras mit Nachricht empfangen, dass einer meiner Detektive vor einer Stunde in einem Gehölz erdrosselt aufgefunden. Drei Stunden später in meinem Privatkontor eine neue, mich sehr erregende Entdeckung unheimlichster Art. Herzliche Bitte, sofort hierher zu kommen. Auf meine Kosten Extrazug unter Berufung auf mich bestellen. Können dann morgen Abend hier in Madras weiter reden. Gruß Ihr alter Wolpoore.‘

Harst hatte das Telegramm überflogen und mir dann gereicht.

„Na — was hältst Du davon?“, meinte er. „Extrazug! Das sagt genug! Wolpoore muss in furchtbarer Angst schweben, wahrscheinlich infolge dieser unheimlichen Entdeckung. Ich fürchte, wir haben hier doch nicht alle Thugs erwischt, und die Bande will nun natürlich desto eifriger Wolpoore ans Leben, um den Tod der Bellingson zu rächen. Auch wir haben daher allen Grund, recht vorsichtig zu sein. Wir waren es ja, die Maria Bellingson entlarvten. Und deshalb werden die Thugs auch mit uns abrechnen wollen.“

Er schob die Depesche in die Tasche. „Du kannst hier weiter packen,“ fügte er hinzu. „Ich will inzwischen mal mit dem Bahnhofsvorstand des Extrazuges wegen telefonieren. Es wäre das erste Mal, dass wir auf so ganz vornehme Art reisten, mein Alter. Auf Wiedersehen also.“