Die Rätselbrücke - Walter Kabel - E-Book

Die Rätselbrücke E-Book

Walter Kabel

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Harald Harst und Max Schraut, die beiden deutschen Detektive, sind in Afrika unterwegs, wo ihnen eine seltsame Botschaft einen rätselvollen Fall bietet, den sie schnellstens lösen müssen, um zu überleben. Walter Kabel gehörte in den Zwanziger Jahren zu einem der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller. In unserer Walter-Kabel-Edition bringen wir eine Mischung seiner Abenteuer– und Kriminalromane in zeitgemäßer Ausgabe, um das Interesse neu zu beleben. Insbesondere die Abenteuer von Max Schraut und Harald Harst lohnen die Wiederentdeckung!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 45

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Walter Kabel

Die Rätselbrücke

Walter-Kabel-Edition

Walter Kabel

Die Rätselbrücke

Harald Harst

Kriminalroman

Edition Corsar D. u. Th. Ostwald

Braunschweig

Impressum

Texte: © 2024 Copyright by Thomas Ostwald

Umschlag: © 2024 Copyright by Vorname Nachname

Durchgesehen, korrigiert und verantwortlich für den Inhalt:Thomas Ostwald

Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

[email protected]

Es war gegen zehn Uhr vormittags. Wir saßen an dem vor einem Korbsofa stehenden Tische und machten uns mit gutem Appetit über den Morgenimbiss her. Harald hatte sich auch eine Stockholmer Zeitung kommen lassen. Nach einigen gleichgültigen Bemerkungen über das Herbstwetter und zwei Tassen Kaffee, reichte er mir die Zeitung, ohne hineingesehen zu haben, und sagte:

„Ich wundere mich, dass Inspektor Brodersen noch nicht hier ist. Die Kriminalpolizei wird doch fraglos schon gemerkt haben, welch seltsamen Vogel sie da in der vergangenen Nacht erwischt hat.“

Ich wurde sofort stutzig. Seltsamen Vogel?! Konnte sich das auf James Palperlon, unseren alten Feind, beziehen?! Ich stellte die Tasse hin und meinte unsicher:

„Was soll ich denn mit der Zeitung? Du weißt ganz gut, dass ich schwedische Blätter nur sehr mühsam lesen kann.“

„Ach so – ganz richtig, mein lieber Schraut!“ Dieser Ausruf war Komödie. „Ganz richtig! Dann will ich mal nachsehen, ob die hiesige Presse über die Vorgänge dieser Nacht bereits unterrichtet ist und wie sie ihren Lesern diese Sensationsnachricht zurechtgestutzt hat. Meistens phantasieren ja die Reporter die Hälfte dazu.“

Er entfaltete die Zeitung, suchte die Spalten durch und rief dann: „Aha – hier haben wir’s! Und - schau’ nur, auch unsere Namen prangen in der Überschrift: ‚Ermordung des stadtbekannten Antiquars Severin Blomberg. Der berühmte Liebhaberdetektiv Harald Harst und sein Privatsekretär Max Schraut in Stockholm. – Verhaftung des berüchtigten internationalen Verbrechers James Palperlon‘.“

Harst zeigte mir diese dick gedruckte Überschrift eines anderthalb Spalten langen Artikels, faltete die Zeitung zu meinem Erstaunen wieder zusammen und sagte achselzuckend:

„Es lohnt nicht, das Geschreibsel zu lesen. Es steht ja doch nur Unsinn drin. Die Überschrift beweist das.“

Ich verstand ihn nicht.

„Nur Unsinn? Was heißt das, Harald?“

„Lieber Alter, wenn den Stockholmern da in der dicken Überschrift vorgeredet wird, Palperlon sei hier verhaftet worden, so ist das eben Blech!“

Ich war, wohl mit Recht, starr. Harst steckte sich jetzt mit aller Gemütsruhe eine Zigarette an und meinte, bevor ich noch etwas fragen konnte:

„Lieber Schraut, – glaubst Du denn wirklich, wir hätten in der verflossenen Nacht Palperlon erwischt?“

„Allerdings“, erklärte ich kleinlaut, denn ich merkte schon, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung war.

„Na also“, sagte Harald und blieb vor mir stehen. „Mein Alter, gesehen hast Du sie! Aber wieder nur mit den Augen, mir denen Du auch vorhin genussfroh Deine Scheibe Schinken betrachtetest. Soll ich Dir abermals vorhalten, dass man als Detektiv unbedingt das Hauptgewicht auf das geistige Sehen legen muss?! Was nützt es, gute Augen zu haben, wenn nicht der Verstand gleichzeitig diese Bilder, die die Sehnerven uns vermitteln, mitprüft? Kurz und gut: die Narbe an dem Mittelfinger der weiblichen Person, die ganz nett ohne Schleier ausschaute und die mit gut nachgeahmter, sonorer Männerstimme dann zugab, Palperlon zu sein, diese Narbe war kaum sechs Wochen alt, wie ich sofort bemerkte. Mithin war’s nicht Palperlon, sondern jemand, den er zu dem mit Blomberg in der vergangenen Nacht vereinbarten Stelldichein geschickt hatte. Jemand! Und – es war ein Weib, lieber Schraut, kein verkleideter Mann. Es war ein Weib, das ich auf 20–25 Jahre einschätze, weiter auf eine Deutsche, denn ihr Schwedisch klang genau so ‚germanisch‘ wie das meine.“

Das Telefon auf dem Schreibtisch an der anderen Wand schrillte unaufdringlich.

Harst ging hin, rief mir zu: „Wetten, dass es Brodersen ist? Jetzt werden die Herren entdeckt haben, dass James Palperlon noch immer sich seiner Freiheit und der ergaunerten Millionen erfreut.“

Er nahm den Hörer auf.

„Morgen, Herr Inspektor. Strengen Sie sich nicht unnötig an. Weiß schon, was Sie mir mitteilen wollen, dass sich herausgestellt hat, dass Sie diesen angeblichem Palperlon in die falsche Abteilung des Polizeigefängnisses eingesperrt haben, eben in die Männerabteilung. Woher ich dies erfahren habe? Von niemandem. Aus mir selbst heraus. Mir war es schon in der Nacht in Blombergs Wohnung bekannt. Weshalb ich’s Ihnen nicht sagte? Ja – ich war eben überzeugt, Sie würden es sehr bald herausfinden oder das Weib würde es eingestehen. Ich mache nicht gern überflüssige Worte. Ah – also deshalb ist die Sache jetzt erst entdeckt worden. Sie haben die Gefangene nur flüchtig durchsuchen und gleich abführen lassen, weil es doch mitten in der Nacht war. Gewiss, kommen Sie nur. Ich bleibe hier im Hotel. Auf Wiedersehen also!“

Harst legte den Hörer weg, fing abermals an, im Zimmer hin und her zu wandern, als es klopfte.

Harst rief ‚Herein!‘ Es war der Kellner mit einer Visitenkarte.

„Die Dame lässt Herrn Harst inständig bitten, sie zu empfangen“, erklärte der Kellner.

Harst las laut den Namen und Titel der Karte vor: „Frau Generalkonsul Theresa Knork“, sagte dann: „Ich lasse bitten!“ Der Kellner verschwand. Harst blickte mich sinnend an. „Lieber Schraut“, meinte er leise, „wir werden fraglos sehr Interessantes von dieser Dame zu hören bekommen. Wer mich ‚inständig‘ um eine Rücksprache ersucht, der hat schweren Kummer.“

Es klopfte wieder. Harst öffnete, ließ eine schlanke, große, sehr elegant gekleidete Frau ein, deren Gesicht auf den ersten Blick tiefes Herzeleid, das nur mühsam vor der Welt verborgen werden konnte, verriet.