Das Schwert des Gladiators - Uwe Goeritz - E-Book

Das Schwert des Gladiators E-Book

Uwe Goeritz

0,0

Beschreibung

"Das Schwert des Gladiators" Diese Geschichte spielt im Grenzgebiet zwischen römischen Reich und Germanien, sowie auch in Rom, in der Mitte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Viele germanische Männer waren in dieser Zeit willkommene Verbündete und Kämpfer in den römischen Legionen. Oft schon als Kinder von ihren Vätern zur Ausbildung nach Rom geschickt oder von den Römern als Geiseln genommen, lernten sie das Leben in der Zivilisation kennen und schätzen. Auch als Gladiatoren waren sie berühmt wegen ihres Körperbaues und ihrer Kraft. Trotz der Annehmlichkeiten des Lebens in Rom entschlossen sich viele, wieder in die Heimat zurück zukehren. Denn auf der einen Seite hatten sie das freie Land der Stämme, in dem ein jeder gleich war, und auf der anderen Seite das römische Reich, das seine Stärke auch auf den Schultern von unfreien Sklaven aufbaute. Der Leser wird in die Welt des römischen Kaiserreiches mit seinen Kämpfern, Bürgern, Händlern und Sklaven entführt. Die Bücher in dieser Reihe, erschienen im Verlag BoD, sind: "Der Gefolgsmann des Königs" ISBN 978-3-7357-2281-2 (05.08.2014) "In den finsteren Wäldern Sachsens" ISBN 978-3-7357-7982-3 (29.09.2014) "Schicha und der Clan der Bären" ISBN: 978-3-7386-0262-3 (24.11.2014) "Im Zeichen des Löwen" ISBN: 978-3-7347-5911-6 (27.02.2015) "Im Schein der Hexenfeuer" ISBN: 978-3-7347-7925-1 (22.06.2015) "Kaperfahrt gegen die Hanse" ISBN: 978-3-7386-2392-5 (24.08.2015) "Die Bruderschaft des Regenbogens" ISBN: 978-3-7386-5136-2 (23.11.2015) "Die römische Münze" ISBN: 978-3-7392-1843-4 (19.02.2016) "Die Räubermühle" ISBN: 978-3-8482-0893-7 (30.05.2016) "Der russische Dolch" ISBN: 978-3-7412-3828-4 (25.08.2016) Weitere Informationen finden Sie unter www.buch.goeritz-netz.de

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 136

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Das Schwert des Gladiators

Im Dunkel des Waldes

Die helle Stadt

Römische Wege

Im Rausch der Farben

Ein gewolltes Kind?

Die Säule des Kaisers

Noch ein langer Weg

Die neue Freundin

Kämpfe und hinterhältige Ränke

Julicas Rat

Eine neue Ausbildung

Ein neuer Gott

Freunde?!

Siegreiche Kämpfe

Ein tödlicher Hieb

Im Fieberwahn

Verrat

In den Katakomben der Stadt

Doppelte Rache

Rehabilitation

Die Entscheidung

Auf dem Heimweg

Zurück im Wald

Gemeinsames Glück

Zeitliche Einordnung der Handlung:

Das Schwert des Gladiators

Diese Geschichte spielt im Grenzgebiet zwischen römischen Reich und Germanien, sowie auch in Rom, in der Mitte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Viele germanische Männer waren in dieser Zeit willkommene Verbündete und Kämpfer in den römischen Legionen.

Oft schon als Kinder von ihren Vätern zur Ausbildung nach Rom geschickt oder von den Römern als Geiseln genommen, lernten sie das Leben in der Zivilisation kennen und schätzen. Auch als Gladiatoren waren sie berühmt, wegen ihres Körperbaues und ihrer Kraft.

Trotz der Annehmlichkeiten des Lebens in Rom entschlossen sich viele, wieder in die Heimat zurück zu kehren. Denn auf der einen Seite hatten sie das freie Land der Stämme, in dem ein jeder gleich war, und auf der anderen Seite das römische Reich, das seine Stärke auch auf den Schultern von unfreien Sklaven aufbaute.

Die handelnden Figuren sind zu großen Teilen frei erfunden, aber die historischen Bezüge sind durch archäologische Ausgrabungen, Dokumente, Sagen und Überlieferungen belegt.

1. Kapitel

Im Dunkel des Waldes

Ein Knacken im Unterholz ließ die beiden Jungen erstarren. Sie schauten nach vorn und trauten sich kaum zu atmen. Aufmerksam und auch ein bisschen furchtsam standen sie dort. Was war da vor ihnen im Wald? Siegfried, einer der beiden, zog die Augen zu Schlitzen zusammen, um besser sehen zu können. In dem halbdunkel des Waldes konnte man aber kaum etwas sehen, man musste es ahnen und fühlen.

Plötzlich sprang ein Eichhörnchen an ihnen vorbei und die Anspannung der beiden Kinder löste sich in einem Lachen. Sie waren beide zehn Sommer alt und so jung wie sie waren, kannten sie sich dennoch gut in ihrem Wald aus, aber so weit wie heute waren sie noch nie auf dieser Seite des Dorfes im Wald gewesen.

„Kann ein Eichhörnchen solch einen Lärm machen?“ fragte sein Freund Armin und ging lachend weiter. Siegfried blieb wie angewurzelt stehen. „Nein.“ sagte er mit einem Zittern in der Stimme und zeigte nach vorn. „Lauf!“ rief er und rannte so schnell das Unterholz es zuließ zurück durch den Wald in Richtung Dorf. Jetzt hatte auch Armin den Frischling gesehen. Und wo einer war, da waren auch andere und die Bache sicher ebenfalls.

Beide Jungen rannten durch den Wald und stolperten über das Unterholz. Immer wieder fielen sie hin und rafften sich auf. Mal war Siegfried vorn und mal Armin. Bei dem vielen Lärm, den sie machten, konnten sie nicht hören, ob sie vom Wildschwein verfolgt wurden oder nicht. Erst als Siegfried stürzte und liegen blieb, konnte er hören, dass hinter ihnen Ruhe war.

„Stopp.“ rief er Armin zu, der sich danach auch auf die Knie fallen ließ. Die Beiden kamen nur langsam wieder zu Atem. Nach einer ganzen Weile stand Siegfried auf und betrachtete erst jetzt seine durch die Dornen des Unterholzes zerschrammten Knie und Unterarme. Dann ging er zu seinem Freund und zog ihn auf die Füße. „Sollen wir darüber im Dorf erzählen?“ fragte er Armin. Der schaute sich noch einmal um und sagte dann „Ja, aber lass uns eine ganze Rotte Schweine daraus machen.“

Langsam gingen sie zurück zum Dorf, dessen Rauch sie nun schon riechen konnten. Sie näherten sich dem Weg und sahen eine Gruppe von römischen Kriegern, die sich ebenfalls dem Dorf näherten. Es waren etwa zwei Dutzend Männer und einer davon ritt auf einem Pferd vornweg. Aus dem Dickicht des Waldes heraus beobachteten die beiden Jungen die Kämpfer. Sie hatten lange Speere und große Schilder. Die Sonne spiegelte sich in den Schildern und auf den Helmen der Römer.

Ganz leise schlichen die beiden Kinder den Kämpfern hinterher. Offensichtlich waren sie nicht auf einer feindlichen Mission, die Römer machten viel zu viel Lärm und waren viel zu wenige. Vorn waren nun schon die ersten Hütten zu sehen und ein paar der Kämpfer des Dorfes standen am Eingang der Hecke, die das Dorf fast vollständig umschloss. Auch bei diesen Kämpfern war keine Feindseligkeit zu sehen. Fast freundschaftlich gingen die Männer aufeinander zu.

Der Reiter stieg von seinem Pferd und gab seinen Helm an einen der Römer hinter sich ab. Siegfrieds Vater, der Führer des kleinen Stammes, übergab seinen Speer an Armins Vater. Der Römer und Siegfrieds Vater standen einen Moment schweigend voreinander, bis beide Männer begannen zu lachen und sich umarmten. „Lange ist es her.“ rief der Römer. „Ja, viel zu lang.“ fiel Siegfrieds Vater ihm in das Wort.

Die beiden Jungen verließen ihr Versteck, aus dem heraus sie alles beobachtet hatten, und stellten sich zu ihren Vätern. Die Männer gaben nun den Römern den Weg in das Dorf frei und schlossen sich dann hinter den fremden Kriegern an. Siegfried ging ganz nahe an das Pferd heran. Er hatte seinen Vater schon von Pferden erzählen hören, aber dieses hier war das Erste, das er selbst sah. Siegfried legte seine Hand auf die Nase des Tieres und das Pferd schnaubte. Erschrocken zog der Junge die Hand zurück und musste doch darüber lachen.

Der Vater hatte sofort eines der Schweine geschlachtet. Danach hatte er das ganze Dorf und auch die römischen Gäste zum Abend zu einem Festessen eingeladen. Schon mittags brannte das Feuer in der Mitte des Dorfes und der Braten des Abends drehte sich am Spieß. Verführerischer Duft zog durch die Hütten und ließ die Arbeit viel schneller als sonst von der Hand gehen. Nach und nach versammelten sich alle Bewohner auf dem Platz zwischen den Hütten.

Die Besucher hatten Waffen und Rüstungen abgelegt und standen zwischen den Bewohnern. Nur die Farbe ihrer Umhänge unterschied sie nun. Während die Bewohner des Dorfes Kleidung in Erdtönen trugen waren die Besucher in Dunkelrot gehüllt. Siegfried schlich am Rand des Platzes zu der dort abgelegten Ausrüstung der Fremden und probierte einen der Helme an, der ihm natürlich viel zu groß war, so dass er ihm über die Ohren rutschte. Vorsichtig legte er ihn zurück und versuchte eines der Schilde anzuheben, was ihm auch unter Mühen gelang.

Beim zurück stellen fiel ihm der Schild um und schlug mit einem scheppernden Geräusch gegen ein paar der anderen. Einige Männer drehten sich um und lachten, als sie sahen wie Siegfried sich bemühte den Schild wieder aufzustellen. Einer der Römer kam zu ihm und hob das schwere Stück Eisen mühelos an. Dann stellte er wieder alles an seinen Fleck, strich dem Jungen über das Haar und ging wieder zu seinen Freunden zurück.

Die Becher und Krüge wurden gefüllt, die Männer stießen an und tranken ihre Trinkgefäße aus. Es wurde nachgeschenkt und Siegfrieds Vater begann das Schwein anzuschneiden. Jeder bekam ein großes Stück Fleisch und suchte sich danach einen Sitzplatz am Feuer. Auch Siegfried hatte ein großes, saftiges Stück erbeutet. Er setzte sich so, dass er beim Essen den Vater im Blick haben konnte.

Es wurde ein sehr langer Abend, bevor alle satt und viele betrunken in ihre Betten kamen. Entsprechend später begann am nächsten Tag die dörfliche Arbeit. Siegfrieds Vater holte seinen Sohn zu sich und gemeinsam gingen sie in dem Raum in der Hütte, in dem die Eltern wohnten, an die hintere Wand. Der Vater öffnete eine Kiste, die bisher immer verschlossen gewesen war. Er räumte ein paar Sachen zur Seite und zog ein längliches Stoffbündel heraus. Der Mann wickelte es aus und ein prachtvolles, römisches Schwert, mit silbernen Beschlägen, kam zum Vorschein.

Der Vater begann „Dieses Schwert hat mir immer gute Dienste geleistet. Einst war ich nicht viel älter als du, als ich in die römische Armee eintrat. Mein Vater schickte mich, so wie ich dich heute schicke. Halte dieses Schwert in Ehren.“ damit drückte er das Schwert dem verwunderten Jungen in die Hand. Beide verließen die Hütte und draußen machten sich die fremden Krieger marschfertig. Jetzt sollten sie aufbrechen und Siegfried würde sie begleiten.

Der Junge beeilte sich, um sich von allen zu verabschieden. Armin drückte ihm einen Beutel in die Hand und sagte „Das ist Erde von hier, da hast du die Heimat immer bei dir.“ Siegfried bedankte sich bei dem Freund und schon ging es los. Der Kommandant der römischen Kämpfer hob den Jungen auf sein Pferd und führte das Tier am Zügel aus dem Dorf. Noch einmal drehte sich der Junge um. Er schaute auf das Dorf der Kindheit, auf Freunde und Familie zurück, dann schaute er nach vorn, auf den langen Weg, der ihn in seine Zukunft bringen würde.

2. Kapitel

Die helle Stadt

Nach ein paar Tagen im Wald waren sie an einen breiten Fluss gekommen. Die Soldaten hatten den Jungen den ganzen Weg in ihre Mitte genommen, aber alles war ruhig geblieben. Auf Schneisen waren sie gegangen und oft hatte Siegfried das Gefühl gehabt, aus den dunklen Tiefen des Waldes aufmerksam beobachtet zu sein. Mensch oder Tier konnte er dabei nicht unterscheiden und es war auch nie jemand zu sehen.

Einen Tag lang gingen sie Flussabwärts, bis sie an eine steinerne Mauer gelangten. Die Mauer war sicher fünfmal so hoch wie der Junge und oben drauf standen römische Soldaten, die nach unten schauten und dann ein großes hölzernes Tor öffneten. Gajus, der Anführer der kleinen Gruppe stieg vom Pferd und führte das Tier durch das Tor hindurch. Dahinter blieb er stehen, begrüßte ein paar der dort Dienst tuenden Soldaten und wendete sich dann Siegfried zu.

„Komm mit mir mit“ sagte er und übergab sein Pferd an einen der Legionäre. Zusammen mit dem Jungen ging er einen Weg entlang, der zu beiden Seiten von kleinen Häusern gesäumt war, so wie ihr bisheriger Weg von Bäumen gesäumt gewesen war. Am Ende des Weges sah der Junge ein hohes Haus aus weißen Steinen. Es glänzte in der untergehenden Sonne. Vor dem Haus war ein großer Platz, an dem sich die Wege aus allen Richtungen trafen.

Gajus öffnete das Tor des Hauses und sie betraten eine große Halle. Siegfried sah kein Feuer und doch war es sehr warm in diesem Haus. Für einen kühlen Frühlingsabend viel zu warm. Siegfried schaute sich überall um, aber kein Rauch war zu riechen, keine Flamme war zu sehen. Wo kam die Wärme her? Auch an den Füßen spürte er die Hitze, und als er sich bückte wurde es heißer. Er legte seine Hand auf den Fußboden und zog sie erschrocken zurück. Der Fußboden war heiß. Gajus lachte und ging an dem Jungen vorbei.

Am anderen Ende des Raumes saß ein Mann in einem weißen Umhang gehüllt. Hinter ihm stand ein langer Stab mit einem Adler aus Bronze oben drauf. Der Mann stand auf und kam Gajus entgegen. Während Siegfried noch die Halle und einige darin aufgestellte Figuren betrachtete, begrüßten sich die beiden Männer.

„Mein Dienst in Germanien ist vorbei. Ich gehe zurück nach Rom zu meiner Frau und nehme den Sohn meines Freundes mit.“ sagte Gajus und zeigte dabei auf Siegfried. Der andere Mann antwortete „Ich muss noch ein Jahr hier bleiben. Du hast es gut.“ Siegfried hörte die beiden Männer reden, aber er verstand sie nicht. Diese fremde Sprache kannte er noch nicht. Er ging zu ihnen hin und schaute zu den Männern auf.

„Morgen kommt ein Schiff, das euch beide nach Rom bringen kann.“ sagte der fremde Mann und Gajus übersetzte es für den Jungen in dessen Sprache. Siegfried nickte, obwohl er noch nie ein Schiff gesehen hatte. Er wollte aber nicht fragen, was denn ein Schiff war. Er würde es am nächsten Tag schon sehen. Gajus verabschiedete sich von dem anderen Mann und verließ mit Siegfried das Haus.

Für die Nacht blieben sie in Gajus Unterkunft. Endlich hatte der Junge wieder ein Bett, und sogar eins nur für sich allein. Er schlief schnell ein und erwachte erst, als ihn Gajus an der Schulter berührte. Der Mann war schon fertig angezogen und nun beeilte sich auch Siegfried. Wenig später verließen sie das kleine Haus.

Zusammen gingen sie den Weg entlang zum Fluss hinunter. Auf einem Steg stehend, inmitten des Schilfes, warteten sie. „Was ist eigentlich ein Schiff?“ fragte der Junge nun doch und Gajus zeigte ohne ein Wort den Fluss entlang. Aus dem Nebel schob sich ein hölzerner Rumpf, der von vielen Rudern angetrieben wurde. Die Soldaten ruderten an den Steg heran und die Beiden stiegen ein. Schnell legte das Schiff wieder ab und danach glitt es den Fluss entlang.

Nach einer Weile zogen die Soldaten ein großes Tuch an einem hölzernen Mast auf. Der Wind blähte das Stoffstück auf und das Schiff wurde noch schneller. Wie ein Vogel rauschte es dahin und die Bäume zu beiden Seiten des Flusses blieben zurück. Am Tag fuhren sie und nachts rasteten sie am Ufer. Ein paar Mal mussten sie das Schiff auch über Land tragen, bis sie an einer Mündung zur großen See anlangten.

Von dort aus brachte sie ein größeres Schiff über die See. Nun war ringsum nur das Wasser zu sehen. Kurz darauf fuhren sie am Land entlang, so dass sie immer die Küste im Blick haben konnten. Als sie endlich wieder an Land waren gingen sie das letzte Stück zu Fuß. Die weißen Häuser der Stadt kamen immer näher. So viele hohe Steinhäuser hatte Siegfried noch nie gesehen. An einem gelb gestrichenen Haus blieben sie stehen und Gajus öffnete die Tür.

Eine Frau in einem weißen langen Gewand stand an einem Tisch und drehte sich zur Tür um, als diese sich öffnete. Sie kam auf Gajus zugelaufen und umarmte ihn. Gajus drehte sich zu Siegfried und sagte „Das ist meine Frau Luzia.“ die Frau gab Siegfried die Hand und Gajus sagte „Das ist Siegfried, der Sohn meines Freundes. Er wird jetzt bei uns leben.“ Luzia nickte und ließ einen Sklaven ein Gästezimmer vorbereiten.

Der Junge wartete in dem Vorraum. Von dort konnte er in einen Innenhof schauen, in dem sich ein kleiner Garten mit einem Springbrunnen befand. An den Wänden des Vorraumes waren bunte Bilder. Der Junge ging an eines der Bilder heran. Aus vielen kleinen, bunten Steinen war das Bild eines Vogels zusammengesetzt, den Siegfried nicht kannte. Solche Tiere gab es bei ihnen im Wald nicht. Auf der anderen Seite sah er das Bild eines Adlers, der seinen Flügel weit ausbreitete, so als ob er sofort losfliegen wollte.

Durch den Garten jagten sich zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen, die beide jünger waren als er. Siegfried ging zu einem der Durchgänge zum Innenhof und blieb dort stehen. Das Mädchen hatte ihn bemerkt und kam auf ihn zu. Beide blieben voreinander stehen, da aber keiner der beiden die Sprache des anderen verstand unterhielten sie sich mehr mit Händen und Füßen. Auch der andere Junge trat nun zu den Beiden.

Aus einem der Räume kam Gajus zurück. Er hatte seine Rüstung abgelegt und trug nun einen weißen Umhang. Die beiden Kinder stürzten sich auf ihn und umarmten ihn. Gajus ging mit ihnen zu Siegfried und sagte „Siegfried, das sind meine Kinder Justizian und Sofara.“ dann ´sagte er in der anderen Sprache etwas zu den beiden anderen und der Junge verstand nur seinen Namen. Wenig später tobten sie zu dritt durch den kleinen Garten des Hauses. Gajus und Luzia schauten aus dem Vorraum den Kindern zu.

3. Kapitel

Römische Wege

Fünf Jahre waren ins Land gegangen. Fünf Jahre, in denen der Junge schreiben und lesen gelernt hatte. Zusammen mit den beiden anderen Kindern hatte er in der Villa von Gajus alles gelernt, was man so in der großen Stadt Wissen musste. Da die Villa am Rande der Stadt lag, waren sie oft in den Feldern der Umgebung unterwegs gewesen. Immer am Nachmittag hatten sie sich auf den Weg gemacht und waren zu einem kleinen Hügel gelaufen, auf dem sie sich auch mit Kindern aus anderen Häusern, aber auch mit den Kindern von Sklaven trafen.