Der Gefolgsmann des Königs - Uwe Goeritz - E-Book

Der Gefolgsmann des Königs E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

„Der Gefolgsmann des Königs“ Die Geschichte spielt um das Jahr 950 im Volke der Sachsen in der Nähe des heutigen Magdeburg. Berthold ist als Oberhaupt nach dem Tod seines Vaters für die Geschicke des Dorfes verantwortlich. Zusammen mit seiner Frau Johanna, seinen Brüdern, seiner Heilkundigen Schwester Edith und den anderen Bewohnern im Dorf bewältigt er die täglichen Herausforderungen des Lebens in einer Zeit in der das Christentum und die Einigkeit des deutschen Volkes noch ganz am Anfang stehen. Als König Otto zum Kampf gegen die Ungarn ruft, werden Berthold und die Seinen auf eine harte Probe gestellt. Der Autor verwendet eine gehobene Sprache, die im Kontext des historischen Erzählens authentisch wirkt. Dialoge sorgen für Lebendigkeit und besondere Nähe zum Geschehen. Detailreiche Beschreibungen erschaffen ein besonders plastisches Bild vor dem inneren Auge des Lesers. Der Text richtet sich an ein historisch interessiertes Publikum. Fazit: Ein eindrucksvolles Abenteuer, das den Leser in die spannende Zeit des Mittelalters entführt. Der Leser gewinnt Einblicke in das Innenleben der verschiedenen Figuren. Absolut lesenswert!

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Inhaltsverzeichnis

Der Gefolgsmann des Königs

Drei Brüder

Das Dorf

Die Männer des Bischofs

Ein Sonntag im Gebet

Der blinde Mönch

Eine Hochzeit zu viert

Ein Frühlingssonntagabend

Am See

Eine schreckliche Nacht

Übung macht den Meister

Ein Winter an der Elbe

Auf dem Weg zur Schlacht

Am Randes des Waldes

Ein verzweifelter Kampf

Auf dem Weg der alten Götter

Der Bote des Königs

Ein Streit

Drei Schwägerinnen

Die Schlucht des Wolfes

Vom König zum Kaiser

Der Abschied

Alles gewinnen oder alles verlieren

Die Burg

Aufbruch in eine neue Zeit

Der Gefolgsmann des Königs

Aus dem Dunkel der Zeit erhob sich ein Volk um unter der Führung eines Kaisers in die Zukunft zu gehen. Am Anfang waren es viele Stämme unter vielen Göttern um am Ende geeint unter einem Gott ein Volk zu bilden.

Diese Geschichte spielt am Anfang dessen was wir heute Deutschland und das deutsche Volk nennen. Die handelnden Figuren sind zu großen Teilen frei erfunden aber die historischen Bezüge sind durch archäologische Ausgrabungen, Sagen und Überlieferungen belegt.

1. Kapitel

Drei Brüder

Es war ein nebeliger Apriltag des Jahres 952. Auf einer Waldlichtung waren Sägen und hiebe einer Axt zu hören. Über der Lichtung kreisten krächzend die Raben als ob sie über den Lärm schimpfen würden. Eine Gruppe von Männern war dabei eine mächtige Eiche zu fällen. Einer ragte durch seine Körpergröße aus der Gruppe heraus. Obwohl es nicht allzu warm war hatte er sein Wams abgelegt und arbeitete im Hemd mit der schweren Axt am Stamm des Baumes. Seine Muskeln spannten sich an wenn er zuschlug. Bei jedem Hieb flogen Späne umher. Von der anderen Seite arbeiteten sich zwei Männer mit einer Säge zur Mitte des Baumes vor. Sie waren etwas kleiner als der Mann mit der Axt hatten aber ähnliche Gesichtszüge. Die drei Männer waren Brüder und die Anführer der kleinen Gruppe.

Einer der beiden an der Säge rief "Berthold, wir sind fast in der Mitte." Der Mann mit der Axt hielt in seiner Arbeit inne und antwortete "Ja Wolfgang, ich hole die Keile." Die beiden hörten auf zu sägen und legten die Säge ab. Berthold hatte die Axt an einen seiner Helfer übergeben. Dieser verzog das Gesicht als er die Axt übernahm und diese ihm fast auf den Fuß fiel. Er war nicht so kräftig und Berthold bemerkte seine Not. Schnell griff Berthold wieder zu und sagte "Friedrich, du solltest nicht so unvorsichtig sein." Friedrich nickte und legte die Axt ins Gras. Berthold holte die Keile aus seiner Tasche, welche er an einen anderen Baum gehängt hatte. Mit den Keilen trat er zu seinem Bruder Wolfgang. Dieser setzte die Keile in die Sägenut. Berthold griff wieder zur Axt, und nachdem er alle aus der Fallrichtung des Baumes heraus dirigiert hatte, schlug er mit der Rückseite der Axt die Keile in den Baum. Nach wenigen Schlägen begann der Baum zu knarren und bewegte sich langsam in Richtung der Lichtung. Schnell trat er zurück damit ihn der beim fallen sicherlich zurückschnellende Baum nicht treffen konnte. Mit einem lauten Geräusch schlug der Baum auf der Lichtung auf.

Komisch dachte sich Berthold, mein Urgroßvater hatte diese Eichen noch als heilige Bäume betrachtet. In ihrem Schatten hatte er an den Versammlungen der Stämme teilgenommen und nun baut er, Berthold, sich sein neues Haus aus ihrem Holz. Erst in der letzten Woche hatte er seine Johanna zum Weib genommen. Ein Lächeln zog über sein Gesicht wenn er an sie dachte. Sie kannten sich schon seit Jahren und nun waren sie Mann und Frau. Er hatte sie einst in der Kirche kennengelernt als sie mit ihren Eltern in das Nachbardorf gezogen waren. Genau in der Kirche in der er sie nun geheiratet hatte.

Wolfgang riss ihn nun aus seinen Gedanken als er ihm die Hand auf die Schulter legte. Wolfgang war ein paar Jahre jünger als er und der jüngste der drei Brüder. Da sie den Vater vor Jahren verloren hatten war Berthold das Oberhaupt der Familie und auch der ganzen Dorfgemeinschaft geworden. Er hatte dieses Amt früh übernehmen müssen da ihr Vater von einem Kriegszug nicht wieder Heimkehrte.

Wolfgang bat seinen Bruder um die Axt damit er die Äste der Eiche vom Stamm trennen konnte. Diese bitte brachte Berthold wieder zurück. Ja, er musste weiterarbeiten damit sein Haus fertig wird und er mit seiner Frau nicht mehr bei den Brüdern wohnen musste. Ein neues, größeres Haus sollte es werden für ihn, seine Frau und die Kinder die sie sich wünschten. Einige Stämme hatten sie schon in das Dorf gebracht und die erste Lage des großen Hauses war schon gelegt. Noch war es zwar erst Kniehoch, doch mit etwas Phantasie konnte man das Haus schon erkennen. Sie würden bestimmt noch zehn der großen Stämme brauchen. Wolfgang hatte Recht, sie sollten weiterarbeiten damit sie vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Dorf sind.

Jetzt war die Sonne schon hoch am Himmel und der Weg mit dem schweren Stamm war auch noch weit. Mit einigen schnellen, kraftvollen Schlägen trennte Wolfgang einen dicken Ast ab. Sein Bruder Karl, der mittlere der drei Brüder, sägte in der Zwischenzeit mit Friedrich an einem anderen Ast.

Alle waren diese Arbeit im Wald gewöhnt. Im Winter, wenn der Schnee auf den Felder lag und die Feldarbeit ruhte, arbeiteten sie oft im Wald. Für die Baustelle des Klosters in Magdeburg hatten sie schon oft Eichen und andere Bäume geschlagen. Doch nun fällten sie die Bäume für das Haus ihres Bruders. Da ging die Arbeit noch einmal so flott von der Hand.

Berthold war der erste der drei Brüder der geheiratet hatte. Da er das Oberhaupt der Familie war durften die anderen nach ihrer Familientradition noch nicht heiraten. Nun waren Karl und Wolfgang froh, dass Berthold verheiratet war, denn nun konnten auch sie Pläne machen. Doch auch dabei hatte Berthold zu entscheiden.

Nachdem alle Äste und Zweige vom Stamm geschlagen waren holte Friedrich die zwei braunen Pferde mit den zotteligen Mähnen die auf der Wiese in der Nähe standen und spannte sie vor den mächtigen Stamm. Während Karl, Wolfgang, Friedrich und die anderen mit dem Stamm in Richtung Dorf zogen suchte Berthold noch den Stamm aus den sie am nächsten Tag fällen wollten.

Plötzlich vernahm er ein Geräusch aus dem Unterholz in der Nähe. Es klang wie ein Schnauben und scharren. Berthold drehte sich um und sah einen riesigen, schwarzen Keiler direkt vor sich, der im Unterholz stand und ihn anstarrte. Ein leiser Schrei entfuhr Berthold und seine Brüder, die schon ein Stück des Weges gegangen waren drehten sich schnell um. Nun sahen auch sie den Keiler der sich langsam aus dem Unterholz vorwärts bewegte.

Eigentlich gingen die Wildschweine den Menschen aus dem Weg. Berthold und die Männer seiner Gruppe jagten oft im Winter nach ihnen wenn sie die Fleischbestände im Dorf ergänzen mussten. Doch dieser Keiler war anders. Auf einmal bemerkte Berthold den abgebrochenen Eckzahn des Keilers und er erinnerte sich, dass sie ihn im Winter gejagt hatte. Ein Pfeil hatte ihn damals aber nur verwundet. Nun wollte sich der Keiler offenbar rächen.

Man könnte denken, dass der Keiler das abziehen der Männer abgewartet hätte und nun, da Berthold alleine war, seine Rache vollenden wollte. Berthold griff zum Messer an seinem Gürtel. So Auge in Auge mit dem Wildschwein und nur mit einem Messer bewaffnet zögerte Berthold einen Moment. Sollte er warten bis die Brüder mit den Speeren zurückgeeilt kamen oder sollte er das Schwein angreifen.

In diesem Augenblick nahm ihm das Wildschwein die Entscheidung ab in dem es vorwärts auf die Lichtung stürmte. Berthold rettete sich mit einem Sprung zur Seite und er spürte wie ihn das Schwein streifte. Ein Schmerz durchzuckte ihn. Der Keiler hatte mit dem abgebrochenen Eckzahn sein Bein verletzt. Der Mann wirbelte herum und versuchte das Schwein zu packen. Nur nicht in die Nähe der Eckzähne gelangen war die Devise. Berthold sah sich vor, konnte aber nur ein Ohr erwischen. In der einen Hand das Messer in der anderen das Ohr des Schweins so stand er da und versucht hinter dem Schwein zu bleiben welches sich heftig wand.

Ein wilder Kampf entbrannte. Das Schwein versuchte Berthold auf die Hauer zu bekommen und dieser versuchte hinter dem Schwein zu bleiben und mit seinem Messer, dasselbe zu treffen. Keiner von beiden war in der Lage dem anderen etwas zu tun. Das Schwein blieb dem Messer fern und der Mann versucht den Hauern auszuweichen. Beide drehten sich im Kreis, das Gras flog umher und Holzstücken knackten.

Durch ihren verbissenen Kampf bemerkten beide nicht, dass sich Karl mit einem Speer näherte. Im vollen Lauf rammte er den Speer dem Schwein in die Seite. Dieses Quiekte auf und brach zusammen. Berthold nutzte die Gelegenheit dazu um mit seinem Messer den Kampf zu beenden. Das Schwein zuckte kurz zusammen und verstummte.

Der Kampf war vorbei. Berthold sank auf die Knie und danke Gott, dass er den Kampf überlebt hatte. Nun kamen die anderen ebenfalls angelaufen, nur Friedrich war bei den Pferden geblieben, sie betrachteten das Schwein und die Wunde an Bertholds Bein. Wolfgang nahm ein Tuch und verband das Bein. Zum Glück war die Wunde nicht so tief. Berthold war froh, dass er instinktiv zur richtigen Seite gesprungen war. Auf der anderen Seite des Schweins, mit dem intakten Eckzahn, hätte die Sache böse ausgehen können.

Nun nahmen sie das Schwein auf, es war so schwer, dass zwei Männer es heben mussten. Wolfgang und ein weiterer Mann schleppten es zu dem Baumstamm und legten es darüber. Berthold hinkte, gestützt auf seinen Bruder Karl, hinterher. Langsam setzte sich der Zug wieder in Bewegung, diesmal blieb niemand zurück und alle waren froh, dass der Kampf mit dem Schwein so gut ausgegangen war. Berthold hatte überlebt und sie hatten auch das Schwein erlegt, das sie im Winter nicht fangen konnten.

Damit gab es nun zweimal Grund zu einer Feier und bestimmt war Johanna auch froh, dass alles so glimpflich abgegangen war. Bei dem Gedanken an Johanna zog wieder ein Lächeln auf Bertholds Gesicht nur um kurz darauf, beim nächsten Schritt, durch den Schmerz der Wunde wieder zu verschwinden.

2. Kapitel

Das Dorf

Johanna trat durch die Tür des Hauses ins Freie. Sie blinzelte in die Sonne als sie aus dem dunklen Raum trat und richtete ihr Haar. Sie trug heute das erste Mal ihr neues Kleid, welches ihr von ihrem Vater als Morgengabe nach der Hochzeit überreicht worden war. Als Frau des Gemeindeoberhauptes war sie nun diejenige welche über die Geschicke der Frauen und die Arbeitseinteilung im Dorf bei der alltäglichen Arbeit zu entscheiden hatte. So richtig hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt doch sie wusste ja schon wie es geht. Ihre Mutter war in ihrem Heimatdorf, etwa eine halbe Tagesreise entfernt, ebenfalls für diese Tätigkeiten zuständig.

Sie ließ ihren Blick über das kleine Dorf schweifen. Etwa ein dutzend Wohnhäuser mit ebenso vielen Ställen gab es in ihrem Dorf. Die Häuser waren Langhäuser, die jeweils von einer Familie bewohnt wurden. Sie waren mit Schilf gedeckt und in einen Wohn- und einen Schlafbereich eingeteilt. Im vorderen Bereich des Hauses befanden sich immer die Feuerstellen und dahinter Tisch und Bänke.

Von drei Seiten wurde das Dorf von einer dichten Hecke umschlossen. An der vierten Seite klaffte eine große Lücke. An dieser Stelle hatten sie begonnen ihr neues Haus zu errichten. Dafür musste die Hecke weichen, es wäre sonst kein Platz mehr gewesen.

Früher sollte die Hecke das Dorf vor den wilden Tieren schützen doch mit dem zunehmenden verschwinden des Waldes zogen sich auch die wilden Tiere zurück in das Dunkel der Dickichte. Die Hecke hatte ihre Berechtigung verloren und musste den neuen Zeiten nun Stück für Stück weichen. Johanna ging an den offenen Schweineställen vorbei zu der Baustelle auf der gesägt und gehämmert wurde.

An einem Langhaus sah sie Magda auf einem Hocker sitzen. Sie hatte einen Webrahmen vor sich auf dem sie mit Garn ein Stück Stoff webte. Dieses Garn hatte sie in der letzten Woche bei ihren Schafen geschoren, anschließend versponnen und mit verschiedenen Beeren und Kräutern gefärbt. Das Stück Stoff bekam durch die verschiedenen Fäden ein ganz spezielles Muster. Magda war sehr geschickt und die Arbeit ging ihr schnell von der Hand. Neben ihr, auf der Türschwelle des Hauses, saß ihre Großmutter und flocht mit Weidenzweigen einen Korb. Als diese Johanna bemerkte hielt sie mit der Arbeit inne, legte den Korb ab und nickte ihr freundlich zu. Johanna begrüßte die alte Frau und jetzt sah auch Magda von ihrer Arbeit auf. Nun wendete sich Johanna wieder ihren Weg zu.

Sie sah zum Feld hinüber. Sie hatten mit der Hochzeit gewartet bis die Saat in der Erde war. Jetzt war es die Aufgabe der Kinder mit Stöcken die Vögel davon abzuhalten die Saat wieder herauszupicken. Die Kinder jagten sich den ganzen Tag über das Feld und damit hatten auch die Vögel keine Möglichkeit dazu sich satt zu fressen.

Auch die Hühner mussten vom Feld abgehalten werden. Wenn doch mal eines entwischte machten sich die Kinder einen großen Spaß daraus das Huhn wieder einzufangen und in die Umzäunung zurückzubringen. Der Fänger erhielt dann von der alten Großmutter, welche die Hühner beaufsichtigte, eine Leckerei und darauf waren alle Kinder aus.

Johanna blickte zu Gundula hinüber die sich gerade mit einem Eimer auf den Weg zu den drei Kühen machte. Diese grasten auf einer Wiese und muhten schon als sie Gundula sahen. Die Frau war ein paar Jahre jünger als Johanna und hatte ihre langen braunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden. So störten die Haare nicht bei der Arbeit und es sah fast wie ein Pferdeschwanz aus. Johanna schmunzelte bei dem Gedanken und ging weiter auf ihrem Weg zur Baustelle.

Einige Männer schleppten Bretter an ihr vorüber und sie trat einen Schritt zur Seite um sie nicht zu stören. Einige Balken ragten in den Himmel und an den Seiten waren die Bretter bis zur halben Höhe angeschlagen. Es würde wohl noch eine Woche dauern bis die Männer mit dem Haus fertig wären und sie einziehen konnten. Das Schilf für das Dach hatten sie an einem kleinen See in der Nähe geholt, zu Bündeln zusammengebunden und an die Seite gelegt. Es war ein ganz schön großer Berg an Schilf.

Aus der Ferne hörte sie die Glocken des Klosters von Magdeburg. Die Mönche wurden zur Abendandacht gerufen und Johanna begann sich sorgen zu machen. Die Männer waren doch schon so lange im Wald und sollten schon vor einer Stunde wieder zurück sein. Immer wieder schaute sie in die Richtung des Waldes in welche die Männer am Morgen gezogen waren um Bauholz zu holen. Kein Vogel kreiste über dem Wald. Johanna wusste, dass die Männer noch weit im Wald sein mussten. Hoffentlich schafften sie es noch vor Einbruch der Dunkelheit. Sie fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, nachts im dunklen Wald zu sein und das wollte sie auch für die Männer nicht.

Plötzlich sah Johanna aus dem Augenwinkel heraus, dass sich die Vögel im nahen Wald erhoben. Sie war erleichtert, ahnte sie doch, dass nun die Männer heimkehrten. Nach kurzer Zeit sah sie die beiden braunen Pferde am Waldessrand erscheinen und erschrak. Berthold war doch immer der erste, immer vornweg und durch seine Größe auch von weitem gut zu erkennen. Doch diesmal war er nicht zu sehen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Auch die Männer auf der Baustelle schauten auf und auch sie bemerkten Bertholds fehlen. Sie schauten sich betreten an und der eine oder andere schaut auch auf Johanna.

Nun war die ganze Gruppe der Männer aus dem Wald und Johanna sah auch ihren Mann. dieser hinkte, auf seinen Bruder gestützt, hinterher. Daher waren sie also nicht schneller vorwärts gekommen dachte Johanna und sie war froh, dass ihr Berthold noch lebte. Der Schreck steckte ihr noch in den Gliedern und sie eilte mit ein paar der Männer der Gruppe entgegen.

Auch die Kinder am Feldessrand hatten die Männer bemerkt. Sie stellten ihre Spiele ein und ein paar von ihnen liefen der Gruppe entgegen. Sie begrüßten ihre Väter. Johanna war nun ebenfalls bei der Gruppe angelangt. Sie bemerkte etwas großes, schwarzes was über dem Stamm hing. Die eine Seite mit dem Schwanz und den Hinterpfoten hing zu ihrer Seite herab und sie erkannte wie groß das Schwein war welches die Männer mit in das Dorf brachten. Nun hatte sie ihren Mann erreicht, er lächelte sie an und sagte "Nicht viel passiert." Sie dachte sich, er untertreibt mal wieder sonst würde er ja nicht hinken. Etwas musste also passiert sein. Der Verband an seinem Bein war rot von seinem Blut und nun übernahm Johanna die Führung ihres Mannes.