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Edel- und Steinkrebs gab es in Deutschland bis vor rund hundert Jahren in fast jedem Gewässer - bis vom Menschen eingeführte Flußkrebsarten aus Nordamerika sie verdrängten und die hochinfektiöse Krebspest einschleppten, die nur die europäischen Krebse zugrunde richtet. Naturschützer siedeln die heimischen Flußkrebse heute wieder in kleinen Gewässern an, so in der Eifel in Seitenbächen der Ahr und im Nationalpark Eifel - ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn gedankenlose Aquarienfreunde und jeder mit dem Erreger behaftete Gummistiefel können den Killervirus verbreiten und alles wieder zunichte machen. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos.
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Inhaltsverzeichnis
Der Krieg der Krebse
Kai Althoetmar
Europas Flußkrebse. Ein Überlebenskampf
Impressum:
Titel des Buches: „Der Krieg der Krebse. Europas Flußkrebse. Ein Überlebenskampf“.
Erscheinungsjahr: 2022.
Inhaltlich Verantwortlich:
Verlag Nature Press
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Signalkrebs. Foto: Generalising, CC BY-SA 2.0.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Der Krieg der Krebse
Europas Flußkrebse. Ein Überlebenskampf
Harald Groß weiß, wo der Schatz im Bach verborgen liegt, genau hier, im Reich des sanften Plätscherns zwischen Pestwurz und Brennnesseln. Mit routiniertem Griff zieht er das löchrige Plastik-Überraschungsei an Land. Der Doktor der Biologie aus Bad Münstereifel ist als Flußkrebsfachmann in halb Europa bekannt. Als Gewässerbiologe im Dienst des Kreises Euskirchen kennt er sein Eifeler Revier mit seinen Kleinoden wie dem idyllischen Schafbach bei Blankenheim. Aus dem braunen aufklappbaren Plastikbehälter läßt er zwei verloren wirkende Edelkrebse in eine Plastikwanne purzeln. „Die habe ich vorher in die Reuse hineingetan“, scherzt Groß.
Spaß beiseite: Die seltenen Scherentiere sind im Naturschutzgebiet Schafbach heimisch und dort aufgewachsen - lebendiges Zeugnis einer erfolgreichen Wiederansiedlung. Nach Jahrzehnten des Niedergangs der Flußkrebse in Deutschland und Europa ist das ein großer Erfolg.
Rund tausend Edelkrebse haben Groß und Mitstreiter in drei Bächen der Region eingesetzt. Der letzte Besatz im Schafbach stammt von 2005. Nachkontrollen zeigten, daß sich die Tiere auf Dauer nur dort fortpflanzten. Flußkrebse brauchen ideale Bedingungen. Die Fichten am Schafbach wurden abgeholzt, ein Auenwald entstand - mit mehr Schatten und kühleren Temperaturen. Langsam mäandert der Bach, und das Totholz bleibt liegen, das mögen die Flußkrebse.
Von März bis zur Paarung im Herbst zeigen sich die nachtaktiven Krabbeltiere, wenn sie in der Dämmerung dem Bach entsteigen. Naturkundler können sich dann mit Taschenlampen auf die Lauer legen, müssen aber Kescher und Reuse daheim lassen, denn heimische Flußkrebse sind ganzjährig geschützt. Ihr Bewegungsradius beschränkt sich meist auf wenige Meter rund um die Höhle im Bach. Groß hat es getestet. „Wir markieren die Krebse mit kleinen Kerben, die in den Schwanzfächer geschnitten werden“, sagt er. „Andere machen das mit Leuchtmarker oder Nagellack.“ Später werden die Fundorte verglichen.
Harald Groß mit Edelkrebs. Foto: Biologische Station Aachen.
Der Edelkrebs, auch Europäischer Flußkrebs genannt, war einst in Mitteleuropas Binnengewässern weit verbreitet. Dann rasierte eine tödliche Infektion, die Krebspest, seine Bestände - auch die der heimischen Steinkrebse und Dohlenkrebse. Der Seuchenzug durch Europas Fließ- und Stillgewässer, den eingeschleppte amerikanische Flußkrebsarten ausgelöst hatten, hat bis heute keinen Halt gefunden. Die einst blühenden europäischen Flußkrebsbestände sind bis auf wenige Restvorkommen kollabiert.
Heute konzentrieren sich Edelkrebse in Deutschland auf kleine Inselvorkommen in isolierten Gewässern und Oberläufen. „Ein großer Teil der bekannten Vorkommen geht auf Ansiedlungsprojekte zurück“, weiß Harald Groß. In Deutschland gilt die Art als vom Aussterben bedroht.
Edelkrebs. Foto: Chris Luckhaup.
Der Steinkrebs, der kalte Bachoberläufe mag, kommt im Süden Deutschlands noch häufiger vor, gilt aber als gefährdet. Historisch ist der kleinste der europäischen Flußkrebse vor allem in Südosteuropa verbreitet. Sein Verwandter, der Dohlenkrebs, lebt in Deutschland
seit jeher nur im Süden Baden-Württembergs und ist vom Aussterben bedroht. Kaum eine andere Tierart Mitteleuropas ist heute so stark gefährdet durch nicht heimische Tierarten - sogenannte Neozoen - und deren eingeschleppte Krankheiten wie die Flußkrebse.