Drama am Breithorn - Walter W. Braun - E-Book

Drama am Breithorn E-Book

Walter W. Braun

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Beschreibung

Die dieser Fiktion zugrunde liegende Geschichte hat sich 1991 tatsächlich als Tragödie am Breithorn ereignet, hat aber kaum in der Medienlandschaft Eingang gefunden. Es geschah infolge der Summierung unglücklicher Umstände, so nicht absehbaren Naturgewalten und vor allem durch mangelnde Erfahrung bei den Betroffenen über die Verhältnisse im europäischen Alpenraum. Es soll Mahnung an alle Bergsteiger sein, auch die sogenannten leichten Viertausender nicht zu unterschätzen. Außer der tatsächlich stattgefundenen Tragödie sind alle Handlungen und Protagonisten frei erfunden, spielen aber an realen Orten, ergänzt um brauchbare Tipps, detaillierten Ortsbeschreibungen und viel Erfahrung des Autors im Hochgebirge.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Jahresabschlusstreffen der Gothaer Bergfreunde

2 Planung für das Bergjahr 1991

3 Großes Interesse an der Tour im Wallis

4 Der große Tag ist gekommen

5 Akklimatisation in und um Zermatt

6 Einlauftour zur Hörnlihütte

7 Klettereinlage am Riffelhorn

8 Ruhetag in Zermatt

9 Der große Tag bricht an

10 Die Tragödie nimmt ihren Lauf

11 Wer trägt Schuld an dem Desaster?

12 Epilog

Vorwort

Die dieser Erzählung und Fiktion zugrunde liegende Geschichte hat sich so tatsächlich im Jahr 1991 als unfassbare Tragödie am Breithorn ereignet, hat aber kaum in der Medienlandschaft Eingang gefunden. Das Unglück geschah infolge einer Summierung unglücklicher Umstände, so nicht absehbaren Naturgewalten und insbesondere der mangelnden Erfahrung bei den Beteiligten im Blick auf die Verhältnisse im europäischen Alpenraum.

Es soll eine Mahnung an alle Bergsteiger sein, auch die sogenannten „leichten Viertausender“ nicht zu unterschätzen und sich bei solchen Vorhaben auf alle Gefahrensituationen ausreichend vorzubereiten, das heißt nicht nur mit einer optimalen Ausrüstung unterwegs zu sein, sondern sich auch mental auf mögliche Vorkommnisse einzustellen.

Mit radikal schnellen Wetterumschwüngen ist jederzeit zu rechnen. Blitzschnell können sich gefährliche Gewitter entwickeln, und bei Regen und Graupelschauern werden in dieser Höhe einfachste Felspassagen zu lebensgefährlichen Flanken und Graten.

Entsprechend vorausschauend muss geplant werden, und es ist besser, lieber einmal eine Tour vorzeitig abzubrechen, auf Sicherheit zu gehen. Kein auch noch so interessanter Berg wird weglaufen.

Überdies muss immer zwingend sowohl die Kondition, als auch die Psyche stimmen, dass auch in Extremsituationen immer noch eine gewisse Reserve vorhanden ist.

Die Charaktere, Abläufe und Handlungen dieser Geschichte sind ansonsten rein fiktiv.

Walter W. Braun

Februar 2015

1

Jahresabschlusstreffen der Gothaer Kletterfreunde

Im Gasthaus „Zum Wiedehopf“ eröffnete Heinrich Wolter Anfang November am Sonntagnachmittag um 14 Uhr launig, und mit ein wenig belegter Stimme, die jährlich stattfindende Abschlusssitzung der Gothaer Kletterfreunde. Seinen Vortrag begann er mit den Worten: „Nach einem grandiosen Bergjahr, das geprägt war mit vielen anspruchsvollen Aktivitäten und Unternehmungen, freut es mich besonders, dass heute 38 Personen zu diesem Abschlusstreffen des Jahres 1990 gekommen sind. Das zeigt das große Interesse an den Bergen und ist – nach meinem Gefühl – der sichtbare Ausdruck einer aktiven Interessengemeinschaft. Ich hoffe, das heutige Zusammensein weckt einerseits schöne Erinnerungen an das hinter uns liegende Jahr und gibt uns andererseits den Ansporn und neue Ideen für Planungen für das nächste Jahr oder in der absehbaren Zukunft.“

Im Rückblick auf die Wende und zum Glück abgeschlossene Zeit der DDR, mit allen nervigen Einschränkungen, führte er aus: „Wie hatten wir es in den letzten Jahrzehnten still, doch schmerzhaft und teils auch mit Wut im Bauch bedauert, dass wir nicht in den westlichen Alpenraum reisen durften, um dort zu klettern und zu wandern. Stattdessen mussten wir uns mit dem Elbsandsteingebirge oder dem Riesengebirge und in dem östlichen Teil im Harz zufriedengeben. Das war‘s auch schon, doch wandern im Harz, und insbesondere am geheimnisvollen und sagenumwobenen Brocken kann durchaus auch faszinierend sein, ohne Frage, das immer abwechslungsreich und lohnenswert, auf Dauer war das aber kein Ersatz für die größeren Dimensionen der faszinierenden europäischen Alpen, insbesondere den erhabenen Viertausendern rund um Zermatt oder im Berner Oberland oder sonst wo. Entsprechend groß war die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Da hatten uns die Landsleute im Westen viel voraus, und wir haben sie deshalb immer auch ein wenig beneidet.“

Kräftiger Beifall im Raum durch Klatschen und auf den Tisch klopfen bestätigte, wie Recht er mit seinen Ausführungen hatte.

„Natürlich zog uns der Thüringer Wald ersatzweise magnetisch an, und Skifahren im Wintersportzentrum Oberhof war und ist während vieler Wochen eines Winters auch eine gute Möglichkeit für sportliche Aktivitäten. Der nicht zu vernachlässigende Vorteil ist zudem, diese Regionen sind nah, wir sind schnell vor Ort. Dort finden sich durchaus sehr schöne und anspruchsvolle Abfahrten in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Sind nicht berühmte Olympiasieger dort hervorgegangen – und das nicht ohne Grund? Wer es sich leisten konnte – und vornehmlich Privilegierte und Funktionäre – fuhren in die Hohe Tatra, wenige sogar in den Kaukasus oder in die Berge des Ural. Doch der Mehrheit blieben diese ferneren Gebiete verschlossen. Nun stehen uns Gott sei Dank auch die faszinierenden, anspruchsvolleren Berge der Alpen in Österreich, der Schweiz und im französischen Sprachraum offen, und viele von uns nützten das gerne für eine oder mehrere spannende, erlebnisreiche Touren im Jahr, auch wenn wir weite Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen, was für uns schon ein gewisses Hindernis darstellt; auch von der Kostenseite gesehen. Doch was macht man nicht alles für seine Passion?“

„Als einen Höhepunkt und Highlight, will ich die organisierte Vereinsreise im Sommer bezeichnen, wo wir mit dem Bus nach Vorarlberg in Österreich gefahren sind und an der sich 32 Personen aus unserem Kreis beteiligt haben. Schon die große Anzahl der Teilnehmer hat mich überrascht. Zu dieser Reise wird unser Kamerad Wilhelm später noch ausführlicher berichten.“ Heinrich Wolter führte weiter aus: „Die Basisstation des Ausflugs war die Douglass Hütte am Lünersee, der Perle des Rätikon, wie es im Reiseführer steht. Der Stausee liegt hoch über Brand im Montafon. Nach der kurvigen, steilen Anfahrt in das hoch gelegene Bergdorf, ist die Hütte am Lünersee bequem mit der Seilbahn erreichbar. Dort waren wir preisgünstig und bestens untergebracht. Von diesem Stützpunkt aus sind die Teilnehmer in einzelnen Gruppen auf den Saulakopf und die Zimba aufgestiegen. Mit zehn Teilnehmern ging eine andere Gruppe auf die Schesaplana, die immerhin schon fast 3000 Meter hoch ist. Weitere Wanderungen in diesem Gebiet des Rätikon kamen auch noch dazu, und wenn man sich nur mit der Umrundung des smaragdgrün schimmernden Sees begnügte, was auch mehrere Stunden Zeit in Anspruch nahm. Immer waren die umgebenden Berge im Blickfeld und die alpinen Schönheiten der Natur und links und rechts am Weg ein großer Lohn für alle temporären Mühen. Allen Beteiligten wurden kurzweilige und unterhaltsame Tage geboten, die wirklich ihr Geld wert waren.“

Das war eine lange Rede und schon rutschten einige nervös auf dem Sitz ihrer Stühle hin und her oder scharrten mit den Füßen: „Heinrich, red‘ nicht so lange, wir haben Hunger und Durst“, meldete sich schließlich einer am Tisch mitten im Vortrag. „Nur Geduld“, erwiderte Heinrich, „häsdan heude noch für Lechl ze bürschdn?“ (was hast du heute denn noch Großartiges zu tun?) „Was sein muss, muss sein. Wir sind schließlich zusammengekommen, um ein langes Jahr Revue passieren zu lassen. Einige Dia-Bilder von den Touren wollen wir uns auch noch ansehen. Der Abend ist noch lange und ihr kommt schon noch zu eurem kulinarischen Teil, und ich hoffe, genug zu trinken habt ihr alle vor euch auf dem Tisch. Zwischendurch könnt ihr ja bei der Bedienung Nachschub ordern, damit niemand verdurstet.“

Damit schloss Heinrich vorerst seinen Vortrag und nahm zufrieden auf seinem Stuhl Platz. Vom Reden war ihm der Hals trocken geworden, jetzt hatte er auch Durst und musste einen großen Schluck trinken.

Nach einer ausreichenden Pause, damit sich der Kopf bei den Teilnehmern wieder entspannen konnte, begann Wilhelm seinen Vortrag: „Ich berichte heute von unserer schönen und zum Teil anspruchsvollen Klettertour, zumindest für die, die nicht zu den Extremkletterern zählen“, stellte er verschmitzt fest. „Wir kamen über einen leichteren Klettersteig auf den Saulakopf. Da wurden schon die Lungen frei, wir mussten kräftig durchatmen. Den Berg mit Gipfelkreuz sahen wir aber schon vom Quartier aus und das machte flotte Beine. Vom Lünersee aus hatten wir zum Gipfel auch nicht allzu lange gebraucht und das Ziel ohne Hetze erreicht. Hoch über dem Tal, mit Blick auf die Staumauer und den im Tal sich verlierenden smaragdgrün schimmernden See, gingen wir anfangs einen leichten und tendenziell flachen Weg. Über der gegenüberliegenden Talseite sahen wir die mächtig aufragende Schesaplana, den höchsten Berg des Rätikon. Zuerst kamen wir ins Saulajoch, wo der eigentliche Aufstieg zum Gipfel beginnt. Das Wetter meinte es gut mit uns, der Weg war trocken, sodass auch die etwas Ungeübten keine Schwierigkeiten im leichten Klettersteig bekamen. Oben auf 2517 Meter hatten wir eine fantastische Rundumsicht auf die vielen Grate, Zacken und Erhebungen, auf die zahlreichen Gipfel des Rätikon, der Verwallgruppe sowie die vielen anderen in östlicher Sicht. Zum Greifen nah die strahlende Zimba vor uns, wohin wir am anderen Tag gedachten zu gehen und das dann auch getan haben. Nach Stunden standen wir unter dem Gipfelkreuz und legten zuerst eine verdiente Trink- und Vesperpause ein, bevor wir den Rückweg bergab antraten und uns in den Abstieg begaben.

Auf der trockenen Kräuter- und Blumenwiese im Saulajoch faulenzten wir eine Weile, sonnten uns und gönnten uns eine längere Pause. Ganz gemütlich im Gras sitzend, haben wir lang und breit über Gott und die Welt diskutiert, auch wichtige und unwichtige Erinnerungen aufgefrischt. Trotzdem waren wir nach fünf Stunden wohlbehalten in der Hütte zurück. Den Unermüdlichen war das noch zu früh. Sie umrundeten noch den Stausee, von denen es in Österreich und vor allem in Vorarlberg viele weitere gibt. Der billige grüne Strom wird sogar bis nach Baden-Württemberg geleitet, hörten wir.

Erstaunt lasen wir die Warnungen auf vielen Hinweisschildern längs des Weges, die Drachenflieger auf die Gefahren des Sees hinweisen. Sie enthielten den guten Rat, einen weiten Sicherheitsabstand einzuhalten. „Wenn jemand in den See stürzen sollte, hat aufgrund der niederen Wassertemperaturen so gut wie keine Chance zum Überleben.“ Oha, dachten wir, daran muss man denken.

„Na ja, zum Baden kann ich mir auch etwas anderes vorstellen“, meinte einer der aus der Gruppe schmunzelnd in seiner Zwischenbemerkung.

„Der Fußweg am See entlang sieht beim Blick von der Staumauer so täuschend eben aus, hatte aber doch spürbare Steigungen, was erst unterwegs aufgefallen ist und auch unangenehm zu spüren war. Beim ständigen Auf und Ab summierten sich da einige Höhenmeter und das kostete Kraft, das ging in die Beine. Die Zurückgebliebenen hörten es mit Genugtuung, nachdem die Hartgesottenen wieder im Haus waren und nun endlich genug hatten. Sie lechzten jetzt nach Erholung am Abend, bei reichlich Bier und Schnaps. ‚Man gönnt sich ja sonst nichts‘, meinte einer. Der Hüttenwirt hatte nichts gegen den guten Umsatz. Weizenbier, Obstler und Williams aus dem Montafon, sowie diverse Veltliner-Weine hatte er ausreichend vorrätig. Wenn nicht, würde er sich Nachschub mit der Seilbahn von Brand hoch schnell besorgen können.

Tags darauf sind wir anfangs den gleichen Weg bis zum Saulajoch gelaufen, von dort gingen wir aber in östlicher Richtung und hinunter zur Heinrich-Hüter-Hütte. In der großen Berghütte legten wir eine Rast ein, und wer wollte, konnte sich ein zweites Frühstück gönnen. Die Zwischenpause dauerte eine halbe Stunde, dann sind wir zu sechst auf einem sehr steilen Weg und in Serpentinen aufwärts gestiegen. Das ging uns ordentlich auf die Puste und der Puls ging auf hundertachtzig. Erschwerend erwies sich, der gelbe Planet stach, wir mussten die steile Passage in der prallen Sonne laufen. Oben in der Scharte kamen wir patschnass geschwitzt an und konnten die Hemden auswringen; Schwitzen soll ja aber gesund sein. Wer nicht froh war, endlich im Zimbajoch angekommen zu sein, der hat gelogen.

Die Anstrengung nötigte uns zu einer längeren Trinkpause, bevor wir in zwei Seilschaften zum Gipfel auf 2643 Meter hoch kletterten. Die Zimba wird ‚Das Matterhorn des Rätikon‘ genannt, weil es mächtig erhaben und markant die anderen Berge überragt und von weitem einen ähnlichen Gipfelaufbau wie das Original zeigt.

Die gewählte Aufstiegsroute war gar nicht so einfach zu erklettern, denn wir befanden uns in sehr lockerem Gestein, jeder Griff musste sorgfältig gewählt sein. Letztlich kamen wir aber gut am höchsten Punkt an und wir erfreuten uns am gelungenen Gipfelsieg. Nur, inzwischen hatte es sich etwas bewölkt und die Sicht war nicht mehr so optimal. Trotzdem waren alle Teilnehmer stolz auf diesen Erfolg und beglückwünschten sich mit dem üblichen ‚Berg Heil‘. Auf dem Rückweg konnten wir steile Passagen mit dem Abseilachter am Seil mühelos überwinden, was die Zeit nach unten deutlich verkürzte.“

„Mit zehn Personen, wie es Heinrich schon erwähnt hat, ist Kamerad Dietmar zur Schesaplana aufgestiegen. Auch er will in seinem Vortrag von dieser nicht zu schweren, aber doch lohnenswerten Tour berichten.“

„Liebe Freunde, gerne erzähle ich von der interessanten und wenig anspruchsvollen Tour zum – nach meinem Empfinden – schönsten Berg dieser Unternehmung. Unser Weg ging mäßig steil über Geröll und Fels aufwärts, und im Zeitrahmen meiner Streckenplanung erreichten wir locker die Todalphütte auf etwa halber Strecke. Dort war es Zeit, eine verdiente Trink- und Verschnaufpause einzulegen. Weiter oberhalb trafen wir auf restliche Schneefelder, da es im Sommer zwischendurch geschneit hatte, was für uns jedoch kein Hindernis darstellte. Die Trittspuren erwiesen sich als fest genug, um ohne Mühe darüber schreiten zu können. Keiner kam ins Rutschen. Unterhalb des Schesaplana-Sattels passierten wir auch noch einen leichteren Klettersteig, der unerwartet zwei Personen von uns etwas mehr Mühe bereitete. Um den Ängstlichen mehr Sicherheit zu geben, haben wir Brusischlingen benützt mit deren Hilfe sie im kurzen Seil geführt. So ging es am Ende gut und gemeinsam haben wir diese Hürde letztendlich gut gemeistert. Schon vom Sattel aus sahen wir das mächtige Gipfelkreuz. Das spornte alle an, und wir legten noch einen Zahn zu – man kann sagen, die Schnellen sind geradezu gerannt – dann standen wir oben, waren glücklich und zufrieden. Die Schesaplana ist mit 2965 Meter der höchste Berg des Rätikon, dessen Ausdehnung sich auf Österreicher und Schweizer Gebiet erstreckt. Unsere Anstrengung wurde mit einer traumhaften 360-Grad-Rundumsicht belohnt. Links unten sahen wir den mächtigen Brandner Gletscher im Sonnenlicht glänzen und die Mannheimer Hütte als Farbtupfer im Hintergrund. Wir konnten weit ins Rheintal sehen und in der Ferne sogar den Bodensee ausmachen. Was will man mehr; so hoch oben über allem zu stehen? Da wird die Welt ganz klein und die Widrigkeiten des Alltags verschwinden in der Unendlichkeit. Rund um das Gipfelkreuz verteilt oder etwas unterhalb, rasteten wir und legten eine längere Mittagspause ein. Rudi Runge hat einige Gipfelfotos – auch von uns in der Gruppe – für die Vereinschronik gemacht. Auch wenn wir nicht unter Zeitdruck standen, mussten wir irgendwann an den Abstieg denken und wir machten uns wieder auf die Socken. Am späten Nachmittag hatten wir den Lünersee und unser Quartier erreicht. Jeder war, wie ich hörte, rundum glücklich und zufrieden. Abends ging es natürlich rund im für die große Gruppe reservierten Bereich, und einige zeigten den übrigen Gästen des Hauses, was wir aus dem Osten – den Neuen Bundesländer, wie es offiziell heißt – an Bier und den härteren Sachen, an Schnaps vertragen können. Ein wenig Ärger gab es mit den Rauchern, und das ist von uns so gut wie jeder, denn im Haus herrschte Rauchverbot. Welchen Naturaposteln ist denn dieser Blödsinn eingefallen? Wer rauchen wollte, musste notgedrungen nach draußen, was bei zunehmendem Alkoholpegel und in der Kühle der Nacht gefiel nicht allen gefiel, sie wollten sich partout nicht mehr danach richten. Der resolute Hüttenwirt verstand es aber gut, sich freundlich und souverän Respekt und schnell Ordnung zu schaffen.“

Wieder wurde während der Versammlung eine Pause eingelegt, bis dann Rudi Runge in seinem Diavortrag fantastische Bildern der Bergwelt auf die Leinwand warf, was rund 20 Minuten in Anspruch nahm. Zwischendurch informierte Heinrich: „Von weiteren Personen wurden während den Touren auch noch Fotos gemacht. Wer von diesen oder den Dias Abzüge haben will, soll sich später melden. Wir wollen eine Liste erstellen und die entsprechende Anzahl der bestellten Bilder dann im Fotogeschäft bestellen.“

Nach einer Verschnauf- und Zigarettenpause berichtete noch Heinz von einer Tour, die er im Juli mit vier Personen zur Silvretta und dem Bieler See im Montafon gemacht hatte. Er berichtete:

„Im Auto von Dietmar fuhren wir über Nürnberg nach Lindau am Bodensee, passierten die Grenze und kamen an Bludenz und Schruns vorbei schließlich in den Ort Partenen. Von da folgten wir einer der angeblich schönsten Straßen im Alpenraum oder auch Traumstraße der Alpen genannt, wie zu lesen war. Gemeint ist die kurvenreiche, über 22 Kilometer lange Silvretta-Hochalpenstraße, an deren Ende wir auf etwas über 2000 Meter ankamen und damit den Scheitelpunkt und die Endstation für die Fahrt erreicht hatten. Im Bereich des Stausees durften wir das Auto problemlos und kostenlos abstellen und auch mehrere Tage parken, was uns erstaunte. Wo gibt es denn noch was kostenlos? Nach der langen Fahrt tat eine Pause gut – und besonders Dietmar, der Fahrer, hatte sie verdient. Im Restaurant, das direkt am See liegt, bestellten uns ein üppig-gutes Essen, dazu ausreichend Getränke sozusagen auf inneren Vorrat, bevor wir gemächlich zur ‚Wiesbadener Hütte‘ aufgestiegen sind, wo wir am späten Nachmittag eintrafen. Es ist eine sehr schöne, komfortable Hütte, die gerade erst renoviert worden ist und nun technisch dem neuesten Stand entspricht. Da gab