Ein besonderes Praktikum - Uwe Goeritz - E-Book

Ein besonderes Praktikum E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

"Ein besonderes Praktikum" Altersempfehlung: ab 16 Jahre Endlich hat Birgit die lang ersehnte Stelle bekommen. Nur noch ein Praktikum über vier Wochen steht zwischen der jungen Frau und dem Job. Nun muss sie zeigen, was sie in der Umschulung gelernt hat, aber ihr mangelndes Selbstvertrauen steht ihr da gehörig im Weg. Da trifft es sich gut, dass Herr Lehmann ihr hilft und sie bei einem Projekt unterstützt. Mit seiner Hilfe schafft sie es und damit ändert sich auch in ihrem Privatleben so einiges. Birgit wird vom hässlichen Entlein, das mit sich und ihrem Körper unzufrieden ist, zu einem schönen und stolzen Schwan. Weitere Informationen finden Sie unter http://romantik.goeritz-netz.de/

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Inhaltsverzeichnis

Ein besonderes Praktikum

Verbotene Träumereien

Alles beim alten

Novembergedanken

Zusammenstöße

Beschlagene Scheiben

Entscheidung aus Liebe

Gedanken in der Nacht

Ein gewagtes Projekt

Lange Wege

Unerwartete Freuden

Am Ziel aller Wünsche?

Cola mit Schuss

Schöner Abend, schöne Frau

Eine professionelle Arbeit

Im Zweifel für das Projekt

Rausch der Gefühle

Flüssiges Gold

Eine Falle?

Eine besondere Nacht

Letzte Ausfahrt: Hasenheide

Neue Chancen?

Vorfreude

Lohn der Mühe

Perfekte Maße

Stressfreie Tage?!

Traumfrau, Nixe und Engel

Geben und Nehmen

Freunde und Freundinnen

Ein Treffen unter Freunden

Frauen und Autos

Nähe und Vertrautheit

Göttinnen unter sich

Am Ende wird alles gut!

Volles Risiko

In letzter Konsequenz

Tage und Nächte

Ein besonderes Praktikum

Endlich hat Birgit die lang ersehnte Stelle bekommen. Nur noch ein Praktikum über vier Wochen steht zwischen der jungen Frau und dem Job. Nun muss sie zeigen, was sie in der Umschulung gelernt hat, aber ihr mangelndes Selbstvertrauen steht ihr da gehörig im Weg.

Da trifft es sich gut, dass Herr Lehmann ihr hilft und sie bei einem Projekt unterstützt. Mit seiner Hilfe schafft sie es und damit ändert sich auch in ihrem Privatleben so einiges. Birgit wird vom hässlichen Entlein, das mit sich und ihrem Körper unzufrieden ist, zu einem schönen und stolzen Schwan.

Diese Erzählung kann Spuren von Sex enthalten und sollte daher Jugendlichen unter 16 Jahren nicht zugänglich gemacht werden. Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

1. Kapitel

Verbotene Träumereien

Seine Finger streichelten ihre Wange. Diese Berührung schien nicht von dieser Welt zu sein. Birgit konnte keine Bewegung mehr machen. Alles in ihr war erstarrt. So wie auch die Zeit erstarrt zu sein schien. Langsam glitten seine Hände an ihrer Wange herab und streiften ihren Hals. Wie in einem inneren Zwang musste sie sich seinen Fingern entgegen drücken. Sie sah ihm in die Augen und ihre Blicke verschmolzen dabei. Weder er noch sie konnten den Blick voneinander abwenden.

Ein Kribbeln auf ihrer Haut folgte seinen Berührungen. Knopf für Knopf öffnete er ihr die Bluse und wenig später rutschte das Kleidungsstück über ihre Schultern zu Boden. Der BH folgte. Ein noch nie empfundenes Gefühl begann durch ihren Bauch zu strömen und ging von dort aus auf die Reise.

Wenige Wimpernschläge später konnte sie es überall in ihrem Körper spüren. Heiß durchrollte sie die Welle. Als seine Hände zu ihrer Brust glitten, da hörte sie ein piepsendes Geräusch, welches immer lauter wurde. „Nicht jetzt!“, schrien ihre Gedanken, doch der Mann löste sich buchstäblich vor ihr auf. Alles versank im Nebel, aus dem sie wenig später erwachte.

Es war nur ein Traum gewesen, aber so realistisch, dass sie immer noch diese Wärme in sich spüren konnte. Das Piepsen wurde nun unüberhörbar. Ärgerlich schlug sie auf den Knopf des Weckers und hätte das gute Erbstück beinahe an die Schlafzimmerwand geworfen. „Nur noch ein paar Minuten!“, stöhnte sie und ließ sich im Bett zurückfallen. Die Zeiger standen auf sechs Uhr morgens.

Warum hatte sie den Wecker nicht auf eine halbe Stunde später gestellt? Vielleicht hätte die Zeit dann gereicht!

Gereicht für was?

Für einen schönen Traum, der vielleicht bis zum Ende gegangen wäre? Konnte sein! Genau wissen würde es Birgit wohl nun niemals. Warum hatte sie eigentlich den Wecker auf diese frühe Stunde gestellt? Bisher stand der doch immer auf sieben Uhr. Hätte das gereicht? Also warum? „Die neue Arbeit!“, fiel es ihr ein.

Schnell setzte sie sich im Bett auf. Verschlafen rieb sie sich die Augen und sah auf den Aktenkoffer, der neben dem Schrank stand. Die letzten zwei Jahre hatte sie eine Weiterbildung in Buchhaltung gemacht und heute würde sich beweisen müssen, dass da etwas hängengeblieben war. Aber ein paar Minuten zum Nachträumen waren schon noch drin.

Sie dachte an den fremden Mann aus ihrem Traum zurück. Schon alleine bei dem Gedanken an ihn machte sich das warme Gefühl in ihrem Bauch wieder breit. Gleichzeitig sauste eine Art von Schuldgefühl durch ihren Kopf.

Kopf über Bauch. Wer davon hatte Recht?

Im Moment siegte wohl der Kopf. Mit zusammengebissenen Zähnen begann sie, das Bauchgefühl zu unterdrücken. Die Mutter fiel ihr wieder ein. Auch wenn sie schon vor mehr als zehn Jahren zu Hause ausgezogen war, so war doch immer noch die Erziehung der strengen Frau in ihr. Da konnte man nicht drum herum. Für solch einen Traum hätte die Mutter sie früher über das Knie gelegt und ihr ordentlich den Hintern versohlt, wenn sie ihr davon erzählt hätte.

Das jahrelang gelernte fiel ihr wieder ein. Immer wieder hatte die Mutter ihr damals gesagt „Eine Frau darf beim Sex keinen Spaß haben!“, „Sex dient nur der Fortpflanzung!“, und so weiter und so fort! Vermutlich hatte die Mutter selbst keinen Spaß daran gehabt. Und sie? Eigentlich auch nicht!

Birgit ließ sich wieder in das Bett zurückfallen und ihr erstes Mal kam ihr wieder in den Sinn. Mit sechzehn hatte sie, genauso wie jetzt hier, auf dem Rücken im Wald gelegen und Jens war über ihr gewesen. Der siebzehnjährige hatte schon Erfahrungen und sie hatte sich nur auf sein Drängen hin mit ihm zusammen in den Wald begeben. Während ihre Freundinnen am Waldteich baden waren, waren sie etwa fünfhundert Meter entfernt auf einer Lichtung gewesen und sie hatte nur gedacht „Lass es schnell vorbei gehen!“ Der Mutter hatte sie nichts davon gesagt, denn dafür hätte es sicher nur Schläge gegeben.

Jetzt meldete sich der Wecker vom Handy. Schon zwanzig Minuten vergangen. Birgit sprang aus dem Bett und lief zur Dusche. Die versäumte Zeit musste aufgeholt werden! Zähneputzen und duschen gleichzeitig! Nicht einfach, aber es gelang ihr. Was konnte man noch gleichzeitig tun? Föhn und Make-up? Das warme Wasser rieselte über ihren Körper und es fühlte sich gut an. Immer noch versuchte der Kopf das Gefühl in ihrem Bauch zu unterdrücken. „An die neue Arbeit denken!“, ermahnte er sie unentwegt.

Auf dem Weg zurück zum Schlafzimmer, in der besten Unterwäsche, die sie besaß, ging sie an der Küche vorbei, schaltete die Kaffeemaschine ein und betrat dann das Kinderzimmer. Barfuß schlich sie an das Bett, setzte sich auf die Kante und zog die Decke zurück. „Peter wach auf. Schule!“, sagte sie leise, aber eindringlich. Der achtjährige begann zu gähnen und sah ihr in die Augen. „Ich bin noch so müde!“, sagte er, aber sie wusste schon, was das hieß. Schnell zog sie die Decke fort und legte diese auf den Stuhl, damit er nicht wieder einschlief.

„Steh auf, ich muss doch dann zur Arbeit!“, forderte sie und küsste ihren Jungen auf die Stirn. „Ja Mama“, antwortete er und setzte die Füße aus dem Bett. Für sie war dies das Zeichen, weiterzueilen, um sich komplett anzuziehen.

Das gelbe Kleid hing schon seit dem Vorabend an der Schranktür. Wie der Aktenkoffer, so war auch das Kleid neu. Ungetragen, unbenutzt. Würde es etwas nutzen? Ein wenig Angst macht sich in ihrem Bauch breit. Birgit zog sich an und strich das Kleid glatt. Es passte perfekt und sah gut aus. Die Frau drehte sich im Spiegel und griff zur Tasche. Immer noch barfuß ging sie zurück zur Küche und goss den Kaffee ein.

Kakao für Peter und die Brote für die Schule waren das Nächste. Nur nicht dabei bekleckern! „Kommst du?“, rief sie nach hinten und hörte die Tür des Bades. „Hoffentlich kommt er gerade heraus!“, dachte sie, als Peter in der Küchentür erschien. Angezogen und gewaschen! „Klasse! Ich bin so stolz auf dich!“, sagte sie zu ihrem Sohn.

Als sich wenig später die Tür hinter ihrem Sohn schloss und sie einen letzten Blick in die Wohnung warf, da war der Traum schon lange vergessen. Nun würde der erste Arbeitstag beginnen.

„Ich weiß, was ich kann!“, sagte sie laut und versuchte die Angst zu vertreiben. Noch ein Blick. „Die Aktentasche!“, fiel ihr wieder ein und sie lief zurück in die Küche. Der Zeiger der Uhr über der Küchenanrichte sauste unaufhörlich davon. „Mein Bus!“, rief Birgit und stürzte los.

Mit der Tasche in der Hand rannte sie zur Bushaltestelle. „Habe ich die Kaffeemaschine ausgemacht?“, fragte sie sich in Gedanken, als sich die Tür des Busses hinter ihr schloss.

2. Kapitel

Alles beim alten

Der Wecker klingelte und riss Robby aus seinem Traum. Dieser Traum war wieder mal hart gewesen und genauso hart war nun auch sein kleiner Freund, der im Moment einen ziemlich langen Hals machte. Für einen Augenblick sinnierte er zurück zu der blonden Frau mit der großen Oberweite, die er in dem Traum so leidenschaftlich geliebt hatte. Er kannte sie nicht und noch nie hatte er auch nur annähernd eine Frau, wie diese gesehen. „Musst du so einen Krach machen?“, fragte ihn leise seine Frau aus dem Bett neben ihn. „Ja“, erwiderte er laut und schob sich aus dem Bett.

Der Mann versuchte so aufzustehen, dass seine Frau die deutliche Beule in seiner Schlafanzughose nicht gegen das Licht der Morgensonne sehen konnte. Mürrisch schob er sich in sein Bad und erleichterte sich lautstark in das Toilettenbecken. Dabei flogen seine Gedanken zur Arbeit. Es würde wieder ein langer Tag im Büro werden.

Gleichzeitig dachte Robby an seinen Traum und an seine Frau. Er liebte seine Frau, aber in den Jahren der Ehe war die Leidenschaft irgendwie auf der Strecke geblieben.

Duschen, anziehen und fertig machen. Der Autoschlüssel lag da, wo er immer liegt.

Kurz legte er die Aktentasche zur Seite, ging in das Schlafzimmer hinein und gab seiner Frau einen Kuss zum Abschied. Tägliche Routine. Trotzdem war da etwas in ihm, was er nicht verstehen konnte. So ein Sehnen nach irgendetwas. Vielleicht nach der Frau aus dem Traum?

Nach seiner Traumfrau?

Leise zog er die Tür ins Schloss und ging zu seinem Auto in die Garage. Etwas fehlte! Die Leidenschaft. Für die Arbeit, für die Frau, für das Leben an sich! Wozu lebte er noch? Immer war er nur nach Harmonie aus gewesen. Schon immer hatte er lieber den „Schwanz“ eingezogen, statt etwas zu riskieren. Und all dieses Kriechen hatte ihn nun hierher geführt.

Er war ein angepasster Kriecher geworden. Nicht mehr. Eine graue Büromaus. Ein Rad im Getriebe.

Der Motor des Fahrzeugs heulte auf und vertrieb die lästigen Gedanken für eine Weile.

Derselbe Weg wie immer. Er hätte ihn mit geschlossenen Augen fahren können. Auf dieser Strecke kannte er jeden Strauch und jeden Baum. Jeden Tag am Morgen hin und am Abend zurück. Wozu? Um Geld zu verdienen, damit er dort wohnen konnte, um von dort wieder am nächsten Tag auf die Arbeit zu fahren, um dann das Geld zu verdienen? Eine Tretmühle, aus der er nicht mehr heraus kam. Und diese Tretmühle tötete die Liebe zu seiner Frau. Da musste es doch noch mehr geben. Nur was?

Firmenparkplatz! Frau Müller stieg vor ihm aus ihrem Wagen. Genauso eine graue Maus, wie er. Sie nickten sich zu und würden den Rest des Tages an zwei Schreibtischen gegenüber sitzen. Auch schon mehr wie zehn Jahre. Sollte das sein Leben sein? Die Frau aus dem Traum fiel ihm wieder ein. Seit fast einem Monat träumte er nun schon jede Nacht von ihr. Bei dem Gedanken an die blonde Frau spannte sich seine Hose an. Für einen Moment musste er sitzen bleiben, um nicht damit aufzufallen.

Das konnte ja heiter werden! Schon ein Gedanke reichte aus, um das zu bewirken, was er mit seiner Frau schon seit ein paar Wochen nicht mehr richtig hinbekam. Die Leidenschaft war fort und der Sex mit ihr war nur noch zur sportlichen Übung geworden. Keinerlei Befriedigung. Weder für ihn, noch für sie.

Er schlich zur Firmentür hinein, betrat den langen Gang und blickte zur Toilette hinüber. Dann sah er die Bürotür am anderen Ende. Kurzentschlossen betrat er die Toilette, setzte sich in eine der Kabinen und sorgte in zwei Minuten dafür, dass er erst mal für eine Weile von peinlichen Momenten verschont bleiben würde. Umständlich zog er sich die Hosen hoch, richtete dann die Krawatte vor dem Spiegel und ging zurück auf den Gang.

Die Bürotür war immer noch offen. „Guten Morgen“, sagte er freundlich in den Raum hinein. Die anderen Mitarbeiter nickten ihm zu oder erwiderten sein Gruß. Dann ging der Zeiger auf acht Uhr und die Arbeit begann. Rechnungsprüfung und Kassenabschluss. Er war ein Zahlendompteur. Aber so kam er wenigstens nicht auf dumme Gedanken.

Irgendwann war es dann Mittag und die Sirene im Flur verkündete die Arbeitspause. Alle strömten hinaus in einer langen Schlange, die sich vorn im Gang teilte. Die Raucher zur Raucherinsel, die anderen in den Speisesaal, wo das Mittagessen serviert wurde. Er blickte auf den Kalender. Montag! Noch bevor er am Schalter war, wusste er, was es gab, denn auch das Essen war Routine.

Blieb nur die Entscheidung: mit oder ohne Kompott und während er noch über diese Alternative nachdachte, rammte ihm jemand die Kante eines Tabletts in der Rücken. Erbost fuhr er herum und wollte die Person schon zur Rede stellen, als seine Augen die Frau erfassten, von der er schon die ganze Zeit geträumt hatte.

Er kniff die Augen zu und riss sie wieder auf. Die Frau stand noch vor ihm und sagte „Entschuldigen sie.“ Lässig quittierte er die Entschuldigung und machte für sie Platz.

Jetzt wäre der Moment, sie irgendetwas zu fragen. Ein Gespräch zu beginnen! Jetzt! Doch er ließ diesen Augenblick ungenutzt verstreichen. Mitten in dem Gewimmel von hungrigen Kollegen stand er, wie ein Leuchtturm, und noch etwas anderes stand, sehr zu seinem Leidwesen.

Ohne Mittag verdrückte er sich nach draußen. Zum Glück hatten alle nur auf ihre Teller geschaut. Im Flur schlug er sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Wie kann man nur so blöd sein!“, fuhr es ihm durch den Kopf. „Meine Frau!“, war sein nächster Gedanke. Alles beim alten belassen? Oder etwas Neues wagen?

Vielleicht war er einfach viel zu lieb, viel zu angepasst. Angepisst würde wohl jetzt eher zu ihm passen. Vor Stunden, im Traum, hatte er die Frau leidenschaftlich geliebt. Hier, in der realen Welt, traute er sich nicht mal, sie anzusprechen.

Wie ein geprügelter Hund schlich er zurück an seinen Schreibtisch. Hatte er eine Entscheidung getroffen? Für seine Frau? Gegen das Abenteuer? „Wenn sie heute durch diese Tür kommt, dann werde ich sie ansprechen!“, sagte er leise vor sich hin und sah zur Bürotür. Die Tür öffnete sich und Frau Müller erschien. Gefolgt von ganz vielen anderen Kollegen.

Alle nahmen Platz und nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür erneut. Der Chef erschien und brachte die Frau mit. „Das ist Frau Mayer. Sie macht bei uns ein Praktikum über vier Wochen!“, erklärte der Mann und war auch schon wieder verschwunden.

Nun stand die Frau ziemlich unschlüssig im Büro. War das der Moment, auf den er gewartet hatte? Eigentlich hätte er sie nun ansprechen müssen. Doch er war zu brav, zu angepasst und ärgerte sich dafür. Schnell wendete er seinen Blick dem Monitor zu.

Alles blieb beim Alten. Beim angepassten! Wie immer!

3. Kapitel

Novembergedanken

Es waren die letzten warmen Tage des Oktobers und schon bald würde wieder dieses widerliche und nasskalte Wetter kommen. Versonnen sah Hans durch die Windschutzscheibe nach draußen. Sein Bus stand im Depot und würde in ein paar Minuten vom Disponenten abgerufen werden. Die Schicht begann. Spätschicht. Da ging es bis in die Abenddämmerung hinein. Damit würde er erst in der Nacht wieder zu Hause sein und das nicht nur, weil seine Schicht bis dahin ging. Seit Wochen setzte er sich danach immer in die kleine Bar, nur um nicht zu zeitig zu Hause zu sein, denn dort gab es schon ewig dieses eiskalte Schweigen.

Irgendwann hatte es die Streitereien abgelöst, die nach der Liebe gekommen waren. Manchmal fröstelte es ihn regelrecht, wenn er seiner Frau begegnete. Seit Monaten schliefen sie nun auch in getrennten Zimmern. Hans wollte es sich nicht eingestehen, aber irgendwie war es wohl zu Ende. Wenn man nicht mehr kämpfen wollte, dann war es doch eigentlich Zeit, den letzten Schlussstrich zu ziehen. Oder?

Wie lange war wohl der letzte Kuss her? Nicht die flüchtigen beim Abschied am Morgen oder bei der Rückkehr am Abend. Die Liebe war auf der Strecke geblieben. In der Wohnung lebten sie wie Fremde. In jeder Studenten-WG war vermutlich mehr Sex und Erotik zu finden als bei ihnen beiden in der kalten Wohnung.

Eigentlich war es schon überfällig, diesen letzten Schritt zu gehen und diese unselige Verbindung zu beenden. Doch was kam dann? Es hielt ihn nur diese Frage zurück, denn was er hatte, das wusste Hans. Doch was sein würde, das konnte er nicht wissen. Hatte die Liebe zu seiner Frau noch eine Chance? Wohl eher nicht.

„Hans. Fahr los!“, quakte die Stimme des Disponenten aus dem Sprechfunkgerät. Zeit zum Fahren und fort mit den Gedanken. Dafür liebte er seinen Job. Hier musste man aufpassen und hatte keine Zeit für nutzlose Gedanken.

Der Bus ruckte an und verließ die Halle. Ein warmer Tag begann für ihn. Vielleicht der letzte des Jahres. Die Frauen trugen noch einmal ihre kurzen Röcke. Bald wären es wohl die dicken Mäntel oder Regenjacken.

Montagnachmittag. Die Straßen waren voller Menschen, obwohl es doch ein normaler Arbeitstag war. Erste Haltestelle und eine Traube von Menschen stürzte in den Bus. Im Nu waren alle Sitzplätze belegt.

Ein junges Pärchen hatte sich auf den Sitz schräg hinter ihn gesetzt und war im Kuss versunken, da waren noch nicht mal die Türen zu. Er hatte sie auf dem engen Platz auf seinen Schoß gezogen. Da war solch eine Liebe zwischen den beiden zu spüren, die Hans vielleicht auch einmal gefühlt hatte. Irgendwann. Vor langer Zeit!

Nächste Haltestelle: Menschen raus, Menschen rein. So würde das den ganzen Tag weiter gehen. Das Pärchen hinter ihm blieb eine halbe Stunde und genauso lange hielt der Kuss. Als die beiden ausstiegen, blickte er ihnen nach und wünschte ihnen in Gedanken, dass die Liebe lange halten würde.

Wieder gingen seine Erinnerungen zurück. Fünfzehn Jahre kannte er seine Frau, die ersten fünf Jahre waren echt der Hammer gewesen, dann war die Liebe irgendwann erkaltet. Und nun? Vielleicht war mit der Hochzeit damals der Zauber verflogen. Er hatte sich wohl zu sicher gefühlt und nun fühlte er nur noch die Leere in sich.

„Ich wünsche euch Glück!“, dachte er, als er den beiden hinterher sah, die küssend in einem Park verschwanden.

Weiter ging die Tour. Runde um Runde durch die Stadt. Der altvertraute Weg des Busses! Fahrplan einhalten! Nächste Station: Altersheim. Auch dort saß ein Pärchen auf einer Bank, aber die beiden, die dort Händchen haltend saßen, waren sicher schon weit über achtzig. Diese beiden hatten es geschafft oder sich dort im Heim neu gefunden. Vielleicht war es ein Weg für ihn. Wenn er diese lästige Ehe hinter sich ließ, dann wäre seine Hand frei, für etwas Neues.

Der Spruch mit den Türen fiel ihm wieder ein, aber er hatte Angst, die eine Türe hinter sich zuzuschlagen. Was wäre, wenn sich doch keine andere vor ihm öffnen würde?

Noch eine Runde, dann hätte er eine kurze Kaffeepause, während der Bus in der Halle betankt wurde.

Die Abende kamen im Herbst schnell. Gerade war es noch hell gewesen und nun begannen schon die ersten Straßenlaternen aufzuleuchten. Dicke Wolken beschleunigten die Dämmerung noch zusätzlich. Das würde Regen geben! Dazu kam noch der Feierabendverkehr in der Stadt. Da musste er konzentriert sein.

Zu viele Menschen fuhren nun, wie sie wollten. Sie jagten nach Hause, zu ihren Lieben, oder zur Kita, um die Kinder abzuholen. Ihm und seiner Frau waren Kinder versagt geblieben. Schade eigentlich und nun doch fast ein Grund zum Aufatmen. Mit Kindern wäre die Trennung sicher noch schlimmer geworden. Oder wäre dann die Trennung nie gekommen? Wer konnte das schon wissen. Manchmal waren Kinder der Kit in einer Beziehung und manchmal auch der Grund für eine Trennung.

Der beleuchtete Bus rollte durch die Innenstadt. Überall leuchtende Reklametafeln und bunte Lichter. Bald wäre November und dann begann der Advent.

Langsam neigte sich sein Arbeitstag dem Ende zu. Nur noch zwei Runden durch die Stadt. Oder auch etwa eine Stunde! Und danach? Die Bar neben dem Busdepot! Dort würde er bis weit in die Nacht bleiben, denn von dort konnte er zu Fuß nach Hause gehen. Wenn er den nötigen Pegel hatte, dann würde auch ein traumloser Schlaf kommen. War das nun sein Leben? Er musste aufpassen, dass aus dem Alkohol nicht irgendwann eine Sucht würde, denn dann wäre er auch seinen geliebten Job los. Wer ließ schon einen Alkoholiker einen Bus fahren?

Die letzte Tour. Einmal noch in die Außenbezirke der Stadt. Viele Fahrgäste hatte er am Abend meist nicht. Die fuhren jetzt in die Stadt. Zu Kino, Theater, Oper oder in eines der Einkaufzentren. Wie lange war er nicht mehr im Kino gewesen? Zu lange! Aber alleine? Hätte er seine Frau fragen sollen?

Langsam rollte der Bus durch die Stadt. Von Haltestelle zu Haltestelle. Bald würde November sein! Und dann? Weihnachten wieder alleine zu Hause? Ihm gruselte es davor und dabei war Weihnachten immer sein liebstes Fest gewesen. Es musste sich etwas ändern, und zwar noch in diesem Jahr, denn so konnte es nicht weiter gehen.

4. Kapitel

Zusammenstöße

Ausgerechnet neben ihn hatte der Chef die Frau gesetzt. Robby konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Das gelbe Kleid passte perfekt zu ihr. Seit einer Stunde musterte er sie aus dem Augenwinkel, während er versuchte, etwas zusammenzurechnen. „Das macht aber zwanzig Euro und nicht achtzehn“, ließ sich die Frau plötzlich mit einer melodischen Stimme vernehmen und zeigte mit dem Finger auf dem Monitor, wo sich Robby vertippt hatte. „Ups. Da haben sie wohl Recht“, sagte Robby und kratzte sich am Kopf. „Keine Ursache“, entgegnete sie und er änderte die Summe ab.

Nun begann er sich noch stärker auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch daraus brachte die Frau ihn auch schon wieder heraus. Sie stellte eine Frage zur Mehrwertsteuer und er begann es ihr zu erklären. Ein unverfängliches Gespräch über Steuern begann. Doch da er gelernt hatte, seine Gesprächspartner anzusehen, blieb sein Blick in ihren Augen hängen.

„Jetzt bloß keinen Mist erzählen!“, sauste es durch seinen Kopf. Zehn Jahre lang gelerntes Wissen wurde abgespult und er versuchte seinen Blick oben zu halten. Die Frau saß auf Armlänge vor ihm und hatte ihren Oberkörper ihm zugedreht. Es wäre unhöflich, jetzt den Blick zu senken, obwohl die Aussicht vielversprechend wäre!

Gestikulierend erklärte er weiter und warf dabei sein Lineal vom Schreibtisch. Als er es instinktiv aufhob, streifte seine Hand ihr Knie. Die Innenseite ihres nackten Knies! Robby spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. „Entschuldigung“, stammelte er und sie winkte ab. „Nichts passiert“, sagte sie lächelnd und verstand vermutlich nicht, dass er ihr gerade zwischen die Beine gegriffen hatte. Oder doch?

Das Gespräch stockte und er suchte den roten Faden. „Mehrwertsteuer für Rohre“, versuchte sie ihm zu helfen, als sie offensichtlich merkte, dass er gedankenverloren in ihre Augen sah. „Richtig! Das Rohr!“, antwortete er und verschluckte sich dabei.

Es schien ihm so, als ob seine Ohren zu glühen begannen. „Entschuldigung“, sagte er erneut, sperrte seinen PC und erhob sich. Schnell ging er zur Bürotür und hatte ihren Blick im Rücken. Das konnte er fühlen.

Ein paar Augenblicke später war er auf der Toilette und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Nach fünf Minuten hatte sich seine Gesichtsfarbe wieder normalisiert und er machte sich auf den Rückweg zum Büro.

Noch eine halbe Stunde bis Feierabend, das zeigte zumindest die Uhr am Ende des Ganges. Im Büro saß sie dort am Schreibtisch und schien auf ihn zu warten, aber was hätte sie auch sonst tun können. Jetzt hatte sie allerdings die Beine übereinandergeschlagen. Es sah elegant aus. Sein Blick fiel auf ihren Schuh, der mit dem Fuß wippte. Dieser Schuh war sicher nicht billig gewesen. Seine Frau hatte ihm mal von dieser Schuhmarke etwas vorgeschwärmt.

„Schöne Schuhe“, sagte er, als er zu ihr trat und nun sah er, wie sie rot wurde. Ihr Blick suchte ihren Schuh und sie nickte. „Ja. Die waren sehr teuer“, sagte sie und er wusste nicht, warum sie gerade rot geworden war. Vielleicht, weil zu dem Schuh auch ein wunderschönes Bein gehörte? Und er es berührt hatte?

Geräuschvoll ließ er sich in den Bürostuhl fallen und fragte „Wo waren wir noch mal stehengeblieben?“ „Beim Rohr!“, war ihre verschmitzte Antwort. Und wieder war seine Beherrschung dahin. Was tun? Einfach lachen! „Ja. Genau!“, sagte er schließlich und wendete sich einem dicken Aktenordner zu.