Ein Pflaster für die Seele - Uwe Goeritz - E-Book

Ein Pflaster für die Seele E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

"Bloß keinen Arztroman." denkt sich Luisa, die Heldin dieser Geschichte, und ist doch schon mitten drin. Oder etwa nicht? Doktor Peters scheint genau ihr Fall zu sein. Wäre sie doch nicht so schüchtern und könnte auf ihn zugehen. So bleibt ihr nur, in seinem Vorzimmer zu sitzen und auf den Blick seiner Augen zu warten. Gibt es da für sie die Hoffnung auf ein Happy End? Oder eher nicht?

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Inhaltsverzeichnis

Ein Pflaster für die Seele

Tagträumerei

Freundinnen

Einmal Affe und zurück

Die eingebildete Kranke

Ein medizinischer Notfall?

Der Zusammenprall

Tanz in die Nacht

Morgen des Grauens

Vergleiche hinken immer!

Eiskalte Hand

Göttin und Engel

Schüchternheit im Minutentakt

Spanische Nächte

Ist es Liebe?

Eine Entscheidung

Glückliche Wendung?

Endlich vereint?

Traum ohne Ende?

Ein Pflaster für die Seele

„Bloß keinen Arztroman.“ denkt sich Luisa, die Heldin dieser Geschichte, und ist doch schon mitten drin. Oder etwa nicht? Doktor Peters scheint genau ihr Fall zu sein. Wäre sie doch nicht so schüchtern und könnte auf ihn zu gehen. So bleibt ihr nur, in seinem Vorzimmer zu sitzen und auf den Blick seiner Augen zu warten. Gibt es da für sie die Hoffnung auf ein Happy End? Oder eher nicht?

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

1. Kapitel

Tagträumerei

L uisa schaute auf die Tür, die sich gerade hinter ihm geschlossen hatte. Sie stützte den Kopf in die Hände und wartete darauf, dass Doktor Peters wieder heraus kommen würde. Sie war gerade zweiundzwanzig geworden und erst seit ein paar Wochen hier als Sprechstundenhilfe in seinem Vorzimmer. Heute war nicht viel los und so konnte sie sich die Zeit zum Träumen nehmen. Er war sicher nur ein paar Jahre älter als sie und in seinen himmelblauen Augen konnte sie sich verlieren. Irgendwas klingelte, aber sie ignorierte es, sie bat darum, dass er etwas vergessen hatte und noch mal zu ihr heraus kam.

„Luisa? Träumst du?“ rief jemand hinter ihr und sie schreckte auf. Hinter ihr stand Marion, ihre Freundin und MTFA im Labor. Sie griff an Luisa vorbei, hob das Telefon ab und meldete sich mit „Praxis Doktor Peters, Schwester Marion.“ Luisa schüttelte ihre blonde Mähne und griff zum Hörer, um das Gespräch fortzusetzen. Sie suchte den Termin heraus und beantwortete alle Fragen, dann legte sie auf und sagte „Danke.“ zu ihrer Freundin. Marion nickte und sagte „Möchtest du auch einen Kaffee? Ich wollte gerade welchen kochen?“ Luisa nickte und rief der Freundin hinterher „Mache einen für den Doktor mit!“ schon war Marions dunkler Zopf im Schwesternzimmer verschwunden.

Wieder drehte sich Luisa zur Tür hinüber. Sie war nun einen Spalt geöffnet. Hatte der Doktor ihre Unaufmerksamkeit bemerkt? Die kleine rote Lampe blinkte, also telefonierte der Doktor gerade und sie durfte den nächsten Patienten noch nicht zu ihm hereinschicken. Erst wenn das Licht auf grün umsprang konnte sie die alte Frau Müller zu sich rufen. Marion tauchte mit zwei Tassen wieder bei ihr auf „Soll ich die rein bringen?“ fragte sie, nachdem sie einen Kaffee vor Luisa abgestellt hatte und die zweite Tasse in der Hand behielt. Luisa sprang auf und fast hätte sie der Freundin die Tasse aus der Hand gerissen, dann ging sie leise zur Tür und drückte diese auf.

Der Mann stand am Fenster und telefonierte mit dem Rücken zu ihr. Durfte sie ihn stören? Das Gespräch schien wichtig. Zu viele fremde Begriffe tauchten darin auf, also stellte sie die Tasse einfach mitten auf den Tisch und verschwand genauso leise wieder. Die Schuhe mit den Gummisohlen machten so gut wie kein Geräusch, hatten nur den Nachteil, dass sie dafür sorgten, dass sich Luisa bei jedem Schritt über den Teppichboden auflud und immer einen Stromschlag bekam, wenn sie danach eine Türklinke anfasste.

Das kribbelte dann immer genauso, wie es sie durchzuckte, wenn er ihr in die Augen sah. Kaum hatte sie ihren Tisch wieder erreicht, hörte sie ein Poltern aus dem Arztzimmer und einen Schrei „Schwester Luisa!“ sie sprang wieder auf und lief zurück. Im Umdrehen hatte der Doktor mit dem Telefonkabel die Tasse umgerissen und ein kleiner brauner See machte sich auf dem Tisch breit. Sie hechtete über den Tisch und riss die Patientenakten an sich, auf die gerade der Kaffee zufloss. Dabei landete sie aber mit dem Bauch direkt in der heißen Flüssigkeit. Als sie wieder aufstand war der Schreibtisch fast trocken, doch ihr Kittel hatte einen riesigen braunen Fleck bekommen.

Mit ein paar Taschentüchern wischte sie die Platte ab und legte dann die Akten zurück. „Danke.“ sagte der Doktor und Luisa brachte nur ein kurzes „Entschuldigung.“ heraus, dann sah sie an sich herunter. Alles war nass. „Sie können jetzt Frau Müller zu mir schicken.“ sagte er und hielt Luisa die leere Tasse hin. Fast wäre sie rot geworden und als sie zur Tasse griff funkte es gewaltig. „Aua!“ rief Luisa und zog die Hand zurück. Die Tasse landete im Eimer neben dem Schreibtisch, in den sie gerade die Taschentücher geworfen hatte. Schnell bückte sie sich und verschwand, mit der Tasse in der Hand, nach draußen. „Frau Müller.“ rief sie noch, dann huschte sie in den Waschraum.

Der Fleck ging zwar aus dem Kittel raus, doch nun war er nass und sie würde einen anderen brauchen. Auch das weiße T-Shirt, welches sie darunter getragen hatte, hatte einen kleinen braunen Kaffeefleck bekommen, doch darum konnte sie sich auch später noch kümmern. Erst kam die weitere Arbeit. Mit dem nassen Kittel in der Hand ging sie zum Schwesternzimmer hinüber, wo sie ihn über die Heizung zum Trocknen hängte. Dann holte sie ihren Reservekittel aus dem Schrank und zog ihn über. „Was war den los?“ fragte Marion, die gerade in das Zimmer kam „Kleiner Kaffeeunfall.“ sagte Luisa lachend und zog sich ihre blonden Haare hinten mit einem Haarband zusammen.

„Na gut. Hätte ich mal lieber den Kaffee reingebracht.“ entgegnete Marion und ging wieder nach draußen. Luisa sah ihr nach. Mit den schweren Schuhen hätte der Doktor sie bestimmt gehört und wäre aufmerksamer gewesen, oder war er einfach nur so sehr in das Gespräch vertieft gewesen, dass er auch das nicht gemerkt hätte? Wieder öffnete sich die Tür und der Doktor betrat den Raum „Diesmal hole ich mir meine Kaffee selbst. Nicht dass es noch ein zweites Unglück gibt.“ sagte er mit einem Lächeln, dass Luisa einfach zurückstrahlen musste. Doch die Kaffeemaschine war leer. „Ich mache schnell neuen.“ rief sie und eilte zum Schrank, als er schon die Schranktür öffnete. Wieder berührten sich ihre Hände und wieder bekam Luisa eine gewischt, dass sie zusammenzuckte.

„Sie sind ja heute ganz schön geladen!“ sagte der Doktor und schüttelte seine Hand. „Wir sollten heute wohl etwas Abstand halten.“ setzte er mit einem Schmunzeln hinzu und ging wieder nach draußen. Schnell kochte Luisa den Kaffee und brachte dann eine Tasse in sein Zimmer, die sie demonstrativ auffällig direkt vor seine Nase setzte. „Danke.“ sagte er und schon war sie wieder draußen an ihrem Tisch. Wieder sah sie auf die Tür und begann erneut zu träumen.

2. Kapitel

Freundinnen

L angsam wurde es in der Praxis leer. Auch Marion war schon verschwunden. Sie hatte nur bis Mittag in ihrem Labor zu tun gehabt. Eigentlich verdankte Luisa diesen Job hier der Freundin. Nach der Schwesternschule hatte sie etwas gesucht und Marion hatte ihr gesagt, dass die alte Schwester in Rente ging. Sie hatte sich beworben und den Arbeitsplatz erhalten. Marion war drei Jahre älter und arbeitete nun schon diese Zeit hier im Labor. Eigentlich kannten sie sich noch von der Schule und ohne die Freundin hätte Luisa wohl nicht die Schwesternschule gewählt. Aber nun gefiel es ihr. Früher hatte sie ja mal Sekretärin werden wollen, so im feinen Kleid zum Diktat zu gehen und Gäste empfangen, das war so das gewesen, was sie sich als Arbeit vorgestellt hatte, das war aber schon lange her und nun dachte sie daran, dass sie ja nun ganz etwas ähnliches machte.

Das Kleid war nicht ganz so schick, wie sie beim über den Kittel streifen feststellte, aber der Rest war genau das, was sie schon immer gewollte hatte. Schreibmaschine schreiben, Briefe aufsetzen und Gäste empfangen. In ihrem Falle waren die Gäste eben Patienten, aber wen störte das schon. Manchmal kam man sogar mit der einen oder anderen Frau in ein kurzes Gespräch. Zumindest an Tagen wie diesem, wo nicht so viel los war und Frau Müller, die fast achtzig Jahre alte Oma aus dem Nachbarhaus, ihr die Fotos ihrer Enkel zeigte, während sie auf den Arzt warten musste. Es gefiel ihr ganz gut und noch besser gefiel ihr der Doktor! Doch sie konnte sich manchmal nicht vorstellen, dass er sie überhaupt wahrnahm. Als Teil der Büroausstattung schon, aber als Mensch? Als Frau?

Eigentlich wusste sie nicht viel von ihm. Und das Meiste davon hatte ihr auch noch Marion erzählt. Dass er gern Fahrrad fährt, jeden Tag zur Arbeit joggt und Mittwochabend zum Yoga geht. Doch noch mehr hatte sie noch nicht erfahren. Es stand auch kein Bild von Frau und Kindern auf seinem Schreibtisch, also schien er noch nicht vergeben zu sein. Jedoch machte sie sich weder aus Radfahren, noch aus Joggen und schon gar nicht aus Yoga etwas. Sie seufzte an ihrem Schreibtisch und sah auf die immer noch geschlossene Tür. Der letzte Patient war gerade drin und würde sicher auch der letzte bleiben. Es war ja auch schon gegen 19 Uhr. Eigentlich hatte die Praxis schon seit einer Stunde zu, aber manchmal kam noch schnell ein Notfall herein und dann ging es etwas länger. Heute jedenfalls blieb die Außentür geschlossen. Stattdessen öffnete sich die Tür des Behandlungszimmers und der letzte Patient trat an ihren Tisch.

Sie suchte noch schnell den nächsten Termin heraus und der alte Mann verabschiedete sich. Nachdem sich der Ausgang hinter ihm geschlossen hatte ging Luisa zur Tür und schloss ab. „Feierabend.“ dachte sie und hörte das Klappern aus dem Schwesternzimmer. Uschi, die zweite Laborschwester, kam ihr von dort mit fliegenden Mantel entgegen. „Endlich heim.“ rief sie „Meine Kinder warten schon.“ Die beiden Schwestern nickten sich zu und dann war sie mit dem Doktor in den Räumen der Praxis alleine. Sie löschte das Licht im Wartezimmer und ging zum Schwesternzimmer hinüber.

Die Frau zog den Kittel aus und sah wieder den Kaffeefleck auf dem T-Shirt. Wieder musste sie schmunzeln bei dem Gedanken, wie sie über seinen Schreibtisch gehechtet war, nur um die Akten zu retten. Sie hängte den Kittel in ihren Schrank und zog sich um. Das verschmutzte Hemd würde sie gleich noch in die Waschmaschine stecken und vielleicht wäre es gut, immer eines zum Wechseln in der Praxis zu haben. Man konnte ja nie wissen. Langsam und in Gedanken schloss sie Knopf für Knopf der schönen Bluse mit den großen Blumen, die ihr die Mutter zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte.

Morgen war ja ihr freier Tag, vielleicht würde sie die Mutter dann mal wieder besuchen. Sie wohnte am anderen Ende der Stadt und ohne Auto brauchte man da fast eine Stunde bis hin. Noch ein prüfender Blick in den Spiegel an der Innenseite der Schranktür, dann machte sie die Tür zu und schloss ihren Schrank ab.

Plötzlich stand der Doktor hinter ihr in dem Raum „Sie haben doch morgen frei?“ fragte er, als ob er das nicht schon wissen würde. Luisa nickte „Können wir uns da nicht gegen 15 Uhr im Café hier unten im Haus treffen?“ fragte er und sie brachte nur ein „Gern.“ heraus, dann war er auch schon wieder verschwunden und sie hörte die Ausgangstür ins Schloss fallen. Sie stand noch eine ganze Weile so da und dachte daran, was da gerade passiert war. „Ist das eine Einladung zu einem Date?“ fragte sie sich selbst leise, dann dachte sie darüber nach, wie lange er wohl schon dort gestanden hatte. Innerlich erschrak sie, weil sie sich doch dort umgezogen hatte. Aber