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"Eine Nixe zum Abendessen" Seit mehr als sechshundert Jahren lebt die Nixe Ariana jetzt schon in einem kleinen Teich im Wald. Bisher hatte sie sich immer von den Menschen ferngehalten, doch das unerwartete Zusammentreffen mit Richard in einer lauen Sommernacht stößt alle ihre Vorstellungen über den Haufen. Ariana verliebt sich in den Witwer, doch damit fangen ihre Probleme erst so richtig an. Die unschuldige Meerjungfrau verliert sich an den erfahrenen Mann und erlebt die unbändige Kraft von Lust und Leidenschaft in der körperlichen Liebe. Kann diese Liebe aber die Unterschiede überwinden? Denn schließlich ist sie ja kein Mensch!
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Seitenzahl: 206
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Anmerkungen und Warnungen
Am Abend mancher Tage
Sommernächte am Waldteich
Mit der Hilfe eines Freundes
Ein Froschkönig für Ariana?
Eine sichere Bank
Küsse im Mondlicht
Männer und Frauen
Der Zorn einer Göttin?
Aufklärung mal anders
Fragen über Fragen
Vorfreude, schönste Freude
Soll ich? Oder soll ich nicht?
Es werde Licht
Theorie oder Praxis
Erinnerungen und Vorfreude
Übung macht den Meister
Kaffee und Kuchen
Flüstern im Schilf
An der Nymphenquelle
Liebe, Lust und Leidenschaft
Verflixt und zugenäht!
Mütter und Töchter
Unter den Händen einer Göttin
Arielle oder Ariana
Das erste Mal für Zwei!
Mondlicht!
Geben und Nehmen
Traum oder Realität?
In seinen Armen!
Eine Nacht wie im Himmel
Dem Paradies so nah
Unter Freunden
Freundinnen helfen sich
Fast ein Mensch!
Schwarze Wäsche auf weißer Haut
Für immer und ewig?!
D iese Erzählung sollte Jugendlichen nicht zugänglich gemacht werden.
Ausnahmslos alle Beteiligten dieser Geschichte sind erwachsen und über 21 Jahre alt.
Sämtliche Orte, Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.
L angsam senkte sich die Dämmerung über den weitläufigen Golfplatz herab und läutete damit das Ende eines schönen Sommertages ein. Die letzten Spieler schlenderten gemächlich dem Clubhaus entgegen, in welchem sich auch ein feines Restaurant mit einer sehr gut bestückten Bar befand.
Richard streifte sich die Kochjacke ab, blickte sich noch einmal in seiner Küche um und ging danach zu dieser Bar hinüber. Er war vor ein paar Tagen vierzig Jahre alt geworden und der Chef dieses Restaurants mit gehobenem Anspruch.
Mit der Öffnung der Bar war in der Küche nicht mehr viel los, denn wenn es danach noch Speisen geben sollte, dann waren es meist nur Kleinigkeiten und die konnten seine Angestellten auch ohne ihn zubereiten. Jetzt war es wichtiger, dass er Kontakte mit seinen gutbetuchten Gästen knüpfte.
Neugierig ließ er seinen Blick über die Anwesenden schweifen, dann schaute er in den Spiegel hinter der Bar und strich sich langsam über sein kurzes schwarzes Haar.
Dafür, dass er eigentlich schon Jahre nicht mehr im Fitnessstudio gewesen war und permanent hinter dem Kochtopf stand, fühlte er sich immer noch gut in Form.
Er lächelte der Barfrau zu und drehte sich wieder zu seinen Gästen zurück. Richard trat an den ersten Tisch und begann ein unverfängliches Gespräch über das Wetter und den Golfplatz. Vermutlich ähnlich wie sein Freund und Miteigentümer Felix, der gerade ein paar Tische entfernt mit einer jungen Blondine redete.
Felix war zehn Jahre jünger als er und ein Frauenheld, aber die Damen liebten ihn und seine flapsigen Sprüche.
Möglicherweise kamen viele der Gäste auch nur seinetwegen hierher.
Felix war keinem amourösen Abenteuer abhold, aber der Freund war sich dennoch ständig seiner Verantwortung für das gemeinsame Geschäft bewusst.
Kurz blickte Felix auf und zu ihm herüber.
Sie nickten sich beide zu.
Es war ein schöner Sommerabend mitten im Juni und eigentlich viel zu schade, um ihn einfach so in diesen Räumen zu verbringen, aber seit Jahren tat er nun mal nicht anderes mehr.
Der Freund löste sich aus seinem Gespräch und kam zu ihm herübergeschlendert.
Zusammen gingen sie die drei Schritte bis zur Bar.
„Mach doch mal Feierabend!“, begann Felix und setzte nach einem Moment hinzu: „Wann bist du das letzte Mal ausgegangen?“
Richard grübelte nach. Das musste mehr als fünf Jahre her sein. Bevor der Krebs ihm Eva, die geliebte Frau und Mutter seiner Tochter Naomi, von der Seite gerissen hatte.
Gerade fühlte er sich schuldig, dass er die Tochter so vernachlässigte.
„Ich sollte Naomi mal wieder eine Geschichte vorlesen!“, sagte er daher schnell.
„Das auch, aber mach mal was für dich. Gehe aus und triff mal wieder eine Frau. Trauer hin oder her, aber Evas Tod liegt doch jetzt schon so lange zurück!“, entgegnete Felix.
Der Freund beugte sie näher zu ihm und erzählte: „Die Frau da hinten an dem Tisch sieht die ganze Zeit schon ziemlich interessiert in deine Richtung. Sie dreht sich mit den Fingern die Haare ein und das ist ein ziemlich eindeutiges Zeichen dafür, dass du bei ihr Chancen hättest!“
Richard hob seinen Blick und sah in die Augen der relativ jungen Blondine. Vermutlich war sie noch nicht lange achtzehn und das erste Mal ohne den Papa auf dem Golfplatz gewesen.
„So nötig habe ich es momentan auch wieder nicht“, antwortete Richard.
„Doch! Das hast du! Vertraue mir!“, gab ihm Felix lächelnd zurück.
Der Freund blickte über die Schulter zu ihr und bemerkte leise: „So, wie sie dich ansieht, sucht sie gerade ein Date!“
„Aber sicher nicht mit mir! Ich könnte ihr Vater sein!“, erklärte Richard und nahm sich ein Glas Gin von der Bar.
„Dann eben eine andere. Du weißt doch noch, wie es geht. Oder?“, fragte Felix und drehte seinen Kopf zu ihm zurück.
„Du musst die Zeichen richtig deuten!“, erklärte der Freund leise weiter.
„Da bist du sicher Experte. Oder?“, entgegnete Richard, leicht genervt.
Felix nickte lächelnd.
„Also, wenn sie beim ersten Date deine Hand nimmt, dann greift die Drei-Date-Regel. Erstes Date: Händchen halten. Zweites Date: Küssen. Drittes Date: Sex! Und wenn sie dir beim ersten Date an die Hose geht, dann ist das automatisch das dritte Date!“, belehrte ihn der Freund.
Die Blondine erhob sich von ihrem Platz, lächelte in seine Richtung und ging schlendernd in den Gang zu den Toiletten.
„Deine Blondine will jetzt gleich zwei Dates mit dir überspringen“, bemerkte Richard.
„Oder mit dir?“, entgegnete Felix.
„Nein, Danke. Die passt nicht in mein Beuteschema! Ich gehe mir lieber mal draußen die Beine vertreten!“
Felix nickte lächelnd und folgte der Frau.
Abermals blickte sich Richard in dem Raum um und dachte dabei an die Worte seines Freundes. Sollte er einfach mal wieder einen Abend nur für sich haben? Wahrscheinlich war das gar keine so schlechte Idee.
Richard stellte den nicht angerührten Gin zurück und holte sich seine Jacke.
Anschließend nickte er der Barfrau zu und trat auf den Parkplatz hinaus.
Wohin sollte er? Doch nach Hause? Oder irgendwohin ausgehen?
Grübelnd stand er an seinem Auto. Zumindest das würde er erst einmal nach Hause bringen, dann würde er weitersehen.
In die Dämmerung hinein fuhr er den schon so oft gefahrenen Weg. Dabei flogen seine Gedanken immer wieder davon. Wochen- oder jahrelang war es immer dasselbe Spiel gewesen: Arbeiten von früh bis spät, um dann schlafen zu können und nicht über das Elend nachzudenken.
Aber an diesem Abend war er noch nicht müde.
Kurz darauf stand Richard vor seinem Haus und blickte hinauf, wo am Fenster des Kinderzimmers immer noch der flackernde Lichtschein des Fernsehens zu beobachten war.
Simone, seine Schwester, passte momentan auf Naomi auf.
Sollte er sie dabei ablösen?
Richard entschloss sich, noch einen Spaziergang zu machen.
Schlendernd und grübelnd folgte er dem Weg über die Wiese, hinüber zum Naturschutzgebiet.
Dabei hing er erneut seinen Erinnerungen nach, denn so oft war er mit Frau und Kind dort spazieren gewesen.
Irgendwo vor ihm in der Dunkelheit befand sich ein großer und idyllisch gelegener Teich in dem Waldstück.
Man brauchte mehr als eine halbe Stunde, um das Gewässer zu umrunden und an seinem Ufer standen einige Bänke zum Ausruhen.
Zumindest konnte man das am Tage.
In der Dunkelheit dienten sie oft eher einem anderen Zweck. Naomi war auf einer davon gezeugt worden.
Lächelnd näherte er sich dieser versteckt zwischen zwei großen Büschen Schilf gelegenen Holzbank, als er erstarrte.
Vor ihm saß eine Frau alleine und der Gestalt nach konnte es Eva sein. War es ein Geist?
„Eva?“, brach es aus ihm heraus.
Die Frau fuhr erschrocken zu ihm herum. Im blassen Mondlicht sah er ihr Gesicht. Erschrockene große Augen blickten ihn an und zogen ihn sofort in ihren Bann.
„Nein! Ich heiße Ariana!“, erwiderte die Frau und diese Stimme fesselte ihn nur noch mehr.
Wie unter einem Zwang trat er näher.
„Kann ich mich zu dir setzen?“, fragte Richard, als wäre es das normalste der Welt, sich mitten in der Nacht zu einer wildfremden Frau zu setzen.
„Bitte schön. Die Bank ist groß genug!“, entgegnete Ariana und rutschte ein Stück für ihn zur Seite.
Erst nachdem sich Richard gesetzt hatte, bemerkte er, dass sich etwa dreißig Schritte hinter ihm ein Pärchen gerade ziemlich lautstark liebte.
Bis gerade eben war er so in Gedanken gewesen, dass ihm das laute Stöhnen nicht aufgefallen war und jetzt saß er neben dieser sehr schönen Frau auf der Bank, auf der er auch Eva so nahe gewesen war.
Schweigend blickte er auf den Teich hinaus. Wie fing man ein Gespräch an, während die Frau hinter ihm gerade laut stöhnend zum Orgasmus kam? Jetzt nur nicht zur Seite sehen!
Am liebsten wäre er jetzt fortgerannt, aber Felix hatte genau den Punkt getroffen: Er hatte sich viel zu lange hinter seiner Trauer versteckt.
Wie lange war der letzte Sex her? Fünfeinhalb Jahre und gerade brachte das Geräusch hinter ihm seine Hose zum Spannen.
Er konnte sich nicht mehr erheben, ohne Ariana zu zeigen, wie nötig er es im Moment hatte.
Richard schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. Hoffentlich waren die beiden da hinter ihm bald fertig!
W ie so viele laue Sommernächte zuvor saß Ariana auf einer der Bänke, lauschte dem Wind im Schilf und dem Froschkonzert. Friedlich war es hier an diesem Teich, der zur Hälfte im Wald lag und zu einem Teil an eine große Wiese grenzte.
Der Nachtwind kräuselte die Wasseroberfläche und ließ das silberne Mondlicht darauf immer wieder in tausende funkelnde Sterne zerbrechen.
Herrlich war es.
Sie genoss diesen Anblick und die Ruhe, bis hinter ihr zwei Menschen ziemlich lautstark ihre Lust herausließen.
Doch auch das gehörte hier einfach im Sommer mit hinzu und Ariana störte sich schon lange nicht mehr daran.
Menschen eben!
Sie lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und versuchte die Geräusche hinter sich zu verdrängen.
Ariana war mehr als sechshundert Jahre alt und eine Nixe.
Die Nacht war ihre Zeit. Die Sonne konnte sie verbrennen oder ihre Haut austrocknen lassen, was ebenfalls zu ihrem Verderben führen würde.
Mit der Hand strich sie über den Saum des Kleides, welches sie vor einiger Zeit auf einer Wiese gefunden hatte, und das genau die richtige Größe für sie hatte. Ohne dieses Kleidungsstück hätte sie sich wohl kaum einfach so hierher gesetzt.
Abermals drang das Stöhnen der beiden Liebenden zu ihr. Obwohl sie den Menschen immer wieder ziemlich nahe kam, hielt sie sich dennoch fortwährend von ihnen zurück.
Viel zu viel Gewalt hatten die Menschen sich schon gegenseitig angetan und ihre Freundin Lunara hatte sie vor ihnen gewarnt.
Gerade zog es Arianas Blick nach oben zur halben Mondscheibe. Lunara war die Göttin des Mondes und aller Gewässer und dennoch eine gute Freundin für die junge Nixe.
Aus ihren Gedanken riss sie eine laute Stimme heraus und ließ sie herumfahren.
Direkt hinter ihr stand ein großer Mann und blickte sie an. Kurz kam der Gedanke an eine Flucht, aber er würde sie sicherlich aufhalten.
„Eva?“, fragte er.
„Nein! Ich heiße Ariana!“, antwortete sie.
Er trat näher und fragte: „Kann ich mich zu dir setzen?“
Eilig erwog Ariana wiederum ihre Fluchtmöglichkeiten. Der Teich befand sich fünf Schritte vor ihr. Zu weit für einen beherzten Sprung.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und entgegnete ihm: „Bitte schön. Die Bank ist groß genug!“
Ariana rutschte für ihn an den Rand der Sitzfläche.
Er setzte sich und genau in diesem Moment wurden die beiden Liebenden noch lauter.
Sollte sie jetzt einfach gehen? Nervös drehte Ariana eine ihrer langen braunen Haarsträhnen um ihren Zeigefinger in kleine Locken.
Den Mann neben ihr schien das Gestöhne jedenfalls nicht zu stören, gelassen lehnte er sich zurück, schlug die Beine übereinander und sah zum Himmel hinauf.
Sorgfältig musterte sie ihn von der Seite. Er war einen halben Kopf größer, als sie und schien ziemlich muskulös zu sein, soweit ihr das dünne Hemd mit den kurzen Ärmeln da nicht etwas vormachte. Oft hatte sie bereits Menschen beim Baden beobachtet, aber noch nie aus so kurzer Entfernung. Und der Mond beleuchtete auch noch seine Oberarme.
„Wie ist denn dein Name?“, fragte sie neugierig.
„Richard! Entschuldige, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe!“, sagte er, blickte sie an und hielt ihr die Hand hin.
Verwirrt schaute sie auf seine Hand und drehte weiter nervös an der Haarsträhne. Was wollte er von ihr?
Sie hob den Kopf, blickte ihm in die Augen und war gefangen. Der Mond spiegelte sich darin.
Ariana ließ die Locken los und einen Augenblick später zog Richard die Hand zurück.
Die beiden Liebenden kamen nach vorn gelaufen und sprangen neben ihnen mit einem lauten Jauchzer in das kühle Wasser des Teiches, das wie eine Fontäne nach oben spritzte und sie dabei mit einigen Tropfen traf.
„Möchtest du auch baden? Das Wasser ist herrlich“, erklärte Ariana daraufhin.
Der Mann nickte.
Ariana erhob sich, streifte sich schnell das Kleid über den Kopf und trat nackt zum Ufer. Dort wandte sie sich zurück und wartete auf ihn.
In der Unterhose kam er zu ihr und sprang mit ihr zusammen in den Weiher.
Sie folgten nicht den anderen beiden, sondern schwammen langsam zur Mitte.
Schweigend glitten sie nebeneinander her.
Er hielt einen Abstand zu ihr und das gefiel ihr.
„Das Wasser ist wirklich angenehm und tut so gut!“, bemerkte Richard in der Mitte.
„Ja! Es gibt im Sommer nichts Besseres!“, bestätigte Ariana.
Langsam schwammen sie wieder zurück und saßen wenig später erneut auf der Bank.
Die beiden anderen Menschen stiegen gerade ebenfalls aus dem Teich und rannten lachend zur Wiese hinüber.
Damit waren sie beide alleine am Teich.
Ariana hatte das Kleid wieder angezogen und auch Richard hatte seine Sachen an.
Seine Nähe war angenehm und sie begann von den Tieren des Teiches zu erzählen.
Richard berichtete von den Waldtieren und auch dieses Gespräch gefiel ihr ausgesprochen gut. Richard war schlau und konnte wundervolle Geschichten erzählen.
Arianas Angst vor ihm war fort und auch ihre Nervosität war fern.
Schallend lachte sie über eine seiner lustigen Schilderungen von einem unvorsichtigen Kater, der in den Sahnetopf gefallen war.
Irgendwann kam dann der Moment, an dem Richard gehen wollte.
Ariana erhob sich von der Bank und er ergriff ihre Hand. Dieser Händedruck war kräftig, fühlte sich aber gut an.
„Schade, dass du schon gehen willst, aber ich bin morgen Abend wieder hier!“, sagte Ariana zum Abschied.
„Ich werde wieder hierherkommen! Versprochen!“, erwiderte Richard und schlang seine Arme um sie.
Für einen Augenblick hielt Ariana die Luft an. Was wollte er jetzt von ihr?
Doch dann löste er sich und ging davon.
Das war wohl so eine Art von Verabschiedung gewesen. Lange blickte Ariana ihm noch hinterher. Selbst dann noch, als er schon nicht mehr zu sehen war.
Von diesem Mann hatte sie nichts zu befürchten. Er war lustig! Oder hatte Lunara recht mit ihrer Behauptung?
Aber hier am Teich konnte sie ihm ja jederzeit ohne Probleme entkommen.
Momentan sehnte sie sich bereits den nächsten Abend herbei.
Langsam schlenderte sie zu dem hohlen Baum hinüber, zog sich das Kleid aus und versteckte es in der Höhle in dessen Stamm.
Nackt dort im Mondschein stehend blickte sie in die Richtung, in die Richard entschwunden war. Sie fühlte so ein seltsames und tiefes Sehnen in ihrer Brust. So etwas in dieser Art hatte sie in all den Jahrhunderten noch nie zuvor gespürt.
Gemächlich setzte sie ihre Füße in das weiche Gras. Schritt für Schritt ging sie zur Bank, strich über deren Lehne und trat dann zum Ufer.
Ariana warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick über die Schulter, dann stieg sie in die Fluten, tauchte zu ihrer Höhle hinab und rollte sich auf dem weichen Lager aus Moos zusammen.
Sie träumte vom nächsten Abend und vom Kater im Sahnetopf.
F röhlich pfeifend betrat Richard das Restaurant und war der letzte in der Küche. Das war wohl das erste Mal seit mehr als fünf Jahren, dass er nicht der erste auf der Arbeit war und für alle Anwesenden so ungewöhnlich, dass Felix fragend die Augenbraue hochzog.
„Netten Abend gehabt?“, fragte der Freund, nachdem er zu ihm getreten war.
„Ja! Nett, sehr nett sogar“, entgegnete Richard.
„Schön, dass es wieder aufwärts geht! Erzähle“, forderte ihn der Freund auf.
Richard zeigte mit dem Kopf auf die Tür zum Gastraum und Felix folgte ihm.
Drinnen war der Service gerade mit dem eindecken der Tische beschäftigt und so zogen sie weiter zur Raucherinsel vor dem Haus. Dort begann Richard von Ariana zu erzählen.
„Heute Abend treffe ich sie wieder. Vielleicht bin ich jetzt bereit, nach vorn zu blicken!“, erklärte Richard zum Ende seines Berichtes.
„Das hoffe ich für dich, mein Freund!“, entgegnete Felix und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
Felix ging nach drinnen, um die Arbeiten zu beaufsichtigen und Richard blieb noch ein paar Augenblicke vor dem Gebäude stehen.
Den Blick in die Ferne gerichtet, dachte er über die letzten Jahre nach.
Einst hatte er zusammen mit seiner Frau und Felix dieses Restaurant eröffnet. Mit Evas Tod hatte er sich zunehmend in dieser Arbeit vergraben und dabei die Tochter sträflich vernachlässigt.
Hätte er seine Schwester Simone nicht gehabt, es hätte wohl schlecht um die Tochter ausgesehen, aber sein eigener Kummer hatte ihn so blockiert, dass da für das Kind kein Platz mehr gewesen war.
Und seit dem vergangenen Abend war der Kummer offenbar fort.
Ariana hatte ihn einfach weggelacht und falls es mit ihr nicht klappen sollte, so wusste Richard doch jetzt, dass er über den Verlust der Frau hinweg gekommen war.
Abermals stellte er sich diese abstruse Situation vor: Sie beide, zusammen in der Nacht auf der Bank, während hinter ihnen eine Frau schreiend zum Orgasmus gekommen war.
Schon alleine sein Auftauchen aus der Finsternis hätte wohl jede andere Frau sofort in die Flucht geschlagen, Ariana war einfach geblieben.
Das Baden war angenehm gewesen und auch die Unterhaltung.
Es war einfach gut, mal nicht mit jemanden reden zu müssen, der seine Probleme kannte und daher vorsichtig war.
Ariana war völlig unbekümmert gewesen.
Jetzt würde das zweite Date folgen und nach der Logik des Freundes hieß das wohl: Küssen!
War er dazu schon bereit? Er wusste es nicht, aber wenn es denn so kommen sollte, dann würde er sich einfach darauf einlassen. Was hatte er schon zu verlieren?
Eventuell würden sie auch nur die netten Gespräche fortführen und eine Runde schwimmen können.
Möglicherweise konnte er auch Felix fragen, ob der den Laden auch alleine am Laufen halten konnte und dadurch würde er mehr Zeit mit Ariana haben können.
Diese Idee zog ihn in die Küche zurück.
Er streifte sich die Jacke über und suchte den Freund in dem unübersichtlichen Raum.
Nach einer Weile erschien Felix in der Tür zum Gastraum und trat auf ihn zu.
„Könntest du das heute Abend mal alleine schaffen?“, fragte Richard.
„Na klar. Viel Spaß mit deiner Bademaus. Und sollte es trotz der Drei-Date-Regel schon heute zum Nahkampf kommen“, entgegnete Felix und drückte ihm eine Packung Kondome in die Hand. „Du weißt doch noch, wie es geht. Oder?“, erkundigte er sich verschmitzt lächelnd.
„Ich denke schon“, gab Richard ihm zurück und steckte sich die Schachtel ein.
Jetzt musste nur noch die Zeit bis dahin vergehen. Hatte er bisher immer gearbeitet, um den Kummer zu verdrängen, so tat er das jetzt, damit die Wartezeit nicht zu lange wurde.
Um sich von den unnützen Gedanken abzulenken, stürzte sich Richard regelrecht auf und in seine Tätigkeit.
Das Mittagsgeschäft war eine der beiden Säulen seines Restaurants und eigentlich die einzige, die ihn als Koch betraf. Der Abend war mehr dem Wein und den kleinen Snacks vorbehalten.
Erneut dachte er zurück, wie er dieses Restaurant damals übernommen hatte.
Zehn Jahre war das inzwischen schon her und es war ein heruntergekommener Dorfgasthof gewesen. Bei der Wiedereröffnung hatte wohl noch keiner gedacht, dass nebenan mal ein Golfplatz gebaut werden würde und dementsprechend war das erste Jahr umsatzmäßig etwas mau gewesen.
Fast jeden Abend hatte er mit Eva im Bett gelegen und gegrübelt, ob sich das überhaupt lohnen würde.
Dann war Eva schwanger geworden und mit der Geburt von Naomi war das Glück in sein Leben getreten.
Sowohl privat als auch beruflich.
Aber mit dem beruflichen Erfolg hatte er für die Tochter eigentlich kaum noch Zeit gehabt und Eva war bei dem Kind zu Hause geblieben.
Jeden Abend war er völlig erschöpft in sein Bett gefallen und von seiner Ehe hatte er auch nicht mehr wirklich etwas gehabt.
Als Naomi dann endlich etwas größer gewesen war und Eva wieder mit im Restaurant gearbeitet hatte, da war es wirklich schön gewesen.
Er in der Küche, die Frau an der Bar und Felix, der sich um die Gäste und den Service kümmerte.
Sie waren ein eingeschworenes Team gewesen und es waren erfolgreiche Jahre geworden, dann wurde Eva abermals schwanger und fast gleichzeitig wurde der Krebs festgestellt.
Nach der Diagnose waren es schwierige und nächtelange Diskussionen geworden, denn die Ärzte hatten gesagt: Eva oder das Kind.
Aber seine Frau wollte sich nicht gegen das Kind entscheiden und so hatte er am Ende beide verloren.
Nur Naomi war ihm geblieben.
Und Simone, die ihm geholfen hatte.
Ohne die Schwester hätte er Naomi sicherlich an das Jugendamt verloren. Selbstlos hatte sich Simone für ihn geopfert. Und was war heute?
Seit dem Abend zuvor war er offensichtlich über den Berg hinweg!
Teller um Teller ging über den Tresen, dann ebbte das Geschäft ab.
Damit waren Kuchen und Kaffee angesagt und nur noch gelegentlich wurde eine warme Mahlzeit abgerufen.
Einige der Küchenhilfen machten Feierabend und auch Richard hängte die weiße Jacke an den Nagel.
Jetzt ging er hinüber in den Gastraum, um dort nach dem Rechten zu sehen, aber Felix hatte alles fest im Griff.
Ein paar Gespräche mit Gästen später trat der Freund auf ihn zu, wünschte ihm viel Erfolg und schob ihn schließlich aus dem Raum.
Es war später Nachmittag und erneut ein richtig schöner Sommertag im Juni.
Sogleich zog ihn das Treffen mit Ariana nach Hause und eventuell blieben noch ein oder zwei Stunden für ihn mit der Tochter.
Sonst waren es eher Minuten gewesen. Früh, wenn Naomi in die Schule musste, schlief er meist noch und am Abend träumte sie bereits, wenn das Restaurant gegen Mitternacht schloss.
Gelegentlich feierten Gäste auch bis in den Morgen hinein.
Das Autoradio spielte Evas Lieblingslied und abermals dachte er an seine Frau zurück. Und gleichzeitig an Ariana, die er am Abend zuvor mit ihr verwechselt hatte.
Das Lied schmerzte nicht mehr. Bis zum Tage zuvor hatte er da immer abschalten müssen, jetzt pfiff er einfach den Schlager mit.
G eschwind umrundete Ariana den Teich. Sie liebte diese lauen Abende des Sommers. Die Sonne war gerade untergegangen und es war noch einigermaßen hell.
Im Frühjahr und Herbst war das die Zeit, zu der sie im Nebel tanzen konnte, doch jetzt war es für die Nebelschwaden einfach zu warm.
Die Warnungen der Mondgöttin waren ihr immer noch im Kopf, aber da war momentan auch so eine Art von Sehnen nach dem Mann in ihr. Daher hoffte sie, dass Richard wieder zu ihr kommen würde und sie dabei nicht von Lunara beobachtet wurde.
Doch die Göttin sah eigentlich alles und daher war der zweite Teil ihrer Hoffnung illusorisch.
Ging Ariana damit ein zu großes Wagnis ein?
Jahrhundertelang hatte sie sich von den Menschen fern gehalten und gerade sehnte sie sich danach, wieder neben dem Mann auf der Bank zu sitzen.
Und wie groß war das Risiko mit Lunara?
Was konnte die Freundin und Göttin machen? Würde es eine Strafe geben? Vermutlich nicht, denn Lunara hatte es nicht verboten, sondern nur davor gewarnt.
Und würde der Mann überhaupt wiederkommen? Der Platz lag versteckt und somit konnte Ariana erst unmittelbar vor der Bank sehen, ob er wirklich da war.
Und wenn nicht, dann würde sie ihm auch noch die Zeit geben müssen, sie zu finden, denn sie wusste ja nicht, ob er schon mit der Abenddämmerung erscheinen würde oder erst sehr viel später.
Erneut jagten sich die Nervosität mit der Aufregung und Wissensdurst mit Angst. Aber sie hatte ja jederzeit, wie am Abend zuvor, die Möglichkeit zur Flucht.
Der Teich war nur einen großen Sprung entfernt und im Wasser war sie in ihrem Element. Da konnte Richard sie wohl kaum einholen. Kein Mensch konnte so schnell schwimmen, wie sie.
Ariana bog um das kleine Gebüsch aus Schilfgras und der Mann saß auf der Bank.
Beinahe wäre sie ihm vor Freude in seine Arme geflogen, konnte sich aber gerade noch zurückhalten.
Wie am Abend zuvor gab er ihr die Hand und sie setzte sich neben ihn.
„Schön, dass du gekommen bist“, sagte sie und er gab ihr fast dieselben Worte zurück.